Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Pohl-Göns mit Kirch-Göns (Stadt Butzbach, Wetteraukreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)             
      
In Pohl-Göns und dem angeschlossenen Kirch-Göns bestand eine kleine jüdische Gemeinde bis in die 1930er-Jahre. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück: 1770 lebten zwei jüdische Familien in Pohl-Göns. Die in Kirch-Göns lebenden jüdischen Personen gehörten zunächst (noch um 1830) zur Gemeinde in Langgöns
  
Die Zahl der jüdischen Einwohner blieb klein. In Pohl-Göns lebten 1828 neun jüdische Einwohner, 1861 22, 1880 38, 1900 die höchste Zahl von 48.  
Zusammen mit Kirch-Göns (1830 16 jüdische Einwohner, 1905 16) waren es 1905 64 jüdische Gemeindeglieder
   
Im Ersten Weltkrieg waren unter den Gefallenen des Ortes die jüdischen Soldaten Bernhard Leonhard Meier und Hugo Simon. 
    
Die jüdischen Familien lebten vom Handel mit Vieh und der Landwirtschaft. In Pohl-Göns gehörte ein Textilgeschäft einer jüdischen Familie.
    
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 17 Personen, 2,4 % von insgesamt 722 Einwohnern) auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert (insgesamt 12 Personen; 4 Personen sind in diesen Jahren verstorben). Nach dem August 1940 (letzte Abwanderung) lebten keine Juden mehr am Ort. 
  
Von den in Pohl-Göns geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Johanna Aron (1889), Johanna Berg geb. Simon (1880), Emil Heilbron (1874), Kathinka Heilbron geb. Simon (1883), Johanna Kahn geb. Simon (1878), Jettchen Katz geb. Simon (1862), Isidor Meier (1881), Kätchen Seewald geb. Meier (1878), Eduard Simon (1880), Elias Simon (1874), Käthe (Kätchen) Simon (1885), Mina (Minna) Simon (1886), Nathan Simon (1872), Selma Simon geb. Löwenstein (1880).
   
Von den in Kirch-Göns geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Frieda Hammel geb. Theisebach (1880), Albert Meier (1879), Jenny (Janette) Meier geb. Siegel (1884), Simon Meier (1874), Regina Metzger geb. Meier (1864), Berta Stern geb. Meier (1871).   
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Zum Tod von Sara Meier (1925)  

Pohlgoens Israelit 12111925.jpg (59358 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1925: "Butzbach, 4. November (1925). Am 11. Marcheschwan (= 29. Oktober 1925) wurde in Pohlgöns bei Butzbach Frau Sara Meier zur letzten Ruhe bestattet. Eine Frau mit einem innigen jüdischen Wesen, eine wahre wackere Frau ist mit ihr dahingegangen. Sie war eine Wohltäterin der Armen, ihr gastliches Haus hat keiner ohne gespeist verlassen. Die Beerdigung war denn auch ein Beweis der Achtung und Liebe, welche die Verblichene in jüdischen und nichtjüdischen Kreisen sich erfreute. Am Grabe sprach Herr Dr. Cohn aus Marburg. Möge Gott dem hochbetagten Vater, dem gebeugten Gatten und den Söhnen Trost geben. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     

      
Zum Tod des aus Pohl-Göns stammenden Nathan Simon (gest. 1934 in Butzbach)     

Butzbach Israelit 08111934.jpg (78379 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1934: "Butzbach, 1. November (1934). Unsere Gemeinde hat einen schweren Verlust erlitten. Am Schabbat Lech Lecha (= 20. Oktober 1934) verschied nach kurzem Unwohlsein Nathan Simon im jugendlichen Alter von nur 47 Jahren. Aus einer hochachtbaren religiösen Familie aus dem benachbarten Pohlgöns stammend, war er stets bestrebt, die Traditionen unserer Religion hochzuhalten. Noch am letzten Jom Kippur wirkte er als Vorbeter und trug mit Andacht seine Gebete vor. Die Liebe und Wertschätzung zeigte sich bei der Beerdigung, die unter großer Beteiligung am Montagnachmittag stattfand, zu der auch aus allen Nachbargemeinden Freunde und Bekannte herbeigeeilt waren. Herr Lehrer Fuld von hier schilderte am Grabe in bewegten Worten die Verdienste des Heimgegangen. Auch der Vorsitzende des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten Herr Löwenberg aus Frankfurt am Main war herbeigeeilt, um von dem verewigten Frontkameraden in markanten Worten Abschied zu nehmen. Herr A. Wertheim sprach im Namen der hiesigen Ortsgruppe. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."        

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge                   
    
Zunächst war ein Betsaal in einem jüdischen Privathaus in der Butzbacher Straße eingerichtet.     
    
Um 1925 taten sich die in Pohl-Göns, Kirch-Göns, Ebers-Göns, Niederkleen, Oberkleen und Espha lebenden jüdischen Familien zusammen und beschlossen den Bau einer gemeinsamen Synagoge in Pohl-Göns. Soweit vorhanden, wurden die Synagogen in den anderen Orten geschlossen. So versteigerte die israelitische Gemeinde Ebers-Göns, vertreten durch ihren Vorsitzenden Isaac Mendel 1925 ihre abgängige Synagoge/Judenschule "in der Geisenspitz" meistbietend an interessierte Anlieger zum Abbruch für 300 RM.
    
Die neue Synagoge in Pohlgöns wurde 1926 am Ortsausgang nach Kirch-Göns erstellt. Im Frühjahr dieses Jahres konnte ein geeigneter Bauplatz gefunden werden. Die Synagoge wurde im Laufe des Sommers/Herbstes 1926 nach Plänen des Architekten Lippert erstellt, der im selben Jahr auch die Synagoge in Butzbach erbaute. In der Zeitschrift "Der Israelit" wurde dazu berichtet: 

Pohl-Goens Israelit 16091926.jpg (38458 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September 1926: "Pohl-Göns, 26. August (1926). Die hiesige israelitische Gemeinde, die 23 Seelen zählt, hat am Ausgang des Ortes nach Kirch-Göns einen Bauplatz zum Bau einer Synagoge erworben. Die Bauarbeiten haben bereits begonnen. An den Kosten des Synagogenbaues nehmen die Israeliten der nahegelegenen preußischen Orte teil. Die Ausführung der Bauarbeiten ist Herrn Architekten Lippert in Butzbach übertragen worden." 

Am 3. Dezember 1926 konnte die "kleine, aber würdevolle" Synagoge durch den Provinzialrabbiner Dr. Hirschfeld aus Gießen eingeweiht werden. Auch hierzu liegt ein kurzer Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vor:

Pohl-Goens Israelit 02121926s.jpg (31595 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Dezember 1926: "Pohl-Göns. 22. November (1926). In wenigen Monaten wurde hier eine kleine, aber würdevolle Synagoge erbaut. Die Einweihung derselben findet am 3. Dezember, vormittags 11.15 Uhr in feierlichster Weise statt. Im Anschluss wird eine Gedenktafel für die Gefallenen des Weltkrieges enthüllt. Die Weihe wird von Herrn Provinzialrabbiner Dr. Hirschfeld, Gießen, vollzogen." 

Bei der Synagoge in Pohl-Göns handelte es sich um ein eingeschossiges, massives Gebäude aus Ziegelmauerwerk mit einem geschweiften, steilen Walmdach. Die Grundfläche des Gebäudes beträgt 5 x 5 m. Charakteristisch waren die Rundbogenöffnungen an den gegenüberliegenden Seiten. Die Eingangstüre liegt auf der Südseite.            
    
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge nicht angezündet, da das Gebäude unmittelbar neben einer Schreinerwerkstatt lag. Das Gebäude ging in der Besitz des nichtjüdischen Nachbarn über und wurde als Abstellraum der Schreinerwerkstatt benutzt. Dabei blieb es auch in den folgenden Jahrzehnten.       
     
     
Adresse/Standort der SynagogeGießener Straße 24 (von der Straße weit zurückliegend)     
     

     
Fotos
(Quelle: Thea Altaras s. Lit. S. 193).

Pohl-Goens Synagoge 120.jpg (66489 Byte) Pohl-Goens Synagoge 121.jpg (79411 Byte)
Die ehemalige Synagoge in Pohl-Goens im August 1984  
Neue Fotos werden bei Gelegenheit erstellt. Über Zusendungen freut sich der Webmaster, Adresse siehe Eingangsseite.

   
     

Links und Literatur

Links:  

Stadtteile von Butzbach (mit Link zu Pohl-Göns)  

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Pohl-Göns mit Kirch-Göns 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Kirch-Göns sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,503  Geburts- und Trauregister der Juden von Kirch-Göns  1764 - 1807 (1843): enthält Jüdisches Geburtsregister 1764 - 1807, Jüdisches Trauregister  1800  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3283436       
  
Zu Pohl-Göns ist vorhanden:    
HHStAW 365,702   Abschrift des Geburts-, Trau- und Sterberegisters der Juden von Pohl-Göns  1773 - 1790   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3282889        

Literatur:  

Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 2 S. 203-204.  
Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 192f.
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 274.  
Susanne Gerschlauer: Synagogen. In: Kirchen und Synagogen in den Dörfern der Wetterau. Reihe Wetterauer Geschichtsblätter. Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Band 53. Im Auftrag des Friedberger Geschichtsvereins hrsg. von Michael Keller. Friedberg 2004 S. 289-326.
dies.: Katalog der Synagogen. In: ebd. S. 555-580. 
Butzbach Lit 015.jpg (54675 Byte)Hanno Müller: Familienbuch Butzbach Band V: Judenfamilien in Butzbach und seinen Stadtteilen. 
Siehe website www.fambu-oberhessen.de   

 


 
  


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Pohl-Goens  Hesse. Numbering 48 (8 % of the total) in 1900, the community also had members in neighboring Kirch-Goens. By 1940 all the Jews had left.
   
   

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 16. Mai 2016