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Fürfeld mit
Frei-Laubersheim (Kreis
Bad Kreuznach)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Fürfeld bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40.
Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./18. Jahrhunderts zurück. Der
früheste Beleg für die Anwesenheit jüdischer Einwohner in Fürfeld stammt aus
dem Jahr 1551, in dem das alte Gerichtsbuch einen "Meyer Jud"
verzeichnet. 1553 wird "Joseph Jud" genannt. Wahrscheinlich ist
mindestens einer von beiden damals schon auf dem Eichelberg begraben worden,
denn zu 1572 erwähnt das Gerichtsbuch das "jüdische Grap" am
Eychelberg (die Erwähnungen aus dem 16. Jahrhundert nach der Darstellung von
Hans Joachim Oesterle, s.Lit.; Mitteilung von Bernhard Axtmann vom 18.10.2012).
1633 werden zwei Juden am Ort genannt, die an der Zollstätte in Alsenz
Wegzoll zu bezahlen hatten. 1722 umfasste die jüdische Gemeinde 31
Personen, davon 13 Männer, zwölf Frauen, vier Jungen und zwei Mädchen.
Zur jüdischen Gemeinde in Fürfeld gehörten auch die im benachbarten Frei-Laubersheim lebenden Juden.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1801 101 jüdische Einwohner, 1828 108 jüdische Einwohner, 1830
105, 1861 145
jüdische Einwohner (12,0 % von insgesamt 1.207 Einwohnern), 1861 145, 1871 161,
1880 110 (10,0 % von 1.103), 1900 93 (7,8 % der Gesamteinwohnerschaft), 1910 78 (6,7 % von 1.168).
In Frei-Laubersheim wurden gezählt: 1830 21
jüdische Einwohner, 1861 25, 1905 18, 1924 16, 1932 11.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Auch in Frei-Laubersheim war ein Friedhof
vorhanden. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein
Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Die Stelle
wurde bei anstehenden Neubesetzungen immer wieder ausgeschrieben (vgl.
Ausschreibungstexte unten). Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat in Bingen.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Sgt. Salomon Kahn
(geb. 8.2.1885 in Fürfeld, gef. 8.10.1918) und Bernhard Strauß (geb. 29.8.1887
in Fürfeld, gef. 8.9.1917); aus Frei-Laubersheim: Alfons Scharff (geb. 2.8.1894
in Frei-Laubersheim, gef. 30.9.1918).
Um 1924, als zur Gemeinde noch 68 Personen gehörten (6,0 % von 1.130) waren die
Vorsteher der Gemeinde Salomon Brück, Joseph Goldschmidt und Ferdinand Strauß
aus Frei-Laubersheim. Als Lehrer, Kantor und Schochet war - bereits seit
1891 und noch bis 1926 - Moses Mayer tätig. Er unterrichtete im
Schuljahr 1923/24 fünf Kinder in Religion. An jüdischen Vereinen gab es den
Wohltätigkeitsverein Chewra Kadischa (1924/32 unter Leitung von Nathan
Kahn mit 25 Mitgliedern), den Israelitischen Frauenverein (1924 unter
Leitung der Frau von Hermann Kahn mit 10 Mitgliedern, 1932 unter Leitung der
Frau von Nathan Kahn) sowie den Krankenpflegeverein (1924/32 unter
Leitung von Nathan Kahn). 1932 waren die Gemeindevorsteher Salomon Bruch
(1. Vors.), Joseph Goldschmidt (2. Vors.) sowie Ferdinand Strauß (3. Vors.).
Inzwischen war als Lehrer, Kantor und Schochet der aus Polen stammende Schama Neumann in der Gemeinde
tätig.
Nach 1933 sind im Verlauf der
folgenden sechs Jahr alle jüdischen Gemeindeglieder (1933: 56 Personen, 4,8 % von insgesamt 1.162
Einwohnern) auf Grund der zunehmenden Entrechtung, der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Nach Arnsberg emigrierten
von den in Fürfeld lebenden jüdischen Personen 15 Personen in die USA, vier
nach Südamerika, je einer nach Holland, England und Palästina. Andere verzogen
innerhalb von Deutschland (insbesondere nach Frankfurt und nach Mainz). Der aus
Polen stammende Lehrer und Vorbeter der Gemeinde Schama Neumann war bereits 1933
in das KZ Osthofen verbracht worden, 1937 verzog er nach Frankfurt. Anfang 1939 wurden noch 15
jüdische Einwohner in Fürfeld gezählt; im Laufe dieses Jahres verließen alle
von ihnen den Ort.
Von den in Frei-Laubersheim lebenden jüdischen Personen (1933: 11) sind auch
alle verzogen beziehungsweise ausgewandert (zwei nach England, drei in die USA,
fünf nach Worms, eine Person nach Frankfurt).
Von den in Fürfeld geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hugo Bach (1882),
Hugo Glas (1897), Max Glas (1896), Else Goldschmidt (1920), Bertha (Betty)
Hamburger (1878), Henriette Hirsch geb. Glas
(1879), Alfred Kahn (1891), Bertha Kahn geb. Scheuer (1868), Emilie
Kallmann geb. Strauss (1868), Henrietta Selma Landau (1882), Nathan Landau
(1878), Rudolf Landau
(1885), Erna Marx (1900), Heinrich Metzler (1905), Siegfried Metzler (1907),
Adolf Neuberger (), Clemens Neuberger (), Else Reinhard (1921), Marianne (Jenny)
Reinhard geb. Heimann (1878), Pauline Reinhard (1872), Jenny Steiermann geb. Strauss (1891),
Leopold Sternheimer (1859), Adele Strauss geb. Reinhard (1907), Leopold Strauss
(1863), Dora Weichsel geb. Wolf (1878), Berta Wolf (1881).
Von den in Frei-Laubersheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Flora Baum (1920),
Johanna (Anna) Baum (1907), Mathilde Baum (1873), Rosel Baum geb. Baum (1913),
Salomon Baum (1875), Wilhelmine Baum (1870), Henriette Hirsch geb. Scharff
(1897).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1868 /
1871 / 1877 / 1879 / 1882 / 1891
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Januar 1868: "Lehrer-Stelle
vakant! In der israelitischen Gemeinde zu Fürfeld (Großherzogtum
Hessen) ist die Stelle eines Religionslehrers, Schächters und Vorbeters
vakant. Dieselbe bringt ein Fixum von 360 Gulden freie Wohnung nebst einem
Garten, welcher 25 Gulden jährlich einträgt, und circa 150 Gulden an
Nebenakzidenzien. Geeignete Bewerber wollen sich wenden an den Vorstand Ludwig
Haas." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Dezember 1871: "Offene
Religionslehrerstelle. In der israelitischen Gemeinde Fürfeld, im
Kreise Alzey, Provinz Rheinhessen, ist die israelitische
Religionslehrerstelle und der Vorbeterdienst sofort zu besetzen. Mit
dieser Stelle ist jährlich ein fixer Gehalt von 430 Gulden, sowie 20
Gulden für Heizung des Schullokals außer freier Wohnung mit Garten und
Nutznießung eines Garten- und Baumfeldes von einem halben Morgen,
verbunden.
Der anzustellende Religionslehrer hat auch zugleich den Schächterdienst
zu übernehmen. Die Gebühren hierfür und sonstige Akzidenzien können
sich auf ca. 150 bis 200 Gulden belaufen. Ist der Bewerber verheiratet, so
kann seiner Frau auch die Besorgung des beim Schulhause befindlichen
Frauenbades übertragen werden.
Anmeldungen sind alsbald mit den nötigen Zeugnissen an den
unterzeichneten Vorstand franco einzusenden.
Fürfeld, den 10. Dezember 1871. Der Israelitische Vorstand: Haas". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juli 1877: Vakanz.
Unser bisheriger Lehrer ist zum Kaufmannsstande übergetreten. Zur
Neubesetzung der Stelle (Religionslehrer, Vorbeter, womöglich Schochet)
nehmen wir Meldungen entgegen. Gehalt 780 Mark fix nebst freier Wohnung,
wobei 200 Klafter Garten mit schönen Obstbäumen; Nebengefälle nach
seitheriger Durchschnittsberechnung ca. 600 Mark. Eintritt sofort.
Fürfeld, Rheinhessen, 26. Juni 1877 (nicht: 1847). A.
Goldschmidt, Vorsitzender." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1879:
"Dadurch, dass der seitherige Kultusbeamte eine größere Stelle
übernommen, ist die hiesige Religionslehrer- und Vorbeterstelle vakant
und kann sofort besetzt werden. Der fixe Gehalt beträgt 780 Mark pro Jahr
bei einer 2stöckigen geräumigen Schul-Wohnung, wobei 200 Klafter Garten
mit schonen Obstbäumen. Nebengefälle nicht unbedeutend. Reflektanten
wollen sich bei Anschluss ihrer Zeugnisse bei dem Vorstande melden.
Reisekosten werden dem, dem die Stelle übertragen wird, vergütet.
Ausländern werden nicht berücksichtigt. Fürfeld (Rheinhessen). Der
israelitische Vorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1882:
"Stelle - Vakanz. Die in der israelitischen Religionsgemeinde
Fürfeld in Rheinhessen erledigte Stelle soll durch einen Religionslehrer
und Vorbeter (womöglich auch Schächter) alsbald wieder besetzt werden.
Gehalt 800 Mark und Heizung 36 Mark fix pro Jahr, freie, zweistöckige
Wohnung, wobei 1.300 Meter Garten mit schönen Obstbäumen. Nebengefälle
mindestens 450 bis 500 Mark. Diejenigen, welche seminaristisch gebildet,
werden bevorzugt. Qualifizierte Reflektanten wollen sich unter Einsendung
ihrer Zeugnisse an den Unterzeichneten werden.
Für den Vorstand: S. Mann,
Vorsteher." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1891:
"Lehrerstelle - Vakanz. Die Stelle als Religionslehrer,
Vorbeter und Schächter in hiesiger Gemeinde soll alsbald neu besetzt
werden. Gehalt p.a. 800 Mark Fixum. Nebeneinkommen 5 bis 600 Mark, sowie
zweistöckige Wohnung, großer Garten mit Obstbäumen.
Bewerber, welche ihre Staatsprüfung bestanden, haben ihr Gesuch nebst
Zeugnissen an den Unterzeichneten einzureichen. Dem Gewählten
werden die Reisekosten erstattet. Fürfeld
(Rheinhessen).
Der Vorstand: S. Mann." |
Abschiedsgottesdienst für Lehrer Moses Mayer (1926 - 35 Jahre Lehrer in der Gemeinde)
Anmerkung: Lehrer Moses Mayer war der älteste Sohn des 47 Jahre in Schnaittach
tätigen Lehrers Maier Mayer.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Oktober 1926:
"Fürfeld (Rheinhessen), 18. Oktober (1926). Der
Abschiedsgottesdienst in der herrlich geschmückten Synagoge zu Ehren des
Herrn Lehrer Mayer, welcher 35 Jahre in hiesiger Gemeinde als
Kultusbeamter tätig war und nun zu seinem Sohne, Herrn Zahnarzt Dr. Ernst
Mayer in Köln am Rhein übersiedelt, hatte äußerst würdigen Verlauf.
Schülerinnen und Schüler schilderten in Gedichten die Verehrung für
ihren Lehrer. Der erste Vorstand, Herr Salomon Brück, feierte den
Scheidenden als tüchtigen Pädagogen, Kantor und Schochet und rühmte
seinen vorbildlichen Charakter, wodurch er sich die Liebe und Wertschätzung
der jüdischen Gemeinde und der Einwohner des Ortes, sowie der näheren
und weiteren Umgebung erworben hat. Als Andenken überreichten ihm
Gemeinde und Schüler eine prachtvolle Standuhr." |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Öffentliche Anerkennung für den ehrenamtlichen Vorbeter
Abraham Straus aus Freilaubersheim (1872)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Oktober 1872: "Fürfeld,
Rheinhessen. Wenn die ernsthaften Tage (zwischen den Hohen
Feiertagen im Herbst) schon an und für sich erhaben, erbauend und
ergreifend sind, so ist in unserer Gemeinde diese Erhabenheit noch dadurch
erhöht worden, dass Herr Abraham Strauß aus Freilaubersheim (noch zu
unserer Gemeinde gehörig), Veteran und ein Greis von 84 Mahren, das Musaf-Gebet
mit einer solchen Andacht, Würde und wohlklingenden Bassstimme
vorgetragen, dass es öffentlich angezeigt und belobt zu werden verdient.
Indem dieses nun hiermit geschieht, spreche ich im Namen unserer Gemeinde
den Wunsch aus, dass der liebe Gott ihn uns noch einige Jahre erhalten
möge, auf dass er in Gesundheit und in so reger Kraft noch lange in
unserer Mitte weile und Gott der Herr ihm den tausendfachen Lohn für das
einernten lasse, was er durch seinen biedern Sinn und seine
Uneigennützigkeit verdient. Das Vorstandsmitglied A. Goldschmidt." |
Isaak Wolf wird wieder in den Gemeinrat der bürgerlichen Gemeinde gewählt
(1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1892:
"Fürfeld, 22. Oktober. Von den vier gesetzesgemäß ausscheidenden
Gemeinderatsmitgliedern wurde Herr Isaak Wolf mit der größten
Stimmenmehrheit heute wieder gewählt. Ein Beweis, dass man in hiesigem
Orte, welcher zum Wahlkreise der Reichstagsabgeordneten Bamberger gehört,
toleranten Gesinnungen huldigt. Mayer." |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
zu Personen,
die in Fürfeld geboren sind |
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Kennkarte (ausgestellt in
Mainz 1939) für Joseph Goldschmidt
(geb. 10. November 1872 in Fürfeld), Weinvermittler.
Anfang der 1930er-Jahre zweiter Gemeindevorsteher
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Kennkarte (ausgestellt in
Alzey 1939) für Henriette Landau
(geb. 21. Dezember 1882 in Fürfeld), wohnhaft in Fürfeld und Mainz,
am
25. März 1942
deportiert ab Mainz - Darmstadt in das
Ghetto Piaski, umgekommen |
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Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betraum in einem jüdischen
Privathaus vorhanden. Eine erste Synagoge wurde um 1760 erbaut. Das
Baujahr ist von dem Chuppastein (Hochzeitsstein) bekannt, der nach dem Bau einer
neuen Synagoge in die Außenwand des Nachfolgebaus eingefügt wurde. Auch ein
Teil der Innenausstattung wurde in die neue Synagoge übernommen, für die am 3.
Juli 1894 der Grundstein in der Rathausstraße gelegt wurde. Die Pläne
zeichnete vermutlich der Wöllsteiner Architekt Weis. Die Einweihung der
neuen Synagoge fand - mit großem Festzug, Konzert und Ball unter Beteiligung des
Musikkorps des Mainzer Infanterieregiments 1888 - vom 9. bis 11. August 1895
statt. Finanziert wurde der Neubau u.a. durch Spenden zweier aus Fürfeld
stammenden jüdischen Familien, den in Paris lebenden Familien Teutsch und
Julius Wolf (1.000 beziehungsweise 100 Mark) sowie des in Frankfurt lebenden
Heinrich Strauß (150 Mark).
1928 konnte die Synagoge auf Kosten von dem in Los Angeles lebenden
Hermann Goldschmidt renoviert werden:
Der nach Los Angeles ausgewanderte Hermann Goldschmidt
spendet für die Renovierung der Synagoge (1928)
Meldung
in der Zeitschrift des Central-Vereins (CV-Zeitung) vom 31. August 1928:
"Hermann Goldschmidt aus Los Angeles (Kalifornien), ein alter
Fürfelder (Hessen), hat bei seiner Ankunft in seiner alten Heimat sich
bereit erklärt, zum Andenken an seine Eltern die Synagoge auf seine
Kosten renovieren zu lassen." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch
Nationalsozialisten und SA-Leute geschändet und verwüstet. Jüdische
Gemeindeglieder wurden gezwungen, sich an dem Zerstörungswerk zu beteiligen. 1939
ging das Synagogengebäude in den Besitz der örtlichen landwirtschaftlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft über. In den folgenden Jahren wurde sie als
Lager verwendet. 1952 kaufte die katholische Kirchengemeinde das
Gebäude. 1959 wurde es abgebrochen und an seiner Stelle ein Wohnhaus
erbaut. Eine Hinweistafel ist angebracht.
Adresse/Standort der Synagoge: Rathausstraße
13
Fotos / Darstellungen
(die drei historischen Abbildungen aus Landesamt (Hrsg.) s.Lit.
S. 157-158; die historische Karte: Sammlung Hahn)
Zeichnung der Turmspitze |
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Historische Ansichtskarte
von Fürfeld -
vorhergehoben wird das Miteinander
zwischen Synagoge,
Evangelischer
Kirche und Katholischer Kirche |
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Die in
hochauflösender Form eingestellte Karte wurde lt. Poststempel am
30.
Dezember 1901 verschickt; rechts Ausschnittvergrößerung der Synagoge |
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Historische
Aufnahmen |
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Blick entlang der
Rathausstraße mit
dem Rathaus und der ehemaligen
Synagoge (Aufnahme vor
1938) |
Die ehemalige
Synagoge
(vor 1938) |
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Grundstück der
ehemaligen Synagoge und Hinweistafel im September 2008
(Fotos: Michael Schmitt, Fürfeld, Aufnahmedatum: 22.9.2008) |
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Blick auf das an Stelle der
Synagoge
erbaute Wohnhaus (Mitte) |
Die Ansicht zeigt präzise
dieselbe
Perspektive wie das historische Foto oben |
Hinweistafel |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Januar 2019:
Auf der Suche nach dem
Hochzeitsstein
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Artikel
von Wolfgang Bartels in der "Allgemeinen Zeitung" (Bad
Kreuznach) vom 23. Januar 2019:
"US-Amerikaner sucht Fürfelder Hochzeitsstein
Als die Synagoge in Fürfeld abgerissen wurde, ging auch der 'Chuppa-Stein'
verloren. Nun sucht James Bauer, dessen Verwandte in Fürfeld lebten, dieses
Stück 'Vergangenheit'.
FÜRFELD - 'Gibt es Fotos vom Chuppa-Stein?' Ortsbürgermeister Klaus Zahn
war überrascht, als er kürzlich seine E-Mails öffnete. Aus New York hatte
ein ihm völlig unbekannter Mann namens James Bauer geschrieben. Er
berichtete, seine Familie habe viele Jahre bis zur Nazizeit in Fürfeld
gelebt. Einige Angehörige wie Elias Kahn, Rosina Kahn und Hermann Kahn seien
auf dem jüdischen Friedhof begraben. Im Internet war Bauer auf einen Eintrag
zur Fürfelder Synagoge gestoßen, in dem von einem 'Chuppa-Stein' die Rede
ist, einem Stein, der bereits die alte Synagoge von 1760 schmückte und beim
Neubau 1895 in die Außenwand eingefügt wurde. Während des Novemberpogroms
1938 wurde die Synagoge von SA-Männern verwüstet und geschändet. Danach
wurde das Gebäude als Lagerhalle genutzt und 1959 abgebrochen. An seiner
Stelle wurde ein Wohnhaus errichtet, an dem heute eine Gedenktafel an die
frühere Synagoge erinnert.
Aber der Chuppa-Stein? Bürgermeister Zahn musste sich erst einmal schlau
machen, was es damit auf sich hat. Bei jüdischen Hochzeiten gibt es den
Brauch, dass ein Glas rituell am Chuppa-Stein, deshalb auch 'Hochzeitsstein'
genannt, zerschlagen wird, verbunden mit dem Wunsch 'Masel tov – Viel
Glück'. Der Brauch soll an den zu Jerusalem verwüsteten Tempel erinnern. Der
Kreis schließt sich. 80 Jahre nach der Verwüstung des Fürfelder Tempels hat
sich James Bauer auf die Spur des Chuppa-Steines begeben: 'Ich weiß zwar,
dass die Synagoge in den 1950er Jahren abgerissen wurde, aber ich frage
mich, ob es Fotos vom Chuppa-Stein gibt', schreibt er an den Bürgermeister.
Archive werden nach Fotos durchforstet. Klaus Zahn setzte sogleich
alle Hebel in Bewegung, um etwas über den Verbleib des Steines zu erfahren.
Er wandte sich an Jörg Lamers-Hanisch, der gerade ein Buch über die
Fürfelder Juden schreibt, sowie an Pfarrer Harald Todisco, da die
Katholische Kirche die letzte Eigentümerin des Synagogengebäudes vor dem
Abriss war. Jetzt werden das Pfarrarchiv und alle anderen Quellen
durchforscht, ob es nicht doch ein Foto des Steines gibt. Zahn hat sich
zudem mit einem Aufruf an die Fürfelder Bürger gewandt, ob irgendjemand
Informationen oder gar Bilder von dem Chuppa-Stein besitzt. Um
verständlicher zu machen, wie solch ein Stein aussieht, hat er seinem Aufruf
mehrere Abbildungen von anderen Chuppa-Steinen aus dem Internet als
Beispiele hinzugefügt. Klaus Zahn hat einen kleinen Funken Hoffnung, dass
dieser ganz besondere Stein wieder auftaucht: 'Vielleicht schlummert er ja
als vergessenes Schmuckstück in irgendeinem Garten.' James Bauer in New York
jedenfalls freut sich, dass seine Anfrage so viel Bemühen in Fürfeld
ausgelöst hat."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 220-221. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 277-278. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 157-158 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Hans-Joachim Oesterle: Fürfeld. Geschichte eines
rheinhessischen Weindorfes. Rhein-Mosel-Verlag. Briedel 1997. ISBN
3-929745-43-7. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Fuerfeld Hesse.
Jews lived there from the beginning of the 19th century and numbered 145 (12 %
of the total) in 1861, with members in nearby Frei-Laubersheim. The community's
synagogue was consecrated in 1895. By 1940, the remaining Jews had left,
one-half (30) emigrating, mostly to the United States.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|