Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Altenstadt (Markt Altenstadt, Landkreis Neu-Ulm)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Altenstadt wurden in jüdischen Periodika gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. Neueste Einstellung am 19.1.2015
   
   
Übersicht über die eingestellten Texte  :     

bulletAus der Geschichte des Rabbinates in Altenstadt  
Zum Tod von Rabbiner Maier Maier (1849)  
O
ffene Fragen vor einer Angliederung der Gemeinde an (das Rabbinat in) Hürben (1849)     
bulletAus der Geschichte der jüdischen Schule und der Lehrer  
-  Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 
Vorgeschichte der israelitischen Volksschule - Beitrag des Lehrers der jüdischen Gemeinde Hermann Rose (1929
Spendenaufruf von Lehrer S. Frank (1879)    
Lehrer Isaak Lautmann sucht eine Haushaltshilfe (1890)  
Lehrer Isaak Lautmann sucht Bücher (1891)   
Silberne Hochzeit von Hauptlehrer Rose und seiner Frau (1924)  
25-jähriges Ortsjubiläum von Hauptlehrer Rose (1925)  
Der ehemalige Lehrer Isaak Lautmann tritt in den Ruhestand (1927)  
60. Geburtstag des Lehrers Hermann Rose (1930)  
Hauptlehrer Rose wird Ehrenmitglied im Bezirkslehrerverein Illertissen (1931)  
Zum Tod von Hauptlehrer Hermann Rose (1936)      
bulletKleinere Berichte zum jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
150jähriges Bestehen der Chewra-Kadischa (1898)  
Hundertjähriges Jubiläum der Erhebung des Fuggerschen Adelsgeschlechtes aus dem Grafen- in den Fürstenstand (1903)   
Wahlen zum Gemeindevorstand (1936)  
Erweiterung des Zuständigkeitsbereiches der Gemeinde (1927)   
bulletBerichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Erinnerung an Benjamin Löwenstein, 1815 zum Leutnant ernannt   
Goldene Hochzeit des Ehepaares Max Maier, Kultusvorsteher der Gemeinde (1876)  
Zum Tod von Joseph von Kaulla in Illereichen (1876)   
Zum Tod von Simson Kahn, gestorben in Zirndorf (1886)  
D
iamantene Hochzeit von Moritz und Ricka Marx (1901)     
Zum Tod von Ricka Marx (1903)  
Beschwerde des Kaufmanns Aron Friedmann (1907) 
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstehers Anton Fränkl (1915)   
Militärische Ehrung für Joseph Erlanger (1915)    
Zum Tod von Naftali Weiß (1929)  
85. Geburtstag von Mina Wassermann (1930)  
70. Geburtstag von Isidor Neuburger (1933)  
80. Geburtstag von Sigmund Kahn (1935)  
bulletSonstiges 
Briefumschlag eines Schreibens an die Israelitische Kultusverwaltung in Altenstadt (aus der Zeit 1849 bis 1867)   
Erinnerung an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert - Grabstein für Jacob H. Lengsfeld in New Orleans (ca. 1812 - 1873)     

   
   
   
Aus der Geschichte des Rabbinates in Altenstadt 
Zum Tod von Rabbiner Maier Maier (1849)    

Illereichen DtrZionsW 04061849.jpg (80514 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 4. Juni 1849: "Illereichen. Vor einigen Wochen verloren wir leider durch ein plötzliches Dahinsterben unseren Rabbinen Maier Maier - seligen Andenkens. Er war ein frommer, braver Mann, und verwaltete sein Amt seit etwa 10 Jahren treu und redlich. Wohl mag er das 55. Jahr zurückgelegt haben. - Unsere Gemeinde mit dem benachbarten Osterberg besteht aus 100 Familien und wir müssen bald einen Stellvertreter wählen. Wahrscheinlich werden wir kein besonderes Rabbinat mehr bilden, da wir in unserer Nähe große Gemeinden haben, denen wir uns anschließen können. Ja, wir haben nur 1 1/2 Stunden nach Fellheim, wo ein Rabbiner angestellt ist, werden aber diesem unsere Seele nicht anvertrauen. Es wäre zu wünschen, dass der würdige, vielseitig gebildete und überaus fromme Rabbiner Schwarz in Hürben uns zu seiner Gemeinde einverleibt bekäme. Wir dürfen uns dazu gratulieren. dann Herr Schwarz hat vorzügliche Tugenden, sein Wirken ist sehr bedeutend, und seine liebenswürdige Persönlichkeit verfehlt nie den segensreichen Eindruck. Zudem liegt uns Hürben nur 5 kleine Stunden entfernt."  

 
Offene Fragen vor einer Angliederung der Gemeinde an (das Rabbinat in) Hürben (1849)     

Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 31. August 1849: "Illereichen. Warum wir so lange zögern, unsere Gemeinde mit der Hürbens einzuverleiben, das hat seinen Grund in einer irrigen Voraussetzung. Wir glauben nämlich, dass, wenn wir in Bayern emanzipiert werden, auch der Staat unsere Geistlichen besoldet, was wir denn ersparen. Wenn man aber die oktroyierte Verfassung Preußens liest, die auch für Bayern jedenfalls maßgebend sein wird, so kann man sich eines ganz anderen vergewissern. Ich wünsche selbst, wir mögen nicht zu lange in diesem Irrtum verharren, und wie eine Herde sein ohne Hirt."   

  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule   
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1864 / 1865 / 1870 / 1871 / 1879 / 1900    

Altenstadt Israelit 17021864.jpg (59692 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Februar 1864: "In hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines Vorbeters und Schächters mit einem fixen Gehalt von 300 Gulden per Jahr an bar oder teilweise an Naturalbezügen nebst freier Wohnung vakant. Befähigte Bewerber um die Stelle, welche sogleich angetreten werden kann, belieben sich unter portofreier Einsendung ihrer Zeugnisse an die unterfertigte Kultusverwaltung zu wenden. Unverheiratete Bewerber werden zunächst berücksichtigt. 
Altenstadt, bei Illertissen in Bayern, 8. Februar 1864. Die israelitische Kultusverwaltung: Max Maier. Ignatz Bach."
 
Altenstadt Israelit 29111865.jpg (34103 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. November 1865: "Zum 1. Februar 1866 wird bei der hiesigen israelitischen Gemeinde die Stelle eines Vorsängers und Schächters mit 400 Gulden jährlichem Gehalt vakant. Qualifizierte Bewerber ersuchen wir um deren baldgefällige Meldung bei den Unterzeichneten. 
Altenstadt a./Iller in Bayern, den 5. November 1865. Max Maier. Ignatz Deutsch."
 
Altenstadt Israelit 07091970.jpg (36658 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1870: "Wegen Krankheit des hiesigen Vorbeters und Schächters sucht die israelitische Kultusgemeinde dessen Stelle auf die Dauer von wenigstens 3 Monaten gegen angemessenes Honorar zu besetzen. Befähigte Bewerber wollen sich an die Unterzeichneten wenden. 
Altenstadt a. Iller, 27. August 1870. Max Mayer, Samson Kahn."
 
Altenstadt Israelit 18011871.jpg (53255 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Januar 1871: "Gesucht wird in der israelitischen Gemeinde Altenstadt a. Iller, Bayern, ein Religionslehrer, Schächter und Kantor mit einem jährlichen Gehalt von 500 Gulden, freier Wohnung, inklusive Natural-Bezüge des Schächtens. Hierzu Befähigte wollen sich mit Francoeinsendung ihrer Zeugnisse, sowie Angabe des Alters und Familienstandes an die hiesige Kultusverwaltung wenden. Eintritt könnte sogleich erfolgen.
Altenstadt, den 9. Januar 1871. Die Vorstände."
 
Altenstadt Israelit 10091879.jpg (58116 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. September 1879: "Gesucht wird in der israelitischen Gemeinde Altenstadt a.d. Iller in Bayern ein Elementar- und Religionslehrer für etwa 20 Schüler, Kantor und Schächter mit einem jährlichen Gehalt von RM 1.500 inklusive Nebenverdienste nebst freier Dienstwohnung im Unterrichtsgebäude mit Schulgarten. Hierzu Befähigte wollen sich mit Francoeinsendung der nötigen Zeugnisse (insbesondere Prüfungszeugnisse), sowie Angabe des Alters und Familienstandes an die Kultusverwaltung wenden. 
Eintritt bis zum 1. Dezember dieses Jahres. Der Kultusvorstand."
  
Altenstadt Israelit 10051900.jpg (60049 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1900: "Am 15. Juli dieses Jahres wird in hiesiger Gemeinde die Elementar-, Religionslehrer-, Kantor- und Schächterstelle vakant. Dieselbe soll mit einer tüchtigen Kraft besetzt werden. Die Kultusgemeinde bezahlt einen Gehalt von 1500 Mark nebst freier Dienstwohnung und Garten. Reflektanten, deutsche Reichsangehörige wollen sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse und ihres Familienstandes, an die unterfertigte Kultusverwaltung wenden, wobei bemerkt wird, dass musikalisch Gebildete den Vorzug haben.  
Altenstadt (Bayern) a. Iller, den 7. Mai.  
Die israelitische Kultusverwaltung: N. Weiß, Kultusvorstand."  

  
Vorgeschichte der israelitischen Volksschule - Beitrag des Lehrers der jüdischen Gemeinde Hermann Rose (1929)

Altenstadt BayrGZ 15021929.jpg (239972 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Februar 1929: "Vorgeschichte der israelitischen Volksschule Altenstadt. Bearbeitet nach den Akten des Staatsarchivs in Neuburg a. D. von H. Rose, Hauptlehrer a.D. 
Nach Dr. Heimbergers Werk ‚Die staatskirchenrechtliche Stellung der Juden in Bayern’ wohnten 1803 im eigentlichen Altbayern nur 250 Judenfamilien. Bis 1805 aber war die Zahl der Israeliten auf 30.000 Seelen gestiegen infolge der stattgehabten Einverleibung der schwäbischen und fränkischen Gebietsteile. Die bayerische Regierung war nun darauf bedachte, ihre vorhandene Anzahl nicht noch weiter ansteigen zu lassen, aber andererseits die israelitischen Untertanen allmählich in den Staatsorganismus einzugliedern, wobei freilich auf noch längere Zeit hinaus manche Beschränkungen staatsbürgerlicher Art aufrecht erhalten wurden. So heißt es in einem Erlass des damaligen Kurfürsten Max Josef IV. von 26. Januar 1902, ‚dass dieser unglücklichen Menschenklasse überhaupt eine solche Einrichtung gegeben werde, durch welche sie allmählich zu nützlichen Staatsbürgern erzogen würden.’ Um ihr Bildungsniveau zu heben, wurde den Juden 1804 der Zutritt zu den Schulen, selbst zu den höheren Lehranstalten, gestattet. (Miedel, Geschichte der Juden in Memmingen). Bisher gab es in den israelitischen Gemeinden in der Hauptsache nur Religionsschulen, in welchen hebräischer Lesen und Schreiben, Übersetzen des Gebetbuches, der biblischen und nachbiblischen Schriften von einem Torakundigen gelehrt wurde. Letzterer besaß in den meisten Fällen weder eine bessere allgemeine noch eine pädagogisch-methodische Vorbildung. Wohl verzeichnet eine Bevölkerungsstatistik der hiesigen Kultusgemeinde von 1807 einen Schulmeister Marx. Doch wird auch er nur ein bisher üblicher Religionslehrer gewesen sein. Freilich ließen auf privatem Wege die besser situierten jüdischen Familien ihre Kinder, besonders die Söhne, im deutschen Lesen und Schreiben, sowie Rechnen unterrichten.
Von grundlegender Bedeutung für die geistige Bildung der Israeliten war das organische Judenedikt über die Verhältnisse der jüdischen Glaubensgenossen im Königreich Bayern vom 10. Juni 1813. Darnach sind ihre Kinder zum ordentlichen Schulbesuche verpflichtet und erhalten, die Religionslehre ausgenommen, den gleichen Unterricht wie die christlichen. Auch ist es den Israeliten gestattet, eigene Volksschulen zu errichten, sofern sie ordnungsgemäß vorgebildete israelitische Lehrkräfte präsentieren können. Von da ab ist das Augenmerk der bayerischen Regierung unablässig darauf gerichtet, dass auch in der hiesigen jüdischen Gemeinde ‚eine eigene deutsche Judenschule errichtet werde’. Zählte sie doch damals über 300 Seelen und besaß mehr als 40 schulpflichtige Kinder. Doch dieses Vorhaben konnte sich erst nach vielen Verhandlungen und Schwierigkeiten 1828 erfüllen durch die Ernennung des ersten pädagogisch vorgebildeten israelitischen Volksschullehrers Fränkl aus Schlipsheim, Landgericht Göggingen, der bis zu seinem 1851 erfolgten Tode hier segensreich wirkte.
Dennoch scheint schon vor 1813 irgend eine auf Volksschulunterricht hinzielende Maßnahme bestanden zu haben, da bei den von diesem Jahre an einsetzenden zeitraubenden Verhandlungen das Distriktsschulinspektoriat Herrenstetten meldet, dass in der jüdischen Gemeinde Altenstadt schon längere Zeit der Lehrer Noher von dorten täglich drei Stunden von 12 bis 3 Uhr Nachmittag Unterricht erteile und zwar mit bestem Erfolge. Doch konnte diese Einrichtung der Schulaufsichtsbehörde nicht genügen.
Deshalb schreibt das General-Kommissariat (Regierung) des damaligen Iller- und Donaukreises zu Kempten am 16. Dezember 1813 an das Landgericht Illertissen: Man ist nicht gesonnen, das nur auf einige Zeit gestattete Verhältnis der jüdischen Volksschule in der Akt noch länger zu lassen und trägt auf, die Gemeinde in Altenstadt anzuweisen, eine eigene Schule nach den im organischen Edikt über die Judenschule vorgeschriebenen Bedingungen zu gründen oder ihre Kinder in die Christenschule zu schicken. Damit aber die Christenkinder, welche ohnehin schon für einen Lehrer zu viel sind, nicht benachteiligt werden, werde das Lehrerpersonal vermehrt und das dafür erforderliche Schullokal hergestellt’. Dr. Stefany.
Altenstadt BayrGZ 15021929a.jpg (76793 Byte)Infolgedessen wurden Verhandlungen mit der jüdischen Gemeinde eingeleitet, worauf nachfolgendes Schriftstück hinweist. Am 18. Januar 1814 erschienen der Rabbiner Abraham Josef Meyer und der Kultusführer Josef Levy vor dem Patrimonialgericht. Sie erklärten im Namen der Judenschaft, dass diese den einhelligen Beschluss gefasst hat, die bisher in Altenstadt bestandene Schule dem Schullehrer Johann Nepomuk Schleifer in Illereichen unter nachstehenden Bedingungen zu überlassen:
1. Dass von demselben den Judenkindern der vorschriftsmäßige Unterricht in der schon bestehenden sehr geräumigen und gesunden Judenschule in Altenstadt wenigstens täglich drei Stunden von 12 bis 3 Uhr gegeben werde. 2. Dagegen soll er von jedem schulfähigen Kind mit Ende jeder Woche 3 Kreuzer und zwar selbst und folgsam von 43 Kindern 120 Gulden jährlich zu erheben haben. 3. Mache sich auch die Judenschaft noch verbindlich für die armen Kinder das Schulgeld vom Armenfond zu bezahlen. – Sie hoffen, dass diese ihre Erklärung von dem königlichen Generalkommissariat umso mehr eines gnädigen Beifalls gewürdigt werde, als sie einerseits bei gegenwärtigen Zeitumständen außerstand gesetzt seien, aus ihren Mitteln eine eigene Judenschule zu gründen und andererseits auf diese Weise die Christenschule durch Aufstellung eines geprüften Adstanten offenbar gewinne.
Altenstadt BayrGZ 15041929a.jpg (346959 Byte)Nach den von Illereichen eingelaufenen Berichten über die Behandlung dieser Angelegenheit zwischen den Juden und den Christen waren die letzteren von der Vereinigung aller Kinder ohne Unterschied des Glaubens durchaus nicht erbaut, wie sich aus dem nachfolgenden Bericht des Landgerichts Illertissen ergibt. Indessen ließen die Juden ihre Schüler auch weiterhin von dem christlichen Lehrer Noher aus Herrenstetten täglich drei Stunden unterrichten. Der angeführte Bericht des Landgerichts vom 10. März 1814 aber lautet: (Gekürzt D. Sch.) ‚Die Vereinigung der Judenkinder in der Schule mit jenen der Christen von Illereichen und Altenstadt dürfte umso notwendiger werden, als die Juden sich nur zu einem jährlichen Beitrag von 120 Gulden verstehen wollen und ihren Kräften nach auch nicht mehreres tun können. Von Seiten der Juden wird keine Erinnerung gemacht. Nur wünschen sie, um den zur Erweiterung des Schullokals nötigen Bau erübrigen zu können, dass der Unterricht ihrer Kinder in einem zu Altenstadt bestehenden Schullokal täglich von 12 bis 3 Uhr Nachmittag gehalten werde. Die Christen wünschen die Trennung und zwar, weil die Judenkinder unrein und die Christen anstecken. Das Distriktsschulinspektoriat zu Herrenstetten glaubt, dass in Altenstadt selbst die Schule gehalten werden kann, weil man sonst einen eigenen Adstanten brauche. In Illereichen aber mangelt das Lokal und der Lehrer Schleifer sei nicht fähig, die Bildung der Judenkinder zu übernehmen. Es glaubt daher, dass die Schule in Altenstadt von seinem Schullehrer zu Herrenstetten, den er besonders lobt, zu halten sei. Um die nötigen Reformen in der Bildung bei den Juden zu bewerkstelligen, muss man ihnen auch von den Christen entgegenkommen. Die wegen Unreinlichkeit gemachte Einrede wird sich verlieren, weil auch die Christen unreinlich sind. Dass der Lehrer Schleifer in Illereichen nicht für die Juden, wohl aber für viele Christenkinder genügend vorgebildet sei, bleibt eine verdächtige Behauptung, indem der Lehrer zu Herrenstetten, Noher, ein naher Verwandter des Pfarrers ei und bisher jährlich dem Lehrer von Altenstadt (lies Illereichen) ein paar Hundert Gulden entzog. Die Judenkinder aber täglich nur drei Stunden zu unterrichten in Altenstadt, ist verwerflich. Daher glaubt das Landegericht, a) dass die Juden in die allgemeine Schule zu gehen haben, b) dass Lehrer Schleifer auch die Judenkinder unterrichtet und einen Adstanten nimmt, --‚
Am 7. April 1814 verfügte daher das Generalkommissariat zu Kempten, dass dementsprechend verfahren werde, der Lehrer Schleifer in Illereichen sollte einen tüchtigen Schulgehilfen erhalten und für ein geeignetes Schullokal daselbst sei sofort Sorge zu tragen, für dessen Herstellung die Judenschaft in Altenstadt zu sorgen habe, mithin die Vereinigung der 43 jüdischen Kinder mit den 130 christlichen vorzunehmen sei.
Schon am 8. April 1814 beauftragt das Landgericht Illertissen das Patrimonialgericht zu Illereichen, einen Riss über das vorhandene Lokal oder bei nötiger Vergrößerung einen solchen erst recht mit Kostenvoranschlag einzureichen.
Obwohl das schulbehördliche Projekt bei beiden Interessenten keine Gegenliebe fand, wurde gemäß geschehenem Auftrag von dem Illereicher Maurermeister Josef Maisch ein Kostenvoranschlag angefertigt. Dem vorhandenen Raummangel suchte Maisch durch Einrichtung eines zweiten Schulzimmers abzuhelfen; dieses aber wollte er gewinnen nicht etwa durch einen Anbau oder durch Aufbau eines zweiten Stockwerkes auf das eingeschossige Schulhaus, sondern durch Senkung der Decke des vorhanden Schulzimmers in der Höhe von 11 Schuh auf 10 Schuh. Der darüber befindliche Raum sollte eine Höhe von 9 ½ Schuh erhalten. So entstand ein zweites Schulzimmer für die jüdischen Kinder.
Der Bauplan des Maisch wurde dem Generalkommissariat zur Genehmigung vorgelegt. Indessen blieb alles vorerst beim Alten. Keinesfalls besuchten die israelitischen Schulkinder die Schule in Illereichen; eher ist zu schließen, dass sie den ganzen Sommer ohne Unterricht blieben. Denn am 13. September 1814 berichtet das Herrschaftsgericht an das Distriktsschulinspektoriat in Herrenstetten, dass das Lokal in Altenstadt hergestellt sei und daselbst von dem Schullehrer Noher aus Herrenstetten der Unterricht mit vielem Eifer bisher besorgt wurde, auch von diesem fortgesetzt werden kann, solange nicht die Lokalfrage entschieden sei betr. Vergrößerung bei 120 christlichen und 40 jüdischen Kindern. Die Schule wird am 1. Oktober wieder ohne Aufschub in Altenstadt eröffnet.
Am 12. November 1814 schickt das Generalkommissariat Kempten den vorgelegten, nunmehr revidierten Bauplan und Kostenvoranschlag an das Landgericht Illertissen zurück und verfügt, nach demselben die Schulstube zu bauen; für diesen Winter sei aber ein geeignetes Lokal zu mieten. Demgemäß meldet am 18. November 1814 das Landgericht Illertissen an das Patrimonialgericht Illereichen, dass nächste Woche ein Abgeordneter des ersteren das ausersehene Mietlokal besichtigen werde. Das Generalkommissariat besteht also auf dem Plan der Vereinigung beider Schulen. Daher ergeht am 13. November 1814 folgendes Schreiben betr. Anstellung eines christlichen Adstanten an das Landgericht Illertissen: ‚Überbringer dieses ist der neu ernannte Schulgehilfe für die vereinigte Juden- und Christenschule in Illereichen, ein recht wackerer, junger Mensch, der im letzten Konkurse die 2. Note in der 1. Klasse erhielt. Da gegen ihn oder vielmehr gegen die beschlossene Vereinigung der Judenkinder mit den Christenkindern Umtriebe stattzuhaben scheinen, so kann ich mich wohl an niemand mehr als an Sie, verehrlicher Herr Landrichter, wenden. Ich tue es mit der vollen Zuversicht, dass sie auf Grund des früheren Beschlusses der Sache mit einem Schlage ein Ende machen, für die vermehrte Schülerzahl einstweilen, bis der genehmigte Bau ausgeführt ist, ein geeignetes Lokal mieten lassen und den Adstanten zu einführen werden, dass er seines Soldes gewiss und hinsichtlich seiner Verpflegung keine Unannehmlichkeiten, die gleichfalls zu drohen scheinen, zu befürchten habe. Ich überlasse das Nähere hierüber Ihrer vollen Einsicht, die das Beste bestimmen wird und verharre mit ausgezeichneter Hochachtung Euer Wohlgeborenen gehorsamster Diener Müller.
An Joh. von Braunmüller, Landrichter in Illertissen.
Trotzdem scheint der Stellenantritt des auf diese Weise so eindringlich empfohlenen Franz Schneider aus Dietmannsried nicht sofort erfolgt zu sein. Denn am 9. Dezember 1814 berichtet das Landgericht an das Generalkommissariat in Kempten folgendes: ‚Die Judenschaft hat sich entschlossen, für Altenstadt einen eigenen Lehrer mit 300 Gulden Gehalt aufzunehmen, jedoch gebeten, mit dessen Ernennung noch 2 Monate zu warten und die Schule in dem bisherigen Lokal zu Altenstadt zu lassen. Bis dahin würde sich ein Lehrer – israelitisch – finden, der den gestellten Anforderungen entspricht und zugleich als hebräischer Lehrer gebraucht werden kann. Selbst wenn sich dann keine geeignete – israelitische – Kraft findet, soll die Schule weiter in Altenstadt belassen werden, da in Illereichen ohnehin kein Platz ist und die Israeliten dorten weder bauen noch mieten wollten.’ Wider Erwarten der Israeliten hatte sich aber während der ausgebetenen Frist keine geeignete jüdische Lehrperson gemeldet. Daher ergeht folgendes Reskript aus Kempten am 5. Januar 1815: ‚Da unverzügliche Besetzung der besonderen Schule in Altenstadt, deren Errichtung mit dem genehmigt wird, dass die Judenschaft jährlich 300 Gulden dem Schullehrer zahle, notwendig ist, so hat man unter heutigem den vorzüglich befähigten Schuldienstexspektanten Schneider aus Dietmannsried als Schulverweser mit monatlich 20 Gulden ernannt.’ Mit diesem amtlichen Schriftstück war endlich der Geburtsschein der eigenen israelitischen Volksschule zu Altenstadt ausgestellt worden.
Am 26. Januar 1815 fand dann die förmliche Amtseinführung des Schulverwesers Franz Schneider statt, worüber nachfolgender Akt des Herrschaftsgerichts zu Illereichen berichtet; Unter 8. dieses Monats wurde der Franz Schneider aus Dietmannsried als ein vorzüglich begabtes Subjekt als Schulverweser zu Altenstadt gegen Bezug von 20 Gulden monatlich ernannt. Man säumte nicht den Judenschaftsrabbiner und – Vorsteher nebst einigen Mitgliedern rufen zu lassen, eröffnete ihnen die höchste Regierungsverordnung und präsentierte zugleich den Schulverweser Schneider. Macht die Judenschaft verbindlich, den von höchster Stelle bestimmten Gehalt mit 240 Gulden,
Altenstadt BayrGZ 15041929b.jpg (258256 Byte)monatlich 20 Gulden zahlbar, pünktlich zu entrichten und die schulfähigen Kinder fleißig in die Schule zu schicken. Dem Rabbiner wurde noch insbesondere aufgetragen, für die Entrichtung des fixen Gehaltes möglichst zu sorgen, denselben Monat für Monat zu erheben und dem Schullehrer zuzustellen. Derselbe versichert mit den Judenschaftsvorstehern der höchsten Verordnung des Generalkommissariats getreulich nachzukommen und Vorsteher und Rabbiner unterzeichnen hiermit zur Bekräftigung das Protokoll. Abraham Josef, Rabbiner.
So werden denn ab Januar 1815 die israelitischen Kinder von einem christlichen Lehrer im jüdischen Gemeindehause zu Altenstadt mit Zustimmung der Schulaufsichtsbehörde unterrichtet. Mittlerweile war das Generalkommissariat in Kempten aufgehoben und als Regierung nach Augsburg verlegt worden. Nach 9 Jahren greift diese den alten Plan der Vereinigung beider Schulen in Illereichen wieder auf und schreibt am 2. Juni 1824: ‚Wenn die Judenschaft nicht allen Anforderungen zur Unterhaltung einer eigenen Schule gerecht werden kann, so sind deren Kinder in die Schule nach Illereichen zu schicken. Dorten ist ein zweckmäßiges Lokal einzurichten und ein Schulgehilfe beizugeben.’ Dieses Verlangen der Regierung wird durch eine am 3. Mai 1825 an das Herrschaftsgericht Illereichen ergangene Nachfrage wiederholt eingeschärft. Doch am 31. Mai 1825 konnte letztgenannte Stelle der Judenschaft endlich mitteilen, dass alles beim bisherigen Zustande verbleiben kann. Franz Schneider aber wirkte an der Schule in Altenstadt und zwar längere Jahre in definitiver Eigenschaft bis 1824. Als sein Nachfolger wurde am 31. Dezember 1824 in provisorischer Weise Johann Meyer ernannt.
Dass aber der Regierung das Wirken eines christlichen Lehrers an der israelitischen Volksschule doch nur als ein Notbehelf erschien, beweist ihre am 24. Februar 1825 ergangene Anfrage bei der Judenschaft, ob diese den Lehrer Meyer weiter behalten oder die Aufstellung eines jüdischen Lehrers wolle, da es nun genügend vorgebildete israelitische Lehrer gebe. Die Gemeinde hat sich wohl für den bestehenden Zustand entschieden. Denn sonst hätte nicht der Schulverweser Johann Meyer im November 1825 seine definitive Anstellung an der Schule in Altenstadt angestrebt. (Hier folgt ein Empfehlungsschreiben des Herrschaftsgerichtes Illereichen. D. Sch.). Am 3. Februar 1826 erfolgte dann auch auf den gemeinschaftlichen Antrag des Herrschaftsberichtes und der Distriktsschulinspektion in Illertissen und in Rücksicht auf die bestehenden Verhältnisse die Ernennung Meyers zum definitiven Lehrer in Altenstadt durch die Regierung zu Augsburg. Meyer muss eine tüchtige Lehrkraft gewesen sein, wie folgendes Zeugnis beweist. Johann Meyer wurde bald darauf an eine andere Schulstelle, die aus den Akten nicht ersichtlich ist, berufen. Damit war die deutsche Judenschule zu Altenstadt wieder erledigt und zwar auf mehrere Monate. Wo und durch wen in dieser Zeit der deutsche Volksschulunterricht erteilt wurde, kann den Akten nicht entnommen werden, obzwar damals 57 schulpflichtige Kinder vorhanden waren. Für den hebräisch biblischen Unterricht scheint sowohl jetzt als auch während der ganzen vorausgegangenen Besetzung durch die beiden christlichen Lehrkräfte eine mehr private Regelung getroffen worden zu sein. Denn am 2. März 1828 berichtet Abraham Meyer, der Rabbiner, an das Herrschaftsgericht: ‚Um alle Streite zwischen Samuel Weil und andere Nebenlehrer im Hebräischen hintanzuhalten, wurde folgende Einteilung getroffen: 1. Samuel Weil 12 Knaben, 9 Mädchen. 2. Salomon Harburger 7 Knaben, 5 Mädchen, 3. Samuel Schneider 5 Knaben, 5 Mädchen. 4. Heinrich Beer 3 Knaben, 5 Mädchen, 5. Moritz Hirsch 4 Knaben, 4 Mädchen. Dieser Beschluss solle 6 Monate gelten.’
Um die erledigte Schulstelle hatten sich zwei Kandidaten beworben, Aron Fränkl aus Schlipsheim, Landgericht Göggingen und May Alexandersohn aus Lindau. Dem Wunsch der Gemeinde, den Volksschullehrerposten mit dem des Religionslehrers zu vereinigen, wurde im Regierungsreskript vom 20. Mai 1828 entsprochen, doch ausdrücklich betont, dass die Bezahlung für die zweite Tätigkeit nicht in das Gehalt von 300 Gulden, welches im Judenedikt von 1813 festgesetzt ist, eingerechnet werden dürfe, nachdem Fränkl auf eine eigene Honorierung verzichtet hatte. Das Herrschaftsgericht wurde vielmehr beauftragt, unter Hinweis auf § 12 der allerhöchsten Verordnung vom 28. Januar 1828, eine besondere Renumeration auszumitteln und hierüber innerhalb 14 Tagen zu berichten. Im Übrigen wurde in der Regierungsentschließung vom 8. September 1828 der Schuldienstexspektant Aron Fränkl zum Lehrer ernannt bei einem jährlichen Einkommen als ‚Schullehrer’ von 300 Gulden. Am 8. Oktober 1828 gibt das Distriktsschulinspektorat Illertissen an das Herrschaftsgericht den Auftrag, dass Fränkl mit besonderer Feierlichkeit am 10. in sein Amt einzuführen sei, wozu das Rabbinat, die Kultusvorstände und die sämtlichen Werktags- und Sonntagsschüler in festlichen Kleidern früh 10 Uhr erscheinen sollen. Hierüber berichtet uns nachfolgendes Schriftstück: 11. Oktober 1828. Abschrift der an der deutschen Judenschule zu Altenstadt erfolgten Installation des Lehrers A. Fränkl. Nachdem der Schuldienstexspektant A. Fränkl als Schul- und Religionslehrer mit einem Gehalt von 300 Gulden als Schullehrer ernannt wurde, so wurde derselben heute nach allerhöchster Verordnung von dem gefertigten Distriktsschulinspektorat Illertissen mit Feierlichkeit den versammelten Vorständen der israelitischen Gemeinde und sehr vielen anwesenden Gemeindemitgliedern als neu aufgestellter Lehrer vorgestellt und ebenso den gleichfalls versammelten Werktags- und Sabbatschülern als ihr neuer Lehrer empfohlen.
Altenstadt BayrGZ 15051929.jpg (182401 Byte)Doch wurde der Akt mit einer feierlichen Rede begonnen und den Versammelten die allerhöchste Gnade seiner Majestät, allerhöchst welche zu erlauben geruht haben, dass den deutschen Schülern mosaischer Religion auch Lehrer aus ihrer Konfession vorgesetzt werden dürfen, anschaulich gemacht und dann die desto mehr zur Dankbarkeit hingezogenen aufgefordert, dass sie als Vorgesetzte und Eltern dem neuen Lehrer zum Wohle der Schule freundlichst die Hand bieten und dem neuen Lehrer alle Achtung, Liebe und Vertrauen schenken sollen, als das Lehramt ein sehr schönes und wichtiges Amt und dabei das segensreichste und eben darum das würdigste sei, von welchem die Bildung des Verstandes und Segen über die Eltern, Hausväter, über den König und seine preiswürdige Regierung, über das Vaterland und über das regierende Haus sich verbreite und Gott selbst, die wahre Anbetung bilde. Infolgedessen wurden die Schüler ihrem neuen Lehrer Gehorsam, Liebe und Achtung zu erweisen aufgefordert, die Gemeindemitglieder aber ernstlich ermahnt, diesem ihrem Sohn aus eigener Nation ein saueres und mühsames Brot durch Liebe und Achtung zu versüßen; dann werde die Schule die besten Früchte bringen. Es wurde darauf der neue Lehrer für sein Amt durch Handgelübde verpflichtet und die Gelobung angenommen, dass er seinem Lehramt nach allen seinen Kräften vorstehen und allen seinen Pflichten bestens nachkommen wolle, worauf man ihm die Schlüssel zur Schule überreichte und den ganzen Lehrapparat einhändigte. Auch wurde dem neuen Lehrer aufgetragen, das Anvertraute wohl zu bewahren, die Kinder liebreich zu behandeln und den Frieden zu lieben. Worauf der ganze Akt, das gegenwärtige Protokoll, darüber verfasst, verlesen und unterzeichnet wurde. So geschehen datto sutto Königlicher Distriktsschulinspektor Bernart. Abraham Meyer, Rabbiner, Aron Fränkl, Lehrer.
So war in der israelitischen Gemeinde Altenstadt eine wirkliche israelitische Konfessionsschule, israelitische Schüler unter einem israelitischen Lehrer, ins Leben gerufen worden. Ihre segensreiche Tätigkeit währte fast ein ganzes Jahrhundert. An ihr haben zunächst folgende Lehrkräfte gewirkt: Aron Fränkl bis 1851, Oberlehrer und Rabbiner Schwab bis 1870. Schon 1854 war als so genannter Unterlehrer der Schulverweser Nathan Weiß angestellt worden und wirkte in dieser Eigenschaft bis 1874, und zwar von 1870 bis 1874 mehr als Religionslehrer, nachdem aus Mangel an israelitischen Lehrkräften der eigentliche Volksschulunterricht dem christlichen Lehrer Demeter bis 1874 übertragen worden war. Dann besuchten die israelitischen Schüler die christliche Schule in Illereichen ‚gastweise’. 1880 wurde der Hannoveraner Isak Lautmann an die hiesige israelitische Schule berufen und ihm folgte 1900 der Berichterstatter bis 1924. In diesem Jahre wurde die Auflösung infolge Schülermangels vollzogen und der Stelleninhaber in den Ruhestand versetzt. Anmerkung der Schriftleitung: Aus räumlichen Gründen mussten Streichungen und wesentliche Kürzungen vorgenommen werden." 
 
  Der obige Beitrag erschien auch in den "Mitteilungen des Israelitischen Lehrervereins für Bayern", zweiter Teil rechts in der Ausgabe vom 15. April 1929       

      
Spendenaufruf von Lehrer S. Frank (1879)    

Altenstadt Israelit 15101879.jpg (54494 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Oktober 1879: "Aufruf
Ein glaubensfester, durch und durch braver Jehudi, aus ehrenhafter Familie, Kaufmann, der eine zahlreiche Familie zu ernähren hat, sit durch die Geschäftskrisis so weit heruntergekommen, dass er sich leider gezwungen sieht, sich in dieser bedrängten traurigen Lage an edle Menschenfreunde zu wenden, ihn (der keinen Aufruf in diesem Blatt unberücksichtigt ließ, und der in guten Zeiten mit offenen und vollen Händen gab) mit Unterstützung gütigst zu bedenken. Gott vergelte eure Gaben. 
Isaak Schnattinger aus Altenstadt. S. Frank, Lehrer. 
Die Expedition dieses Blattes ist auch bereit, allenfallsige Spenden in Empfang zu nehmen und weiter zu befördern."      

     
Lehrer Isaak Lautmann sucht eine Haushaltshilfe (1890)  

Altenstadt Schwaben Israelit 17111890.jpg (29682 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. November 1890: "Suche ein junges Mädchen im Alter von 15 bis 16 Jahre zur Stütze der Hausfrau, auch l. (liebe?) Waise. Kinder nicht vorhanden. Gute, f. (freundliche?) Behandlung. Antritt sofort. Brief an J. Lautmann, Lehrer, Altenstadt a.d. Iller."  

  
Lehrer Isaak Lautmann sucht Bücher (1891)

Altenstadt Israelit 09021891.jpg (47076 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1891: "Suche für meine Bibliothek zu kaufen: Erzählungen vom israelitischen Literaturverein. Aus Vergangenheit und Gegenwart von Dr. Lehmann. Werke der israelitischen Belletristik usw. Altenstadt a.d. Iller. 
J. Lautmann, Lehrer."

 
Silberne Hochzeit von Hauptlehrer Hermann Rose und seiner Frau (1924)

Altenstadt Israelit 15051924.jpg (17170 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai 1924: "Altenstadt an der Iller. Das silberne Ehejubiläum feierten am Rausch Chaudesch Ijar (1. Ijar = 5. Mai 1924) Herr Hauptlehrer Rose und Gemahlin."


25-jähriges Ortsjubiläum von Hauptlehrer Rose (1925)  

Altenstadt Israelit 10091925.jpg (48189 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. September 1925: "Altenstadt an der Iller, 30. August (1925). Am 1. September kann Herr Hauptlehrer Rose auf eine ersprießliche 25-jährige Tätigkeit im Dienste der israelitischen Kultusgemeinde zurückblicken. 24 Jahre wirkte er als Volksschullehrer zur vollen Befriedigung seiner Schulgemeinde und der vorgesetzten Schulbehörde bis zu der im Vorjahre verfügten behördlichen Auflösung der Volksschule, nachdem die Zahl der Schüler auf 3 herabgesunken war. Seitdem ist er weiter als Kantor und Schochet der Gemeinde tätig."   

    
Der ehemalige Lehrer Isaak Lautmann tritt in den Ruhestand (1927)

Altenstadt BayrGZ 15071927.jpg (25807 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juli 1927: "Personalien. Lehrer J. Lautmann in Nürnberg, früher Volksschullehrer in Altenstadt a.d. Iller, seit 1900 Leiter der L. und B. Schwarzschen Altersversorgungsanstalt in Nürnberg, ist am 1. Juni in den Ruhestand getreten. Er verbringt seinen Ruhestand im Jüdischen Altersheim der Pfalz in Neustadt a.d. Hardt."

 
60. Geburtstag des Lehrers Hermann Rose (1930)

Altenstadt Israelit 13111930.jpg (50296 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1930: "Altenstadt (Iller), 10. November 1930. Am Schabbat Paraschat Toledot (Schabbat mit der Toralesung Toledot = 1. Mose 25,9 - 28,9, d.h. 22. November 1930) begeht der allverehrte und hochgeschätzte Lehrer unserer Gemeinde, Herr Hauptlehrer Hermann Rose, seinen 60. Geburtstag. Zugleich feiert der Jubilar sein vierzigjähriges Dienstjubiläum seit Austritt aus dem Seminar in Würzburg. Er kann auf ein dreißigjähriges Wirken in unserer Kehillo (Gemeinde) zurückblicken. Wir alle rufen Herrn Hauptlehrer Rose, der bei der gesamten Einwohnerschaft gleich hoch angesehen ist, einen herzlichen Glückwunsch zu!"

     
Hauptlehrer Rose wird Ehrenmitglied im Bezirkslehrerverein Illertissen (1931)

Altenstadt BayrGZ 01121931.jpg (16551 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Dezember 1931: "Hauptlehrer Rose in Altenstadt wurde aus Anlass seiner 31jährigen Mitgliedschaft zum Bezirkslehrerverein Illertissen unter Überreichung einer künstlerischen Adresse zum Ehrenmitglied dieses Vereins ernannt."   

  
Zum Tod von Hauptlehrer Hermann Rose (1936)   

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. September 1936: "Hermann Rose - er ruhe in Frieden -. Nach nahezu 45-jähriger Tätigkeit als Volksschullehrer, Religionslehrer und Kantor verschied am 25. Juli unser lieber Kollege, Hauptlehrer Rose im 66. Lebensjahre. 36 Jahre hat er in der Gemeinde Altenstadt als Lehrer gewirkt und selbst, nachdem er schon in den Ruhestand getreten war, versah er in uneigennützigster Weise noch ehrenamtlich das Kantorat und den Religionsunterricht. Auch in der Gemeinde Kempten hat der Verstorbene längere Zeit den Religionsunterricht erteilt, und als er aus gesundheitlichen Rücksichten den Unterricht dort aufgeben musste, wurde ihm durch die Schulbehörde der Stadtgemeinde Kempten Dank und Anerkennung für seine wertvollen Dienste gezollt. Neben der umfangreichen Schularbeit erwarb er sich noch durch seine mannigfachen Arbeiten auf dem Gebiete der Heimatgeschichte Namen und Ansehen. Seine Arbeiten auf diesem Gebiete sind zusammengefasst in dem 19.. erschienenen Buche 'Geschichtliches der Israelitischen Kultusgemeinde in Altenstadt'. Trotz ärztlichen Verbotes hat der eifrige Gottesdiener den Gottesdienst in seiner Gemeinde nach gewohnter Weise versehen, bis ihn am Freitagabend beim Gottesdienst ein starkes Unwohlsein überfiel, dem er leider am Schabbat Chason (Schabbat Chason war am 25. Juli 1936) erlag. Bei der am 27. Juli stattgefundenen Beerdigung rief Kollege Hammelburger (Ichenhausen) dem teuren Entschlafenen tief empfundene Worte des Dankes, der Anerkennung und der Trauer nach. Er bezeichnete den Heimgegangenen als einen wahren Gottesdiener, der nichts als seine Pflicht kannte, der ein treuer Diener seiner Gemeinde, ein Freund jedes einzelnen stets gewesen, wie er Freund und Leid mit jedem geteilt, wie er allen, die Rat und Hilfe bei ihm suchten, zur Seite stand, wie er, der stets liebende Gatte und Vater, ein leuchtendes Vorbild seiner Familie, seiner Gemeinde und seiner Gemeinschaft war. Auch den Dank des Lehrervereins für all die Treue, die der Verstorbene dem Vereine und allen Kollegen entgegenbrachte, brachte Kollege Hammelburger zum Ausdruck. Herr Heinrich Neuburger stattete den Dank der Gemeinde und aller Schüler dem heimgegangenen Lehrer ab."           
   
Anzeige in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. August 1936: 
"Wir erfüllen die traurige Pflicht, von dem leider erfolgten Ableben unseres 
Herrn Hauptlehrer Hermann Rose 
Kenntnis zu geben. 36 Jahre war er in unserer Gemeinde als Kultusbeamter, Vorbeter und Religionslehrer, bis zum Jahre 1924 auch als Leiter der jüdischen Elementarschule tätig - in Freude in Leid uns stets verbunden. Durch sein reiches Wissen und sein bescheidenes Wesen hat er sich in allen Kreisen hohe Wertschätzung und viele Freunde erworben. Wir werden sein Andenken stets in Treue wahren. 
Israelitische Kultusgemeinde Altenstadt.
"   
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. September 1936: "Altenstadt (Schwaben), 15. September (1936). Der verflossene Tischa BeAw war für die Familie des pensionierten Hauptlehrers Hermann Rose sowie für die Gemeinde Altenstadt ein zwiefacher Trauertag. An dessen Rüsttag trugen wir, was an Hermann Rose sterblich war, zu Grabe, und hier wurde es uns wieder so recht klar, was wir alle mit dem Verewigten verloren haben. Noch am Vorabend des Heiligen Schabbat stand er als Vorbeter am Lesepult. Unter dem Abendgebet, nach den Worten 'Und die Kinder Israels sollen den Schabbat halten...' überfiel ihn eine Herzschwäche, die am nächsten Morgen zu seinem Ende führte. Der Schriftvers war gleichsam letzte Mahnung an seine von ihm unermüdlich betreute Gemeinde. Hermann Rose wirkte früher an mehreren fränkischen Gemeinden u.a. in seiner Heimat Oberwaldbehrungen, in Homburg am Main, wo er seine tapfere und vorbildliche treue Lebensgefährtin fand. Vor 37 Jahren kam Rose nach Altenstadt. Hier entfaltete er als anerkannt tüchtiger Schulmann, gewissenhafter Vorbeter, Prediger und erfolgreicher Chronist eine fruchtbare Tätigkeit. Nach den Trostworten des Herrn Hauptlehrers Hammelburger, der auch den Dank des Jüdischen Lehrervereins in Bayern und der Bezirkskonferenz Schwaben für die treue Mitarbeit des wertvollen Mitgliedes aussprach, nahm Herr Neuburger jun. als Vorstand der Gemeinde und als Schüler mit den herzlichen Dankesworten Abschied von dem geistigen Führer der Gemeinde und seinem Lehrer. Der Liebe, deren sich Hauptlehrer Rose auch in nichtjüdischen Kreisen seit je erfreuen durfte, gab der katholische Ortsgeistliche in wärmsten, von Herzen kommenden Worten beredten Ausdruck, wie denn die Beteiligung seitens der nichtjüdischen Bevölkerung eine alle Erwartungen übertreffende war.
Mögen die Verdienste dieses bescheidenen, wahrhaften Gottesfürchtigen seiner trauernden Witwe und seinen vier Kindern zum Guten gereichen, deren eines den Beruf des vorbildlichen Vaters ergriffen, während ein anderer Sohn auf hoher See einer neuen Heimat entgegenfuhr, indes der geliebte und verehrte Vater in die ewige Heimat einging. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."       

   
    
Kleinere Berichte zum jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
 
150jähriges Bestehen der Chewra-Kadischa (1898)

Altenstadt Israelit 20011898.jpg (163571 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Januar 1898: "Altenstadt a. Iller, 14. Januar (1898). Am 25. vorigen Monats feierte die hiesige israelitische Gemeinde das 150jährige Bestehen der Chewra-Kadischa. Aus diesem Anlass wurde ein großes Festmahl veranstaltet. Seiner Ehrwürden, unser hoch verehrter Herr Distrikts-Rabbiner Dr. Groß aus Augsburg hatte die Liebenswürdigkeit, die Festrede zu übernehmen. Aus der mit bekannt rhetorischem Geschick gehaltenen Rede entnehmen wir über die Geschichte der hiesigen israelitischen Gemeinde folgende Daten von allgemeinem Interesse: Die Niederlassung der Juden in Altenstadt bei Illereichen fällt in die Mitte des 17. Jahrhunderts. Caspar Bernhard von Rechberg, der in den Besitz der Grafschaft Aichheim, jetzt Illereichen, gelangt war, nahm am 17. Oktober 1651 in Altenstadt fünf jüdische Familien auf. Am 1. März 1719 wurden wieder mehrere Juden aufgenommen und ihnen Häuser, jedes für drei Parteien gebaut, gegen ein jährliches Schutzgeld von 20 Gulden nebst einer Gans und 2 Gulden bei jedem Todesfalle. Es wurde ihnen auch gestattet, eine Synagoge zu bauen und einen Begräbnisplatz anzulegen. Im Jahre 1802 wurde eine neue schönes Synagoge gebaut, die noch jetzt besteht. Im Jahre 1854 gab es in Altenstadt 250 Juden, im Jahre 1890 nur noch 140 und jetzt etwa 100. In der jüdischen Gemeinde wirkten nacheinander vier Rabbiner: R. Joseph Mayer, der kurz nach 1902, dessen Sohn R. Abraham, der 1837 gestorben ist; R. Mayer Mayer 1837-1857 und R. Schwab 1857-1868. Im Jahre 1747 wurde hier der Verein Gemilut Chessed, im Jahre 1822 der Verein Chewrat Neorim und im Jahre 1847 der Verein Talmud Tora gegründet. Im Jahre 1876 wurden diese verschiedenen Vereine unter dem Namen ‚Chewra Kadischa’ vereinigt.’ F."

 
Hundertjähriges Jubiläum der Erhebung des Fuggerschen Adelsgeschlechtes aus dem Grafen- in den Fürstenstand (1903)

Altenstadt Israelit 05101903.jpg (55109 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1903: "Altenstadt a.I., 30. September (1903). Am Sonntag, 27. September feierte man im nahen Marktflecken Babenhausen das hundertjährige Jubiläum der Erhebung des Fugger’schen Adelsgeschlechtes aus dem Grafen- in den Fürstenstand. Unter den zahlreichen Einladungen, die vom Festkomitee an auswärtige offizielle Korporationen ergingen, befand sich auch die der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde, obzwar der hiesige Ort niemals zur einstigen Fugger’schen Standesherrschaft gehörte. Das ist doch gewiss ein schöner Beweis der gottlob in Schwabens Gauen herrschenden Toleranz. H."

 
Wahlen zum Gemeindevorstand (1936)

Altenstadt BayrGZ 15011936.jpg (42513 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Januar 1936: "Altenstadt in Schwaben. Nachdem unser bisheriger verdienstreicher Vorstand Herr Isidor Neuburger wegen seines hohen Alters eine Wiederwahl zum allgemeinen Bedauern ablehnte, fiel die Neuwahl fast einstimmig auf seinen Neffen, Herrn Heinrich Neuburger. Den beiden anderen Herren der bisherigen Verwaltung, Herrn Max Schwarz, der schon seit 1913 ohne Unterbrechung der Verwaltung angehört, und Herrn Karl Friedmann wurde ebenfalls wieder mit großer Mehrheit das Vertrauen der Wählerschaft ausgesprochen."  

   
Erweiterung des Zuständigkeitsbereiches der Gemeinde (1927)  

Illereichen BayrGZ 15071927.jpg (60537 Byte)Bekanntmachung in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juli 1927: "Bekanntmachung des Gebietes der Israelitischen Kultusgemeinden Augsburg, Fischach, Ichenhausen, Illereichen-Altenstadt, Ingolstadt, Kempten, Krumbach, Memmingen und Oettingen. Die nachstehend aufgeführten Kultusgemeinden haben beschlossen, ihr Gebiet wie folgt auszudehnen:   
...  
Die Israelitische Kultusgemeinde
Illereichen-Altenstadt auf den Finanzamtsbezirk Illertissen." 

 
 
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde    
Erinnerung an Benjamin Löwenstein, 1815 zum Leutnant ernannt 
  

Altenstadt BayrGZ 11111927.jpg (144458 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 11. November 1927: "Altenstadt a.d. Iller. Man schreibt uns: Der Vorwurf, dass sich der Israelite gerne vom Kriegsdienste zu drücken suche, will trotz aller gegenteiligen Beweise nicht aus den Reihen unserer antisemitischen Ankläger schwinden. Weder die große Zahl der jüdischen Todesopfer im letzten Weltkriege noch diejenige der Kriegsdekorierten können das Vorurteil jener unbelehrbaren Kreise korrigieren. Daher darf keine Gelegenheit versäumt werden, die von der Bewährung unserer Glaubensgenossen im Kriege Zeugnis gibt, und zwar nicht erst aus der neuesten zeit. Die hiesige Kultusgemeinde, welche auf ein Alter von nahezu 300 Jahren zurückblicken kann, liefert den klarsten Beweis, dass der Jude als Staatsbürger bemüht ist, seinen vaterländischen Pflichten voll und ganz nachzukommen. Wir haben hier nicht nur Todesopfer aus dem Weltkriege und aus dem Deutsch-Französischen Kriege zu verzeichnen, sondern besitzen aus der Zeit der Befreiungskriege ein sehr wertvolles Dokument, welches zeigt, dass sich schon damals vaterländische Begeisterung in der hiesigen Judenschaft regte, obzwar sie erst ein Jahrzehnt aus dem entehrenden Judenschutzverhältnis zu bayerischen Staatsbürgern erhoben waren war. Ein Benjamin Löwenstein, dessen Familie noch heute hier existiert, war am 14. November 1815 zum bayerischen Leutnant im Landwehrbataillon des Illerkreises ernannt worden. Das wertvolle Dokument befindet sich im Besitze der Frau Witwe Lina Weil geb. Löwenstein und hat folgenden Wortlaut: Landwehr des Königreichs Bayern – Seine Majestät der König – haben geruht, den Benjamin Löwenstein zu Illertissen als Leutnant beim 4. Landwehrbataillon des Iller-Kreises zu ernennen, in welcher Eigenschaft derselbe von jedermann anzuerkennen ist. Kempten, den 14. November 1815. Königlich Bayerisches General-Kommissariat des Illerkreises, gez. von Stefang."

  
Goldene Hochzeit des Ehepaares Max Maier, Kultusvorsteher der Gemeinde (1876)
  

Altenstadt Israelit 02021876.jpg (115371 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Februar 1876: "Altenstadt in Bayern. Wenn im Allgemeinen nichts Erfreuliches aus hiesiger Gegend zu berichten ist, indem die Religionslosigkeit so sehr überhand genommen, und der Lauen und Indifferenten sehr viele sind, so bin ich doch in der angenehmen Lage, Ihnen eine erfreuliche Nachricht zukommen zu lassen. Am vergangenen Sonntag, den 9. dieses Monats feierte unser hiesiger Kultus-Vorstand, Herr May Maier, das Fest der goldenen Hochzeit. Die Teilnahme von Seiten der hiesigen Gemeinde an diesem Feste war eine allgemeine und herzliche. Böllschüsse bezeichneten den Anbruch des Festtages. Morgens 8 Uhr versammelten sich alle hiesigen Gemeindemitglieder im Festgewande im beflaggten Schul- und Gemeindehause und zogen unter Vorantritt der Musik vor das Haus des Jubelpaares. Das Greisenpaar, das von dieser Ovation ganz überrascht, war durch diesen teilnahmsvollen Akt der Gemeinde bis zu Tränen gerührt, sodass es vor Bewegung fast nicht imstande war, seinen Dank auszusprechen. Von hier aus bewegte sich der Zug unter Anschluss der Frauen und der Schuljugend und unter den Klängen der Musik zur Synagoge, welche von Außen beflaggt und mit Bäumen und Kränzen geziert, und in ihren inneren weiten Räumen vollständig beleuchtet war. Der feierliche Gottesdienst begann mit dem ‚Mah towu’, der mit Chor vorgetragen wurde. Verschiedene Gebete als: ‚Halleluja Adon Olam’, ‚Hallelu El’ wurden in feiertäglicher Gesangsweise rezitiert, und da der Jubilar bereits über ein Drittel Jahrhundert als Mohel (Beschneider) fungierte, trug der Chor Schira Chadascha wie am Tage einer Berit
Altenstadt Israelit 02021876a.jpg (250646 Byte)Mila vor. Am Schlusse des Gottesdienstes wunden noch ein Mismor (Psalm) gesungen und mehrere Pasukim (Verse) aus dem Tehillim (Buch der Psalmen) rezitiert.
Nach Beendigung des Gottesdienstes wurde das Jubelpaar wieder von der Gemeinde nach Hause geleitet. In dessen Behausung angelangt, drängte sich Alles herzu, dem Greisenpaar seine Gratulation auszusprechen. Herr Maier lud die Versammelten ein, ins Haus zu kommen. In einem geräumigen Zimmer, wo die zahlreichen und kostbaren Geschenke der Jubilare aufgestapelt lagen, hielt unser geehrter Mitvorstand, Herr Samson Kahn, eine gehaltvolle Ansprache an die Gefeierten, worin er die Verdienste der Herrn Maier während seines fast fünfzig Jahre währenden mit Eifer und gewissenhaften Pflichterfüllung geführten Amtes als Kultusvorstand, hervorhob; und ergreifend war der Moment, als Herr Kahn in Anerkennung dieser Verdienste dem Jubilare einen prachtvollen silbernen Pokal, im Auftrage der Gemeinde, überreichte. Ebenso erhielt die Jubilarin vom hiesigen Frauen-Verein, deren Vorsteherin sie bereits schon 40 Jahre lang ist, zum Zeichen der Verehrung und Hochachtung und in Anerkennung ihres Wirkens bei gedachtem Verein, ein prachtvolles mit Silber beschlagenes Gebetbuch (Tefila) zum Geschenke. Die Jubilare drückten in kurzen Worten ihren Dank aus für die vielen Beweise der liebe und Hochachtung, welche ihnen die hiesige Gemeinde erwiesen. Darauf lud der Herr Jubilar die Versammelten auf den Abend zu einem Glase Wein ein, welcher Einladung auch seitens aller Gemeindemitglieder nebst ihren Frauen Folge gegeben wurde. Hier ging es sehr munter zu, und den Gefeierten wurde ein Toast nach dem anderen ausgebracht. In später Abendstunde trennte man sich mit dem Bewusstsein, ein schönes und herrliches Fest begangen zu haben. Diese Ehren, womit das greise, aber noch recht rüstige Jubelpaar überhäuft wurde, haben sie mit Recht verdient. Mit dem schönen religiösen Satz ‚die Gottesfurcht ist sein Schatz' (Jesaja 33,6) im herzen, durchwandelten sie den ganzen Weg des Lebens. Wahre Religiosität zeichnet all ihr Tun und Wirken aus. Mit freigiebiger Hand spendeten sie sowohl an Israeliten als Nichtisraeliten. Als Beweis, wie sie an der Grundfeste unserer Religion, am (hebräisch und deutsch:) ‚Gottesdienst’ festhielten, möge Ihnen dienen, dass das Greisenpaar selten einen Gottesdienst versäumte, und zu jeder Zeit, bei Sturm und Wetter, bei Regen und Kälte, fast die Ersten sind, welche in der Morgendämmerung das Gotteshaus betreten. Möge der allgütige Vater im Himmel, der ihnen bis jetzt so väterlich beigestanden, auch ferner beistehen und ihre Tage und Jahre verlängern zum Guten hin.
Als Charakteristik, wie hier Israeliten und Nichtisraeliten einträchtig und harmonisch untereinander leben, möge Ihnen die Tatsache dienen, dass bei der jüngsten Gemeindewahl zwei Israeliten, nämlich Herr Samson Kahn und Herr A. Fränkel, als Gemeinderäte gewählt wurden. Als weiterer Beleg von Toleranz seitens der hiesigen christlichen Bevölkerung gegen ihre israelitischen Mitbürger möge Folgendes dienen: vor einigen Jahren starb ein hiesiger geachteter christlicher Bürger namens Revier, und setzt ein nicht unbedeutendes Legat aus, mit der ausdrücklichen Bestimmung, dass ein Drittel der Zinsen den hiesigen israelitischen Armen zugewendet werden müsse."

  
Zum Tod von Joseph von Kaulla in Illereichen (1876)  

Illereichen Israelit 15031876.jpg (61289 Byte)Bericht mit aktuellen Informationen aus Württemberg in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. März 1876: "Am 3. und 5. dieses Monats starben zwei bekannte Männer aus berühmten jüdischen Familien unseres Landes, nämlich Joseph von Kaulla in Illereichen, 72 Jahre alt, und Elias Pflaum, Chef des Bankhauses Pflaum und Cie....".   

   
Zum Tod von Simson Kahn, gestorben in Zirndorf (1886)  

Altenstadt Israelit 18031886.jpg (68518 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1886: "Zirndorf (Bayern). Montag 1. Adar II (8. März 1886) wurde die irdische Hülle des Herrn Simson Kahn von Altenstadt a.d. Iller, der fern von seinem Heim das Zeitliche gesegnet, dem Mutterschoß der Erde übergeben. Mit dessen Scheiden verlor die israelitische Kultusgemeinde Altenstadt eines ihrer besten Mitglieder; versah doch der Verblichene viele Jahre das Alt eines Kultusvorstandes; ebenso bewährte er sich als aufopfernder Mohel (Beschneider). Seine altjüdischen Melodien an hohen Feiertagen erweckten die Andacht seiner Zuhörer, gleichzeitig war er auch Baal Tokea gewesen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    

     
Diamantene Hochzeit von Moritz und Ricka Marx (1901)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. November 1901: "Altenstadt an der Iller, 30. Oktober (1901). Am 24. dieses Monats feierten die hiesigen Eheleute Moritz Marx und Ricka Marx das so äußerst seltene Fest ihrer diamantenen Hochzeit. Der Jubilar steht im 93., die Jubilarin im 83. Lebensjahre. Trotzdem erfreuen sich beide körperlicher und geistiger Frische. Der Jubilar besorgt noch alltäglich seinen geschäftlichen Beruf. 
Von allen Seiten trafen am Festtage Geschenke und Glückwunschtelegramme ein. Ebenso hatten sich zahlreiche auswärtige Verwandte eingefunden. In der festlich dekorierten Synagoge fand ein Dankgottesdienst statt, an dem sich nicht nur die vielen Verwandten, die ganze Kultusgemeinde, sondern auch die katholische Ortsgeistlichkeit, die Lehrerschaft, die ganze Gemeindeverwaltung und sehr viele christliche Einwohner unseres Marktfleckens beteiligten. Die sehr geräumige Synagoge war bis auf den letzten Platz besetzt. Mit dem Japhet'schen Chorgesang Baruch Habo wurde das Jubelpaar begrüßt und an seinen Ehrensitz geleitet. Nach einigen auf den Tag passenden Psalmen folgte die von Lehrer Rose gehaltene, auf den Spruch 'Den Kelch des Heils erhebe ich, und den Namen des Ewigen ruf ich an' (Psalm 116,13) aufgebaute Festrede. In derselben wurde nachgewiesen, dass das Jubelpaar sein eben in Thauroh (Tora), Afaudoh (Gottesdienst) und Gemilus chesed (Wohltätigkeit) verbracht und sich dadurch die Krone des Alters errungen habe. Auch brachte der Redner ein bezirksamtliches Anschreiben zur Verlesung, worin dem Jubelpaare die von der Geheimkanzlei Seiner Königlichen Hoheit des Prinzregenten Luitpold von Bayern eingetroffenen Glückwünsche mitgeteilt wurden. Nach dem Vortrage des Königsgebetes folgten noch einige Psalmen unter Gesang und Rezitation. 
Im Saale des Gasthauses 'Zur Eisenbahn' wurde den Jubilaren unter Ansprache des Kultusvorstandes Weiß ein von der Kultusgemeinde und dem israelitischen Frauenverein gewidmeter silberner Pokal feierlich überreicht. Dabei wurden besonders die Verdienste hervorgehoben, die sich die Jubilarin in fast fünfzigjähriger Tätigkeit als Vorsteherin des Frauenvereins erworben. Niemand konnte sich der Rührung enthalten, als der greise Jubilar in gewählten Worten seinen Dank aussprach.  
Ein solennes Festmahl, an dem sich auch Herr Pfarrer Hetzel beteiligte, vereinigte am Nachmittage das Jubelpaar und die Festgäste. Ernste und heitere Toaste folgten aufeinander. Namentlich verdient der Toast des Herrn Pfarrer Hetzel hervorgehoben zu werden, worin derselbe zum Teil in hebräischen Worten den Gefeierten seine Segenswünsche aussprach, anlehnend an den Psalm 'Wer in dem Schutze des Höchsten sitzet...' (Psalm 91,1). 
Erst am Abend trennte man sich, nachdem man durch eine ansehnliche Summe auch der Armen gedacht. Den Jubilaren aber rufen wir zu: 'Der Ewige vermehre ihre Tage bis 100 Jahre'."       

 
Zum Tod von Ricka Marx (1903)   

Altenstadt Israelit 14011904.jpg (84031 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Januar 1904: "Personalien. Altenstadt a.I., 5. Januar (1904). Am 17. Kislew (6. Dezember 1903) wurde die selige Frau Ricka Marx, Gattin des nun 94jährigen Herrn Moritz Marx, in ihrem vollendeten 84. Lebensjahre in das bessere Jenseits abberufen. Noch vor zwei Jahren feierte das ehrwürdige Paar das seltene Fest der diamantenen Hochzeit in ungetrübter körperlicher und geistiger Frische. Mit der seligen Entschlafenen ist das Gründungsmitglied des hiesigen Israelitischen Frauenvereins, sowie dessen vieljährige Vorsteherin dahingegangen. Die selige Frau Marx war eine jener ‚wackeren Frau(en)’-Gestalten, die sich durch ihr Leben und Wirken das Wohlgefallen Gottes und der Menschen erworben. 'Sie fand Gunst und Wohlgefallen in den Augen Gottes und der Menschen' (Sprüche 3,4). – Bei der kürzlich stattgefunden Vorstandswahl genannten Vereins wurde Frau Eva Erlanger wiederholt als erste und Frau Eva Weiß als zweite Vorsteherin gewählt."

 
Beschwerde des Kaufmanns Aron Friedmann (1907)  

Altenstadt Israelit 31011907.jpg (167225 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1907: "München, 16. Januar (1907). Die Beschwerde des Kaufmanns Aron Friedmann in Altenstadt gegen den Beschluss des Bezirksamtes Illertissen vom 20. Februar 1906 betr. Die Wahl der israelitischen Kultusverwaltung Altenstadt wurde vom Verwaltungsgerichtshof kostenfällig verworfen. Am 24. Dezember 1904 wurde in Altenstadt die israelitische Kultusverwaltung für die Jahre 1906-1908 gewählt. Friedmann focht diese Wahl an, indem er geltend machte, dass der Wahltermin nicht, wie herkömmlich, beim Vormittagsdienst in der Synagoge bekannt gemacht worden, ferner, dass die Frist zwischen Bekanntgabe und der Wahl zu kurz gewesen sei, weiter dass die Wahl nicht, wie üblich, am 25. Dezember und bei Tag, sondern am 24. Dezember abends 7 Uhr stattgefunden habe, sowie dass dann kein Wahlausschuss gebildet worden sei. Endlich machte Friedmann geltend, das als Kultusvorstand gewählte Gemeindemitglied Weiß habe das Vermögen der Kultusgemeinde Altenstadt für private Hypothekengeschäfte nutzbar gemacht unter Beihilfe der Mitglieder der Kultusverwaltung Strauss und Löw. Das Bezirksamt verwarf die Beschwerde des Friedmann gegen die Wahl, und auch die Beschwerde zum Verwaltungsgerichtshof blieb ohne Erfolg. In den Entscheidungsgründen des Verwaltungsgerichthofes ist ausgeführt, dass die übrigen Beschwerdepunkt des Friedmann, soweit sie sich nicht auf das Hypothekengeschäft beziehen, weder mit den Statuten der israelitischen Kultusgemeinde Altenstadt noch mit dem Herkommen in Widerspruch stehen. Was aber das erwähnte Hypothekengeschäft anlangt, so erfolgte die Hingabe der betreffenden Kapitalien der Kultusgemeinde auf Grund ordnungsgemäßer Beschlüsse der Kultusverwaltung nach Prüfung der Sicherheit, die Zinsen wurden bisher richtig bezahlt und es ist nicht einzusehen, inwiefern auf diese Privatgeschäfte des Weiß und Strauß – Löw war überhaupt dabei nicht finanziell beteiligt – die Ungültigkeit der Wahl gegründet werden könnte. Diese Verhältnisse hätte Friedmann höchstens bei Abgabe seiner Stimme berücksichtigen können."   

      
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstehers Anton Fränkl (1915)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Februar 1915: "In Altenstadt (Schwaben) ist der langjährige Vorsteher der jüdischen Gemeinde, Herr Anton Fränkl, nach schwerer Krankheit verschieden. Sein Andenken wird in der Gemeinde fortleben."             

 
Militärische Ehrung für Josef Erlanger (1915)    

Altenstadt Schwaben Israelit 19081915.jpg (50091 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1915: "Mannheim, 17. August (1915). Josef Erlanger aus Altenstadt (Schwaben), Sohn des verstorbenen Fabrikanten J. L. Erlanger dortselbst, seit längerer Zeit in Mannheim Prokurist der Eisengroßhandlung M. Marum G.m.b.H., stellvertretender Feldmagazin-Inspektor beim Korps-Feld-Proviantamt des 3. Bayerischen Armeekorps wurde vom König von Bayern das Militär-Verdienstkreuz 2. Klasse mit der Krone und mit Schwertern am Bande für Kriegsverdienst verliehen."   

  
Zum Tod von Naftali Weiß (1929)  

Altenstadt BayrGZ 15111929.jpg (121695 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. November 1929: "Altenstadt in Schwaben. Wenige Tage vor Rosch-Haschanah (Neujahrsfest) haben wir einem lieben Glaubensgenossen, Herrn Naftali Weiß aus Memmingen, seine dauernde Ruhestätte auf dem hiesigen Bes dom bereitet. Er hat es in reichem Maße verdient, dass seiner auch in diesem Blatte gedacht wird. Herr Weiß war hier 1859 als Sohn des damaligen israelitischen Schulverwesers Nathan Weiß geboren und hat die erste biblische Altersgrenze überschritten. Schön frühzeitig zeigte der Verstorbene sein großes Interesse für alle Anliegen der hiesigen Kultusgemeinde sowie auch der politischen Gemeinde. In verhältnismäßig jungen Jahren wurde er daher in die hiesige Kultusverwaltung gewählt (1890) und 1899 zu ihrem Vorstande bestimmt, welches Amt er bis zu seinem 1906 erfolgten Wegzuge nach Memmingen bekleidet. Sein kluger Rat wurde immer hoch geschätzt. So hatte er auf manches bedeutsame Werk maßgebenden Einfluss; es sei nur an die 1902 erfolgt Restaurierung unseres Gotteshauses und das damit verbundene 100jährige Jubiläum desselben erinnert. 22 Jahre lang war der Entschlafene Vorstand der hiesigen Chewra kadischah und erfüllte stets frohbereit die schönster aller Pflichten. Auch die Memminger Kultusgemeinde wusste bald die schätzenswerten Eigenschaft des seligen Herrn Weiß zu würdigen und übertrug ihm auf längere Zeit das Amt eines Verwaltungsmitgliedes, ebenso die Vorstandschaft der dortigen Chewra kadischa. Auch auf seinem Grabsteine wird, wenn auch unsichtbar, die Inschrift prangen: ‚Alle, die sich mit gemeindlichen Angelegenheiten beschäftigen, werden es um Gottes Willen tun! 
Rose, Hauptlehrer".  

   
85. Geburtstag von Mina Wassermann (1930)

Altenstadt BayrGZ 01091930.jpg (12789 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. September 1930: "Altenstadt (Schwaben). Frau Mina Wassermann konnte am 10. August im Kreise der ihren in geistiger und körperlicher Frische den 85. Geburtstag feiern."

 
70. Geburtstag von Isidor Neuburger (1933)   

Altenstadt BayrGZ 01091933.jpg (57262 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. September 1933: "Altenstadt, 70. Geburtstag. Am 13. August konnte Herr Isidor Neuburger seinen 70. Geburtstag in ungeschwächter Frische des Körpers und Geistes im Kreise seiner Lieben begehen. Seit 1920 bekleidet er das Ehrenamt des Vorstandes in Gewissenhaftigkeit und Selbstlosigkeit. Aus diesem Anlasse ließ die Gemeinde am Samstag, Sidroh Ekef (= Schabbat mit der Toralesung Ekew = 5. Mose 7,12 - 11,25, das war Schabbat, 12. August 1933) , durch die Herren der Verwaltung einen silbernen Becher als sichtbares Zeichen ihres Dankes überreichen, während Herr Hauptlehrer Rose im Schachrisgottesdienste durch eine Ansprache, anlehnend an das Tehillimwort (Psalmwort): ‚Kos jeschauaus ässoh ufschem ad äkro’; 'Den Kelch des Heils erhebe ich, und den Namen des Ewigen ruf ich an' (Psalm 116,13), dem Danke der Gemeinde für das verdienstvolle Wirken des Gefeierten als Parnes und langjähriger Hilfsvorbeter geziemenden Ausdruck verlieh."

 
80. Geburtstag von Sigmund Kahn (1935)  

Altenstadt BayrGZ 15021935.jpg (46594 Byte)Artikel in der "Bayrischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Februar 1935: "80. Geburtstag. Wie wir erst nachträglich erfahren, konnte eines der ältesten Gemeindemitglieder, Herr Sigmund Kahn in München, am 24. Januar in unverminderter Schaffenskraft seinen 80. Geburtstag begehen. Sigmund Kahn, der Vater von Herrn Rechtsanwalt Dr. Fritz Kahn I in München, wurde am 24. Januar 1855 in Altenstadt a.d. Iller (Schwaben) geboren und lebt seit 1872 in München, wo er vor 56 Jahren ein von ihm betriebenes Lebensmittel - En gros Geschäft gründete, das er noch heute selbst leitet. Dem Achtzigjährigen gelten unsere Glück- und Segenswünsche!"   

  
  
Sonstiges    
Briefumschlag eines Schreibens an die Israelitische Kultusverwaltung in Altenstadt (aus der Zeit 1849 bis 1867)  
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim /Ries)   

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Der Brief an die Israelitische Kultusverwaltung Altenstadt, von dem nur der Umschlag erhalten ist, wurde versandt aus München in der Zeit 1849 - 1867. Die Datierung resultiert aus der Verwendungszeit dieser Briefmarken. 1867 wurde eine neue Briefmarkenserie mit Landeswappen im Prägedruck herausgegeben.   

    
    
Erinnerung an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert - Grabstein für Jacob H. Lengsfeld in New Orleans (ca. 1812 - 1873)     
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860 eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd., aufgenommen. 
Die Frau von Jacob H. Lengsfeld - Henrietta Falk - ist auf demselben Friedhof beigesetzt; das Foto des Grabsteines findet sich auf einer Seite zu Kirrweiler.     
 

Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans für 
"Jacob H. Lengsfield (Lengsfeld) 
Born in Ellereichen (Illereichen) 
Bavaria  
Died  July 14, 1873 
Aged 61 years".        

   

    

    

          

 

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Stand: 30. Juni 2020