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Friedhöfe in der Region"
Zur Übersicht: Jüdische Friedhöfe in Baden-Württemberg
Esslingen am
Neckar (Kreisstadt)
Mittelalterliche Friedhöfe und alter jüdischer Friedhof des 19. Jahrhunderts
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in
Esslingen
(interner Link)
Zur Geschichte der Friedhöfe
Die mittelalterlichen Friedhöfe
Von den mittelalterlichen Friedhöfen sind keine Spuren mehr erhalten.
Der vor
dem oberen Tor bei der Ziegelhütte (ungefähre Lage beim heutigen
Schillerplatz) alte Friedhof umfasste
vier Morgen Gelände, das ummauert war. Ursprünglich war dieser Friedhof der
jüdischen Gemeinde mit Zustimmung der Stadt lastenfrei überlassen worden,
unterstand jedoch dem Speyrer Domkapitel. In der ersten Hälfte des 14.
Jahrhunderts kämpfte die Stadt gegen diese Bestimmung an und erreichte es, dass
Ludwig der Bayer der Stadt 1330 versprach, den geistlichen Besitz dort
einzuschränken. Im Januar 1327 war die Erweiterung des damals drei Morgen (ca.
63 ar) großen und inzwischen voll belegten Friedhofes geplant. Die Stadt
erklärte aber, sich beim Domstift Speyer für diese Erweiterung nicht verwenden
zu wollen. Den Juden blieb nichts übrig, als einen andern Platz "zwischen
dem Gäßlein und Ruf Glasers Garten" zu erwerben und dort einen neuen
Friedhof anzulegen. Hierfür musste die Gemeinde 1346 der Familie des
verstorbenen Rottweiler Bürgers Heinrich Schnappel einen Zins von 5 1/2
Schilling bezahlen. Am 30. Januar 1348 bewilligte Karl IV. dem Rat und den
Bürgern von Esslingen, dass der Judenfriedhof, den sie völlig zerstört
hatten, nicht wieder ummauert oder benutzt wird.
Die Lage des alten mittelalterlichen jüdischen Friedhofes
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Ungefähre Lage des alten
mittelalterlichen jüdischen Friedhofes in Esslingen:
oben anklicken und
unter "Straßen und Plätze" weiterklicken zu
"Schillerplatz" |
Der alte jüdische
Friedhof in der Beutau
Nach Gründung der neuen jüdischen Gemeinde in Esslingen 1806 konnte als
ihre erste Einrichtung 1807 ein Friedhof in der Beutau unmittelbar vor der Stadtmauer
angelegt werden (Flurstück 726 an der Ecke Mittlere Beutau/Turmstraße; Fläche
3,94 a; Hinweistafel am Eingang). In der NS-Zeit wurde der Friedhof stark zerstört;
nach 1945 konnte nur noch ein Teil der Grabsteine aufgestellt werden.
Link: Zum neuen Israelitischen Friedhof
innerhalb des Ebershaldenfriedhofes.
Die Lage
der jüdischen Friedhöfe des 19./20. Jahrhunderts
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Lage der jüdischen Friedhöfe des 19./20. Jahrhunderts
in Esslingen
(durch
Pfeile markiert; der linke Pfeil
bezeichnet den alten jüdischen
Friedhof in der Beutau
(Karte kann durch Anklicken
vergrößert werden) |
Lage des alten jüdischen
Friedhofes in Esslingen auf
dem dortigen Stadtplan: oben anklicken und
unter
"Straßen und Plätze" weiterklicken zu "Mittlere
Beutau".
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Link zu den Google-Maps
Größere Kartenansicht
Fotos
Historische Fotos
(Quelle für das linke Foto: Jüdische Friedhöfe und Gotteshäuser in
Württemberg. Hg. vom Oberrat der Israeliten in Württemberg 1932)
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Zustand vor den Zerstörungen in der NS-Zeit |
Historische Ansichtskarte um 1900 |
Neuere Fotos
Die Grabsteine des alten
Friedhofes
im Frühjahr 2012
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 4.5.2012)
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Hinweis:
die Identifizierung einzelner Gräber wurde von J. Hahn, Jüdisches
Leben
in Esslingen 1994, mit Hilfe der Dokumentation von 1861 (Maier Levi)
vorgenommen;
um 1990 waren die Inschriften einiger heute nicht mehr lesbarer
Grabsteine
noch teilweise erkennbar. |
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Grabstein für unbekannt
- Reste der
Verzierung haben sich erhalten |
Grabstein für Lea Hochberger
geb. Kusiel (1784-1864) |
Grabstein für
unbekannt |
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Grabstein
für Jakob Joseph Heiden
(1780-1852) |
Grabstein für
unbekannt |
Grabstein
für Ella Ederheimer
geb. Bacher (1789-1860) |
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Grabstein für Viola
Harburger
(um 1990 war noch mehr lesbar) |
Grabstein
für Moses Perlen mit Bibelzitat:
"Herr du warst unsere Zuflucht zu
allen Zeiten" (Psalm 90,1) |
Grabstein
für Moses Levi jr.
(1797-1858)- bereits 1990 war vom
Namen nur noch "jr." lesbar |
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Grabstein für Samuel
Moses Ederheimer
(um 1990 war noch mehr lesbar) |
Grabstein für Lippmann
Isaak Lazarus
(um 1990 war noch mehr lesbar) |
Grabstein für Sara
Frank
(1805-1819) |
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Grabstein für Ella
Heiden
(1817-1818) |
Grabstein für Sara Levi
geb. Weil
(1805-1845) |
Grabstein für Jeanette
Bach
(1861-1862) |
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Grabstein für Max Hilb
(geb./gest. 1858;
um 1990 noch teilweise lesbar)) |
Grabstein für Emma Heß
geb. Mainzer
(um 1990 noch teilweise lesbar) |
Grabstein
für unbekannt |
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Vorderseite
(nur hebräisch) und Rückseite (deutsch) für den Gründer der jüdischen
Gemeinde Esslingen und langjähriger Vorsteher Isaac Levi
(1767-1848) |
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Der Friedhof im Sommer
2003
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 12.8.2003) |
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Ansicht des Friedhofes in der
Beutau |
Eingangstor |
Hinweistafel |
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Blick über den Friedhof
(rechts
die alte Stadtmauer) |
Einzelne erhaltene
Gräber |
Blick über
den Friedhof |
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Kindergrabmal für Jeanette
Bach |
Grabstein für Moses Perlen |
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Ältere Fotos
(Fotos: Hahn, entstanden Mitte der 1980er-Jahre bis Anfang
der 1990er-Jahre)
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Ansicht des Friedhofes mit
dem Eingangstor |
Hinweistafel |
Grabsteine an der
alten Stadtmauer |
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Blick über die während der NS-Zeit abgeräumte
Friedhofsfläche |
Grabstein für Lea Hochberger |
Presseberichte zum Friedhof
April 2011:
der Friedhof soll einmal monatlich geöffnet
werden |
Artikel
von Dagmar Weinberg in der "Esslinger Zeitung" vom 28. April
2011 (Artikel;
mit Foto von Bulgrin: Der alte jüdische Friedhof in der Beutau ist ein Ort der Ruhe. Auf Initiative von Gerhard Voß gibt es künftig Führungen, bei denen die Besucher etwas über die Geschichte des Ortes und der Juden in Esslingen
erfahren):
"Landesrabbiner kommt
ESSLINGEN: Denk-Zeichen öffnet alten jüdischen Friedhof künftig einmal im Monat.
Ganz gemäß seiner Bestimmung ist der alte jüdische Friedhof in der Beutau ein Ort der Stille. Und er ist ein Kleinod der Stadt Esslingen. Doch nur wenige kennen dieses von einer Mauer umfriedete ruhige Plätzchen von innen. Das wollen die Vereine Denk-Zeichen und Freunde jüdischer Kultur Esslingen nun ändern.
Zwar wissen viele Esslinger, wo der alte jüdische Friedhof liegt. Da das Tor aber abgeschlossen ist, kennen die meisten die letzte Ruhestätte der Bürger jüdischen Glaubens eben nur von außen.
'Das ist sehr schade', findet Gerhard Voß, Vorsitzender des Vereins Denk-Zeichen.
'Denn der Friedhof ist ein ganz besonderer Ort in der Stadt.' Deshalb will er den Friedhof in den Sommermonaten einmal im Monat sonntags öffnen. Beim Verein Freunde jüdischer Kultur hat er Mitstreiter für dieses Projekt gefunden. Und die Stadt,
'die den Friedhof im Übrigen ganz vorbildlich pflegt', hat ihm die Schlüsselgewalt übertragen. Dass der Landesrabbiner der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, Netanel Wurmser, zur Eröffnungsveranstaltung kommen wird, freut den Vorsitzenden von Denk-Zeichen natürlich
besonders. Die eineinhalb Stunden, in denen der Friedhof in den nächsten Monaten geöffnet ist, möchte Gerhard Voß dazu nutzen, den Besuchern die Geschichte des Friedhofs sowie der Esslinger Juden näherzubringen. Dank Joachim Hahns Buch
'Jüdisches Leben in Esslingen' und der von Thomas Schild erarbeiteten Broschüre
'Jüdisches Esslingen' hat er eine Menge Informationen zusammen getragen.1807 hatte die kleine jüdische Gemeinde von der Stadt das Grundstück nördlich der Beutau gekauft, um dort einen Friedhof anzulegen. Da das Areal bald zu klein wurde, mussten die Toten immer dichter nebeneinander bestattet werden. Auf die Bemühungen der jüdischen Gemeinde, das Nachbargrundstück zu kaufen und den Friedhof dort zu erweitern, reagierte die Stadt nicht. Erst 1874 stellte sie der jüdischen Gemeinde auf dem damals neu eröffneten Ebershaldenfriedhof ein eigenes Areal zur Verfügung. Anders als sonst üblich, sind die jüdischen Gräber auf dem Ebershaldenfriedhof nicht vom übrigen Friedhof abgegrenzt,
'was Thomas Schild als ein Zeichen für den Integrationswillen der Jüdischen Gemeinde
sieht', berichtet Gerhard Voß. Der alte jüdische Friedhof in der Beutau wurde von Nationalsozialisten nicht verschont. Da er nach 1938 als Lagerplatz genutzt wurde, zerstörten und entfernten sie die meisten Grabsteine, so dass heute nur noch einige wenige Steine an die Ursprünge der jüdischen Gemeinde in Esslingen
erinnern. Die erste Führung auf dem alten jüdischen Friedhof Untere Beutau/Ecke Turmstraße, beginnt am Sonntag, 8. Mai, um 14 Uhr. Bei der Eröffnungsveranstaltung werden Vertreter der Stadt und der Kirchen Grußworte sprechen. Der Landesrabbiner der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, Netanel Wurmser, spricht Texte und Gebete aus der jüdischen Tradition. Anschließend laden die Nachbarn zu einer Begegnung bei Musik, Kaffee und Kuchen in die Räume der Atelier-Gemeinschaft Untere Beutau ein.
Der Friedhof wird am 12. Juni, 10. Juli, 28. August, 11. September sowie am 23. Oktober jeweils von 14 bis 15.30 Uhr geöffnet sein." |
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Mai
2011: Erste Öffnung des Friedhofes in
Anwesenheit des Landesrabbiners |
Artikel
von Petra Weber-Obrock in der "Esslinger Zeitung" vom 9. Mai
2011 (Artikel;
mit Foto von Petra Weber-Obrock): Gerhard Voß, Netanel Wurmser, Joachim Halbekann und Christoph Reusch (im Vordergrund von links) an einem Ort des Gedenkens, der jetzt einmal monatlich für eineinhalb Stunden geöffnet
ist):
"Die Mauer überwinden
ESSLINGEN: Landesrabbiner Netanel Wurmser spricht auf dem jüdischen Friedhof
Versteckt hinter einer verschlossenen Pforte und dicken Mauern wurde der jüdische Friedhof in der Unteren Beutau im öffentlichen Leben der Stadt bisher kaum wahrgenommen. Die Vereine Denkzeichen und Freunde jüdischer Kultur wollen das ändern. Sie öffnen in diesem Sommer einmal pro Monat sonntags von 14 bis 15.30 Uhr das Tor, um den Erinnerungen an die jüdischen Mitbürger Esslingens Raum zu geben.
Nebenan brandet der Verkehr auf der Geiselbachstraße, doch innerhalb der hohen Steinmauer singen Vögel in den Nadelbäumen, die Sonne scheint auf die uralten Grabsteine zwischen dem Efeu. Nach und nach kommt eine Gruppe Menschen still zusammen, um ein Zeichen zu setzen - denn nicht immer wurde mit Menschen anderen Glaubens in Esslingen respektvoll umgegangen.
'Irgendwie geheimnisvoll', fand Besucherin Ursula Hofmann den jüdischen Friedhof schon als Kind und freut sich, dass das Tor jetzt manchmal offen steht.
Ein von Netanel Wurmser, dem Landesrabbiner der israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, auf Hebräisch gesungener Psalm leitete die Veranstaltung ein.
'Ich bin sehr bewegt, dass Sie so zahlreich gekommen sind', wies er auf die Bedeutung der Begräbnisstätte in der jüdischen Tradition hin. Diese gilt als Haus des Lebens, das nach oben, zur Ewigkeit hin, offen ist. Der Friedhof bleibt für immer ein heiliger Ort der Toten und des Totengedenkens. Seine Schändung ist umso schlimmer, weil er niemals zweckentfremdet werden darf. Genau das ist geschehen, als ihn die Nazis zum Lagerplatz umfunktionierten und die meisten Grabsteine zerstörten.
Gerhard Voß vom Verein Denkzeichen dankte der Stadtverwaltung, dem Grünflächenamt und dem Friedhofsamt für ihre Unterstützung. Georg Wötzer vom Verein Freunde jüdischer Kultur wies auf die Demokratie als Grundvoraussetzung für die Freiheit hin. Die gemeinsamen Wurzeln des Juden- und des Christentums rief Christoph Reusch, der evangelische Kontaktpfarrer für den Dialog zwischen Christen und Juden, den Zuhörern wieder ins Bewusstsein. Stadtarchivar Joachim Halbekann stieg tief in die mittelalterliche Geschichte des Judentums in der Reichsstadt ein.
'Die Menschen wurden immer wieder drangsaliert und vertrieben,' erinnerte er an das Pogrom nach der großen Pest in den Jahren 1347 und 1348, als sich die Esslinger Juden wahrscheinlich in ihrer Synagoge selbst verbrannten, um einem Massaker zu entgehen.
Immer wieder versuchten Juden, in Esslingen Fuß zu fassen, doch richtig gelang das erst nach dem Ende der Reichsstadtzeit, als sich fünf jüdische Familien hier ansiedelten. Zwischen 1807 und 1874 entstanden auf dem Friedhof 100 Gräber. Danach wurde der jüdischen Gemeinde ein Gräberfeld auf dem Ebershaldenfriedhof zur Verfügung gestellt.
Nächste Öffnungszeit: Sonntag, 12. Juni, von 14 bis 15.30 Uhr." |
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Weitere Fotos (Fotos:
Hahn) |
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Plakat am
Eingangstor |
Der
Landesrabbiner
beim Lesen eines
Psalmes |
Eine große
Menge von Interessierten war
auf dem kleinen Friedhof erschienen |
Stadtarchivar
Dr. Joachim Halbekann |
Pfarrer
Christoph Reusch |
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Rechts:
anschließende Einladung in ein Kunst-Atelier in der Beutau mit
Darbietungen hebräischer Lieder durch einen Folklore-Chor |
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Mai
2012: Auch im Sommer 2012 wird der
alte Friedhof regelmäßig für Interessierte geöffnet |
Artikel von Thomas
Schorradt in der "Stuttgarter Zeitung" vom 3. Mai 2012: "Jüdischer
Friedhof. Alter Friedhof als Besuchermagnet..."
Link
zum Artikel |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Joachim
Hahn: Jüdisches Leben in Esslingen. Geschichte, Quellen und
Dokumentation. Esslinger Studien. Schriftenreihe Bd. 14. (Hg. vom
Stadtarchiv Esslingen am Neckar). Sigmaringen 1994. ISSN 0425-3086.
Das Buch enthält eine vollständige Dokumentation der beiden jüdischen
Friedhöfe Esslingen des 19./20. Jahrhunderts unter Aufnahme einer 1862-1873 erstellten Dokumentation des
alten jüdischen Friedhofes von Mayer Levi. |
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