Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Gochsheim (Stadt Kraichtal, Kreis Karlsruhe) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge  

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Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
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Fotos / Darstellungen    
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Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde            
    
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts als württembergisches Lehen zeitweise den Grafen von Eberstein gehörenden Gochsheim bestand eine jüdische Gemeinde bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Ihre Entstehung geht in Zeit des 15./16. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden 1427, dann wieder 1524/25 Juden am Ort genannt. Für die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts berichtet Merian in seiner "Topographia Sueviae" (Frankfurt 1643 S. 43) zu Gochsheim: "Gibt viel Juden da". 

Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurt am Main 1643.S. 83 
Zu Gochsheim: "Gochsheim / Gochzheim.
Ist ein Statt im Creichgöw / so die Grafen von Eberstein / vom Hertzog zu Würtenberg zu Lehen tragen. Ligt anderthalb Stund von Bretta. Es ligen nahend herumm deren von Mentzingen / vnnd Gemmingen / Stammhäuser / vnd der Herrn Göler Schloß Ravenspurg. Die Herren von Mentzingen haben auch ein Hauß zu Gochsheim / so ein Marggräfisch Badisch Lehen. Der Herren Graffen von Eberstein Monatlich einfacher ReichsGebür ist 16. Gulden / vnd zum CammerGericht jährlich 6. Gulden / 42. Kreutzer / 5. Heller: Wie ich in einer geschriebenen Verzeichnuß gelesen. Gibt viel Juden da / vnd ist ein Bergichter Ort."     
 
In Geleitzahlungen in Pforzheim (Quelle GLA 171/1979; Rechnung des Untervogts in Pforzheim 1636/37 S. 9-10) werden genannt: am 12.8.1636 und am 3.9.1636 die Juden Beyfueß und Heyumb, beide aus Gochsheim, am 11.9.1636 Liebmann von Gochsheim, am 18.10.1636 Löb und Jacob, beide aus Gochsheim; (Quelle GLA 171/1981; Rechnung des bayerischen Untervogts in Pforzheim, 6.1.1639-6.1.1640, S. 9-10) am 23.2.1639 Libman von Gochsheim, am 23.6.1639 Faiß und sein Knecht von Gochsheim, am 19.9.1639 Abraham und Kauffman von Gochsheim und Steinbach, am 9.11.1639 Veit von Gochsheim, am 23.11.1639 Liebmann von Gochsheim 
Literatur: Friedrich R. Wollmershäuser: In: Südwestdeutsche Blätter für Familien- und Wappenkunde. Jahrbuch 2017.   

Im 18. Jahrhundert wurde die höchste Zahl jüdischer Einwohner 1769 erreicht, als zwölf jüdische Familien mit zusammen 67 Personen am Ort wohnten. Als die Zahl der jüdischen Einwohner in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert stark zurückging, wurden die hier noch wohnhaften Juden der Gemeinde in Bauerbach zugeteilt. 1826 wurden noch 27 jüdische Einwohner gezählt, 1864 17, 1871 fünf. 
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge und eine Religionsschule, vermutlich auch ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war im 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeitweise ein jüdischer Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter (und Schochet) tätig war (vgl. die Ausschreibungen der Stelle in den 1840er-Jahren unten). Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden vermutlich in Flehingen beigesetzt. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Bretten (vgl. Ausschreibungen der Lehrerstelle). 
 
1875
lebte bereits kein Jude mehr in Gochsheim.  
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer     
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers und Vorsängers (1840 / 1843 / 1844 / 1845)        

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" von 1840 S. 730 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Bei der israelitischen Gemeinde Gochsheim ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 50 Gulden nebst freier Kost und Wohnung sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage der Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei der Bezirks-Synagoge Bretten zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle weder Schulkandidaten noch Rabbinatskandidaten sich melden, andere inländische Subjekte nach erstandener Prüfung bei dem Bezirks-Rabbiner zur Bewerbung zugelassen werden."  
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 29. Juli 1843  (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Bretten. [Dienstantrag.] In diesseitigem Bezirke sind folgende Dienste erledigt: 
1) Bei der israelitischen Gemeinde zu Bauerbach, die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 160 fl. sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist
2) Bei der israelitischen Gemeinde zu Gochsheim die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 50 fl. nebst freier Wohnung und Kost, sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist - 
  und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen.  
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der Bezirkssynagoge Bretten zu melden.  Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Rabbiner, zur Bewerbung zugelassen werden." 
Bretten, den 24. Juli 1843. Großherzogliche Bezirkssynagoge."   
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 24. Juli 1844 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Bretten. [Dienstantrag]. Bei der israelitischen Gemeinde Gochsheim ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 50 fl., nebst freier Kost und Wohnung, sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen.  
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der Bezirkssynagoge Bretten zu melden.  Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Rabbiner, zur Bewerbung zugelassen werden. 
Bretten, den 16. Juli 1844. Großherzogliche Bezirkssynagoge. "   
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 29. November 1845 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Vakante Schulstellen.
[Bekanntmachung.]. Bei der israelitischen Gemeinde Gochsheim ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 50 fl., nebst freier Kost und Wohnung bei den Gemeindemitgliedern, sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der Bezirkssynagoge Bretten zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Rabbiner, zur Bewerbung zugelassen werden."  

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Über den Juden Eberlin aus Gochsheim (Beitrag von 1926)  
(Quelle: Guide to the papers of Berthold Rosenthal in the Leo Baeck Institute New York) 

Gochsheim Israelit Fambl 15071926.jpg (362617 Byte)Beitrag von Berthold Rosenthal im Israelitischen Familienblatt (vermutl. Hamburg) vom 15. Juli 1926:  
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.     

  
  
  
Zur Geschichte des Betsaals / der Synagoge           
    
Eine Synagoge wird bereits 1662 genannt, wobei es sich um einen einfachen Betsaal gehandelt haben wird. Als 1728 bis 1733 Gochsheim der Gräfin von Würben gehörte, erlaubte sie in ihrem Schutzbrief vom 17. April 1731 den Bau beziehungsweise das weitere Bestehen einer Synagoge in Gochsheim. 1764 wurde von dem reichen Schutzjuden Baruch Dessauer eine neue Synagoge mit jüdischer Schule erbaut. Spätestens um 1860/70 konnten auf Grund der zu geringen Zahl jüdischer Einwohner keine regelmäßigen Gottesdienste mehr gefeiert werden, zumal die Juden Gochsheim schon einige Zeit offiziell zur Bauerbacher Synagogengemeinde gehörten. 1882 wurde das Gebäude verkauft und zu einem bis heute erhaltenen Wohnhaus umgebaut (Hauptstraße 70). Der Platz beim ehemaligen Synagogengebäude trug die Bezeichnung "Synagogenhof".    
  
  

Fotos 
Historische Fotos: 

Historische Fotos sind nicht bekannt, eventuelle Hinweise bitte an
den Webmaster, E-Mail-Adresse siehe Eingangsseite

  
Fotos nach 1945:  

Fotos aus den 
1980er Jahren
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 
im April 1987) 
Gochsheim Synagoge 181.jpg (41307 Byte) Gochsheim Synagoge 180.jpg (44566 Byte)
  Die ehemalige Synagoge macht einen unbewohnten Eindruck (1987)   
    
Fotos 2003
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 15.9.2003)
 
Gochsheim Synagoge 018.jpg (35577 Byte) Gochsheim Synagoge 019.jpg (34243 Byte) Gochsheim_Synagoge_198.jpg (45021 Byte) Gochsheim Synagoge 152.jpg (28732 Byte)
Die ehemalige Synagoge, das Gebäude wurde inzwischen renoviert; rückwärtige Ansicht aus:  
   Wikipedia-Artikel "Jüdische Gemeinde Gochsheim"     
Schlussstein von 1764 
über dem Toreingang 

       
       
    

Links und Literatur 

Links: 

Website der Stadt Kraichtal (mit Seite zu Gochsheim

Literatur:

Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 110-111.  
Germania Judaica II,1 S. 443.
Rudolf Herzer/Heinrich Käser: Sippenbuch der Stadt Gochsheim. Grafenhausen bei Lahr 1968.
Jürgen Stude: Geschichte der Juden im Landkreis Karlsruhe. 1990.
synagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007. 

   
    

                   
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Stand: 29. November 2017