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Geschichte in Durbach"
Durbach (Ortenaukreis)
Der Freiheitskämpfer Fritz Müller in Durbach und der Schriftsteller und Arzt
Dr. Friedrich
Wolf
(die Seite wurde erstellt auf Grund von Informationen
und Materialien von Franz-Josef Müller, Arbeitskreis
der Heimatforscher Ortenau)
Übersicht:
Biographische Angaben
Der Schriftsteller und Arzt Dr. Friedrich Wolf ist am 23. Dezember 1888
in Neuwied am Rhein als Sohn einer jüdischen
Kaufmannsfamilie geboren. Er studierte Medizin in Tübingen, Bonn und Berlin
sowie Philosophie und Kunstgeschichte (letzteres auch in München). Die Studien
schloss er ab mit der Promotion zum Dr. med. im Jahr 1913. In diesem Jahr trat
er aus der jüdischen Religionsgemeinschaft aus. Bereits damals schrieb er
Gedichte und Erzählungen. Im Ersten Weltkrieg war er als Truppenarzt an der
Westfront, wo er als Kriegsgegner u.a. das Antikriegsdrama "Mohammed"
verfasste. Nach dem Krieg arbeitete er in Dresden als Lazarettarzt. Er wurde Mitglied
des Arbeiter- und Soldatenrates. Erste große schriftstellerische Erfolge hatte
er mit dem Drama "Das
bist du" am Dresdner Schauspielhaus (1919). Seit 1921 betätigte er sich
als Landarzt in Hechingen.
Nach Auflösung seiner ersten Ehe mit Käthe geb. Gumbold war er seit 1922 mit Else geb.
Dreibholz verheiratet. Die Kinder aus den beiden Ehen waren Johanna (1915), Lukas (1919),
Markus (1923) und Konrad (1925). In Hechingen entstand das Drama "Der Arme
Konrad", das in der Folgezeit auf vielen Bühnen in Deutschland mit großem
Erfolg aufgeführt wurde. Zahlreiche andere Dramen und Romane folgten in den
nächsten Jahren. Seit 1927 wohnte er in Stuttgart, wo er im folgenden Jahr in die Kommunistische
Partei Deutschlands (KPD) eintrat. Er wurde Mitglied des Bundes
proletarisch-revolutionärer Schriftsteller. Großes Aufsehen entsteht durch das
Drama "Cyankali", das eine Kampagne gegen den § 218 einleitet. Durch
illegale Abtreibungen macht sich Dr. Wolf strafbar. Er war zeitweise auf der
Flucht und musste untertauchen - auch Durbach und das Haus von Fritz
Müller war dabei einer seiner Aufenthaltsorte. Unter
den folgenden Werken ist auch die 1932 in Stuttgart-Rohracker erstmals
aufgeführte Bauerntragödie: "Bauer Baetz. Ein Schauspiel vom deutschen
Bauern anno 1932", das den Durbacher Fritz Müller zum Vorbild hatte.
1933 muss Friedrich Wolf Deutschland verlassen. Auf der französischen Ile de
Bréhat schreibt er das Stück "Professor Mamlock". Seit 1934 ist er
mit seiner Familie im Exil in Moskau. Auf Bühnen der Sowjetunion werden
"Professor Mamlock", "Baer Baetz" und "Floridsdorf"
mit Erfolg gespielt. "Professor Mamlock" wird 1938 in der Sowjetunion verfilmt.
1939 wird er nach einem Aufenthalt in Frankreich im Lager Le Vernet interniert
und erst 1941 freigelassen. Er nimmt auf sowjetischer Seite am Krieg als
Propagandist und Agitator teil. Weitere Dramen entstehen. Nach Kriegsende
Rückkehr nach Deutschland (Berlin). Literarische Erfolge und kulturpolitische
wie politische Aktivitäten in der entstehenden DDR. 1950/51 Botschafter der DDR
in Polen. Gestorben am 5. Oktober 1953 im Arbeitszimmer seines Hauses in Lehnitz
(beigesetzt auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin).
Fritz Müller ist am 19. September 1864 in
Durbach geboren. Er entstammte einer alteingesessenen Familie am Ort. Er
erlernte zwar vom Vater das Wagnerhandwerk, doch widmete er sich selbst später
der Landwirtschaft und dem Weinbau. Früh war er von sozialistischem Gedankengut
geprägt. Er war seit 1910 verheiratet und erzog fünf Söhne als Witwe. Ab 1920
war er Vorstand der KP-Ortsgruppe Durbach mit 79 Mitgliedern. Weitere
biographische Angaben siehe nachfolgenden
Presseartikel. Müller verstarb 1949 in
Durbach.
Einige
Presseartikel über Fritz Müller und seine Beziehungen zu Friedrich Wolf
Artikel über das "Kämpferleben" von Fritz Müller (1947)
Artikel
von Erich Emil Reiser in der KPD-Zeitschrift (erschienen in Offenburg)
"Unser Tag" vom 14. November 1947:
"Ein Kämpferleben für Freiheit und Gerechtigkeit. Besuch bei dem
83-jährigen Genossen Fritz Müller min Durbach.
Es war im Morgengrauen eines Oktobertages, als ich ihn aufsuchte. In den
Kellern Durbachs gor bereits der neue Wein. Der Wind strich über die
Wälder und Rebhänge. Am Hilsbach steht des Alten Haus.
Einstöckig, weiß getüncht und ein Birnbaum davor. Dahinter die
Scheune, Stall und Weinkeller. Es ist recht klein, das Häusle am
Hilfsbach - doch groß genug, um alle die vielen Sorgen und Nöte, die
durch das Tal und die Gemeinde gehen, im 'vorderen Stüble' an den Tisch
zu setzen. Der mit ihnen focht und rechtete, das war ein guter Geist. Er
hat sie oft samt und sonders zum Teufel gejagt. Die ihn kennen, wissen,
dass er ihr Vater ist, der das Herz auf dem rechten Fleck hat.
Ich kenne Fritz Müller, den Alten von Durbach, schon zeit
Jahrzehnte. Es war zu allen Zeiten eine Freude, ihm zu begegnen. Auch
heute war er voller strahlender Lebendigkeit, trotzdem längst schon
weiße und silberne Haare sein weises Haupt bedecken. Was ihm aber immer
noch geblieben, das ist die Güte und das Feuer, das in seinen Augen loht
und der Witz, der von seinen Lippen sprudelt. Nur sein Rücken ist unter
den Sorgen müde geworden. Was ich alles abgelauscht habe - früher,
gestern und heute -, ich will es erzählen.
Der 'Seifen-Fritz' hat eine gar lange Lebensgeschichte. Am 19. September
erst feierte er seinen 83. Geburtstag. Schon zu Beginn des 16.
Jahrhunderts wird das Geschlecht der Müller in der Durbacher Chronik
erwähnt. Die Ahnen betrieben jahrhundertelang Rebbau und Landwirtschaft.
Einer seiner Urahnen war im Jahre 1600 Richter und sprach auf dem Schloss
Staufenberg, wo man noch heute seinen Namen lesen kann, Recht. Der
Großvater unseres Veteranen betrieb eine Seifensiederei und sein Vater
erlernt das Wagnerhandwerk, das der Sohn fortführte. Sein Geschäft
übergab er später seinem Schwager. Fortan widmete er sich nur noch der
Landwirtschaft und seinen Reben auf den 'gächen Halden'. Mit 18 Jahren
schon begann er das Leben anders zu sehen, als alle seine Mitbürger und
Lebenskameraden um ihn. Mit 20 Jahren hat er in der Kaserne zu Rastatt
sozialistische Reden gehalten für seine Bauern, seine Mitmenschen, sein
dörfliches Volk.
Früh schon trat Fritz Müller der Sozialdemokratischen Partei bei. Doch
im Jahre 1923 ging er, uneins mit der Politik der SPD, zu der
Kommunistischen Partei über, in der er vorbildliche Arbeit für die
Ausgebeuteten und Unterdrückten geleistet hat. Während des großen
'Bauernlegens' 1931-32 war Fritz Müller Haupt des Widerstandes der
verarmten Durbacher Winzer. Die 'freieste Republik der Welt', die Weimarer
Demokratie, konnte auch einen Fritz Müller nicht tragen. Man bracht ihn
und die revolutionären Kämpfer von 1923-24 hinter Kerkermauern. In den
Novembertagen 1924 fand vor der Offenburger Strafkammer der Prozess gegen
die 76 Ortenauer Rebellen statt. Vor dem Klassengericht wurden die
mutigen Männer und Genossen der sozialistischen Revolution des
'Landfriedensbruchs, Bildung eines bewaffneten Haufens, unerlaubten
Waffenbesitzes usw.' angeklagt. In der Anklageschrift stehen die Namen
Richard Bätz, Alfred Bätz, Albert Allgeier, Robert Krause, Vogt und
Eberle, Volk und Braun, Brüstle und Bodemer, Doll und Fallbrecht,
Bitschnau und Alandt, Feger und Fischer, Gießler und Goll, Haaser,
Heitzmann, Huber, Kern, Lutz, Matt, Schrammer, Seebacher, Zapf, Zink, ach
so viele - und Moritz, genannt Fritz Müller von Durbach.
In den folgenden Jahren widmete sich Genosse Müller immer mehr der
Kleinarbeit, ohne das große Ziel dabei zu vergessen. Verfolgt von der
Kirche, gelästert, herabgesetzt, verleumdet und verstoßen, so lauten die
weiteren Kapitel seines Lebens. Der bald darauf wieder Verhaftete, der ins
Amtsgefängnis in Lahr kam, ist bei alledem trotz, fester und stärker
geworden. In jenen Tagen fand ihn kein geringerer als Friedrich Wolf, der
große Dramatiker und Dichter. Sie wurden Freunde und sind es bis zur
Stunde geblieben. In Müllers Klause schrieb Friedrich Wolf so
manches Kapitel seiner späteren dramatischen Schöpfungen. Hier entstand
der 'Bauer Bätz', eine Bauerntragödie, die den 'Alten von
Durbach' als charakterliches Vorbild hatte. Die Männer um den Genossen
Bätz von Offenburg, die Landschaft des Clevner-Tales, gaben dem Werk
Inhalt und Handlung. Noch so manches hat mir der alte Kämpe aus seinem
Leben erzählt. Von seiner Freundschaft, die ihn mit Adolf Geck
jahrzehntelang verbunden hatte, von seinem Freunde Muser, vom Stadtrat
Monsch von Offenburg und Vitus Heller von Würzburg. Man
scheidet ungern von einem solchen Menschen. Auch diesmal ging es mir so.
Noch höre ich die Worte nachhallen, die er mir beim Abschied mahnend ans
Herz legte: 'Begrabt die Streitäxte, ihr Arbeitsbrüder! Vereinigt seid
ihr alles - getrennt seid ihr nichts!'" |
Bericht über ein Familientreffen der Durbacher
Müllers und Erinnerungen an Fritz Müller (1996)
Artikel
von 30. Oktober 1996: "Alles Müller oder war? Familientreffen in
Durbach: Seit 600 Jahrne in der Reblandgemeinde ansässig.
Durbach (dw). '600 Jahre Müller' feierte man am vergangenen
Wochenende im Hotel 'Linde' in Durbach. Müllers gibt es viele in
der Republik, in Europa und anderswo. Der Name Müller ist zunächst
sicherlich nichts Besonders, aber Müller aus Durbach, das ist schon etwas
anderes. Handelt es sich doch um das älteste Familiengeschlecht der
Gemeinde.
Seit längerer Zeit schon schwebte einigen der Müllers von Frankfurt bis
in badische Müllheim vor, sich mit allen Nachkommen und solchen, die mit
dem 1864 in Durbach geborenen Fritz Müller zu treffen.
Auf Initiative von Christa Müller aus Müllheim wurden über 64
Teilnehmer - gerade des Durbacher Originals Fritz Müller vom Hilsbach -
genannt der 'Seifen-Fritz' - zum 'Müllertreff' geladen.
Willy Müller, Sohn des 1864 in Durbach geborenen Fritz Müller, feierte
unlängst seinen 80. Geburtstag und gab somit Anlass zu diesem
Müllertreff für die Nachkommen und Verwandten.
Selbst eine Enkelin des Durbacher 'Seifen-Fritz' hielt eine umfassende
Laudatio auf dessen Lebensweg, seinen Einsatz für politisch Verfolgte und
als Winkeladvokat für die Durbacher Bevölkerung, die sich Rechtsbeistand
nicht leisten konnten.
Politische Freunde des Durbachers waren Reichstagsabgeordnete der SPD,
Adolf Gegg, und auch Georg Monsch aus Offenburg.
Durch Gegg lernte Fritz Müller ebenso August Bebel, Rosa Luxemburg und
Karl Liebknecht kennen.
Der gebürtige Durbacher und Heimatforscher Franz-Josef Müller zeigte
kurz und klar Einblicke in die Geschichte dieses alten Durbacher
Geschlehctes. Seit 1375 sind im Durbachtal 18 Generationen
nachweisbar.
Die heutigen Nachkommen sind alle auf den bereits 1585 erwähnten Wolff
Miller (Müller) aus dem Ortsteil Sendelbach zurückzuführen.
Der Stammbaum weist genealogisch ganze 15 Generationen bis 1513 in diesem
Ortsteil auf.
Nach gemeinsamem Spazierganz zum Stammhaus am Lindenplatz, dem 1665
erbauten Haus Doll, heute Eigentum der Familie Gustav Foll und Elternhaus
der 1995/06 amtierenden Ortenauer Weinprinzessin Monika Doll.
Der weitere Spaziergang der 64 Müllers führte in die Sendelbach selbst.
Noch heute leben neun Müller-Stämme verschiedenster Herkunft und
Durbachtal." |
Bericht über die Forschungsarbeit von Franz-Josef
Müller zu Fritz Müller (1997)
Artikel
im "Offenburger Tageblatt" (Mittelbadische Presse) vom 13. Juni
1997: "Der Freiheitskämpfer aus Durbach.
Durbach (dw). Der Durbacher Hobby-Historiker Franz-Josef Müller ist
wieder auf den Spuren der Vergangenheit. Er stieß auf den Durbacher Fritz
Müller, einem unermüdlichen Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit in
früherer Zeit.
1864 wurde Fritz Müller, später 'Seifen-Fritz' genannt, im Hilsbach
geboren. Selbst 50 Jahre nach seinem Tod ist dieser Mann in Durbach nicht
in Vergessenheit geraten.
Müller setzte sich für viele verarmte Durbacher ein. In den
1920er-Jahren mussten gerade wegen der häufigen Zwangsversteigerungen und
der Massenarbeitslosigkeit große Teile der Durbacher Bevölkerung um ihre
Existenz kämpfen.
Schon zu Beginn des 16. Jahrhundert wird das Geschlecht der Müller, von
dem der 'Seifen-Fritz' abstammte, in einer Chronik erwähnt. Die Ahnen
betrieben jahrhundertelang Rebbau und Landwirtschaft. Der Großvater von
Fritz Müller betrieb eine Seifensiederei, und sein Vater erlernte das
Wagnerhandwerk, das der Sohn fortführte. Sein Geschäft übergab der 'Seifen-Fritz' später jedoch seinem Schwager. Fortan widmete er sich nur
noch der Landwirtschaft und seinen Reben in Durbach.
Mit 18 Jahren schon begann Müller das Leben anders zu sehen als viele
Mitbürger. Mit 20 Jahren hat er in der Kaserne zu Rastatt sozialistische
Reden gehalten für seine Bauern.
Früh schon trat Fritz Müller der Sozialdemokratischen Partei
Deutschlands bei. Doch im Jahre 1923 ging er zu der Kommunistischen Partei
über, in der er vorbildliche Arbeit für die Ausgebeuteten und
Unterdrückten leistete.
Während des großen 'Bauernlegens' 1931 und 1932 war Fritz Müller Haupt
des Widerstands der verarmten Durbach Winzer. 1923 bis 1924 brachte man
den revolutionären Kämpfer allerdings hinter Kerkermauern. In den
folgenden Jahren widmete sich Müller immer mehr der Kleinarbeit, er wurde
verfolgt und verleumdet.
In diesen schweren Tagen fanden sich zwei Freunde, es war kein geringerer
als der große Dramatiker und Dichter Friedrich Wolff, und so entstand in
Müllers-Klause in Durbach so manches revolutionäre Essay. Hier entstand
auch die bekannte Bauerntragödie 'Bauern Bätz', die den 'Alten von
Durbach' zum Vorbild hatte. So hat der Schriftsteller mit dem sehr oft
aufgeführten Schauspiel ein literarisches Denkmal
gesetzt. |
Die Bauerntragödie 'Bauern Bätz' ist ein
Klassiker des Arbeiter-Theaters von 1932 bis 1938. Das Schauspiel von
Friedrich Wolff zeigt große Armut und das soziale Elend der Bevölkerung
kurz vor der Machtübernahme 1933 durch die Nationalsozialisten. Zum
Schauplatz wurde damals Durbach gemacht. Der Unmut, die Hilflosigkeit und
die soziale Härte trafen besonders die kleinen Leute im Durbachtal, was
anschaulich dargestellt und dramatisch umgesetzt wurde. dw." |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Friedrich Wolf: Bauer Baetz. Ein Schauspiel vom
deutschen Bauern anno 1932. Stuttgart, Spieltrupp Südwest. 1932. 112
Seiten. |
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