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Friedhöfe in der Region"
Zur Übersicht: Jüdische Friedhöfe in Baden-Württemberg
Wankheim (Gemeinde
Kusterdingen, Landkreis Tübingen)
Jüdischer Friedhof
. Bitte besuchen Sie auch die Website des "Fördervereins für Jüdische Kultur in
Tübingen e.V."
http://www.verein-juedische-kultur-tuebingen.de/.
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in
Wankheim
(interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
1774 pachteten vier bis fünf jüdische Familien aus Wankheim ein
Grundstück, um hier einen Friedhof anlegen zu können. Jährlich war eine Pacht
von zuletzt 3 Gulden zu bezahlen. Seit 1843 bemühte sich die israelitische
Gemeinde Wankheim um den Kauf des Friedhofsgeländes. Da der Gemeinderat
Wankheim einen zu hohen Betrag forderte, zogen sich die Verhandlungen, in die
die jeweiligen Oberbehörden mehrfach eingriffen, über vier Jahre hin. Seit
1848 war der Friedhof im Besitz der Gemeinde. Um 1900 wurde er, da auf ihm bis nach 1933 auch die aus Tübingen und Reutlingen
verstorbenen jüdischen Personen beigesetzt wurden, noch einmal erweitert. Der
Friedhof liegt an der alten Straße von Wankheim nach Kusterdingen (mehrfach
ausgeschildert; unweit der heutigen B 28; Fläche 10,88 a). Auf dem Friedhof
befindet sich ein Gedenkstein für 14 aus der jüdischen Gemeinde Tübingens in
der Verfolgungszeit 1933 bis 1945 umgekommene Personen.
Im Oktober 1939 wurde der Friedhof schwer geschändet: 65 Grabsteine wurden
umgestürzt. 1943 ging der Friedhof in das Eigentum der Gemeinde Wankheim über.
1949 wurde die Begräbnisstätte im Rahmen der Restitution an die israelitische
Kultusvereinigung Württemberg zurückgegeben. Weitere Schändungen des
Friedhofes waren im November 1950, Mai 1986 und Dezember 1989.
Die Lage des Friedhofes
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Links: Lage des jüdischen Friedhofes Wankheim
(durch
Pfeil markiert)
(Topographische Karte aus den 1970er-Jahren) |
Link zu den Google-Maps
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)
Größere Kartenansicht
Fotos
Historisches Foto (um
1930)
(Quelle: Jüdische Friedhöfe und Gotteshäuser in
Württemberg. Hg. vom Oberrat der Israeliten in Württemberg 1932)
Neuere Fotos
Der Friedhof im
Frühjahr 2020
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 7.5.2020) |
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Das auffallend blau
gestrichene
Eingangstor |
Die Hinweistafel zur
Geschichte der
Gemeinde und des Friedhofes |
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Blick über den Friedhof
vom Eingangstor |
Die Gedenktafel |
Teilansicht und
Gedenktafel |
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Grabstein Mitte für
Lenchen Dessauer geb. Halle
(1857-1928) und Adolf Dessauer (1852-1939) |
Teilansicht des
Friedhofes
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Teilansicht des
Friedhofes
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Teilansichten des
Friedhofes |
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Grabstein für Julius
Stern (geb. 1882
in Horb, gest. 1918 in
Tübingen) |
Hinweistafel zum
jüdischen Friedhof. Der Weg
zum Friedhof ist mehrfach gut ausgeschildert. |
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Der Friedhof im Sommer
2003
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 13.8.2003) |
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Hinweisschild an der (alten)
Straße
von Kusterdingen nach Wankheim |
Blick auf den Friedhof im
abendlichen Gegenlicht; im Gegensatz zur Situation
von vor 25 Jahren
(siehe Fotos 1978) ist der Friedhof auch im Westen von
Wald umgeben;
rechts das Eingangstor |
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Hinweistafel am Eingangstor |
Blicke über den Friedhof |
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Teilansichten |
Grabstein für Adolf Dessauer
(1852-1939)
und Lenchen geb. Halle (1857-1928) |
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Grabstein für Jakob Spiro mit
Pflanzenornamentik (1853-1892) |
Grabstein für Albert Schäfer
(1878-1941)
und Gedenkstein für dessen
Tochter Hertha |
Grabstein für Düna Singer
geb.
Liebmann aus
Reutlingen (1828-1881) |
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links: Gedenkstein für jüdische
Tübinger, die in der NS-Zeit
ermordet worden |
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Der Friedhof im
Spätherbst 2003
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 3.12.2003) |
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Blick zum Friedhof |
Eingangstor |
Blick über den Friedhof |
Ältere Fotos
(Fotos: Hahn, Farbfotos entstanden im Sommer 1978; sw-Fotos um 1984)
Der Friedhof
in den 1970er und 1980er-Jahren |
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Hinter dem
Friedhof liegt die große Erddeponie des Landkreises; damals hatte man
noch eine freie Sicht in die Ferne; einige Jahre später ist die
Erddeponie mit einem
Wald bewachsen. Siehe Fotos oben von 2003. |
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Eingangstor zum Friedhof |
Teilansichten |
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Gedenkstein für jüdische Tübinger,
die in der NS-Zeit ermordet worden |
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Pflanzenornamentik auf dem Grabstein
von Jakob Spiro |
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Presseberichte zum Friedhof
Seotember 2019:
Führung über den jüdischen Friedhof zum
"Europäischen Tag der jüdischen Kultur"
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Artikel von Werner Bauknecht im
"Schwäbischen Tagblatt" vom 2. September 2019: "Wankheim · Geschichte.
Grabsteine erzählen vom jüdischen Leben
Bei der Führung über den Jüdischen Friedhof in Wankheim ging es um
Grabinschriften und die Biografien der Verstorbenen.
Das Interesse am Sonntag war erstaunlich groß: Zum europäischen Tag der
jüdischen Kultur boten die Geschichtswerkstatt Tübingen und der Förderverein
für jüdische Kultur eine Führung über den jüdischen Friedhof in Wankheim an
– und fast 200 Besucher kamen. Wankheim war, was das jüdische Leben betraf,
die Vorgängergemeinde von Tübingen oder Reutlingen, berichtete Martin Ulmer
von der Geschichtswerkstatt. Der Wankheimer Friedhof wurde 1774 „von vier
oder fünf jüdischen Familien in Pacht genommen“, wie der Fachmann ausführte.
Das bezeichne auch den Beginn des dortigen jüdischen Lebens. Der Ortsrat in
Wankheim schuf aus einer Scheuer durch Umbau Wohnraum für jüdische Familien.
So lebten 1825 immerhin 73 Juden in Wankheim, das waren 15 Prozent der
Bevölkerung des Ortes. Ihre Berufe: Viehhändler, Trödelhändler oder
Handwerker, wie beispielsweise Graveur oder Metzger. Nicht immer war das
Zusammenleben einfach, wie Aufschriebe zeigen.
Machten einst Juden ein Viertel der Bevölkerung Wankheims aus, zog 1886 der
letzte Wankheimer Jude weg. Bereits 1882 hatte man die dortige Synagoge
abgerissen. Aus den Steinen wurde die Tübinger Synagoge auf gebaut. „Die
Juden wanderten damals in die größeren Städte ab“, so Ulmer. Der Wankheimer
Friedhof allerdings wurde noch bis in das Jahr 1941 von den Juden genutzt.
Auf dem Friedhof gibt es 137 Gräber. Sie sind in der Regel in Richtung
Jerusalem ausgerichtet. So können die Toten das Auferstehen des Messias
nicht verpassen und damit auch selbst auferstehen. Friedhöfe seien für Juden
„Häuser der Ewigkeit“, berichtete Ulmer. Sie werden deshalb auch nicht nach
25 Jahren abgeräumt, sondern bleiben ewig. Die erste Beerdigung in Wankheim
fand 1788 statt. Das Grab, das kleinste auf dem Friedhof, ist noch immer
vorhanden. Zu Beginn waren alle Inschriften auf den Grabsteinen auf
Hebräisch. Später gab es eine Mischung aus Hebräisch und Deutsch, am Ende
wurde nur noch in deutscher Sprache in die Grabsteine geschrieben. Die
Gräber sind halbrund angeordnet, in der zweiten Reihe befinden sich die
Kindergräber. Sie sind auch die kleinsten. Viele der Gräber wurden
restauriert, da war der Förderverein tätig. Bis ins 19. Jahrhundert seien
Einzelgräber Usus gewesen, später kamen auch Familiengräber dazu, sagte
Ulmer. Viele der Intarsien der Grabsteine ähneln sich. Auf ihnen sind, aus
dem Stein gehauen, Bilder wie Zweige oder andere floristische Symbole. Das
stehe, erklärt Ulmer, für das Leben. Therese Hirsch aus Tübingen, gestorben
1895, hat einen auffälligen Grabstein, der sich durch seine glatte, dunkle
Fläche von den Sandsteinen vieler anderer unterscheidet. Ihr Mann Leopold
war der erste, der das Bürgerrecht in Tübingen Mitte des 19. Jahrhunderts
erhielt. Am Eingang steht ein neuer Stein. Auf ihm sind die Namen der 14 von
den Nazis ermordeten Juden aus dem Tübinger Landkreis namentlich erwähnt. .
"
Link zum Artikel |
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2022/2023:
Der Friedhof wird umfassend
saniert |
Artikel in "RTF 1" vom 23.
September 2022: "Kusterdingen-Wankheim: Jüdischer Friedhof:
Sanierungsarbeiten starten
Der jüdische Friedhof in Wankheim zählt zu den letzten noch erhaltenen
materiellen Zeugnissen für jüdische Kultur im Kreis Tübingen. 1774 wurde er
angelegt. In den vergangenen Jahrhunderten haben die rund 140 Grabsteine
unter Wind und Wetter gelitten. Nun beginnen die Sanierungsarbeiten.
Ein Friedhof, der Geschichten erzählt. Verwittert sind die Grabsteine
auf dem jüdischen Friedhof in Wankheim. Frost und Feuchtigkeit haben über
die Jahrhunderte ihre Spuren hinterlassen. Damit die Grabsteine auch in
Zukunft erhalten bleiben, werden sie jetzt saniert. Zum Auftakt der
Sanierungsarbeiten kamen am Freitag zahlreiche Menschen zusammen. Unter
anderem waren der Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser, Tübingens
Oberbürgermeister Boris Palmer sowie Michael Kashi, Vorstandsmitglied der
Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, vor Ort. Der Tübinger
Landrat Joachim Walter betonte: bei der Sanierung gehe es mehr als nur um
die Erhaltung von Grabsteinen. Der jüdische Friedhof habe eine große
Bedeutung. 'Er ist ein Zeugnis für das Leben davor und für das, wie uns
jüdisches Leben in diesem Landstrich geprägt hat.' Und zum anderen sei er
auch eine Mahnung, Tendenzen frühzeitig zu erkennen, die zu so gefährlichen
Entwicklungen führen könnten, 'wie wir's in diesem Land oder wie es unsere
Vorfahren in diesem Land erleben mussten'.
Ort soll authentisch bleiben: Maßnahmen greifen gering ein. Dieser
Friedhof erzähle eine tiefgreifende Geschichte, so Stefan Schädel. Er ist
der Geschäftsführer von Strebewerk Architekten und für die Planung der
Sanierungsarbeiten zuständig. Damit der Ort weiterhin authentisch seine
Geschichte erzählt, dürfe er nicht komplett umgestaltet werden. Im ersten
Schritt wurden die Grabsteine schonend gereinigt: Moose und Flechten wurden
entfernt. Im Winter gibt es eine kurze Sanierungspause. Stark gefährdete
Grabsteine werden so lange von Holzkästen geschützt. 'Dadurch sind keine
Schneeauflagen auf den Grabsteinen, es puffert etwas die Temperatur: Sie
kennen es von den Rosen, die im Winter eingepackt werden', erklärt Schädel.
Im Anschluss, also im Frühjahr 2023, werden die Steine konservatorisch
überarbeitet. 'Ganz geringfügig eingreifende Maßnahmen, die die Substanz
festigen und sichern.' 2023 sollen die Arbeiten weitestgehend abgeschlossen
sein.
Die Kosten der Sanierungsmaßnahmen belaufen sich auf insgesamt 300.000 Euro.
Finanziert werden die Maßnahmen unter anderem vom Regierungspräsidium
Tübingen, den Städten Tübingen und Reutlingen und dem Förderverein für
Jüdische Kultur in Tübingen."
Link zum Artikel
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
 | Frowald Gil
Hüttenmeister: Der jüdische Friedhof Wankheim. Stuttgart 1995
(Beiträge zur Tübinger Geschichte Bd. 7). |

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