Volker Mall/Harald Roth:

Das KZ-Außenlager auf dem Nachtjägerflugplatz Hailfingen/Tailfingen

 

Der Reichsminister für Luftfahrt verfügte am 17.8.1938 den Bau eines Militärflugplatzes (Einsatzhafen I) auf der Gemarkung der Gemeinden Tailfingen, Hailfingen und Bondorf.[1] Das unbebaute Gelände eignete sich als Standort, da es eben, fast nebelfrei und strategisch günstig in relativer Nähe zur französischen Grenze lag. Nachdem der Wald, der einen Teil der 160 Hektar großen Fläche bedeckte, gerodet war, begann der Reichsarbeitsdienst 1938 mit der Einebnung des Geländes und dem Bau einer 1200 Meter langen und 18 Meter breiten Startbahn.

Bis im Mai 1944 Teile der I. Gruppe des Nachtjägergeschwaders 6 (NJG 6) in Hailfingen stationiert wurden[2], nutzte die Luftwaffe das Gelände als Ausweichflugplatz bzw. „Einsatzhafen“. Um den Platz und die auf ihm stationierten Nachtjäger gegen die zunehmenden Angriffe der Alliierten zu schützen, plante das Luftgaukommando VII im 1. Quartal 1944 den Bau von zwei Rollwegen bzw. Ausweichstraßen, splittersicheren Flugzeugboxen und kleineren Flugzeughallen.[3] Die Ausbauarbeiten wurden durch verschiedene Firmen unter der Bauleitung der Organisation Todt (OT) durchgeführt. Als Arbeitskräfte setzten die Luftwaffe und die beteiligten Baufirmen verschiedene Gruppen von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern ein, die auf dem Flugplatz untergebracht wurden.

 

Das Lager der OT bestand aus vier Baracken am nördlichen Rand des Platzes. Daneben stand ein umzäunter Hangar, in dem von September bis November 1944 etwa 350 aus Athen verschleppte Zwangsarbeiter (>Tabarowski) und anschließend 600 jüdische KZ-Häftlinge untergebracht waren. Ein weiteres von Stacheldraht umgebenes Lager war vermutlich bereits 1942 für etwa 100 sowjetische Kriegsgefangene eingerichtet worden, die vorwiegend in den Steinbrüchen der Umgebung arbeiten mussten. In zwei  weiteren Baracken waren französische Kriegsgefangene und belgische Zivilarbeiter untergebracht, die sich vergleichsweise frei bewegen konnten. Ab Januar 1945 kamen etwa 300 Angehörige der britischen Armee aus Indien, die in Nordafrika gefangen genommen worden waren und durch das Rote Kreuz relativ gut versorgt wurden. Auch italienische Freiwillige der Wehrmacht - in Uniform, aber unbewaffnet - arbeiteten auf dem Flugplatz, sowie kurzzeitig eine Gruppe ungarischer Soldaten, die sich mit der Wehrmacht auf dem Rückzug befanden.

 

Das KZ Außenlager auf dem Flugplatz Hailfingen / Tailfingen

Am 13.9.1944 beantragte die OT-Bauleitung Tübingen, Baustelle Hailfingen, über die Kommandantur Natzweiler beim WVHA in Oranienburg die „Gestellung“ von 600 KZ-Häftlingen. Angefordert wurden 150 „Häftlings-Facharbeiter“ (40 Maurer, 20 Schreiner, 70 Zimmerer, 20 Schlosser und Mechaniker) und 450 „Häftlings-Hilfsarbeiter“. Der Häftlingseinsatz sei, da es sich um Arbeiten im Sinne der Reichsverteidigung handele, dringend, Verpflegung und Unterkunft werde von der OT-Bauleitung gestellt.

Am 25.9.1944 wurde das Häftlingskommando genehmigt und das übliche „Entgelt“ von 6 RM pro Tag für die „Häftlings-Facharbeiter“, sowie 4 RM für die „Häftlings-Hilfsarbeiter“ festgesetzt. [4]

Der Flugplatz Hailfingen wurde am folgenden Tag in einem Sonderbefehl des KZ Natzweiler[5] der 7. Wachkompanie des I. Wachsturmbanns zugeteilt. Lagerführer für das KZ-Außenlager Hailfingen wurde der SS-Unterscharführer Eugen Witzig, der seit April 1944 dem Kommandanturstab des KZ Natzweiler angehörte.[6]

 

Am 17.11.1944 stellte die SS im KZ Stutthof bei Danzig einen Transport mit 600 als arbeitsfähig klassifizierten jüdischen Häftlingen zusammen.[7] Die meisten von ihnen hatten Auschwitz mit einem Transport am 26.10.1944 verlassen und waren am 28.10.1944 in Stutthof angekommen.[8] Die Namen der Häftlinge wurden von der Verwaltung des KZ Natzweiler zentral im Nummernbuch Nr.6 mit den Nummern 40.448 bis 41049 eingetragen.[9]  Noch bis Mitte März 1945, als das Lager bereits aufgelöst war, wurden in diesem Nummernbuch  Sterbedaten von Häftlingen festgehalten.

 

Dem Nummernbuch zufolge kamen die Juden aus 16 Ländern: 260 Polen, 128 Ungarn, 47 Franzosen, 33 Letten, 27 Holländer, 24 „Reichsdeutsche“, 20 Griechen, 19 Italiener, zwölf Litauer, sieben Belgier, je drei Tschechen, Slowaken und Rumänen, zwei Türken, ein Bulgare und acht Staatenlose. Bei drei Personen ist die Nationalität unleserlich. Die Häftlinge waren u.a. über folgende Sammellager nach Auschwitz gekommen: Fossoli (Italien), Drancy (Frankreich), Mechelen (Belgien) und Westerbork (Niederlande). Sie waren nach den Angaben im Nummernbuch zwischen 15 und 60 Jahre alt. Einige hatten allerdings aus Angst vor ihrer sofortigen Ermordung ein falsches Alter angegeben (>Billauer). So unterschiedlich die Nationalitäten, so verschieden waren die soziale Herkunft und die Biographien: Ein Spanienkämpfer (Emanuel Mink), ein Mitglied des britischen Expeditionskorps (Wald), Mitglieder der Résistance (Mink, Minkowski, Bily), des holländischen Widerstands (Koekkoekk) usw. Einige hatten schon 5 Jahre Ghetto, Arbeits- und Konzentrationslager hinter sich, bevor sie nach Hailfingen kamen, andere waren erst Mitte 1944 nach Auschwitz deportiert worden, so z.B. die, die mit den Transporten aus Fossoli oder mit den letzten Transporten aus Drancy dorthin gekommen waren. Am 19.11.1944[10] kam die Gruppe in Güterwaggons auf dem Bahnhof von Nebringen an und ging von dort zu Fuß zum Flugplatz.

 

Die Häftlinge wurden täglich nach dem Zählappell in Arbeitskommandos eingeteilt. Vorarbeiter der OT und der ausführenden Baufirmen beaufsichtigten die Kommandos. Die Wachen des KZ Hailfingen setzten sich - neben einigen Landesschützen, die v.a. tagsüber das Lager bewachten - ausschließlich aus frontuntauglich gewordenen Angehörigen der Luftwaffe zusammen, die die Häftlinge sehr unterschiedlich behandelten.

Gearbeitet wurde in Steinbrüchen, die z.T. für den Bau des Flugplatzes eingerichtet worden waren (> Kornblit, Arbeiter). Mit den gebrochenen Steinen und dem Schotter wurde die Startbahn aus- und an den beiden Rollwegen  weitergebaut. Für den Rollweg in westlicher Richtung musste ein Waldstück gerodet werden. Für den Bau der Hangars wurden Bäume gefällt. Außerdem mussten die Häftlinge Blindgänger beseitigen. (>Ciechanower)

 

Die Häftlinge schliefen im Hangar anfangs auf dem mit Stroh ausgestreuten Boden. Weitere 60 bis 70 Schlafstellen befanden sich auf einer Zwischendecke. Sanitäre Einrichtungen gab es praktisch keine, als Toilette diente eine Latrinen-Grube nördlich des Hangars, der Hangar war voller Ungeziefer. Die Ernährung war völlig unzureichend und es gab keinerlei ärztliche Versorgung. Kranke und nicht mehr arbeitsfähige Häftlinge wurden misshandelt, einige zu Tode geprügelt. Mehrere Gefangene wurden erschossen. Der zuständige Stabsarzt Dr. Rothe nannte in den  Totenmeldungen meist fiktive Todesursachen wie Lungenentzündung oder Kreislaufschwäche; dreimal allerdings stellte er Schussverletzungen fest.[11] Die meisten Opfer starben aber an den Folgen der schweren Arbeit, der Unterernährung und der Kälte und an Krankheiten. Das erste Todesopfer war Max Steinhardt, er starb am 21.11.1944.

 

Manchmal erhielten die Häftlinge von den Bewohnern der Orte (Öschelbronn, Bondorf und Reusten), durch die sie auf dem Weg zur Arbeit kamen, etwas Essbares.

 

 Im Krematorium im Friedhof Unter den Linden in Reutlingen wurden zwischen dem 21.11.1944 und dem 5.1.1945, als es seinen Betrieb einstellte, 99 Tote des Hailfinger Lagers verbrannt.[12] Im Nummernbuch sind darüber hinaus zwischen dem 4.12.1944 und dem 9.12.1944 die Sterbedaten für 15 weitere Häftlinge registriert. Sie wurden im Krematorium auf dem Esslinger Ebershaldenfriedhof eingeäschert.[13] In dem Massengrab, das am 2.6.1945 entdeckt wurde, fand man die Überreste von 72 Toten. Bei drei von ihnen war die Auschwitznummer noch lesbar. Sie konnten inzwischen identifiziert werden: Anton Schwarz, A 17404, gestorben am 31.1.1945, Ernst Lebowicz, 65194, gestorben am 7.2.1945 und Sabi Vintourero (Winturero), A 12058, gestorben am 8.2.1945.

 

Ob außer Marion Kornblit, der Anfang Februar 1945 fliehen konnte, noch weiteren Häftlingen die Flucht gelang, ist nicht belegt.

Als die Alliierten näherrückten, wurden Mitte Februar 1945 die Bauarbeiten abgebrochen und der Platz geräumt. Ein Transport ging nach Vaihingen/Enz. Mindestens 48 der 111 Häftlingen, die am 13.2.1945 dorthin transportiert wurden, starben in den Wochen bis zum 6.4.1945. Die SS schaffte die Häftlinge, die sie für transportfähig hielt, wenige Tage vor der Befreiung von dort nach Dachau-Allach. Von dort wurden viele Häftlinge noch auf Todesmärsche geschickt. (Staltach >Bajnerman, Friedmann, Baum)

 

Ein letzter Transport verließ Hailfingen  am 14.2.1945. Die bis dahin in Hailfingen gebliebenen 296 Häftlinge wurden nach Dautmergen deportiert;  von ihnen starben dort nachweislich neun.[14] Wenn diese von Eric Breuer[15] genannten Zahlen  stimmen, was anzunehmen ist, weil er Lagerschreiber war und seinen Bericht bereits 1945 verfertigt hat, kamen ungefähr 190 Häftlinge in Hailfingen ums Leben.[16] Bis zur Befreiung starben in den nachfolgenden Lagern   nachweislich  84  Gefangene. Von 267   Häftlingen ist inzwischen das Todesdatum und der Todesort bekannt. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl der Opfer weit höher liegt. Das Schicksal von über 200 Häftlingen ist bis heute ungeklärt. Von 120 jüdischen Häftlingen wissen wir, dass sie überlebt haben. Man muss  davon ausgehen, dass weniger als die Hälfte, möglicherweise sogar nur ein Viertel der 600 KZ-Häftlinge die Befreiung durch die Alliierten erlebt haben. So forderten die Todesmärsche von Dautmergen bzw. Dachau-Allach aus in den letzten Kriegstagen noch zahlreiche Todesopfer, die am Straßenrand zurückgelassen und nirgends registriert wurden. Von Dautmergen aus wurde im März 1945 eine unbekannte Zahl von Häftlingen in das Sterbelager Bergen-Belsen verlegt (Ciechanower). Dort blieben sie weitgehend sich selbst überlassen; die Todesrate in Bergen-Belsen war so hoch, dass die Kapazitäten nicht ausreichten, um die Toten zu beseitigen. .Befreit wurden die Überlebenden an verschiedenen Orten, so z.B. in Ostrach bei Saulgau (>Fiszel), in Landsberg (>Jack Spicer), in Sigmaringen (>Abraham Stuttman), in Altshausen (>Piasek, Wassermann) und  in Staltach (>Bajnerman, Friedmann, Baum).

 

Prozesse

Das Gericht Erster Instanz für die Verurteilung der Kriegsverbrechen des Französischen Oberkommandos in Deutschland verhandelte 1947 bis 1949 in Rastatt über einige der Verbrechen, die in Hailfingen begangen wurden. Angeklagt waren neben dem OT-Truppführer Karl Bäuerle lediglich (>)Abraham Stuttmann  als Lagerältester und (>)Leo Kac als Stubendienst, die von einzelnen ehemaligen Mithäftlingen belastet wurden. Trotz kontroverser Einschätzungen wurde Stuttmann erstinstanzlich zu zwei Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt, Kac zu einem Jahr. Karl Bäuerle wurde zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. Das Berufungsurteil vom 17.11.1949 bestätigte die ergangenen Urteile.

 

Die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen vernahm ab 1967 im Zuge der neu eingeleiteten Ermittlungsverfahren gegen Bruno Störzer, Karl Bäuerle, Mischa und N.N. sowie gegen Leo Kac wegen Mordes im Nebenlager Hailfingen des KZ Natzweiler [17], weltweit 25 Überlebende des KZ Hailfingen als Zeugen. Die Verfahren wurden eingestellt, weil nach einer Verurteilung in den Rastätter Prozessen den deutschen Gerichten nach Art. 3 des Überleitungsvertrags keine Gerichtsbarkeit mehr zustand und weil die Wachposten nach Ansicht der Ermittler nicht mehr ausfindig gemacht werden konnten.

 

Selektive Erinnerung

Am 1.6.1945 wurde den französischen Soldaten von drei Überlebenden (>Marion Kornblit, Abraham Stuttman, Israel Arbeiter) das Massengrab auf dem Flugplatzgelände gezeigt, das am folgenden Tag geöffnet wurde. Die männliche Bevölkerung von Oberndorf, Hailfingen und alle Bürger aus Bondorf und Tailfingen mussten zu Fuß zum Flugplatz und dort die Leichen ausgraben, die Tailfinger Männer mussten das Massengrab aufdecken; dabei kam es zu Misshandlungen durch  französische Soldaten. Ein Mann starb durch Überanstrengung an seinem Herzleiden, ein andrer einige Tage später an den Folgen der Schläge. Die Tailfinger Frauen mussten ein Grab auf dem Tailfinger Friedhof ausheben, in das die Leichen überführt wurden. Das Holzkreuz auf dem Friedhof, das die Franzosen anordneten, trägt die Inschrift: „Hier ruhen 72 unbekannte KZ-Häftlinge.“

 

Auch wenn immer wieder betont wurde, dass „man“ nichts wusste und über das Konzentrationslager nach 1945 jahrzehntelang weitgehend Schweigen herrschte, war die Geschichte des Lagers in der lokalen Erinnerung immer präsent, wurde jedoch überlagert durch die Erinnerung an dieses Ereignis, das dann auch mehrfach instrumentalisiert wurde, um von den Naziverbrechen abzulenken oder sie zu verharmlosen.

 

Der ehemalige Flugplatz interessierte zunächst nur im Hinblick auf seine zukünftige Nutzung. Zweimal – Ende der 60er Jahre und 1972/73 - stand das Gelände sogar als möglicher Standort für einen Großflughafen Stuttgart II zur Diskussion.

 

Angehörige von (> Ignac Klein) setzten neben das Holzkreuz auf dem Tailfinger Friedhof Mitte der 60er Jahre einen Gedenkstein.

Nachdem bereits 1978 ein fundierter wissenschaftlicher Aufsatz über das KZ-Außenlager erschienen war[18], folgten ab 1982 erste Aktivitäten und Veranstaltungen. So errichtete die DKP Tübingen 1985 am Ende der Landebahn ein Holzschild mit der Inschrift: „Hier war das Konzentrationslager Hailfingen-Natzweiler Elsaß. Hunderte zu Tode geschundene und ermordete KZ-Häftlinge mahnen. Nie wieder Faschismus, Nie wieder Krieg.“ Wie die o.g. Veranstaltungen stieß das Schild auf starke Ablehnung in Teilen der Bevölkerung und wurde mehrfach beschmiert. Ende 1985 gründete sich der „Förderverein zur Errichtung eines Mahnmals für die Opfer des Konzentrationslagers Hailfingen/Tailfingen“, ein Jahr später wurde auf dem Tailfinger Friedhof von der Gemeinde Rottenburg, der Gemeinde Gäufelden und der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs ein Gedenkstein enthüllt. Da dem Förderverein eine Erinnerung auf dem Gelände wichtig war, errichtete er dort 1987 eine Informationstafel, die ebenfalls beschmiert wurde. Die Gemeinde Gäufelden präsentierte Ende 2001 in einer Ausstellung in Tailfingen Luftaufnahmen der Alliierten und eine rekonstruierte Karte des Flugplatzgeländes.

2002 begann die Sektion Böblingen-Herrenberg-Tübingen des Vereins Gegen Vergessen-Für Demokratie, die Geschichte des KZ Außenlagers Tailfingen/Hailfingen aufzuarbeiten.

2007 erschien eine umfassende Dokumentation über die Geschichte des Flugplatzes und des Lagers.[19]

2007 gab GV/FD die aus dem Ivrit ins Deutsche übersetzte Autobiographie von Mordechai Ciechanower, einem der Überlebenden, heraus.[20] Ebenso die -Lebensgeschichte der Tochter des ersten Opfers, Marga Griesbach, geborene Steinhardt.[21]

Außerdem wurde „multimediales“ Unterrichtsmaterial erstellt, das im Herbst 2007 in das Internetportal des Kreismedienzentrums Böblingen www.zeitreise-bb.de gestellt wurde.

Von Johannes Kuhn (Herrenberg) wurde zusammen mit GV/FD ein 60-minütiger Dokumentarfilm gedreht, „Geschützter Grünbestand“, der am 7.4.2006 zum ersten Mal gezeigt wurde.

Das St. Meinrad-Gymnasium Rottenburg hat im Schuljahr 2007/08 mit einem Projekt „Gedenkpfad“ begonnen.

Eine vom Gemeinderat Gäufelden beschlossene Ausstellung im Tailfinger Rathaus ist in Vorbereitung und soll bis zum Sommer 2009 fertig sein.

 Die  Stadt Rottenburg wird auf dem Flugplatzgelände 2009 ein Mahnmal zur Erinnerung an die jüdischen Opfer aufgestellt werden.

 

Spuren in der Landschaft

Am 6./7. April 1945 zerstörte ein deutscher Sprengtrupp der Wehrmacht die Start- und Landebahn. Am 9.4.1945 wurde der Flugplatz von Jägern der Alliierten bombardiert. Am 18. 4.1945 schließlich fiel er in die Hände der von Nagold über Mötzingen und Bondorf vorrückenden Kampftruppen des 2. französischen Armeekorps.

Trotz der Zerstörung beabsichtigten die alliierten Luftstreitkräfte zunächst, den Flugplatz wieder in Betrieb zu nehmen, wobei die Startbahn verlängert werden sollte. So arbeitete die Firma Kirchhoff im Auftrag der französischen Luftwaffe bis Anfang 1946 auf dem Platz.[22]

 

Von dem immerhin ehemals 160 Hektar großen Flugplatz ist heute so gut wie nichts mehr zu sehen. Im Februar/März 1946 waren die Gebäude demontiert und abtransportiert worden.

Beim 1959 begonnenen Neubau der B 14 wurden Teile der zum Flugplatz führenden Gleisanlagen (Abzweig beim Bahnhof  Nebringen) beseitigt. Wo der Hangar  war, ist jetzt der Tailfinger Sportplatz mit Vereinsheim.

 

Auf der z.T. gesprengten (und wieder reparierten) Start- und Landebahn entwickelte sich ein Grünbestand, der seit den 80er Jahren unter Naturschutz steht („geschützter Grünbestand“). Spuren gibt es nur noch wenige: Neben der überwucherten Start- und Landebahn Reste einer Reparaturhalle östlich der Autobahn auf Reustener Gemarkung und Reste einer Flugzeughalle im Gewann „Keßlers Hölzle“ in Öschelbronn.

Inzwischen wurden die Reste der Anlage gem. § 2 des Denkmalschutzgesetzes als archäologisches Kulturdenkmal  ausgewiesen, 2007 auf der Gemarkung Tailfingen, 2008 auf der Gemarkung Hailfingen.

 

Mall/Roth Herrenberg, 1.6.2008



[1] Der Platz bekam den Namen „Hailfingen“, weil die Kommandantur auf Hailfinger Markung lag. Für das KZ wurde der Name übernommen, obwohl es sich auf Tailfinger Markung befand.

[2] Die Aufklärer des Geschwaders blieben zunächst noch in Echterdingen. Tagebuch der I. Gruppe des NJG 6, BMF RL 10 542.

[3] BMF RL 19 215.

[4] ISD Sachdokumente M 3 Hailfingen. Seite 63, Antrag der OT-Bauleitung Tübingen/ Baustelle Hailfingen, 13.9.1944.

[5] BAB NS4 Na/13. Sonderbefehl vom 26.9.1944.

[6] StAL, Akten des Landgerichts Hechingen Ordner 23, Bl.5030

[7] Es ist denkbar, dass der Transport 1200 Häftlinge umfasste und die Hälfte nach Echterdingen transportiert wurde.

[8] Transportliste Auschwitz-Stutthof und Häftlingspersonalkarten Stutthof. Archiv Museum Stutthof.

[9] StAL  EL 317 III, Bü 1312; FNP, 72 AJ 2171.

[10] Eric Breuer: Les miracles ont eu lieu plusieurs fois... Les miracles ont eu lieu plusieurs fois Guerre - 1939 / 1945 - Déportation en Allemagne, http://war.megabaze.com

[11] Jakob Diamantstein, gest. 11.12.1944: Bauchschuss; Henri Lortnoi/Portnoi, gest. ebenfalls am 11.12.1944: Kopfschuss. Die Zeugenaussage von Ajzyk Bajnermann belegt, dass ein ukrainischer Posten namens Mischa am 13. 12. 1944  den in Szydłowiec geborenen Abram Sternschuss (Szternschuss) erschoss, weil er aus der Kolonne ging, um einen Apfel aufzunehmen. In der Totenmeldung ist als Todesursache „Bauchschuss“ angegeben.

[12] StadtA Reutlingen, Friedhofsverwaltung Nr.304, Einäscherungsverzeichnis für Schutzhäftlinge; Rechnungen der Friedhofverwaltung an die Oberbauleitung der OT Balingen, Abschnitt Hailfingen K.Z.-Lager, ebd.

[13] Schriftstück der Friedhofsverwaltung Esslingen (FHV 206): "15 unbekannte Leichen aus Hailfingen... 13.12.1944...Sammelurnengrab 5..." (Krematorium des Ebershaldenfriedhofs).

[14] AMAC Nat 68/3 zitiert nach Steegmann 2005:137, die Todesfälle von Dautmergen wurden erst ab dem 12.3.1945 in Schömberg registriert. 

[15] Eric Breuer: Les miracles ont eu lieu plusieurs fois Guerre - 1939 / 1945 - Déportation en Allemagne, http://war.megabaze.com

[16] Ob außer Meir Kalmanowicz noch weitere Häftlinge nicht im Nummernbuch verzeichnet waren und damit zu den 600 dazu kamen, ist offen.

[17] BAL B 162/4349, Bl.401und Bl.392

[18] Monika Walther-Becker: Das Lager Hailfingen, in Vorländer (Hrsg.): Nationalsozialistische Konzentrationslager im Dienst der totalen Kriegsführung, Stuttgart 1978, S. 149-174.

[19]Dorothee Wein, Volker Mall, Harald Roth: Spuren von Auschwitz ins Gäu - Das KZ-Außenlager Hailfingen/Tailfingen. Filderstadt 2007

[20] Mordechai Ciechanower: „Der Dachdecker von Auschwitz-Birkenau“ Berlin 2007. "Bibliothek der Erinnerung" Bd.17 

[21] Marga Griesbach: „...ich kann immer noch das Elend spüren...“, Hannover 2008

[22] Ortsarchiv Wendelsheim, C 160-1 Nr. 351 (AZ 9400)