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Schotten mit
Rainrod (Stadt Schotten, Vogelsbergkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Schotten bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung
geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. 1599 lebten bereits
einige jüdische Personen in Schotten, doch erst nach dem Dreißigjährigen
Krieg zogen weitere Familien zu. Aus dem Jahr 1660 liegt eine Klage der
Schuhmacher- und Löber-(=Lohgerber-)zunft über die Juden am Ort vor. 1770
waren acht jüdische Familien am Ort.
Aus dem 19. Jahrhundert sind genaue Zahlen der jüdischen Einwohner
bekannt: 1828/30 127 jüdische Einwohnern, 1861 110 (5 % von insgesamt 2.205
Einwohnern), Höchstzahl 1880 mit 153 Personen (7,7 % von 1.978), 1895
120 (5,8 % von 2.050), 1905 110 (5,5 % von 2.009), 1910 107 (4,8 % von 2.204).
Die jüdische Gemeinde in Schotten beschritt einen ungewöhnlichen Weg im 19.
Jahrhundert. Mit Zustimmung der Regierung löste sich die Israelitische Gemeinde
1848 auf und bildete sich 1849 neu unter dem Namen "Neue
Mosaische Gemeinde" (siehe Artikel unten, verfasst vom jüdischen
Lehrer in Schotten A. Kaufmann in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
3. Januar 1895). Sie ließ sich eigene Statuten vom Großherzoglichen
Ministerium genehmigen und bildete eine selbständige, unabhängige Gemeinde,
die weder unter der Aufsicht des Kreisamtes noch unter der Aufsicht des Gießener
Rabbinates stand. Damit konnte sie auch völlig unabhängig ihre kultischen
Angelegenheiten regeln. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts unterstellte
sich die Gemeinde dem Gießener orthodoxen Rabbinat.
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1895: "Oder sollte das hohe
Alter des Herrn sein Gedächtnis so sehr geschwächt haben? Fast scheint
es so; sonst müsste er doch noch wissen, dass die israelitische Gemeinde Schotten
im Jahre 1848 mit Zustimmung der Regierung aufgelöst wurde und dass sich
dann im Jahre 1849 hier eine neue Gemeinde bildete unter dem Namen: 'Neue Mosaische Gemeinde' und nicht neumosaische Gemeinde, wie Ihr
Korrespondent fälschlich angibt. Die Statuten dieser Gemeinde sind vom
Großherzoglichen Ministerium genehmigt und können von jedermann auf ihre
Kuriosität untersucht werden; unsere religiösen Satzungen aber, das sind
die Satzungen unserer heiligen Tora, was für den Herrn aus Gießen natürlich
nicht selbstverständlich war, da man in Gießen andere religiöse
Satzungen hat, die ja weit und breit bekannt sind. Die Neue Mosaische
Gemeinde dahier ist eine selbständige, unabhängige Gemeinde, die weder
unter der Aufsicht des Kreisamtes, noch unter derjenigen des Giessener
Rabbinates steht. Dieselbe kann ihren Rabbiner, Lehrer usw. beliebig wählen
und kann die religiösen Funktionen ausüben lassen von demjenigen, der
ihr gefällt. Zu den religiösen Funktionen gehört aber auch die rituelle
Trauung. Der neologe Standpunkt
des Herrn Dr. Levy sagt dem
größten Teile der hiesigen Gemeindemitglieder nicht zu und deshalb
verzichten sie darauf, von ihm getraut zu werden. – Die religiösen
Einrichtungen unserer Gemeinde, wie Synagoge, Religionsschule, Schechita
(rituelle Schächtung) und Mikwe
befinden sich in so gutem Zustande, dass sie für manche Gemeinde als
Muster dienen können. A. Kaufmann, Lehrer." |
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine
Synagoge (s.u.), eine Israelitische Elementarschule beziehungsweise
Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe unten Ausschreibungen der
Stelle). Bereits ab 1820 bestand eine Elementarschule, an der als erster
Elementarlehrer Meyer Frank unterrichtete (vgl. unten Bericht von 1839). Nachdem
seit Mitte des 19. Jahrhunderts die Stelle häufig ausgeschrieben werden musste,
kam es seit 1891 zu einer konstanten Besetzung mit Lehrer Abraham Kaufmann: er
konnte 1931 das 40jährige Dienstjubiläum in Schotten feiern (siehe Bericht
unten). Mit seinem Dienstantritt war die Elementarschule jedoch bereits
aufgelöst worden: die jüdischen Kinder besuchten nun die städtische Schule
und erhielten durch Lehrer Kaufmann ihren Religionsunterricht.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Hermann Blum (geb.
15.7.1897 in Schotten, gef. 16.9.1917) und Gefreiter Max Goldschmidt (geb.
19.5.1896 in Schotten, gef. 1.12.1917). Außerdem sind gefallen: Wilhelm (Wili)
Stern (geb. 3.4.1884 in Schotten, vor 1914 in Opladen wohnhaft, gef. 17.9.1914)
und Siegfried Wallenstein (geb. 28.3.1890 in Schotten, vor 1914 in Bruchsal
wohnhaft, gef. 20.5.1915).
Um 1925, als etwa 100 Personen der jüdischen Gemeinde
angehörten (etwa 4 % von insgesamt etwa 2.500 Einwohnern), waren die Vorsteher
der Gemeinde: Moritz Blum, Salli Selig, Salli Vöhl. Als Lehrer und Kantor
wirkte A. Kaufmann. Er hatte in der Religionsschule 12 Kinder zu unterrichten
(1932: 9 Kinder). Auch gab er neun Kindern an der Realschule
Religionsunterricht. An jüdischen Vereinen bestanden der Israelitische
Wohltätigkeitsverein, gegliedert in eine Männer- und eine Frauen-Chewra (beide
1877 gegründet, Ziele Wohltätigkeit und Bestattungswesen) sowie die
Israelitische Armenkasse (Ziel: Durchreisendenunterstützung) und seit 1922
eine Ortsgruppe des Central-Vereins. 1932 waren die
Vorsteher der Gemeinde Sally Kahn, Max Stern und Ludwig Stern. Lehrer und Kantor
war weiterhin Abraham Kaufmann. Als Schochet war Jakob Eckstein tätig. Der
jüdischen Gemeinde Schotten waren inzwischen die in Rainrod lebenden jüdischen
Einwohner (1932: 3). Die jüdischen Einwohner der Stadt verdienten ihren
Lebensunterhalt als Lebensmittel- und Textilkaufleute sowie als Viehhändler.
Einer war Likörfabrikant, einer war Eigentümer der technische Artikel
herstellenden Hassia-Werke. Die jüdischen Familien waren völlig im
gesellschaftlichen Leben der Stadt integriert.
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (1933: 76 Personen in 16 Familien) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Bereits 1934 fand
ein erster Judenpogrom statt. Die jüdischen Männer wurden aus ihren
Wohnungen geholt und ins "Hessische Haus", Vogelsbergstraße 67
verschleppt. Hier wurden sie beschimpft und geschlagen. Mit schweren
Verletzungen und zerschlagenen Brillen kamen einige wieder in ihren Häusern an.
Auf brutale Weise betrieb der NSDAP-Ortsgruppenleiter die Ausgrenzung der Juden.
Nicht einmal Brot durfte ihnen seit 1935 mehr verkauft werden. Alle
öffentlichen Einrichtungen einschließlich des Krankenhauses blieben ihnen
verschlossen. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die jüdischen Wohnungen
durch SA-Leute demoliert sowie die Inneneinrichtung der Synagoge und der
jüdischen Schule zerstört. Damals lebten noch etwa 30 jüdische Personen in
Schotten. 1942 wurden die letzten jüdischen Einwohner deportiert, insbesondere
in das Ghetto Theresienstadt.
Von den in Schotten geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):
Adolf Bauer (1883), Hermann Bauer (1887), Willy Bauer (1863), Moritz Blum
(1867), Sibylla Canes geb. Wolff (1923), Agathe Cohn geb. Frank (1885), Flora
Dahlheimer geb. Kahn (1897), Bella Eckstein geb. Bachenheimer (1893), Jakob
Eckstein (1863), Moritz Eckstein (1890), Wilhelm Eckstein (1884), Isaak Essinger
(1870), Fanny Frank geb. Kaufmann (1897), Ludwig Frank (1887), Berta Friedberg
geb. Russ (1869), Siegfried Fuld (1905), Auguste Goldschmidt geb. Stern (1863),
Paul Henlein (1910), Emma Homburger (1865), Lieselotte Kahn (1920), Louis (Lion)
Kahn (1879), Sally Kahn (1873), Gustav Katz (1874), Ludwig Katz (1908), Nathan
Katz (1878), Pauline Katz (1917), Rosa Katz geb. Bamberger (1882), Selma Katz
geb. Stern (1884), Sally Kaufmann (1861), Berta Koppmaier geb.
Bauer
(1865), Recha Lorch geb. Wallenstein (1880, vgl. Kennkarte unten), Ida Löb (1907), Emma Löwenberg
geb. Hess (1875), Clara May geb. Hess (1877), Mina Schönfeld geb. Bauer (1886),
Johanna Seligmann geb. Jacobsohn (1911), Karoline
Sichel geb. Bauer (1850), Betti Stern geb. Nussbaum (1875), Hedwig Stern (1905)
Karl Stern (1891), Leopold Stern (1864), Salo Stern (1895), Settchen Stern geb.
Katz (1870), Berta Strauss geb. Stern (1869), Kätchen Strauss geb. Kaufmann
(1871), Hilda Waldner geb. Hess (1869), Albert Wolff (1892), Sara Wolff geb.
Stern (1903).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers / Vorbeters /
Schochet 1853 / 1867 / 1872 / 1874 / 1876 / 1877 / 1882 / 1889 / 1890
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Juli 1853:
"Offene Lehrerstelle.
Ein unverheirateter Religions- und
Elementarlehrer, der auch Chasan (Vorbeter) und Schochet (Schächter),
streng religiös, und in der Schriften des Judentums bekannt ist, kann
Anstellung finden bei der mosaischen Gemeinde zu Schotten, im
Großherzogtum Hessen. Briefe und Zeugnisse franko an den Vorstand Jakob
Kaufmann." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. September 1867:
"Die Lehrerstelle der israelitischen Gemeinde zu Schotten
(Großherzogtum Hessen) ist zu besetzen, und wollen sich unverheiratete
tüchtige Reflektanten wegen des Nähern an den unterzeichneten Vorstand
wenden. Jacob Kaufmann." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Oktober 1867: "Offene
Lehrerstelle.
In hiesiger israelitischer Gemeinde ist die Religions- und
Elementar-Lehrer-Stelle erledigt, und wollen sich tüchtige, unverheiratete Bewerber wegen des Näheren an den unterzeichneten
Vorstand wenden. Schotten, den 8. September 1867.
Jacob Kaufmann". |
|
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 9. Januar 1872: "Annonce. Die Lehrer-
und Kantorstelle der israelitischen Gemeinde zu Schotten (Oberhessen), ist
durch Berufung unseres Lehrers Herrn Eckmann nach Bernburg
anderweitig zu besetzen, und wollen sich tüchtige Reflektanten wegen des
Näheren, an den unterzeichneten Vorstand wenden. Seligmann Kaufmann." |
|
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. März 1874:
"Die hiesige Elementarlehrer- und Kantorstelle, verbunden mit einem
fixen Gehalt von 500 Gulden, entsprechenden Nebeneinkünften und freier
Wohnung, soll sofort besetzt werden. Qualifizierte Bewerber wollen sich an
den Unterzeichneten wenden.
Unverheiratete werden bevorzugt. Schotten, im Februar 1874. Der Vorstand
Seligmann Kaufmann." |
|
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 3. November 1874: "Die hiesige Elementarlehrer- und
Kantorstelle, verbunden mit einem fixen Gehalt von 1200 Reichsmark, freier
Wohnung, Garten und entsprechende Nebenverdienste, soll per 1. Januar 1875
besetzt werden.
Qualifizierte Bewerber, welche ihre Leistungsfähigkeit nachweisen
können, wollen sich an den Unterzeichneten wenden.
Schotten, im Oktober 1874. Der Vorstand Seligmann Kaufmann."
|
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1876: "Die hiesige
Elementarlehrer- und Kantorstelle, verbunden mit einem fixen Gehalt von
1.200 Mark, freier Wohnung, Garten und entsprechenden Nebenverdiensten
soll sofort besetzt werden. Qualifizierte Bewerber, welche ihre Leistungsfähigkeit
nachweisen können, wollen sich an den Unterzeichneten werden,
Unverheiratete werden vorzugsweise berücksichtigt.
Schotten, im Mai 1876.
Der Vorstand der israelitischen Gemeinde. Seligmann Kaufmann." |
|
Anzeige in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Juli 1877: "Ein
musikalisch gebildeter unverheirateter Kantor und Elementarlehrer wird
gegen ein jährliches Gehalt von 1.200 Mark und entsprechenden
Nebenverdiensten per 1. Oktober dieses Jahres gesucht. Reflektanten wollen
sich unter Einsendung ihrer Zeugnisse an den Unterzeichneten wenden.
Schotten, den 15. Juli 1877. Der Vorstand Seligmann Kaufmann." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1877: "Ein tüchtiger
Kantor und Elementarlehrer wird gegen ein jährliches Gehalt von 1.200
Mark und entsprechende Nebenverdienste per 1. Oktober dieses Jahres
gesucht. Reflektanten wollen sich an den Unterzeichneten werden.
Unverheiratete werden bevorzugt. Schotten, 20. August 1877. Der Vorstand
S. Kaufmann." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. März 1882: "In der israelitischen
Gemeinde der Kreisstadt Schotten (Hessen) ist die Stelle eines
Elementarlehrers, musikalisch gebildeten Kantors und Predigers per 1. Mai
dieses Jahres, verbunden mit einem fixen Gehalt von 1.200 Mark, freier
Heizung, eleganter Wohnung und Garten, zu besetzen. Entsprechendes
Nebeneinkommen wird garantiert. Bewerber wollen sich unter Einreichjung
ihrer Zeugnisse und Angabe des bisherigen Wirkungskreises an den
Unterzeichneten werden.
Schotten, am 5. März 1882.
Der Vorsitzende des Vorstandes der israelitischen Gemeinde Schotten. Seligmann
Kaufmann." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1882: "Die Elementarlehrer- und
Kantorstelle dahier, verbunden mit einem Fixum von 1.250 Mark, freier
eleganter Wohnung, Garten, und entsprechenden Nebeneinkommen, soll sofort
besetzt werden. Qualifizierte Bewerber, welche die Leitung eines
Synagogenchors übernehmen können, wollen ihre Meldungen bis zum 30.
dieses Monats an uns einreichen. Schotten (Oberhessen), 14. Mai 1882.
Der
Vorstand der israelitischen Gemeinde. Seligmann Kaufmann." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Januar 1889: "In der israelitischen
Gemeinde Schotten (Oberhessen) ist die Stelle eines unverheirateten
Religionslehrers, Kantors und Schochet alsbald zu besetzen. Einkommen
nebst eleganter Wohnung circa 1.100 Mark – Musikalische gebildete
Bewerber werden bevorzugt.
Offerten sind an den unterzeichneten Vorstand
einzusenden.
Seligmann Kaufmann." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Dezember 1890:
"In hiesiger Gemeinde ist per 1. Februar, eventuell 1. März 1891 die
Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schochet, verbunden mit einem
Fixum von Mark 800.- bei feiner, eleganter Wohnung, und ca. 300-400 Mark
Nebeneinkommen zu besetzen.
Unverheiratete Reflektanten, welche einen Synagogenchor zu leiten imstande
sind, werden bevorzugt.
Der Vorsteher: Seligmann Kaufmann.
Schotten, 9. Dezember 1890." |
Lehrer Meyer Frank spricht zu einer Goldenen Hochzeit in Geis-Nidda (1839)
Artikel
in den "Israelitischen Annalen" vom 1. März 1839: "Großherzogtum
Hessen.
– Eine rührende Feierlichkeit fand am 30. Januar in dem Dorfe Geisnidda
(Kreis Nidda) statt. Die goldene Hochzeit eines stets durch tugendhaften
und friedsamen Wandel geachteten jüdischen Paares, - der Mann, Herr
Meyer, zählt 80 und seine Frau 83 Jahre – ward von der ganzen Bevölkerung
des Ortes, ohne Unterschied der Religion, festlich begangen. Das ganz
unbemittelte Paar war von Katholiken, Protestanten und Israeliten der
Umgegend sowohl für den Tag, als auch zur künftigen Unterstützung,
vielfältig beschenkt. Bürgermeister, Beigeordnete und Rat des Ortes
veranstalteten eine solenne Mahlzeit, an welcher die verschiedenen
Konfessionen des Ortes vereint waren. Die Trauung verrichtete der jüdische
Religionslehrer, Meyer Frank aus Botzen*, nachdem er durch eine kräftige
Predigt alle Anwesenden erbaut hatte. – Diese Feierlichkeit hat einen
tiefen Eindruck hinterlassen, und ein wahrhaft herzerhebendes Beispiel von
Eintracht gegeben, womit dieser durch allgemein herrschende Tätigkeit und
Mäßigkeit ohnehin sehr emporgekommene Ort, noch insbesondere gesegnet
ist.
Anmerkung. Wir sind doch hoch gestellte Menschenfreunde ersucht worden,
eine ausführliche Schilderung dieses Festes hier einzurücken, haben dies
aber als unserm Zweck fremd ablehnen müssen. Doch durfte die Sache nicht
ganz unerwähnt bleiben, und wir fügen schließlich hinzu, dass wir uns
freuen würden, wenn es beiläufig dazu dienen könnte, der Mildtätigkeit
einen Wink zu geben, welcher hinreichen möchte, um dem hochbejahrten
Jubelpaare den kurzen Rest der mühseligen Wanderschaft hienieden zu
erleichtern. Beiträge wird gern annehmen und zur zweckmäßigen
Verwendung befördern, die Redaktion der Annalen." |
*
Dazu
Hinweis in "Israelitische Annalen" vom 8. März 1839: "Berichtigung: Bogen
9 Seite 72 Spalte 2, Zeile 5 von oben statt Botzen lies Schotten." |
Der jüdische Lehrer Abraham Kaufmann muss sich gegen
Vorwürfe und Missverständnis zur Wehr setzen (1895)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Januar 1895:
"Gießen, im Dezember (1895). Dem israelitischen Religionslehrer,
Vorbeter und Schächter Abraham Kaufmann zu Schotten (Rabbinats
Gießen) ist von dem Großherzoglichen Kreisamt dort unter Strafandrohung
verboten worden, religiöse Trauungen zu vollziehen. Auf geschehenen
Vorhalt, warum er dem ungeachtet bald darauf in dortiger Synagoge die
Tochter des Herrn S.K. dort mit dem Sohn des Herrn K.M. getraut habe,
erklärte er vor dem Großherzoglichen Kreisamt: 'Es habe in vorliegendem
Fall keine rituelle Trauung stattgefunden; er habe nur eine Ansprache
gehalten und einige Segenssprüche gesprochen.' Darnach ist also das
gedachte Ehepaar nach israelitischem Ritus nicht getraut und lebt fort und
fort in Zivilehe. Sollte man für möglich halten, dass ein
Religionslehrer sich das erlaubt? - Als Kuriosum noch Folgendes: Der
Vorstand der israelitischen Gemeinde Schotten, unter dessen Auspizien sich
das zugetragen, unterschreibt: 'Vorstand der Neumosaischen Gemeinde.' Was
ist das für eine Gemeinde? Unseres Wissens gibt es im Großherzogtum
Hessen nur israelitische Religionsgemeinden und Religionsgesellschaften,
nicht aus Neumosaischen Gemeinden. Wir wären begierig, die Statuten und
religiösen Satzungen dieser Neumosaischen Gemeinde kennen zu lernen.
Religiöse Trauungen scheinen nicht zu denselben zu
gehören." |
|
Leserbrief
von A. Kaufmann in "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 1.
Februar 1895:
"Geehrter Herr Redakteur! Der Artikel 'Gießen' in Nr. 1 Ihres
geschätzten Blattes veranlasst mich, Sie um Aufnahme folgender Erklärung
freundlichst zu ersuchen.
1. Es ist nicht wahr, dass mir vom Großherzoglichen Kreissamte verboten
wurde, religiöse Trauungen vorzunehmen.
2. Die von mir getrauten Paare leben nicht in Zivilehe, wie jener Artikel
behauptet, sondern sind in alter, streng ritueller Weise getraut und leben
in jüdische Ehe, kedath Mose be-Jisroel (gemäß dem Gesetz
Moses in Israel).
3. Es ist nicht wahr, dass der Vorstand der hiesigen Gemeinde
unterschreibt: Vorstand der Neumosaischen Gemeinde, sondern: Vorstand der
'Neuen Mosaischen Gemeinde'; dies ist der Name der hier im Jahre 1849
gebildeten Gemeinde. Die Statuten dieser Gemeinde sind vom
Großherzoglichen Ministerium genehmigt; unsere religiösen Satzungen
aber, das sind die Satzungen unserer heiligen Tora. Ich begreife nicht,
wie man darüber im Zweifel sein kann.
4. Die Neue mosaische Gemeinde dahier ist eine freie, unabhängige
Gemeinde, die weder unter der Aufsicht des Großherzoglichen Kreisamtes,
noch unter derjenigen des Gießener Rabbinates steht.
Schotten (Oberhessen), 22. Januar. A. Kaufmann,
Lehrer." |
40-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Abraham Kaufmann
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juli 1931: Schotten, 14. Juli. Am
25. Juli (Schabbos Nachamu) sind es 40 Jahre, dass Herr Lehrer Kaufmann in
unserer Gemeinde als Lehrer und Kultusbeamter wirkt. Mit dem 40jährigen
Ortsjubiläum kann auch das 50jährige Dienstjubiläum verbunden werden.
Herr Kaufmann hatte im Herbst des Jahres 1881 das Kölner Lehrerseminar
absolviert und begann seiner Lehrtätigkeit als Religionslehrer in Langen
bei Darmstadt von 1881 bis 1882, in Bad Homburg von 1882 bis 1885 und war
von 1885 bis 1891 an der jüdischen Volksschule in Ahaus in Westfalen. Am
25. Juli 1891 kam dann Herr Kaufmann nach Schotten. Die 1. und 2. Lehrerprüfung
hat er an den preußischen Lehrerseminaren in Montabaur und Soest
abgelegt. Im Jahre 1906 wurden Herrn Kaufmann die Rechte eines
Volksschullehrers verliehen. Herr Kaufmann erfreut sich in Schotten in
allen Bevölkerungsschichten großer Beliebtheit. Wir wünschen ihm zu
seinem Jubiläum nur das Beste und wollen hoffen, dass er zum Wohle
unserer Gemeinde noch recht lange wirken möge." |
|
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juli 1931: "40jähriges Ortsjubiläum.
Am Schabbat Nachamu hat Kollege
Kaufmann - Schotten, die Freude, sein 40jähriges Ortsjubiläum zu feiern.
Ebenso rundet sich in diesem Jahre das Halbjahrhundert, seitdem Herr
Kaufmann sein Lehramt angetreten. Nachdem er ein Jahrzehnt in
verschiedenen Gemeinden (Langen, Bad Homburg, Ahaus) tätig war, kam er
vor 40 Jahren nach Schotten. Dort hat er es verstanden, sich die Verehrung
und Wertschätzung aller Kreise der Bevölkerung zu erringen. Stets gemüht,
die Einigkeit und den Frieden seiner Gemeinde zu erhalten und jedem seiner
Gemeindemitglieder mit Rat und Tat treu zur Seite zu stehen, zeigt er so
das Bild eines gewissenhaften, gut jüdischen Lehrers. Auch in der jüdischen
Lehrerwelt hat der Name Kaufmann – Schotten seit langem einen guten
Klang. Seit vierzig Jahren ist kaum eine hessische Lehrerversammlung vorübergegangen,
zu der er nicht als gern gesehener und ebenso gern gehörter Teilnehmer
erschien. So entbieten auch der Unabhängige Verein israelitischer Lehrer
im Freistaate Hessen und der Bund gesetzestreuer jüdischer Lehrer ihrem
treuen Mitgliede zu seinem Jubiläumstage Gruß und herzlichen Glückwunsch.
Wir wünschen ihm Kraft und Gesundheit zu weiterem, jugendfrischen Wirken
im Dienste des Judentums und seiner Gemeinde Schotten.
Die ‚Ehemaligen Kölner’ gratulieren ihrem treuen Mitglied Kaufmann -
Schotten recht herzlich zum 40jährigen Orts- und 50jährigen Dienstjubiläum.
Gott gehe ihm Frische des
Geistes und Gesundheit des Körpers zu noch langjähriger, rüstiger Tätigkeit.
J.A. Apt, Hannover, Birkenstr. 21". |
Aus dem jüdischen Gemeinde- und
Vereinsleben
Spendenaufruf für einen verarmten Mann aus der Gemeinde
(1909)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Januar 1909: "Aufruf. Ein achtbarer
Mann in einer ganz kleinen jüdischen Gemeinde, der sich früher anständig
ernährte, ist durch ein schweres Herzleiden in bittere Not geraten.
Selbst nicht mehr imstande, für seine Familie zu sorgen, bittet er
dringend um milde Gaben. - Gütige Unterstützungen nehmen entgegen A.
Simon, Vorsteher. Lehrer Kaufmann, Schotten, Oberhessen, 18. Januar 1909". |
Gründung einer Ortsgruppe des Centralvereins (1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. April 1922: "Schotten
(Oberhessen). 10.9. Lehrer Halberstadt (Büdingen): 'Wehr dich, du ehrst
dich!' Gründung einer Ortsgruppe. Vorsitzender: Lehrer Kaufmann;
Schriftführer: S. Rothschild; Kassierer: L. Kaufmann." |
Spendenaufruf für arme Familie (1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. August 1922: Aufruf!
Für eine arme Familie bitten wir wohltätige Glaubensgenossen um
milde Gaben. Das Elend ist sehr groß: der Mann schwach und kränklich und
nicht in der Lage, etwas zu verdienen; die Frau sehr leidend und guter
Verpflegung bedürftig. Schnelle Hilfe dringend geboten. - Freundliche
Gaben neben dankend entgegen. A. Kaufmann, Lehrer, Moritz Blum,
Vorsteher. Schotten (Oberhessen), 28. Juli
1922." |
Antijüdische Maßnahme setzen 1933 ein
Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1933: "Gießen.
Wie in Hungen, so hat, nach Wagners
Süddeutschem Nachrichtendienst, auch in Schotten eine
außerordentliche Generalversammlung der Molkereigenossenschaft
Hoherodskopf einstimmig beschlossen, jedes Mitglied aus der Genossenschaft
auszuschließen, das künftig mit Juden in geschäftliche Beziehungen
tritt." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Artikel zu jüdischen Persönlichkeiten mit dem
Familiennamen "Schotten"
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Dezember 1866: "Rabbi Schmuel
Schotten.
Schotten, Hebräisch: (zwei Variationen der hebräischen
Schreibweise des Namens werden aufgeführt), ist eine kleine Stadt am Flusse Nidda
und dem Vogelsberg, in der Wetterau, gab seinen Namen an mehrere Rabbiner,
die dorther stammten. Wir nennen unter andern Rabbi Salomon Schotten, der
in Oppenheim und Rabbi Samuel Schotten, der in Frankfurt am Main lebte.
Samuel Schotten war im Talmud, in der Kabbala und der Poesie ein sehr geübter
Rabbiner. Seine vielseitigen Kenntnisse im Gebiete der jüdischen
Literatur verschafften ihm 1688 den Platz des Rektors an der
Rabbiner-Schule, genannt Klaus, welche die Erben des Mannes Darmstadt in
Frankfurt gründeten. Er stand diesem Institute mit Ehre mehr als dreißig
Jahre vor und starb den 1. Juli 1719. Sein Leichenzug war sehr feierlich,
er wurde zur Seite des Oberrabbiners Abraham Brod begraben. Samuel
Schotten schrieb viel; im Druck erschienen jedoch außer einigen
Gelegenheitsgedichten und Approbationen auf verschiedene Werke, nur
folgende Schriften: ‚Kos Jeschuato’,
Observationen über den Talmud, über die Traktate Babot, Makkot, Schebuot,
Sanhedrin und Aboda Sara, Frankfurt 1711 in Folio. Das Chronogramm der
Druckzeiten dieses Buches ist höchst sonderbar und verdient als Nugae
difficilia erwähnt zu werden.
Buß-Gebet auf den großen Frankfurter Brand im Jahre 1711; abgedruckt
nebst der deutschen Übersetzung von J.J. Schudt’s. Jüdische Merkwürdigkeiten,
III, 74.
Brief an Meelführer. Dieser weitläufige Brief befindet sich in Meelführers
Disp. de faria erudit. Oriental. P. 16.
Schotten war auch oft Korrektor der hebräischen Bücher, die in Frankfurt
erschienen;
namentlich korrigierte er die Fortsetzung des in Amsterdam angefangenen
babylonischen Talmuds. Er hinterließ mehrere Söhne, unter andern Salmon
Schotten und Moses Schotten, der 1757 starb." |
Der aus Schotten stammende Moses Bauer feiert seinen 100. Geburtstag in New York
(1887)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. April 1887:
"Seltene Feier. Aus New York wird geschrieben: In der Wohnung
seines Schwiegersohnes Jonas Besthof feierte am 3. April Herr Moses Bauer
sein 100jähriges Geburtstagsfest. Bauer wurde am 3. April 1787 in Schotten,
Großherzogtum Hessen, geboren, machte die Befreiungskriege gegen
Frankreich mit, verheiratete sich im Jahre 1824 im Alter von 37 Jahren und
betrieb das Fleischerhandwerk. Der Ehe entsprossen acht Kinder, von denen
sieben in den Vereinigten Staaten wohnen. Mit seiner Gattin kam Herr Bauer
vor 31 Jahren in dieses Land und lebt hier im Hause seines Schwiegersohnes.
Die Gattin starb ihm vor 9 Jahren und vor 4 Jahren erblindete der Greis.
Sonst ist derselbe noch körperlich rüstig, geht ohne Stock und besucht
jeden Samstag regelmäßig in Begleitung seiner Enkel die Synagoge." |
Seligmann Kaufmann wird wieder in den Gemeinderat gewählt (1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1892: "Schotten
(Oberhessen). Bei der am Mittwoch stattgehabten Gemeinderatswahl wurde unser erster Vorsteher, Herr Seligmann Kaufmann trotz
einer kleinen antisemitischen Gegenagitation wieder gewählt. Derselbe
erhielt von den drei Gewählter die meisten Stimmen, ein Beweis, dass der
gesunde Sinn des größten Teils der hiesigen Einwohnerschaft durch den
Gifthauch des Antisemitismus nicht getrübt werden konnte. Hoffen wir,
dass die schöne Eintracht unter den Angehörigen der verschiedenen
Konfessionen unseres Städtchens von steter Dauer sei und der Frieden bald
einziehe in die Herzen aller Menschen." |
Julius Kaufmann wurde in die Handelskammer gewählt
(1906)
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. November
1906: "Friedberg. Herr Julius Kaufmann - Schotten
wurde in die Handelskammer
gewählt." |
100. Geburtstag von Jakob
Bauer (1907)
Meldung
im "Frankfurter israelitischen Familienblatt" vom 6. September 1907.
"Schotten,
5. September (1907). Heute feiert Herr Jakob Bauer in voller Rüstigkeit
seinen 100sten Geburtstag." |
Goldene Hochzeit von
Salomon Heß und Frau (1914)
Meldung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. November 1914:
"Schotten.
Salomon Heß und Frau begingen die goldene Hochzeit. D." |
Bei der Einweihung des neuen jüdischen Friedhofes in Friedberg wird als erster
Adolf Simon aus Schotten beigesetzt (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Mai 1934:
"Friedberg (Hessen), 8. Mai (1934). Der 9. Ijjar (24. April 1934)
wird in den vom Alter zerfurchten Memorbüchern unserer Gemeinde für alle
Zeiten als ein denkwürdiger Tag verzeichnet sein. An ihm nahm die
Gemeinde Abschied von dem fast ein halbes Jahrtausend alten Friedhofe und
beging die Weihe des neuen Begräbnisplatzes. Der größte Teil der
Gemeindemitglieder (auch die Jugend beteiligte sich geschlossen)
verbrachte diesen Tag als Fasttag. Fast die ganze Gemeinde war schon zum
Morgengottesdienste zu andächtigem Gebete versammelt. - Am Nachmittag
nahm Herr Lehrer Seelig auf dem alten Friedhof in zu Herzen gehenden
Worten Abschied von den dort ruhenden großen Lehrern, die den Glanz und
die Größe der einstigen großen Kehila (Gemeinde) und Jeschiwa
(Talmudschule) ausmachten. Die Weihe des neuen Friedhofes vollzog sich
dann in der vorgeschriebenen Form. Auch hier ergriff Lehrer Seelig das
Wort, dankte dem Allmächtigen, dass uns, trotz mancher Schwierigkeiten,
wieder ein Begräbnisplatz zuteil wurde, der ewiges Eigentum der Gemeinde
bleibt. Die Namen der beiden Vorsteher, der Herren Siegfried Rothschild
und Adolf Kann, welche die Verhandlungen mit den Behörden führten, seien
deshalb für alle Zeiten mit dieser ehrwürdigen und heiligen Stätte
verbunden. Nach einer weiteren Ansprache des Ehrenvorsitzenden der
Gemeinde, des Herrn Ferdinand Krämer, schloss sich die erste Bestattung
von Adolf Simon an, einem würdigen Greis, der vor einigen Jahren
als Vorsteher seiner Heimatgemeinde Schotten sich um die Schaffung
eines neuen Friedhofes verdient gemacht hatte*. - Mit dem Minchogebet mit
Toravorlesung des wejachel (2. Mose 35,1 - 38,20) im Trauerhause
fand der denkwürdige Tag würdigen Ausklang." |
* Der Text ist nicht ganz klar. Offenbar hat
sich der aus Schotten stammende Adolf Simon in Friedberg um den neuen
Friedhof bemüht. |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
W. Frank sucht eine Stellung für ein Mädchen
(1884)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März n1884: "Ein
ansehnliches, 17 Jahre altes, religiös erzogenes Mädchen, der Hausarbeit
kundig, sucht Stellung gegen mäßiges Honorar in einem Hause, wo
Gelegenheit zur Ausbildung im Kochen geboten wird. Bitte Adressen an den
Unterzeichneten aufgeben zu wollen.
W. Frank, in Schotten (Oberhessen)." |
Salomon Reiss sucht Stellung als Metzgergeselle (1891)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1891: "Ein
tüchtiger Metzgergeselle (Israelit) sucht per sofort Stellung.
Salomon
Reiss, Schotten." |
Verlobungsanzeige von Selta Stern und Albert Wolff
(1921)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Dezember
1921: "Statt Karten.
Selta Stern - Albert Wolff. Verlobte.
Schotten in Hessen - Frankfurt am Main Schwanenstraße 6 pt.
Empfang Samstag, den 24. Dezember - Samstag, den 31.
Dezember." |
Anzeige der Firma Stein & Co. (1929)
Artikel
in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und
Waldeck" vom 4. Januar 1929:
"Jüngerer Commis
aus der Textilbranche mit schöner Handschrift zum baldigen Eintritt
gesucht. Schriftliche Angebote mit Bild und Gehaltsansprüchen an
Stein & Co. Schotten/Oberhessen." |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
der in Schotten geborenen
Recha Lorch geb. Wallenstein |
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KK (ausgestellt in Dieburg
1939) für Recha Lorch geb. Wallenstein (geb. 13. Oktober 1880 in
Schotten),
wohnhaft in Frankfurt und Dieburg;
am 22. November 1941 deportiert ab Frankfurt nach Kowno (Kauen),
Fort IX, umgekommen |
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Zur Geschichte der Synagoge
1789 wurde eine erstes jüdisches Gemeindezentrum erstellt. Es
handelte sich um ein kleines Gebäude, in dem der Betsaal, ein Unterrichtsraum
und die Lehrer-/Vorbeterwohnung eingerichtet worden waren. Das Gebäude diente
über 70 Jahre der Gemeinde, bis es sich um 1860 in einem baufälligen Zustand
war. Nachdem 1861 eine neue Kirche in Schotten eingeweiht worden war, bestand
auch in der jüdischen Gemeinde das Bedürfnis, eine neue Synagoge zu erstellen.
In den folgenden beiden Jahren wurde das neue Gotteshaus erstellt und am 31.
Juli 1863 unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit feierlich eingeweiht.
Darüber liegt ein Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit"
vor:
Die Einweihung der Synagoge in Schotten (1863)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Oktober 1863: "Schotten,
3. August (1863): Am 31. vorigen
Monats (31. Juli 1863) feierten wir ein Fest, welches auch in weiteren kreisen
Erwähnung verdient. An diesem Tage wurde nämlich die neue Synagoge eingeweiht,
nachdem die israelitische Gemeinde sich vierundsiebenzig Jahre in einem kleinen
baufälligen Hause, das zugleich als Schullokal und Lehrerwohnung diente,
beholfen hatte. Durch Aufnahme eines Kapitals von der Gemeinde, durch
aufopfernde Mildtätigkeit einzelner Gemeindeglieder, sowie durch reges
Interesse einzelner derselben für den speziellen Teil des Baues, wurde das
einfache, jedoch schmucke Gebäude geschaffen. Doch legt es auch Zeugnis ab für
die Humanität unserer Tage, denn nicht nur dass viele der christlichen Bewohner
der Stadt und Umgegend bei Beschaffung des Baumaterials tätig mitwirkten, so
gab auch die hiesige Stadtgemeinde einen namhaften Beitrag zum Baue. Drängte es
ja auch bei der vor zwei Jahren stattgefundenen erneuten Einweihung unserer
umfassend restaurierten altehrwürdigen Kirche die israelitische Gemeinde,
Zeugnis abzulegen von dem Geist der Liebe und des Friedens, indem sie der
christlichen Gemeinde ein sinniges Geschenk zur inneren Ausschmückung ihres
Gotteshauses übergab. Und wie schon beim Baue der Geist der Liebe gewaltet, so
sollte er nicht minder sich zeigen bei der Einweihungsfeier, welche an gedachtem
Tage um 3 Uhr Nachmittags stattfand. Die Stadt prangte in festlichem
Flaggenschmucke. An dem provisorischen Betlokale der israelitischen Gemeinde
versammelten sich die an der Feier teilnehmenden: die Glieder der hiesigen
israelitischen Gemeinde und eine große Anzahl ihrer teils aus der Ferne
herbeigeeilten Glaubensgenossen, die Staats und Kommunalbehörde hiesige Stadt,
die Geistlichen und Lehrer etc. Von hier bewegte sich der Zug, in seiner Mitte
die Gesetzesrollen, getragen von den Ältesten der Gemeinden, denen der
Provinzialrabbiner voranging, unter dem Klange des Musikchors des hiesigen
Musikvereins, durch die festlich geschmückte Stadt zur neuen Synagoge.
Angekommen in dem Vorhofe derselben, hielt der Vorstand der Gemeinde eine
Ansprache an die Versammlung, in welcher er seinen Dank, nächst Gott, Allen
abstattete, welche die Gemeinde beim Baue unterstützt. |
Er stellte das Gebäude
unter den Schutz der Öffentlichkeit, und betonte, dass es ein Zeichen der
vorgeschrittenen Gesittung sei, dass wir dieses Fest in dieser Weise heute
begingen. Nachdem er den Schlüssel dem anwesenden Mitgliede der Verwaltungsbehörde,
dieser denselben dem Rabbiner, und dieser einem Vorstandsmitglieder übergeben,
öffnete sich die Pforte unter dem Gesange des Chors: "Hoch tut euch auf!" und
das freundliche Gotteshaus nahm die zahlreiche Versammlung bequem auf. Nach
einleitendem Chorgesange vollzog der Provinzialrabbiner Herr Dr. Levi die
Einweihung und hielt im Gefolge derselben eine Predigt über das Thema: "Die jüdische
Religion ist keine Vernunftreligion, jedoch eine vernünftige Religion!"
und suchte das durch die Bekenntnisse des Judentums zu beweisen. "Wir glauben an
einen Gott, wir glauben an die Unsterblichkeit unserer Seele, wir glauben an
einen gnädigen barmherzigen Gott, wir kennen keine Hölle;" das waren die
hellen Punkte seiner erbauenden, von dem Strahle der vernünftigen Anschauung
erleuchteten Predigt, die auf alle Anwesenden einen sichtlichen Eindruck machte.
Jedoch wollen wir als Glanzpunkt derselben seine Anschauung über den Messias
des Judentums wiedergeben, indem er sagte: "Wir hoffen auf den Messias, es wird
der Tag kommen, und dass er kommt, dazu sind alle Anzeichen vorhanden, an dem er
erscheint; ich meine den geistigen Messias, den Inbegriff des Sieger der Humanität,
der reinen Menschen- und Nächstenliebe, wo wir uns alle unter Ausübung
derselben begegnen werden." Gerade in unserer Zeit, wo auch in der
protestantischen Kirche ein kleines Häuflein scharf an dem starren Buchstaben
festhält, machen solche Auslegungen des Messias der Menschheit einen umso
wohltuenderen Eindruck. Ebnen wir Alle, soviel es an uns liegt, diesem Messias
die Wege, und streuen wir ihm Blumen überall, wo er erscheint, um seinen Einzug
bei uns zu halten". |
Bericht von der Renovierung und Ausmalung der
Synagoge (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Oktober 1929: "Schotten, 3.
Oktober (1929). Am vergangenen Schabbat wurde unsere Synagoge nach vollständiger
und wohl gelungener Renovierung wieder neu geweiht. Die kunstvolle
Ausmalung war von Kunstmaler Velte – Darmstadt ausgeführt wurden. Die
Synagoge, ein massiver Basaltsteinbau, gebaut 1863, war im Innern kahl und
eintönig; jetzt erscheint sie im herrlichsten Schmucke, farbenprächtig
und würdig ausgestattet. Die gewölbte Decke, in 90 quadratische, gleichmäßig
gemalte Felder – Kassetten – eingeteilt, wirft aus ebenso vielen
matten Kugeln ein herrliches Licht hernieder. An den Wandsimsen glänzen
in großen, goldenen Lettern Bibelsprüche und in den prächtig gemalten
Fensternischen biblische Namen.
Der Festgottesdienst, zu dem eine große Anzahl geladener Gäste – Bürgermeister,
Stadtvorstand, evangelische und katholische Geistliche, Kirchenvorstände,
Bauamt etc. – erschienen waren, wurde durch einen Umzug mit den
Torarollen eingeleitet. Lehrer Kaufmann begrüßte sodann anknüpfend an
die Bibelverse, die die Wände zieren, die Erschienenen und dankte allen,
die an dem schönen Werk mitgearbeitet und allen edlen Spendern, hiesigen
und auswärtigen, die in anerkennungswerter Weise zur Deckung der Kosten
beigetragen, unter denen auch die Stadt Schotten genannt werden muss. Herr
Provinzialrabbiner Dr. Hirschfeld – Gießen behandelte in seiner
Festpredigt die Frage: was ist eine Synagoge, was ist ein jüdische
Gotteshaus? Seine gehaltvollen Ausführungen machten auf alle Anwesenden
einen tiefen, nachhaltigen Eindruck." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Inneneinrichtung der Synagoge durch SA-Formationen von auswärtigen Orten
zerstört. Die wertvollen Ritualien wurden zerstört oder gestohlen. Auf Grund
der engen Bebauung der Umgebung unterblieb ein Anzünden des Gebäudes.
Nach 1945 kam das Gebäude in Privatbesitz und wurde in ein Wohnhaus mit
Lagerraum umgebaut. Aus dem ehemaligen, unmittelbar benachbarten jüdischen Schulhaus, in der auch die Lehrerwohnung
und das rituelle Bad waren, wurde ein Lebensmittelgeschäft. Zwei
Lisenen am Synagogengebäude erinnern noch an die Zeit als jüdisches
Gotteshaus. Seit einem Umbau in den 1960er-Jahren wurde die ehemalige
Synagoge ganz als Wohnhaus benutzt.
Eine Hinweistafel ist vorhanden.
Adresse/Standort der Synagoge: Vogelsbergstraße
146 (alte Adresse: Hauptstraße 54)
Fotos
Historische
Innenaufnahme
der Synagoge
(Quelle: Arnsberg Bilder s. Lit. S. 185;
ursprünglich aus "Israelitisches Familienblatt
Hamburg", November 1929) |
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Inneres der
Synagoge mit Blick zum Toraschrein nach der Renovierung 1929. |
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Historische
Außenaufnahmen sind noch nicht vorhanden; über Zusendungen freut sich
der Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite. |
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Das Synagogengebäude nach
1945
(Quelle: Altaras s.Lit. 1988 S. 113) |
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Links im Hintergrund der Rest
der
ehemaligen Synagoge mit den beiden
Lisenen (Aufnahme aus den
1960er-Jahren) |
Die ehemalige Synagoge
von der
Straße gesehen
(August 1985) |
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Das Synagogengebäude
mit Gedenktafel 2004
(Quelle: W. Weber in www.synagogen.info)
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Fotos von 2004:
Gebäude der ehemaligen Synagoge mit der Hinweistafel:
"Ehemalige
Synagoge, erbaut 1862, renoviert 1925. Im Inneren zerstört und
die
Kultgegenstände vernichtet am 9. November 1938." |
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Das Synagogengebäude
mit Gedenktafel 2008
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 24.3.2008)
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Blick auf die
Reste des ehemaligen Synagogengebäudes
(links des Gebäudes mit dem
Fachwerkgiebel) |
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Die Lisenen am Gebäude |
Gedenktafel |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
November 2010:
Gedenken an die Ereignisse beim Novemberpogrom
1938 |
Artikel von im "Lauterbacher Anzeiger" vom 12. November 2010 (Artikel):
"'Niemals darf so etwas wieder passieren'
SCHOTTEN. Schüler der Digmudisschule und Pfarrer Frank Eckhardt gestalten Gedenkfeier zur Reichspogromnacht - Auch Mitglieder des Magistrats zugegen.
(sw). 'Am Morgen danach' - unter diesem gedanklichen Stichwort stand die kleine Gedenkfeier am Mittwoch, mit welcher Schüler zweier Religionskurse der Digmudis-Schule an die Ereignisse der Reichspogromnacht vor 72 Jahren erinnerten. Damals wurden die Synagoge und die Häuser der jüdischen Bewohner Schottens geplündert und verwüstet..."
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August 2014:
In Schotten werden "Stolpersteine"
verlegt |
Artikel im "Kreis-Anzeiger" vom
16. August 2014: 16 durch Gewalt beendete Leben (Kreis-Anzeiger, 16.08.2014) |
Anmerkung: Stolpersteine" wurden
verlegt: für Siegfried Fuld vor der ehemaligen Synagoge Vogelsbergstraße
154; vor dem Gebäude Petersiliengasse 12 für Moritz Eckstein und Bella
Eckstein geb. Bachenheimer sowie für Jakob Eckstein; vor Marktstraße 12
für Moritz Blum, vor Marktstraße 31 für Moritz Katz und Rosa Katz geb.
Bamberger, vor Marktstraße 38 für Leopold Stern und Settchen Stern geb.
Katz sowie deren Kinder Salo Stern und Hedwig Stern (ehemals Stoff- und
Kurzwarengeschäft Stern), vor Marktstraße 65 für Kaufmann Löb und
Tochter Ida Löb, vor Karlstraße 9 für Nathan Katz und Selma Katz geb.
Stern sowie deren Tochter Pauline Katz. |
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November 2018:
Dritte Verlegung von
"Stolpersteinen" in Schotten,
Einartshausen und Rainrod
Anmerkung: In Rainrod wurden "Stolpersteine" für nichtjüdische NS-Opfer
verlegt |
Artikel von S. Weil im "Kreis-Anzeiger" vom
8. November 2018: "Stolpersteine in Schotten zur Mahnung: 'Nie wieder!'
Zum dritten Mal wurden 'Stolpersteine' verlegt. Die örtliche Initiative geht
auf die Arbeit der Gruppe 'Stolpersteine Schotten' zurück.
SCHOTTEN - Zum dritten Mal wurden in der Schottener Kernstadt
'Stolpersteine' verlegt. Es handelt sich dabei um eine Aktion des Künstlers
Gunter Demnig. Die örtliche Initiative geht auf die Nachforschungsarbeit der
Gruppe 'Stolpersteine Schotten' zurück. In der Kernstadt sind an sechs
Stationen insgesamt 16 Steine verlegt worden. Am Mittwochnachmittag wurde
die Aktion zunächst in Einartshausen und anschließend in Rainrod
fortgesetzt. Am Abend fand im Bürgerhaus Rainrod ein Vortragsabend mit
Gunter Demnig statt. Nach einem musikalischen Eingangsstück von Geiger
Sergej Walter (Musikschule Schotten) hielt Pfarrer Frank Eckhardt eine
Andacht, in der er an das für Deutschland geschichtsträchtige Datum 9.
November erinnerte. Am Freitag jährt sich zum 80. Mal die Reichspogromnacht,
bei der jüdische Synagogen niedergebrannt, jüdische Geschäfte geplündert und
jüdische Mitbürger misshandelt und umgebracht wurden. 20 Jahre zuvor hatte
Kaiser Wilhelm II abgedankt und Philipp Scheidemann die Republik ausgerufen.
Und am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer. 'Warum sollen wir uns
überhaupt erinnern?', stellte der Pfarrer in den Raum. Es erscheine nur
logisch, dass in Deutschland, wo das Ganze geplant worden sei und aus dem
die meisten Täter kamen, im Nachhinein keiner mehr erinnert werden möchte.
Und schon gar nicht mehr heute, so viele Jahrzehnte nach den schrecklichen
Ereignissen. 'Natürlich wäre es einfacher, nur nach vorne zu schauen,
anstatt immer im Vergangenen zu stochern und alte Wunden aufzureißen', sagte
Eckhardt. Er nannte zwei Gründe, die das Erinnern so wichtigmachen. 'Es ist
für mich ein Zeichen des Respekts diesen Menschen gegenüber, dass gerade wir
in Deutschland nicht hingehen und einfach sagen: Schwamm drüber, das ist
Vergangenheit', verdeutlichte Eckhardt. Und: Etwas so Grauenvolles dürfe
sich nicht wiederholen. 'Dazu ist Erinnerung wichtig', so Eckhardt. Es gehe
nicht darum, sich nur einmal im Jahr an das Grauen zu erinnern. 'Auch nicht
darum, dass wir uns heute schuldig fühlen sollten für etwas, an dem wir
nicht beteiligt waren', so der Pfarrer. Vielmehr gehe es darum, den
Holocaust und seine Vorgeschichte zu verstehen lernen. 'Wir müssen versuchen
zu erklären, wie so etwas möglich war im Land der Dichter und Denker. Wer
waren die Täter, die das getan haben?', fragte der Pfarrer. Ängste schüren
und Ressentiments wecken, das passiere auch heute wieder. 'So entstehen
Feindbilder. Wenn man das über Jahre macht, dann wächst der Hass irgendwann
ins Maßlose.' Damals seien die Juden aufs Korn genommen worden, und das
gleiche Schema funktioniere auch heute noch. Es beginne immer mit der
Ausgrenzung der Anderen, meistens einer Minderheit. Und dann sei es nur noch
ein kleiner Schritt, bis den Hassgefühlen auch Taten folgten. 'Daher müssen
wir uns erinnern, damit wir wachsam sind und den Anfängen wehren', betonte
der Pfarrer. 'Die Stolpersteine mahnen uns: Nie wieder!' Frank Eckhardt
erinnerte an jeder Verlegestation an die Lebensgeschichte der Opfer des
Naziregimes und legte ihn zu Ehren eine Rose an den jeweiligen Stolperstein.
Die Schicksale der Opfer waren unterschiedlich. Viele wurden deportiert und
in Konzentrationslager ermordet, andere suchten den Nationalsozialisten
durch Auswanderung oder Flucht, meist in die USA, zu entkommen und
überlebten. In der Vogelsbergstraße 117, hier wurden drei Steine für
Adolf, Herrmann und Willi Bauer verlegt, legte Monika Lehnert, eine
Freundin der Enkeltochter von Willi Bauer, Bilder des Großvaters und dessen
Frau Lina Strauß sowie deren Tochter Irma nieder. Die beiden Frauen kamen in
Auschwitz und Theresienstadt ums Leben. Weitere Steine verlegt wurden in der
Ludwigstraße 23 (Familie Hess), Ludwigstraße 16 (Hannelore Wolf, Karl
Stern), Petersiliengasse 12 (Familie Eckstein), Vogelsbergstraße 73 (Adolf
und Paul Heinlein) sowie in der Gederner Straße 8 (Dr. Wilhelm und
Anna Seuling). Am Freitag verlegen der Bauhof und Schüler der
Vogelsbergschule nochmals fünf Steine. Treffpunkt ist um 9.30 Uhr in der
Vogelsbergstraße 57.
In Einartshausen erinnern
nun sechs Stolpersteine an drei Orten an ehemalige Mitbürger..."
Link zum Artikel |
Artikel im "Kreis-Anzeiger" vom 8. November
2018: "Schüler der Vogelsbergschule verlegen fünf Stolpersteine
Zum Abschluss der Stolperstein-Aktion haben Schüler der Vogelsbergschule und
ein Mitarbeiter des Bauhofes am Donnerstag weitere fünf Mahnmale zur
Erinnerung an die Opfer und Verfolgten des Nationalsozialismus verlegt.
SCHOTTEN - Zum Abschluss der Stolperstein-Aktion haben Schüler der
Vogelsbergschule und ein Mitarbeiter des Bauhofes am Donnerstag weitere fünf
Mahnmale zur Erinnerung an die Opfer und Verfolgten des Nationalsozialismus
verlegt. An der ersten Station in der Vogelsbergstraße 57, wo jetzt ein
Stein an Rosi Lewinski erinnert, nahm auch Initiator Gunter Demnig teil. Ein
weiterer Stein wurde in der Vogelsbergstraße 138 für Rudolf Repp verlegt,
der nach Theresienstadt verschleppt wurde, weil er den Kriegsdienst
verweigerte. In der Marktstraße 38 lebte Auguste Goldschmidt, die im Alter
von 79 Jahren deportiert und in Theresienstadt ermordet wurde. Hermann Bauer
wohnte zuletzt in der Marktstraße 24. Auch an ihn erinnert ein Stolperstein.
Im Alter von acht Jahren wurde der Roma-Junge Hans Winter verschleppt. Über
sein Schicksal gibt es keine Aufzeichnungen. Ein Gedenkstein wurde in der
Karl-Weber-Straße an der Zufahrt zum alten Krankenhaus verlegt. "
Link zum Artikel. |
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November 2018:
Das Projekt "Stolpersteine in
Schotten" ist noch nicht abgeschlossen |
Artikel von em im "Kreis-Anzeiger" vom 8.
November 2018: "Projekt Stolpersteine in Schotten noch nicht
abgeschlossen.
50 Rainröder, aber auch Nachkommen der Verfolgten und historisch
Interessierte kamen zur Gedenkstunde ins Bürgerhaus Rainrod, die sich an die
Verlegung der Stolpersteine anschloss.
RAINROD - 50 Rainröder, aber auch Nachkommen der Verfolgten und
historisch Interessierte kamen zur Gedenkstunde ins Bürgerhaus, die sich an
die Verlegung der Stolpersteine anschloss. Die Veranstaltung war zugleich
eine von der Initiative 'Demokratie leben' unterstützte Demokratiekonferenz.
Einfühlsame Musik umrahmte den Abend: Andreas Göbel (Klavier) und seine
Tochter Ebba (Geige) spielten das Israeli Concertino von George Perlmann mit
einem Zitat der israelischen Nationalhymne im ersten Satz und später die
Titelmelodie des Films 'Schindlers Liste' von John Wiliams. Pfarrer Frank
Eckhardt trug Texte von Martin Niemöller und Peter Härtling vor. Für die
vier Mitglieder der Initiativgruppe 'Stolpersteine Schotten', Hans Otto
Zimmermann, Manfred Schlosser, Frank Eckhardt und Elke Schmidt, die mit dem
Künstler Gunter Demnig zusammensaßen, war es ein Atemholen nach fünfjähriger
intensiver Recherche und Organisation. Das Projekt sei allerdings noch nicht
abgeschlossen, sagten sie. Die Stolpersteine erinnern an 62 Verfolgte des
NS-Regimes, zwischen sechs und acht weitere Schicksalen müssen nach Angaben
der Gruppe noch erforscht werden. Das ist schwierig, weil in der
Stadtverwaltung Einwohnerdateien einstiger jüdischer Mitbürger von einst bis
auf eine verschwunden sind. Zimmermann nimmt an, dass solche Unterlagen bei
Kriegsende gezielt vernichtet wurden. Er gab einen Überblick zum Verlauf des
Stolpersteinprojekts und zur geplanten Herausgabe einer kleinen Publikation
mit einer Karte der Stolpersteine im Stadtgebiet. Zimmermann dankte etlichen
privaten Spendern, den beiden örtlichen Geldinstituten, der
Jagdgenossenschaft Schotten und den Ortsbeiräten Einartshausen und Rainrod.
Schon 2013 habe die Stadtverordnetenversammlung das Vorhaben der
Initiativgruppe begrüßt, betonte Bürgermeisterin Susanne Schaab. In vielen
Ländern erinnerten Stolpersteine an einen weithin reichenden mörderischen
Apparat, der unsägliches Leid über Verfolgte und deren Angehörigen gebracht
habe. Die in der Großgemeinde Schotten verlegten Steine hätten eine hohe
Symbolkraft und seien Erinnerungsimpulse für nachkommende Generationen.
Anschließend überreichte Schaab der Initiativgruppe eine Spende von
'Demokratie leben!'. Demnig ging auch auf Kritik an den Stolpersteinen ein,
zitierte dagegen die Worte eines Schülers: 'Man stolpert doch nicht mit den
Füßen, sondern mit dem Kopf und dem Herzen.' Nach den Berichten der Brüder
Winnen und von Matthias Monien machte Zimmermann auf den Besuch des
verwandtschaftlich mit Schotten verbundenen jüdischen Kunstprofessors Arno
Stern (Paris) am 26. Januar 2019 und auf das am selben Tag geplante Konzert
des Klezmer-Trios 'Naschuwa' aufmerksam."
Link zum Artikel |
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Januar 2019:
Arno Stern, Nachkomme der
jüdischen Familie Stern kommt nach Schotten |
Artikel von "sw" im "Kreis-Anzeiger" vom 14.
Januar 2019: "Erinnerung an die Heimat der Vorfahren: Arno Stern (94)
kommt nach Schotten. Zu einer Vortragsveranstaltung am Samstag, 26. Januar,
kommt Arno Stern nach Schotten. Der 94-jährige französische Staatsbürger hat
besondere Verbindungen nach Schotten.
SCHOTTEN - Zu einer Vortragsveranstaltung am Samstag, 26. Januar, kommt
Arno Stern nach Schotten. Der 94-jährige französische Staatsbürger hat
besondere Verbindungen nach Schotten. Sein Vater Isodor und sein Großvater
Leopold lebten mit ihren Familien in Schotten in dem Haus, in dem heute das
Café des Vulkanbäckers Joachim Haas untergebracht ist. Arno Stern wurde 1924
geboren. Später zog die Familie nach Kassel, wo er drei Jahre zur Schule
ging. Häufig besuchte er in dieser Zeit seine Großeltern im Vogelsberg, wie
Pfarrer Frank Eckhardt, Mitinitiator der Gruppe 'Stolpersteine Schotten'
berichtet. So habe Arno Stern noch gute Erinnerungen an Spaziergänge mit
seinen Großeltern in der 'Spies', oder an die 'Bleiche', wo viel Schottener
Bürger früher ihre Wäsche bleichten. Heute befindet sich hier die städtische
Kindertagesstätte am Park und das Alten- und Pflegeheim der Schottener
Sozialen Dienste beziehungsweise das Café 'CaRé'. Vor allem aber hat Arno
Stern noch Erinnerungen an das Leben der jüdischen Gemeinde in der
Schottener Synagoge, denn er gilt als der wohl letzte lebende Zeitzeuge. Das
Haus in der Vogelsbergstraße wurde in der Reichspogromnacht am 9. November
1938 von Nazis verwüstet. Über seine Verbindungen zu Schotten wird Arno
Stern auf der Vortragsveranstaltung im Historischen Rathaus (Beginn: 17.30
Uhr) berichten. Arno Stern und seine Familie flüchteten nach Frankreich. Die
letzten Tage vor der Flucht verbrachte die Familie in Schotten. Nach
Ausbruch des Zweiten Weltkriegs flüchteten die Familie weiter in die
Schweiz, wo Arno Stern seine Jugendjahre in einem umgestalteten
Fabrikgebäude verbrachte. Nach dem Krieg kehrte die Familie nach Frankreich
zurück, wo Arno Stern die französische Staatsbürgerschaft annahm. Als
Lebenswerk des 94-Jährigen gilt die Entwicklung des 'Malortes'. Die
Ursprünge gehen auf das Jahr 1946 zurück. Arno Stern hatte den Auftrag, in
einem Heim für Kriegswaisen Kinder zu beschäftigen, die er malen ließ. So
entstand der erste Malort. In den 1950er Jahre richtete er in Paris im
Stadtviertel Saint Germain-des-Près ein Atelier für Kinder ein. Hier war er
33 Jahre lang tätig, bevor er in ein anderes Pariser Quartier umsiedelte.
Den Ort nannte er 'Closlieu' ('Geschlossener Raum'), Stern definierte ihn
auf Deutsch als 'Malort' Nach seinen Vorstellungen sollte das Malen für die
Kinder unter seiner Aufsicht keine künstlerische oder therapeutische,
sondern vor allem eine praktische Betätigung sein. Stern entwickelte in
diesem Zusammenhang den Begriff der 'Formulation'. Demnach findet das
kreative Wirken im beschützten 'Malort' ohne Leistungsdruck und ohne
Erwartungshaltung statt. Stattdessen sollen sich Menschen jeglichen Alters
in der Gruppe Gleichgesinnter frei entfalten und sich selbst erleben können.
Noch heute, mit 70 Jahren Berufserfahrung, betreibt er seinen Malort in
Paris. Dazu hält er Vorträge, auch im europäischen Ausland, und gibt seine
Erfahrungen in Seminaren weiter. Die Idee der Malorte ist nicht nur auf
Paris beschränkt. Neue Malorte entstanden im Laufe der Zeit in Europa und in
der ganzen Welt. So auch in Gießen oder im vergangenen Jahr im Vogelsberg,
in Mücke und in Stockhausen. Die Teilnahme an dem Vortrag ist kostenfrei. Um
eine Spende für das Forschungsinstitut für Ausdruckssemiologie (I.R.S.E),
das Stern 1987 gegründet hat, wird gebeten.
Die Veranstalter, die Malorte Mücke und Stockhausen, die den Vortragsabend
in Kooperation mit Pfarrer Eckhardt und der Gruppe 'Stolpersteine Schotten'
organisieren, bitten um Anmeldung per E-Mail unter der Adresse:
malortmuecke@posteo.de
oder telefonisch unter 0160/7535745."
Link zum Artikel |
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Juni 2019:
In Schotten werden 15 weitere
"Stolpersteine" verlegt
Anmerkung: es wird vermutlich die
letzte Verlegung sein, danach liegen in Schotten,
Einartshausen und Rainrod
zusammen 72 Stolpersteine. |
Artikel von S. Weil im "Kreis-Anzeiger" vom
15. Juni 2019: " Zum Gedenken an die Opfer: Weitere 15 Stolpersteine
werden in Schotten verlegt
Noch einmal werden in Schotten Stolpersteine verlegt. 15 Stück werden es
sein. Die Aktion wird am Freitag, 21. Juni, stattfinden.
SCHOTTEN - Noch einmal werden in Schotten Stolpersteine verlegt. Die Aktion
wird am Freitag, 21. Juni, stattfinden, wie Hans Otto Zimmermann, Pfarrer
Frank Eckhardt und Manfred Schlosser von der Initiativgruppe 'Stolpersteine'
Schotten mitteilen. Geplant ist die Einbringung von 15 Stolpersteinen, die
von dem Künstler Gunter Demnig vorgenommen wird. 'Damit ist die Verlegung
von Stolpersteinen in Schotten aller Voraussicht nach abgeschlossen', sagt
Zimmermann. Seit 2014 sind auf Bestreben der Gruppe in der Kernstadt sowie
in Einartshausen und Rainrod in drei Tranchen bereits 57 Steine verlegt
worden. 'Sie sollen das Erinnern an die Verfolgten und Ermordeten der
Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus in unserer Vogelsbergstadt
wachhalten', so Frank Eckhardt.
Die Verlegung von Stolpersteinen ist ein europaweit durchgeführtes Projekt
von Gunter Demnig. Die rund zehn Mal zehn Zentimeter großen, auf einen
kleinen Betonquader aufgebrachten Messingtäfelchen sind mit den Namen, dem
letzten selbst gewählten Wohnort sowie Angaben zum Schicksal der Opfer
versehen. Sie werden in den Bürgersteig vor den jeweiligen Häusern
eingelassen. Der Verlegung voraus geht in allen Fällen eine intensive
Recherche in verschiedenen Quellen. 'Das ist in vielen Fällen schwierig.
Manchmal gibt es nur einem Namen und weitere Informationen verlieren sich in
den Unterlagen', erläutert Frank Eckhardt. Bedingung für die Verlegung sind
aber nachgewiesene Fakten. Mit der jetzt geplanten vierten Tranche, die
wieder mit Spenden von Privatpersonen und öffentlichen Institutionen
finanziert wurde, ist das Projekt in Schotten damit höchstwahrscheinlich
abgeschlossen. 'Unser Kenntnisstand lässt vermuten, dass keine weiteren
Namen mehr dazu kommen', so Manfred Schlosser. 'Sollten sich doch noch
einmal konkrete Hinweise ergeben, können natürlich noch weitere
Stolpersteine verlegt werden', betont Hans Otto Zimmermann.
Treffpunkt für die Verlegaktion in der kommenden Woche ist am Freitag um
12.30 Uhr in der Vogelsbergstraße Nummer 57/59 an der Ecke
Lohgasse/Vogelsbergstraße. Hier wohnte bis 1938 Julius Kahn. Die Aktion
beginnt mit einer kurzen Andacht von Pfarrer Frank Eckhardt und einem
musikalischen Intermezzo von Sergej Walter (Musikschule Schotten). Das Haus
Vogelsbergstraße 79 (Ecke Petersiliengasse/Vogelsbergstraße) war letzter
Wohnort der Familie Hamburger. In der Vogelsbergstraße 85 (Ecke
Neugasse/Vogelsbergstraße) wohnte die Familie Goldschmidt und in der
Markstraße 5 (Haus Rückert) Ludwig Kaufmann. Die Marktstraße 24 war letzter
freiwilliger Wohnort der Familie Ludwig, Selma und Clemmi Stern. Max Katz
wohnte in der Karlstraße 9 und die Ludwigstraße 18 war Heimstatt von
Leopold, Elisabethe Frieda und Amalie Stern. Nach dem offiziellen Ende des
Projektes Stolpersteine in Schotten planen die Initiatoren im Nachgang ein
Buch, in dem alle Opfer aufgeführt werden, an die in Schotten, Einartshausen
und Rainrod mit Stolpersteinen erinnert wird. Neben einem informierenden
Text sollen Fotos - soweit vorhanden - das Erinnern wachhalten. Auch werden
alle verlegten Stolpersteine fotografiert und in das Buch aufgenommen,
jeweils mit genauen Angaben, wo der betreffende Stein verlegt wurde."
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 283-285. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 185. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 113. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 105 (keine weiteren
Angaben). |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 201-203. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 310-311. |
| Hermann Enders: Geschichte der Juden in der Stadt
Schotten. Vogelsberger Kultur- und Geschichtsverein 1996. 14 S. |
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Hanno
Müller, Monica Kingreen, Frank Eckhardt: Juden in
Schotten 1629-1945 und Einartshausen 1800-1942. ISBN 978-3-96049-003-6.
Hrsg. von der Ernst-Ludwig Chambré Stiftung in Lich. 2016. |
|
Hanno
Müller: Juden in Schotten Einartshausen. Nachträge Erweiterung
Einartshausen. ISBN 978-3-96049-106-4. Hrsg. von der Ernst-Ludwig Chambré
Stiftung in Lich. 2022.
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Schotten Hesse. Jews lived
there from the 17th century and the community, which numbered 153 (about 8 % of
the population) in 1880, was affiliated with the Orthodox rabbinate of
Darmstadt*. Jews played a leading role in the town's public, musical and social
life. The Nazi boycott imposed from April 1933 caused at least 40 of the 73 Jews
to leave before Kristallnacht (9-10 November 1938), when SA and SS troops
organized a pogrom, destroying the synagogue's interior, Torah scrolls, and
Jewish homes. Twelve Jews were deported in 1942.
* mistake: Schotten was not affiliated with a rabbinate
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
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