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Haiger (Lahn-Dill-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Haiger bestand eine kleine jüdische
Gemeinde von etwa 1910 bis 1938/40. Vor 1910 gehörten die in Haiger lebenden
jüdischen Personen zur Gemeinde in Herborn.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1843 1 jüdischer Einwohner, 1871 4 (0,3 % von insgesamt 1.426
Einwohnern), 1885 5 (0,3 % von 1.661), 1895 7 (0,4 % von 1.707), 1905 8, 1910: 30 (1,3 %
von 2.249).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), ein Raum für den Unterricht
der Kinder, ein rituelles Bad und ein Friedhof. Die Gemeinde gehörte zum
Rabbinatsbezirk Weilburg beziehungsweise (Ems-Weilburg)
Um 1924, als zur Gemeinde etwa 35 Personen gehörten (1,2 % von
insgesamt etwa 3.000 Einwohnern), waren die Vorsteher Hermann Strauß (bis 1924)
und Siegmund
Hirsch. Den Religionsunterricht der damals sieben schulpflichtigen jüdischen
Kindern erteilte ehrenamtlich H. Strauß. 1932 waren die Gemeindevorsteher
Hermann Herz (1. Vors., bereits seit der Wahl 1924) und Siegmund Hirsch (2. Vors.). Zum Unterricht des im
Schuljahr 1931/32 nur einen schulpflichtigen jüdischen Kindes kam Lehrer Maier
Rosenbaum aus Herborn regelmäßig nach Haiger.
In den 1920er-Jahren waren fünf der jüdischen Haushaltsvorsteher
Viehhändler, einer war als Kaufmann tätig. 1930 gab es 17 wahlberechtigte
Gemeindemitglieder. Von ihnen waren fünf unter 30 Jahre alt. Der genannte
Vorsteher Hermann Herz war mit 61 Jahren das älteste wahlberechtigte
Gemeindeglied. Er wurde im September 1930 für weitere sechs Jahre als Vorsteher
bestätigt.
1933 gab es sechs jüdische Familien in der Stadt (zusammen etwa 28
Personen). In
den folgenden Jahren sind die meisten von ihnen auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert (nach England, Holland und
Palästina). 1936 legte Hermann Herz sein Amt als Gemeindevorsteher nieder; eine
Neuwahl fand nicht mehr statt. Als Vorsteher wurde vom Landrat in Dillenburg der
Viehhändler Isaak Löwenstein bestimmt. An seiner Seite stand als Rechner der
Hugo Hirsch (Sattler und Polsterer; kam 1937 in das KZ). 1937 waren als
steuerpflichtige jüdische Einwohner noch gemeldet: Isaak Löwenstein, Norbert
Löwenstein, Abraham Herz, Max Rosenbaum, Hermann Strauß, Blanka Markus geb.
Strauß, Frieda Strauß, Hugo Hirsch, Siegmund Hirsch, Hermann Herz (gest.
1938), Eugen Bärmann. Die meisten von ihnen konnten damals jedoch die
geforderten Steuern nur noch teilweise aufbringen. 1938 bis 1939 verkauften die
jüdischen Hausbesitzer ihre Liegenschaften (7 Häuser und Grundstücke). 1939 wurden nur noch drei
jüdische Einwohner gezählt, unter ihnen das Ehepaar Abraham Herz. Die beiden
wollten nach Frankfurt ziehen, fanden jedoch keine Wohnmöglichkeit mehr. 1941
lebten keine jüdischen Personen mehr in Haiger.
Von den in Haiger geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Adele Hirsch geb.
Simon (1905), Mirjam Hirsch (1937), Renate Hirsch (1935), Willi Hirsch (1913),
Selma Levi geb. Hirsch (1904), Gertrud Löwenstein geb. Kahn (1882), Isaack
Löwenstein (1875), Berta Rosenberg geb. Hirsch (1905), Irma Strauss
(1913).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Haiger gefunden. |
Zur Geschichte der Synagoge
In einem gemieteten Haus in der Bahnhofstraße konnten die
jüdischen Familien um 1910 ihren Betraum (Synagoge) einrichten. Zwei Torarollen waren
vorhanden. Ein Protokollbuch wurde geführt. Beim Gebäude handelte es sich
um einen zweigeschossigen Fachwerkbau mit einem Satteldach. Das Gebäude wurde
nicht als Synagoge eingerichtet. Nach Angaben bei Frau Altaras waren auf der
Giebelspitze Gebotstafeln angebracht, woran auch nach 1945 noch das Postament
der Tafeln erinnerte.
Beim Novemberpogrom 1938 gab es gegen das
Synagogengebäude keinen Anschlag, da es in nichtjüdischem Besitz war und die
rituellen Gegenstände bereits zuvor nach Gießen gebracht wurden, wo sie im
November 1938 zerstört wurden. Der Raum des Betsaales wurde nach Aufgabe durch
die jüdische Gemeinde für Wohnzwecke verwendet.
Das Gebäude mit der ehemaligen Synagoge wurde Anfang Mai 1989 vom Besitzer
"über Nacht" abgebrochen, obwohl das Gebäude unter Denkmalschutz
stand. Der Abbruchantrag war von der Bauaufsichtsbehörde mit der Begründung
genehmigt worden: "Das Gebäude ist nicht in der Denkmaltopographie der
Baudenkmale in Hessen (1986) für den Lahn-Dill-Kreis eingetragen gewesen - es
sei auch kein schutzwürdiges Gebäude".
Adresse/Standort der Synagoge: Bahnhofstraße
57
Fotos
(Quelle: Arnsberg Bilder S. 82; Altaras 1988 S. 90; 1994 S. 76; 2007² S.
215)
Das Gebäude
der ehemaligen Synagoge
in den 1960er-Jahren |
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Südliche
Seite des Gebäudes
mit dem Eingang |
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Das Gebäude
im
Mai 1985 |
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Die Aufnahme zeigt
die Westliche
Traufseite und den Südgiebel |
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Für das
Nachfolgegebäude wird nach
dem Abbruch des Synagogengebäudes
die
Kellerdecke betoniert |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 314-316. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 82. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 90-91. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 76. |
| dies.: Neubearbeitung der beiden Bände 2007² S.
215-216. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirk Gießen und Kassel. 1995 S. 113-114. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 446. |
| Im Zusammenhang mit einer Spurensuche einer 10.
Realschulklasse der Haigerer Johann Textor Schule im Jahr 1996
entstand eine von der Gesellschaft für christlich-jüdische
Zusammenarbeit Dillenburg e.V. im Jahr 2000 herausgegebene Broschüre:
"Das Schicksal der Haigerer Juden". |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Haiger
Hesse-Nassau. A community was established in 1910, when the number of Jews had
grown to 30 (1 % of the total). As cattle traders, they were deprived of their
livelihood under the Nazis and all left (21 emigrating) by July
1940.
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