Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bingerbrück (Stadt Bingen am Rhein) 
Jüdische Geschichte

Übersicht:  

Zur Geschichte jüdischer Einwohner  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
Fotos / Darstellungen  
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte jüdischer Einwohner                 
   
In Bingerbrück lebten im 19./20. Jahrhundert wenige jüdische Personen / Familien, die zunächst zur jüdischen Gemeinde in Rümmelsheim, dann in Bingen gehörten. 
  
Nach 1816 gehörte die damalige Siedlung "Ruppertsberg", aus der Bingerbrück entstand, zur Gemeinde Weiler bei Bingen. 1835 erscheint erstmals die Bezeichnung "Binger Brücke". 1838 lebten hier insgesamt erst 9 Personen, 1868 82 Personen. Durch die Entwicklung des Eisenbahnbaues an Rhein und Nahe nahm die Zahl der Einwohner stark zu (1886 bereits 1.000 Einwohner). 1892 wurde Bingerbrück von Weiler getrennt und war danach selbständige Gemeinde.  
  
Aus der jüdischen Gemeinde Rümmelsheim verzogen Ende der 1870er-Jahre nach Bingerbrück die Familien der Brüder Carl, Nathan und Isaak Wohlgemuth sowie Felix Wohlgemuth. Als Bürger der Gemeinde Weiler gehörten sie zunächst weiterhin zur Gemeinde in Rümmelsheim. 1892, als am Ort 42 jüdische Einwohner gezählt wurden, sind diese der Synagogengemeinde Bingen zugeteilt worden.    
 
Um 1900 lebten u.a. in Bingerbrück die Familien des Viehhändlers Samuel Löwenstein (gest. 1921; verheiratet mit Rosine geb. Nathan, gest. 1918), des Eisenhändlers (Eisengeschäft) beziehungsweise Inhabers der Weinhandlung und Cognac-Brennerei Felix Wohlgemuth und des Bauunternehmers Karl Wolff.      
 
Aus den jüdischen Familien ist besonders zu nennen: 

Karl Wolff (1847-1929), bekannter Bauunternehmer im aufstrebenden Bingerbrück Ende des 19. Jahrhunderts und bis zu seinem Tod 1929; war um die Jahrhundertwende bei fast allen Erschließungsmaßnahmen und beim Bau zahlreicher Wohnhäuser beteiligt. Von 1899 bis 1914 war er Mitglied des Gemeinderates. Er wurde nach seinem Tod am 3. März 1929 im jüdischen Friedhof in Bingen beigesetzt. 
1987 wurde in Bingerbrück die bisherige Poststraße nach ihm benannt ("Karl-Wolff-Straße").   

1925 wurden 34 jüdische Einwohner in Bingerbrück gezählt.  
      
1933 lebten in Bingerbrück: die Familien Hausmann (Julius Hausmann war Teilhaber im Binger Weingeschäft Gross und Hausmann; Schlossbergstraße 42), Herz (Hermann Herz war Kohlenhändler; Schlossstraße 2), Müller (der Weinkommissionär Ludwig Müller lebte mit seiner Familie im Benediktusgarten 11; Haus kriegszerstört), Winkelstein (Moritz Winkelstein war Viehhändler; Stromberger Straße 13), Wohlgemuth (Koblenzer Straße 62) und Wolff (Stromberger Straße 6). Dazu gab es in Bingerbrück eine Holzhandlung des Unternehmers Seligmann und den Viehhändler Moritz Winkelstein (1933 verhaftet). 
  
Beim Novemberpogrom 1938 richteten sich die Angriffe Bingerbrücker Nationalsozialisten gegen die Häuser beziehungsweise Wohnungen der Familien Herz und Wolff, die überfallen, völlig verwüstet, teilweise ausgeraubt wurden. Das Ehepaar Herz war wenig später gezwungen, das Haus zu verkaufen und musste in ein "Judenhaus" nach Bingen ziehen. Die Kinder konnten nach Schweden emigrieren. Im März 1942 wurden Selma und Hermann Herz deportiert.        

  
Von den in Bingerbrück geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Klara Hausmann geb. Wohlgemuth (1890), Hermann Herz (1888), Selma Herz geb. Löwenstein (1897), Karoline May (1892), Friedrich Müller (1925), Klara Flora Müller geb. Willstädter (1897), Ludwig Müller (1887), Ruth Müller (1929) . 
     
1997 wurde durch den Heimatverein Bingerbrück e.V. und den Ökumenekreis Bingen ein Ehrenmal für die Umgekommenen eingeweiht mit dem Text auf der Gedenktafel: "Zum Gedenken an die jüdischen Bingerbrücker Mitbürgerinnen und Mitbürger Selma und Hermann Herz. 1842 von den Nationalsozialisten in Polen ermordet und Klara, Ludwig, Friedrich und Ruth Müller, 1942 deportiert und verschollen. 'Ihre Seelen seien eingebunden in das Bündel des Lebens'. Bingerbrück, 9. November 1997".  
Bei der 2. und Stolperstein-Aktion in Bingen 2006 und 2007 in Bingen wurden u.a. für Klara Hausmann geb. Wohlgemuth in der Schlossbergstraße 42 und das Ehepaar Selma und Hermann Herz sowie für Harry Löwenstein in der Schlossstraße 2 "Stolpersteine" gelegt. 
   
Bei der Verlegung von "Stolpersteinen" am 31. August 2011 werden auch für die Familie von Ludwig Müller solche verlegt, siehe Bericht von Beate Goetz "Die leise Hoffnung erfüllt sich nicht" vom 15. August 2011 in der "Allgemeinen Zeitung" (Artikel; als pdf-Datei eingestellt).        
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Einwohner 
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen  
Anzeigen des Eisengeschäftes F. Wohlgemuth (Bingerbrück und Bingen, 1891)  /  der Weinhandlung und Cognacbrennerei F. Wohlgemuth (Bingerbrück, 1905) 

Bingerbrueck Israelit 20051891.jpg (29000 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1891: "Lehrlings-Gesuch. E
in kräftiger Junge kann das Eisengeschäft erlernen. Samstags und Feiertage geschlossen. 
F. Wohlgemuth
, Bingerbrück. Filiale: Bingen."   
 
Bingerbrueck Israelit 03041903.jpg (33829 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1903: "F. Wohlgemuth, Bingerbrück am Rhein
Weinhandlung und Cognacbrennerei empfiehlt selbstgebrannten Trester koscher al Pesach 
in halben und ganzen Krügen."    

   
   
   
Fotos
(Quelle: Carl Woog, Heimatverein Bingen-Bingerbrück; aus dem Wikipedia-Artikel zu Bingerbrück 

Die Gedenktafel für die in der NS-Zeit 
aus Bingerbrück Umgekommenen
Bingerbrueck Tafel 010.jpg (207223 Byte)  
     
     
  Fotos zu einigen der genannten Personen finden sich auf den Seiten von www.juedischesbingen.de  
(siehe insbesondere Presseartikel zur Stolpersteinaktion)

  
   
Links und Literatur

Links:  

Website www.bingerbrueck.de (Heimatverein Bingerbrück e.V.) mit Unterseiten zu jüdischen Einwohnern in der Reihe: Bingerbrücker und Rupertsberger Geschichte(n)  
Wikipedia-Artikel zu Bingerbrück  
Artikel zur "Stolperstein"-Verlegung in Bingerbrück  

Literatur:  

Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 75-79 (Kurznotiz unter Bingen).  
Dokumentation: Jüdische Grabstätten im Kreis Bad Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995. S. 363-364.  

  
   

                   
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Stand: 02. Januar 2015