In Arnstein lebten Juden bereits im Mittelalter. Die Stadt wird in
einem Memorbuch genannt neben Lohr
und Heidingsfeld
als Ort eines Pogroms 1298 durch die Banden des "Ritters
Rindfleisch". Erst in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts hört man wieder
von Juden in der Stadt. Der Würzburger Bischof Gerhard von Schwarzburg war bei
vier Juden, darunter einem aus Arnstein verschuldet. 1388 beglich der fränkische
Städtebund diese Schulden.
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in die Zeit des 16.
Jahrhunderts zurück. Während des Dreißigjährigen Krieges konnten sich
offenbar wieder einzelne Juden hier niederlassen, die möglicherweise aus
Landgemeinden in die Stadt geflohen waren (1633/34). 1675 werden vier jüdische
Familien in der Stadt genannt. 1699 bestand die kleine jüdische Gemeinde aus 35
Personen. 1740 waren es sieben jüdische Haushaltungen. Um 1800 gab
es im damaligen Amt Arnstein nur in Arnstein selbst jüdische Einwohner. Die jüdischen
Familien wohnten zunächst alle im Bereich der früheren "Judengasse"
(heute Goldgasse), die entlang der Stadtmauer vom Bettendorfer zum Siegersdorfer
Tor verläuft.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1803 75 jüdische Einwohner in 17 Familien, 1813 79, 1814 81 jüdische
Einwohner (6,2 % von insgesamt 1.302), 1819 zusammen 14 Familien, 1839 70
(in 14 Familien), 1871 70
(4,4 % von 1.597), 1894 60 (in 13 Familien), 1899 50 (in 8 Haushaltungen), 1900 57 (3,3 % von 1.745),
1903 58 (in 8 Haushaltungen), 1910 47 (2,8 % von 1.695). Die
jüdischen Familien lebten bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts fast ausschließlich
vom Handel mit Waren und Vieh (siehe nachstehende Angaben von 1817).
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Arnstein auf 20
Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuen
Familiennamen und Erwerbszweig): Haium Aron Frank (Wein- und Viehhandel), Löw
Aron Frank (Wein- und Viehhandel), Mattel Aron Frank (Wein- und Viehhandel),
Sara Aron Frank (Leibgeding), Herz Faust Philipps (Viehhandel), Hona Faust
Philipps (Schlachten), Mattel Faust Philipps (Warenhandel), Männlein Faust
Neumann (Viehhandel), Moises Faust Freudenberger (Kleinkrämerei), Michel Faust
Stein (Kleinkrämerei), Haium Jossel Herrmann (Warenhandel), Raphael Jossel
Strauß (Maklerei), Edel Jossel Leicht (lebt von Unterstützung), Abraham Kusel
Heßlein (Privatunterricht), Blumlein Samuel Neuberger (Kapitalist), Haim Samuel
Neuberger (Viehhandel), Joseph Samuel Neuberger (Viehhandel), Joseph Haium
Samuel Neuberger (Vieh- und Warenhandel), Marcus Frank (Wein- und Pferdehandel),
Hirsch Philipps (Feldbau, ab 1825).
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts eröffneten einige jüdische Familien /
Gewerbetreibende Handlungen / Läden und andere Gewerbebetriebe in der Stadt
(siehe unten stehende Anzeigen jüdischer Geschäfte am Ende des 19.
Jahrhunderts).
An Einrichtungen der jüdischen Gemeinde waren in der ehemaligen
"Judengasse" eine Synagoge (s.u.), ein jüdisches Schulhaus mit einer
Religionsschule und einem rituellen Bad vorhanden. Die Toten der jüdischen
Gemeinde wurden in Schwanfeld,
Laudenbach
und Euerbach
beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war (bereits 1839,
siehe Gemeindebeschreibung unten) ein Religionslehrer
angestellt, der teilweise zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war. Als
Lehrer werden genannt: bis 1885 Lehrer Gattmann (bis 1885), danach der hoch angesehene
Gelehrte Emanuel Oppenheimer (1885 bis 1909, siehe Nachruf unten). An
der Religionsschule der Gemeinde wurden um 1894 14 Kinder unterrichtet, um 1896
11 Kinder, um 1899 10 Kinder. Um 1894/1903 wird als Schochet (Schächter)
genannt: L. Holländer.
Als Gemeindevorsteher wird um 1894 Lehrer E. Oppenheimer genannt, um
1896/1899 G. Wolf, um 1900/1903 S. Neunburger.
An jüdischen Vereinen gab es den Wohltätigkeits- und Bestattungsverein
Chewra Kadischa (um 1899 unter Leitung von L. Holländer).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Otto
Schloß (geb. 30.6.1879 in Schwanfeld,
gef. 26.11.1916) und Nathan Siegel (geb. 26.3.1889 in Arnstein, gef. 24.4.1915).
Um 1924 wurden 35 jüdische Einwohner in Arnstein gezählt (1,8 % von
1.950 Einwohnern). Die Vorsteher der Gemeinde waren Salomon Bauer und Adolf
Neuberger. Religionsunterricht erteilte den damals noch sechs schulpflichtigen jüdischen
Kindern Hermann Holländer (unklar, ob er eine Lehrerausbildung hatte oder
ehrenamtlich den Unterricht erteilte; gestorben im Mai 1925, siehe Bericht
unten). Die Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Schweinfurt. 1932
waren die Gemeindevorsteher Salomon Bauer und Adolf Neuberger. Vorsitzender der
Repräsentanz war Salomon Bauer (zum Tod seiner Frau Berta geb. Bamberger
siehe Bericht unten von 1930). An jüdischen Vereinen bestanden: Die Chewrah
Kadischa (Bestattungs- und Wohltätigkeitsverein, u.a. zur Unterstützung älterer
durchreisender Leute, 1932 acht Mitglieder unter dem Vorsitz von Salomon Bauer)
und der Wohltätigkeitsverein Chewroth (gleichfalls unter Leitung von
Salomon Bauer; Zweck der des Vereins: Unterstützung, Lehrvorträge). 1932
wurden noch drei schulpflichtige jüdische Kinder gezählt.
1933 wurden noch 29 jüdische Einwohner gezählt, 1935 durch Zuzug
32. Auf Grund der zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen
Boykotts verzogen bis Ende Juli 1938 25 der jüdischen Einwohner von
Arnstein in andere Orte (Frankfurt, Haßfurt, Kitzingen) oder wanderten aus.
1935 emigrierten drei jüdische Personen nach Palästina, wenig später fünf in
die USA. 1937 wurde der jüdische Arzt Dr. Ludwig Veilchenblau verhaftet und
1939 zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Seine Spur verliert
sich im Gefängnis Ludwigsburg. Im April 1938 wurde die jüdische
Gemeinde offiziell für aufgelöst erklärt. Unmittelbar nach den
Ausschreitungen beim Novemberpogrom 1938 verzogen die letzten beiden jüdischen
Einwohner nach Frankfurt, sodass am 11. November 1938 keine jüdische Person
mehr in Arnstein lebte.
Von den in Arnstein geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Berta Aron geb.
Freudenberger (1880), Paula (Bella) Bermann geb. Siegel (1890), Rosalie Dominski
geb. Wolff (1886), Julius Freudenberger (1885), Main (Hain) Friede (1879),
Karolina (Lena) Heymann geb. Neuberger (oder Neumann?, 1875), Rita Holländer
(1913), Rosa Holländer geb. Reich (1878), Selma (Jenny) Hutzler geb. Siegel
(1886), Erna (Esther) Neuberger (1920), Felix Neuberger (1877), Isabella (Sabella,
Bella) Regensteiner geb. Freudenberger (1881), Ida Schloss (1913), Johanna
Schloss geb. Phillips (1878), Martha Schulmann geb. Veilchenblau (1893),
Siegfried Siegel (1883), Arthur Stein (geb. ?), Fanny Stein geb. Samuel (1876),
Frieda Stein (geb. ?), Herbert Siegfried Stein (1935), Ruth Lina Stein (1933),
Simon Stein (1872), Werner Ludwig Stein (1932), Toni (Melanie) Strauss geb.
Siegel (1891), Ludwig Veilchenblau (1892).
Artikel
in den "israelitischen Annalen" vom 20. Dezember 1839: "Arnstein mit
17 Familien oder etwa 70 Seelen. Die Gemeinde hat einen Religionslehrer, der
zugleich Vorsänger ist, und nebst freier Wohnung und Holz 150 fl. Gehalt
hat.*) Vor etwa 20 Jahren erbaute sie eine neue Synagoge und ein eigenes
Schulhaus auf ihre Kosten, was sie zur Aufnahme eines Kapitals veranlasste,
das zum Teil noch nicht abgetragen ist und verzinst werden muss. Ferner ist,
weil bei uns schon fast nirgends mehr ein Lehrer zugleich Schächter ist, ein
solcher zu bezahlen und der Kultus fordert jährlich gleichfalls eine
Bestreitungssumme von mehr als 100 fl. Vier sind als Handwerker, drei als
ordentliche Kaufleute ansässig. Außer den Ersteren müssen sie sämtlich
Schutzgeld und zwar manche jährlich 15 fl. zahlen. Ferner hat die Gemeinde
jährlich 27 fl. Neujahrgeld an das Rentamt und 4 fl. 48 Kr. an das Pfarramt
zu entrichten.
*) Ich bemerke hier was auch für alle anderen folgenden Angaben gilt, dass
wo keine Elementarschule besteht, die jüdischen Kinder die christliche
Volksschule besuchen und die christlichen Lehrer dafür honorieren müssen.
Dass übrigens die meisten Religionslehrer das Schullehrerseminar besucht und
die Prüfung der Elementarlehrer bestanden haben, fast sämtliche aber als
Religionslehrer geprüft sind."
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Im Haus des Lehrers Oppenheimer wuchs der spätere Landauer Kantor und Lehrer Willy Steinem
auf (Bericht zu seinem 60. Geburtstag 1928)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juni
1928: "60. Geburtstag. Unser langjähriges, treu bewährtes
Vereinsmitglied, Herr Oberkantor und Lehrer Willy Steinem in Landau
(Pfalz), feierte am 18. Mai seinen 60. Geburtstag. Aus diesem Anlass
wurden ihm seitens seiner dankbaren Gemeinde und anderer Korporationen
wohlverdiente Ehrungen zuteil. Ist er doch nicht nur ein tüchtiger
Schulmann, sondern, mit prächtigem Bariton ausgestattet, auch ein
anerkannter Künstler auf dem Gebiete des synagogalen Gesanges. Steinems
Wiege stand in Merchingen (Baden).
Früh verwaist, wurde er im Hause des Lehrers Oppenheimer in Arnstein
(Unterfranken) erzogen, besuchte dortselbst die Präparandenschule,
sodann das staatliche Schullehrerseminar in Würzburg. Nachdem er einige
Jahre in Kirn an der Nahe und Wiesbaden amtierte, wurde er an die
Kultusgemeinde Landau berufen, woselbst er nun über 3 Jahrzehnte
segensreich wirkt. Weit über den Kreis seiner Amtstätigkeit hinaus ist
er in allen Schichten der Bevölkerung als charaktervoller Mann geachtet
und geehrt, ob seines sonnigen Gemüts und unverwüstlichen Humors,
besonders von seinen Kollegen geschätzt und geliebt. A.St. –
U."
Zum Tod von Emanuel Oppenheimer (1909) Anmerkung: Oppenheimer war von 1885 bis 1909 hoch anerkannter
Lehrer und Gelehrter in Arnstein und Umgebung.
Zu
seinem Tod im April 1909 erschien der folgende Artikel in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 29. April 1909: "Arnstein (18. April (1909).
Unsere Gemeinde hat einen schweren unersetzlichen Verlust erlitten und mit ihr
die Gesamtheit, wenn anders das talmudische Wort zutrifft: 'Chacham schämet
hakol kerobaw' 'Wenn ein Weiser stirbt, so sind alle seine Verwandten.'
Unmittelbar nach dem Pessachfeste verstarb unerwartet unser allverehrter und
geliebter Lehrer, Herr Emanuel Oppenheimer - das Gedenken an den
Gerechten ist zum Segen -. 38 Jahre hat er in unserer Mitte geweilt und fast
24 Jahre das Amt des Lehrers und Baal Korea (Vorbeter) verwaltet. Als
echter Talmid Chacham (Gelehrter), als der er sich zu Füßen des Rabbi
Hirsch Berliner -seligen Angedenkens -, in dessen Hause er wohnte,
weiterhin des Rabbi Jona Rosenbaum - seligen Angedenkens - in Zell, des
Rabbiners Samson Raphael Hirsch - seligen Angedenkens - in Frankfurt,
endlich des Rabbi Seligmann Baer Bamberger - seligen Angedenkens - in
Würzburg,
dessen Lieblingsschüler er gewesen war, herangebildet hatte, betrachtete
Emanuel Oppenheimer das Studium der Tora als seine Omanut (Berufung)
in echt talmudischem Sinn; er widmete sich unausgesetzt Tag und Nacht mit
begeistertem Eifer dem Lernen. Und sein Lernen war rein lischma (sc. um
seiner selbst willen, also ohne Selbstzweck). Er zog von den Lehrstätten, die er viele Jahre in eifrigem Studium
frequentiert hatte, als Kaufmann in unser Städtchen ein; erst 14 Jahre später
übernahm er, nach dem Tod unseres Lehrers Gattmann, die Stelle des
Religionslehrers, in der er wahrhaft Ersprießliches leistete, seine Schutzbefohlenen
zu echter Gottesfurcht erzog. Für unsere ganze Umgegend wirkte er mit
Zustimmung der zuständigen Rabbiner als Lehrer (hier gemeint: als
rabbinische Autorität) und wurde bei Verhinderung unseres Herrn
Distriktrabbiners Dr. Stein in Schweinfurt von demselben stets als sein
Stellvertreter im Unterricht (hier gemeint: rabbinische Unterweisung)
aufgestellt. Als ein echter Talmid chacham (Gelehrter) war der
Verblichene ein echter Baal Middot (gemeint: ein Mann mit gutem Benehmen
im gläubigen Sinn), wie man selten ihn zu beobachten Gelegenheit hat.
Ein Zadik (Gerechter) in wahrem Sinne des Wortes, ja mehr noch ein Chassid
(Frommer) von einer derart ängstlichen Gewissenhaftigkeit in der Erfüllung der
Mizwot (Gebote), dass man auf ihn das Wort anwesenden kann: Aschrei adam
mefached tamid Wohl dem Mann, der immer in (Gottes)furcht
lebt.
Er war ein Talmid chacham (Gelehrter) vom alten Schlage, wie man sie leider
heutzutage bei uns in Deutschland selten mehr antrifft. Unterstützt durch seine
ausgezeichnete, vortreffliche Gattin schuf er sein Haus zu einem Tempel der Barmherzigkeit,
auch dadurch im Sinne der Gottesfurcht wirkend, dass er gesetzestreuen
Reisenden selbstlos gern Verpflegung gewährte.
Wir sehr man ihn nicht nur in unserer Gemeinde, sondern in der ganzen Umgegend
geschätzt und verehrt hat, davon legt seine Beerdigung, die in Schwanfeld
erfolgte, ein laut sprechendes Zeugnis ab. Der langjährige Nachbarkollege und
Freund Herr Eschwege sprach im Hause des Verstorbenen in Arnstein, auf dem
Friedhof zu Schwanfeld Herr Distriktsrabbiner Dr. Stein, der auf Grund des
Wortes 'Wenn ein Weiser stirbt, so sind alle seine Verwandten' ein Lebensbild
des Verblichenen entwarf und seinen Charakter schilderte, ganz besonders aber
auf den Verlust der Gesamtheit hinwies, die nicht mehr rein an echten Talmidei
Chachamim (Gelehrten) sei.
Der Kultusvorstand Herr Veilchenblau sprach dem Verblichenen den Dank der
Gemeinde aus, für sein segensreiches, hingebungsvolles Wirken und Herr Kantor
Steinem aus Landau, ein Verwandter und von dem Verstorbenen erzogener Jatom
(Waise), entrichtete in warmen Worten den Zoll kindlicher Dankbarkeit und Liebe.
Wir rufen aus: [es folgt ein aramäisches Zitat aus dem Talmud, übersetzt:
"Schade um die, die verloren gehen und nicht gefunden werden", gemeint:
"solche Menschen wie den Verstorbenen findet man nicht oft"] und sind überzeugt, dass die Saat, die der Verblichene
ausgestreut hat, noch auf Geschlechter nachwirken wird."
Martell Frank (geb. 1810 zu
Arnstein): studierte an der Universität in Würzburg, wo er durch die Teilnahme
an burschenschaftlichen Aktivitäten in lange Untersuchungshaft geriet, durch welche seine Studien unterbrochen wurden, sodass er erst 1837
in Würzburg promoviert wurde. Er ließ sich zuerst in Würzburg, später in München als praktischer Arzt nieder und
habilitierte sich als erster in München 1849 für Ohrenheilkunde. Er war auf diesem und anderen Gebieten der Heilkunde als Schriftsteller
tätig.
Von ihm erschien: "Trakt. Anleitung zur Erkenntnis und Behandlung der Ohrenkrankheiten" (Erlangen 1845);
"Systematische Lehrbuch der gesamten Chirurgie" (2 Bde., Ib. 1849-1852);
"Taschen-Encyclopädie der praktischen Chirurgie, Geburtsheilkunde, Augen- und
Ohrenheilkunde" (Würzburg 1842; 3. Aufl. 1858) - "Über öffentliche Gesundheitspflege" (München 1854);
"Taschen-Encyclopädie der med. Klinik« (Stuttgart 1840; 8. Aufl., 1869).
1853 wurde er zum Physicats-Adjuncten und später zum Bezirks- und Polizeiarzt in München ernannt. In dieser Stellung erwarb er sich durch ungewöhnliche
Tätigkeit zur Zeit der Choleraepidemie 1873/74 den Titel eines
Medizinalrates. Nach Ablauf derselben erschien von ihm: "Die Cholera-Epidemie in München in dem Jahre 1873/74, nach amtlichen Quellen dargestellt" (München 1875);
drei Jahre früher veröffentlichte er eine Abhandlung: "Über die Gesundheitsverhältnisse Münchens" (Ib. 1870). Er starb
im August 1886.
Zum Tod von Hermann Holländer (1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mai 1925: "Arnstein
(Unterfranken), 3. Mai (1925). Am Schabbat Koddesch, dem 1. Ijjar (25.
April 1925) wurde die kleine jüdische Gemeinde Arnstein in tiefe Trauer
versetzt. Erst 48jährig verschied Hermann Holländer, ein Jehudi,
wie sie in den bayrischen Gemeinden leider immer seltener werden. Sein
echte ... (? hebräischer Begriff unklar), seine peinliche
Pflichterfüllung gegen Gott und die Menschen, seine Liebe zur Gebots-Tat,
das waren Charakterzüge seines von Natur aus frommen Wesens. So recht
konnte man den guten Namen hören und erkennen an der Beisetzung,
an der sich der größte Teil des Städtchens beteiligte. Am Trauerhause
entwarf Herr Hauptlehrer Freudenberger -Thüngen
ein Lebensbild des Verblichenen, seine Verdienste um die jüdische
Gemeinde und die politische Gemeinde würdigend. Im Namen der Familie
nahm Lehrer Reich - Frankfurt am Main in einer Trauerrede Abschied,
und auf dem Friedhof in Schwanfeld
gab Herr Rabbiner Dr. Stein - Schweinfurt dem allgemeinen Schmerze
Ausdruck, der der Heimgang dieses Gottesdieners, der auch lange
Jahre als Schächter und Fleischbeschauer der jüdischen
Gemeinde wirkte, bedeutet. Möge Gott den Hinterbliebenen Trost
senden. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens."
Zum Tod von Berta Bauer geb. Bamberger (1930)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
10. Juli 1930: "Arnstein in Unterfranken, 27. Juni
(1930). Unsere kleine Gemeinde hat diese Woche einen empfindlichen
Verlust erlitten. Frau Berta Bauer geb. Bamberger, Gattin des 1.
Kultusvorstandes hier; verschied am Dienstag früh nach kurzer schwerer
Krankheit. Wer die Verblichene in ihrem Wirken als Gattin und Mutter und
nicht zuletzt als jüdische Hausfrau kannte, wird verstehen, dass der
Verlust ein schier unersetzlicher ist. Vor der äußerst zahlreich
erschienenen Trauerversammlung, in die sich auch eine Anzahl
Andersgläubiger mischte, gab Herr Distriktsrabbiner Dr. Stein, Schweinfurt,
auf dem Friedhof Laudenbach in
bewegten, herzlichen Worten dem Schmerze der Erschienenen Ausdruck, in
denen er die vorbildlichen jüdischen Eigenschaften der Verblichenen
zeichnete.
Möge der Allgütige den gebeugten Gatten und die trauernden Kinder in
ihrem Schmerze aufrichten! Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1890:
"Für
meine Metzgerei suche ich per sofort einen kräftigen Gesellen und einen
kräftigen Lehrjungen. Samstag geschlossen.
Gerson Wolf, Metzgermeister,
Arnstein (Unterfranken)."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1898:
"Suche für mein Metzgergeschäft einen starken Lehrling, oder einen
aus der Lehre kommenden Jungen b. 1. Oktober.
Gerson Wolff, Metzger, Arnstein, Unterfranken".
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 28. Mai 1903:
"Suche per sofort für meine Metzgerei einen
tüchtigen Gesellen.
Gerson Wolff, Metzger, Arnstein,
Unterfranken."
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 20. Juni 1904:
"Suche per sofort für meine Metzgerei einen kräftigen
Lehrling
oder angehenden Gesellen.
Gerson Wolff, Arnstein (Unterfranken)."
Anzeigen des Tuch-, Manufaktur- und Modewaren-, Herren und
Damenkonfektionsgeschäfts G. Veilchenblau (1891 / 1900 / 1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. August 1891: "Für mein an
Samstag und Feiertagen geschlossenes Tuch-, Manufaktur- und Modewaren-,
Herren- und Damenkonfektionsgeschäft suche per sofort einen Lehrling.
Kost und Logis im Hause. G. Veilchenblau, Arnstein (Bayern)."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1900: "Suche
für mein Manufakturwaren- und Maschinengeschäft, Samstags und Feiertage
geschlossen einen Commis respektive Detailreisenden für
eingeführte Touren. Kost und Wohnung im Haus. G. Veilchenblau, Arnstein, Bayern."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juni 1901: "Suche
per 1. September für mein am Samstag und an israelitischen Feiertagen
geschlossenes Manufaktur- und Maschinengeschäft einen Commis,
welcher eingeführte Touren zu übernehmen hat. Derselbe muss 25 Jahre alt
sein und hat freie Station im Haus.
G. Veilchenblau, Arnstein, Bayern."
Anzeige des Kolonial-, Kurz- und Schuhwarengeschäftes von Simon
Neuburger (1892)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. April 1892: "Lehrlings-Gesuch. Für mein an Samstag und
Feiertagen geschlossenes Kolonial-, Kurz- und Schuhwaren-Geschäft suche
einen Lehrling mit Vorkenntnissen unter günstigen Bedingungen. Simon
Neuburger, Arnstein (Unterfranken)."
Mitarbeitersuche des Manufaktur-, Kurz- und Schuhwarengeschäftes Jos. Friede
Nachf. (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1901: "Lehrling.
Suche für mein Manufaktur-, Kurz- und Schuhwarengeschäft per sofort
einen Lehrling mit guter Schulbildung aus guter Familie. Samstags
und Feiertage geschlossen.
Jos. Friede Nachfolger, Arnstein, Unterfranken."
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Juli 1901: "Für mein
Manufaktur-, Kurz- und Schuhwaren-Geschäft suche ich per bald eine
tüchtige Verkäuferin.
Offerten mit Zeugnissen und Fotografie bietet an Josef Friede Nachfolger,
Arnstein, Unterfranken. "
Lehrlingssuchen des Manufaktur-, Kurz- und Schuhwarengeschäftes Salomon Bauer (1905
/ 1911)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. März
1905: "Lehrling für mein Manufaktur-, Kurz- und
Schuhwarengeschäft per 1. Mai gesucht. Samstag geschlossen. Sal. Bauer, Arnstein."
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. April 1911:
"Lehrling oder Volontär. Für mein Manufaktur-, Kurz- und
Schuhwarengeschäft, Samstag und Feiertage geschlossen, suche für Ostern
einen Lehrling oder Volontär. Station im Hause.
Sal. Bauer, Arnstein, Unterfranken".
Das
Geschäft von Salomon Bauer
in der oberen Marktstraße von Arnstein (Karte aus der Sammlung von
Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)
Die
Karte (rechts Ausschnittvergrößerung) wurde - nach der auf der
Rückseite verwendeten
Briefmarke - 1932 verwendet (aber ohne Poststempel und Datierung).
Auf der Karte ist die
obere Marktstraße in Arnstein zu sehen - links das Geschäft von
Salomon Bauer.
Salomon Bauer nahm in den Jahren vor der NS-Zeit eine wichtige Stellung in
der jüdischen
Gemeinde ein (als Gemeindevorsteher, Vorsitzender der
Chewra Kadischa, s.o.)
Verlobungsanzeige von Laura Bauer und Herbert Holzinger
(1930)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar 1930: "Gott
sei gepriesen.
Laura Bauer - Herbert Holzinger. Verlobte. Arnstein/Ufr. - Nürnberg / Feuchtwangen."
Sonstiges Anzeige des Apothekers C. A. Gabler
(1873) Anmerkung: Der nichtjüdische Apotheker Caspar Anton Gabler inserierte
auffallenderweise auch in einer jüdischen Zeitung
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Oktober 1873: "Bewährte
Mittel gegen Flechten (Hautausschlag) sendet bei genauer brieflicher
Mitteilung C. A. Gabler, Apotheker in Arnstein (Bayern)"
Eine Synagoge wurde 1819 im klassizistischen Stil
erbaut. Sie wurde 1869, 1905 (im Jugendstil) und 1934 renoviert. Bei
der letzten Renovierung 1934 wurde von Lehrer Lothar Stein aus Haßfurt als Portalinschrift Genesis 28,17
angebracht (vermutlich hebräisch für "Hier ist nichts anderes als
G"ttes Haus und hier ist die Pforte zum Himmel"):
Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom
17. September 1934: "Haßfurt am Main. Zu dem Artikel des Kollegen
Brückheimer, Marktbreit, in Nr. 17 vom 1. September 1934 der 'Bayerischen
Israelitischen Gemeindezeitung' möchte ich bemerken, dass bei der
kürzlich vollendeten Renovierung der Synagoge meiner Heimatgemeinde
Arnstein in Unterfranken der zitierte (bis jetzt vermisste) Satz Genesis
28,17 von mir als Hausinschrift in großen hebräischen Lettern angebracht
wurde. Lothar Stein, Haßfurt am Main". Anmerkung: Lehrer S. Brückheimer bedauerte in dem angesprochenen
Artikel, dass er auf keiner Synagoge im Unterfränkischen den Satz aus
Genesis 28,17 gefunden habe.
Nach der letzten Renovierung konnten nur noch wenige Jahre Gottesdienste
abgehalten werden. Auf Grund der schnell zurückgehenden Mitgliederzahl kam
alsbald kein Minjan mehr zustande (nötige Zehnzahl jüdischer Männer zum
Gottesdienst). Im April 1938 wurden das Synagogengebäude sowie das
Schulhaus an den Nachbarn Willi Popp verkauft; die Ritualien kamen teilweise nach
Schweinfurt, wo sie beim Novemberpogrom 1938 zerstört wurden.
Nach 1945 kam das Gebäude nach Abschluss des Restitutionsverfahrens
über die JRSO (Jewish Restitution Organisation) in Privatbesitz und wurde 1954 zu
einem Wohn- und Geschäftshaus umgebaut. Seit 1979 wurde das Gebäude als Lagerhaus
verwendet. Erhalten blieben trotz der Umbauten die zwar zugemauerten, aber
sichtbaren Rundbogenfenster sowie die farbigen Malereien an der Decke (mit
Landesfarben und -wappen).
1994 wurde das Gebäude von der Stadt Arnstein erworben. Ziel war die
Instandsetzung des Gebäudes, die jedoch zunächst nicht verwirklicht werden
konnte.
2005 wurde der Förderkreis "Alte Synagoge Arnstein e.V."
gegründet, der sich zum Ziel setzte, die ehemalige Synagoge zu restaurieren und
zu einem Begegnungszentrum umzugestalten. Vorträge, Konzerte, Ausstellungen
sollen künftig hier stattfinden können. Der Gemeinderat der Stadt Arnstein
hat diesen Zielen des Vereines zugestimmt. Der Verein selbst bemühte sich um
weitere Fördergelder. Mit der Restaurierung der ehemaligen Synagoge konnte Ende
2008 begonnen werden (vgl. Presseberichte unten). Die Bauleitung lag bei der
Stadt, die Planung hatte eine örtliche Architektengemeinschaft übernommen. Die
früheren Umbauten und der fehlende Bauunterhalt hatten das Erscheinungsbild der
Synagoge stark verändert. Die Sanierungsmaßnahmen geschahen in zwei
Abschnitten. Die Arbeiten reichten von der Ertüchtigung und Sanierung des
Dachtragwerks, Mauerankern, Naturwerksteinarbeiten, Reparatur des
Tonnengewölbes und Sicherung der Farbfassung bis zum Ausbau von Geschossdecken,
Wiederherstellung der Emporen und Ergänzung der Treppe sowie Elektro-,
Heizungs- und Sanitärinstallation. Die Renovierung und Sanierung kostete insgesamt
725.000 €, wovon durch die Städtebauförderung 240.000 € übernommen
wurden, aus dem Entschädigungsfonds kamen 132.000 €, weitere 60.000 € aus
der Landesstiftung.
Am 8. Juni 2012 konnte die renovierte Synagoge eingeweiht werden. Als
Kultur- und Lernort steht die Synagoge allen Interessierten offen. Eine
Dauerausstellung ist zum Thema "Landjudentum in Unterfranken" zu sehen.
Hinweis auf die Öffnungszeiten: Die
Ausstellung ist von Anfang April bis Ende Oktober samstags von 10 bis 12 Uhr und
sonntags von 13 bis 15 Uhr zu sehen sowie nach Vereinbarung; Führungen sind
möglich. Kontakt: Stadt Arnstein, Tel. 09363-8010 www.arnstein.de
.
Juli 2008:
Noch in 2008 soll die Restaurierung der
ehemaligen Synagoge beginnen
ARNSTEIN
- Sanierung der Synagoge kann beginnen - Artikel in der MAINPOST vom 1.
Juli 2008 Förderverein stellte Stadtrat geplantes Dokumentationszentrum und Ausstellungsraum vor
Noch in diesem Jahr kann nach den Worten von Roland Metz, dem Vorsitzenden des Fördervereins Alte Synagoge die Sanierung des fast 200 Jahre alten Gebäudes starten. Nach der Fertigstellung soll dort ein Dokumentationszentrum untergebracht werden und der Raum für Ausstellungen oder Konzerte zur Verfügung stehen. Bei einer Ortsbesichtigung führte der Altbürgermeister den Stadtrat durch das Haus.
"Wir haben im Förderverein ein Konzept zur Sanierung aufgestellt, das sowohl vom baulichen als auch finanziellen Aspekt solide ist", betonte Metz bei der Besichtigung. Das Haus in der Goldgasse ist im Eigentum der Stadt, steht unter Denkmalschutz und ist massiv vom Verfall bedroht. Nach der Sanierung soll es ein weiteres Schatzkästchen für die Stadt werden, meinten übereinstimmend der ehemalige Bürgermeister und seine Nachfolgerin Linda Plappert-Metz. Der Rohbau soll im kommenden Jahr beendet sein, dann beginnt die aufwändige Innengestaltung mit der Erneuerung der Jugendstilfriese an den Wänden und an der Decke.
Seit 1819 ist die Synagoge in der Goldgasse ein bauliches und soziales Stück der Stadt Arnstein. Jüdisches Leben ist in der Stadt seit dem 12. Jahrhundert nachgewiesen, nach dem Dreißigjährigen Krieg verstärkte sich der Zuzug, als den sogenannten
"Schutzjuden" ein Wohnrecht gegen besondere zusätzliche Abgaben gewährt wurde. Das Zusammenleben mit den Juden gestaltete sich, so Roland Metz, sehr wandelbar in einem Wechsel von Miteinander und Gegeneinander. Um 1700 hatte die Stadt bei 1600 Einwohnern 14 jüdische Familien in ihren Mauern.
1905 wurde die Synagoge im damaligen Jugendstil ausgestaltet und diente bis 1935 als religiöses Zentrum der jüdischen Gemeinde. Danach zogen immer mehr Personen weg und nach dem Pogrom im November 1938 wurde das Gebäude an eine Firma für Bettfedern-Reinigung verkauft. Nach dem Krieg diente es als Wohnhaus.
Zu diesem Zweck wurden nicht nur Fenster und Türen vermauert. Der eindrucksvolle zentrale zehn Meter hohe Raum bis zum Tonnengewölbe wurde von eingezogenen Holzdecken in drei Wohnetagen unterteilt. Der obere Teil mit den imposanten Gemälden sowie Deckenfriesen verkam zusammen mit den beiden Emporen für die Frauen zu einer Dachboden-Rumpelkammer. Im Zuge der Rohbaumaßnahmen soll jetzt das Haus völlig entkernt werden, die Geschossdecken werden entfernt, die vermauerten Fenster und Türen weitgehend wieder geöffnet. Eine Wandheizung sorgt für die nötige Temperierung. Der Rohbau soll im nächsten Jahr beendet sein, die Fortschritte der Innengestaltung werden weitgehend vom Landesamt für Denkmalpflege bestimmt. Roland Metz rechnet mit 2010.
Der Fördervereinsvorsitzende Metz stellte dem Stadtrat auch sein Finanzierungskonzept vor. Bei einer geprüften Schätzung von insgesamt 690 000 Euro an Baukosten rechnet er wegen der Besonderheiten des Bauwerks mit öffentlichen Zuschüssen von rund 570 000 Euro. Die Restaurierung der Innenausmalung übernimmt zum Beispiel das Landesamt für Denkmalpflege zu 100 Prozent. Die fehlenden 120 000 Euro will der Verein durch Sponsoren und Eigenleistungen aufbringen. Die Stadtkasse soll hierzu nicht in Anspruch genommen werden. Nur für die nötige Zwischenfinanzierung für die Zeit von der Rechnungsstellung bis zur Auszahlung der Zuschüsse wird die Unterstützung der Kommune gebraucht. Außerdem müssen alle Ausschreibungen und Vergaben für die Baumaßnahmen durch den Behördenapparat der Stadt laufen.
Diese Zusage machte der Stadtrat einstimmig. Stadtrat Bernd Röll forderte jedoch, während der Baufortschritte eine klare Transparenz zu wahren und dies durch gesonderte Konten und Haushaltsstellen kenntlich zu machen.
März 2010:
Die Synagoge soll zum Dokumentationszentrum
werden
Artikel von Martina Amkreutz-Götz in der "Main-Post" vom
10. März 2010 (Artikel):
"ARNSTEIN. So lebten die Juden auf dem Land - Die ehemalige Synagoge in Arnstein soll ein Dokumentationszentrum werden.
In Arnstein startet in den nächsten Wochen die Sanierung der alten Synagoge. Der Förderkreis plant eine Nutzung, die über Arnstein hinaus wirken soll. Der Altlandkreis Karlstadt ist voller Zeugen jüdischen Lebens. In der Pogromnacht 10. November 1938 entweihte Synagogen stehen in Arnstein, Karlstadt, Thüngen, Laudenbach und Wiesenfeld. In Laudenbach wurden über 400 Jahre lang Juden beerdigt.
'Wir erstellen für die sanierte Synagoge ein Ausstellungs- und Präsentationskonzept zum Thema Landjudentum in
Unterfranken', berichtet Fördervereins-Vorsitzender Roland Metz. Der Arnsteiner Altbürgermeister, ein kompetenter Kenner der Heimatgeschichte, sucht für dieses Projekt Partner vor allem in den Gemeinden mit jüdischer Vergangenheit und will die Bürgermeister Paul Kruck (Karlstadt, Laudenbach, Wiesenfeld) und Klaus Enzmann (Thüngen) für das Arnsteiner Projekt interessieren. Titel 'Lern-Ort'. Metz nennt das Projekt 'Lern-Ort alte Synagoge'. Schüler, Studenten und allgemeine Besuchergruppen erhalten unterrichtsmäßig aufgearbeitete Materialien. Mit modernen Medien sollen jüdisches Leben und noch vorhandene steinerne Zeugen vor allem jungen Menschen dargebracht werden. Nach einem Besuch des Lern-Ortes könnten Schüler und die Schulen das Thema vertiefen.
'Auch wenn der wissenschaftliche Schwerpunkt auf den Darstellungen der Landjuden in Arnstein und der Umgebung liegt, spannen wir den geschichtlichen Bogen bis in die Gegenwart – zum heutigen Staat
Israel', sagt der Altbürgermeister. Roland Metz hofft, dass die Gemeinden ihre Archive öffnen und der Arnsteiner Förderkreis, wenn schon keine Original-Dokumente, so doch Kopien mitnehmen kann. Die wichtigste Vorarbeit für eine umfassende Dokumentation jüdischer Spuren und Erfassung jüdischen Lebens in den vergangenen 700 Jahren leistet eine künftige Doktorandin der Universität Würzburg, die ihre Dissertation zum Thema Landjudentum fertig schreibt und der alten Synagoge zur Verfügung stellt. Vernetzung der Gemeinden. Eine Vernetzung soll mit den umliegenden Gemeinden erfolgen, in denen Juden das gesellschaftliche, religiöse und wirtschaftliche Leben mitgeprägt haben – vor allem im Altlandkreis Karlstadt. Der Bezirk, so informiert Metz, plane eine eigene unterfränkische Zusammenstellung jüdischen Lebens – vom Untermain bis in die Haßberge.
Für ihn erschließt sich mit dem neuen Dokumentationszentrum in der Synagoge Arnstein aus dem Jahre 1819 nicht nur eine heimatgeschichtliche Dimension, sondern eine ganz praktische: die touristische Nutzung. Arbeitstitel: Judenweg – von Arnstein über Thüngen nach Karlstadt, Laudenbach und Wiesenfeld. Vielleicht lässt sich dieser Weg auf jüdischen Spuren später erweitern bis nach Urspringen und Heßdorf, bis Veitshöchheim und Rimpar.
Die beiden letzten Gemeinden außerhalb des Landkreises Main-Spessart sind Mitglieder im Verein LAG Leader-Region Wein, Wald und Wasser, – wie auch Arnstein, Thüngen und Karlstadt. Der Lenkungsausschuss hat das Konzept für den Lern-Ort alte Synagoge aufgenommen und wird die Umsetzung finanziell unterstützen. Mit etwa 60 000 Euro rechnet Roland Metz für den Aufbau der Dokumentation inklusive Vitrinen und Medien. Für die Mitfinanzierung hofft Metz auch auf Spenden von Banken und Unternehmen.
Die wichtigste Vorarbeit mit der Gebäudesanierung leistet die Stadt Arnstein für 80- bis 100.000 Euro als Eigentümerin der alten Synagoge, unterstützt von 60 Prozent aus der Städtebauförderung sowie aus dem Entschädigungsfonds und der Landesstiftung. Nachdem das Gebäude – es war als Wohnung und Werkstatt genutzt – 2008 ausgeräumt worden war, stagnierte die Sanierung, weil sich die Statiker nicht einig waren, ob die bereits 1860 eingebauten Zuganker für die Statik notwendig sind oder nicht. Die Landesgewerbeanstalt entschied auf neue Zuganker. Nach den Ausschreibungen Ende 2009 soll die Außen- und Innenrenovierung nun beginnen, erklärt Vereinsvorsitzender Roland Metz. Bau eventuell heuer noch fertig. Bis Ende 2010, spätestens Anfang 2011 soll die Sanierung beendet sein, meint Metz. Daran schließt sich zügig der Aufbau des Dokumentationszentrums.
Beim Innenausbau des zehnmal zehn Meter großen Raumes soll der Jugendstilcharakter erhalten bleiben. Vor allem die Fresken, die den Fries des Gebäudes zieren, sollen freigelegt und als historisch wertvoll neu gefasst werden. Sie werden Teil der Dokumentation. Die alte Synagoge bleibt auch Konzert-, Ausstellungs- und Veranstaltungsraum mit multifunktionalem Charakter. LAG und Leader plus. Für kommunale oder private Projekte, die der Allgemeinheit dienen, gibt es verschiedene Fördertöpfe. Einer ist das EU-Programm Leader. In Würzburg und Main-Spessart gründete sich ein landkreisübergreifender Verein, die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Leader-Region Wein, Wald und Wasser mit den beiden Landkreisen als Mitglied sowie Gemeinden rund um Würzburg sowie im östlichen Main-Spessart mit Karlstadt, Arnstein, Himmelstadt, Thüngen, Eußenheim, Zellingen und Retzstadt. Dieser Verein erarbeitete ein regionales Entwicklungskonzept, mit dem es sich um EU-Fördermittel aus dem Programm
'Leader in ELER' bewarb. Das Entwicklungskonzept wurde für die Förderperiode 2007 bis 2013 anerkannt.
Der Leader-Fördertopf unterstützt Projekte, die keine anderen Finanzhilfen erhalten. Der sogenannte Lenkungsausschuss verfügt in der laufenden Periode bis 2015 über 1,3 Millionen Euro EU-Fördermittel und, je nach Haushaltsbeschluss, zusätzlich Landesmittel, mit denen er private oder gemeindliche Projekte unterstützt.
Bevor Projekte im Lenkungsausschuss zur Genehmigung landen, müssen die Antragsteller eine umfangreiche Vorarbeit leisten, die die Projektierung, die Nutzung, die Hauptfinanzierung und den Unterhaltsträger, vor allem auch die Nachhaltigkeit, beinhaltet. Nach dieser meist langwierigen und aufwendigen Vorleistung bringt der Projektträger seine Idee in einer Arbeitsgruppe ein und sucht dort Partner.
Ist das Projekt 'rund' und findet Unterstützung, legt der Projektträger sein Ziel dem Lenkungsausschuss vor, der es annimmt, die Zuschusshöhe festlegt oder es ablehnt. In diesem vom Verein gewählten Ausschuss sitzen elf Vertreter der Arbeitskreise, Verbände, Gemeinden sowie der beiden Landkreise.
'Wer sich besonders engagiert, erhält schneller Förderung', erklärt Valentine Lehrmann, die für den Landkreis Main-Spessart im Lenkungsausschuss mitwirkt.
Ein abgeschlossenes Leader-plus-Förderprojekt ist beispielsweise die Gestaltung der Mainlände in Himmelstadt mit Pavillon, Philatelistenpfad und Weinrebenweg. Bayernweit soll bis 2014 die Region um die Haupt-Jakobswege vernetzt werden. Dazu gehören laut Lehrmann die Standardisierung des Pilgerwegs durch einheitliche Ausschilderung und Hinweise auf Sehenswürdigkeiten am Wegesrand sowie die Einrichtung von Herbergen und Gaststätten in Zusammenwirken mit der Bevölkerung, was eine Förderung des ländlichen Raums bedeutet.
Informationen im Internet unter www.weinwaldwasser.de."
August/November 2010:Kriminalpolizei ermittelt nach Hakenkreuzschmierereien in
Arnstein und findet die Täter
Pressemitteilung der Polizei Würzburg vom 30.
August 2010 (Artikel): "Schmierereien an Stadthalle und Gerüstplane der alten Synagoge
ARNSTEIN, LKR. MAIN-SPESSART. In der Nacht von Samstag auf Sonntag haben Unbekannte an der Stadthalle und einer Gerüstplane an der alten Synagoge Farbschmierereien aufgesprüht. Deshalb ermittelt jetzt die Kriminalpolizei Würzburg.
An der Rückseite der Stadthalle am Cancale-Platz brachten die Täter vermutlich in der Zeit zwischen Samstagabend, 18.00 Uhr, und Sonntagfrüh, 09.30 Uhr, mit weißer Farbe mehrere Schriftzüge auf. Die Eingangstüren waren mit zwei roten Hakenkreuzen beschmiert. Der dabei entstandene Sachschaden beläuft sich ersten Schätzungen zufolge auf ca. 2.000 Euro. An der derzeit eingerüsteten alten Synagoge in der Goldgasse wurde eine seitliche Gerüstplane ebenfalls mit Schriftzügen und anderen Sprühereien in roter Farbe verunziert. Der Hintergrund der Schmierereien ist noch unklar.
Pressemitteilung der Polizei Unterfranken
vom 26. November 2010 (Artikel):
Täter ermittelt – Minderjährige verantwortlich für Schmierereien ARNSTEIN, LKR. MAIN-SPESSART. Drei Jugendliche sind verantwortlich für die Schmierereien, bei denen am letzten Augustwochenende unter anderem die Stadthalle verunstaltet worden war. Die Minderjährigen haben zwischenzeitlich ihre Taten eingestanden. Der verursachte Schaden belief sich auf ca. 2.000 Euro.
Wie berichtet, waren an der Stadthalle am Cancale-Platz mehrere Schriftzüge in weißer Farbe angebracht worden. An den Eingangstüren fanden sich außerdem zwei roten Hakenkreuze. In der Goldgasse war in der gleichen Nacht die Plane eines Baugerüstes ebenfalls mit roten Sprühereien beschmiert worden. Weil zunächst ein rechter Hintergrund nicht auszuschließen war, hatte die Kripo Würzburg die Ermittlungen übernommen.
Nach umfangreichen Ermittlungen steht zwischenzeitlich fest, dass die Sachbeschädigungen von Minderjährigen verübt wurden, die in der Tatnacht im Stadtgebiet unterwegs waren und offensichtlich aus Langeweile ihren Unwesen trieben. Hinweise auf ein politisches Motiv haben sich nicht ergeben. Der entstandene Schaden wurde durch die Familien der Täter mittlerweile
beglichen".
September 2011:
Ein Ornamentgemälde im Bereich des früheren
Toraschreines wird freigelegt
Artikel von Karlheinz Haase in der
"Main-Post" vom 13. September 2011: "Arnstein. Geduldsarbeit
am Synagogen-Vorhang. Restauratoren legten in dem Arnsteiner Bauwerk ein
seltenes Ornamentgemälde frei". Link
zu dem Artikel; auch eingestellt
als pdf-Datei.
Juni 2012:
Einweihung der Synagoge am 8. Juni 2012
Artikel im "Main-Netz" vom 2. Juni
2012: "'Himmel über Arnstein'. Sanierung: Ehemalige Synagoge wird am 8. Juni wieder eröffnet -
Museales Konzept für die künftige Nutzung..." Link
zum Artikel
Artikel in der Website der "Bayerischen
Rundfunks" vom 8. Juni 2012: "Arnstein. Synagoge erstrahlt in
neuem Glanz..." Link
zum Artikel
August 2012:Besuch von Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel in
der ehemaligen Synagoge
Artikel von Karlheinz Haase in der
"Main-Post" vom 24. August 2012: "Ehemalige Synagoge Arnstein: Judentum zum Anfassen
Große Anerkennung zollten die Teilnehmer der Sommer-Touren mit dem Bezirkstagspräsidenten Erwin Dotzel der musealen Aufbereitung der ehemaligen Arnsteiner Synagoge, aber auch dem Projekt
'Landjudentum in Unterfranken'..." Link
zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei
Rechts: Bericht zum Besuch von
Bezirkstagspräsident Dotzel
im "Lohrer Echo" vom 24.8.2012 vn Sylvia Schubart-Arand
(zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken)
August/September
2013: Genisa-Ausstellung in der Alten
Synagoge
Artikel in der
"Main-Post" vom 26. August 2013: "ARNSTEIN
Schätze vom Dachboden der Synagogen. Genisa-Ausstellung 'Abgelegt' ist bis Mitte September in Arnstein zu sehen
Der Förderkreis 'Alte Synagoge' hat die Genisa-Ausstellung nach Arnstein geholt. Heidi Henning, Zweite Vorsitzende des Förderkreises, eröffnete die Ausstellung
'Abgelegt' in der Alten Synagoge. Die Kulturreferentin des Genisa-Projektes Veitshöchheim, Dr. Martina Edelmann, führte am Eröffnungsabend durch die Ausstellung und erklärte den Besuchern die historischen Funde...
Die Ausstellung 'Abgelegt' in der 'Alten Synagoge' Arnstein ist bis Mitte September jeden Sonntag von 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung zu besichtigen." Link
zum Artikel
Februar
2015: Großes Interesse an der Alten
Synagoge
Artikel in der
"Main-Post" vom 26. Februar 2015: "Arnstein. Alte
Synagoge erfährt hohe Resonanz..." Link
zum Artikel
März 2019:
200 Jahre Synagoge in Arnstein
Artikel von Israel Schwierz in "haGalil.com"
vom 2. März 2019: "200 Jahre Synagoge Arnstein.
In Arnstein im heutigen Landkreis Main-Spessart existierte vom Mittelalter
bis zum Jahre 1935 eine Jüdische Gemeinde. Sie besaß eine 1819 erbaute und
in den Jahren 1869, 1905 und 1934 renovierte Synagoge in der Goldgasse 28,
ein Schulhaus und eine Mikwe. Nachdem die Synagoge 1935 profaniert worden
war wurde sie bis 1979 als Wohnhaus in Privatbesitz und danach bis 1990 als
Lagerhaus verwendet. 1990 erwarb die Stadt Arnstein das ehemalige
Synagogengebäude, in dem noch einige Spuren der jüdischen Vergangenheit sehr
gut zu sehen waren (z.B. die beiden Wappen – eines des Deutschen Reiches in
den Farben Schwarz-Weiß-Rot und eines des Königreiches Bayern in den Farben
Weiß und Blau – die beide die große Vaterlandsliebe die Juden in Arnstein
bis heute dokumentieren.) Für die baulichen Aufwand ist die Stadt Arnstein
zuständig, für Schönheitsreparaturen der Förderverein 'Alte Synagoge
Arnstein' e.V., dessen 1. Vorsitzender Altbürgermeister Roland Metz ist,
unterstützt von der 2. Vorsitzenden Aurelia Lammens. Der Förderverein ist
auch für die zahlreichen Veranstaltungen in der Alten Synagoge
verantwortlich: so besuchten im vergangenen Jahr 400 Menschen in 9 Führungen
die ehemalige jüdische Gebetsstätte; zu den dort stattfindenden Vernissagen
kamen 320 Besucher, die Konzertveranstaltungen und Lesungen wurden von 243
Zuhörern besucht.
Seit der Eröffnung der Alten Synagoge als 'Kultur- und Lernort' im Jahre
2012 wurden von Altbürgermeister Roland Metz und dem Vorstandsteam, dem u.a.
auch Aurelia Lammens, Konrektor Josef Grodel und andere Persönlichkeiten
angehören 130 Führungen mit 9000 Besuchern durchgeführt. Außerdem
organisierte der KunstKreis Arnstein mit Klaus Schwarz und Elmar Größmann an
der Spitze und weiteren Künstlern aus Deutschland und aus afrikanischen
Ländern 28 exzellente Ausstellungen in der Alten Synagoge. Bei der letzten
Jahreshauptversammlung des Fördervereins informierte dessen Vorsitzender
Altbürgermeister Roland Metz über die zahlreichen Veranstaltungen. Erfreut
gab er bekannt, dass durch die Spende der Sparkasse Mainfranken eine
Medienbox angeschafft werden konnte. Er dankte allen, die dazu ständig
beitragen, dass die Alte Synagoge durch alle ihre Veranstaltungen zu einer
wesentlichen Bereicherung des kulturellen Lebens der Stadt beiträgt. Einen
sehr herzlichen Dank richtete der Vereinsvorsitzende an alle Helfer, die
sich bereit erklärt haben, in den Sommermonaten, in denen die Synagoge
geöffnet ist (April bis Oktober), die Sonntagsdienste zu übernehmen. Ein
ganz besonderer Dank ging an seine Vertreterin Aurelia Lammens, die nicht
nur Führungen und Aufsichtsdienste übernimmt, sondern sogar für die
Sauberkeit sorgt und für alle Fragen rund um die Synagoge ansprechbar ist.
Symbolisch überreichte er ihr ein kleines Präsent als Anerkennung. Worte der
Anerkennung kamen auch vom Bürgermeister der Stadt Arnstein, Franz-Josef
Sauer. Er zeigte sich von dem exzellenten Programmangebot begeistert, das
vom Förderverein organsiert wurde und das die Synagoge Arnstein zu einem
lebendigen und vielgenutzten Gebäude mache, das im Kultur- und Gemeindeleben
eine sehr wichtige Position einnehme. Er dankte seinem Vorgänger im Amt
Roland Metz für sein unermüdliches Schaffen und gab die Zusage, dass die
Stadt Arnstein die Arbeit des Vereins auch weiterhin wohlwollend
unterstützen werde. Er regte ferner an, gerade zum 200-jährigen Bestehen der
Synagoge die Schulen der Stadt verstärkt zu involvieren und durch
Exkursionen auf die Geschichte der ehemals in Arnstein lebenden Juden
hinzuweisen. Bei den sich anschließenden Neuwahlen des Fördervereins wurden
alle alten Amtsinhaber in ihren Ämtern bestätigt." Link zum Artikel
Juni 2019:
Ausstellung zu Raubkunst enthält
auch Gegenstände aus Arnstein
Artikel von Christine Jeske in
der "Main-Post" vom 7. Juni 2019: "Würzburg. Raubkunst aus
unterfränkischen Synagogen
Für Roland Metz gibt es jetzt eine Bestätigung. Der frühere langjährige
Bürgermeister von Arnstein im Landkreis Main-Spessart blickt in eine der
Vitrinen im Museum für Franken. Dort ist aktuell die Ausstellung 'Sieben
Kisten mit jüdischem Material' zu sehen. Metz blickt auf drei silberne
Tora-Schilder (Tass). Sie stammen alle aus der ehemaligen Synagoge von
Arnstein. Metz ist der Vorsitzende des Förderkreises 'Alte Synagoge
Arnstein'. Er erzählt, er habe immer wieder davon gehört, dass noch mehr
jüdische Ritualobjekte aus Arnstein existieren. Nun hat er sie vor Augen.
Denn neben den Tora-Schildern werden in der Vitrine weitere Judaica
präsentiert: zum Beispiel der stark in Mitleidenschaft gezogenen
Kiddusch-Becher und ein ebenfalls stark beschädigter Teller.
Zwei Tora-Schilder kennen Museumsbesucher bereits. Sie waren lange in der
Echter-Bastei der Festung Marienberg ausgestellt - zusammen mit weiteren
Judaica. Die anderen und jetzt erstmals in Würzburg präsentierten
beschädigten Ritualobjekte lagerten dagegen lange Zeit unbeachtet im Depot
des Museums. Sie wurden erst 2016 bei Inventarisierungsarbeiten entdeckt
beziehungsweise wiederentdeckt. Und sie gehörten nicht zum ursprünglichen
Sammlungsbestand. Laut Museumsleiterin Claudia Lichte hat man sich in den
1970er/80er Jahren mal einen Überblick verschafft, was in den Kisten im
Depot sein könnte. 'Die Judaica hatten Inventarnummern, es hat sich also
schon jemand mal damit beschäftigt.' Es hätte aber für die weitere
Untersuchung und Zuordnung viel Sachverstand benötigt, so Lichte, 'deshalb
hat man alles wieder weggeräumt.' Und vergessen. Ein spektakulärer Fund. Erst im Sommer 2017 wurde bekannt, dass im
Depot insgesamt rund 150 jüdische Ritualgeräte aufgetaucht sind. Es sei ein
spektakulärer Fund, hieß es damals, eine Sensation, einer der größten
bundesweit. Er sorgte bei seiner Wiederentdeckung weltweit für
Aufmerksamkeit. Bernhard Purin, Direktor des Jüdischen Museums in München,
sagte damals, er sei sehr überrascht gewesen, dass über 70 Jahre nach Ende
der Schoah ein derart umfangreicher Bestand an bisher unbekannten jüdischen
Ritualgegenständen in einer deutschen Museumssammlung wiederentdeckt werden
konnte. Purin ist der Mann mit dem nötigen Sachverstand gewesen.' Im Januar
2017 war ich erstmals in dieser Angelegenheit im Museum', sagt er. Er konnte
die Objekte größtenteils zuordnen. Sie stammen alle aus unterfränkischen
Synagogen: aus Arnstein, Ebelsbach,
Gochsheim,
Heidingsfeld,
Miltenberg,
Schweinfurt und
Würzburg. In der Ausstellung hat jeder Ort seine eigene
Vitrine. Und die darin gezeigten Objekte 'erzählen' ihre Geschichte: durch
die Inschriften, die auf die Stifter hinweisen, die die Schoah nicht
überlebt haben. Aber auch durch ihre starken Beschädigungen. Die Objekte,
die Purin bislang nicht zuordnen konnte, lagern in der Ausstellung in
'Arbeitsregalen'. 'Das Würzburger Beispiel wird Schule machen' (Bernhard Purin,
Direktor des Jüdischen Museums München). Ungeklärt sind die
Eigentumsverhältnisse. Der Untertitel der Ausstellung weist darauf hin. Er
lautet: 'Von Raub und Wiederentdeckung 1938 bis heute'. Viele der
ausgestellten Ritualobjekte wurden am 9. und in der Nacht zum 10. November
1938 von Nazi-Anhängern aus den Synagogen mit Gewalt geraubt und gelangten
auf bis heute nicht vollständig geklärten Wegen ins damalige Mainfränkische
Museum in der Maxstraße. Dort wurden die Objekte dann bei der Bombardierung
Würzburgs am 16. März 1945 stark beschädigt. Sie glühten aus, wurden in
Einzelteile zerlegt, schmolzen ineinander.
Claudia Lichte informiert, dass die Objekte an die Israelitische
Kultusgemeinde in Würzburg übergeben werden. Ein Treuhänder-Vertrag wird
demnächst unterzeichnet. Durch die Arbeit von Bernhard Purin hätte sich
herausgestellt, dass es sich bei den Judaica größtenteils um Raubkunst
handelt. Das Museum für Franken hätte sich an die Stadt Würzburg, dem
damaligen Träger, gewandt. Die Stadträte haben dann im Oktober 2018
grundsätzlich beschlossen, dass Raubkunst in den städtischen Museen an ihre
einstigen Besitzer oder ihre Erben zurückgegeben wird. Bernhard Purin
bezeichnet dies als wegweisend. 'Das Würzburger Beispiel wird Schule
machen.'"
Link zum Artikel
Informationen zum Förderkreis "Alte Synagoge Arnstein e.V.":
Mitglied kann jeder werden. Jahresbeitrag 12 €. Der Förderkreis ist
gemeinnützig, Spenden sind steuermindernd; Schriftführer ist Pfarrer Robert Foldenauer;
Konto des Förderkreises: 151 51 52 bei der Volksbank Arnstein BLZ 790 900
00 E-Mail des Fördervereines
Adresse/Standort der Synagoge: Goldgasse 28.
Fotos
(Historische Aufnahmen um 1930 durch Theodor Harburger, veröffentlicht in ders.:
Die Inventarisation jüd. Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern Bd. 2 S.
18-20; Foto zweite Fotozeile links und Mitte: Jürgen Hanke, Kronach; rechts: aus Artikel zu Arnstein bei hagalil.com s.u.)
Toraschmuck aus
der Arnsteiner Synagoge - historische Fotos um 1930
Tora-Aufsatz: Rimmonim mit
Glocken (Silberarbeit Nürnberg
1. Hälfte 18. Jahrhundert)
Tora-Schild (Tass) zum
Schmuck
der Torarolle (Silberarbeit Frankfurt
frühes 18. Jahrhundert; heute im
Mainfränkischen Museum in Würzburg)
Tora-Schild (Tass): um 1930 in
Verwahrung beim Gemeindevorsteher
Salomon Bauer (Silber- und Goldarbeit
Augsburg
Mitte 18. Jahrhundert)
Das
Synagogengebäude im Oktober 2009 (Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 21.10.2009)
Die
ehemalige Synagoge in der Goldgasse im Abendlicht
Blick auf das
Synagogengebäude
von Nordwesten
Blick auf das
Synagogengebäude
von Südwesten
Blick
auf das Synagogengebäude von Nordosten; im Bereich unterhalb des
halbrunden Fenster war im Inneren der Toraschrein
Das Eingangstor
Das
Synagogengebäude im November 2011
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 6.11.2011)
Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 254-255.
Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 34.
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 407.
Leonhard Scherg: Jüdisches
Leben im Main-Spessart-Kreis. Reihe: Orte, Schauplätze, Spuren. Verlag
Medien und Dialog. Haigerloch 2000 (mit weiterer Literatur). S. 12-13.
Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 87-88.
Die Synagoge in Arnstein - Arnsteiner Grundschüler
recherchieren für den Bayerischen Rundfunk. Beitrag im Jahrbuch 1994 des Arnsteiner
Heimatkundevereins.
"Juden werden hier nicht bedient" - Die
Arnsteiner Juden im Dritten Reich. Beitrag im Jahrbuch 2002 des Arnsteiner
Heimatkundevereins.
Weitere Beiträge zu einzelnen Personen in den Jahrbüchern
des Arnsteiner
Heimatkundevereins:
- Arzt Dr. Ludwig Veilchenblau, in KZ-Haft umgekommen (siehe
Jahrbuch 2003, S. 187-230)
- Rechtsanwalt Dr. Michael Siegel, nach Peru geflohen - weltbekanntes Fotomotiv
(siehe Jahrbuch 2009, S. 205-218)
- Zu Medizinalrat Dr. Martell Frank (geb. in Arnstein) liegt
eine Dissertation von Nikolaus von Hollander vor:
Martell Frank (1810-1886) Otologe und medizinischer Topograph Münchens. Diss. med. Univ. München 1979, 90 S.,
über ihn auch im Arnsteiner Jahrbuch (Jahrbuch 2012, S. 75/76),
- Händler Löw Hermann, ermordet 1941 (Jahrbuch 2012, S. 74/75) mit dem volkskundlich interessanten Tatort "Judenhölzle".
"Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern.Teilband
III: Unterfranken, Teil 1.
Erarbeitet von Axel Töllner, Cornelia Berger-Dittscheid,
Hans-Christof Haas und Hans Schlumberger. Hg.
von Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid und Gury Schneider-Ludorff
in Verbindung mit Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern. 1. Auflage 2015. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu (mit umfassenden Quellen- und
Literaturangaben)
ISBN 978-3-89870-449-6.
Hinweis: die Forschungsergebnisse dieser Publikation wurden in dieser Seite
von "Alemannia Judaica" noch nicht eingearbeitet.
Abschnitt zu Arnstein S. 135-154.
Arnstein Lower
Franconia. Jews were present at the time of the Rindfleisch massacres in 1298
and operated a synagogue and school in the first half of the 19th century. The
Jewish population declined steadily from 81 in 1814 to 29 in 1933 (total 1.652).
Twenty-five left in 1937-38, most to other German cities. The last two left for
Frankfurt after the Kristallnacht disturbances (9-10 November 1938).
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