Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Mühlheim am Main (Kreis Offenbach)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
(die Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Jörg Neumeister-Jung, Mühlheim am Main) 

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Allgemeine Berichte   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

      

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
    
In Mühlheim am Main bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 19. Jahrhunderts zurück.  
  
Zunächst gehörten die in Mühlheim und Dietesheim lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Bürgel beziehungsweise bildeten eine Filialgemeinde (genannt bereits in den Statuten der Gemeinde Bürgel 1821). Später gehörten Mühlheim und Dietesheim möglicherweise zur jüdischen Gemeinde in Steinheim, wo auch bis 1893 die jüdischen Toten dieser Orte beigesetzt wurden (nach unten stehendem Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" von 1887 bestand eine Zugehörigkeit zu Bürgel allerdings bis 1887). 1887 erfolgte die Gründung einer eigenen jüdischen Gemeinde in Mühlheim; Dietesheim blieb bei Steinheim.    
   

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: in Mühlheim 1815 zwei jüdische Familien, 1828 18 jüdische Einwohner (1,4 % von insgesamt 1.233 Einwohnern), 1861 25 (1,4 % von 1.714), 1871 23, 1880 28 (1,1 % von 2.450), 1890 60 (1,4 % von 4.378), 1905 64, 1910 62 (1,0 % von 6.516). In Dietesheim wurden gezählt: 1828-30 17 jüdische Einwohner, 1871 15, 1900-1905 21, 1925 23. 

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und seit 1893 ein Friedhof.  Ein rituelles Bad ist in Mühlheim nicht nachzuweisen. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Offenbach. Die jüdischen Haushaltsvorstände erwarben ihren Lebensunterhalt als Viehhändler, Metzger und Textilwarenhändler. Bekannte jüdische Familiennamen waren Isaak, Rollmann, Stern, Stiefel und Strauß. In Dietesheim gab es drei Familien mit Namen Appel und eine Familie Wolf.

Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Hermann Rollmann (geb. 3.9.1897 in Mühlheim, gef. 8.10.1918) und Sally Stiefel (geb. 27.4.1883 in Mühlheim, gef. 27.12.1917). Für die beiden wurde im Februar 1933 in der Synagoge eine Gedenktafel angebracht (siehe unten: Bericht zur Goldenen Hochzeit des Ehepaares Strauß 1933).     
  
Um 1924, als 60 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (0,9 % von insgesamt 6.516 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Leopold Isaak, Hermann Stiefel und Adolf Rollmann. Als Rechner war ein Herr Schäfer tätig. Religionslehrer der damals drei schulpflichtigen jüdischen Kindern war Lehrer Leopold Oppenheimer aus Groß-Steinheim. 1932 waren die Gemeindevorsteher Leopold Isaak (1. Vors., Trachstraße 24), Samuel Stern (2. Vors., Marktstraße 12) und Aron Stiefel (3. Vors., Pfarrgasse 23). Weiterhin war Leopold Oppenheimer aus Groß-Steinheim Lehrer der im Schuljahr 1931/32 noch elf schulpflichtigen jüdischen Kindern. 

1933 wurden 71 jüdische Einwohner gezählt (1,0 % von 6.757 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung des Synagoge völlig zerstört (s.u.); die jüdische Männer wurden in das Wachthäuschen an der katholischen Kirche eingesperrt und von SA-Leuten misshandelt. Einige wurden am Tag darauf in das KZ Buchenwald verbracht. 1939 waren noch 36 jüdische Personen am Ort (0,3 % von 10.473; zum 31. Dezember 1939 noch 28, zum 5. Februar 1942 noch 16. Am 19. September 1942 mussten die letzten jüdischen Einwohner zum Alten Rathaus kommen, von wo - bis auf vier - unter Gestapo-Bewachung nach Offenbach gebracht wurden. Von Darmstadt erfolgte die Deportation in die Vernichtungslager. Die letzten vier jüdischen Einwohner lebten in sogenannter "Mischehe"; drei von ihnen wurden im Frühjahr 1943 verhaftet und verschleppt.   

Von den in Mühlheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Arno Chmielnicki (1931), Dora Chmielnicki geb. Pinkus (1901), Sonja Chmielnicki (1927), Jeanette Distelburger geb. Isaak (1881), Pauline Fleischer geb. Isaak (1884), Johanna Fried (1880), Laura Fried (1879), Julia Fritz geb. Gimsberg (1895), Paul Fritz (1898), Leopold Fritz (1921), Rosa Hirsch geb. Fried (1883), Paula Hofmann geb. Schönfeld (1898), Leopold Isaak (1894), Berta Lehmann geb. Isaak (1882), Moritz Lehmann (1884), Sophie Spahn geb. Berkowitz (1907), Helmut Stern (1921), Samuel Sally Stern (1891), Thekla Stern geb. Marum (1893), Bertha Stiefel (1878), Mathilde Stiefel (1889) Albert Strauß (1883), Mathilde Strauß geb. Strauß (1886), Siegfried van Cleeff (1906), Anna Tauba Teesch geb. Fritz (1922).    
    
Im Januar 1980 wurde am Wachthäuschen an der katholischen Kirche eine Gedenktafel angebracht: "Im Gedenken an unsere verfolgten jüdischen Mitbürger während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Mühlheim/Main und in Erinnerung an die Synagoge in der Friedrichstraße". 
   
Auf Initiative der NaturFreunde Mühlheim am Main wurden im Oktober 2009 mehrere "Stolpersteine" am Ort verlegt (siehe Presseberichte unten; dazu 
Website der NaturFreunde Mühlheim am Main mit Seite zur Verlegung der "Stolpersteine").    
  
  
  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Allgemeine Berichte  

Die jüdischen Einwohner in Mühlheim bilden eine eigene Gemeinde (1887)  

Muehlheim Main Israelit 28121887.jpg (60817 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1887: "Mühlheim, 19. Dezember (1887): Die hiesigen israelitischen Einwohner, die von jeher eine Filialgemeinde zu Bürgel bildeten, haben, da dieselben eben zahlreich genug sind, sich von Bürgel getrennt und eine eigene Gemeinde gebildet. Von der Regierung haben sie die Genehmigung hierzu erhalten, und wurden in Folge dessen die Herren: M. Rollmann, Fried und R. Stiefel als Vorsteher gewählt und als solche vom Großherzoglichen Kreisamt Offenbach verpflichtet."

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Zum Tod des Kriegsteilnehmers Hermann Rollmann (1918)  

Muehlheim Main FrfIsrFambl 25101918.jpg (23438 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Oktober 1918: "In Mühlheim am Main  verstarb dieser Tage der Gefreite Hermann Rollmann (nicht: Rolsmann), Sohn des Vorstehers A. Rollmann, Inhaber der hessischen Tapferkeits-Medaille und des Eisernen Kreuzes."

   
Zum Tod von Regina Rollmann (1920)  

Muehlheim Main Israelit 26021920.jpg (55703 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Februar 1920: "Mühlheim am Main, 23. Februar (1920). Am Rausch-Chaudesch Adar (= 1. Adar 5680 = 20. Februar 1920) entschlief in Offenbach bei ihrer Schwiegertochter Frau Regina Rollmann Witwe, im Alter von 93 Jahren. Mit ihr zog eine Frau von dannen, die noch von echt jüdischem Geiste beseelt war und bis in die letzten Jahre regen Anteil nahm am religiösen Leben in unserer Gemeinde. Ein zahlreiches Gefolge gab ihr das letzte Geleit und am Grabe würdigte Herr Rabbiner Dr. Dienermann nochmals ihre Verdienste während ihres arbeitsreichen Lebens. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

   
Zum 80. Geburtstag von Rosa Stiefel geb. Strauß (1928)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Mai 1928: "Mühlheim am Main, 20. Mai (1928). Im Kreise ihrer Lieben feierte heute Frau Rosa Stiefel Witwe geb. Strauß ihren 80. Geburtstag. Körperlich und geistig selten frisch, gehört Frau Stiefel noch zu den regelmäßigen Besuchern unseres Gotteshauses und wünschen wir ihr einen gesegneten Lebensabend."  

   
70. Geburtstag des Metzgermeisters Adolf Stern (1928)  

Muehlheim aM Israelit 01111928.jpg (66165 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. November 1928: "Mühlheim am Main, 27. Oktober (1928). Am 10. November, dem Schabbat Chaje Sara (Schabbat mit der Toralesung Chaje Sara, d.i. 1. Mose 23,1 - 15,18) feiert der frühere Metzgermeister Herr Adolf Stern in körperlicher und geistiger Frische seinen 70. Geburtstag. Er ist noch ein Jehudi vom alten Schlage, wie solche heute in Landgemeinden leider immer weniger werden. Einen Beweis seiner Treue zu unserer Heiligen Tora erbrachte er, als während des Krieges am dortigen Platze durch Ortsvorschrift die Fleischverteilung auf Schabbat angesetzt wurde und er, als der einzige unter den jüdischen Metzgern, es vorzog, seine seit 30 Jahren bestehende Existenz aufzugeben, um den Schabbat nicht zu entweihen. Möge ihm ein heiterer Lebensabend beschieden sein. (Alles Gute) bis 100 Jahre."     

   
78. Geburtstag von Therese Isaak geb. Adler (1930)  
Anmerkung: Ein Foto von Therese Isaak geb. Adler an ihrem 80. Geburtstag findet sich auf der Website http://www.vor-dem-holocaust.de/ (unter Mühlheim am Main)   

Muehlheim Main 17071930.jpg (19287 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Juli 1930: "Mühlheim am Main, 15. Juli (1930). Frau Therese Isaak geb. Adler in Mühlheim am Main begeht am 3. August in geistiger und körperlicher Frische ihren 78. Geburtstag."            

 
Zum Tod von Lina Rollmann geb. Rosenbusch (1931) 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar 1931: "Mühlheim am Main, 9. Februar (1931). Hier verstarb nach längerem Krankenlager Frau Lina Rollermann geb. Rosenbusch im Alter von 65 Jahren. Allseits beliebt, hinterlässt ihr Heimgang in der Gemeinde, wie auch im Haus eine große Lücke. Möge Gott den trauernden Hinterbliebenen seinen Trost spenden. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

  
Zum 80. Geburtstag von David Stiefel (1931) 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1931: "Mühlheim am Main. In selten geistiger und körperlicher Frische begeht am 1. Mai Herr David Stiefel dahier seinen 80. Geburtstag. Mit eine der festesten Stützen unserer kleinen Gemeinde, besucht er noch regelmäßig den Gottesdienst. Möge er sich noch recht lange der besten Gesundheit erfreuen. (Alles Gute) bis 100 Jahre". 

  
Zum Tod von Rosa Stiefel geb. Strauß (1932)  

Muehlheim Israelit 05011933.jpg (63931 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1933: "Mühlheim am Main, 1. Januar (1933). Am 27. Kislev (= 26. Dezember 1932) entschlief hier sanft Frau Reeis Stiefel Witwe geb. Strauß im Alter von 84 Jahren. Mit ihr ist unser ältestes Gemeindemitglied von uns gegangen. Trotz vielen Kummers, den sie im Leben erlitten, war ihr Gemüt ungebeugt und aufrecht, ihre Emunoh half ihr über vieles Schwere und Bittere hinweg. Solange sie konnte, gehörte sie zu den rührigsten und pünktlichsten Besuchern unseres Gotteshauses. Sie hatte noch die Gelegenheit, vor 14 Tagen in der Schule der Barmizwoh ihres jüngsten Enkels beiwohnen zu können. Auf dem Friedhofe schilderte Herr Lehrer Oppenheimer nochmals ihr Leben und Wirken. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     

   
Goldene Hochzeit von Gerson Strauß und Rebekka geb. Rollmann sowie Anbringung einer Gefallenengedenktafel in der Synagoge (1933)   

Muehlheim aM Israelit 23021933.jpg (82965 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Februar 1933: "Mühlheim am Main, 14. Februar (1933). Am Sonntag, den 12. Februar (1933), feierten Herr Gerson Strauß und seine Frau Rebekka geb. Rollmann das seltene Fest der Goldenen Hochzeit. Aus diesem Anlass versammelte sich die ganze Gemeinde in der Synagoge, wo Herr Lehrer Oppenheimer, Groß-Steinheim das Jubelpaar in gebührender Weise feierte und ehrte.  
Allen Anwesenden wurde eine große Überraschung zuteil. Herr Adolf Rollmann, der selbst im Krieg einen Sohn verloren hat, ließ in hochherziger Weise in der Synagoge eine schöne Gedenktafel für die im Weltkrieg aus hiesiger Gemeinde Gefallenen anbringen. Auf besonderen Wunsch war von einer größeren Feier Abstand genommen worden. Herr Dr. Manfred Strauß, Offenbach, überbrachte beste Wünsche für den Frontbund, als auch für den Kultusausschuss der Loge."     


Zum 85. Geburtstag von Therese Isaak geb. Adler (1937) 
Anmerkung: Ein Foto von Therese Isaak geb. Adler an ihrem 80. Geburtstag findet sich auf der Website http://www.vor-dem-holocaust.de/ (unter Mühlheim am Main)

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit". vom 15. Juli 1937: "Mühlheim am Main, 8. Juli (1937). Frau Therese Isaak geb. Adler in Mühlheim bei Offenbach am Main begeht am Tischohbeaw (9. Aw = 18. Juli 1937) in körperlicher und geistiger Frische ihren 85jährigen Geburtstag. (Alles Gute) bis 120 Jahre."   

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge      
   
Zunächst besuchten die jüdischen Einwohner Mühlheims die Synagoge in Bürgel. Spätestens mit Gründung des Gemeinde 1887 wurde ein Betsaal eingerichtet. Da im oben genannten Artikel von 1887 Mühlheim als Filialgemeinde bezeichnet wird, dürfte der Betsaal jedoch bereits längere Zeit vorhanden gewesen sein. Der Betsaal befand sich in zwei Räumen des Hauses von Gerson Strauß in der Sackgasse. 
 
1914 wurde eine Synagoge erbaut. Ein Grundstück der Erben von Kaspar Kreis konnte dazu von der jüdischen Gemeinde erworben werden. Bei dem durch den Architekten Wendelin Spahn konzipierten Synagogengebäude handelte es sich um ein würfelförmiges Gebäude mit Walmdach und Schiefereindeckung. Äußerlich wurde die Besonderheit des Gebäude durch Lisenen und Rundbogenfenster hervorgehoben. Charakteristisch war ein Dachreiter mit einer leicht geschweiften Haube und Ständer, auf dem vermutlich ein Davidstern aufgesetzt war. Die Synagoge wurde am 8. August 1914 eingeweiht. Bei der Einweihungsfeier sang ein aus 25 Mädchen und Jungen bestehender Synagogenchor, den Lehrer Oppenheimer aus Groß-Steinheim für die Einweihungsfeier vorbereitet hatte.  
   
Acht Jahre nach dem Bau der Synagoge wird 1922 von der Stiftung eines Ofens für den Betsaal berichtet:  
      
Stiftung eines Ofens für die Synagoge (1922)   

Muehlheim Main AZJ 12041922.jpg (25138 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. April 1922: "Herr Joseph Windecker aus Offenbach am Main stiftete jetzt für die 1914 neu erbaute Synagoge in Mühlheim am Main einen schönen Ofen, wofür ihm die ganze Gemeinde herzlich dankbar ist."
  
Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. März 1922: "Mühlheim am Main, 20. März (1922). Herr Joseph Windecker aus Offenbach am Main stiftete jetzt für unsere 1914 neuerbaute Synagoge einen schönen Ofen, wofür ihm die ganze Gemeinde herzlich dankbar ist." 

Eine weitere Stiftung ist aus dem Jahr 1933 zu berichten: anlässlich der Feier der Goldenen Hochzeit des Ehepaares Strauß stiftete Adolf Rollmann eine Gedenktafel für die im Ersten Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten aus Mühlheim (siehe oben: Bericht zur Goldenen Hochzeit des Ehepaares Strauß 1933).    
     
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge durch SA-Leute zerstört (Sturm 3 der Standarte 168 der SA-Brigade 50 im Bezirk Starkenburg). Anfang 1939 (nach Arnsberg im Januar oder Februar) fand ein letzter Gottesdienst in dem Gebäude statt. Dann  verkaufte die jüdische Gemeinde das Gebäude an einen Privatmann. Nach 1945 wurde das Gebäude als Lagerhalle verwendet. Bis Anfang der 1970er-Jahre blieb es bestehen. 1971 wurde es vom damaligen Besitzer abgebrochen, um auf dem Grundstück eine Reihe von Garagen erstellen zu können.
  
1988 wurde am ehemaligen Synagogenstandort eine Gedenktafel angebracht. 
   
   
Adresse/Standort der Synagoge Friedrichstraße (frühere "Spinatgasse")   
  
  
Fotos
(Quelle: Arnsberg Bilder S. 152 und Altaras 1988 S. 174; farbige Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 3.8.2008) 

Historische Aufnahme 
(nach 1945)  
Muehlheim Synagoge 110.jpg (105157 Byte) Muehlheim Synagoge h020.jpg (46129 Byte)  
  Die ehemalige Synagoge in den 1960er-Jahren    
     
      
 Das Synagogengrundstück 
und der Gedenkstein 
im Sommer 2008 
Muehlheim Synagoge 174.jpg (98826 Byte) Muehlheim Synagoge 173.jpg (95787 Byte)
    Dieselbe Perspektive wie oben.  
     
   Muehlheim Synagoge 172.jpg (89139 Byte) Muehlheim Synagoge 171.jpg (78798 Byte)
        Der Gedenkstein

     
     
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

Oktober 2009: "Stolpersteine" wurden in Mühlheim verlegt   
Artikel von Christina Schäfer in der "Offenbacher Post" vom 24. September 2009 (Artikel in op-online.de):   
"Hier haben die Opfer gewohnt.  
Mühlheim -
Manche Projekte dauern ihre Zeit: Vor mehr als einem Jahr hat sich die Interessengemeinschaft (IG) "Stolpersteine" in Mühlheim unter dem Dach der Naturfreunde zusammengefunden. Ihr Ziel: Die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig auch in die Mühlenstadt zu holen, ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen, eine Erinnerung an die Opfer der Nationalsozialisten zu schaffen. Am Samstag, 17. Oktober, ist es soweit: Der Kölner Künstler verlegt dann insgesamt sieben Stolpersteine.
Anfang August vergangenen Jahres hatte der Vorstand der Mühlheimer Naturfreunde grünes Licht gegeben. Von da an machte sich die IG um Jörg Neumeister-Jung und Gerd Katzmann ans Werk. Mit Hans C. Schneider fanden sie einen Mitstreiter für die gute Sache. Schneider hatte bereits im Jahr 1984 die Schrift "Mühlheim unter den Nazis" veröffentlicht..."    
  
Artikel von Michael Prochnow in der "Offenbacher Post" vom 20. Oktober 2009: "Goldene Quadrate der Erinnerung 
Mühlheim
- 'Jetzt weiß ich, wo sie sind.' In ergreifender Weise reagierte Herbert Isaak auf das Einsetzen der Stolpersteine in der Apfelbaumgasse, wo einst das Haus seines Onkels und seiner Tante stand. 
Der Sohn des einstigen Vorstehers der jüdischen Gemeinde in Mühlheim kniete nieder, küsste beide Steine, bat um eine Minute der Stille und verneigte sich tief. Gemeinsam mit seinem Bruder Lothar sprach er ein Gebet an den beiden goldglänzenden Quadraten im Straßenbett. Isaak legte eine Rose für jeden Ermordeten nieder...". 
Link zum Artikel       
  
August 2014: Erinnerung an die Synagogeneinweihung vor 100 Jahren   
Artikel in op-online.de vom 9. August 2014: "Umzug bei Nacht. 
Mühlheim
- Vor 100 Jahren, am 8. August 1914, wurde die Mühlheimer Synagoge in der Friedrichstraße, der früheren 'Spinatgasse', eingeweiht. Heute sind davon leider nur noch ein Gedenkstein und in Köpfe und Publikationen überlieferte Erinnerungen geblieben..." 
Link zum Artikel     
 

    
     
Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Stadt Mühlheim am Main   
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Mühlheim (interner Link) 
bulletWebsite der "NaturFreunde Mühlheim"     
Hinweis: Am 28.11.2008 wurde die IG Stolpersteine im NaturFreunde-Jugendheim der Ortsgruppe Mühlheim am Main e.V. gegründet. Der Vorstand der Mühlheimer NaturFreunde hatte in seiner Augustsitzung beschlossen, die Aktion des Kölner Künstlers und Bildhauers Gunter Demnig zu unterstützen. Weitere Informationen über die Website der NaturFreunde Mühlheim. 
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Mühlheim am Main 
    

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 96-97.
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 152)
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 174-175. 
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 191.
bulletdies.: Neubearbeitung der beiden Bücher. 2007. S. 363.  
bulletAdolf Mirkes / Karl Schild / Hans C. Schneider: Mühlheim unter den Nazis 1933-1945. Frankfurt 1983. 
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 142. 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 280-281.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 255-256.  
bulletMuehlheim Lit 010.jpg (45331 Byte)Hans C. Schneider: Die Gemeinde braucht mich. Leopold Isaak und die Seinen. Der letzte Vorsteher der jüdischen Gemeinde Mühlheims. 
CoCon Verlag Hanau. 1998. ISBN 978-3-928100-78-6 112 S.  9,90 €  
    
1998: Fünfzig Jahre nach der Flucht besuchen die fünf Brüder Isaac ihren Geburtsort Mühlheim am Main. Ihr Vater Leopold Isaac war der letzte Vorsteher der jüdischen Gemeinde Mühlheims gewesen. Er wurde 1942 deportiert und später ermordet.  
bulletJörg Neumeister-Jung: Der jüdische Friedhof in Mühlheim am Main - die Schicksale der Mühlheimer Juden. Hrsg. vom Magistrat der Stadt Mühlheim 2002.   

     
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Muehlheim am Main  Hesse. Jews settled there in 1815, but a community was not established until 1887, when they numbered around 60 (1 % of the total). Jews in nearby Dietesheim formed part of the congregation. As late as March 1933, the Social Democrat vote in Muehlheim exceeded the Nazi vote. When the Nazis came to power, they imposed a rigorous anti-Jewish boycott. On Kristallnacht (9-10 November 1938) they vandalized the synagogue. Altogether, 50 Jews emigrated from Muehlheim and Dietesheim (mainly to the United States); 19 of those who moved to other parts of Germany died in the Holocaust.  
    
      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020