In Altenburg lebten Juden bereits im Mittelalter. Bereits in der ersten Hälfte
des 14. Jahrhunderts lebten Juden in der Stadt. So wird ein "Jäckel
von Altenburg" genannt, der in den vierziger Jahren des 14. Jahrhunderts
ein Haus in Eger besaß. Er kam in Eger 1350 im Zusammenhang mit der
Judenverfolgung in der Pestzeit ums Leben. Nach 1350 wird erstmals 1364 ein
Altenburger Jude genannt. 1367 wurde der Jude Merkel von Altenburg als Bürger
in Erfurt aufgenommen. Bis 1404 wurden in Erfurt weitere drei Juden mit dem
Herkunftsnamen "von Altenburg" in Erfurt genannt (Kunna von Altenburg
1373-1383, Yseckin von Altenburg und sein Sohn Juda 1404). 1418 lebten
in Altenburg 14 als Steuerzahler in Betracht gezogene Männer. Acht von ihnen
ernährten sich - in kleinem Stil - vom Geldhandel. Auch ein nur an Juden
verkaufender Fleischer (Fleischsnider der Juden) wird genannt. In dieser
Zeit bildeten die jüdischen Familien eine kleine Gemeinde, die vermutlich in
der Johannisgasse einen Betraum (Synagoge) hatte. Nach 1430 wurden die
Altenburger Juden vermutlich ausgewiesen. Mitte des 15. Jahrhunderts lebten
keine Juden mehr in der Stadt.
Als Erinnerung an die mittelalterliche Ansiedlung in Altenburg besteht noch die
"Jüdengasse" (Judengasse) in der Stadt (zwischem dem Markt
und der Johannisstraße). Auch der "Jüdengrund" im Osten der
Stadt könnte mit der jüdischen Geschichte in Zusammenhang stehen (abgegangener
Friedhof?).
In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1620/21) wurde vier Juden im Bereich
des Deutschen Hofes die Niederlassung gestattet. Es ist unbekannt, ob sich tatsächlich
jüdische Personen/Familien niedergelassen haben.
Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand wiederum eine jüdische
Gemeinde ("Israelitische Vereinigung") in der Stadt, zu der großenteils
jüdische Familien aus osteuropäischen Ländern gehörten. Zu den ersten
Zuzügen jüdischer Familien kam es erst seit Ende der 1860er-Jahre, da noch in
den 1850er-Jahren der Zuzug jüdischer Personen nach Sachsen-Altenburg kaum
möglich war. 1868 meldete ein
Wilhelm Wolff ein Textilgeschäft in Altenburg an. 1895 gab es erst 22 jüdische
Einwohner in Altenburg. Im ganzen damaligen Herzogtum Sachsen-Altenburg - gab es
1871 10 jüdische Einwohner, 1880 33, 1890 45 und 1900 99, 1905 131, 1910 194.
Sie verteilten sich vor allem auf die Städte Altenburg, Schmölln und Kahla (1885
lebten von 40 jüdischen Einwohnern 22 in Altenburg,12 in Schmölln und 6 in Kahla).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (beziehungsweise ein Betsaal;
s.u.) und eine Religionsschule. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden im
jüdischen Friedhof in Leipzig beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Anfang der
1930er-Jahre wird als solcher Seelig Wolf Gottesmann genannt.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Hans Bucky (geb.
13.11.1896 in Altenburg, gef. 21.12.1914) und Heinz Gerson-Prager (geb.
12.10.1900 in Berlin, gef. 30.9.1918). Außerdem ist gefallen: Walter Heinrich
(geb. 19.6.1890 in Altenburg, vor 1914 in Chemnitz wohnhaft, gef. 19.8.1915).
Um 1924, als zur Gemeinde etwa 165 Personen gehörten (nach Angaben der jüdischen
Gemeindeverwaltung: 20 Familien), war Gemeindevorsteher Bruno Strumpfner. Den
Religionsunterricht der jüdischen Kinder erteilte Lehrer Max Graf aus Leipzig. 1932
war Gemeindevorsteher Markus Güttmann (Friedrich-Ebert-Straße 3). An jüdischen
Vereinen befand eine Ortsgruppe des Bezirksverbandes Süd-Sachsen-Thüringen
für jüdische Wohlfahrtspflege (gegründet 1929; 1932 Vorsitzender Markus Güttmann,
Friedrich-Ebert-Straße 3; Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung Hilfsbedürftiger,
13 Mitglieder). Viele der vor allem ostjüdischen Familien lebten in Armut,
weswegen der Jüdische Frauenbund Anfang der 1930er-Jahre eine besondere
Spendenaktion für die verarmten jüdischen Kinder in Altenburg starteten (siehe
Berichte unten).
Nach dem "Handbuch der jüdischen Gemeindeverwaltung" von 1924/25
gehörten zur jüdischen Gemeinde in Altenburg auch die beiden damals in Eisenberg
lebenden jüdischen Familien. Bei einer Familie handelte es sich um die
Familie Ludwig und Alma Rothholz, die seit ca. 1910 in Eisenberg ein
Bekleidungsgeschäft betrieben (zunächst am Steinweg 6). Nach dem Tod ihres
Mannes zog Alma Rothholz mit ihrem Geschäft in das Eckhaus Marktgasse 2. Eine
weitere Familie war in Eisenberg Familie Albert und Emma May (Haus Großer
Bühl 1, siehe unten).
An jüdischen Gewerbebetrieben gab es in Altenburg u.a.: Kaufhaus M. & S. Cohn
(Inh. Albert Levy und Sally Bucky, Sporenstraße 2-6), Damen- und
Kinderkonfektion M. Kaiser, Inh. Albert Levy (Markt 27), Schuhgeschäft Nathan Cannemann (Sporenstraße 11),
Nordheimers Schuhwarenhaus, Inh. Hedwig Blank (Sporenstraße 17), Schuhgeschäft Curt Löwenstamm
(Burgstraße 14), Geschäft von Isaak Rotenberg & Co., Inh. Isaak Rotenberg,
Beretz Liebermann und Perla Liebermann (Kornmarkt 11),
Textilgeschäft Wilhelm (Wolf) Goldberg (Kornmarkt 21 und Baderei 12), Textilgeschäft Wilhelm Goldberg
(Topfmarkt 1).
Ende 1929 kam es zu ersten Überfällen von Nationalsozialisten gegen
jüdische Einwohner (siehe Berichte unten).
1933 lebten 134 jüdische Personen in der Stadt. In den folgenden Jahren
ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der
zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise
ausgewandert. Im Zusammenhang mit der Abschiebung der sogenannten
"Ostjuden" wurden am 28. Oktober 1938 etwa 45 Personen in Altenburg
verhaftet und an die polnische Grenze gebracht; von ihnen überlebten die
NS-Zeit nur vier Personen. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die noch
vorhandenen jüdischen Geschäfte und zahlreiche Wohnungen jüdischer Familien
und Einwohner durch SA-Leute und anderen Nationalsozialisten überfallen. Die
Wohnungs- und Ladeneinrichtungen wurden zertrümmert, viele der jüdischen
Einwohner misshandelt. Die jüdischen Männer wurden verhaftet und später in
das KZ Buchenwald verbracht. Hier verstarb Nathan Dannemann an den
Misshandlungen. Im August 1939 mussten die noch verbliebenen jüdischen
Einwohner in sogenannten "Judenhäuser" in großer Enge zusammenziehen
(Kronengasse 2, Zeitzer Straße 21, Teichstraße 10, Pauritzer Straße 37,
Johannisstraße 5/6, Wenzelstraße 5 und Roßplan 2). Zwischen 1942 und 1944
wurden die bis dahin verbliebenen jüdischen Einwohner deportiert: am 10. Mai
1942 17 Personen in das Getto Bezlyce (Polen), noch im selben Jahre 41 weitere
Personen (alle 58 wurden ermordet), 1943 und 1944 elf Personen in das
Konzentrationslager Auschwitz und fünf in das Ghetto Theresienstadt.
Von den in Altenburg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Isaak Aronowitz (), Josef
Aronowitz (), Gusta (Gittel, Gusty) Beller (1912), Hedwig Beller (1920), Helene
Chaja Beller geb. Brand (1884), Leo (Leib) Beller (1881), Abraham David Berger
(1896), Anita Berlinski (1928). Hedwig Berlinski geb. Allerhand (1897),
Jeschajahu Berlinski (1928), Josef Wolf Berlinski (1925), Rosa Berlinski (1930),
Simon Mendel Berlinski (1896), Salomon Buchhalter (1899), Sima Buchhalter
(1897), Marianne Bucky (1867), Lucie Chan (1886), Bienchen Cohn (), Philippine
Cohn (1858), Selma Cohn (1860), Kurt Dannemann (1905), Nathan Dannemann (1878),
Max Felsen (1908), Bernhard Freilich (1887), Sophie Freilich geb. Felsen (1891),
Cilly Goldberg (1895), Ella Goldberg (1927), Eugenie (Gittel) Goldberg geb.
Wiesel (1904), Hilde Anna Goldberg (1924), Kalman Goldberg (1892), Moritz
Goldberg (1927), Wilhelm Goldberg (1894), Thea Haber (1926), Bertha (Blume,
Bluma) Habermann geb. Neumann (1882), Edith (Ethel) Habermann (1924), Koppel
Habermann (1913), Moses Habermann (1871), Agnes Häusler (), Frieda Häusler (),
Karl Häusler (), Helene Hamberg (1879), Simon Itzbitczki (1890), Herbert
Jakobsthal (1905), Kalman (Koloman) Kaiser (1871), Hermann Kloß (1884), Marie
(Marion) Kloß (1927), Regina Kloß geb. Heidemann (1894), Arnold Kohn (1880),
Bettchen (Betty) Kohn geb. Marx (1884), Ferdinand Kohn (), Gertrud Kohn (1921),
Günther Kohn (1919), Paul Kohn (1888), Julius Kohn (Cohn) (1896), Golde
(Margarete) Kornmehl geb. Gilkur (1880), Leopold Kornmeld (1910), Max Kornmehl
(1908), Siegfried Kornmehl (1914), Albert Levy (1886), Franziska Levy geb. Bucky
(1895), Lore Levy (1920), Renate Levy (1923), Martha Lewinsohn (1878), Benjamin
Liebermann (1916), Edith Liebermann (), Hertha Liebermann geb. Schlabowsky
(1902), Paula (Perla) Liebermann geb. Feiner (1883), Simona Liebermann (), Löwenstamm
(verschiedene Personen), Kurt Löwenstamm (1893), Renate Loewy (1927), Martha Müller
geb. Lewinsohn (1878), Julia Neumann geb. Krauser (1879), Michael (Mechel Leib)
Neumann (1881), Michael Nathan Chaim Neumann (1910), Hans Naftali Oronowicz
(1931), Leo Oronowicz (1925), Margarethe Oronowicz (1930), Regina Oronowicz geb.
Handweiler (1896), Wanda Oronowicz (1923), Julius Parnes Rosenbach (1913), Adele
Rosenberg geb. Szkolny (1871), Salomon Rosenmann (1899), Helene
Rosenmann-Buchhalter (1926), Hermann Rosenmann-Buchhalter (1929), Betty
Rotenberg geb. Kloss (1885), Edith Rotenberg (1931), Ella Rotenberg geb.
Ruchewitzky (1891), Esther Rotenberg (1927), Hinda Rotenberg geb. Perla (1897),
Isaak Isidor Rotenberg (1902), Josef Rotenberg (1900), Luzie Rotenberg (1926),
Ruth Rotenberg (1925(, Samuel Rotenberg (1898), Sonja Rotenberg (1930), Emma
(Emmy) Schlabowski geb. Rosenstein (1869), Karl Friedrich Schorr (1878), Abraham
Arnold Soltes (1924), Bernhard Soltes (1918), Doris Hanni Soltes (1922), Israel
Arnold Soltes (1895), Joachim Soltes (1909), Joachim Hersch Soltes (1928), Sara
Mirjam Soltes (1926), Rachel Malka Sternberg geb. Grünberg (1888), Philipp
Strassmann (1901), Hedwig Strumpfner geb. Stern (1880), Gitla Unter (1889),
Israel Waldmann (1890), Berta Wandstein geb. Rosenmann (1894), Johanna Weinstein
(1889), Ilse Woroczek (1907).
Zur Erinnerung an einen Teil der umgekommenen Personen wurden in den vergangenen
Jahren "Stolpersteine" in Altenburg verlegt. Bis Ende 2013 sind
28 solcher Gedenksteine in Altenburg vorhanden (vgl. weitere Informationen auf
der Website von Christian Repkewitz s.u. bei den
Links)
Aus Eisenberg sind umgekommen: Albert May (1875), Emma May geb.
Blumenthal (1883), Margarete May (1909), Manfred May (1933), Alma Rothholz
(1869).
Die Verlegung von vier "Stolpersteinen" in Eisenberg für die
Mitglieder der Familie May wurde am 5.
August 2014 am Großen Brühl 1 in Eisenberg vorgenommen (siehe Berichte und Fotos
unten).
Berichte
aus dem jüdischen Gemeindeleben In der Mitte des 19. Jahrhunderts
kommt die Emanzipation der Juden in Sachsen und in Sachsen-Altenburg nur äußerst langsam
und gegen großen Widerstand voran (Artikel von
1847 - 1851)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. September 1847:
"Und während die öffentliche Meinung Englands sich in der Presse, durch
seine Staatsmänner, in seinen Wahlkollegien so unverhohlen kund gibt, und
während Pius IX. mit höherem Beispiel voranleuchtend, die Verbrüderung der
gesitteten Nationen nur von versöhnender Liebe, nicht aber vom Drucke und
von der Verfolgung erwartet; während endlich auf dem preußischen Landtage
die Koryphäen der öffentlichen Meinung das ganze Gewicht ihrer Überzeugung
für die Emanzipation der bedrückten Juden in die Waagschale legten –
sind in Sachsen und in Altenburg die Israeliten noch wie im Mittelalter
den härtesten Beschränkungen unterworfen; denn während daselbst sogar
Russen, Mohammedaner etc. ungehinderten Handel treiben, ist zum Beispiel in
dem aufgeklärten Leipzig, dem modernen Athen, den aus Preußen kommenden
Juden untersagt, ihre Waren anders feilzubieten, als in Gewölben, und die
Krämer dieser Konfession sind sogar auf einen Platz außerhalb des Stadttores
verwiesen. Auch dürfen sie nur während einer Messwoche ihre Waren
verkaufen, wodurch die zwei anderen für sie völlig verloren gehen."
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Dezember 1851:
"Aus
dem Osterlande, 21. November. Es gehen doch wunderliche Dinge vor!
Während in fast allen anderen kleinen Staaten die Regierungen selbst dahin
wirken, mit Hilfe des betreffenden Bundestagsbeschlusses die deutschen
Grundrechte außer Kraft zu setzen, hat in Sachsen-Altenburg diese
Sorge eine Anzahl handeltreibender Staatsbürger übernommen und
Unterschriften zu einer Petition gefordert und gesammelt, welche zu Gunsten
der Ausschnittwarenhändler die Juden von den Jahr Märkten verdrängen
und sie in dieselben Rechts- und Verkehrsverhältnisse zurückgebracht wissen
will, wie sie im fanatischen Mittelalter gang und gäbe waren. Als Motive
werden hervorgehoben, dass die Juden von ihrem Schachergeiste nicht
abzubringen wären, gewöhnlich die ungebildeten Klassen im Handel
übervorteilten, was ein Christ nicht tun dürfe, und dass, wenn die Juden
nicht baldigst verdrängt würden, in kurzer Zeit jede Ähre auf dem Halme,
noch ehe sie gereift, deren Eigentum sein werde, der Jude auch in der Regel
zu keinem nützlichen Geschäfte fähig sei. Besonders (meinen die
Bittsteller) seien es die Grundrechte der Deutschen, worauf hin den
Juden nicht jedes Bewegen im Leben verboten werden könne; man bitte daher um
entsprechende Abänderung derselben. Diese Petition atmet überhaupt einen so
unduldsamen Geist gegen die im Lande wohnenden Israeliten, dass man es nicht
genug bewundern kann, wie so etwas heutzutage noch möglich ist. Man bietet
alle Beredsamkeit auf, um unwissende Leute zur Unterschrift zu bewegen.
Wahrscheinlich aber werden, nach den bisherigen Vorgängen zu urteilen, die
deutschen Grundrechte schon außer Wirksamkeit gesetzt werden, ehe diese
Petition noch die höchste Stelle erreicht. "
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. Januar 1853: "Altenburg,
17. Januar. Die D.A.Z. (vermutlich: Deutsche Allgemeine Zeitung) berichtet von hier
Folgendes, was nicht glaublich,
aber doch wahr ist: wenn auch die deutschen Grundrechte hier wieder
aufgehoben worden sind, so bleiben doch diejenigen Vorschriften jenes
Reichsgesetzes, welche in hiesige, mit landschaftlicher Zustimmung erlassene Landesgesetze übergegangen sind, oder bereits vorher in solchen Gesetzen
enthalten waren, auch ferner und so lange in Kraft, als nicht im
verfassungsmäßigen Wege Abänderungen beschlossen werden. Zu diesen in
Wirksamkeit bleibenden Gesetzen sind ausdrücklich gezählt die seit dem Jahre
1848 erlassenen Gesetze und Verordnungen über die Presse, über das
Jagdrecht, über die Militärpflicht, über die Ablösung von
Grundverpflichtungen und Zwangsverhältnissen, über die Aufhebung der
Patrimonialgerichtsbarkeit, über den Wegfall von Grundsteuerbefreiungen und
beziehungsweise die Entschädigung dafür, über die Bildung neue
Religionsgemeinschaften und über die Aufhebung des Lehnverbandes. Schon vor
Wiederaufhebung der Grundrechte hatten 75 Innungen des Landes bei der
Landschaft eine Petition eingereicht, worin sie baten, dass die einschlagenden Paragraphen derselben, welche den Genuss aller
staatsbürgerlichen und bürgerlichen Rechte für völlig unabhängig von dem Religionsbekenntnis erklärten und somit den
Juden auch für das hiesige Land
Handelsbefugnisse einräumten, wieder außer Geltung geschafft werden
möchten. Die Sache ward aber von Seiten der Landschaft und des Ministeriums
als erledigt angesehen, da eben durch die Aufhebung der deutschen
Grundrechte die desfallsige Bestimmung des Grundgesetzes für das
Herzogtum Altenburg wieder in Kraft trat. Eine spezielle Folge davon war
übrigens eine Bekanntmachung der Landesregierung, dass jüdische Handelsleute
auf inländischen Jahrmärkte nicht zuzulassen seien. Ausgenommen von diesem
Verbot sind nur Juden, welche mit optischen Waren handeln."
Aktivitäten von Antisemiten gegen
jüdische Beschicker des Jahrmarktes (1906)
Artikel in der Zeitschrift "Im deutschen Reich" vom Juni 1906 S. 393: "Leipzig.
Die 'Altenburger Zeitung für Stadt und Land' veröffentlichte am 18. vorigen
Monats ein 'Eingesandt', das die Unterschrift 'Mehrere hiesiger Bürger'
aufwies und wie folgt lautet: 'Mehrere Interessenten, die auf hiesigem
Jahrmarkt feilhalten, möchten den Wunsch aussprechen, dass die Behörde mehr
darauf Rücksicht nimmt, dass die Juden nicht unter die hiesigen
Geschäftsinhaber zu stehen kommen, sondern, wie es auch in anderen Städten
üblich ist, eine Reihe für sich zugewiesen erhalten, damit man nicht die
ganze Woche das Geschrei mit anhören muss'. Die Redaktion des Altenburger
Blattes bemerkte hierzu: 'Das Erstere geht nach dem Gesetz, das gleiche
Rechte jedem zuschreibt, wohl nicht. Was das Ausschreien der Ware
angelangt, so dürfte eine neue Gassenordnung bald näheres darüber bringen'.
- Es ist unschwer vorauszusehen, dass in dieser Ordnung auch den nichtjüdischen
Ausrufern eine Beschränkung aufgelegt wird, die den mehreren
Altenburger Bürgern erst recht unwillkommen sein durfte. Der Zwischenfall
erinnert aber an eine Entscheidung des Dichterfürsten Goethe, bei dem vor
etwa 100 Jahren eine von dem Dresdener Kaufmann Marcus Landau geführte
Deputation jüdischer Marktlieferanten vorsprach, um sich über den
Magistrat von Weimar zu beschweren, der ihnen infolge eines
Ansuchens christlicher Konkurrenten die bisher innegehabten Plätze versagt
hatte. Der menschenfreundliche Minister erklärte, die auch aufgrund einer
älteren Verfügung getroffene Anordnung der Stadtverwaltung nicht ändern zu
können, erfreute aber die jüdische Abordnung durch die Zusage, Ihnen dafür
Plätze zu verschaffen, die weit günstiger seien, als die bisher innegehabten und
ihnen über die, die ihnen diese missgönnt hätten, entschiedene
Vorteile bieten würden. Für Marcus Landau bot bis ans Lebensende diese
Audienz bei Goethe eine der beglückendsten Erinnerungen."
Zwei Entscheidungen des
Unterrichtsministeriums für die Schulen: Das Alte Testaments wird aus den
Volksschulen verbannt - jüdische Schüler können am Schabbat frei bekommen (1907
/ 1909)
Artikel
in "Der Gemeindebote" vom 17. Juli 1907: "Aus Altenburg wird
berichtet: dass Altenburgische Unterrichtsministerium ordnete die
Beseitigung des Alten Testaments als Lehrmittel in den Volksschulen an. "
Artikel in "Der Sabbath" vom Dezember 1909 S. 66: "Altenburg,
im November (1909). Aus Anlass eines Spezialfalles hat das Sachsen-Altenburgische
Ministerium bestimmt, dass Schulkinder jüdischen Glaubens an jeden Sabbat
vom Schulunterricht zu befreien sind, desgleichen an allen hohen jüdischen Fall
Festtagen, sofern die Eltern der Kinder dies verlangen. "
Jüdische Einwohner in Altenburg werden überfallen (1929)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 6. Dezember 1929: "Nationalsozialisten
überfallen jüdische Einwohner in Altenburg.
Berlin (JTA). Das sozialdemokratische Hauptorgan 'Vorwärts' teilt
unter der Überschrift 'Pogrom in Altenburg' mit: 'Im Anschluss an eine
Werbeveranstaltung der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei kam es in
Altenburg verschiedentlich zu Schlägereien. In der Wallstraße überfiel
ein Trupp Nationalsozialisten eine Anzahl jüdischer Bewohner und
misshandelte sie. An der Ecke Berg- und Frauengasse wurden von den
Nationalsozialisten einige Reichsbannerleute geschlagen. Die Angegriffenen
haben teilweise nicht unerheblich Verletzungen davongetragen. Die Täter
haben sich bisher nicht ermitteln lassen.
Die durch die Vorkommnisse erregten Bewohner und Straßenpassanten konnten
nur durch energisches Eingreifen der Polizei davon abgehalten werden, auf
die Nationalsozialisten einzudringen.'
Zum Schluss bemerkt 'Vorwärts': 'Die Polizei von Altenburg hat also die
Rowdys geschützt und derweil die Täter laufen lassen. Das ist eine
seltsame Auffassung der Aufgabe der
Ordnungspolizei.'"
Artikel
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom Dezember 1929 S.
82: "Nationalsozialisten überfallen harmlose jüdische Bürger in Altenburg. In
Altenburg (Thüringen) hat kürzlich ein Trupp Hakenkreuzer eine jüdische
Familie, die sich auf dem Wege zum Bahnhof befand, um Angehörigen das Geleit
zu geben, in rohester Weise überfallen. Der einzige Grund zu dem Überfall auf
diese harmlosen Spaziergänger ist in ihrem etwas jüdischen Aussehen zu
erkennen. Als die Familie, eine Frau von 60 Jahren, drei Herren und zwei
Kinder, in ihre Wohnung flüchten wollte, folgten die Hakenkreuzler ihr auch
dorthin. Sie erhielten zum Teil ernste Quetschungen, Kopfverletzungen und
dergleichen. Zwei Reichsbannerleute wurden gleichfalls von einem Trupp
Hakenkreuzler überfallen, zu Boden geworfen und getreten.
Wie die 'Ostthüringer Volkszeitung' schreibt, handelt es sich bei diesen Hakenkreuzlern
um Trupps, die von außerhalb nach Altenburg gekommen waren, um an einer
Werbeveranstaltung der NSDAP teilzunehmen.
Große Kreise der Altenburger
Bevölkerung sind mit Recht in größter Erregung über diese Vorgänge. Mögen
sie allen denen zur Warnung dienen, die noch immer glauben. untätig den
politischen Ereignissen zu sehen zu können."
Artikel
in der "CV-Zeitung" vom 6. Dezember 1929: Text wie oben und dem
ergänzenden Satz: "Jeder deutsche Jude und jeder Nichtjude, der
derartige Untaten verabscheut, möge aber am 8. Dezember die Lehre daraus
ziehen und bei den Wahlen in Thüringen und Bayern seine Stimme gegen die
Nationalsozialisten abgeben."
Hinweis: die Ergebnisse der Landtagswahl am 8. Dezember 1929 in Thüringen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Thüringer_Landtag_(Weimarer_Republik) und
https://www.wahlen-in-deutschland.de/wlThueringen.htm
Prozess gegen Nationalsozialisten
(1931) Anmerkung: bei Dr. Klee handelte es sich um Rechtsanwalt Dr. Alfred Klee
(geb. 1875 in Berlin, umgekommen 1943 im KZ Westerbork NL; siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Klee.
Artikel
in "Der Israelit" vom 2. Juli 1931: "Leipzig. Im nahen
Altenburg ging fünf Tage lang ein Prozess gegen Reichsbannerleute,
die angeklagt waren, Nationalsozialisten überfallen zu haben. Einer der
Verteidiger war Dr. Klee aus Berlin. Die am Prozesse beteiligten
Nationalsozialisten ergingen sich dauernd in schweren Beleidigungen des
Anwalts, so dass sie mehrmals in Ordnungsstrafen genommen werden mussten."
Artikel
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 6. November
1931: "Bespitzelung
jüdischer Geschäfte unzulässig.
In Altenburg (Thüringen) maßte sich die dort
erscheinende Zeitung 'Braune Front' (früher 'Altenburger Nachrichten') an,
Aufpasser vor ein jüdisches Kaufhaus zu stellen, um die Namen der Besuche zu
notieren. Es wurde in der Zeitung angekündigt, dass die Käufer und Besucher
bekanntgegeben werden würden. Durch einstweilige Verfügung des Landgerichts
Altenberg vom 1. August dieses Jahres - I Q 3S'31 und des Oberlandesgerichts in Jena vom
21. August dieses Jahres - 3W 1166.31 - wurde der Zeitung unter Strafandrohung verboten,
das Kaufhaus zwecks Feststellung der Besucher und Käufer überwachen zu
lassen oder die Namen der betreffenden Personen direkt oder andeutungsweise
zu veröffentlichen."
Artikel
in "Blätter des Jüdischen Frauenbundes" vom September 1931 S. 4: "Altenburg.
Als uns im Frühjahr dieses Jahres durch unsere Mitarbeiterin Frau
Schüftan, Erfurt, von der besonderen jüdischen Not in Altenburg in Thüringen
berichtet wurde, beschloss der engere Vorstand auf seiner März-Sitzung,
durch den Jüdischen Frauenbund den am ärgsten betroffenen Kindern in Altenburg zu helfen.
Frl. Pappenheim begleitete mit einer Mitarbeiterin der
Isenburger Heimkommission Frau Schüftan auf einer ihrer Fahrten und konnte ihr und
uns dadurch besonders wirksam raten, wo und wie wir eingreifen können. Durch
Aufrufe in unseren Blättern und in der übrigen jüdischen Presse, sowie die
durch einige persönlich gehaltene Briefe gelang es uns, für etwa 30 Kinder
in jüdischen Heimen für 3-5 Monate Freiplätze oder stark ermäßigte
Pflegesätze zu erhalten. Gegen 3000 Reichsmark (diese Summe setzt sich aus
kleinsten Beträgen zusammen) wurden uns an Spenden zur Verfügung
gestellt. Es ist uns so mit Hilfe dieser Spender und der jüdischen Heime
Deutschlands und der Schweiz ohne viel Aufhebens gelungen, wirklich allen
Kindern, die besonders elend waren, zu helfen. Alle haben sich gekräftigt; viele wurden in dem gepflegten frohen
Milieu der Kinderheim erst
wirklich zu Kindern."
Artikel
in "Blätter des Jüdischen Frauenbundes" vom November 1932 S. 5: "Schweizer
Hilfe. Wie glücklich waren wir, dass wir die bescheidenen Spenden, die wir
aus Bundeskreisen erhielten, durch eine spontane, großzügige Spende des
Schweizer jüdischen Frauenbundes vermehren konnten, der aus eigenem Antrieb
- angeregt durch die Lektüre unserer Blätter und durch einen Vortrag von
Dr. Margarete Berent (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Margarete_Berent) auf seiner Jahresversammlung
- eine Sammlung für
Erholungsfürsorge jüdischer Kinder eingeleitet hat und dem jüdischen
Frauenbund über 1000 frs. überwiesen hat. Wir haben einen beträchtlichen Teil
dieser Summe Altenburg zur Verfügung gestellt, außerdem Wyk,
Isenburg,
unsere Elberfelder Zentrale (die beiden letzten Stellen für Erholungsfälle)
und einige Ortsgruppen für ihre Erholungsfürsorge bedacht."
Artikel
in den "Blättern des Jüdischen Frauenbundes" vom Februar 1933 S. 11:
"Jüdische
Kindernot in Altenburg. Unter diesem Kennwort haben wir unseren Mitgliedern
und Freunden schon oft die ganz besonders schwere Notlage der Altenburger
jüdischen Bevölkerung mitgeteilt und sie über die Hilfsmaßnahmen, die wir
unter Leitung von Frau Schüftan, Erfurt, vom jüdischen Frauenbund aus in
die Wege geleitet hatten, immer informiert.
Frau Schüftan wird jetzt von
Mitarbeiterinnen aus unserer Leipziger Ortsgruppe noch stärker unterstützt,
da die räumliche Entfernung Leipzig-Altenburg wesentlich geringer ist als
die von Erfurt nach Altenburg.
Als neueste Maßnahme ist zu berichten, dass
jetzt eine sehr gut empfohlene Fürsorgerin in Altenburg stationiert ist, um
versuchsweise im Rahmen der Familienfürsorge dort Hilfe zu leisten.
Geld und Naturalspenden, auch Kleidungsstücke, werden weiterhin erbeten und sind am
besten direkt an Frau Schüftan, Erfurt, Goethestraße 4 zu senden. In
einigen Monaten wird auch in unseren Blättern über die eingegangenen Spenden
quittiert werden."
Vom Städtischen Pfandamt dürfen
keine Pfänder mehr von Juden angenommen werden (Juni 1933)
Artikel
in "Jüdische Rundschau" vom 20. Juni 1933: "Juden und
Pfandleihe.
Aus Altenburg (Thüringen) wird uns berichtet: einer in Altenburg
wohnenden Familie ist vom Stadtvorstand Altenburg nachstehende Mitteilung
zugegangen:
'Laut Verfügung des Herrn Staatsbeauftragten für die Stadt
Altenburg vom 1. Juni 1933 Uhr dürfen Pfänder von Juden vom städtischen Pfandamt grundsätzlich
nicht mehr angenommen werden. Es kommen demnach auch
Neuversetzung oder Verlängerung der bereits versetzten Pfänder nicht mehr
in Frage. Sie wollen also dafür Sorge tragen, dass sie ihre Pfänder vor dem
Verfalltag einlösen, andernfalls werden die Pfänder zur nächstfolgenden Auktion versteigert. Eine weitere Stundung kommt keinesfalls
in Frage. Der Stadtvorstand. Städtisches Pfandamt Altenburg, Thüringen
(Unterschrift).'
Zur Vermeidung von materiellem Schaden ist es also wichtig,
dass Juden darauf aufmerksam gemacht werden, dass Ihnen in diesem Fall die
städtischen Einrichtungen nicht mehr zur Verfügung stehen."
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Juli
1894: "Altenburg, 1. Juli (1894). In heutiger Zeit
gelangt jedes unsere Glaubensgenossen betreffende Ereignis mit Kommentaren
in die Tagespresse, die oft böswillig und oberflächlich sind. Der hier
ansässige Bankier Moritz Liebeschütz hat sich in Leipzig in der
Pleiße ertränkt. Keine einzige unter den zahlreichen Betrachtungen über
dieses Ereignis, selbst in den großen Blättern der Reichshauptstadt,
bringt das richtige Informationsmaterial. Der Großvater des erst 38 Jahre
alten Liebeschütz, der Holzmakler Meyer Liebeschütz aus Memel,
hat sich im Jahre 1878 ebenfalls in der Pleiße ertränkt, welcher direkt
von Memel nach Leipzig gekommen war, um seinen dort anwesenden Enkel noch
einmal zu sehen. Wir verzichten darauf, den Schleier von den zum Teil auf
hereditärer Psychose, wie sie in heutiger Zeit so häufig ist, beruhenden
Ereignissen in der beklagenswerten Familie aufzuziehen. Zur Ehrenrettung
des Verstorbenen, der bereits auf der Schule über ein Jahr seines
Seelenzustandes wegen beurlaubt war und der dann im Hause Schwarzschild in
Frankfurt am Main und später hier das Bankfach erlernte und mit eigenen
nicht unbeträchtlichen Mitteln ein Bankgeschäft eröffnete, seien hierdurch
die gehässigen an diesen Fall geknüpften Kommentare in das richtige
Licht gerückt. Ein edel angelegtes Leben endete in frühzeitiger
Umnachtung nach schweren Schicksalsschlägen."
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. August 1894: "
Sprechsaal. An die Redaktion der Allgemeinen Zeitung des Judentums!
In
Nr. 27 ihres geschätzten Blattes vom 6. Juli finden wir in der Beilage
'Der Gemeindebote' unter 'Altenburg, 1. Juli' eine Notiz, unseren Bruder, den
verstorbenen Bankier Moritz Liebeschütz betreffend. Wir ersuchen Sie ergebenst,
unter Hinweis auf § 11 des Pressegesetzes, um folgende, wörtlich
wiederzugebende Berichtigung.
1. Unser Bruder hat nicht in Leipzig,
sondern in Altenburg seinen Tod gefunden.
2. Hat derselbe auf der
Prima nach einem Typhus längere Zeit lediglich an Nervosität gelitten.
3. Hat derselbe das Bankgeschäft bei Schraidt & Hoffmann in Coburg
erlernt.
4. Ist unser Großvater im Jahre 1878 nach Leipzig nicht
gekommen, 'um seinen Enkel zu sehen', sondern hat sich daselbst aus heute noch
nicht aufgeklärten Motiven scheinbar selbst den Tod gegeben.
5. Hat kein Mitglied unserer Familie je an irgendeiner Psychose gelitten. Wir
müssen daher die Bemerkung in jener Notiz: 'wir verzichten darauf, den
Schleier von den zum Teil auf hereditärer Psychose, wie sie in heutiger
Zeit so häufig ist, beruhenden Ereignissen in der beklagenswerten Familie
aufzuziehen', als eine geradezu frivole bezeichnen.
Es sind, abgesehen von
der einfachen Tatsache des Todes unseres Großvaters, alle in jener Notiz
wiedergegebenen Behauptungen und Folgerungen falsch und scheinen aus einer
Quelle geflossen zu sein, der es nicht angenehm sein kann, dass 'der
Schleier von dem so sehr tieftraurigen Ereignis aufgezogen wird'. Wir als
die einzigen Geschwister (respektive Zwillingsbruder) des Verstorbenen, die
wir ihn nicht nur in dieser Eigenschaft, sondern auch als Ärzte kompetent zu
beurteilen in der Lage waren, protestieren mit aller Entschiedenheit
dagegen, dass unser unglücklicher Bruder in 'frühzeitiger Umnachtung' den Tod
gesucht zu zu haben hingestellt wird. Es ist hier nicht der Ort, auf
die Verhältnisse, welche jenes schreckliche Ende herbeigeführt haben,
einzugehen. Dessau, 19. August. Hochachtungsvoll ergebenst Dr. Julius Liebeschütz, praktischer Arzt - Dessau. Dr. John Liebeschütz,
praktischer Arzt - Hamburg."
Artikel in "Die Wahrheit" vom 25. Oktober 1901: "Altenburg.
Am 14. Oktober gingen am hiesigen herzoglichen Hoftheater 'Die Hugenotten'
(vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Les_Huguenots) in einer von der Kritik
allgemein anerkannten Aufführung in Szene. Über die Leistung des Frl.
Großkopf, der Tochter des Oberkantors J. Großkopf in Frankfurt am Main,
schreibt die 'Altenburger Zeitung': Fräulein Großkopf hat den 'Pagen' recht
hübsch gesungen. Sie war eine anmutige Figur und in der Darstellung lag ein
graziöses Wesen, Frische und Gewandtheit. Der helle Sopran kam in der
Cavatine zur Geltung, die Passagen darin wurden mit Accuratesse zur
Ausführung gebracht und auch die Phrasierung kam angenehm zum Ausdruck. Die
Rolle bot der jungen Sängerin - trotz ihres deutschen Namens eine Ungarin -
Gelegenheit, sich von vorteilhaftester Seite zu präsentieren und sie hat im
Gesang und Spiel recht gefallen. In allem war das Streben nach sorgsamer
Ausführung der Partie erkennbar, und dem schönen Willen folgte die schöne
Tat. So nahm Frl. Großkopf an dem Beifall des Abends ihren berechtigten
Anteil."
Artikel in "Die Wahrheit" vom 6. Juni 1902: "Frankfurt
am Main. Sonntag den 25. Mai fand in der 'Loge zur aufgehenden
Morgenröte' die Trauung des Musikdirektors Marco Großkopf, Sohn des
Oberkantors der hiesigen Hauptgemeinde, mit Fräulein Emma Ullman, Tochter
des Privatiers Herrn Jakob Ullman, statt. Mit einem Psalme, welchen ein von
der königlichen Hofoper in Wiesbaden entsandtes Männerquartett vortrug,
wurde die Feierlichkeit eingeleitet. Als das Hochzeitspaar den Altar
erreicht hatte, ließ der Bruder des Bräutigams auf der Violine die
feierlichen Klänge des 'Largo' von Händel unter Begleitung des Harmoniums
ertönen. Herr Rabbiner Dr. Plaut hielt sodann eine erhebende Trauungsrede,
in welcher er die Harmonie zwischen den Ehegatten als die zuverlässigste
Grundlage für das Glück der Ehe bezeichnete. Es folgte ein Trauungsgesang,
welcher für das junge Paar den Segen des Himmels herabflehte, gesungen von
der Schwester des Bräutigams, der herzoglichen Hofopernsängerin Franziska
Großkopf in Altenburg. Nachdem darauf das Gebet gesprochen war,
sang das Quartett wiederum einen Chor, worauf die Segnung des Brautpaares
erfolgte. Bei dem nachfolgenden Hochzeitsmahle brachte Herr Rabbiner Dr.
Plaut den Toast auf das junge Paar aus, indem er ihm Glück für die
Lebensfahrt wünschte, die es zunächst nach dem fernen Temesvar führen wird.
Das Quartett von der Wiesbadener Oper, bei welcher der Bräutigam längere
Zeit als Kapellmeister beschäftigt war, erfreute noch durch ein schön
gesungenes Ständchen und nahm den Dank für seine künstlerischen Darbietungen
entgegen. Toaste, musikalische und deklamatorische Vorträge wechselten in
bunter Reihe, und in überaus animierter Stimmung blieb die aus Freunden und
Angehörigen beider Familien bestehende Hochzeitsgesellschaft bis nach
Mitternacht beisammen."
Die Sopranistin am Altenburger
Hoftheater Elsa Bland tritt in Wien auf (1905)
Anmerkung: Über die Opernsängerin Elsa Bland (1880-1935) siehe
Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Elsa_Bland. In diesem Artikel wird auch ihre Zeit 1905/06 in Altenburg
benannt. Ihr Vater war der Kantor Moritz Blatt (1846 Fünfhaus - 1906 Wien;
Kantor am Leopoldstädter Tempel in Wien), ihre Mutter Therese Rebeka geb.
Goldmann. Genealogische Informationen siehe
https://www.geni.com/people/Moritz-Blatt/6000000037101177383
Artikel
in "Die Wahrheit" vom 5. Mai 1905: "Wien. Fräulein
Elsa Bland vom Hoftheater in Altenburg absolvierte Ende voriger und anfangs
dieser Woche an der hiesigen Hofoper ein dreitägiges Gastspiel mit seltenem
Erfolge. Die gesamte Kritik anerkannte die phänomenalen Stimmmittel der
jungen, hoffnungsvollen Künstlerin und prognostizierte ihr eine glänzende
Zukunft. Fräulein Bland, die bereits für die Hofoper engagiert sein
soll, ist eine Tochter des hiesigen I. Kantors M. Blatt. - Einige
Tage vorher gastierte an der Wiener Hofoper eine zweite, überaus
sympathische Künstlerin, die gleichfalls einer Kantorfamilie entstammt. Es
ist dies Fräulein Wenger vom Grazer Stadttheater, die von Direktor Mahler
telegraphisch hierher berufen wurde, um für die erkrankte Frau von Mildenburg in der
'Boheme' einzuspringen. Fräulein Wenger, die dem Wiener Konzertpublikum nicht unbekannt ist, fand durch Stimme und Spiel großen Beifall. "
Der Flieger Rosenbaum verhindert
einen terroristischen Angriff und wird zum Gefreiten ernannt (1917)
Artikel in "Der Gemeindebote" vom 23. November 1917: "Altenburg,
16. November. Der Hauptmann und Kommandeur Steffen des Flugplatzes Altenburg
erließ folgenden Abteilungsbefehl: in der Nacht vom 5. zum 6.
dieses Monats ist der Versuch gemacht worden, die Halle 5 in die Luft zu
sprengen. Dank der Aufmerksamkeit des dort stehenden Postens, Fliegers
Rosenbaum, welcher mit anerkennenswerter Ruhe und sachgemäßem Handeln
vorgegangen ist, konnte der Verbrecher an der Ausführung seiner Tat
gehindert werden. Ich spreche dem Flieger Rosenbaum im Namen der Fea
(Fliegerersatzabteilung), welcher er einen ausgezeichneten Dienst erwiesen
hat, meine herzliche Anerkennung aus. Ich ernenne ihn hiermit zum Gefreiten.
Gleichzeitig habe ich bei der Inspektion der Flieger Truppen beantragt, dass
dem Gefreiten Rosenbaum das Verdienstkreuz für Kriegshilfe verliehen wird. - Der Flieger
Rosenbaum ist ein Sohn des Herrn Isaak Rosenbaum in Frankfurt."
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. April 1878: "Lehrlingsstelle
gesucht. Ich suche für meinen 15 Jahre alten Sohn, welcher bisher die
Schule besuchte, Stelle als Lehrling in lebhaftem Manufaktur- oder
Ledergeschäft bei freier Kost und Logis. S. Frankenbach, Altenburg in
Sachsen. "
Geburtsanzeige von Renate Levy,
Tochter von Albert und Fränze Levy (1923) Anmerkung: zu Geschichte und Schicksal der Familie siehe unten bei der
Geschichte des Kaufhauses M. & S. Cohn.
Anzeige
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 9. August 1923:
"Renate.
Die Geburt eines munteren Mädchens zeigen in dankbarer Freude an
Albert Levy und Frau Fränze geb. Bucky Altenburg (Sachsen-Altenburg), 21. Juli 1923."
Anzeigen des Kaufhauses M. & S.
Cohn (1934-1938) Anmerkung: Das Kaufhaus M. & S. Cohn (Inh. Albert Levy und Sally Bucky) hat bis 1938 fast wöchentlich in
verschiedenen jüdischen Periodika mit der unten wiedergegebenen Anzeige inseriert; das Kaufhaus befand sich in der Sporenstraße
2-6). Zur Geschichte des Kaufhauses. Die beiden Schwestern Marianne und
Selma Cohn eröffneten 1890 am Markt 23 in Altenburg ein kleines
Textilgeschäft. Durch die Heirat Marianne Cohns mit dem aus Leipzig stammenden
Sally Bucky entwickelte sich das Geschäft zu einem angesehenen Kaufhaus.
Tochter Franziska (Fränze) Bucky heiratete 1914 den Geschäftsmann Albert Levy,
der das Geschäft weiter entwickelte. In den 1920er-Jahren hatte es mehr als 40
Abteilungen mit 160 Mitarbeitern (Gebäude Sporenstraße 2-6, Lager im Haus Hinter
der Waage 4). 1930 wurde das 40-jährige Bestehen gefeiert. Die
Unternehmerfamilie engagierte sich kulturell und sozial im Leben der Stadt
Altenburg, finanzierte Aufführungen im Altenburger Landestheater und
organisierte Wohltätigkeitsveranstaltungen. Nach 1933 verschärften sich jährlich
die Maßnahmen der Nationalsozialisten gegen das Kaufhaus. Beim Novemberpogrom
1938 drangen SA-Männer in die Wohnung der Familie ein und misshandelten die
Familienmitglieder. Sally Bucky (78 Jahre alt), sein Schwiegersohn Albert Levy
und der Verlobte von Lore Levy, Fritz Leiser wurden verhaftet. Albert Levy und
Fritz Leiser wurden im KZ Buchenwald interniert und zur Ausreise aus Deutschland
erpresst. Sie konnten in die Niederlande emigrieren, wurden jedoch 1944 allesamt
deportiert und in Auschwitz ermordet. Dies betraf Marianne Bucky (77 Jahre alt),
Albert und Franziska Levy sowie die Töchter Lore und Renate. Nur Hans Levy
konnte nach Südafrika emigrieren. Erst nach 1990 erfolgte eine Rückgabe des
Kaufhauses an die Erben. Die Erbengemeinschaft Bucky-Levy verschenkte 1996 ihr
Haus in der Rudolf-Breitscheid-Straße 2 (früher Bismarckstraße 2) dem
Evangelisch-Lutherischen Magdalenenstift für wohltätige Zwecke. An die Familie
erinnern vier "Stolpersteine" und eine nach Albert Levy benannte Straße in
Altenburg. Grundlage:
Geschichte des
Kaufhaus-Unternehmens sowie
Bildtafel zum Kaufhaus
(eingestellt im schulportal-thueringen.de, pdf-Datei).
Überlebt hat auch Fritz Leiser (geb. 1912 in Coswig, gest. 2011 in Inverness FL/USA)
https://www.geni.com/people/Fritz-Leiser/6000000079585859313
Dazu auch Website von Christian Repkewitz
https://www.christian-repkewitz.de/index.php/de/cohn-bucky-levy Literatur: Christian Repkewitz: Cohn - Bucky - Levy. Rastlos
vorwärts. Selbstverlag 2017.
https://www.christian-repkewitz.de/index.php/de/2014-12-06-18-31-04
Anzeige
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 11. Oktober
1934: ""
Anzeige
in "Jüdische Rundschau" vom 15. März 1938: ""
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 7. Juli
1938: ""
Verlobungsanzeige für Lore Levy und
Fritz Leiser (1938) Anmerkung: Zur Geschichte von Lore Levy und Fritz Leiser siehe oben bei der
Geschichte des Kaufhauses M. & S. Cohn.
Anzeige
in "Jüdisches Gemeindeblatt Leipzig" vom 12. August 1938.
"Lore Levy - Fritz Leiser Verlobte.
Altenburg in Thüringen Bismarckstraße 2 -
Leipzig Gottschedstraße 17"
Dieselbe Anzeige
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom
11. August 1938.
Sonstiges Herzogin Agnes von
Sachsen-Altenburg ist eine Anhängerin der "Juden-Mission" und
veröffentlichte dazu ein (in christlichen Kreisen) viel gelesenes Buch (1898) Anmerkung: zu Agnes von Sachsen-Altenburg (1824-1897) siehe Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Agnes_von_Anhalt-Dessau. Bei der Zeitschrift "Dibre
Emeth" ("Worte der Wahrheit") handelt es sich nicht um eine jüdische
Publikation, sondern um die von dem Prediger in Frankfurt an der Oder Julius
C. Hartmann herausgegebene judenmissionarische Zeitschrift, die in jüdischen
Kreisen sicher nicht gelesen wurde. Auch die Schrift der Herzogin Agnes "Ein
Wort an Israel" wurde in jüdischen Kreisen durchweg abgelehnt.
Artikel in "Dibre Emeth" vom Januar 1898 S. 6: "Herzogin
Agnes von Sachsen-Altenburg ist eine der fürstlichen Personen, deren die
Geschichte der Judenmission gedenkt. Sie wurde am 24. Juni 1824 zu Dessau
geboren. Ihr Vater war der 1871 gestorbene Herzog Leopold von Anhalt. Ihr
1831 geborener Bruder Friedrich ist der jetzt regierende Herzog von Anhalt,
ihre Schwester Maria Anna, geb. 1837, die Witwe des 1885 gestorbenen
preußischen Prinzen Friedrich Karl. 1853 vermählte sie sich mit dem
damaligen Prinzen und jetzigen Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg. Ihr
einziges Kind, Prinzessin Marie, trat mit dem Prinzen Albrecht von Preußen,
dem jetzigen Regenten von Braunschweig, in die Ehe. Im Jahre 1869 gab
Herzogin Agnes ein Büchlein heraus, welches ihre Liebe zu den Kindern
Israels bekundete. Der Titel lautete: 'Ein Wort an Israel'. Die Schrift
enthält eine Zusammenstellung biblischer Zeugnisse zu Gunsten der
christlichen Lehre von der Messianität Jesu. Dr. Friedrich Ahlfeld, der
berühmte Prediger, führte sie mit einer Vorrede ein, in welcher er auf das
freundliche Verhalten der anhaltischen Fürsten zu ihren jüdischen
Untertanen, aber auch auf den Missionstag hinwies, welchen die jüdische
Gemeinde zu Dessau infolge des kühnen Auftretens des Rabbiners Eschel (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Albrecht_Augusti) erlebte.
Diese Ahlfeldsche Vorrede wurde vor zehn Jahren in den 'Dibre Emeth'
abgedruckt (1888, Nr. 2). Damals bezeichneten nur die Anfangsbuchstaben 'H.A.'
auf dem Titel die hohe Verfasserin, obwohl sich die Herzogin sonst offen zu
ihrer Arbeit bekannte. Später durfte der volle Name auch in der Schrift
selber genannt werden. Von dem Verein für innere Mission im Herzogtum
Sachsen-Altenburg ging der Verlag an das Leipziger Institutum Judaicum über.
Das letztere veröffentlichte 1893 die fünfte Auflage. In seiner
Schriftenreihe bildet das Buch der Herzogin die Doppelnummer 37/38. Der
Preis beträgt 1 Mark. Das 'Wort an Israel' wurde nicht nur ins Hebräische
und Jüdisch-Deutsche (sc. Jiddische), sondern auch ins Dänische,
Schwedische, Englische, Französische, Holländische, Italienische und
Russische übersetzt. Der Dank der Freunde Israels und gewiss auch mancher
Israeliten folgt der am 23. Oktober 1897 zu Hummelshain entschlafenden
Fürstin in die Ewigkeit."
Zum Tod des Forschungsreisenden Dr.
Otto Kersten, der sich während seiner Zeit in Palästina für die unterdrückten
Juden einsetzte (1900) Anmerkung: Zu Dr. Otto Kersten (geb. 1839 Altenburg, gest.
1900 Altenburg) siehe Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Kersten; Dr. Kersten heiratete 1876 in
Berlin Emma Caroline Goldschmidt, Tochter des jüdischen, 1834 zum
Protestantismus konvertierten Chemikers Theodor Goldschmidt, siehe
Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Goldschmidt.
Artikel
in "Der Gemeindebote" vom 28. Dezember 1900: "Berlin,
26. Dezember. Man schreibt uns: es sei gestattet, von dem in seiner
Vaterstadt Altenburg am 22. vorigen Monats plötzlich verstorbenen
Forschungsreisenden Dr. Otto Kersten, dessen Verdienste in Nachrufen
der Blätter verschiedenster Richtungen vielfach gewürdigt wurden, nur
eines edlen Zuges aus seinem Leben dieser Stelle Erwähnung zu tun -
nämlich seines warmen und tatkräftigen Eintretens für die unterdrückten
Juden Palästinas in den Jahren 1870 bis 1874, als er Kanzler und Verweser
des deutschen Konsulats in Jerusalem war. Bei seinem Scheiden ehrte die
dortige jüdische Gemeinde durch eine auf weißer Seide in Goldstickerei
ausgeführte hebräische Dankadresse den Mann, der mit tief wurzelnder
christlicher Religiosität ein Herz für die Leiden Andersgläubiger verband
wie Wenige."
Im Mittelalter war ein Betraum beziehungsweise eine Synagoge
vorhanden (siehe oben).
Die jüdische Gemeinde des 19./20. Jahrhunderts richtete sich für
Gottesdienste einen Betsaal ein. Seit den 1920er-Jahren, spätestens seit 1931
befand er sich im Gebäude Pauritzer
Straße 54 (das Adressbuch der Stadt von 1931 nennt hier eine
"Israelitische Synagoge"). In diesem Gebäude befand sich auch die jüdische
Religionsschule.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Gebäude des Betsaales und der jüdischen
Schule aufgebrochen, die Inneneinrichtung zertrümmert, die Gebetsbücher
zerfetzt und die Tora-Rollen auf die Straße geworfen.
Am 9. November 1998 wurde eine Gedenktafel am Synagogenstandort
angebracht mit dem Text: "An diesem Ort befand sich der Jüdische Betsaal.
Wir gedenken hier der jüdischen Bürger unserer Stadt. Die Armen sind nur
scheinbar vergessen. Ihre Hoffnung ist nicht für immer dahin. Psalm 9,19."
(das Psalmzitat auch in hebräischer Sprache). Das Gebäude mit dem ehemaligen
Betsaal und der Schule ist mit allen Nachbarhäusern an der Pauritzer Straße
inzwischen abgebrochen; das Gelände wird neu
bebaut.
Adresse/Standort der Synagoge: Pauritzer
Straße 54
März 2020:
Auf dem Gelände der Waldkliniken
in Eisenberg soll eine neue Synagoge gebaut werden
Artikel
in "berlin.de" vom 12. März 2020:
"Thüringen bekommt weitere Synagoge
In Thüringen ist der Bau einer neuen Synagoge geplant. Das jüdische
Gotteshaus soll im Spätsommer 2020 auf dem Gelände der Waldkliniken in
Eisenberg (Saale-Holzland-Kreis) öffnen, teilte das Krankenhaus am
Donnerstag mit. Der Bau werde als Pate vom Berliner Rabbiner Yitshak
Ehrenberg begleitet. Details des Vorhabens sollen am 25. März vorgestellt
werden. Das Krankenhaus beherbergt ein Zentrum für Orthopädie, sowie
Kliniken für Innere Medizin, Chirurgie und Anästhesie. Mit dem
Synagogen-Neubau solle ein sichtbares Zeichen für ein offenes und tolerantes
Thüringen gesetzt werden, hieß es." Link zum ArtikelWebsite Waldkliniken
Eisenberg Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Waldkliniken_Eisenberg
Juni 2020:
In den Waldkliniken wird eine
koschere Küche eingerichtet
Artikel im "mdr.de" vom 4. Juni 2020:
"Jüdisches Leben in Thüringen Koschere Küche in den Waldkliniken Eisenberg
Ein kommunales Krankenhaus, das sich Gedanken macht, wie es Menschen
jüdischen Glaubens angemessen versorgen kann – das hat Seltenheitswert. Im
thüringischen Eisenberg wird es, nach zehn Jahren Planung und Bau, ab Herbst
genau dieses Angebot geben. Die Waldkliniken wenden sich explizit an
jüdische Gäste, gerne auch aus dem Ausland. Und so entsteht in den
Waldkliniken gerade die erste koschere Küche Thüringens. Auch ein kleiner
Gebetsraum wird hergerichtet. Blanka Weber berichtet.
David-Ruben Thies - Geschäftsführer der Eisenberger Waldkliniken, führt
durch einen Neubau des Klinikums. In der vierten Etage entsteht derzeit eine
kleine Küche, keine gewöhnliche Krankenhausküche - sondern eine für
koscheres Essen. Diese Küche muss den Ansprüchen der jüdischen
Kaschrut-Regeln - den Reinheitsgeboten - entsprechen. Das heißt: Speisen aus
Milch müssen von jenen aus Fleisch getrennt und auch so serviert werden.
Besteck, Teller, die Küchenausstattung - gibt es also zweifach. Doch wie kam
es zu dieser, etwas ungewöhnlichen Idee, mitten in einem kommunalen
Krankenhaus eine koschere Küche zu errichten? David-Ruben Thies, selbst
einmal Krankenpfleger vor seinem Betriebswirtschaftsstudium, erinnert sich.
Man war auf der Suche nach einer Marktlücke, etwas, was andere eben nicht
machen. Wir haben viel nachgedacht und festgestellt: Was ist mit ethnischen und
religiösen Gruppen und um wen kümmert sich hier in Europa niemand so
richtig. Und da gibt es zwar jüdische Krankenhäuser - aber dann haben wir
schnell gelernt, die können gar nicht mehr koscher kochen. David-Ruben Thies,
Geschäftsführer der Eisenberger Waldkliniken Wo heute noch die Handwerker aktiv sind, will er bald Gäste begrüßen -
im kleinen koscheren Restaurant mit dem Blick ins Grüne. Knapp dreißig
Plätze, willkommen ist jeder - ob Gast oder Patient des Hauses. Ob jüdisch
oder nicht. Zwei Küchen. Alexander Mayrhofer, der viel Erfahrung in der
Gastronomie und im Tourismus hat, bereitet mit seinem Team alles für
Eröffnung im Herbst vor. Neben der koscheren gibt es auch die "normale"
Krankenhausküche - die sich auf knapp 270 Patienten einstellt. Wir haben dann zwei Küchen - eine koschere und eine Restaurantküche. Das
wird sicher ein spannender Moment, die Trennung gut hinzukriegen - aber das
planen wir ganz sauber - auch mit unterschiedlichem Geschirr und Besteck und
anderen Dingen. Alexander Mayrhofer
Mit seinem Team bringt Alexander Mayrhofer jetzt die erste koschere Küche
für Thüringen auf den Weg. Und ein Gebetsraum. David-Ruben Thies zeigt einen anderen Raum in der
ersten Etage. Hier entsteht ein Gebetsraum, eine Synagoge. Der Berliner
Rabbiner Yitshak Ehrenberg berät die Waldkliniken, wenn es darum geht, sich
auf jüdische Gäste einzustellen. Er meint: Also die Synagoge, die hier gebaut wird, ist zu 100 Prozent - kann man so
sagen - koscher. Rabbi Yitshak Ehrenberg
Was meint: An alles wurde gedacht. Auf 30 Quadratmetern können - wann immer
sie mögen - Menschen beten und den Schabbat feiern. Das Projekt steht unter
seiner Schirmherrschaft, betreut werden die Räumlichkeiten von der Jüdischen
Landesgemeinde Thüringens. Neben den einheimischen Patienten aus Thüringen
können in der Klinik, die vor allem für Orthopädie bekannt ist, auch bald
andere Patienten betreut werden. Jüdische Gäste aus Deutschland, aus Europa,
den USA und - auch aus Israel."
Link zum Artikel
Mai 2022:Die Synagoge in den
Waldkliniken Eisenberg wird eingeweiht
Artikel in "Domradio.de" (epd-Pressemitteilung)
vom 23. Mai 2022: "Synagoge in Eisenberg wurde feierlich geweiht - Weihe
einer neuen Synagoge.
Im Gebäude der Waldkliniken Eisenberg in Thüringen ist am Sonntag eine neue
Synagoge geweiht worden. Das jüdische Gotteshaus soll Patienten die Ausübung
ihrer religiösen Pflichten während des Aufenthaltes in der orthopädischen
Fachklinik erlauben, sagte der Geschäftsführer des Krankenhauses, David
Ruben Thies, in Eisenberg (Saale-Holzland-Kreis). Grundsätzlich stehe die
Synagoge aber auch der jüdischen Gemeinde Thüringens offen.
Weihe durch Berliner Rabbiner Yitshak Ehrenberg. Die Weihe nahm der
Berliner Rabbiner Yitshak Ehrenberg im Beisein von Vertretern der jüdischen
Landesgemeinde und Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) vor.
Ehrenberg brachte auch die Torarolle ein, die in Rumänien angekauft wurde.
Die durch ein israelisches Unternehmen geplante und von Handwerksbetrieben
der Ostthüringer Region gebaute Synagoge bietet Sitzplätze für zwölf Männer
sowie vier Frauen.
Erstmals in koscherer Küche gekocht. Parallel zur Einweihung der
Synagoge wurde auch erstmals in der koscheren Küche des Klinikums gekocht.
Im Anschluss an die Weihe brachte Küchenchef Tim Foller ein koscheres Menü
auf die Tische des klinikeigenen Restaurants. Unter Aufsicht des Maschgiach
Motti Weitzmann hatte sich die gesamte Klinik einem strengen
Zertifizierungsprozess gestellt, der auch den Ansprüchen orthodoxer Juden
genügen soll. Selbst die Fahrstühle sind vorbereitet, im Sabbat-Modus zu
laufen. Versorgung der Patienten. Als Fachklinikum für Orthopädie versorgen
die Waldkliniken Eisenberg Patienten aus dem In- und Ausland, darunter
künftig auch Patienten jüdischen Glaubens, hieß es. Die "Synagoge Eisenberg"
ist das vierte aktive Gotteshaus in Thüringen - neben Erfurt, Jena und
Nordhausen."
Link zum Artikel
Der Standort des Hauses mit
dem Betsaal in Altenburg
Am Standort des
nicht mehr bestehenden Hauses mit dem Betraum und der Schule der
jüdischen Gemeinde in der Pauritzer Straße
befindet sich eine Gedenktafel mit dem oben zitierten Text.
"Stolpersteine"
in Altenburg
An zahlreiche der
aus Altenburg deportierten und ermordeten jüdischen Personen
erinnern
inzwischen sog. "Stolpersteine"; oben fünf
"Stolpersteine" am Haus Pauritzer Straße 27 für
Hans Oronowicz (1931), Leo Oronowicz (1925), Margarethe Oronowicz (1930),
Regina Oronowicz geb. Handweiler (1896), Wanda Oronowicz (1923).
Die Verlegung von
"Stolpersteinen" in
Eisenberg im August 2014 (Fotos: Anja Polten)
Zu den
Verlegungen durch Gunter Demnig siehe Berichte unten
"Stolpersteine"
wurden verlegt für Mitglieder der Familie May: für Albert May (1875), Emma May geb. Blumenthal (1883), Margarete May
(1909) und Manfred May (1933).
2005: Das Christliche
Spalatin-Gymnasium Altenburg erhielt im Rahmen der 1. "FilmTHUER"
2005 einen 1. Preis (u.a. Hauptpreis Jugend "Silberne FilmTHUER"
) für die "Spurensuche - Juden in Altenburg". Quelle.
November 2009:
Gedenken an die Ereignisse beim Novemberpogrom 1938
Artikel vom 13. November 2010 (Artikel):
"Der Opfer der Pogromnacht gedacht.
Neben der Feierstimmung, die das zwanzigjährige Jubiläum des Falls der Mauer in ganz Deutschland verursacht hat, geriet ein wesentlicher Anlass ein wenig in den Hintergrund, der ebenfalls auf den
'Schicksalstag der Deutschen' fällt – die Reichspogromnacht von 1938.
Wie in jedem Jahr hatten die Arbeitsgruppe 'Jüdische Mitbürger' und die Stadt Altenburg eine Gedenkveranstaltung in der Pauritzer Straße organisiert, genau dort, wo früher der jüdische Betsaal Altenburgs stand. So war es wohl auch den vielfältigen Informations- und Veranstaltungsangeboten zum Mauerfall-Jubiläum geschuldet, dass mit rund 30 Teilnehmern die Beteiligung am Pogromnacht-Gedenken in der Skatstadt gegenüber den Vorjahren eher verhalten war..."
Juni 2010:
Weitere Verlegung von "Stolpersteinen"
in Altenburg
Artikel von "Die Organisatoren, Verein KORA" in "ABG
info.de" vom 7. Juni 2010 (Artikel):
"22. und 23. Stolperstein in Altenburg verlegt.
Am Sonntag, dem 6. Juni 2010, verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig den mittlerweile 23. seiner weltbekannten
'Stolpersteine' in Altenburg. Der Kommunalpolitische Ring Altenburger Land (KORA) sowie das Bündnis gegen Rechtsextremismus hatten die Aktion
vorbereitet..."
Januar 2014:In Eisenberg sollen im Mai 2014
"Stolpersteine" verlegt werden
Artikel von Oliver Will in der
"Ostthüringer Zeitung" vom 3. Januar 2014: "Die Frau
aus dem Schlossgarten in Eisenberg..." Link
zum Artikel
Artikel in der
"Ostthüringer Zeitung" vom 27. Juli 2014: "Stolpersteine
bald auch in Eisenberg..." Link
zum Artikel
August
2014:In Eisenberg wurden
"Stolpersteine" verlegt Anmerkung: es wurden am 5. August
2014 "Stolpersteine" verlegt vor dem Grundstück Großer Bühl 1 für Albert May
geb. 1875 in Trier), Emma May geb. Blumenthal (geb. 1883 in Topolinken -
Topolinek/Polen), Margarete May (geb. 1909 in
Arnstadt) und Manfred May (geb. 1933 in
Eisenberg).
Dezember
2014/Juni 2015: In Eisenberg wird
ein weiterer "Stolperstein" für Alma Rotholz
verlegt
Der "Stolperstein" für Alma
Rotholz wurde in der Burgstraße 13 verlegt. Alma Rotholz
(geb. 1869) hatte im September 1942 den Freitod gewählt. Zum Lesen der Pressemitteilung in der "Ostthüringer
Zeitung" vom 22. Oktober 2014 bitte die Textabbildung links
anklicken. Link
zur Pressemitteilung in der "Ostthüringer Zeitung"
Artikel von Julia Schäfer in der "Ostthüringer Zeitung" vom 20. Juni 2015:
"Stolperstein in der Eisenberger Burgstraße erinnert an die Jüdin Alma
Rothholz
Eisenberg Ein glänzender Stein im Pflaster erinnert seit Freitag vor der
Burgstraße 13 in Eisenberg an die Alma Rothholz. Der Stolperstein liegt vor
dem letzten freigewählten Wohnhaus der 1942 verstorbenen Jüdin.
Für die einen war das Jahr 1937 ein großer Spaß: Ein Jahr nach den
Olympischen Spielen in Berlin amüsierten sie sich im Kino bei Komödien mit
Heinz Rühmann, die Arbeitslosigkeit ging gegen Null. 'Der Staat war nicht
für alle gut', sagte Anja Polten in ihrer Rede zur Stolpersteinverlegung für
Alma Rothholz vor deren letztem selbstgewählten Wohnsitz in der Eisenberger
Burgstraße 13. Die damals 68-jährige Witwe war eine der 'Anderen'. Die Jüdin
musste ihre Wohnung räumen und brachte sich später um..."
Link zum Artikel vgl. Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Eisenberg_(Thüringen)
Mai 2015:
Schüler reinigen "Stolpersteine" in
Eisenberg
Artikel in der "Ostthüringer
Zeitung" vom 30. April 2015: "Eisenberger Gymnasiasten wollen
Stolperstein-Pflege übernehmen..." Link
zum Artikel
Weiterer Artikel in der "Ostthüringer Zeitung" vom 13. Mai
2015: "Eisenberger Schüler übernehmen Verantwortung für
Stolpersteine..." Link
zum Artikel
Artikel von KORA in abg-net.de
vom 23. April 2015: "Anzahl der Altenburger 'Stolpersteine' verdoppelt
sich im Juni nahezu. Stolperstein-Paten gesucht / Theateraufführung am
Vorabend der Stolperstein-Verlegung
In den Jahren 2007 bis 2010 wurden im Altenburger Stadtgebiet 28 der
inzwischen weltbekannten 'Stolpersteine' des Kölner Künstlers Gunter Demnig
verlegt. Schon in den letzten Jahren gab es immer wieder Anfragen, wann das
Projekt in Altenburg seine Fortsetzung finden würde. Dem Kommunalpolitischen
Ring Altenburger Land e.V. (KORA) ist es gelungen, einen der begehrten
Verlegetermine für das Jahr 2015 zu erhalten und so ist geplant, am 20. Juni
dieses Jahres gleich mehrere der Messingplatten an verschiedenen Stellen im
Stadtgebiet zu verlegen. Der Verein hat sich ein ambitioniertes Ziel
gesetzt: Gleich 27 Steine sollen in diesem Jahr vom Künstler und der
Stadtverwaltung verlegt werden, wodurch sich die Anzahl der Stolpersteine in
Altenburg fast verdoppelt. Für einige der Steine gibt es bereits feste
Finanzierungszusagen bzw. entsprechende Zuwendungen liegen vor, für die
verbleibenden Steine werden noch Paten gesucht. Interessenten können sich
durch ein eigens produziertes Faltblatt über die Aktion informieren, welches
an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet ausliegt. Mit einem 'Stolperstein'
bedacht werden sollen elf Mitglieder der Großfamilie Cohn-Bucky-Levy, der
Kaufmann Kurt Löwenstamm, das Ehepaar Wandstein und seine zwei Kinder, vier
Mitglieder der Familie Beller sowie die Familie von Philipp Strassmann.
Aktuellen Planungen zufolge könnten an vier der fünf Verlegestellen
Angehörige der Geehrten zugegen sein. So erwartet der Verein u.a. Besuch aus
Brasilien, Kanada, England und Israel. Das Projekt wird durch den Lokalen
Aktionsplan Altenburger Land im Rahmen des Bundesprogramms 'Demokratie
leben!' des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
gefördert. Mit einem beachtlichen Engagement stehen KORA in diesem Jahr u.a.
die Horizonte gGmbH als Trägerin des 'Marianne-Bucky-Hauses' und die
Städtische Wohnungsgesellschaft Altenburg mbH (SWG) zur Seite. Die Horizonte
gGmbH übernimmt die Patenschaft für die elf Steine vor dem 'Marianne-Bucky-Haus',
die SWG für die vier der Familie Beller gewidmeten Steine, die vor dem Haus
Schmöllnsche Straße 6 verlegt werden, welches die SWG in diesem Jahr
aufwändig saniert. Nähere Informationen zu den einzelnen Familien werden am
Verlegetag an den jeweiligen Orten gegeben.
Das Landestheater Altenburg schlägt mit einem künstlerischen Angebot einen
Bogen zur 'Stolperstein'-Verlegung. Am Vorabend der Verlegung bietet das
Theater nach dem großen Erfolg der Aufführung vom 27. Januar dieses Jahres
Interessenten um 19.30 Uhr mit einer zweiten Aufführung von 'Die Ermittlung'
(Peter Weiss) die Möglichkeit, das 1965 uraufgeführte Stück erneut im
Amtsgericht Altenburg zu erleben. Karten sind an der Theaterkasse
erhältlich. Kommunalpolitischer Ring Altenburger Land e.V. Vorstand."
Link zum Artikel
April
2016: Weitere Putzaktion der
"Stolpersteine"
Artikel in der
"Ostthüringer Zeitung" vom 26. April 2016: "Gymnasiasten
putzen Stolpersteine am Großen Bühl in Eisenberg..." Link
zum Artikel
Ingolf Strassmann: Die Juden in Altenburg - Stadt
und Land. Woher kamen sie und wo sind sie geblieben. Hrsg. von: Geschichts-
und Altertumsforschende Gesellschaft des Osterlandes / Landratsamt
Altenburger Land / Arbeitsgruppe Jüdische Mitbürger Altenburg. Beier &
Beran 2004. ISBN 978-3-937517-11-7. Informationen
zu den Publikationen von Ingolf Strassmann (pdf-Datei)
Altenburg,
Thuringia. Jews first settled in Altenburg in 1364, but were expelled in the
15th century. It is unclear when they were allowed to settle again, but in the
19th century there is evidence of a thriving Jewish community which was well
integrated into the non-Jewish environment. Jews were active as bankers and
industrialists and were members of local sports clubs. Certain individuals
reached prominence in the cultural life of the town as singers of theater
performers. In religious matters, the Altenburg Jews were dependent on Leipzig,
where they prayed and buried their dead. Between 1890 and 1910 and again in
1918-20, there were influxes of Jews from Galicia, the overall Jewish population
reaching its peak in 1925 with 170 Jews. The newcomers founded an independent
community in 1927 with its own prayer hall and religious instruction. According
to the Nazi census of June 1933, there were 134 Jews living in Altenburg (less
than 0.3 % of the total). Some 41 % emigrated in time, making it to safe havens
in the United States, Palestine, Great Britain, and other countries. Others, who
had left for other destinations in Germany or in Europe, were, in many instances,
subsequently rounded up and deported as the Nazis spread out over the continent.
On 28 October 1938, 44 Jews of Polish origin were arrested and deported
overnight to no man's land near the Polish border. On Kristallnacht (9-10
November 1938), Jewish shops and the synagogue was vandalized. Two Jews were
injured; others were arrested and later deported. Fifty-eight were deported to
death camps in the east in 1942. At least 43 % of the Jews living in Altenburg
in 1933 did not survive the Holocaust. There were 79 Jews from various
concentration camps who were forced to work in a local metal plant and a nearby
SS labor camp were they perished. They were buried in the municipal cemetery in
Altenburg.