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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Kuppenheim (Kreis
Rastatt)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
(Bitte besuchen sie auch die Website
des "Arbeitskreises Stolpersteine Kuppenheim"
www.juedisches-kuppenheim.de)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
(english
version)
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zur
Markgrafschaft Baden-Baden gehörenden Kuppenheim bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 15./17. Jahrhunderts
zurück. Möglicherweise waren bereits vor 1433, sicher ab 1570 beziehungsweise
nach dem Dreißigjährigen Krieg Juden in der Stadt.
1683 lebten zehn jüdische
Familien in Kuppenheim, 1701 jedoch nur drei, 1706 sechs, 1724 sieben. Das
jüdische Wohngebiet konzentrierte sich bis zur ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts auf die Löwengasse (im Volksmund auch "Judengasse" genannt).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Schule,
ein rituelles Bad und einen Friedhof
(jüdischer Verbandsfriedhof). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde
war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war.
Als Lehrer (Religionslehrer) werden genannt: Benedikt Moses Engel (aus Emmendingen, 1803 - 1824), Abraham Strauß (aus
Eberstadt, ca. 1827 - 1831),
Samuel Braunschweig (aus Rheinbischofsheim, ca. 1834 - ca. 1847), Abraham Model
(aus Bühl, ca. 1850 - ca. 1860), Elias Jakob (ca. 1860 - ca. 1862), Karl Weill
(aus Kippenheim, ca. 1862 - ca. 1865), Elias Eichstätter (aus
Randegg, ca. 1866
bis ca. 1871), Levi Wolff (Wolf; 1873 - 1876), Nathan Billigheimer (ca. 1875 -
1885), Jakob Grünbaum (aus Oberaltertheim, 1886 - 1935, gest. 17. Juni 1935 in
Worms). 1827 wurde die
Gemeinde dem Rabbinatsbezirk Bühl zugeteilt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1801 53 jüdische Einwohner (45,0 % von insgesamt 1.050 Einwohnern),
1925 108 (7,4 % von 1.457), 1865 höchste Zahl mit 142 (7,8 % von 1.829
Einwohnern), 1880 125 (6,3 % von 1.980), 1900 94 (4,6 % von 2.040). Die jüdischen Familien
verdienten ihren Lebensunterhalt durch den Handel mit Vieh, Eisenwaren und
Textilien.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Julius Grünebaum
(geb. 31.5.1893 in Kuppenheim, gef. 25.2.1916),
Joseph Kahn (geb. 20.6.1883 in Kuppenheim, gef. 15.5.1915), Karl Dreyfuß (geb.
21.3.1892 in Kuppenheim, gest. 6.8.1915 in Gefangenschaft) und Ludwig Herz (geb.
22.8.1891 in Kuppenheim, vor 1914 in Mainz wohnhaft, gef. 16.6.1915). Ihre Namen stehen auf einer bebilderten Gedenktafel im Bürgersaal des Rathauses und im Ehrenhain des städtischen
Friedhofes. Außerdem ist gefallen: Moses Dreyfuß (geb. 16.1.1881 in
Kuppenheim, vor 1914 in Karlsruhe wohnhaft, gef. 24.10.1918).
Um 1924, als in Kuppenheim noch 74 jüdische Einwohner gezählt wurden
(2,46 % von etwa 3.000 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Alfred Mayer, J.
Grünbaum, Emil Kaufmann und Ludwig Kahn. Der bereits genannte Jakob Grünbaum war
(bereits seit 1886) Religionslehrer der
Gemeinde. 1932 waren die Gemeindevorsteher Alfred Mayer (1. Vors.),
Ludwig Kahn (2. Vors.) und Berthold Dreyfuß (3. Vors.).
Bis nach 1933 waren folgende Handels- und Gewerbebetriebe in jüdischem Besitz: Viehhandlung Berthold Dreyfuß (Schloßstraße
1), Manufakturwarengeschäft Heinrich Dreyfuß (Friedrichstraße 72), Manufakturwarengeschäft Max Dreyfuß
(Murgtalstraße 2), Viehhandlung Hermann Kahn (Friedrichstraße 79), Viehhandlung Simon Kahn
(Friedrichstraße 59, abgebrochen), Pferdehandlung Alfred Maier (Friedrichstraße
94, abgebrochen), Pferdehandlung Emil Maier (Obertorstraße 1), Viehhandlung Nathan Maier
(Rheinstraße 9), Metzgerei Salomon Lehmann (Friedrichstraße 75), Eisenwarengeschäft Herz und Schlorch
(Friedrichstraße 45).
1933 lebten noch 51 jüdische Personen in Kuppenheim (1,8 % von insgesamt
2.838 Einwohnern). In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert (21 in die USA, je eine
Person nach England, Frankreich und Chile). Am 1. Januar 1938 wurden noch 32
jüdische Einwohner gezählt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
zerstört (siehe unten); die jüdischen Männer wurden in das KZ Dachau
verschleppt, wo Heinrich Dreyfuß an den Folgen der erlittenen Misshandlungen
am 24. November 1938 starb. Die letzten 16 jüdischen Einwohner wurden im
Oktober 1940 in das Konzentrationslager nach Gurs in Südfrankreich
deportiert.
Von den in Kuppenheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Anna Billig geb.
Herz (1864), Emilie Brumlik geb. Kaufmann (1888), Heinrich Dreyfuss (1883),
Marie Dreyfuss geb. Friedmann (1857), Leopold Friedmann (1866, Foto des
Grabsteins in Gurs siehe unten), Nathan Herz
(1857), Samuel Herz (1861), Sara Herz geb. Maier (1866), Ida Heumann geb.
Dreyfuss (1887), Jeanette Hirsch geb. Kahn (1887), Berta Joseph geb.
Grünbaum (1891), Adolf Kahn (1876), Blondine (Blondina) Kahn (1877), Cölestine
(Colestina) Kahn
(1881), Klara Kahn (1900), Ludwig Kahn (1873), Ludwig Kahn (1881), Max Kahn
(1871), Siegfried Kahn (1899), Regina Katz geb. Dreyfuss (1894), Rosa Kramer
geb. Kaufmann (1884), Fanny Kreuzer geb. Kaufmann (1882), Johanna Kuhn geb. Kahn
(1887), Salomon Kuppenheimer (1865), Salomon Lehmann (1868), Anna Lion geb.
Dreifuß (1868), Elise Loeb geb.
Herz (1859), Isidor Meier (1883), Mina Maier (1873), Karoline Meier geb. Kahn (1885), Josef Monatt
(1851), Viktor Nöther (1863), Irma Platz geb. Kahn (1895), Günther Schlorch
(1920), Rosa Schlorch geb. Herz (1893), Semi Schlorch (1889), Frieda Valfer geb.
Kahn
(1887), Heinrich Hermann Valfer (1882).
Von den 16 Kuppenheimer Juden, die nach Gurs deportiert wurden, überlebten
nur fünf das Lager: Max und Fanny Dreyfuß, Ilse und Ludwig Schlorch sowie Ludwig
Kahn.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers und
Vorsängers (1847)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 11. Dezember 1847 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Vakante Schulstellen.
Bei der israelitischen Gemeinde Kuppenheim ist die
Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein
Gehalt von 135 fl., nebst freier Wohnung, sowie der
Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist,
erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirkssynagoge Bühl zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner, zur Bewerbung zugelassen
werden." |
Lehrer Levi Wolff schreibt eine Broschüre gegen
eine antijüdische Publikation von Alban Stolz (1874)
Anzeige in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. März 1874: "Durch alle
Buchhandlung zu beziehen. In unserem Kommissionsverlage erschien soeben: Handel,
Schacher und Wucher der Juden im Kalender für Zeit und Ewigkeit von
Alban Stolz. Ein Wort der Verwahrung und zur Abwehr von Lehrer Wolff in
Kuppenheim. Preis 15 Kr. = 4 Sgr. Der
Verfasser weist in dieser Broschüre mit vielem Witz und schlagenden Gründen
die übertriebenen Beschuldigungen des Herrn Stolz gegen die Juden in
seinem diesjährigen berüchtigten Kalender für Zeit und Ewigkeit zurück,
sodass dieses Büchlein allen Interessenten gewiss willkommen sein wird.
Karlsruhe, im Februar 1874. Macklot'sche Buchhandlung." |
Lehrer Levi Wolff initiiert eine "Deutsch-Israelitische
Zeitung" (1875)
Lehrer
Wolff wollte in einer Zeit starker Auseinandersetzungen zwischen
orthodox-konservativen und liberalen Gruppierungen im deutschen Judentum, die
auch zwischen den großen jüdischen Periodika (einerseits der orthodox geprägten
Zeitschrift "Der Israelit" und andererseits der liberalen "Allgemeinen Zeitung
des Judentums") ausgetragen wurden, einen Mittelweg suchen. Freilich wurde die
erste Ausgabe seiner dazu gegründeten "Deutsch-Israelitischen Zeitung" von der
Zeitschrift "Der Israelit" kritisch ablehnend beurteilt:
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember 1875: "Mainz, 28.
November (1875). In Karlsruhe in Baden soll vom 1. Januar an eine neue, jüdische
Zeitung unter Redaktion des Lehrers L. Wolff von Kuppenheim, unter dem
Titel 'Deutsch-Israelitische Zeitung' erscheinen. Die Probenummer
liegt uns vor. Dem Programm zufolge soll dieses Pressorgan für diejenigen
bestimmt sein, welche von der einen Partei als die Gesinnungslosen, von
der anderen als Zwischenträger bezeichnet werden, die sich selbst aber
eine Partei des Friedens nennt!! An Aufrichtigkeit und Selbsterkenntnis lässt
das Programm wohl nichts zu wünschen übrig. – Die Berechtigung zu
einer Umbildung unserer heiligen Religion wird im ersten leitenden Artikel
als Dogma hingestellt. Und das soll Mittelweg sein! Das ist unserer
bescheidenen Ansicht nach schon äußerste Reform, ja, schlimmer als
solche. Unser Gottesgesetz ist ewig unveränderlich. (hebräisch und
deutsch:) 'Gott wird niemals sein Gesetz verwechseln oder vertauschen
mit einem anderen'. So steht es am Anfange eines jeden israelitischen
Gebetbuches, so ist es jedem wahrhaften Israeliten Glaubenssatz. Dass es
gewisse Gesetze gibt, die Zeit und Ort uns auszuüben, oder so wie
vorgeschrieben, auszuüben, hindern, das hat das Gottesgesetz von
vornherein vorgesehen, das ist weder eine Umwandlung, noch eine
Entwicklung der heiligen Religion Israels.
Die 'Deutsch-Israelitische Zeitung' versichert feierlichst,
sich von der Polemik mit anderen jüdischen Zeitungen fernhalten zu
wollen; ob sie das wird durchführen können? 'Es kann der Beste nicht
in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.' Wir
werden uns durch jene feierliche Versicherung nicht abhalten lassen,
energisch gegen alle Versuche aufzutreten, die dahin zielen, falsche
Lehren und Ansichten für echtes Judentum auszugeben." |
Schochet und Mitarbeiter für Lehrer Wolff gesucht (1875)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember 1875: "Gesucht
zum
sofortigen Antritt ein junger Mann, welcher den Religionsunterricht in
einer kleinen Schule versehen kann und praktischer Schochet ist.
Engagement vorläufig drei Monate; wenn derselbe mit schriftlichen
Arbeiten vertraut ist, findet er in meiner Expedition später dauernde
Beschäftigung. Honorar bei freier Station nach Übereinkunft.
Offerten
mit Zeugnissen zu richten an die Redaktion der 'Deutsch-Israelitischen
Zeitung', Kuppenheim bei Rastatt." |
Berichte aus dem jüdischen
Gemeindeleben
Verlegung des Jahrmarktes in Kuppenheim mit Rücksicht
auf das Laubhüttenfest (1829)
Anzeige
im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis"
von 1829 S. 523 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Bekanntmachung.
Wegen des israelitischen Laubhüttenfestes wird der Jahrmarkt zu
Kuppenheim vom 12. auf Montag den 19. Oktober verlegt, was andurch zur
allgemeinen Kenntnis gebracht wird.
Rastatt, den 14. September 1829.
Großherzoglich Badisches Oberamt. Müller".
|
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen
Gemeinde
Zum Tod von Karoline Cahn (1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juni 1894: "Aus
dem Murgtal. Sonntag, den 3. Juni (1894) verstarb zu Kuppenheim nach
kurzem Krankenlager, Fräulein Karoline Cahn im Alter von 37 Jahren; die
Verstorbene lebte streng nach den Satzungen unserer heiligen Religion. Ein
neu erbautes Haus für die jüdische Armen bestimmt, sowie ein Legat von
Mark 1.000 verewigen das Andenken der Verblichenen. Ihre Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Erinnerung an die Deportation in das südfranzösische
Internierungslager Gurs im Oktober 1940: Grabstein für Leopold Friedmann in
Gurs
Grabstein im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs
für
Leopold Friedmann,
geb. am 7. September 1866 in Kuppenheim, später wohnhaft in
Hilzingen,
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo er am 11. Januar 1941
umgekommen ist.
(Foto: Bernhard Kukatzki) |
Persönlichkeiten
Julius Kahn (1861 Kuppenheim - 1924 San Francisco), ursprünglich Schauspieler und Rechtsanwalt; in die USA ausgewandert, 1892 Abgeordneter des Repräsentantenhauses für den Staat Kalifornien, 1898 bis 1924 im Kongress, dem er damit während 12 Legislaturperioden angehörte. |
Zur Geschichte des Betsaals / der Synagoge
Um 1700 lebten die
jüdischen Familien in drei Häusern am Kirchhof unweit der Stadtkirche. Später
wohnten sie an der Hauptstraße, Friedrichstraße, auch in der Löwengasse, die
auf Grund der dort befindlichen Synagoge im Volksmund auch "Judengasse"
genannt wurde.
Da es um 1580/90 etwa zehn jüdische Familien in
Kuppenheim gab, werden sich diese auch zum Gebet und zu Gottesdiensten getroffen
haben. Vermutlich war in einem Privathaus ein Betsaal eingerichtet, über
den keine näheren Angaben mehr vorliegen. Auch im 17. und bis zum Anfang des
18. Jahrhunderts werden – sobald wieder die Zehnzahl der Männer erreicht
wurde – Gottesdienste in Privathäusern abgehalten worden sein. Bis zur Mitte
des 18. Jahrhunderts war allerdings die Zahl der jüdischen Familien gering und
noch in Dokumenten um 1720/30 ist weder von einem Vorsänger (Judenschulmeister)
noch von einer Synagoge (Judenschule) am Ort die Rede. Die wenigen jüdischen
Familien wollten sich damals mit den benachbarten Familien in Rastatt
zusammentun, um Gottesdienste feiern zu können. Um 1740/50 untersagte
allerdings der Obervogt Lassolye von Rastatt den Judenschaften in Rastatt und
Kuppenheim, gemeinsame Andachtsübungen in einem Hause abzuhalten.
Nachdem seit der Mitte des 18. Jahrhunderts die Zahl die
Juden in Kuppenheim zugenommen hatte (1783 zehn jüdische Familien), wurde zwischen
1755 und 1789 eine erste Synagoge am Ende der Löwengasse (damals "Geitzengasse")
erbaut. Die jüdische Gemeinde hatte zum Bau ein Grundstück durch Kauf oder
Schenkung von dem Juden Meyer erhalten. Auf dem Grundstück befand sich zuvor
ein Stall. Vielleicht ist dieser zur Synagoge umgebaut worden. Auch ein
rituelles Bad wurde eingebaut. Im Laufe der Jahre ist die Judenschule allerdings
schnell baufällig geworden. Nach einem Bericht des Oberamtes Rastatt vom Juli
1825 sieht "die Synagoge in Kuppenheim mehr einem schlechten Stall gleich als
nur entfernt einem Tempel". Eine Reparatur sei "ganz unzweckmäßig". Das
Oberamt riet zu einem Neubau. Die Gottesdienste wurden zunächst wohl von
Gemeindegliedern ehrenamtlich geleitet (um 1800 vermutlich von Judenvorsteher
Samuel Herz). Erst 1803 konnte die Kuppenheimer Gemeinde einen Vorsänger und
Religionslehrer anstellen (Benedikt Moses Engel).
Nach der Empfehlung des Oberamtes 1825, wegen des
schlechten baulichen Zustandes der alten Judenschule eine neue Synagoge in
Kuppenheim zu erstellen, ging die jüdische Gemeinde an die Planungen für einen
Neubau. Als Grundstück kam ein Platz neben der bisherigen Synagoge in Frage.
Als Vermögen hatte man 300 bis 400 Gulden angespart, doch war dies viel zu
wenig für den auf 2.000 Gulden geschätzten Neubau. Gemeindevorsteher Löw
Samuel Herz sprach sich dafür aus, die Synagogenplätze bereits vor dem Neubau
zu versteigern. Andere in der Gemeinde waren für einen späteren Verkauf der Plätze:
"Da aber der Reiche keinen religiösen Vorteil vor dem Armen haben sollte",
wollte eine Gruppe von zehn Männern um Jakob Kuppenheimer erst eine spätere
Versteigerung der Synagogenplätze. Man erhoffte dabei, 200 statt 80 Gulden für
den ersten Betplatz zu erzielen. Lange konnte man sich in der Gemeinde nach dem
Bericht des Oberamtes Rastatt nicht einigen, weil sich diese Gemeinde sowieso "durch
Uneinigkeit auszeichne und jede Partie über die andere einen Vorteil zu
erringen hofft oder einen Nachteil befürchtet". Schließlich kam es dann doch
zur Versteigerung der Synagogenplätze.
Den Bauplan für die Synagoge zeichnete Baumeister
Professor Oehl aus Rastatt. Er schlug vor, nach Fertigstellung der Synagoge
einen Anbau mit Lehrerwohnung und einem rituellen Bad zu errichten. Im Laufe des
Sommers 1826 ist die Synagoge gebaut worden.
Ausschreibung des Baus der Synagoge
(1826)
Artikel in der "Karlsruher Zeitung" vom 20.,
22. und 25. März 1826: "Rastatt.
[Bauakkord-Versteigerung]. Am Mittwoch, den 29. März, Nachmittags 3 Uhr,
wird auf dem Rathause zu Kuppenheim die Erbauung einer neuen Synagoge,
welche nach dem Überschlag auf 2814 fl. berechnet ist, an den
Wenigstnehmenden versteigert werden. Die steigerungslustigen Handwerksleute
wollen sich dabei einfinden, und einstweilen Riss und Überschlag samt
Steigerungsbedingnissen dahier in der Registratur einsehen.
Rastatt, den 13. März 1826. Großherzogliches Oberamt. Müller." |
Über ein Datum der Einweihung
sind wir nicht informiert. Sie wird noch 1826 oder spätestens 1827 stattgefunden
haben. Anstelle des alten Synagogengebäude wurde 1838 ein
neues "Judenschulhaus" eingerichtet mit einem Unterrichtsraum, der Wohnung für
den Vorsänger/Religionslehrer und einem neuen rituellen Bad, das bis etwa 1910
benutzt wurde. Immer wieder wurden in den folgenden Jahrzehnten einzelne
bauliche Veränderungen und Renovierungen vorgenommen. 1911 erhielten Synagoge
und Judenschulhaus Anschluss an die elektrische Stromversorgung.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge am
Nachmittag des 10. November von auswärtigen und Kuppenheimer SA-Leuten
(SA-Sturm 3/111 Gaggenau) und anderen NSDAP-Partei-Mitglieder in Zivil
niedergebrannt. Kreisleiter Dieffenbacher, sein Stellvertreter Bürgermeister
Kalmbacher aus Rastatt und der SA-Standartenführer Eberhard waren beim Brand
der Synagoge in Kuppenheim gleichfalls in Zivil anwesend. Die Feuerwehr war zum
Schutz der Nachbargebäude angefordert worden. Dennoch entstanden auch an
Nachbargebäuden Brandschäden. Eine große Menschenmenge, darunter auch viele
Kinder schauten dem Synagogenbrand zu. Im "Kuppenheimer Generalanzeiger" vom 11.
November 1938 wurde der Brand der Synagoge mit einer phantasiereichen Lügengeschichte
so erklärt, dass man in der Synagoge "Sprengpulver in großem Quantum" gefunden
habe. "Von unkundiger Seite wurde dieses gefährliche Pulver achtlos beiseite
geworfen. Dieses sollte dazu führen, dass durch einen noch glimmenden
Zigarettenstummel, der achtlos beiseite geworfen wurde, sich das Pulver entzündete
und eine mächtige Stichflamme verursachte. Im Handumdrehen stand der ganze
Stall in Flammen. An ein Eindämmen des Feuers konnte nicht mehr gedacht werden,
zumal man weitere Pulvervorräte vermutete, die eventuell eine katastrophale
Auswirkung hätte nach sich ziehen können".
Das Grundstück der Synagoge wurde von einem Privatmann von
der jüdischen Gemeinde für den Betrag von 3.000 RM gekauft. Obwohl die
politische Gemeinde die Synagoge schon Ende 1938 hatte abreißen wollen, ließ
der neue Eigentümer die Ruine bis nach 1945 zum Zweck einer "baulichen Ergänzung"
stehen. 1945 wurde das Grundstück beschlagnahmt und kam an die jüdische Vermögensverwaltung
JRSO, die es 1950 an einen örtlichen Transportunternehmer verkaufte. Die
Synagogenruine wurde in dieser Zeit abgebrochen. Das Grundstück der ehemaligen
Synagoge neben dem - gleichfalls nicht mehr bestehenden Haus des jüdischen
Lehrers - ist als Gedenkstätte gestaltet (seit 1999: "Synagogenplatz"). Vom
Synagogengebäude ist noch ein Türstock erhalten.
Synagogenprozess 1948
Aus
einem Artikel im "Jüdischen Gemeindeblatt für die Britische
Zone" vom 10. November 1947: "Der Dentist Otto Leidig wurde von
der Strafkammer Baden-Baden wegen schweren Landfriedensbruches zu zwei
Jahren Zuchthaus verurteilt. Er hat nach der Anklage während der
Ausschreitungen der Nationalsozialisten in den ersten Novembertagen des
Jahres 1938 die Synagoge in Kuppenheim in Brand gesetzt und an den
anschließenden Durchsuchungen der jüdischen Wohnungen teilgenommen. Die
Mittäterschaft bei den Durchsuchungen konnte ihm nachgewiesen
werden." |
Standort der Synagoge: Löwengasse
Fotos
Historische Fotos:
Vor 1938 |
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In der Synagoge Kuppenheim
(Quelle: Sammlung Hahn) |
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Fotos von der Pogromnacht in Kuppenheim:
(Quelle: Hundsnurscher/Taddey s. Lit. Abb. 123 und G. F. Linder s.Lit.
S. 78) |
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Kinder an der brennenden Synagoge |
Die ausgebrannte Synagoge |
Nach dem Brand blieb nur noch eine Ruine |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
(Fotos: Hahn)
Fotos um 1985: |
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Die Synagoge stand auf der Fläche
im Bereich des Tores und dem
kleinen
Rasenstück |
Das Haus des jüdischen Lehrers ("Rabbinerhäuschen")
befand sich ungefähr im Bereich der heutigen Garagen
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Fotos 2003:
(Fotos: Hahn; Aufnahmedatum 16.9.2003) |
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Der Synagogenplatz |
Straßenschild |
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Blick in die Löwengasse, an
deren
Ende die Synagoge stand |
Der Gedenkstein
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Die Inschriftentafel
auf dem
Gedenkstein |
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Informationstafel
zur jüdischen Geschichte Kuppenheims am Synagogenplatz |
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Der Synagogenplatz 2020
(Blickrichtung Synagoge, Foto vom Herbst 2020) |
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Im
Vordergrund die beiden Gedenksteine der KJG (2002 und 2012),
im Hintergrund (mit Hecke) der alte Gedenkstein der Stadt Kuppenheim (vgl.
oben). |
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Der Synagogenplatz im
Frühjahr 2021
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 30.5.2021) |
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An der Hecke: der
Gedenkstein der Stadt Kuppenheim (vgl. oben) |
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Die Gedenksteine der KJG
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Gurs-Denkmal und
"Gedenkbuch" |
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"Gedenkbuch" mit den Namen der aus Kuppenheim deportierten und umgekommenen
jüdischen Einwohnern |
Das Gurs-Denkmal (vgl.
Neckarzimmern) |
Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Seit 1989:
Erinnerungsarbeit durch die KJG
Kuppenheim-Oberndorf - vgl. Website https://kjgoberndorf.wixsite.com/home
|
Seit
1989 betreibt die KJG (Katholische Junge Gemeinde) Kuppenheim-Oberndorf eine
vorbildliche Erinnerungsarbeit am Ort. Gedenkfeiern zur Reichspogromnacht
werden seitdem im zweijährigen Turnus durchgeführt. 1989 begann es mit der
Vorbereitung und Durchführung eines 1. Schweigemarsches zum Gedenken an die
Pogromnacht 1938. 1995 wurde eine Ausstellung '400 Jahre Juden in
Kuppenheim' durchgeführt und dabei Freundschaften mit ehemaligen jüdischen
Bürger geknüpft. 1998/99 arbeitete die KJG mit bei der Umgestaltung des
Standortes der ehemaligen Synagoge und der Umbenennung in 'Synagogenplatz'
sowie bei der Installation einer Datentafel. 2004 erfolgte die Aufstellung
je des KJG-Memorialsteines in Kuppenheim und in
Neckarzimmern (Foto links) zum
Gedenken an die 1940 nach Gurs deportierten Kuppenheimer Juden. Seit 2004:
jedes zweite Jahr Durchführung einer Gedenkveranstaltung am Synagogenplatz
in Kuppenheim mit dem Gedanken an die aus Kuppenheim deportierten Juden.
2010 wurde
die Ausstellung von 1995 reaktiviert und neu gestaltet zur Umrahmung der
Veröffentlichung eines Buches über den jüdischen Friedhof in Kuppenheim.
2012 wird ein Namensstein für die jüdischen Opfer der NS-Zeit entworfen
(Einweihung November 2012). 2012 wird die Ausstellung von 2010 als
Dauerausstellung für das Heimatmuseum der Stadt Kippenheim umgestaltet. 2013
wird die KJG Kuppenheim-Oberndorf für das jahrzehntelange Engagement im
Bereich des Gedenkens an die ehemaligen jüdischen Mitbürger durch den
Landkreis Rastatt geehrt. 2014 wird eine Ausstellung über Bilder eines
Kriegsberichterstatters zur Befreiung von Majdanek und Auschwitz
organisiert. 2015/2017 Teilnahme bei Gedenkveranstaltungen in Neckarzimmern
(75/77 Jahre Deportation nach Gurs).
Weitere Informationen, Fotos und Presseberichte siehe 'Kleine
Chronik - KJG und jüdisches Gedenken' (eingestellt als
pdf-Datei).
Dokumentation "Memorialstein
für die Stadt Kuppenheim" von 2004 (pdf-Datei).
Memorialstein aus Kuppenheim in der Website der Gedenkstätte Neckarzimmern |
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Oktober
2019:
Reinigung der bisherigen und
Verlegung von sieben weiteren "Stolpersteinen" in Kuppenheim
Anmerkung: nach der Verlegung am 29. Oktober liegen insgesamt 68
"Stolpersteine" in Kuppenheim. |
Pressemitteilung
des Arbeitskreises Stolpersteine Kuppenheim vom Oktober 2019: "Stolpersteinreinigung
– 22. Oktober 2019 • 17:30 Uhr Stolpersteinlegung - 29. Oktober • 14:00 Uhr
Deportation der Kuppenheimer Juden nach Gurs 1940 muss in Erinnerung bleiben
- Stolpersteinreinigung zu Gedenken am Dienstag, 22. Oktober, 17.30 Uhr,
Friedrichstr. 86
Der Arbeitskreis Stolpersteine gedenkt am Dienstag, 22. Oktober 2019, 17.30
Uhr, beginnend in der Friedrichstraße 86 (Figaro’s) mit einer Reinigung der
dort verlegten 10 Stolpersteine an die Deportation der letzten Kuppenheimer
Juden am 22.10.1940. Anschließend werden weitere Verlegestellen aufgesucht,
um an die dort ehemals lebenden jüdischen Mitbürger zu erinnern (Dauer etwa
45 Minuten). Die Aktion findet auch bei Regen statt. Mit dieser
Gedenkveranstaltung treten die Initiatoren vom Arbeitskreis gegen das
Vergessen der Nazi-Gräueltaten ein. Sie erheben die Stimme gegen
Antisemitismus, gegen Rassismus und Ausgrenzung, engagieren sich für die
Rechte anderer und rufen auf zu politischer Wachsamkeit und Zivilcourage...
J
Sieben Stolpersteine für Familie Max Dreifuß 7. Legung am Dienstag, 29.
Oktober 2019, 14 Uhr, Murgtalstraße 2.
Gerne kommt der Künstler Gunter Demnig in die Knöpflestadt, um die
'Stolpersteine' in die vom Arbeitskreis und dem städtischen Bauhof gut
vorbereiteten Verlegestellen in den Gehweg einzulassen. 70.000 Stolpersteine
hat Demnig in den vergangenen 23 Jahren in mehr als 1.200 Städten und in 24
Ländern verlegt und somit das weltweit größte dezentrale Denkmal geschaffen.
Am 30. Oktober ist er zum siebten Mal in Kuppenheim, wo er bisher 61
Stolpersteine setzte. 'Diese geben den Menschen ihren Namen wieder und damit
ein Stück Würde und Individualität', so bei der Verleihung der
Josef-Neuberger-Medaille 2009 an Demnig durch die Jüdische Gemeinde
Düsseldorf. Interessierte Menschen aus Kuppenheim und Umgebung sind zu
beiden Veranstaltungen herzlich eingeladen.
TV-Tipp: 'Die Ungewollten' – Montag , 21. Oktober, 20:15 Uhr, ARD –
Dokudrama zur bewegenden Geschichte des Kapitäns Schröder, der mehr als 900
Juden vor den Nazis retten will. Der angesehene Kuppenheimer Metzger Salomon
und Mina Lehmann (geb. Leon/Lion) und die Halbschwester Amalie Herz sowie
weitere Juden (zum Teil Verwandte) aus dem benachbarten Malsch waren auch
auf dem Schiff Saint-Louis. Nach der Irrfahrt gingen die drei Kuppenheimer
in Antwerpen von Bord. Mina und Amalie starben in Brüssel, wohl als Folge
der fürchterlichen Erlebnisse in ihrer Heimat und auf dem Schiff. Salomon
Herz wurde von den Nazis nach Auschwitz deportiert und vergast.
i. A. Heinz Wolf, Arbeitskreis Stolpersteine Kuppenheim, Hauptstraße 11,
76456 Kuppenheim, 07225 75543,
heinz_wolf@gmx.de
Arbeitskreis Stolpersteine Kuppenheim: Voba Baden-Baden Rastatt, DE06 6629
0000 0061 4477 09. Info:
www.juedisches-kuppenheim.de " |
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Artikel von Martina
Holbein in den "Badischen Neuesten Nachrichten"
vom 1. November 2019: "Kampf gegen das Vergessen. Sieben weitere
Stolpersteine in Kuppenheim
Kuppenheim erhält sieben weitere Stolpersteine. 'Wir geben den ehemaligen
jüdischen Mitbürgern ihren Namen wieder und holen sie so aus dem Vergessen',
sagt Heinz Wolf vom Arbeitskreis Stolpersteine Kuppenheim. Insgesamt gibt es
aktuell 68 Stolpersteine in Kuppenheim. 80 sollen es am Ende der Aktion
sein.
'Am Anfang wird uns ein Name gegeben und ein guter Name ist alles, was wir
am Ende mitnehmen.' So steht es im Talmud. Und in den Psalmen König Davids
heißt es: 'Er bestimmt die Zahl der Sterne und ruft sie alle beim Namen.'
Das jüdische Volk hat sich oft mit den Sternen verglichen, die Jahwe beim
Namen ruft. Deshalb war es von den Nationalsozialisten besonders infam, den
Menschen ihren persönlichen Namen zu nehmen und stattdessen Nummern zu
vergeben. 'Wir geben den ehemaligen jüdischen Mitbürgern ihren Namen wieder
und holen sie so aus dem Vergessen', sagte Heinz Wolf vom Arbeitskreis
Stolpersteine Kuppenheim bei der Verlegung von sieben weiteren
Stolpersteinen in der Knöpflestadt. Zum siebten Mal war der Künstler Gunter
Demnig, der die Idee zu dieser weltweiten Aktion hatte und in den
vergangenen 23 Jahren 70 000 Stolpersteine in 26 Ländern verlegt hat, nach
Kuppenheim gekommen. Am Dienstagnachmittag war die Murgtalstraße 2 sein
erstes Ziel. Der städtische Bauhof hatte den Gehweg bereits für die
Verlegung so vorbereitet, dass Gunter Demnig die sechs Stolpersteine für die
Familie Dreyfuß routiniert in das Pflaster einlassen konnte.
Mutter und vier Kinder vereint. Für Marie Dreyfuß, die Mutter, die am
22. Oktober 1940 mit 13 weiteren Kuppenheimer Juden im Alter von 90 Jahren
ins französische Gurs deportiert wurde, wurde bereits 2013 ein Stolperstein
verlegt. Jetzt kamen ihre Kinder Anna, Ida, Regina und Max Dreifuß an die
Reihe. Während Annas Schicksal, die mit dem Bäcker Moritz Scherer aus
Sinzheim verheiratet war, noch recherchiert werden muss (sie erhielt einen
Leerstein), ist klar, dass Ida und Regina Dreifuß mit ihren Ehemännern erst
nach Gurs verschleppt und dann mit dem Transport Nummer 17 in die Gaskammern
von Auschwitz deportiert wurden.
Sohn Max Dreifuß war ein angesehener Viehhändler und Kaufmann und im Ersten
Weltkrieg hoch dekoriert. Nach der Reichspogromnacht wurde er mit fünf
weiteren Kuppenheimern ins KZ Dachau geschafft und dort drei Wochen
festgehalten. Was dort geschah mit Mithäftlingen, darüber sprachen die
Rückkehrer nie. Mit seiner Ehefrau Fanny wurde Max ebenfalls nach Gurs
deportiert, konnte aber emigrieren. Hilfreich war, dass den beiden Töchtern
der Familie, Mathilde und Ruth Anna Dreifuß, bereits die Flucht in die USA
gelungen war. Für Fanny, Mathilde und Ruth Anna wurden ebenfalls
Stolpersteine verlegt. 'Wir wollen nicht nur der ermordeten jüdischen
Mitbürger gedenken', so Heinz Wolf. Auch an die, die ihre Heimat verlassen
mussten, weil ihnen die Lebensgrundlagen entzogen wurden, soll erinnert
werden.
Es sollen insgesamt 80 Stolpersteine werden. Die Familie Max Dreyfuß
betrieb im Haus in der Murgtalstraße 2 ein Geschäft mit Konfektion und
Betten. Nach der Machtergreifung 1933 hieß es auch bald in Kuppenheim 'Kauft
nicht bei Juden', die Kundschaft wurde von SA-Männern beobachtet und
gehindert. Systematisch wurden die, die vorher selbstverständlich zur
Stadtgesellschaft gehört hatten, an den Rand gedrängt und ausgeschlossen.
Sie zurückholen in die Mitte des gesellschaftlichen Bewusstseins als
Mahnung, dass so etwas nie wieder geschieht, ist die große Motivation des
Arbeitskreises Stolpersteine in Kuppenheim. Ein weiterer Stolperstein wurde
für Bertha Sara Meier in der Friedrichstraße 86 verlegt. Insgesamt gibt es
aktuell 68 Stolpersteine in Kuppenheim. 80 sollen es am Ende der Aktion
sein. Ein Hausbesitzer stelle sich noch quer, poche auf sein Wegerecht auf
dem Gehweg. Da werde der AK Stolpersteine versuchen, mit Unterstützung von
Kommunalpolitikern den Hausbesitzer zum Einlenken zu bewegen, war zu
erfahren. Ansonsten gebe es noch die Möglichkeit, dass auch Kuppenheim das
Wegerecht auf den Gehwegen – wie die allermeisten deutschen Kommunen –
aufhebt."
Link zum Artikel |
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Januar 2020:
Weitere "Stolpersteine" werden
verlegt - ein Einwohner der Stadt will keine Stolpersteine vor seinem Haus
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Artikel von Georg
Keller in den "Badischen Neuesten Nachrichten" vom 10. Januar 2020:
"Denkmal für jüdische Familien. Kuppenheimer will keine Stolpersteine vor
seinem Haus.
An die im Dritten Reich vertriebenen und ermordeten Kuppenheimer Juden
erinnern bislang insgesamt 68 Stolpersteine an zwölf Verlegestellen in
Kuppenheim. Der Arbeitskreis Stolpersteine plant zusammen mit dem Kölner
Künstler Gunter Demnig fünf weitere Stolpersteine vor den früheren
Wohnhäusern von Juden. Die heutigen Hauseigentümer stimmten der Verlegung
von Stolpersteinen vor ihrem Anwesen bereits zu. Lediglich ein angrenzender
Hauseigentümer willigt nicht ein. In dem Haus in der Rheinstraße lebten bis
zu ihrer Vertreibung die Familien Nathan Kahn und Maier Kahn. Insgesamt 15
Stolpersteine mit den Namen der verstorbenen Familienmitglieder sollen hier
verlegt werden. 'Stolpersteine geben den Familien ihren Namen zurück,
entreißen sie der Anonymität', betont Heinz Wolf vom Arbeitskreis. 'Es wäre
schade, wenn an diese beiden Familien nicht mit Stolpersteinen gedacht
werden könnte'.
Hausbesitzer schweigt. Die Stolpersteine werden im Gehweg, also im
öffentlichen Raum, verlegt. Im November 2009 hat der Kuppenheimer
Gemeinderat nach langer Vorgeschichte beschlossen, Stolpersteine
grundsätzlich zuzulassen, wenn die Hauseigentümer zustimmen.
Der Arbeitskreis hat den betreffenden Hauseigentümer angeschrieben und
dieser seine Position schriftlich der Stadt Kuppenheim zur Kenntnis gegeben.
Gegenüber den BNN wollte der Hausbesitzer nichts sagen. Laut Aussage des
Arbeitskreises handelt es sich nicht um den Ersterwerber der Immobilie von
dem jüdischen Besitzer.
'Wo der systematische Naziterror stattfand'. Die jüdischen Familien
lebten in Kuppenheim in friedlicher und oft freundschaftlicher
Nachbarschaft, verrichteten ihre Arbeit und bezahlten Steuern, waren in
Vereinen und Organisationen engagiert und pflegten ihren Glauben.
'Stolpersteine zeigen, wo der systematische Naziterror stattfand: Im Alltag,
im Nachbarhaus', so Wolf.
Die von Gunter Demnig initiierten Stolpersteine gelten als weltweit größte
dezentrale Gedenkstätte. Rund 75.000 Stolpersteine wurden bisher in mehr als
2.000 Städten und Gemeinden in 24 Ländern verlegt. Sollte der Anwohner das
Projekt weiter ablehnen, setzt der Arbeitskreis auf einen
fraktionsübergreifenden Antrag im Gemeinderat, um die bisherige Praxis zu
ändern. Zuletzt hatten die politischen Gremien in Ettenheim und Schriesheim
so entschieden. Kuppenheims Bürgermeister Karsten Mußler will es dagegen gar
nicht erst so weit kommen lassen und kündigt an, gemeinsam mit Vertretern
der Gemeinderatsfraktionen ein persönliches Gespräch mit dem Hausbesitzer zu
suchen, um die Angelegenheit zu klären."
Link zum Artikel |
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März 2020:
Der Hauseigentümer von Rheinstraße
9 verweigert seit 8 Jahren die Zustimmung zur Verlegung von "Stolpersteinen"
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Artikel in "ra-today.de"
vom 14. März 2020: "Anwohner verweigert Zustimmung zu
Stolperstein-Verlegung
Können die letzten 15 Stolpersteine zum Angedenken an Kuppenheimer Juden in
der Knöpflestadt verlegt werden? Der Arbeitskreis Stolpersteine wandte sich
bereits Ende des vergangenen Jahres an den Gemeinderat der Stadt Kuppenheim
mit der Bitte, einen Beschluss aus dem Jahr 2009 zu revidieren, der
vorsieht, dass Anwohner einer Verlegung zustimmen müssen. Hintergrund ist,
dass der heutige Hauseigentümer zur Rheinstraße 9 seine Einwilligung seit
nunmehr acht Jahren verweigert. Ohne diese können die 15 im Angedenken an
die Kuppenheimer Familie Kahn geplanten Steine jedoch nicht eingesetzt
werden. Eine Entscheidung steht bislang noch aus.
68 Erinnerungssteine wurden bereits in Kuppenheim gesetzt. Bisher
gibt es in der Knöpflestadt 68 Stolpersteine, die mit Zustimmung der
Hausbesitzer platziert wurden. An 12 Verlegestellen wurden Erinnerungssteine
in den Gehweg eingelassen. Für weitere fünf Kuppenheimer Juden liegen die
Genehmigungen der entsprechenden Hausbesitzer vor. Mit Lehrern, Schülern und
interessierten Bürgern trifft sich der Aktionskreis zu verschiedenen
Anlässen, um die Steine zu reinigen und die Namen der Opfer vorzulesen.
Stolpersteine im Angedenken an 15 Mitglieder der Familie Kahn. Die
Steine in der Rheinstraße 9 sollen den Mitgliedern der Familie Kahn gewidmet
werden. Während des NS-Terrorregimes starb der Metzger und Viehhändler Maier
Kahn, der im Krieg 1870/71 für Deutschland kämpfte. Ebenso Sofie Kahn, die
in der Anstalt Illenau, Opfer des T4-Euthanasieprogramms wurde. Colestine
Kahn und ihre Schwester Blondina Kahn wurden ins Lager Gurs deportiert und
starben dort mit 61 und 65 Jahren. Im KZ-Auschwitz und in anderen Lagern
kamen Berta Kahn (verheiratete Grünhut), Ludwig Kahn, Johanna Kahn
(verheiratete Kuhn), Irma Kahn (verheiratete Platz) und Siegfried Kahn um.
Zur Flucht gezwungen und aus ihrer Heimat vertrieben wurden Salomon Kahn,
der über Mannheim nach Amsterdam floh, Jeanette Ida Kahn schaffte es aus
Gurs in die USA zu gelangen, Klara Kahn, verheiratete Sigmann, reiste über
Pforzheim und Mannheim nach Argentinien, Leo Kahn über Mannheim in die USA.
Die Schicksale von Lina Kahn und Frieda Kahn, verheiratete Valfer, konnten
noch nicht geklärt werden."
Link zum Artikel |
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November 2020:
Zum Gedenken an den Novemberpogrom
1938 |
Pressemitteilung der
KJG (Katholische Jugend) Kuppenheim-Oberndorf im "Kommunal-Echo" vom 5.
November 2020: "Gedenken zur Reichpogromnacht
"... Am frühen Morgen des 10. November 1938 erschienen fremde Zivilisten auf
Lastwaren in Kuppenheim, die scheinbar gleichgültig durch die Straßen
schlenderten, um sich dann in Gruppen vor den Häusern der jüdischen Bürger
aufzustellen. Es waren getarnte SA-Leute. (... ) Während dieser
Durchsuchungen stieg plötzlich dichter Qualm aus der engen Löwengasse, die
im Volksmund noch immer Judengasse hieß. Die Synagoge stand in Flammen. Die
Frauen der Nachbarhäuser schalten heftig mit den SA-Leuten, denn sie hatten
Sorge, dass das Feuer auch auf ihre Häuser übergreifen könnte. 'Was,
Blödsinn', schrie einer der Parteigenossen, 'der Führer baut euch dann neue
und schönere!' Inzwischen fielen die letzten Ziegel vom Synagogendach, und
die Balken stürzten in das Innere des Gotteshauses. An Stelle der Feuerwehr,
die nicht eingreifen durfte, umsäumten Kinder, die gerade aus der Schule
heimkehrten, die Brandstelle. Einer der SA-Leute ergriff einen Gegenstand,
der in Seide eingehüllt und mit einer Krone verziert war, und übergab ihn
den Flammen. So wurde das Heiligtum der Synagoge, die mit Ruß, Gummi, Honig
und Galläpfelsaft handgeschriebenen Thorarollen vernichtet. Mit der
Kuppenheimer Synagoge sanken auch die Rastatter und die Gernsbacher Synagoge
in Schutt und Asche. ...' (Augenzeugenbericht aus: Stiefvater, Oskar:
Geschichte und Schicksal der Juden im Landkreis Rastatt. 1965)
Seit mittlerweile über 30 Jahren engagiert sich die KJG Kuppenheim-Oberndorf
im Gedenken an die ehemaligen jüdischen Mitbürger Kuppenheims. Über diesen
Zeitraum fanden zum Jahrestag der Reichspogromnacht regelmäßig
Gedenkveranstaltungen auf den Synagogenplatz statt. So sollte es nun
eigentlich auch im November 2020 sein. Leider macht die aktuelle Corona-Lage
eine Zusammenkunft zum Gedenken an die Opfer der NS-Diktatur unmöglich.
Die Leiterrunde der KJG möchte deshalb die Bevölkerung Kuppenheims in diesem
Jahr zu einer etwas anderen Form des Gedenkens einladen: Von Montag, 9.
November an, bis zum Ende der Woche, wird an den beiden 2004 sowie 2012 von
der KJG entworfenen Gedenksteinen auf dem Synagogenplatz ein Drahtgeflecht
installiert sein. Dieses soll als Halterung für Blumen dienen, die
jeder/jede Bürger/in Kuppenheims zum Gedenken an die Opfer der Nazidiktatur
und insbesondere an unsere bis 1940 vertriebenen oder verschleppten und
ermordeten jüdischen Mitbürger dort anbringen kann. So soll es möglich sein,
trotz der gebotenen Corona-Regelungen, ein Zeichen gegen das Vergessen und
für eine tolerante Gemeinschaft zu setzen." |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Kuppenheim |
In der Website des Landesarchivs
Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind Personenstandsregister
jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern
einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632
Zu Kuppenheim sind vorhanden:
J 386 Bü. 333 Kuppenheim Eheschließungen 1853 - 1858 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445941
J 386 Bü. 334 Kuppenheim Geburten 1739 - 1857, Eheschließungen 1754 -
1851 Sterbefälle von Erwachsenen 1789 - 1869 und von kleinen Kindern 1813
- 1842
sowie Begräbnisbuch der auswärtigen Judengemeinden 1814 - 1832 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446493 |
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In der Website des Landesarchivs
Baden-Württemberg (hier: Generallandesarchiv Karlsruhe) sind einige
Familienregister aus badischen jüdischen Gemeinden einsehbar:
Link zur Übersicht (nach Amtsgerichtsbezirken)
https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=12390
Zu Kuppenheim sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
390 Nr. 4090: Kuppenheim, israelitische Gemeinde: Geburtenbuch 1814-1869
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1222891
(enthält auch: Heiraten 1818-1822, 1824, 1829-1840, 1832-1836; Sterbefälle
1829-1831 und 1836; Jahr 1816 siehe Nr. 4091 Heiraten)
390 Nr. 4091: Kuppenheim, israelitische Gemeinde: Heiratsbuch 1814-1869
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1222892
(enthält auch: Geburten 1816; Sterbefälle 1816 und 1823)
390 Nr. 4092: Kuppenheim, israelitische Gemeinde: Sterbebuch 1814-1869
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1222893
(Hinweis: Jahre 1829-1831 und 1836 siehe auch Nr. 4090 (Geburten); Jahre
1816 und 1823 siehe auch Nr. 4091 (Heiraten)
390 Nr. 4092a: Kuppenheim, israelitische Gemeinde: Sterbebuch 1839-1870
("Jüdisches Begräbnisbuch der auswärtigen Judengemeinden, die ihre Toten
hier begraben")
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1223342
|
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Hinweis auf
die Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg des
Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg |
Im Bestand https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368
auf der linken Seite bei "Kuppenheim" über das
"+" zu den einzelnen Grabsteinen; es sind 1054 Grabsteine
dokumentiert (mit Fotos). |
Im Bestand EL 228 b I Bü. 232 finden sich
zum Friedhof Kuppenheim Belegungslisten und eine Dokumentation
ausgewählter Grabsteine 7 bis 1054 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1907182
Ebd. Bü. 209 findet sich eine Dokumentation Grabstein 1 bis 500 (online
kein Inhalt) http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1906574
Ebd. Bü. 210 findet sich eine Dokumentation Grabstein 501 bis 850 (online
kein Inhalt) http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1906583
Ebd. Bü. 211 findet sich eine Dokumentation Grabstein 851 bis 1054
(online kein Inhalt) http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1906586
|
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden
in Baden. 1968. S. 171ff. |
| Oskar Stiefvater: Geschichte und Schicksal der Juden
im Landkreis Rastatt, in: Um Rhein und Murg 5 (1965) S. 42-83. |
| Gerhard Friedrich Linder: Die jüdische Gemeinde in
Kuppenheim. Verlag Regionalkultur Ubstadt-Weiher 1999. Link zum Verlag
Regionalkultur: hier
anklicken |
| Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 470-472. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007. |
| Günther Mohr: Der "Ort des
Lebens in Kuppenheim" - steinerne Zeugnisse der jüdischen Lebenswelt im
mittleren Baden. In: Die Ortenau. Zeitschrift des Historischen Vereins für
Mittelbaden. Bd. 91. 2011 S. 421-428. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Kuppenheim Baden. The
16th century community was expelled in 1584 together with most of the Jews in
the principality. The Jewish settlement was renewed after the Thirty Years War
(1618-1648) and was stil subject to numerous disabilities in the early 19th
century. The cemetery consecrated in 1692
was one of the most beautiful in the region and served many communities until
the end of the 19th century. A synagogue was erected in 1825. In 1865 the Jewish
population reached a peak of 142 (total 1,829). In 1922, 51 Jews remained.
Nineteen emigrated by November 1938 (17 to the United States) and six left for
other German cities. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue
was burned and Jews were detained in Dachau. Another four left for the United
States and on 22 October 1940 the remaining 16 were deported to the Gurs
concentration camp; five survived the Holocaust.
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