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Hohenems (Land Vorarlberg,
Österreich)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Zur jüdischen Geschichte in Hohenems siehe
vor allem die Website des
Jüdischen Museums Hohenems www.jm-hohenems.at
sowie die Datenbanken Hohenemsgenealogie www.hohenemsgenealogie.at
und die Fotodatenbank http://bilder.jm-hohenems.at/wordpress/
"Alemannia Judaica" gratuliert dem
Jüdischen Museum Hohenems
2016
feierte das Jüdische Museum Hohenems sein 25-jähriges Bestehen. Wir
gratulieren Hanno Loewy und seinem Team (siehe Foto links) herzlich für
25 Jahre erfolgreiche Erinnerungsarbeit vor Ort und in der ganzen Region!
Jüdisches Museum Hohenems, Villa Heimann-Rosenthal, Schweizer Straße 5, 6845 Hohenems
Tel. +43 (0)5576 73989, E-Mail: office@jm-hohenems.at,
Website: www.jm-hohenems.at
. |
2017 ist ein
weiteres Jubiläum zu feiern: vor 400 Jahren ermöglichten die Hohenemser
Reichsgrafen die Gründung der ersten bedeutenden jüdischen Gemeinde im
Alpenraum. Am 3. April 1617 wurde jener Schutzbrief formuliert, der die
Ansiedlung der ersten zwölf jüdischen Familien in Hohenems ermöglichte.
Dazu gibt es vom 3. April bis zum 2. Juli Veranstaltungen zum Thema in
Hohenems. Vom 27. bis 30. Juli treffen sich zum dritten Mal Nachkommen der
Hohenemser Juden aus aller Welt zur Reunion 2017. Vorträge und
Exkursionen, Workshops und Führungen, Gespräch und Konzerte stehen auf
dem Programm. |
Es besteht eine weitere Seite
mit Texten zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Hohenems.
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
Seit 1617 beziehungsweise 1632 konnte sich in Hohenems eine jüdische
Gemeinde entwickeln. Es war die einzige Gemeinde im Gebiet des Bodensees, wo
sich Juden der "Medinat Bodase" - abgesehen von vorübergehenden
Vertreibungen in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts - dauerhaft aufhalten
konnten. Der erste Schutzbrief der Hohenemser Juden aus dem Jahre 1617 erlaubte
ihnen die Glaubensfreiheit und die Ausübung ihrer Religion in ihren Häusern.
Die Familien lebten bis weit in das 19. Jahrhundert hinein vom Handel mit Waren
aller Art (insbesondere Textilien), Pferden und Vieh.
Die Zahl der jüdischen Einwohner nahm von etwa 60 (1696) im Laufe des
18. Jahrhunderts auf 227 zu (1773, bei einer damaligen
Gesamteinwohnerzahl von 2.270). Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde
1866 mit 455 Personen erreicht und ging danach durch Aus- und Abwanderung
schnell zurück: 1869 waren es noch 221 Einwohner. Seit der Mitte des 19.
Jahrhunderts gehörten den jüdischen Familien zahlreiche Gewerbebetriebe am Ort
(Handelsgeschäfte, Industrieunternehmen u.a.m.).
Von 1820 bis 1826 war der in Hohenems geborene Reformator des Synagogengesangs Salomon
Sulzer (1804-1890) Kantor in seiner Geburtsstadt. Die Gemeinde hatte
bedeutende Rabbiner, u.a. Abraham Kohn (Rabbiner 1807-1848) und Aaron Tänzer
(Rabbiner 1896-1905), der wichtige historische Werke verfasste und später in Göppingen
Rabbiner war.
1937 zählte die Gemeinde nur noch 38 Mitglieder, im Juni 1938 noch 27.
1939 wurde die Gemeinde aufgelöst, das Vermögen der Kultusgemeinde
beschlagnahmt. Von den in Hohenems geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben
nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem
und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Emma Bloch geb. Brettauer
(1872), Paula Goldschmied geb. Rosenthal (1870), Melanie Glanz geb. Schwarz
(1888), Frieda Nagelberg (1889), Sofie Spitzer geb. Bernauer (1887), Klara
Wallensteiner geb. Reichenbach (1869), Louis Weil (1887.
Zur Geschichte der Synagoge
1642 wird erstmals eine Synagoge
genannt, damals vermutlich ein Betsaal in einem der jüdischen Privathäuser.
1710 begann die Gemeinde mit dem Bau einer Holzsynagoge als eigenständiges
Gebäude, was jedoch zum entschiedenen Widerstand seitens der Hohenemser
Bevölkerung und der Geistlichkeit führte. Der damalige kaiserliche Administrator, der Kemptener Abt Rupert von
Bodman, ließ den Bau sofort
verbieten.
1770 bis 1772 konnte dann eine Synagoge erbaut werden, die -
nachdem 1777 ein Großbrand weite Teile des jüdischen Wohnviertels zerstört
hatte - zum Zentrum des neu aufgebauten Wohnviertels wurde. Die Hohenemser
Synagoge war die bedeutendste Barocksynagoge Österreichs. Ihr Äußeres
war geprägt durch ein barock geschwungenes Mansardendach ("eigenartig
japanisch geschweiftes Dach", "im Jesuitenbarock erbaut", Beitrag
von M. Rieger s. Lit.). Auf dem Dach befand
sich ein Uhrturm, der auf seiner Spitze einen Davidsstern trug. Zwischen den
beiden Rundbogenfenstern der Ostwand war eine kleine Apsis mit dem Toraschrein
vorgebaut. Die Südwand prägte ein Portalvorbau mit einem entsprechenden
Mansardendach. Einige erhaltene Innenaufnahmen zeigen die interessanten
Wandmalereien, die der Hohenemser Rabbiner Aron Tänzer (später Göppingen) in
seinem Buch über "Die Geschichte der Juden in Hohenems" beschrieb:
"Die gewaltige gewölbte Decke trägt drei mittelmäßig ausgeführte
Gemälde, von denen das über dem Vorbeterpult, an der Ostseite, die Schöpfung
des Lichts darstellt, mit Regenboden im Winkel. An dieses reiht sich, fast den
ganzen Mittelraum der Decke einnehmend, eine großangelegte Darstellung der
Offenbarung am Berge Sinai; den Schluss bildet dann das Bild eines Wolkenmeeres
mit zuckenden Blitzen. Auch die Wände der Synagoge zeigen da, wo sie an die
Deckenwölbung sich anschließen, an der Nord- und Südseite, je fünf kleine
ovale Bilder zumeist mit Darstellungen aus dem Synagogenkultus, so eine Hängelampe
mit brennenden Dochten, ein Körbchen mit Blumen, drei Palmenbäume mit
goldgelben Früchten, einen herabhängenden fünfzackigen Luster, und endlich
mehrere Kuppelbauten orientalischen Stiles, über die ein tiefblauer Himmel in
stärkstem Sonnenglanze sich wölbt." Die Synagoge fasste mit ihren 20
Sitzreihen 300 Personen und wurde von 154 Kerzen erleuchtet, die von alten,
teilweise kostbaren Leuchtern gehalten wurden. Die Kanzel, die mit dem
hebräischen Psalmvers 34,12: "Kommt Kinder, hört mir zu, ich will euch
Gottesfurcht lehren" beschrieben war, stand seitwärts erhöht. Schon in
den 1920er-Jahren wurde die Synagoge nicht mehr benutzt, um 1926 wurden noch
Freitagabend-Gottesdienste in der einstigen Frauenempore abgehalten. Im
Treppenhaus der Synagoge stand eine Büste des Wiener Oberkantors und
Komponisten Prof. Salomon Sulzer und das Bild des Hohenemser Arztes Steinach
(Vaters des Wiener Physiologen und Hormonforschers Eugen Steinach).
Die Synagoge in Hohenems überstand relativ unbeschadet die NS-Zeit. 1952
wurde das Gebäude von der bürgerlichen Gemeinde erworben und 1954/55 in
ein Feuerwehrhaus umfunktioniert. Spätestens dadurch sind die großartige
Inneneinrichtung und die auffallende Ausmalung verloren gegangen. Bis 2001
wurde das Gebäude als Feuerwehrhaus genützt. 2003/04 wurde die
ehemalige Synagoge umgebaut. Künftig soll das Gebäude für kulturelle
Veranstaltungen genutzt werden.
St.-Galler Tagblatt vom 22. Juli 2004:
Gottesdienst in
ehemaliger Synagoge
Hohenems. In der ehemaligen Synagoge in Hohenems
hat erstmals seit mehr als 60 Jahren ein jüdischer Shabbat- Gottesdienst
stattgefunden. Zum 100. Todestag von Theodor Herzl, dem Begründer
des Zionismus, hielt der Bund jüdischer Studenten in Deutschland am Wochenende
im Jüdischen Museum Hohenems ein Symposium ab. Im Mittelpunkt standen Fragen
zum Zionismus heute und zum Verhältnis junger, europäischer Juden zu Israel.
Studenten feierten in der ehemaligen Synagoge einen jüdischen Gottesdienst.
Nach 1945 hatten jüdische Überlebende in einem
Nebenraum der Synagoge Gottesdienste abgehalten. Im Saal fand aber seit 1938
kein Gottesdienst mehr statt. 1955 wurde die Synagoge umgebaut und fast
50 Jahre lang als Feuerwehrhaus benutzt. Nach dem Bau des neuen Feuerwehrhauses
vor vier Jahren entschloss sich die Stadt Hohenems, gemeinsam mit einem privaten
Investor das Synagogengebäude zu restaurieren und der Musikschule zur Verfügung
zu stellen. Die Restaurierung ist fast abgeschlossen. Als Höhepunkt des
Salomon-Sulzer-Gedächtnisjahres wird der St. Galler Rabbiner Hermann
Schmelzer das Gebäude im Oktober einweihen. (koe)
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Fotos
Historische Fotos:
(Fotos obere Zeile und untere Zeile, jeweils links: Sammlung Harburger,
Central Archives Jerusalem;
Fotos obere Zeile Mitte und rechts sowie Bild untere Zeile: Jüdisches Museum
Hohenems)
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Außenaufnahmen
der ehemaligen Synagoge |
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Innenaufnahme der ehemaligen
Synagoge
mit dem vorderen Deckengemälde
("Schöpfung des
Lichts"; am linken
Rand die etwas erhöhte Kanzel |
Aquarell der Synagoge von C.H.
Wünsch
1931, aus dem Besitz von Rabbiner
Aron Tänzer, der es als
Geschenk zum
60. Geburtstag aus Hohenems erhielt |
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Fotos nach 1955/Gegenwart:
(Quelle: Jüdisches Museum,
Hohenems)
Besondere Ereignisse -
einzelne Berichte
Juli/August 2008:
Treffen von Nachkommen der Hohenemser Juden |
Ein
Wiedersehen mit der Hohenemser Diaspora - Renunion 2008 - ein Treffen von
Nachkommen der Hohenemser Juden: Zum
Bericht bitte anklicken (interner Link) |
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30. Juni 2014:
In Hohenems werden "Stolpersteine"
verlegt |
Pressemitteilung des "Jüdischen
Museums Hohenems" vom 17. Juni 2014: "Nach einer Erinnerung an "Euthanasie"-Opfer in Lingenau 2011 ist Hohenems die zweite Vorarlberger Gemeinde, in welcher Gunter Demnig auf Einladung der Stadt sein langjähriges Projekt verwirklicht. Über 46.000 Stolpersteine hat der Kölner Künstler bereits in ganz Europa gesetzt. In Hohenems werden die Steine – in den Boden eingelassene Messingtafeln mit Kurzbiografien – an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus erinnern und im öffentlichen Raum vor ihren letzten Wohnorten platziert. Für die Nachkommen spricht Sue Shimer-Rosenthal vor dem Haus Schweizer Straße 5 (Museum).
Verlegungen ab 9 Uhr
Kaiserin-Elisabeth-Straße 2: Frieda Nagelberg (1889-1942)
Kaiserin-Elisabeth-Straße 2: Gisela Figdor (1882-1942)
Burgstraße 7: Markus Silberstein (1904-1942)
Verlegungen nach ca. 10.30 Uhr (Jüdisches Viertel)
Schweizer Straße 5: Clara Heimann (geb. Rosenthal) (1866-1942)
Schweizer Straße 19 (heute Vorplatz Salomon-Sulzer-Saal): Alois (Louis) Weil (1878-1938)
Schweizer Straße 35: Sophie Steingraber-Hauser (geb. Rosenthal) (1863-1942)
Schweizer Straße 35: Theodor Elkan (1864-1942)
Schweizer Straße 35: Helene Elkan (geb. Neuburger) (1879-1944)
Schweizer Straße 35: Hans David Elkan (1900-1944)
Schüler/innen der 4. Klasse der Hohenemser Mittelschule Markt haben gemeinsam mit dem Jüdischen Museum Hohenems im Unterricht Biografien erarbeitet, die sie vortragen werden. Die Verlegung wird von der tonart Musikschule mitgestaltet." |
Presseartikel in vol.at vom 25. Juni 2014: "'Stolpersteine'
in Hohenems erinnern an jüdische Bewohner..." |
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November 2015:
Rundfunkbeitrag über die jüdische
Geschichte in Hohenems |
Artikel von Katrin Kühne in
Deutschlandfunk-Kultur vom Oktober 2015: "Jüdische Geschichte. Die
Geschichte der Gemeinde Hohenems
Im Jahr 1617 erhalten die ersten 17 jüdischen Familien einen Schutzbrief mit
dem Recht zur Ansiedlung: Die Geschichte der österreichischen Gemeinde
Hohenems wird heute in der Dauerausstellung des jüdischen Museums vor Ort
nacherzählt.
'Wir sind hier gerade im Eingang zur ehemaligen Jüdischen Schule, 1825
erbaut, die sog. Deutsche Normalschule der jüdischen Gemeinde. Das geht
zurück auf die Josephinischen Reformen, die die jüdischen Minderheiten in
Österreich u.a. dazu verdonnern sollten, deutsch zu lernen.'
Denn die Mitglieder der Kultusgemeinde von Hohenems sprechen nach wie vor
jiddisch und schreiben in hebräischen Lettern.
Man wollte die Juden besser unter Kontrolle haben, erzählt der Direktor des
Jüdischen Museums des Vorarlberger Städtchens, Hanno Loewy. Heute ist das
restaurierte, weiße Schulgebäude ein angesagtes Restaurant mit
jüdisch-orientalisch angehauchter Küche.
Gleich daneben steht das kleine wieder hergestellte Ritualbad, das heute
einzige Österreichs.
'Das ist 1828/1829 gebaut worden und ist ganz typisch, also in der
Bauweise von außen, für viele süddeutsche alte Mikwen, Ritualbäder, die zu
dieser Zeit dann eigentlich nur noch von den Frauen benutzt wurden.'
Nach dem ersten Weltkrieg zusammengeschmolzen. 1617 erhalten die
ersten 17 jüdischen Familien einen Schutzbrief von Reichsgraf Kaspar von
Hohenems mit dem Recht zur Ansiedlung. Als die Grafschaft an Österreich
fällt, garantiert ein Schutzbrief Maria Theresias 1765 relative Sicherheit
für die nächsten rund anderthalb Jahrhunderte. Die Kultusgemeinde blüht auf
und hat im 19.Jahrhundert rund 600 Mitglieder, etwa ein Sechstel der
damaligen Bevölkerung. Wirtschaftsschwerpunkt der jüdischen Familien ist die
Textilindustrie. Lange Zeit war das alles vergessen. Heute weisen überall
Schilder auf das Jüdische Viertel mit seinen herausgeputzten Häusern hin,
das mitten im Zentrum liegt. Nach dem ersten Weltkrieg war die Gemeinde
durch Abwanderung und Wirtschaftskrise auf wenige Mitglieder
zusammengeschmolzen.
'Es begann eh schon ein Stück weit der Niedergang der Häuser, dann kamen
die Nazis, die wenigen Häuser die noch Privatjuden gehörten, wurden
natürlich arisiert.'
'Zweisamkeit' von Juden und Christen nicht immer konfliktfrei.
Überall wird gehämmert, gebohrt, gebaut um und im ehemaligen Jüdischen
Viertel, das eigentlich gar keines war, sondern eine Straße.
'Wo jetzt gebaut wird, das ist die ehemalige Christengasse. Hohenems ist,
glaube ich, der einzige Ort in Europa, wo die Judengasse die Hauptstraße
war, jedenfalls eine von den beiden Hauptstraßen.'
Und in der Mitte, wo die beiden zusammenlaufen, seit reichsgräflichen Zeiten
eine Kneipe mit dem sinnigen Namen Engelburg.
'Es gab eine Zeitlang zwei politische Gemeinden hier, nach dem Nachgang der
Östereichischen Revolution 1848/49 wurde den Juden aber hier immerhin
erlaubt, sich ‚politische Gemeinde Hohenems‘ zu nennen, einen eigenen
Bürgermeister zu wählen, einen eigenen Gemeinderat.'
Erst in den 1880er-Jahren werden die Gemeinden verschmolzen. Die gelebte
'Zweisamkeit' von Juden und Christen ist durchaus nicht immer konfliktfrei.
1804 wird der musikalisch-berühmteste Sohn der Stadt in der damaligen
Judengasse geboren.
Feuerwehrhaus aus Synagoge. 'Salomon Sulzer war einer der drei
bedeutendsten jüdischen Komponisten, Musiker des 19.Jahrhunderts. Er war
Kantor, schon hier in Hohenems, ist dann nach Wien abgeworben worden als
Oberkantor am Stadttempel ab 1826 und im hohen Alter in Wien gestorben als
‚Papa Sulzer‘.'
Neben seinem Geburtshaus steht der heutige Salomon-Sulzer-Saal, die
ehemalige, 1771 erbaute Synagoge.
'Denn schon die Nazis hatten die ‚geniale‘ Idee, aus der Synagoge ein
Feuerwehrhaus zu machen und nach dem Krieg wurde das dann tatsächlich
getan.'
Und 'Erbaut 1955' stand dann auch noch an dem Gebäude.
Die Architekten Ada und Reinhard Rinderer haben die schwierige
Rücktransformation der ehemaligen Synagoge durchgeführt. Ada Rinderer stammt
aus der Nähe von Tel Aviv.
'Als ich nach Vorarlberg gekommen bin, 1994, so habe ich das Gebäude
gesehen, als Feuerwehrhaus. Und ich bin auch 2.Generation
Holocaust-Überlebende, konnte ich selber auch nicht verstehen, wie sowas
kann auch zu einem Gebäude wie eine Synagoge passieren.'
'Da müssen die Leute ja im Dunkeln das Zeug bringen'.
Der lichte, 2006 eröffnete Saal hat wieder seine ursprüngliche Kubatur
erhalten. Wo einst der Thoraschrein stand, hat das Architektenehepaar eine
Leerstelle der Erinnerung gelassen. Reinhard und Ada Rinderer kümmern sich
auch um den bereits 1617 gegründeten 'Israelitischen Friedhof' zusammen mit
einem Verein, der von in St.Gallen lebenden Nachfahren der Hohenemser
Fabrikantenfamilie Bollag gegründet worden ist.
'Jetzt muß ich Sie aber etwas fragen. Mit was kann man in Vorarlberg ein
jüdisches Museum einrichten? Da müssen die Leute ja im Dunkeln das Zeug
bringen.'
Das Zitat stammt von Jenny Bollag-Landauer, als sie im Vorlauf zur
Museums-Eröffnung Februar 1987 interviewt wird. Zu lesen ist es im
Treppenhaus des 1991 dann eröffneten Jüdischen Museums in der Villa
Heimann-Rosenthal, die von einem alten Garten umgeben ist. Wenn man
hineinkommt, empfängt einen das Zischen der Espresso-Maschine des kleinen
Cafés und eine anheimelnde Atmosphäre. Heimat Diaspora, so das Motto der
2007 neu konzipierten Ausstellung.
Transnationale Beziehungen bringen liberale Atmosphäre in die Gemeinde.
'Der Raum, in dem wir sind, war mal der Gartensaal oder Salon der Villa
Rosenthal. Das war das Haus, das die Familie Rosenthal 1864 sich bauen ließ
von einem Schweizer Architekten aus St.Gallen. Damals waren die Rosenthals
als auch die jüdische Gemeinde in Hohenems quasi auf dem Gipfel angekommen.'
Die Villa ist Ort und Objekt der Ausstellung zugleich. Die Glastüren im
Piano Nobile zeigen elegante eingeschliffene Blumen- und Pflanzenmotive,
schöne Kachelöfen verbreiten noch immer eine großbürgerliche Behaglichkeit
wie zu Zeiten der Rosenthals.
'Was produzierten die? Die hatten natürlich auch noch eine Weberei, aber das
eigentliche Geschäft, was sie machten, war, Baumwollstoffe zu bedrucken für
Heimtextilien, für Mode und das war ein riesiger Erfolg und sie waren auch
eine der führenden jüdischen Familien hier im Ort.'
Stoffdruck ist damals das Neueste vom Neuen. Das seidene Hochzeitskissen der
Tochter des Hauses, Clara Rosenthal, in der Ausstellung, ist beispielhaft
dafür. Auf roten Rosen prangt – 1891 bereits in Fotodruck! – die elterliche
Villa und das Brautpaar. Clara ist aus 'strategischen Gründen' nach
Antwerpen verheiratet worden, an den Kaufmann Josef Heimann. Durch
'strategische' Heiraten und Abwanderungen an neue Handelsplätze entsteht ein
Netzwerk der Hohenemser jüdischen Familien in ganz Europa. Die
transnationalen Beziehungen bringen eine weltgewandte, liberale Atmosphäre
in die Kultusgemeinde.
'Er war ein ganz wilder Hund'. Clara Heimann-Rosenthal kehrt 1906 als
junge Witwe ins Haus der Eltern zurück. Sie lebt dort noch bis zu ihrer
Zwangsumsiedlung nach Wien 1940, nachdem sie das Haus 1936 an einen Arzt
verkauft hatte, in einer kleinen Wohnung. 1942 wird sie in Theresienstadt
ermordet.
Von den 1938 noch sechzehn jüdischen Hohenemsern werden neun von den Nazis
ermordet und sieben gelingt die Flucht. So dem beliebten Kantor der
Gemeinde. Harry Weil, der auch Leiter einer Big Band war, entkommt in die
nahe Schweiz und weiter nach Amerika. Von ihm ausgestellt ist seine zünftige
'Krachlederne'.
'Er war ein ganz wilder Hund. Er ist viel in die Berge. Hatte eine
wunderschöne Lederhose. Ganz nebenbei war er auch noch Kommunist und ‚38 ist
er dann noch gerade rechtzeitig aus Hohenems geflohen.'
In der Nazi-Zeit ist die Stadt Durchgangsort für viele Juden aus Österreich
und Deutschland, die versuchen, durch den flachen Alt-Rhein die Schweiz zu
erreichen.
'1938 waren es ohnehin eher die Schweizer, die die Flüchtlinge daran
hindern wollten in die Schweiz zu kommen. Die Nazis haben die Leute
vertrieben und denen war es nur Recht, wenn die Leute über die Grenze
gingen, wenn man sie vorher tüchtig ausgeraubt hatte, konnten sie gehen.'
Fluchthelfer wie Harry Weil helfen jüdischen Menschen dabei, zu entkommen.
Aber auch auf der anderen, der Schweizer Seite, wie der Polizei-Hauptmann
Paul Grüninger. Durch systematisches Ignorieren der Anweisungen aus Bern
rettet er viele Leben.
Das Jüdische Museum besitzt eine Datenbank der Hohenemser jüdischen
Familien. Nach zwei voran gegangenen Treffen der Nachkommen werden 2017, zum
400-jährigen Jubiläum der Ansiedlung, mindestens 150 von ihnen hier wieder
erwartet. Denn egal, wo sie leben, in Amerika, England, der Schweiz,
Hohenems ist Herzensheimat für sie geworden. Heimat Diaspora."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur (kleine Auswahl):
| Aron Tänzer: Der israelitische Friedhof in Hohenems.
Separat-Abdruck aus der demnächst erscheinenden "Geschichte der Juden
in Hohenems". Hohenems (Selbstverlag des Verfassers) 1901, 45 S.,
1 Faltplan. Enthält: Belegungsliste, Belegungsplan: Hohenems |
| Aron Tänzer: Die Geschichte der Juden in Hohenems und im übrigen
Vorarlberg, Meran 1905, XXXV, 802 S., 3 Pläne. [Unveränderter
Nachdruck, Bregenz 1982, IV, IV, XXXV, 839 S., 3 Pläne.
Vorworte: Fritz Tänzer und Otto Amann, Nachruf: Rabbiner Dr. (Heinemann)
Auerbach, Anhang: Karl Heinz Burmeister: Die Juden in Vorarlberg im
Mittelalter, Norbert Peter: Die Hohenemser Judengemeinde im Spiegel
antisemitischer Beschuldigungen]. Enthält: Belegungsliste: Hohenems. |
| Milli Rieger: In Hohenems. Eine Ferienerinnerung. In:
Gemeindezeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs. 3.
Jahrgang. Nr. 14 vom 17.10.1926. S. 316-318. |
| "...eine ganz kleine jüdische Gemeinde, die nur von den Erinnerungen
lebt!". Juden in Hohenems. Katalog des Jüdischen Museums Hohenems.
1996 (mit ausführlicher Literaturliste). |
| Jüdisches Museum Hohenems (Hg.): Jüdisches Hohenems. 1995. |
| Hohenems Re-visited. Begegnungen in Hohenems. Meeting of Descendants of
Jewish Families from Hohenems. Treffen der Nachkommen jüdischer Familien
aus Hohenems. August 1998. Hg. vom Jüdischen Museum Hohenems 1999. |
| Thomas
Albrich: Wir lebten wie sie. Jüdische Lebensgeschichten aus
Tirol und Vorarlberg. ISBN 978-3-7099-7231-1. 1999. 2000². 384 S. mit zahlr. Abb.
20 Einzel- und Familienschicksale zeigen, wie wenig sich Alltagsleben und Einstellungen der kleinen jüdischen Bevölkerungsgruppe im Westen Österreichs - rund 700 Menschen im Jahr 1938 - von denen der anderen Tiroler und Vorarlberger unterschieden. Andererseits werden die großen Unterschiede deutlich, die es z. B. zwischen der alteingesessenen jüdischen Gemeinde in Hohenems und der jungen Zuwanderergemeinde in Tirol gab.
Die AutorInnen des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck bringen einen Querschnitt durch jüdisches Leben in Tirol und Vorarlberg vor 1938 und die heterogene Zusammensetzung der Minderheit. Der Bogen spannt sich vom Fremdenverkehrspionier zum kriegsversehrten Trödler, vom konvertierten Industriellen bis zum letzten Rabbiner in Hohenems, vom orthodoxen ostjüdischen Zuwanderer bis zum hochrangigen NS-Funktionär jüdischer
Herkunft. |
| Manfred Bosch (Hg.): Alemannisches Judentum. Spuren einer
verlorenen Kultur. Eggingen 2001. Hierin folgende Beiträge: Esther Graf:
Die jüdischen Gemeinden Hohenems und Sulz und der Minhag Schwaben. S.
12-17; Werner Dreier: Geduldet - gemieden - vertrieben: Juden in
Vorarlberg. S. 34-39. Bernhard Purin: "Ich habe nie aufgehört,
ein Vorarlberger zu sein". Hohenemser Juden in der Fremde. S. 40-49;
ders.: Wilhelm Frey [1833-1909] - ein jüdischer Jugendschriftsteller aus
Hohenems. S. 336-340; Eva Grabherr: Das Gestalten der Erinnerung. Das
Beispiel Hohenems. S. 497-503. |
| "Wohl eine
Illusion"? Geschichte und Gegenwart der Hohenemser Synagoge. Hg. von
Johannes Inama und Hanno Loewy. Hohenems: Jüdisches Museum
2004. 192 Seiten, zahlreiche Abb., 28.- € ISBN 3-901168-09-5.
("...an Illusion"? The History and Presence of the
Hohenems Synagogue. Ed. by Johannes Inama and Hanno Loewy. Hohenems:
Jüdisches Museum 2004. 192 pages, Ill., 28.- €)
Bestellung/Order: Jüdisches Museum Hohenems Schweizerstrasse
5 A 6845 Hohenems
Mail, Fax: 0043-5576-77793 |
| Heimat Diaspora. Das jüdische Museum Hohenems. Hg. Hanno
Loewy.
Bucher Verlag, Broschur, 17x24 cm, 384 Seiten. Zahlreiche farbige und s/w
Abbildungen, € 29,80 (A) (D), CHF 48.- ISBN
978-3-902612-68-7
englische Ausgabe: At Home: Diaspora. The Jewish Museum Hohenems.
Beides erhältlich im Jüdischen Museum Hohenems und in Ihrer
Buchhandlung!
Das Jüdische Museum Hohenems erzählt von einer exemplarischen - und doch
ganz besonderen - jüdischen Gemeinde. In ihrer Geschichte verdichten sich
die Motive europäisch-jüdischer Erfahrung auf eigenwillige Weise:
Diaspora und Migration, Tradition und Moderne, selbstbewusste
Bürgerlichkeit und Provinz, Verfolgung und Heimat. Reich illustriert ist
dieser Band Augenschmaus und Leseabenteuer in einem.
Mit einer Gesamtgeschichte der Juden von Hohenems von Hannes Sulzenbacher,
sowie Beiträger von Arno Gisinger, Isolde Charim, Eva Grabherr, Kurt
Greussing, Michael Guggenheimer, Monika Helfer, Felix Jaffé-Brunner,
Luisa Jaffé-Brunner, Michael Köhlmeier, Yves Kugelmann, Sabine Offe,
Zafer Senocak, Barbara Steinitz und Vladimir Vertlib. |
| Monika
Helfer / Michael Köhlmeier: Rosie und der Urgroßvater. Mit
Bildern von Barbara Steinitz und einem Nachwort von Hanno Loewy. Carl Hanser
Verlag München 2010. ISBN 978-3-446-23587-8.
Zu diesem Buch: Die Geschichte vom Wunder, als in einem bitterkalten
Winter die Tiere mit ins Haus des Pferdehändlers ziehen durften und sich
sogar Katzen und Mäuse vertrugen. Die Geschichte von der kleinen Sophie,
die immer die Wahrheit sagte, was ihr gar nicht gut bekam. Oder die
Geschichte von Mendel, dem Hausierer, der immer über seine wunden Füße
klagte, aber auch keine besseren Schuhe tragen wollte, weil ihm der
Augenblick so kostbar war, wenn er abends seine unbequemen Treter ausziehen
durfte. - Rosies Urgroßvater kennt noch die liebenswert-klugen,
traurig-komischen jüdischen Geschichten aus seiner österreichischen
Heimat, und er kann sie wunderbar erzählen. Rosie selbst ist ein wildes
amerikanisches Großstadtmädchen, aber etwas Schöneres, als dem
Urgroßvater zuzuhören, kann sie sich kaum denken. |
| Helmut Fidler: Jüdisches Leben am Bodensee.
Verlag Huber Frauenfeld - Stuttgart - Wien 2011. 320 S. zahlreiche
Abbildungen. Verlag: www.verlaghuber.ch
mit Infoseite
zum Buch. ISBN 978-3-7193-1392-0. 29,90 € 39,90
CHF
Wenn aus Fremden Nachbarn werden. Zwei Generationen nach dem Zweiten
Weltkrieg und dem Ende des Holocaust geht Helmut Fidler einen
ungewöhnlichen Weg, um achthundert Jahre jüdische Geschichte in der
Bodenseeregion zu beschreiben. Er sucht die Orte auf, an denen jüdisches
Leben heute noch sichtbar, nach-erlebbar und begreifbar ist, erzählt von
Personen, die hier gelebt haben, und von Ereignissen, die in Erinnerung
geblieben sind.
|
|
Auf
Neuerscheinungen in 2011 weisen Hanno Loewy und das
Museumsteam in einer Rund-E-Mail vom 16.11.2011 hin:
"Liebe Freunde des Jüdischen Museums Hohenems!
Das Jüdische Museum freut sich, Ihnen wieder eine Reihe spannender Neuerscheinungen anbieten zu können: Für Freunde jüdischer Musik haben wir ein Juwel jüdischer Musikgeschichte auf CD gepresst und der neue Führer durch das jüdische Viertel ist da! Begeben Sie sich auf einen historischen Rundgang durch das ehemalige jüdische Viertel in Hohenems oder auf eine akustische Reise durch liturgische Musik mit Cantor Jacob Hohenemser.
Und zu guter Letzt: die Texte der Dauerausstellung des Jüdischen Museums sind ab jetzt auch in englischer, französischer und türkischer Sprache erhältlich. Schließlich haben wir auch ein mehrsprachiges Publikum.
Bitte richten Sie Ihre Bestellung an Fr. Fritz: office@jm-hohenems.at, Tel. +43 (0)5576 73989.
Mit herzlichem Gruß! Hanno Loewy und das Museumsteam-
Cantor Jacob Hohenemser. A Life for Jewish Music
CD, Jüdisches Museum Hohenems, € 15,-
Vor 75 Jahren, im Jahr 1936 trat ein junger Kantor erstmals an das Vorbeterpult der Münchner Hauptsynagoge: Jacob Hohenemser (1911-1964) sollte der letzte Vorsänger der im Juni 1938 zerstörten Hauptsynagoge sein. Geboren in Haigerloch stammte er aus einer Hohenemser Familie, die sich im frühen 19. Jahrhundert in Württemberg niedergelassen hatte. 1939 - nach Haft im KZ Dachau - floh Hohenemser in die USA, wo er bis 1964 der Congregation Temple Emanu-El in Providence, Rhode Island diente. Kurz nach seinem Tod brachten seine Freunde eine Langspielplatte mit Aufnahmen von Cantor Jacob Hohenemser heraus, eine musikhistorische Kostbarkeit. Und schön anzuhören obendrein.
Die neu veröffentlichte CD enthält zwölf liturgische Kompositionen, u.a. von Louis Lewandowski und Emanuel Kirschner. Beigelegt ist ihr ein 12-seitiges Booklet, in der Hannes Sulzenbacher Leben und Werk von Jacob Hohenemser vorstellt.
Edition Museumstexte
03 Das jüdische Viertel. Ein Rundgang durch Hohenems
Bucher Verlag | Broschur | Hohenems 2011 |17 x 24 cm | 26 Seiten, € 2,90
Ein Rundgang durch jüdisches Viertel und Christengasse, vorbei an Synagoge und Kirche, am gräflichen Renaissancepalast und an den Gründerzeitbauten um 1900, führt durch 400 Jahre Geschichte und Gegenwart. Eine Zeit, die von Migration und Zusammenleben, von Konflikten und Vorurteilen, von Erfolgen und Verfolgung, von Brüchen und Aufbrüchen geprägt wurde. Ihre Spuren sind im Stadtbild von heute noch immer ablesbar.
Besucher des Jüdischen Museums und der Stadt, Einheimische und Einwanderer finden hier gleichermaßen einen Zugang zum Zentrum von Hohenems, das immer von Polaritäten bestimmt war, zwischen Palast und Markt, zwischen Bürgern und Grafen, zwischen Juden und Christen, zwischen denen, die schon da sind, und denen, die neu dazukommen. Hohenems war einmal die einzige Gemeinde in Europa, deren Hauptstraßen "Christengasse" und "Judengasse" hießen. Heute sind es andere Zuwanderer und Minderheiten, die im öffentlichen Interesse stehen und dem städtischen Zentrum ihren eigenen Stempel aufdrücken. Dieser Führer durch das jüdische Viertel und das historische Stadtzentrum soll dazu beitragen, sich in diesen Räumen besser orientieren zu können, sich besser zurecht zu finden, in jedem denkbaren Sinn.
Edition Museumstexte
01 Die Dauerausstellung / Permanent Exhibition / Exposition permanente / Daimi Sergi
Bucher Verlag | Hohenems 2010 | Broschur | 17 x 24 cm | 42 Seiten
Alle Texte aus der Dauerausstellung des Jüdischen Museums Hohenems in deutscher, englischer, französischer und türkischer Sprache. Jeweils € 4,90
Die 2007 neu eröffnete Dauerausstellung des Jüdischen Museums präsentiert eine exemplarische Geschichte der europäischen Diaspora, die geprägt ist von Migration, grenzüberschreitenden Beziehungen, Netzwerken und Globalisierung. Sie stellt die Menschen in den Vordergrund mit ihren Erfahrungen und Widersprüchen, ihren Lebensentwürfen und Brüchen: Menschen wie Kantor Salomon Sulzer, Rabbiner Aron Tänzer, Hausierer, Gastwirte, Kaufleute, Fabrikanten, Handwerker und Lehrer.
Die Ausstellung und ihre Texte erzählen diese Geschichte und die damit verbundenen Geschichten aus verschiedenen Perspektiven: in zeitlicher Chronologie anhand historischer Epochen, mit Fokus auf persönliche Biographien und Familiengeschichten oder in Hinblick auf grundlegende Fragen des menschlichen Zusammenlebens. Schließlich wird auch einer anderen Zeitwahrnehmung Rechnung getragen: der zyklischen Zeit des Lebens und der religiösen Feste. Feste, die an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Bedeutung erlangen können – immer auch abhängig von den Menschen, die sie feiern.
Die Texte sind zur vertiefenden Lektüre und als Ressource für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit gedacht." |
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| Tina Frühauf: Salomon Sulzer. 84 Seiten, Broschur. 11 Abbildungen. 8,90 € / 17,00 CHF.
Erschienen in der Reihe "Jüdische Miniaturen" im Verlag
Henrich & Henrich in Berlin 2013. Informationen
auf Verlagsseite . |
| Thomas
Albrich (Hrsg.): Jüdisches Leben im historischen Tirol. Von den Anfängen bis zu den Kultusgemeinden in Hohenems, Innsbruck und
Meran.
ISBN 978-3-85218-692-4
1360 Seiten, 205 x 250 mm. 3 Bände im Schuber, mit zahlreichen Farbabbildungen.
2012.
€ 69,90. Erschienen im Haymon-Verlag in Innsbruck. Informationen
auf Verlagsseite.
Die ersten jüdischen Spuren in Tirol reichen zurück bis in die Zeit um 1300, als mit Isak von Lienz der damals wichtigste Geldgeber des Ostalpenraums in Urkunden aufscheint. In drei reich bebilderten Bänden wird die Geschichte der Juden in Nord-, Ost- und Südtirol sowie im Trentino und in Vorarlberg nun erstmals vom Mittelalter bis in die Gegenwart herauf dargestellt.
Basierend auf völlig neuen Forschungserkenntnissen bieten die drei Bände im Schuber sowohl einen informativen Gesamtüberblick als auch spannende Einblicke in Einzelschicksale. Mit Beiträgen von Thomas
Albrich, Klaus Brandstätter, Heinz Noflatscher, Martin Achrainer und Sabine
Albrich-Falch. |
| Benigna
Schönhagen (Hrsg.) im Auftrag der Stiftung Jüdisches Kulturmuseum
Augsburg-Schwaben: Wiederhergestellte Synagogen. Raum - Geschichte - Wandel
durch Erinnerung. 136 S. 40 Abb. ISBN: 978-3-95565-141-1. 14,90 €
Verlag Hentrich & Hentrich Verlag Berlin www.hentrichhentrich.de;
Informationen
und Bestellmöglichkeit auf Verlagsseite.
In diesem Sammelband präsentieren erstmals elf Expertinnen und Experten aus dem Bereich der jüdischen Museen und Gedenkstätten Sanierungs- und Nutzungskonzepte, die im deutschsprachigen Raum seit den 1980er Jahren für Synagogengebäude entwickelt wurden, die die Zeit des Nationalsozialismus überdauert haben, aber ihrer Gemeinde beraubt wurden. Die Beispiele zeichnen den Bewusstseinswandel für den Umgang mit dem gebauten jüdischen Erbe in den letzten 30 Jahren nach und geben einen Überblick über die Entwicklung der nationalen Erinnerungs- und Gedenkkultur. Ein besonderes Augenmerk gilt der angemessenen Sicherung von Spuren der Geschichte in den Gebäuden wie den Möglichkeiten und Herausforderungen der musealen Arbeit und historischen Vermittlung an einem authentischen Ort.
Mit Beiträgen von Fritz Backhaus (Jüdisches Museum Frankfurt/Main), Ines Beese (Alte Synagoge Erfurt), Martina Edelmann (Jüdisches Kulturmuseum Veitshöchheim), Daniela Eisenstein (Jüdisches Museum Franken), Karlheinz Geppert (Gedenkstätte Synagoge Baisingen), Felicitas Heimann-Jelinek (xhibit.at, Wien), Martha Keil (Institut für jüdische Geschichte Österreichs, St. Pölten),
Hanno Loewy (Jüdisches Museum Hohenems: S.79-91: "'Lummerland'
oder 'Bilbao'? Ein jüdisches Museum in der globalisierten Peripherie -
Hohenems und 'sein' jüdisches Viertel"), Hansfried Nickel (Synagoge Memmelsdorf), Benigna Schönhagen und Souzana Hazan (Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben)
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Hohenems Vorarlberg. Jewish settlement
began in 1617 under the protection of the local ruler. In the same year a Jewish
cemetery was consecrated, which served the community for over 350 years.
Jews were engaged in trade. From 1676 to 1688 they were temporarily expelled. In
1772, a synagogue was inaugurated and in 1784 a Jewish elementary school was
opened. The school closed in 1913 because of a continual decline in the number
of pupils. From 1820 to 1826, Salomon Sulzer (1804-90), who was born in
Hohenems, served as cantor, later becoming the first composer of modern
liturgical music. From 1833 to 1844, Abraham Kohn (1807-48), a leading figure in
Reform Judaism, served as rabbi in Hohenems, but had to leave because of his
attempt to introduce reforms. Jews earned their living from trade in textiles,
horses, and cattle. They were also bankers and doctors. From 1849 to 1878, the
community had its own municipality with a mayor. The Jewish population stood at
227 in 1765 (total 2,270), increasing to 455 in 1866 but declining sharply
thereafter to 221 in 1869. Most emigrated to the United States. From 1896 to
1905, Aron Taenzer (born 1871) served as rabbi. His historical works contributed
greatly to the understanding of the history of Jewish communities in Germany and
Austria. In 1934, there were only 14 Jews in Hohenems and the community was
hardly functioning. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue
was severely damaged. The Jews still remaining in Hohenems were sent to Vienna
and from there to the east. After the war the remains of the writer Stefan Zweig
(1881-1942), who committed suicide in 1942, were flown over Rio de Janeiro and
buried next to his mother in the Jewish cemetery at Hohenems.
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