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Friedhöfe in der Region"
Zu den
Friedhöfen im Regierungsbezirk Schwaben
Ichenhausen (Kreis
Günzburg)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite
zur Synagoge in Ichenhausen
(interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
In den Jahren nach der ersten Aufnahme von Juden in Ichenhausen nach 1536 wurden die Toten der
entstehenden jüdischen Gemeinde in dem bis zum 17.
Jahrhundert zentralen jüdischen Friedhof in Burgau (Schwaben) beigesetzt (von
diesem Friedhof ist nur noch die Lage bekannt: Flur "Judenbegräbnis"
unmittelbar nördlich der heutigen Walter-Ludwig-Straße). Alsbald bemühten sich die
Juden in Ichenhausen bei der Grundherrschaft um Anlage eines eigenen
Begräbnisplatzes. 1567 wurde ihnen ein solcher von der Habsburgischen
Herrschaft genehmigt, allerdings gegen den Willen des Burgauischen
Landamtmannes, dem nun die Begräbnisgebühren für die Ichenhäuser Juden
entgingen.
Der seit seiner Anlage mehrfach erweiterte jüdische Friedhof besteht aus
vier Teilen:
 | Links des Haupteinganges liegt die erst 1934 (!) vom "Jüdischen
Jugendverein Ichenhausen" erbaute Friedhofshalle
("Predigerhalle") mit dem westlichen Anbau des Taharahauses. |
 | Östlich davon schließt sich der neue Friedhofsteil an, auf dem
Beisetzungen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis nach 1945 vorgenommen wurden.
Die letzte Beerdigung eines Juden aus Ichenhausen fand 1942 statt. Im März
1945 wurden 18 ungarische Juden des Zwangsarbeitslagers Burgau und 1946 drei
jüdische Verstorbene eines nahe gelegenen Lagers für "Displaced
Persons" im Friedhof beigesetzt. |
 | Daran schließt sich der älteste Friedhofsteil an, auf dem die meisten
Grabsteine nicht mehr erhalten sind. Die noch lesbaren Steine tragen Daten
aus dem 18. Jahrhundert. Auf diesem Teil wachsen mehrere jahrhundertealten
Eichen. Auch ist eine "Gruppe" von Rabbinergräbern vorhanden. |
 | Östlich des ältesten Teil liegt der alte Teil, auf dem Beisetzungen bis
zum Ende des 19. Jahrhunderts vorgenommen wurden. |
Ein Teil des Friedhofes ist von einer Mauer umgeben (20 bis 25 m lang), um
den größeren Teil verläuft ein Drahtzaun. Insgesamt sind etwa 1.000 Grabsteine
erhalten, wobei die Gesamtzahl der hier beigesetzten Personen auf 7.000 bis
8.000 geschätzt wurde. Insgesamt beträgt die Fläche 102,59 a bei einer Länge
des Friedhofareals von ca. 235 m und einer Breite von ca. 45 m.
In der NS-Zeit wurde der Friedhof vor allem im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom
1938 teilweise zerstört. Dabei wurden hunderte von Grabsteinen umgeworfen.
Viele sind bei den Zerstörungsaktionen zerbrochen.
Aus der Geschichte des Friedhofes
Schändung des Friedhofes im Mai 1929
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 1. Juni 1929:
"Ichenhausen. Anfang Mai wurde der hiesige israelitische
Friedhof von Bubenhand geschändet. Die Bretterwand, die den Friedhof in
seiner ungeheuren Ausdehnung umgibt und die erst im vorigen Jahre zum
großen Teil renoviert worden war, wurde an einer mit alten Brettern
versehenen Stelle an der Nordostecke in einer Ausdehnung von etwa vier
Metern eingerissen. Diese diese Lücke drangen die Schädlinge in den
mittelalterlichen Teil des Friedhofes ein und stürzten dort eine Anzahl
von ungefähr zehn zum Teil großen, zum Teil kleinen Grabdenkmälern um,
sodass dieselben teilweise zerbrachen, teilweise mit geringerem Schaden
davon kamen.
Die Inschriften dieser Grabsteine sind nach oben gerichtet und klagen zum
Himmel über die Rohheit derer, die sich Angehörige eines Kulturstaates
nennen, aber in ihrem verblendeten Hass noch nicht einmal Halt machen vor
den geheiligten Stätten der Toten." |
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt etwas südlich von
Ichenhausen. Aus dem Ort kommend, nach dem Ortsende, kurz vor dem Bahnübergang, biegt man von der Straße links in einen Feldweg ein und
folgt diesem bis zum Friedhof.
Fotos
Fotos vom
Sommer 2004
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 23.7.2004) |
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Eingangstor |
Die 1934 erbaute
"Predigerhalle", ein Rundbau mit einem hölzernen Vordach;
die
Taharahalle ist westlich angebaut. |
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Hinweistafel |
Teilansichten des
Friedhofes |
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Grabstein für Aron S.G. Heller
Kultusvorstand
und Stadtrat (1852-1931) |
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Gräber der in einem
Displaced-Persons-Lager
1946 verstorbenen Juden |
"Und vergiss
nicht, was Dir Amalek angetan hat!"*
Zwei der Grabsteine von ungarisch-jüdischen Zwangsarbeitern aus dem Lager
Burgau |
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* Das Zitat aus 5. Mose 25,17, mit dem beide
Inschriften beginnen, wurde im Judentum in der
Zeit nach nach 1945 zur
Aufforderung, die schrecklichen Ereignisse während der Shoa (Holocaust)
niemals
zu vergessen. |
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Fotos vom
Spätherbst 2007
(Fotos von Hubert Joachim, Mitarbeiter von www.weltkriegsopfer.de,
Aufnahmedatum: 23.11.2007) |
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Hinweistafel am Eingang |
Die
"Predigerhalle" von 1934 |
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Teilansichten
des Friedhofes |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens
in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit A 85. 1988. S. 243-250. |
 | Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in
Ichenhausen / Schwaben. In: Der Landesverband der Israelitischen
Kultusgemeinden in Bayern. 13. Jahrgang Nr. 76 vom April 1998 S. 13. |
 | Michael Schneeberger: Die Juden in Ichenhausen
(Reihe: Jüdische Landgemeinden in Bayern Teil 4). In: Jüdisches Leben in
Bayern. Mitteilungsblatt des Landesverbandes der Israelitischen
Kultusgemeinden in Bayern. 18. Jahrgang Nr. 91 vom April 2003 S. 24-29. |
Weitere Literatur zur Geschichte der Juden in Ichenhausen siehe bei der Seite
zur Synagoge.

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