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Sohren mit
Niedersohren (VG Kirchberg, Rhein-Hunsrück-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Sohren bestand eine jüdische
Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit Mitte des 19.
Jahrhunderts zurück. 1864 konnte die Synagogengemeinde Sohren offiziell
gegründet werden, zu der auch die in Niedersohren lebenden jüdischen Personen
gehörten.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 acht jüdische Einwohner, 1858 65, 1864 67, 1895 56 jüdische
Einwohner.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(Religionsschule), ein rituelles Bad und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle
1872 und 1879, siehe unten).
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Arthur Baum (geb.
23.2.1892 in Sohren, gef. 27.11.1915).
Um 1924, als noch 35 jüdische Einwohner gezählt wurden (3,5 % von etwa
1.000 Einwohnern), war Gemeindevorsteher Leopold Gärtner.
1933 lebten noch etwa 26 jüdische Personen in Sohren. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert, sodass 1938 nur noch
sieben jüdische Personen am Ort lebten.
Von den in Sohren geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Albert Braun (1880),
Ferdinand Braun (1886), Max (Marx) Braun (1882), Elsa Kahn (), Heinrich Kahn
(1896), Jules Kahn (1903), Lazarus Kahn (1870), Myrtil Kahn (1915), Regine Kahn
geb. Zimmern (1867), Sally Kahn (1898), Salomon Kahn (1864), Hedwig Meyer geb.
Kahn (1906), Inge Lore Meyer (1931), Selma Pless geb. Kahn (1896), Pauline
Rauner (1890), Therese Rauner geb. Kahn (1855), Martha Simon geb. Gerson (1880),
Karoline Strauss geb. Löb (1858).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1872 und
1879
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar
1872: "Die israelitische Religion-Gemeinde zu Sohren sucht für
gleich oder bis Purim einen befähigten israelitischen Religionslehrer und
Chassan (Kantor, Vorsänger; ledig). Gehalt 160 - 180 Thaler
jährlich, und wenn derselbe das Schächteramt versehen kann oder
Unterricht im Französischen erteilen kann, ist der Gehalt um Bedeutendes
höher. Franco-Anmeldungen nimmt Unterzeichneter entgegen.
Der Vorstand der israelitischen Gemeinde. Leopold Löb."
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mai 1879:
"Vakanz. In der hiesigen kleinen Gemeinde wird per sofort ein
Religionslehrer, auch Vorbeter (ledig), zu engagieren gesucht. Bewerber
wollen sich gefälligst an den Unterzeichneten werden. Sohren, den 12. Mai
1879. Der Vorstand Moses Marx." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Hilferuf des in schwere Not geratenen Johann Rauner
(1884)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1884:
"Hilferuf! Liebe Glaubensgenossen!
In meiner gedrückten Lage suche ich Rettung und Hilfe und bin im Voraus
allen denjenigen zu großem Danke verpflichtet, welche mich in meinem
Elende unterstützen.
Da meine Frau schon jahrelang durch Krankheiten (Krämpfe) heimgesucht ist
und meine vier Söhne in der Armee dienten (zwei sind noch bei den
Truppen), so geriet ich in so zerrüttete Verhältnisse, dass ich nicht
mehr im Stande war, meinen Verpflichtungen nachzukommen und mich in einer
sehr traurigen Lage befinde.
Am 22. September dieses Jahres wird mein Haus mit Ländereien zwangsweise
versteigert und bin ich dann mit meiner kränklichen Frau und zwei kleinen
Söhnen dem Freien ausgesetzt, und nicht im Stande, ohne fremde Hilfe mir
ein Obdach zu verschaffen. Es ergeht daher an alle wohltätigen
Glaubensgenossen die innigste Bitte, durch Geldsammlungen beizutragen,
dass für mich eine Wohnung verschafft wird.
In der Hoffnung, dass meine Bitte Gehör findet, harret
hochachtungsvoll
Sohren (auf dem Hundsrücken) Johann Rauner.
Die volle Wahrheit bescheinige hiermit und bin gern bereit, Haben in
Empfang zu nehmen und nach Pflicht zu verwenden.
Sohren, 24. August 1884. Der israelitische Vorsteher Moses Marx.
Auch wir sind bereit, Gaben entgegenzunehmen und weiterzubefördern. Die
Expedition des 'Israelit'." |
Spendenaufruf für eine in Not geratene Familie (1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1900: "Innige
Bitte!
Einem armen Familienvater, der bisher seine Familie redlich ernährte,
passierte das Unglück, mit einem Ochsen in ein drei Meter tiefes Loch zu
fallen. Derselbe zog sich hierbei sehr schwere innere Verletzungen zu,
sodass er schon lange das Bett hüten muss und auf unabsehbare Zeit seinem
Geschäfte nicht nachgehen kann. Edle Glaubensgenossen werden hierdurch
ergebenst gebeten, der bedauernswerten Familie durch milde Gaben zu helfen,
damit dieselbe in nicht noch größere Not gerät.
Isaac Kahn, Handelsmann aus Sohren, Regierungsbezirk Koblenz.
Auch die Geschäftsstelle dieses Blattes ist gerne bereit, Gaben unter Nr.
5205 entgegen zu nehmen und weiter zu befördern." |
Erneuter Spendenaufruf für den
Handelsmann Isaac Kahn (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1901: "Innige
Bitte!
Vor ca. 1 1/2 Jahren erließen wir hier einen Aufruf für den Handelsmann Isaac
Kahn in Sohren (Rheinland), der mit einem Ochsen verunglückte und
noch immer das Bett nciht verlassen kann. Der Kranke muss nun in den
nächsten Tagen nach einer Heilanstalt verbracht werden und ist es nach
Aussage des Arztes noch fraglich, ob er dorten wieder soweit hergestellt
werden kann, dass er an Krücken gehen kann. Die nötigen Geldmittel
fehlen jedoch hierzu und ergebt daher an alle edlen Glaubensgenossen die
herzliche Bitte helfend einzugreifen und gleichzeitig der Frau, die mit
vier kleinen Kindern unversorgt zurückbleibt, etwas zu ihrem Unterhalte
beizusteuern. Wir sind gerne bereit, milde Gaben unter Nr. 7466 zur
Weiterbeförderung in Empfang zu nehmen. Geschäftsstelle des
'Israelit'." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Goldene Hochzeit von Marcus Marx und Babetta geb. Gärtner
(1885)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September 1885: "Sohren,
2. September (1885). Heute feierten die von jedermann geachteten Eheleute
Herr Marcus Marx und Frau Babetta geb. Gaertner das schöne
Fest der goldenen Hochzeit. Beide sind noch rüstig und erfreuen sich
einer ziemlichen Gesundheit. Der Jubilar zählt 73 und die Jubilarin 76
Jahre. Sie wurden von ihren 6 Kindern und 23 Enkeln aufs Großartigste
beglückwünscht, doch musste die offizielle Feier wegen eines Krankseins
seitens einer der Söhne unterbleiben. Wir wünschen dem Paare, dass es
ihm vergönnt sein möge, auch die diamantene Hochzeit zu feiern, bei der
alsdann alles Versäumte nachgeholt werden soll." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betraum in einem der
jüdischen Wohnhäuser vorhanden. 1864 wurde eine Synagoge in einem
Fachwerkhaus eingerichtet, die bis zu ihrer Verwüstung beim Novemberpogrom 1938
Mittelpunkt des religiösen Lebens der jüdischen Gemeinde in Sohren gewesen
ist. Bei dem Gebäude handelt es sich vermutlich um ein älteres Bauernhaus, in
dem ein Betraum eingerichtet wurde.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge verwüstet.
Zunächst hatten zwei SA-Leute sich den Schlüssel zum Betsaal besorgt und vor
dem Gebäude auf den Beginn der Verwüstungsaktion im Dorf gewartet. Als ihnen
dies zu lange dauerte, vernagelten sie die Synagogentür und verließen den Ort.
Später traf ein Rollkommando auf Lastwagen von Simmern her ein, das die
Synagoge verwüstete. Nach den Verwüstungen wurde das Gebäude verkauft und als
Möbellager zweckentfremdet.
1950 wurde das Gebäude abgebrochen.
Adresse/Standort der Synagoge:
Fotos
(Quelle: Landesamt s.Lit. S. 348)
Gebäude der ehemaligen
Synagoge |
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Die Aufnahme wurde zwischen
1939 und 1950 erstellt |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 348-349 (mit weiteren Literaturangaben).
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Sohren Rhineland. Twenty-two
Jews were living in Sohren in the early 19th century. The Jewish population rose
to 83 in 1843 and then fell to 65 (total 858) in 1885 and 26-28 in 1932-33.
Eighteen Jews emigrated before Kristallnacht (9-10 November 1938), and
two to France afterwards. Five Jews were deported to the camps in July 1942. Ten
Jews perished in the Holocaust. The synagogue opened in 1858 was sold to the
village in December 1938 and transferred to the Koblenz Jewish community in
1954. The Jewish cemetery, dating back to the
first half of the 198th century, was desecrated in 1978.
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