Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Merl (Stadt Zell an der Mosel, Kreis Cochem-Zell) 
Jüdische Geschichte / Beträume 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde     
  
In Merl bestand eine jüdische Gemeinde bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden 1663 die Juden Wolf und David in Merl genannt.  
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1808 21 jüdische Einwohner, 1834 29, 1858 17 (von insgesamt 1.148), 1895 12 (von 1419).   
   
Bei den 30 jüdischen Einwohnern im Jahr 1834 hatte es sich um die folgende jüdische Familien gehandelt: Elias Wolf (mit Frau Schönele geb. Salomon und vier Kindern), Jakob Daniel (mit Frau Judith geb. Bermann und vier Kindern), Marx Bermann (mit Frau Judith geb. Hanau und zwei Kindern), Laib Geisel (mit Frau Hanna geb. Wolf und drei Kindern), Joseph Geisel (mit Frau Mathilde geb. Wolf und zwei Kindern) sowie um die Einzelpersonen Freudgen Elias, Jakob Hirsch, Abraham und Nathan Wolf. 
  
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verhinderten Abwanderungen eine größere Zunahme der Zahl jüdischer Einwohner. So verzogen 1862 die Brüder Samuel und Max Daniel aus Merl nach St. Wendel, um die seit dem Anschluss an das Bahnnetz günstigere Lage dieser Stadt zum Aufbau ihrer Existenz zu nutzen.    
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (beziehungsweise Beträume s.u.) und zeitweise eine jüdische Schule (Religionsschule). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Bullay beigesetzt, der ursprünglich Friedhof der jüdischen Gemeinde Merl war.  
  
1925 lebten noch 12 jüdische Personen in Merl (von insgesamt 1.498 Einwohnern). Dabei handelte es sich um die beiden Familien: 1) Siegfried Geisel mit Klara geb. Gamiel und zwei Kindern und Mathilde Gamiel, Schwester von Klara Geisel (Metzgerei Oberstraße 125); 2) Johanna Wolf geb. Freudenthal (Witwe von Michel Wolf) und die bereits erwachsenen und teilweise verheirateten und andernorts lebenden Kindern Eduard, Else (verh. Frenkel), Max und Klara (verh. Levy) (Schneiderei Wolf, Provinzialstraße 115). Der genannte Sohn Eduard Wolf war in erster Ehe mit Rebecka geb. Frenkel verheiratet, die 1935 auf tragische Weise bei einem Brandunglück umgekommen ist, in zweiter Ehe seit 1936 mit Johanna geb. Levy. Zur Lebensgeschichte des Sohnes von Eduard und Rebecka Wolf - Manfred Wolf - siehe unten.  
  
1933 lebten noch etwa 12 jüdische Personen in Merl.
In den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Haus des Männermodengeschäftes/Schneiderei Wolf (Provinzialstraße 115) überfallen und völlig verwüstet. Die letzten jüdischen Einwohner - Siegfried und Klara Geisel - wurden am 30. April 1942 von Merl aus deportiert. Damit endete die Geschichte der jüdischen Familien in Merl. 
  
Von den in Merl geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Mathilde Gamiel (1881), Klara Geisel geb. Gamiel (1878), Siegfried Geisel (1878), Klara Levy geb. Wolf (1898), Eduard Wolf (1893), Johanna Wolf geb. Levy (1898).    
   
   
  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde      

In jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in Merl gefunden.  

  
Bericht über Manfred (Fred) Wolf (1924-2015)
  

Über die Lebensgeschichte des Auschwitz-Überlebenden Manfred (Fred) Wolf (geb. 15. Juli 1924 in Merl als Sohn von Eduard (Edward, Ed) Wolf und seiner Frau Rebecka (Ricka) geb. Frenkel; gest. 2015 in den USA) siehe den
Beitrag von Steven Lieberman in http://www.gelsenzentrum.de/fred_wolf_survivor.htm (englisch; deutsche Übersetzung von Susanne Reber, als pdf-Datei online zugänglich). 
der englische Text wurde übernommen aus: Steven Lieberman: Fred Wolf's Personal Holocaust Story in:  http://www.jewishmag.com/116mag/fredwolf/fredwolf.htm (Edition of the Jewish Magazin).
Siehe auch bei Beitrag in Wollheim Memorial über Manfred Wolf  http://www.wollheim-memorial.de/en/manfred_wolf_1924 (englisch)    
Die Lebensgeschichte von Manfred Wolf (Quelle): Manfred Wolf kam am 15. Juli 1924 in Merl a.d. Mosel zur Welt. Sein Vater, Eduard, betrieb dort ein Männermodengeschäft, zur Familie gehörten die Mutter Rika (Rebecka, geb. Frenkel) und die Großmutter Johanna. Manfreds Kindheit als einziges jüdisches Kind im Ort war geprägt von Spielen mit seinen Freunden, dem Kontakt zu den benachbarten Handwerkern, vom Baden in der Mosel. Bei einem Schulausflug entstand das Foto. Die Familie hielt ein koscheres Haus und feierte Schabbat, daneben besuchte Manfred wie alle seine Freunde den katholischen Kindergarten. Ab 1933 weigerte sich der Friseur des Vaters, ihn weiter zu rasieren, die Hitlerjugend sang antisemitische Schmählieder vor ihrem Haus. Manfreds Mutter kam 1935 bei einem Brandunfall ums Leben, der Vater heiratete ein Jahr später erneut. Nach dem 9. November 1938 wurde Eduard Wolf ins KZ Dachau gebracht, sein Geschäft völlig zerstört. Er wurde entlassen, und schickte Manfred 1939 in ein Hachschara-Lager bei Köln, um sich zum Mechaniker auszubilden und auf die Auswanderung vorzubereiten. 1942 sollten Vater und Stiefmutter deportiert werden, am Telefon fragte ihn Eduard, ob Manfred mitkäme. Der Sohn ahnte, was dies bedeutete, und lehnte ab. Von seinen Eltern hörte er nie wieder. Aus dem Arbeitslager Paderborn, in das Manfred mit dem Verbot der Hachschara 1941 gekommen war, wurden alle Jugendlichen 1943 nach Auschwitz deportiert. Dort wurde Manfred mit einigen der anderen jungen Männer ins KZ Buna/ Monowitz gebracht. Er musste auf der Baustelle der I.G. Farben Zwangsarbeit leisten: zunächst unter schwersten Bedingungen im Zementkommando, wo er sich nach einigen Tagen selbst verletzte und in den Krankenbau kam. Nach der Entlassung kam er in ein etwas besseres Arbeitskommando. Sein Kapo Harry nahm ihn mit ins Lager Sosnowitz, wo er als Dachdecker und in der Munitionsfabrikation arbeiten musste. Der Todesmarsch im Januar 1945 führte Manfred Wolf zunächst ins KZ Mauthausen, dann weiter durch Österreich, bis er im KZ Gunskirchen, einem Nebenlager von Mauthausen, von der U.S. Army befreit wurde. Zu Fuß gelangte er nach Salzburg, von wo ihn britische Palästina-Truppen über Genua nach Haifa brachten. Er kam bei seinem Onkel unter und arbeitete als Mechaniker für die Luftwaffe. 1951 entschied er sich, nach Deutschland zurückzukehren, um sein Elternhaus wieder in Besitz zunehmen. In Köln traf er Sonja, eine Zionistin, die aus der 'Ostzone' geflohen war. Nach einem halben Jahr Bekanntschaft heirateten sie; ihre Tochter Rika kam 1952 zur Welt. Die Wolfs wollten nach Amerika und kamen am 5. April 1954 in Erie, PA, an. Ihr Sohn Eddie wurde dort geboren. Heute lebt Manfred Wolf in Los Angeles. Antisemitischen Ressentiments begegnet er offen: 'Now, I fight back.'". 
  Manfred Wolf im Video. https://youtu.be/S7OwhL2eBxQ

   
  
  
Zur Geschichte der Synagoge
                    
   
1853 wird berichtet, dass die Gottesdienste der jüdischen Gemeinde in zwei Privathäusern abgehalten werden. Einer der beiden Beträume war im Haus der damaligen Metzgerei Geisel in der Oberstraße eingerichtet.      
    
   
Adresse/Standort der Synagoge    Oberstraße 125        
  
  
Fotos  

Zur jüdischen Geschichte in Merl gibt es mehrere Fotos in der unten 
genannten Darstellung von Angelika Schleindl (online zugänglich).  
Zell aM Synagoge 179.jpg (67118 Byte)
     Das steinerne Gedenkbuch in der ehemaligen Synagoge in Zell für
die in der NS-Zeit ermordeten Juden der Gemeinde: auch die
aus Merl Umgekommenen sind verzeichnet.

       

   
Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Stadt Zell (Mosel)  

Literatur:  

bulletSchleindl Buch 02.jpg (79021 Byte)Angelika Schleindl: Spuren der Vergangenheit. Jüdisches Leben im Landkreis Cochem-Zell. Hg. vom Landkreis Cochem-Zell. Briedel 1996. S. 239-248.   Online zugänglich - Abschnitt zu Merl.   
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 412 (mit weiteren Literaturangaben). 

  
   n.e.            

 

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013