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Lindenfels (Kreis
Bergstraße)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte
in Lindenfels
In Lindenfels bestand zu keiner Zeit eine jüdische
Gemeinde.
Im Mittelalter kam es erstmals zur Niederlassung jüdischer Personen. 1380
wird die Besteuerung der Juden in der Stadt geregelt.
Im 19./20. Jahrhundert ließen sich nur wenige jüdische Personen in der
Stadt nieder.
Von den in Lindenfels geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): es werden keine
Personen aus Lindenfels genannt.
Nach 1945: In einem Kinderlager in Lindenfels wurden von 1946 bis 1948 jüdische
Kinder, die ihre Eltern verloren hatten, untergebracht. Das Lager war von der
UNRRA (Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen) in einigen
beschlagnahmten Hotels eingerichtet worden. Jüdische Lehrer und Erzieher, die
meistens ebenfalls Überlebende des Holocausts waren, kümmerten sich um die
verängstigten und verstörten Juden und Mädchen. Der Aufenthalt verlief nicht
ohne Spannungen mit der deutschen Bevölkerung. 1947 befanden sich auf dem
Schiff Exodus unter den 4.500 Passagieren auch 200 Kinder aus dem Lager
Lindenfels. Sie durften auf Grund der Weigerung der britischen Behörden nicht
in Haifa an Land gehen und wurden nach Deutschland
zurückgeschickt.
Vgl. http://www.hstad-online.de/ausstellungen/online/juedisches_leben_in_suedhessen/Lindenfels/Exodus/Tabelle3.htm
Berichte zur
jüdischen Geschichte in Lindenfels
Antisemitismus in Lindenfels (1891)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Mai 1891:
"Worms. Vor einiger Zeit hat ein in Lindenfels (Odenwald) erscheinendes
obskures Blättchen dem Böckel'schen 'Reichsherold' einen Schmähartikel
entnommen, welcher gegen den israelitischen Präsidenten des hiesigen
Kriegervereins, den Hauptmann a.D. z.L. Herr Joseph Gernsheim
gerichtet war. Sowohl die Redaktion der 'Wormser Zeitung', sowie eine
Erklärung des Vorstandes des Kriegervereins nahmen gegen dieses elende
Machwerk Stellung. Herr Gernsheim trat jedoch als Kläger gegen die
Redaktion des 'Lindenfelser' Blättchens, sowie gegen den 'Reichsherold'
auf. Die Klage war jedoch kaum bei Amtsgerichte Fürth im Odenwalde anhängig
gemacht, als Herrn G. von Darmstadt die Mitteilung wurde, dass der Staatsanwalt
als Kläger aufgetreten und die Sache dadurch aus der Sphäre der
Privatanklage herausgerückt sei. Am 6. dieses Monats fand nun die
Verhandlung in Fürth statt und wurde der Redakteur zu einer Geldstrafe,
Publikation des Urteils und Tragung der Kosten verurteilt. Die
Verhandlung in Marburg gegen den 'Reichsherold' steht noch
aus." |
Antisemitismus in Lindenfels (1920)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Mai 1920:
"Lindenfels im Odenwald, 20. April (1920). Man schreibt uns: 'Es
ist bekannt, welch' ein beliebter Ausflugsort unser Städtchen ist und es
war bislang erfreulich festzustellen, dass die antisemitische Woge den
Frieden des idyllischen Platzes nicht zu stören vermöchte. Viele, die
dies wissen, wird es daher peinlich berühren, dass hier vor einiger Zeit
im Hotel Odenwald, das bislang allen Gästen unterschiedslos gute
Aufnahme gewährte, eine Wandlung eingetreten ist. Am Hoteleingang war
kürzlich ein Schild angebracht: 'Juden haben keinen Zutritt'.
Indem wir einerseits die antisemitische 'Tat' feststellen, sind wir
andererseits überzeugt, dass die anderen Gasthausbesitzer, gleichwie die
friedliebende Bevölkerung, das Verhalten jenes Wirtes durchaus
missbilligen'. |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juni 1920: "Reinheim,
20. Mai (1920). Man schreibt uns: Ihre Notiz von Lindenfels in Nr. 18
entspricht nicht den Tatsachen. Der betreffende Wirt ist nichts weniger
als Antisemit. Eine antisemitische Gesellschaft wollte das Schild 'Juden
Eintritt verboten', am Eingang des Hotels anbringen, dem trat der Wirt mit
den Worten entgegen: den Saal habe ich Ihnen ermietet, da können sie in
demselben das Schild anbringen, aber nicht an meinem Hotel. Dieses zur
Richtigstellung." |
Über die Geschichte des "Lagers der
vergessenen Kinder" hat die Frankfurter Autorin Yvonne Menne einen Film
gedreht.
Informationen
zum Film.
Fotos
Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Februar 2020:
Auf den Spuren der
Familiengeschichte in der Lindenfelser Kinderkolonie
|
Artikel
im "Bergsträßer Anzeiger" vom 12. Februar 2020:
" Persönlich. Das Ehepaar Hagai und Miki Rom aus Israel ging in
Lindenfels ihrer Familiengeschichte nach / Camps dienten nach dem Krieg der
Vorbereitung auf die Ausreise nach Palästina. Auf den Spuren der
Kinderkolonie
Lindenfels. Hagai und Miki Rom aus Israel gingen in Lindenfels auf
die Spuren ihrer Familiengeschichte. Die Eltern von Hagai Rom – der Vater
aus Polen und die Mutter aus Weißrussland stammend – lebten nach dem Zweiten
Weltkrieg in der Zeit von 1945 bis 1948 in Lindenfels. Sie waren beide
Lehrer in Camps, die jüdische Kinder in der sogenannten Lindenfelser
Kinderkolonie auf ihre Ausreise nach Palästina vorbereiteten. Das geschah
beispielsweise durch Sprachunterricht und den Unterricht in jüdischer
Geschichte und Traditionen. In den Camps der Stadt befanden sich zeitweise
über 400 Kinder. Die beiden Lehrer verliebten sich, und so kam Hagais
Großmutter aus Bad Reichenhall angereist, um dem 'Leben in Sünde' ein Ende
zu bereiten: Die beiden wurden in Bad Reichenhall jüdisch getraut und
setzten danach ihre Arbeit in Lindenfels fort. Den Kontakt zu Petra
Thaidigsmann und Otto Schneider in Lindenfels, die die beiden Besucher bei
ihrem Aufenthalt begleiteten, hatte der Tel Aviver Verleger Zvi Morik
hergestellt, der in Lindenfels geboren wurde und hier einige Jahre gelebt
hat. Auch Morik war schon mehrfach zu Besuch in der Stadt. Die Roms leben im
Großraum von Tel Aviv und waren wegen der Spielzeugmesse in Nürnberg in
Deutschland. Hagai Rom ist Inhaber eines Spieleverlages. Er erzählte, dass
seine Eltern die Jahre in Lindenfels oft als die glücklichsten ihres Lebens
beschrieben hätten. Dies sei für ihn ein Beweggrund gewesen, um einmal
selbst in die Stadt zu kommen. Er habe gerne an Plätzen und Orten in
Lindenfels nachempfinden wollen, wo seine Eltern so glücklich waren.
Emotionale Momente. Otto Schneider und Petra Thaidigsmann suchten mit
den Roms die Plätze auf, die auf den alten Fotos zu erkennen waren. Extra
dafür hatten die Besucher ein Fotoalbum der Eltern mitgebracht. Zu sehen war
das Hotel Odenwald am Eingang zur Burgstraße, dort wohnten die Eltern. Im
Hotel Hessisches Haus war die Schule untergebracht, an der sie
unterrichteten. Für die Familie Rom bedeutete der Aufenthalt in Lindenfels
sehr emotionale und tief-berührende Momente. Auch ein Bruder seines Vaters
lebte nach dem Krieg in Lindenfels. Heute ist er 90 Jahre alt, erfreut sich
aber immer noch bester Gesundheit. Hagai Rom informierte ihn mit seinem
Smartphone über die Visite in Lindenfels und schickte ihm Bilder. Dies löste
große Rührung bei dem Onkel aus. Auch er erinnere sich an glückliche Zeiten
in Lindenfels, berichteten die Besucher. Bevor das Ehepaar Hagai abreiste,
wurde es von Bürgermeister Michael Helbig im Rathaus empfangen. Die Roms
zeigten sich sehr interessiert nicht nur an der Geschichte von Lindenfels,
sondern auch an den kommunalpolitischen Aufgaben und Herausforderungen. Miki
Rom, die in ihrer Freizeit töpfert und Keramiken herstellt, freute sich
sehr, dass sich unter den Gastgeschenken auch Odenwälder Steingut befand.
Vor ihrer Abreise sprachen die Roms eine Einladung nach Israel aus."
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