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Weilburg (Kreisstadt,
Kreis Limburg-Weilburg)
Jüdische Friedhöfe
(erstellt unter Mitarbeit von Joachim Warlies)
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Weilburg
(interner
Link)
Zur Geschichte der Friedhöfe
Ein alter jüdischer Friedhof lag - nach
Angaben von 1936 - im damaligen Garten hinter dem Hotel 'Lord' (nach der
Gemeindebeschreibung von 1936, siehe Seite zur
Synagoge in Weilburg). Dies war im Haingraben an der Stadtmauer. Mitte des
18. Jahrhunderts war dieser Friedhof voll belegt.
Der neue jüdische Friedhof in Weilburg wurde 1751 angelegt. Der älteste lesbare Grabstein ist von 1842. Die
Friedhofsfläche umfasst 12,40 ar. 1937 wurde ein Teil des Friedhofsgrundstückes
verkauft und auf ihm ein Wohnhaus erstellt. Der neue Besitzer benutzte
Grabsteine als Baumaterial. Weitere siehe Beitrag von Joachim Warlies:
Dazu Beitrag von Joachim Warlies: "Ein fast vergessener Friedhof
Still und abseits liegt der jüdische Friedhof 'Auf dem Dill'. Diese Lage vor allem, am Rande der Stadt, nicht zugänglich für die Öffentlichkeit und eingeschlossen von einer hohen, efeuberankten Mauer, ist der Grund dafür, dass der Friedhof fast vergessen ist. Fast so vergessen wie die Juden selbst.
Im Jahre 1751 war der Friedhof 'Auf dem Dill' angelegt worden, nachdem der Vorgängerfriedhof im Haingraben an der Stadtmauer voll belegt war.
1885/86 wurde der Friedhof erweitert und dabei 1886 auch die Mauer errichtet. Der älteste Grabstein stammt aus dem Jahre
1842. 1936 fand die letzte Beisetzung auf dem Friedhof statt, im November 1938 blieb der Friedhof von Verwüstungen verschont.
Mit Kaufvertrag vom 9.6.1939 verkaufte die Kultusgemeinde einen noch frei stehenden Teil des Friedhofs für 750 RM an einen Dozenten der Weilburger Hochschule für Lehrerbildung, der diesen zunächst als Gartenfläche nutzte.
Betritt man den Friedhof durch die schmale, unauffällige Gartentür, so stößt man nach wenigen Schritten auf ein Grabmal, dessen Inschrift noch zu lesen ist. Es erinnert an die Brüder Harry und Moritz Bauer, die beide im Ersten Weltkrieg zu Tode kamen: Harry Bauer fiel am 7. Dezember 1914 in Polen, das damals noch
'Russisch-Polen' hieß, und Moritz Bauer starb am 24. Juli 1916 in russischer Gefangenschaft.
Außer den Gebrüdern Bauer fielen noch Julius Cahn und Sally Moses. Die Familie Cahn ließ auf dem Grabstein des Vaters, des Kaufmanns Heinrich Cahn, folgenden Satz eingravieren:
'Julius Cahn (geb. 4. Mai 1893) starb den Heldentod in Russisch-Polen am 4. Dezember
1914.' Julius Cahns kurzer Lebensweg ähnelt dem anderer Gefallener des Ersten Weltkriegs: Er war wie sein Vater gebürtiger Weilburger, hatte ab 1903 das Gymnasium Philippinum Weilburg besucht und 1912 die Reifeprüfung bestanden. Anschließend begann er das Studium der Jurisprudenz. 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger und fiel als Angehöriger des Infanterieregiments 221 bei Lodz.
Nach dem Krieg (1920) ließ die Gemeinde an der Friedhofsmauer eine kleine Tafel zur Erinnerung an die Gefallenen der jüdischen Gemeinde anbringen."
Hinweis: Der Schlüssel zum Friedhof ist beim Stadtbauamt
Weilburg, Mauerstraße 6-8, Tel. 06471/31455 während den allgemeinen
Dienstzeiten oder bei den Nachbarn, Auf dem Dill 6, erhältlich.
Über die 1978 angebrachte Gedenktafel
(Fotos und Text von Joachim Warlies)
1978:
"Es gibt auf diesem Friedhof keine Beisetzung mehr, denn in Weilburg leben keine Juden
mehr". Mit dieser sachlichen Feststellung begann Landesrabbiner Ernst Roth seine Rede, als am
18. Juni 1978 eine Gedenktafel auf dem jüdischen Friedhof Weilburg enthüllt wurde.
Neben Kantor Zucker und Bürgermeister Abt waren zahlreiche Bürger zu der Feier erschienen. Landesrabbiner Roth drückte in seiner Rede die Hoffnung aus, die Gedenktafel solle dazu beitragen, dass nie mehr solcher Schrecken und dass das Übel schon im Keim erstickt werde.
Die Tafel mit der Inschrift
"Zur Erinnerung an die jüdischen Einwohner der Stadt Weilburg, die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung geworden
sind" wurde an der rückwärtigen Friedhofsmauer angebracht, direkt neben der Gedenktafel, die die jüdische Gemeinde zur Erinnerung an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs hatte anbringen lassen.
Das Nebeneinander beider Tafeln weist unmerklich und unaufdringlich auf die Widersprüche deutscher Geschichte des 20. Jahrhunderts hin: Sally Moses und Julius Cahn gehörten zu den gefallenen Soldaten, an die die jüdische Gemeinde 1920 mit ihrer Tafel erinnerte. Sally Moses’ Frau und Tochter wurden 1942 deportiert, die Schwester von Julius Cahn, Else Cahn, wurde 1943
deportiert. |
Lage des Friedhofes
Der Friedhof befindet sich im Osten der Stadt an der
Lessingstraße/Straße "Auf dem Dill".
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 23. August 2009)
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Blick
auf den Eingangsbereich; das linke
Tor führt zu dem auf dem unbelegten
Teil
des Friedhofes erbauten Wohnhaus |
Das rechte Tor
führt in den Friedhof |
Hinweistafel |
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Teilansicht |
Im Hintergrund das
auf dem unbelegten
Teil des Friedhofes erbaute Wohnhaus |
In der Mitte
Grabstein für Zerline Dreyfus
geb. Mastbaum (1830-1909) |
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Grabstein
links für Julius Feist (1840-1905)
und Henriette Feist geb. Friedheim
(1846-1934), Grabstein rechts für Sella
Friedheim geb. Löwenstein
(1817-1906) |
Teilansicht
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Grabstein links
für Sophie Kahn geb. David
(gest. 1902), rechts für Carl Kahn |
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Grabstein rechts
für Bernhard Baum
(gest. 1909), Grabstein Mitte für
Rosa Cahn geb. Flink
(gest. 1908) |
Grabstein rechts:
"abgebrochene Säule"
für einen viel zu früh Verstorbenen |
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Aufwändig
gestalteter Grabstein für Bernhardt Jessel (1839-1911) mit einer Sanduhr
als Symbol der zerrinnenden Zeit |
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Blick
über den alten Teil des Friedhofes;
die Grabsteine wurden
großenteils
abgeräumt
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Grabstein rechts
für
Johanna Rosenberg geb. Goldschmidt |
Grabstein
rechts für Saly Moses
(geb. 1878, gest. an Verwundung
im Mai 1917),
Grabstein links für
Jakob Julius Joel (1834-1916) |
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Grabstein für
Gerson Schamberg
(1834-189?) |
Grabstein für
Lina Schamberg
geb. Stern (?) (1848-1929) |
Denkmal für die
Gefallenen des Ersten
Weltkrieges: Julius Cahn, Harry Bauer,
Moritz Bauer,
Sally Moses |
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Grabstein links
für Emilie Herz
geb. Reifenberg, rechts für
Robert Herz (1836-1913) |
Grabstein für
Joseph Sternberg
(1841-1927) und Bertha Sternberg
geb. Friedmann
(1865-1936) |
Gedenktafel:
"Zur Erinnerung an die
jüdischen Einwohner der Stadt Weilburg,
die
Opfer nationalsozialistischer
Verfolgung geworden sind" (siehe oben) |
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Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
Januar 2022:
Unterrichtsprojekt des Gymnasiums
Philippinum Weilburg
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Artikel von Joachim Warlies im "Weilburger Tageblatt" vom 11. Januar 2022: "Begegnung
mit jüdischer Geschichte. Ein Unterrichtsprojekt des Gymnasiums
Philippinum Weilburg beginnt mit Bürsten, Lappen und Eimern..."
Zum Lesen des Artikels bitte Abbildung anklicken. |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde
Weilburg |
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs
(innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus
hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar:
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41
Zu Weilburg sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,810 Familienverzeichnis sowie Geburts-, Trau- und
Sterberegister der Juden von Weilburg 1818 - 1876; enthält ein
Verzeichnis der jüdischen Familien in der Kultusgemeinde Weilburg mit
Angaben zum Personenstand samt statistischem Überblicke, aufgestellt
1845; enthält jüdisches Geburtsregister 1818 - 1874 und jüdisches
Trauregister 1820 - 1874 sowie jüdisches Sterberegister 1818 -
1876; enthält auch Angaben zu Personen aus Löhnberg, Merenberg,
Waldhausen; dazu auch ein Hinweis auf die Einweihung der Synagoge in
Weilburg 1845 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v131332
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Literatur:
| Arnsberg II,352-355. |
| Artikel über den
jüdischen Friedhof und die jüdische Gemeinde in Weilburg: hier
anklicken (Seite der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit
LImburg a.d. Lahn). |
|
Jüdische Friedhöfe Limburg-Weilburg: Eine Gesamtdokumentation der beiden
Friedhöfe in Limburg und Weilburg an der Lahn. Sämtliche 2004 existierende
Grabmale und Gesamtansichten auf über 500 hochauflösenden Fotos.
Nähere Informationen beim Verlag
"Friedhof und Denkmal": hier
anklicken
|
| Weitere Literatur siehe auf der Seite
zur Synagoge in Weilburg (interner Link) |
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