Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Elmshorn (Kreis Pinneberg) 
Jüdische Friedhöfe 

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde            
      
Siehe Seite zur Synagoge in Elmshorn (interner Link) 
  
  
Zur Geschichte des Friedhofes (Text großenteils von Harald Kirschninck)  
  
Der (alte) jüdische Friedhof (aschkenasisch) stammt aus dem 17. Jahrhundert. Er wurde dem Begründer der jüdischen Gemeinde Behrend Levi 1685 vom Grafen Detlev zu Rantzau zugesichert. Zunächst gepachtet, wurde er am 4. Februar 1828 von der Gemeinde gekauft. Auf dem Friedhof befinden sich heute noch ca. 130 Grabsteine. Als Symbole finden sich neben dem Davidstern auch segnende Hände, Kanne und Schale. Die ältesten Steine stammen aus dem frühen 18. Jahrhundert. Diese besitzen keine Inschriften mehr. Seit ca. 1835 finden sich auch gemischte Inschriften, auf der einen Seite hebräisch, auf der anderen deutsch. Vor allem nach der Emanzipation ab 1870 lässt sich feststellen, dass nur noch ein kleiner hebräischer Spruch und dazu die deutsche Inschrift auf der gleichen Seite des Steins eingraviert sind. Die neueren Steine besitzen nur noch deutsche Inschriften. Der Friedhof hat heute eine Größe von 1740 qm (nach anderen Angaben 1835 qm). In der ersten Reihe - direkt an der Straße - befindet sich eine Grabreihe der Kohanim (Nachkommen der biblischen Priester). 
   
Im Jahre 1905 wurde die Friedhofskapelle (das sog. Tahara-Haus) neu erbaut und 1906 eingeweiht. Sie ist heute noch gut erhalten. Seit 1985 befindet sich in ihr nach einer umfassenden Renovierung durch die Stadt Elmshorn eine Dauerausstellung zur Geschichte der jüdischen Gemeinde. In den Sommermonaten finden regelmäßige Führungen des Museums statt. 
 
In der NS-Zeit wurden mehrere Versuche - vor allem durch die Elmshorner SS - unternommen, den Friedhof zu schließen und einzuebnen. 1935 erging ein erster Antrag zur Aufhebung des Friedhofs. Oberrabbiner Carlebach aus Altona, der für die Elmshorner jüdische Gemeinde zuständig war, lehnte die Aufhebung entschieden ab. 1938 stellte der Elmshorner Bürgermeister Krumbeck erneut bei dem Regierungspräsidenten in Schleswig einen Antrag auf Schließung, der dieser jedoch auch ablehnte. Nach dem Novemberpogrom 1938 wandte sich der Kreisamtsleiter in derselben Sache an den Leiter der NSDAP in Pinneberg, um über die Partei das Ziel der Schließung zu erreichen. Auf Grund der Verschleppung einer diesbezüglichen Entscheidung im Kieler Ministerium durch einen mutigen Beamten gelang wiederum nicht die Auflösung des Friedhofes. 1940 wurde mit dem letzten Vertreter der jüdischen Gemeinde Albert Hirsch (zwangsweise) vereinbart, dass auf dem Friedhof keine Beisetzungen mehr stattfinden sollten. 1941 wurde die Elmshorner jüdische Gemeinde aufgelöst. 1943 ging der Friedhof in den Besitz der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland über. 1944 wurde er vom Kreis Pinneberg übernommen. 
  
1953 wurde der Friedhof der Jewish Corporation of Germany in London überlassen. Seit 1960 unterstand der der Jüdischen Gemeinde Hamburg. 

2003
wurde in Elmshorn wieder eine jüdische Gemeinde begründet, die 2004 auch Eigentümerin des Friedhofes wurde. Für Beisetzungen wurde inzwischen ein neuer jüdischer Friedhof beim städtischen Friedhof in Kölln-Reisiek angelegt.  
 
Im Dezember 2014 wurde der alte Friedhof durch das Landesamt für Denkmalpflege in Kiel in die Liste der besonders erhaltenswerten Zeugnisse der schleswig-holsteinischen Geschichte aufgenommen. In den kommenden Jahren soll der Verfall der Grabsteine gestoppt, der Friedhof insgesamt als denkmalgeschützte Fläche für die Nachwelt erhalten bleiben. Auftakt zur Restaurierung ist die Herstellung des Oppenheim-Grabes und die Ergänzung der sogenannten Kohanim-Steine in der ersten Grabreihe nördlich der Friedhofshalle. Auch die Friedhofshalle ist zu sanieren, nachdem sie an mehreren Stellen im Innenraum Feuchtigkeitsschäden zeigt. 2018 konnte die Restaurierung des Friedhofes abgeschlossen werden. Im Frühjahr 2019 wurde eine im Auftrag der Jüdischen Gemeinde Elmshorn erfolgte Dokumentation des Friedhofes fertiggestellt.    
    
    
Spendenaufruf - Januar 2016  (Hinweis: die Restaurierung wurde 2018 abgeschlossen)  

Vgl. Artikel in den "Elmshorner Nachrichten" vom 6. Januar 2016: "Kulturdenkmal wird restauriert: Instandsetzung des jüdischen Friedhofs in Elmshorn kostet etwa 85.000 Euro
Es werden Spenden benötigt. In seiner Abgeschlossenheit ist der Friedhof ein einmaliges Zeugnis von der Existenz und dem Aufstieg der Gemeinde in Elmshorn.
 Der jüdische Friedhof in Elmshorn mit seiner 1906 erbauten kleinen Friedhofshalle gehört zu den wenigen jüdischen Erinnerungen an die Geschichte der Juden in Schleswig-Holstein. In seiner Abgeschlossenheit ist er ein einmaliges Zeugnis von der Existenz und dem Aufstieg der Gemeinde in Elmshorn. Das befand auch das Landesamt für Denkmalpflege in Kiel und ernannte den im Jahr 1685 eröffneten Friedhof an der Feldstraße zum Kulturdenkmal. Gleichzeitig erklärte das Amt, dass der Verfall der Grabsteine gestoppt und der Friedhof als denkmalgeschützte Fläche für die Nachwelt erhalten bleiben müsse.
'Im vergangenen Jahr wurde der Friedhof neu erfasst und der Zustand der Steine aufgenommen. Es zeigte sich dabei ein erheblicher Restaurationsbedarf', sagt Harald Kirschninck, Experte für die jüdische Geschichte in Elmshorn. Etliche Steine sind umgefallen und müssen restauriert werden. Die Schätzungen der Gesamtkosten belaufen sich auf zirka 85.000 Euro. Trotz Fördergelder bleibt eine hohe Summe, die durch Spenden und Beiträge der jüdischen Gemeinde aufgebracht werden muss.
Als erste Maßnahme wurde der Grabstein der Familie Oppenheimer wieder hergestellt. Der Stein war beim Umfallen in mehrere Teile zerbrochen. Auch der Grabstein von Siegmund Stern wurde inzwischen restauriert. Im November vergangenen Jahres besuchte sein Sohn Heinz Stern in Begleitung seiner Enkelkinder Jessica und Jeffrey das Grab seines Vater..." 
Link zum Artikel     
Artikel von Anne Dewitz im "Hamburger Abendblatt" vom 22. Dezember 2016: "Jüdischer Friedhof in Elmshorn wird saniert..."  
Link zum Artikel    
Wer die Restaurierung des jüdischen Friedhofs in Elmshorn unterstützen möchte, kann auf das folgende Konto spenden: 
Spendenkonto: Jüdische Gemeinde Elmshorn. Stichwort Alter jüdischer Friedhof. Iban: DE41 2215 0000 0000 1235 60, BIC: NOLADE21ELH. 
   

   
   
Lage der Friedhöfe    
  
Alter Friedhof:   Feldstraße 3 (in der NS-Zeit Wilhelm Gustloff-Straße) / Ecke Kleine Gärtnerstraße - neben der katholischen Kirche  
  

Die Dokumentation zur jüdischen Geschichte in der Friedhofshalle ist von Mai bis September jeden ersten Sonntag im Monat zwischen 14 und 17 Uhr zu sehen. Sie wird auch für Gruppen und Schulklassen nach Terminabsprache (Tel.: 268870) geöffnet.  
Vgl. Bericht in den "Elmshorner Nachrichten" vom 4. Mai 2013: "Jüdischer Friedhof für Besucher geöffnet".   
   
 Neuer Friedhof: ein neuer jüdischer Friedhof, der erst seit wenigen Jahren belegt wird, befindet sich neben dem städtischen Friedhof Elmshorn in Kölln-Reisiek 
   
   
Fotos
(Fotos Mitte und rechts übersandt von Harald Kirschninck; Fotos untere Zeile von Carsten Petersen, Quelle)  

Alter Friedhof     
Elmshorn Friedhof 05.jpg (11462 Byte) Elmshorn Friedhof 200.jpg (65706 Byte) Elmshorn Friedhof 202.jpg (61274 Byte)
Blick über den Friedhof zur 
Friedhofskapelle (Quelle)  
Friedhofskapelle   Blick über 
den Friedhof  
    
     
Elmshorn Friedhof 203.jpg (88303 Byte) Elmshorn Friedhof 201.jpg (41243 Byte)   
Die in Elmshorn geborenen früheren
 jüdischen Gemeindeglieder 
Rudy Oppenheim und Heinz Hirsch
 besuchen 2000 den Friedhof  
Dokumentation zur 
jüdischen Geschichte 
in der Friedhofskapelle 
  
  
     
 Neuer Friedhof     
Vom neuen jüdischen Friedhof sind noch keine Bilder vorhanden.     
      

   
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    

Dezember 2016: Der jüdische Friedhof soll saniert werden  
Artikel von Knutz Penaranda in den "Elmshorner Nachrichten" vom 6. Dezember 2016: "Projekt mit großer Symbolkraft. Jüdischer Friedhof soll für 100.000 Euro saniert werden.
Jüdischer Friedhof Elmshorn soll in den nächsten Jahren für 100.000 Euro saniert werden. Der jüdische Friedhof an der Elmshorner Feldstraße – er ist Erinnerungsstätte und Mahnmal zugleich. Auf dem 1800 Quadratmeter großen Gelände neben der katholischen Kirche stehen 170 Grabmale und Fragmente. Die ältesten stammen aus dem 17. Jahrhundert. Die kleine Halle beherbergt eine Ausstellung zur Geschichte der jüdischen Gemeinde. Damit der denkmalgeschützte Begräbnisort auch künftigen Generationen erhalten bleibt, muss er dringend saniert werden. Einen Teil der Kosten will die Stadt übernehmen. Die zuständigen politischen Gremien waren sich schnell einig. Der Kulturausschuss ebnete den Weg und der Hauptausschuss stimmte einstimmig dafür, 2017 und 2018 jeweils 20.000 Euro im Haushalt der Stadt zur Verfügung zu stellen. 'Ich bin begeistert, das ist ein sehr positives Signal für den Erhalt dieses historischen Geländes', sagte Alisa Fuhlbrügge, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Elmshorn. Der Friedhof gehört der 2003 neu gegründeten Gemeinde, doch die hat nicht die finanziellen Mittel, für die Sanierung des 1685 angelegten Friedhofs. Er ist die zweitälteste jüdische Begräbnisstätte in Schleswig-Holstein. Dort sind aschkenasische Juden beigesetzt (Juden deutscher und osteuropäischer Abstammung). Sanierungsbedürftig sind vor allem die Grabmale und Grabsteine. Zu dieser Einschätzung kam 2015 die Firma Jacobs & Hübinger aus Berlin, die ein Restaurierungs- und Konservierungskonzept erstellte. Das Gutachten zählt starke Vermosung, Abplatzungen, Risse, und Brüche auf. Viele Inschriften müssen schnell gerettet werden. Kosten der Sanierung: 85.000 Euro.
Die Pflegepauschale reicht nicht aus. Darüber hinaus muss dar Friedhof dringend von Gärtnern auf Vordermann gebracht werden. Zwar bekommt die Stadt für das Gelände vom Land eine Pflegepauschale von 1871,70 Euro im Jahr, doch dieses Geld reicht bei weitem nicht aus. Eine Begehung mit Vertretern des Landesdenkmalamtes, des Kreises Pinneberg, der Stadt und der jüdischen Gemeinde ergab außerdem, dass das Mauerwerk der Friedhofshalle an mehreren Stellen feucht ist. Alles in allem belaufen sich die Gesamtkosten der Sanierung nach heutigem Stand auf 100.000 Euro. Die Stadt Elmshorn ist mit 40.000 Euro dabei. Damit haben Politik und Verwaltung die Voraussetzung dafür geschaffen, dass die deutsche Stiftung Denkmalschutz und das Landesdenkmalamt mit jeweils 30.000 Euro in die Finanzierung mit einsteigen können. Entsprechende Anträge will die jüdische Gemeinde noch in diesem Jahr stellen. Die Arbeiten könnten dann 2017 beginnen. 'Wir müssen dringend etwas tun, sonst verfällt der Friedhof', sagt Rita Schliemann, Leiterin des städtischen Kulturamtes. Unabhängig von den Fördermitteln will die jüdische Gemeinde bereits jetzt tätig werden. 'Fünf bis sechs Grabsteine müssen rasch gesichert werden, sonst kippen sie um', sagt Alisa Fuhlbrügge. Diese Maßnahme soll aus Spenden finanziert werden."   
Link zum Artikel  
 
September 2017: Die Grabsteine auf dem Friedhof werden wieder hergerichtet   
Artikel von Daniela Lottmann in den "Elmshorner Nachrichten" vom 28. September 2017: "RESTAURIERUNG. : Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof werden wieder hergerichtet
ELMSHORN
. 'Sehen Sie da hinten in der Ecke? Da hat vor langer Zeit ein Elmshorner Bürger die umgefallenen Grabsteine wieder aufrichten lassen. Das war gut gemeint, aber seine Leute haben viel kaputt gemacht', erzählt Alisa Fuhlbrügge. Auch wenn man ziemlich weit von den betreffenden Steinen entfernt steht – man sieht sofort was sie meint: Die Grabsteine stehen falsch herum. Fuhlbrügge ist Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Elmshorn hat es sich zusammen mit ihren Mitstreitern zur Aufgabe gemacht, den Jüdischen Friedhof in der Friedensstraße wieder herzurichten. 'Wir richten die Grabsteine auf, wir dokumentieren sie und machen sie wetterfest', erklärt Fuhlbrügge den ersten Schritt.
Der erste Bauabschnitt ist schon seit mehreren Wochen im Gange. Etwa 70 Grabsteine wird der Berliner Restaurator Wolfgang Fischer-Ohl dafür in Augenschein nehmen und gegebenenfalls bearbeiten. 20.000 Euro bekommt die jüdische Gemeinde in diesem Jahr von der Stadt für solche Arbeiten. Vom Landesdenkmalsamt, der Jüdischen Gemeinde und ihren Spendern werden ebenfalls Kosten übernommen. Weitere 20.000 Euro hat die Stadt Elmshorn für das nächste Jahr angekündigt. 'Sandstein ist sehr weich und verwittert stark. Das muss ausgebessert werden, bevor die Information ganz weg ist', erklärt der Restaurator Fischer-Ohl und zeigt auf eine Inschrift. Mit einem Spezialmörtel, der je nach Steinfarbe und Zusammensetzung angemischt wird, werden Beschädigungen in den Grabsteinen verspachtelt. Dann wird die Fläche geschliffen und mit einem Spezialmittel eine künstliche Patina aufgetragen, die die Farbe angleicht und die Stelle vor weiteren Schäden schützen soll. Fischer-Ohl muss dabei sehr präzise arbeiten, darf den Originalstein aber auch nicht verfälschen. 'Ist ein Buchstabe weg, bleibt er weg. Meine Aufgabe ist es, das Denkmal in seinem Ist-Zustand zu erhalten', sagt Fischer-Ohl. 
Manche Steine wurden vom Wurzelwerk der Bäume zur Seite gedrückt, manche stehen aus anderen Gründen schief. Diejenigen, die umzufallen drohen oder schon am Boden liegen, wird Fischer-Ohl aufrichten. Diejenigen, die zwar schief sind, aber noch sicher stehen, wird der Restaurator aber so belassen. 'Man muss wissen, wie man restauriert. Sonst sieht des hier nachher aus wie Disneyland', sagt der Fachmann. Der alte Friedhof soll seinen Charakter nicht verlieren. 'Dies ist ein Ort, an dem die Geschichte spürbar wird', findet Fuhlbrügge. So scheinen die ältesten Steine alle ähnlich in Größe, Form und Material, während auf dem jüngeren Ende die Grabsteine deutlich individueller, vielfältiger und größer gestaltet wurden. Weil es auf einem jüdischen Friedhof keine Neubelegung von Gräbern gibt, erhalten aufmerksame Beobachter hier einen Eindruck davon, wie das Leben von Menschen sich in Laufe der Zeit veränderte. Auch das zeigt den historischen Wert der Anlage, den die jüdische Gemeinde unbedingt erhalten will. 'Es wird Zeit, dass wir die Namen aufschreiben und übersetzen. Sonst ist es zu spät', erklärt Fuhlbrügge ihr Drängen, das Projekt zu realisieren." 
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September 2017: Artikel über den "schönsten jüdischen Friedhof in Schleswig-Holstein" 
Artikel von Heike Linde-Lembke in der "Jüdischen Rundschau" vom September 2017: "Der schönste jüdische Friedhof von Schleswig-Holstein
Noch einige Wochen, dann soll der alte jüdische Friedhof am Feldweg in Elmshorn wieder in voller Pracht zu besichtigen sein. Umgestürzte Grabsteine werden aufgerichtet, die Inschriften wieder lesbar gemacht, die Gehwege geebnet. 2018 soll die historisch sehr wertvolle Friedhofshalle restauriert werden. Dr. Margita Meyer, Mitarbeiterin der Gartendenkmalpflege des Landesdenkmalamts Schleswig-Holstein, hat den jüdischen Friedhof Elmshorn als den schönsten jüdischen Friedhof im nördlichsten Bundesland bezeichnet. Seit 2015 ist der mehr als 330 Jahre alte Friedhof in der Denkmalschutzliste eingetragen. Schon 2016 hat die jüdische Gemeinde von Elmshorn kleinere Arbeiten auf dem aschkenasischen Friedhof durchführen lassen. Im Gegensatz zu den sephardischen Friedhöfen wie dem jüdischen Friedhof im schleswig-holsteinischen Glückstadt hat der aschkenasische aufrecht stehende Steine. Der jüdische Friedhof in Elmshorn ist nach dem Glückstädter das zweitgrößte Beit Olam in Schleswig-Holstein. 'Wir haben die Grabsteine der Cohen-, Stern- und Oppenheim-Familie wieder aufrichten lassen', sagt Alisa Fuhlbrügge, die seit vielen Jahren Vorsitzende der am 8. November 2003 wiederbegründeten jüdischen Gemeinde Elmshorn ist und sie zurück in die Öffentlichkeit der schleswig-holsteinischen Industriestadt an der Krückau, einem Nebenfluss der Elbe, geholt hat. Mit dem großen Betsaal am Flamweg, schräg gegenüber der während der Reichs-Pogromnacht am 9. November 1938 von den Nazis niedergebrannten Synagoge, hat Alisa Fuhlbrügge der Gemeinde eine repräsentative Heimat gegeben. 'Für mich gilt die Mizwa sachor, nach der kein Name verloren gehen soll. Natürlich tasten wir die Gräber nicht an, sondern nur die Grabsteine, denn wenn wir die Informationen, die Inschriften auf den Steinen jetzt nicht schnell sichern, sind sie für immer verloren', sagt die pensionierte Schulrektorin. Besonders wertvoll ist die Cohen-Grabstein-Reihe, da sie wegen ihrer Geschlossenheit zur Rarität auf jüdischen Friedhöfen in ganz Deutschland geworden ist. Sie steht aufgrund des Priestergeschlechts Cohen, deren Nachfahren keinen Friedhof betreten dürfen, in der ersten Reihe zur Straße. Zu erkennen sind sie an den zwei Händen über der hebräischen Inschrift.
Namen erst ab 1835. Die ältesten Grabsteine stammen vom Beginn des 18. Jahrhunderts. Sie besitzen noch keine Inschriften. Erst ab 1835 wurden die Namen graviert, auf der einen Seite des Steins in lateinischer, auf der anderen in hebräischer Schrift. Dazu kamen Symbole wie die segnenden Hände der Familien Cohen oder Cohn, der Kohanim, die Leviten-Kanne und -Schale für Nachkommen der Familien Levi, ebenfalls eines der jüdischen Priestergeschlechter, und der Davidstern. Das Gelände des 1.740 Quadratmeter großen Areals konnte die jüdische Gemeinde erst vom Grundbesitzer Detlev Graf zu Rantzau pachten, am 4. Februar 1828 aber kaufen. Damals existierte bereits ein Taharahaus, ein Leichenwaschhaus. 1906 baute die Gemeinde ein neues Taharahaus, die heutige Friedhofshalle. Seit 2007 ist die gesamte Anlage im Besitz der Jüdischen Gemeinde Elmshorn. Bis 1943 gehörte sie der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, ab 1944 dem Kreis Pinneberg, ab 1953 der Jewish Corporation for Germany, ab 1960 zur Jüdischen Gemeinde Hamburg, die ohnehin alle in ganz Schleswig-Holstein lebenden Juden zu ihrer Einheitsgemeinde zählte. Und die Landeszuschüsse dafür erhielt. 2002 aber gründeten die jüdischen Gemeinden Schleswig-Holsteins einen eigenen Landesverband, der 2005 mit dem Land einen Staatsvertrag schloss. Und damit die Abkoppelung vom Hamburger Landesverband vollzog. Alisa Fuhlbrügge verwahrt auch den Schlüssel zum alten jüdischen Friedhof. 'Der ist dank eines mutigen Menschen im Kieler Ministerium vor den SS-Schergen gerettet worden, sonst gäbe es den Friedhof nicht mehr', sagt sie. Die SS wollte den Friedhof schleifen und zum Park umbauen. Beerdigungen finden auf dem Friedhof nicht mehr statt, sondern auf einem jüdischen Friedhof am städtischen Friedhof Elmshorn. Heute wird die Friedhofshalle als Dokumentationsort, betreut vom Elmshorner Industriemuseum, für die wechselvolle Geschichte der Elmshorner Juden genutzt. 1685 erhielt Behrend Levi einen Schutzbrief von Detlev Graf zu Rantzau, der als Reichsgraf das Recht erhalten hatte, Juden aufzunehmen. Behrend Levi durfte nun in Elmshorn wohnen, Handel treiben und Geld verleihen. Außerdem durfte er einen Begräbnisplatz für in Elmshorn gestorbene Juden erwerben.
1685 fing alles an. 1685 soll sich die erste jüdische Gemeinde in Elmshorn gegründet haben. 1863, als die Emanzipation der Juden Holstein erreichte und sie in Städten ihrer Wahl leben und arbeiten konnten, zog es auch die Elmshorner Juden in größere Städte wie Altona, Hamburg, Lübeck und Kiel. 1838 lebten noch 204 Juden in Elmshorn. 1924 waren es nur noch 100 Personen, 1932 noch 80, und 1933 nur noch 56 Mitglieder. Das Hitler-Regime deportierte in der Reichspogromnacht fast alle jüdischen Männer ins KZ Sachsenhausen. 1940 lebten noch acht Juden in der Stadt. 1941 wurde die Gemeinde aufgelöst. Am 22. November 1943 meldete die Stadt Elmshorn, sie sei 'judenfrei'. Doch es gelang dem Regime nicht, den Friedhof zu schleifen. 1935 konnte Hamburgs Oberrabbiner Joseph Zwi Carlbach einen Antrag auf Schließung mit dem Hinweis auf den Schulchan Aruch, die Ewigkeit für jüdische Gräber, abweisen. Dann verhinderte ein Gesetz, nach dem ein Friedhof erst 40 Jahre nach der letzten Beerdigung geschlossen werden durfte, die Auflösung, anschließend der besagte mutige Beamte im Kieler Ministerium. Die Kosten zur Restaurierung des Friedhofs und der Friedhofshalle werden von der Stadt Elmshorn und von der jüdischen Gemeinde mit Spenden finanziert. Die Stadt Elmshorn erhält vom Land Schleswig-Holstein für die Betreuung des Friedhofs eine Pflege-Pauschale von zirka 1.900 Euro pro Jahr. Damit allerdings kann der städtische Betriebshof gerade einmal die Kosten für Grünpflege, Erhalt der Einfriedung und der Zuwege finanzieren. Ein Zuschuss von 40.000 Euro, verteilt auf zwei Jahre, ist indes politisch beschlossen, und aufgrund dessen besteht die Hoffnung, dass sich das Landesamt für Denkmalpflege und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit je 30.000 Euro ebenfalls an der Restaurierung beteiligen. Schließlich wird mit der Restaurierung von Friedhof und Friedhofshalle ein Stück deutsche Kulturgeschichte erhalten, und die Gesamtkosten werden auf zusammen zirka 100.000 Euro geschätzt. Ein Gutachten der Firma Jacobs & Hübinger aus Berlin, das das Landesamt für Denkmalpflege in Auftrag gab, ergab für Restaurierung und Konservierung einen Aufwand von 85.000 Euro allein für die 170 historisch wertvollen Grabanlagen und Grabsteine. Die Friedhofshalle ist an mehreren Stellen durchgefeuchtet und muss dringend nicht nur trockengelegt, sondern umfassend saniert werden. 'Die jüdische Gemeinde, die schon immer arm war, ist nur in der Lage, um Spenden zu werben, der Friedhof aber muss unbedingt erhalten werden, denn jeder Name zählt', sagt Alisa Fuhlbrügge, die auch Gruppen über den Friedhof führt. Gegen Spenden für dessen Erhalt. Der Elmshorner Historiker Harald Kirschninck hat die zweibändige Dokumentation 'Was wollen uns die Gräber erzählen', 1996, über den alten jüdischen Friedhof in Elmshorn erstellt. Sie ist ISBN-gelistet und über Book on Demands für zirka 100 Euro erhältlich.
Spenden für die Restaurierung von Friedhof und Halle werden an die Jüdische Gemeinde Elmshorn. Stichwort Alter jüdischer Friedhof, IBAN DE41221500000000123560, BIC NOLADE21ELH erbeten."
Link zum Artikel  
 
Dezember 2017: Harald Kirschninck pflegt den jüdischen Friedhof    
Artikel von Anne Dewitz im "Hamburger Abendblatt" vom 12. Dezember 2017: "Dieser Mann erinnert an das jüdische Land in Elmshorn.  
Harald Kirschninck hat alle Gräber des jüdischen Friedhofs und Biografien von 1425 Juden seiner Heimatstadt erforscht.

Elmshorn. Bevor Harald Kirschninck den jüdischen Friedhof in Elmshorn betritt, setzt er eine Kippa auf. Die Kopfbedeckung ist üblich für Männer an Gebetsorten wie der Synagoge oder auf jüdischen Friedhöfen. Sie signalisiert Bescheidenheit vor Gott. Kirschninck, Archivar der jüdischen Gemeinde in Elmshorn, respektiert den Brauch. Seit 40 Jahren erforscht er die Geschichte der Juden in der Stadt. Für den 63-Jährigen eine Lebensaufgabe.
"Ich helfe bei der Restaurierung des jüdischen Friedhofs", sagt der Elmshorner, während er an Reihen von Grabsteinen vorbeigeht. Einige sind verwittert, die Inschriften kaum noch zu entziffern. Auch mit der finanziellen Unterstützung durch die Stadt Elmshorn soll der denkmalgeschützte jüdische Friedhof als geschichtliches Zeugnis für die Nachwelt erhalten werden. Die 1685 angelegte aschkenasische Ruhestätte ist nach dem sephardischen Friedhof in Glückstadt der zweitälteste in Schleswig-Holstein. Fast 170 Grabmale oder ihre Fragmente, die frühesten wohl noch aus dem späten 17. Jahrhundert, die neuesten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, stehen hier.
Wo Grabsteine fehlen, wurden erste Gedenktafeln angebracht. Kirschninck weiß dank eines historischen Dokuments, wo auf dem 1835 Quadratmeter großen und an der Feldstraße gelegenen Areal Grabsteine fehlen oder verrückt worden sind. Kürzlich wurden anstelle eines Steins erste kleine Gedenktafeln mit Namen und Jahreszahlen der Toten aufgestellt. Weitere sollen folgen. Der Friedhof, der sich ab 1953 im Besitz der jüdischen Gemeinde Hamburg befand, gehört seit 2004 wieder der jüdischen Gemeinde Elmshorn. Als Eigentümerin ist sie finanziell nicht in der Lage, die Mängel zu beheben, und auf Spenden angewiesen. Auch die Kohen-Grabsteine in der ersten Reihe sind wieder aufgerichtet. Zu erkennen sind sie an den zwei Händen über der hebräischen Schrift. "Den jüdischen Priestern war es nach dem Reinheitsgesetz nicht erlaubt, den Friedhof zu betreten", sagt Kirschninck. Aus diesem Grund befindet sich ihre Grabreihe direkt an der Straße.
Kirschninck hat die biografischen Daten von 1425 Juden seiner Heimatstadt erfasst. "Das Thema Juden in Elmshorn bearbeite ich seit meinem ersten Staatsexamen", sagt der Historiker. Kirschninck studierte an der Universität Hamburg die Fächer Chemie und Geschichte für das Höhere Lehramt, wäre gern Lehrer geworden. "Nach dem zweiten Staatsexamen gab es einen Einstellungsstopp für Lehrer, und so arbeitete ich fast 25 Jahre als Pharmareferent", sagt er. 2010 machte er sich als Heilpraktiker selbstständig.
Von Zeitzeugen und deren Angehörigen erfuhr er viel Zuspruch für die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte. Mit einigen verbinden ihn Freundschaften. Mittlerweile sind sieben Bücher, eine große Anzahl von Aufsätzen und Artikel über dieses Thema entstanden. Im Frühjahr veröffentlichte Kirschninck die beiden Bände "Was können uns die Gräber erzählen?". Hierbei handelt es sich um alle Biografien der auf dem jüdischen Friedhof bestatteten Elmshorner Juden und deren Nachkommen. "Da der jüdische Friedhof für Beerdigungen geschlossen ist, stellen diese Werke etwas Besonderes dar. Es wurden Erinnerungen und Andenken aller bekannten bestatteten Juden für die Nachwelt erhalten", sagt er. Im November erschien das Buch: "Der Zug ohne Wiederkehr - Deportationen jüdischer Mitbürger von Elmshorn"..." 
Link zum Artikel    
 

  
  

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Elmshorn    
bulletWebsite des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein K.d.Ö.R. mit Seite zur Gemeinde in Elmshorn  
bullet Informationsseite des Industriemuseums Elmshorn zur Dokumentation über den Friedhof in der Friedhofskapelle 
bullet Weiterer Artikel   
bullet Dokumentation des jüdischen Friedhofes Elmshorn bei epidat (Steinheim-Institut) (2019 erstellt)   

Literatur:  

bulletElmshorn Buch 01.jpg (44908 Byte) Zahlreiche Beiträge von Harald Kirschninck, zum Friedhof insbesondere: Beth ha Chajim - Zur Geschichte des jüdischen Friedhofes in Elmshorn. in: Stadt Elmshorn (Hrsg.): Beiträge zur Elmshorner Geschichte. Band 3. Elmshorn 1989; allgemein zur Geschichte der Juden in Elmshorn: Harald Kirschninck: Die Geschichte der Juden in Elmshorn. 1685 - 1918. Band 1. Norderstedt 2005; ders.: Die Geschichte der Juden in Elmshorn. 1918 - 1945. Band 2. Norderstedt 2005.  Weitere Beiträge von Harald Kirschninck: siehe www.kirschninck.de
bulletHarald Kirschninck: Was können uns die Gräber erzählen? Biografien und Geschichten hinter den Grabsteinen des jüdischen Friedhofs Elmshorn. Norderstedt 2017. 

  
   

                   
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Stand: 17. April 2020