In Deggendorf bestand eine jüdische Gemeinde im Mittelalter,
nachzuweisen seit etwa 1242 oder 1250 bis 1338. Die vermutlich relativ große
Gemeinde hatte wahrscheinlich eine Synagoge, die an Stelle der 1360 geweihten
"Heilig-Grab-Kirche" stand.
Die jüdische Gemeinde des Mittelalters fand durch einen von der christlichen
Bevölkerung verübten Massenmord ein grausames Ende. Die Hauptursache hierfür
wird neben dem allgemein verbreiteten und von der Kirche jahrhundertelang
geschürten Judenfeindschaft in der Verschuldung vieler Deggendorfer Bürger bei
jüdischen Kaufleuten und Geldverleihern zu suchen sein. Mit der
Judenverbrennung am 30. September 1338 wurden etwa 400 jüdische Männer,
Frauen und Kinder unschuldig ermordet. Ihre Besitztümer wurden durch die
Deggendorfer Bürger geraubt. Bereits am 14. Oktober 1338 sprach der Herzog die
Stadt von aller Schuld frei. An Stelle der vermutlich mit oder nach dem Mord an
der jüdischen Bevölkerung zerstörten Synagoge begannen die Deggendorfer mit
dem Bau einer Kirche. Mit der Einweihung der "Heilig-Grab-Kirche"
1360 wurde die Prozession der "Deggendorfer Gnad" begründet,
womit der Massenmord an den Juden eine jahrhundertelange Nachgeschichte erhielt.
Über die Feier dieser "Deggendorfer Gnad" wurde der Antijudaismus des
Mittelalters bis ins 20. Jahrhundert hinein unkritisch weitertradiert. Erstmals
fand die Prozession mit einem fünftägigen Ablass vom 30. September bis zum 4.
Oktober 1361 statt. Erst in diesem Zusammenhang taucht die Begründung
auf, es habe vor der Judenverbrennung eine Hostienschändung durch einige
Juden der Stadt gegeben: eine verlogene, nachträgliche Rechtfertigung des
Massenmordes.
Bei der Prozession selbst wurden bis
ins 19. Jahrhundert hinein alljährlich vor Tausenden von Pilgern die
angeblich geschändeten Hostien, eine Schusterahle und ein Dorn herumgetragen.
Die Prozession war lange Zeit für die Stadt eine lukrative Einnahmequelle: so
kamen 1721 etwa 40.000 Pilger zur Wallfahrt in die Stadt. Zwar war die Wallfahrt
auf Grund des Zusammenhanges mit der verlogenen Hostienschändung und dem
Massenmord an den Juden der Stadt seit dem 19. Jahrhundert auch in kirchlichen
Kreisen umstritten, dennoch dauerte es bis zum Jahr 1992, in dem die
Wallfahrt eingestellt wurde. Nach einer damals von kirchlichen Kreisen
veranlassten Dissertation von Manfred Eder erklärte der Bischof von Regensburg
in einem Hirtenwort an die Katholiken in Deggendorf: "Da jetzt die
Haltlosigkeit jüdischer Hostienschändungen auch für den Deggendorfer Fall
endgültig bewiesen ist, ist es ausgeschlossen, die 'Deggendorfer Gnad' - noch
dazu als 'Eucharistische Wallfahrt der Diözese Regensburg' weiterhin zu begehen."
1993 wurde an der Kirche eine Hinweistafel mit dem folgenden Text
angebracht: "Kyrie Eleison. Im Jahre 1338 wurden die Juden Deggendorfs
ermordet. Eine Jahrzehnte später zur Rechtfertigung dieses Verbrechens
entstandene Legende, wonach die Juden Hostien geschändet haben sollen, ist
falsch. Die über Jahrhunderte hin aufrechterhaltene Verleumdung ließ nicht nur
das Andenken an die Juden des Mittelalters zu einem Zerrbild werden, sondern
schädigte auch den Ruf ihrer Nachkommen bis herein in die jüngste
Vergangenheit. Wir bitten die Juden, 'unsere älteren Brüder' (Papst Johannes
Paul II) um Vergebung für das ihnen zugefügte Unrecht. Deggendorf im Advent 1993. Manfred Müller - Bischof von Regensburg. Ludwig J. Rösler
Stadtpfarrer Mariä Himmelfahrt Deggendorf."
Weitere Geschichte im Mittelalter: Nach der Judenverbrennung 1338
lebten 1415 vorübergehend wieder einige Juden in der Stadt, wenig
später war über Jahrhunderte keine Niederlassung mehr
möglich.
Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zogen einige jüdische
Personen/Familien zu. Es wurden bei Volkszählungen gezählt: 1871 2, 1880 8
(von insgesamt 6.226 Einwohnern der Stadt), 1900 17, 1910 17 (0,2 % von 7.478
Einwohnern), 1925 15, 1933 17, 1939 10 jüdische Personen in der
Stadt.
Die jüdischen Einwohner schlossen sich der Gemeinde in Straubing an.
Die Toten der jüdischen Filialgemeinde wurden entweder in Cham oder in
Straubing
beigesetzt.
Die nur wenigen jüdischen Einwohner/Familien waren in den 1920er-/1930er-Jahren
insbesondere: der Hausierer Heinrich Scharf (im Ersten Weltkrieg
schwerbeschädigt) mit seiner (zweiten) Frau Paula geb. Schloss und der
gemeinsamen Tochter Regina, dazu der aus erster Ehe von Heinrich Scharf
stammende Sohn Felix Ephraim (geb. 1918, konnte 1939 nach Palästina
emigrieren); der Kaufmann Julius Isidor Lauchheimer (im Ersten Weltkrieg
mehrfach ausgezeichnet), der mit seinem Verwandten Leopold Röderer ein
Bekleidungs- und Textilgeschäft am Oberen Stadtplatz betrieb (im Gebäude
heute Schuhgeschäft Dettweiler) mit seiner
(zweiten) Frau Klementine geb. Haas und der Tochter (aus erster Ehe) Ilse; der
genannte Leopold Röderer war verheiratet mit Emma geb. Neuburger. Adolf
Silber (Straubing) hatte in den 1920er-Jahren in Deggendorf eine Filiale
seines Geschäftes für Haus- und Küchengeräte, Glas und Porzellan,
Galanterie- und Spielwaren. Im Nachbarort
Hengersberg lebten Leopold Lederer und seine
Frau Malwine geb. Schwarz.
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 verließen bis 1938
mehrere der jüdischen Einwohner die Stadt, einer emigrierte nach England, vier
verzogen nach München. Eine Frau starb in Deggendorf. 1939 wanderte Felix
Ephraim Scharf nach Palästina und ein Mädchen nach England aus. In Deggendorf verblieben acht
jüdische Personen, von denen im April 1942 sechs über Regensburg in
Vernichtungslager deportiert wurden Heinrich, Paula und Regina Scharf sowie
Julius, Klementine und Ilse Lauchheimer), das Ehepaar Leopold und Emma Röderer wurde über Regensburg im September 1942 nach
Theresienstadt verschleppt.
Von den in Deggendorf geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Daniela (Ella) Holzinger geb.
Neuberger (1889), Ilse Lauchheimer (1921), Julius (Isidor) Lauchheimer (1877),
Klementine Lauchheimer geb. Haas (1896), Rosa Lauchheimer
(geb. ?), Gerda Moos geb. Stern (1913), Emma Röderer geb. Neuburger (1885), Leopold
(Leo) Röderer (1876). Heinrich Scharf (1880), Paula Scharf geb. Schloss (1896),
Regina Scharf (1931).
1945 bestanden zwei Lager für jüdische Displaced Persons
in Deggendorf (Juni 1946 1.200 Personen), die einige Zeit nach Gründung des
Staates Israel 1948 aufgelöst wurden. Die in den Lagern verstorbenen
Personen wurden auf einem neu angelegten jüdischen Friedhof
beigesetzt. Die ehemaligen Lagergebäude (frühere Kreisirrenanstalt, ab
1935 Kaserne von Deggendorf, im Zweiten Weltkrieg Unterkunft für Fremdarbeiter)
sind erhalten: Am Stadtpark 28-48. In diesem Gebäude befand sich auch eine
Synagoge der Displaced Persons.
Zur Erinnerung an die früheren jüdischen Familien wurden in den vergangenen
Jahren drei Straßen benannt: Lauchheimerstraße, Roedererstraße und
Scharfstraße. Zum Gedenken an die in der NS-Zeit deportierten und ermordeten jüdischen
Einwohner wurden am 2. Oktober 2012 durch den Kölner Künstler Gunter Demnig
acht sogenannte "Stolpersteine" verlegt: für Julius Isidor und
Klementine Lauchheimer, Emma und Leopold Roederer sowie Heinrich, Paula und
Regina Scharf vor ihren letzten frei gewählten Wohnsitzen am Oberen Stadtplatz
und am Pferdemarkt.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1907:
"Die Deggendorfer im Jahr 1337 und der Verein Bayerwald. Die
Kirchenchronik der Stadt Deggendorf erzählt ungefähr folgende
Geschichte. Im Jahre 1337 wussten sich die Juden von Deggendorf heilige
Hostien zu verschaffen, die sie zu peinigen und zu vernichten suchten. Sie
kratzten und durchstachen die Oblaten, sodass sie bluteten und in
strahlendem Glanze ein kleines Kind (der J.-Knabe) (sc. Jesus-Knabe)
über den Hostien erschien. Auch verschlucken und verbrennen wollten sie
die Gegenstände ihres Hasses, aber es gelang nicht. Da warfen sie die
unverwundbaren Hostien in einen Brunnen. Aber die Heiligtümer stiegen von
selbst wieder aus dem Brunnen empor und ließen sich in dem Kelch eines
Priesters nieder. Daraufhin wurde die Gesamte Judenheit unter Führung des
Ritters Degenberg von der christlichen Einwohnerschaft zur Ehre der
heiligen Hostien niedergemetzelt.
'Über diese alte Mär', so schreibt ein Herr A.W.L. im Fränkischen
Kurier, wären nicht viele Worte zu verlieren. Man kennt heute den
chemischen Vorgang, nach welchem länger liegende Oblaten rote,
blutähnliche Wassertropen absondern. Man kennt den Wahn des Mittelalters,
der sich in Verfolgungen der Juden wegen angeblicher Ritualmorde,
Hostienschändungen, Brunnenvergiftungen sowie in Hexenprozessen und
-Verbrennungen äußerte.
Wenn Schreiber dieser Zeilen auf diese uralte Geschichte zurückkommt, so
ist es nur, um eine historische Abhandlung in der Zeitschrift 'Der
Bayerische Wald' (Jahrgang 1906, Heft 4) - dem Vereinsorgan des Vereins
Bayerwald - zu beleuchten. Ein Herr Georg Bauer aus Deggendorf gibt
in genannter Zeitung einen Abriss der Geschichte der Stadt Deggendorf und
spricht mit Genugtuung, ja mit Begeisterung von jener Judenmetzelei in
seiner Vaterstadt. Ich glaube nicht, dass es heute noch einen gebildeten
Geistlichen gibt, der dieser Kirchengeschichte ernstlichen Glauben
beimisst, aber der 'Geschichtsforscher' Bauer spricht von 'Volksjustiz'
und davon, dass die Stadt nun glücklich die 'Wucherer' losbekommen
habe.
Man wird lebhaft an die Untersuchungen russischer Regierungsorgane über
die Ursachen eines Pogroms erinnert, wenn Bauer erzählt, dass der Herzog
Heinrich XIV., dem die Juden als Kammerknechte zu eigen waren, zwar zuerst
erzürnt gewesen sei, aber nach durchgeführter Untersuchung erklärt
habe: es sei alles in bester Ordnung vor sich gegangen, er erteile den
Deggendorfern Pardon und gestatte, dass die Mörder die den Juden
abgenommenen Kostbarkeiten als Eigentum behalten dürften, dass alle
jüdischen Schuldurkunden annulliert würden usw. Es ist wahrlich nicht
schwer zu erraten, wie der geldbedürftige Herzog zu diesem Entscheid
bewogen wurde, zumal an der Spitze der Mörder sein Günstling, der frumbe
Ritter von Degenberg auf Natternberg, stand. Dann bemerkt Bauer:
'Gelegentlich ihrer Ermordung zündeten die Juden auch wohl selbst ihre
Häuser an.' Er gibt die Quelle dieser Annahme nicht an. In der alten
Chronik ist diese sinnlose Beschuldigung nicht enthalten. Bauer hätte das
Zeug zum russischen Regierungsberichterstatter! Er hätte nach dem
Bialystoker Pogrom gewiss geschrieben: 'Die Juden haben sich Kanonen
gekauft und damit ihre Häuser niedergeschossen'.
Es scheint übrigens nicht, dass Bauer diese literarischen Untaten aus
kirchlicher Verranntheit verübt. Im Gegenteil leugnet er den Hauptteil
des Mirakels mit der Erklärung, die Hostien seien nicht im Brunnen neben
der infolge dieses Ereignisses erbauten Heiliggrabkirche, sondern 'in der
Grotte des sogenannten Judenaltars' gefunden worden. Bleibt also als Motiv
seiner Darstellung nur blinder Judenhass als unschönes Erbteil seiner
mittelalterlichen Ahnen. Wer an Hostienschändungen dieser Art glaubt, der
muss auch an Ritualmorde, an Entstehung der Pest durch vorsätzlich
Brunnenvergiftungen, muss auch an die Rechtmäßigkeit der Hexenprozesse
glauben. Denn alle diese Ausgeburten der Unduldsamkeit sind aufs innigste
miteinander verwandt. Das Gräulichste an der Geschichte ist aber, dass
sie sich in den Spalten eines Blattes befindet, welches den Zwecke
verfolgen soll, Natursinn und Liebe zum schönen Bayerischen Wald zu
verbreiten. Es berührt eigentümlich, neben begeisterten Naturschilderungen
in Prosa und Versen solch einfältig-gehässiges Zeug zu finden. Der
Verein Bayerwald nimmt als Mitglieder keine Juden auf. Aber deshalb
brauchte er doch nicht nicht volksverhetzendes Geschreibsel zum Zweck der
Verbreitung des Judenhasses in sein Vereinsorgan aufzunehmen."
Katholikenversammlung in Deggendorf mit der Feier der
"Aussetzung des heiligen Mirakels in der Gnadenkirche" (1871)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Mai 1871: "Aus
Bayern, 7. Mai (1871). Am 21. Mai (1871) wird in Deggendorf
(Niederbayern) eine großartige Katholikenversammlung stattfinden,
um einer Kundgebung zu Gunsten des Papstes Ausdruck zu verleihen. Nach dem
veröffentlichen Programm beginnt die Feier mit der 'Aussetzung des
heiligen Mirakels in der Gnadenkirche'. Es wird wohl nicht ohne Interesse
sein, wenn wir auf Grund authentischer Aktenstücke eine kurze Geschichte
dieses heiligen Mirakels bringen. Im Jahre 1337 werden einige in
Deggendorf wohnende Juden beschuldigt, eine von einem Christenweibe
gestohlene Hostie gekauft zu haben; die Käufer haben alsdann versucht,
die Hostie mit einer Ahle zu durchstechen, worauf aus dem Sakrament
rosenfarbenes Blut hervorgedrungen und auf dem Brode ein Kind erstanden
sei. Ebenso fruchtlos blieben, so fährt die Historie fort, alle Versuche,
die Hostie auf einem Ambosse zu zerschlagen, oder in einem Backofen zu
verbrennen. Die Kunde von dem angeblichen Diebstahle verbreitete sich und
es wurden für diesen Frevel sämtliche in Deggendorf wohnende Juden -
gegen 400 - unter den grässlichsten, höchst barbarischen Umständen
ermordet. Zu Ehren dieses Massenmordes wurde in Deggendorf eine
Wallfahrtskirche, in welcher die wundertätige Hostie aufbewahrt ist,
erbaut, und alljährlich im Monat September wird eine mehrere Tage
dauernde geistliche Feierlichkeit abgehalten, wobei die Hostie dem in
dichten Scharen herbeiströmenden Volke - namentlich liefert das an der
Grenze wohnende böhmische Landvolk ein zahlreiches Kontingent -
vorgezeigt wird. Da es aber notwendig ist in dieser frivolen Zeit, den
Glauben öfter zu beleben, so muss in diesem Jahre, da die Zeit bis
September zu lange währt, schon vorher eine besondere Feierlichkeit zu
Ehren der Judenverfolgung und des Massenmordes
stattfinden."
Über die Feier der
"Gnadenzeit" in Deggendorf (1872)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Oktober 1872: "Aus
Bayern, 2. Oktober (1872). In dem niederbayerischen Städtchen Deggendorf
findet in diesen Tagen (vom 29. September bis 5. Oktober) die Feier der 'Gnadenzeit'
statt. In dichten unabsehbaren Scharen wandern die Gläubigen aus weiter
Ferne, namentlich aber aus Böhmen, zu dem ausgestellten Gnadenbilde, um
des päpstlichen Ablasses teilhaftig zu werden. Fragen wir nun, aus
welchen Gründen diese Kirchenfeierlichkeit abgehalten wird, so erhalten
wir die Antwort: sie ist der Erinnerung an einen Massen-Judenmord gewidmet.
Es war nämlich im Jahre 1337, als die in Deggendorf wohnenden Juden des
Diebstahls einer Hostie beschuldigt wurden; ohne weitere Untersuchung
wurde die Niedermetzelung der ganzen Judengemeinde beschlossen und so fanden
etwa 400 Personen, Männer, Weiber und Kinder, unter schrecklichen
Misshandlungen ihren Tod. Um nun diese edle im Namen der Kirche und der
Religion begangene Tat den Nachkommen in Erinnerung zu halten, findet
alljährlich in Deggendorf eine besondere Kirchenfeierlichkeit statt,
deren Teilnehmern von Seiten des Papstes vollkommener Ablass verliehen
wird. Wir sehr übrigens derartige der Erinnerung an einen Massenmord
gewidmete Kirchenfeierlichkeiten den Geist der Humanität befördern,
dafür möge der Umstand den Beweis liefern, dass bereits am ersten Tage
des Festes mehrere Raufereien in Deggendorf stattfanden; ein zwischen zwei
Burschen entstandener, mit Messern geführter Streithandel endete damit,
dass der eine Bursche sofort tot auf dem Platze liegen blieb, während der
andere eine tödliche Verletzung erhielt. (Frankfurter
Zeitung)."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1921: "Zur
Führung eines rituellen Haushaltes bei einem älteren Ehepaar auf einem
kleinen Platz in Bayern wird eine Person gesetzten Alters gesucht.
Briefe mit Gehaltsansprüchen sind zu senden an J. Lauchheimer,
Deggendorf (Bayern)."
Anmerkung: Der unterzeichnende Julius
Lauchheimer war am 18. Juni 1877 in Schopfloch geboren. Er wurde nach dem
Novemberpogrom 1938 in das KZ Dachau verschleppt und 1942 nach Polen
deportiert, wo er umgekommen ist (für tot erklärt).
Geschäftskarte der Firma Silber (Straubing mit
Filiale in Deggendorf, 1926)
(Karte aus der Sammlung von Peter K. Müller, Kirchheim/Ries)
Die Geschäftskarte wurde von Adolf Silber, Haus- und
Küchengeräte, Glas und Porzellan, Galanterie- und Spielwaren (Straubing
und Deggendorf) von Straubing nach Amberg
am 8. September 1926 versandt.
Stadtmuseum
Deggendorf mit einer Dauerausstellung "Die Deggendorfer Gnad". Die Dauerausstellung mit der Darstellung der so genannten "Deggendorfer Gnad" wurde 1993 eröffnet. Sie ist sowohl ein Beitrag zur Wallfahrtsgeschichte, aber auch ein wichtiger Abschnitt in der Deggendorfer Stadtgeschichte. 1338 wurden in Deggendorf die jüdischen Bewohner ermordet. Anschließend wurde dies mit einer verleumderischen Hostienlegende gerechtfertigt, um die wohl in erster Linie wirtschaftliche Motivation des Pogroms zu verbergen. Die sich daraus entwickelnde Wallfahrt wurde 1992 eingestellt und wird heute im Museum mit bedeutenden Leihgaben aus der Grabkirche dargestellt. Im Zentrum der Ausstellung steht dabei die Gegenüberstellung von Legendenbildung und historischen Tatsachen.
Literatur:
Germania Judaica II,1 S. 157; III,2 S. 221.
Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 65-66.
Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 1992² S. 336-337.
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 144.
Manfred Eder: Die "Deggendorfer Gnad":
Entstehung und Entwicklung einer Hostienwallfahrt im Kontext von Theologie
und Geschichte. Deggendorf 1992 (zugleich Dissertation 1991). Eine
gedruckte Version ist erhältlich über das Stadtmuseum Deggendorf -
Begleitbuch zur dortigen Dauerausstellung.
Vortrag von Prof. Dr. Gerhard Langer (Universität
Salzburg) über "Die altbewährte Mär vom 'Gottesmord': Hostienfrevel:
online
bei haGalil.com
Artikel von S. Michael Westerholz: Gedenken an Nazi-Opfer:
Zickzack-Kurs in Deggendorf. Eingestellt am 4. Februar 2012 - online
bei haGalil.com
Deggendorf (in Jewish sources,
Takendorf) Lower Bavaria. The Jewish settlement dates form the early 14th
century. In September 1338, all the Jews were burned alive in their ghetto by
the local pop. The massacre and its approval by Duke Heinrich XIV sparked an
orgy of violence against the Jews throughout Bavaria and Austria.
A handful of Jews lived in Deggendorf from the 1870s, attached to the Straubing
community.
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