Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia
Judaica
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und
bestehende) Synagogen
Übersicht:
Jüdische Kulturdenkmale in der Region
Bestehende
jüdische Gemeinden in der Region
Jüdische
Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur
und Presseartikel
Adressliste
Digitale
Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Gochsheim (Stadt Kraichtal,
Kreis Karlsruhe)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts als württembergisches
Lehen zeitweise den Grafen von Eberstein gehörenden Gochsheim bestand eine jüdische
Gemeinde bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Ihre Entstehung geht in Zeit des
15./16. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden 1427, dann wieder 1524/25 Juden am
Ort genannt. Für die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts berichtet Merian in seiner "Topographia Sueviae" (Frankfurt
1643 S. 43) zu Gochsheim: "Gibt viel Juden da".
Matthäus Merian: Topographia Sueviae.
Frankfurt am Main 1643.S. 83 |
Zu Gochsheim: "Gochsheim / Gochzheim.
Ist ein Statt im Creichgöw / so die Grafen von Eberstein / vom Hertzog zu Würtenberg zu Lehen tragen. Ligt anderthalb Stund von Bretta. Es ligen nahend herumm deren von Mentzingen / vnnd Gemmingen / Stammhäuser / vnd der Herrn Göler Schloß Ravenspurg. Die Herren von Mentzingen haben auch ein Hauß zu Gochsheim / so ein Marggräfisch Badisch Lehen. Der Herren Graffen von Eberstein Monatlich einfacher ReichsGebür ist 16. Gulden / vnd zum CammerGericht jährlich 6. Gulden / 42. Kreutzer / 5. Heller: Wie ich in einer geschriebenen Verzeichnuß gelesen. Gibt viel Juden da / vnd ist ein Bergichter Ort." |
|
In Geleitzahlungen in Pforzheim
(Quelle GLA 171/1979; Rechnung des Untervogts in Pforzheim 1636/37 S.
9-10) werden genannt: am 12.8.1636 und am 3.9.1636 die Juden Beyfueß und
Heyumb, beide aus Gochsheim, am 11.9.1636 Liebmann von Gochsheim, am
18.10.1636 Löb und Jacob, beide aus Gochsheim; (Quelle GLA 171/1981;
Rechnung des bayerischen Untervogts in Pforzheim, 6.1.1639-6.1.1640, S.
9-10) am 23.2.1639 Libman von Gochsheim, am 23.6.1639 Faiß und sein
Knecht von Gochsheim, am 19.9.1639 Abraham und Kauffman von Gochsheim und
Steinbach, am 9.11.1639 Veit von Gochsheim, am 23.11.1639 Liebmann von
Gochsheim
Literatur: Friedrich R. Wollmershäuser: In: Südwestdeutsche Blätter
für Familien- und Wappenkunde. Jahrbuch 2017. |
Im 18. Jahrhundert
wurde die höchste Zahl jüdischer Einwohner 1769 erreicht, als zwölf jüdische
Familien mit zusammen 67 Personen am Ort wohnten. Als die Zahl der jüdischen
Einwohner in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert stark zurückging, wurden
die hier noch wohnhaften Juden der Gemeinde in Bauerbach zugeteilt. 1826 wurden
noch 27 jüdische Einwohner gezählt, 1864 17, 1871 fünf.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge und eine
Religionsschule, vermutlich auch ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser
Aufgaben der Gemeinde war im 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
zeitweise ein jüdischer Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter
(und Schochet) tätig war (vgl. die Ausschreibungen der Stelle in den
1840er-Jahren unten). Die Toten der jüdischen
Gemeinde wurden vermutlich in Flehingen beigesetzt. Die
Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Bretten (vgl. Ausschreibungen der
Lehrerstelle).
1875 lebte bereits
kein Jude mehr in Gochsheim.
Berichte
aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers und
Vorsängers (1840 / 1843 / 1844 / 1845)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" von 1840 S. 730 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Bei der israelitischen Gemeinde Gochsheim ist die Lehrstelle für den
Religionsunterricht
der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 50 Gulden nebst freier Kost und
Wohnung sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter
höherer Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage der Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirks-Synagoge Bretten zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle weder Schulkandidaten noch
Rabbinatskandidaten sich melden, andere inländische Subjekte nach
erstandener Prüfung bei dem Bezirks-Rabbiner zur Bewerbung zugelassen
werden." |
|
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 29. Juli 1843 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Bretten. [Dienstantrag.] In diesseitigem Bezirke sind
folgende Dienste erledigt:
1) Bei der israelitischen Gemeinde zu Bauerbach,
die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt
von 160 fl. sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen
Gefällen verbunden ist:
2) Bei der israelitischen Gemeinde zu Gochsheim
die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein
Gehalt von 50 fl. nebst freier Wohnung und Kost, sowie der
Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist
-
und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen.
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirkssynagoge Bretten zu melden.
Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Rabbiner, zur Bewerbung zugelassen
werden."
Bretten, den 24. Juli 1843. Großherzogliche Bezirkssynagoge." |
|
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 24. Juli 1844 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Bretten. [Dienstantrag]. Bei der israelitischen Gemeinde
Gochsheim ist die
Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein
Gehalt von 50 fl., nebst freier Kost und Wohnung, sowie der
Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist,
erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen.
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirkssynagoge Bretten zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Rabbiner, zur Bewerbung zugelassen
werden.
Bretten, den 16. Juli 1844.
Großherzogliche Bezirkssynagoge. " |
|
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 29. November 1845 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Vakante Schulstellen.
[Bekanntmachung.]. Bei der israelitischen Gemeinde Gochsheim ist die
Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein
Gehalt von 50 fl., nebst freier Kost und Wohnung bei den
Gemeindemitgliedern, sowie der
Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist,
erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirkssynagoge Bretten zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Rabbiner, zur Bewerbung zugelassen
werden." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Über den Juden Eberlin aus Gochsheim (Beitrag von
1926)
(Quelle: Guide to the papers of
Berthold Rosenthal in the Leo Baeck Institute New York)
Beitrag
von Berthold Rosenthal im Israelitischen Familienblatt (vermutl. Hamburg)
vom 15. Juli 1926:
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken. |
Zur Geschichte des Betsaals / der Synagoge
Eine Synagoge wird bereits
1662 genannt, wobei es sich um einen einfachen Betsaal gehandelt haben wird. Als
1728 bis 1733 Gochsheim der Gräfin von Würben gehörte, erlaubte sie in ihrem
Schutzbrief vom 17. April 1731 den Bau beziehungsweise das weitere Bestehen
einer Synagoge in Gochsheim. 1764 wurde von dem reichen Schutzjuden Baruch Dessauer eine
neue Synagoge
mit jüdischer Schule erbaut. Spätestens um 1860/70 konnten auf Grund der zu
geringen Zahl jüdischer Einwohner keine regelmäßigen Gottesdienste mehr
gefeiert werden, zumal die Juden Gochsheim schon einige Zeit offiziell zur Bauerbacher
Synagogengemeinde gehörten. 1882 wurde das Gebäude verkauft und zu einem bis
heute erhaltenen Wohnhaus umgebaut (Hauptstraße 70). Der Platz beim ehemaligen
Synagogengebäude trug die Bezeichnung "Synagogenhof".
Fotos
Historische Fotos:
Historische Fotos sind nicht bekannt, eventuelle
Hinweise bitte an
den Webmaster, E-Mail-Adresse siehe Eingangsseite |
Fotos nach 1945:
Fotos aus den
1980er Jahren
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum
im April 1987) |
 |
 |
|
Die ehemalige
Synagoge macht einen unbewohnten Eindruck (1987) |
|
|
Fotos 2003
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 15.9.2003) |
|
 |
 |
 |
 |
Die ehemalige Synagoge, das
Gebäude wurde inzwischen renoviert; rückwärtige Ansicht aus:
Wikipedia-Artikel "Jüdische
Gemeinde Gochsheim" |
Schlussstein von 1764
über
dem Toreingang |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 110-111. |
 | Germania Judaica II,1 S. 443. |
 | Rudolf Herzer/Heinrich Käser: Sippenbuch der Stadt Gochsheim.
Grafenhausen bei Lahr 1968. |
 | Jürgen Stude: Geschichte der Juden im Landkreis Karlsruhe. 1990. |
 | Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007.
|

vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|