Heuchelheim bei
Frankenthal (VG Heßheim, Rhein-Pfalz-Kreis)
Jüdische Geschichte / die jüdischen Friedhöfe
Zur jüdischen Geschichte in Heuchelheim
In Heuchelheim werden jüdische Einwohner erstmals 1548 genannt: Jacob Mosse und
Isaac hatten die für sie vorgeschriebenen Schutzgelder zu bezahlen. Am Ort
entwickelte sich jedoch in der Folgezeit keine eigene jüdische Gemeinde. Dafür
war die Zahl der jüdischen Familien immer zu gering. 1731 werden zwei jüdische
Familien genannt, die von Lößer und Hertz. Lößer hatte einen kleinen
Krämerladen. Er verzog wohl alsbald vom Ort, da 1733 nur noch Hertz mit seiner
Familie genannt wird. 1751 waren drei jüdische Familien am Ort: Isaac und
Anschell sowie die Witwe von Salomon. Weitere Familien werden in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts genannt. 1808 hatte die jüdischen Familien feste
Familiennamen anzunehmen (u.a. Kuhn, Blum, Hirsch, Marx, Lorg). Die
wirtschaftliche Lage der jüdischen Familien am Ort war schlecht.
Die Heuchelheimer Juden waren wie diejenigen aus Beindesheim der
Synagogengemeinde in Heßheim angeschlossen, wie man 1815 erfährt. Zuständiger
Rabbiner war derjenige aus Grünstadt. Die jüdischen Kinder besuchten die
protestantische Schule am Ort. 1836 wurden die Heuchelheimer Juden der
Kultusgemeinde Frankenthal zugewiesen, 1839 zur Kultusgemeinde Dirmstein. Die
Zahl der jüdischen Einwohner blieb gering: 1835 12, 1848 20 in drei Familien.
1861 lebten noch 14 jüdische Personen am Ort. 1873 war nur noch der Makler Martin
Blumenstiel mit seiner Familie am Ort. Spätestens 1875 lebten keine Juden mehr
in Heuchelheim.
Zur Geschichte und Lage der Friedhöfe
In Heuchelheim besteht ein älterer jüdischer Friedhof
unmittelbar beim Friedhof an der protestantischen Kirche (Kirchenstraße). Der
Friedhof wurde 1731 angelegt, 1783 erweitert. Die
Friedhofsfläche beträgt 16,23 ar. Von diesem Friedhof sind (seit 1940?) keine
Grabsteine mehr erhalten. Sie wurden (zumindest teilweise) nach der Abräumung
des Friedhofes durch die Nationalsozialisten 1939 auf den jüdischen Friedhof
in Fußgönheim gebracht.
Ein neuerer Friedhof liegt nördlich des Orts. Er wurde von 1825 bis nach
1933 belegt. Die Friedhofsfläche beträgt 23,90 ar.
In Heuchelheim wurden die Verstorbenen der in Heuchelheim und den umgebenden
Orten lebenden jüdischen Familien beigesetzt. Unter anderen wurden auf den
Friedhöfen Personen aus Heuchelheim, Beindersheim, Dirmstein,
Frankenthal (bis zur Anlage eines eigenen
Friedhofes),
Gerolsheim, Großkarlbach, Heßheim, Laumersheim, Obersülzen und
Weisenheim am
Sand (später Beisetzungen in Lambsheim) beigesetzt.
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 22.6.2008)
Der ältere jüdische
Friedhof
Eingangstor zum
Friedhofsbereich
um die Kirche
Blick über den Friedhof - im
östlichen
Teil (Blickrichtung) lag der
ältere jüdische Friedhof
Hinweistafel
mit Text: "Diese Anlagen rings um die Kirche waren früher Friedhof.
Gegen Osten war ein Judenfriedhof.
Gelegentlich der 1200-Jahrfeier der
Gemeinde im Jahre 1967 wurde der vorbeifließende Dorfbach
und früherer
Festungsgraben in Röhren verlegt und der nördliche Friedhofteil
eingeebnet. Bürger von Heuchelheim!
Hier ruhen unsere Vorfahren. Haltet
diese Anlagen in Ehren!
Brunnen auf dem
Friedhofsgelände
Der neuere jüdische
Friedhof
Rechts: zwei Fotos in hoher
Auflösung (ca. 4 / 2 mb)
(Fotos: Werner Schäfer, Mai 2014)
Panoramaaufnahme des
Friedhofes
Teilansicht
Weitere Fotos vom Juni 2008
(Hahn)
Teilansichten des
Friedhofes
Teilansichten des
Friedhofes
Im Vordergrund Gräber für
Moses Liebmann
(aus Dirmstein, 1808-1886) und Frau
(Grabplatte
zerstört, nicht mehr lesbar), rechts
Babette Dornberger aus Heßheim
(gest. 1887)
Grabstein links für Sara Moos
geb. Eisemann, 39 Jahre alt,
gest. am 6.12.1888
Grabstein mit ungewöhnlicher
Form
für Merle, Frau des Mosche HaKohen
von Dirmstein
Grabstein für Baruch, Sohn
des Mosche
HaLevi mit Levitenkanne
Grabstein für Elias Lorch
aus Heuchelheim
Grabstein für Ester Hirschler
geb. Scharff (1813-1902)
Grabstein für Jakob Mayer
(1862-1912, gest. in Hessheim)
Grabstein für Simon Loeb aus
(Bad) Dürkheim (1828-1900)
Zerbrochene Platte des
Grabsteines
von Wilhelmine Bär (?) geb. Lep-- (1876-)
Einige
Herkunftsorte der Beigesetzten
außer den oben bereits genannten Orten Dirmstein, Hessheim, Heuchelheim
Grabstein für Anselm Kuhn
von
Beindersheim (1814-1846)
Leinel geb. Blum
aus Laumersheim
Franny Loeb, Witwe von Aron
Loeb
aus Gerolsheim
Johanna Leinel aus Obersülzen
Wolf aus Großkarlbach
(gest. 1872)
Dokumentation des Friedhofes von Michael Ohmsen auf youtube.com:
Teil 1:
Teil 2:
Links und Literatur
Links:
Website der Gemeinde Heuchelheim bei
Frankenthal (integriert in die Website der Verbandsgemeinde): www.lambsheim-hessheim.de
Bernhard Kukatzki: Die jüdischen Friedhöfe in
Heuchelheim. In: Ludwigshafen <Landkreis>: Heimatjahrbuch. 19 (2003) '02,
S. 23-28 (Alter Friedhof an der Protestantischen Kirche).
ders./Mario Jacoby: Die jüdischen Friedhöfe in Heuchelheim bei
Frankenthal: Begräbnisstätte für Beindersheim, Dirmstein, Frankenthal,
Gerolsheim, Großkarlbach, Heßheim, Heuchelheim, Laumersheim, Obersülzen und
Weisenheim am Sand. Schifferstadt [u.a.], 2002. - 50 S.
Erika Eck: 1250 Jahre Heuchelheim. Chroniken, Geschichte,
Ahnenforschung. 2017. 35,00 €. Darin: Die Heuchelheimer Juden - Geburten - Heiraten - Sterberegister S.
746-753.
1548 werden erstmals Juden in Heuchelheim erwähnt (von Bernhard Kukatzki)
S. 754-757.
Die jüdischen Friedhöfe in Heuchelheim (von Bernhard Kukatzki) S.
758-772.
vorheriger Friedhof zum ersten
Friedhof nächster Friedhof