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Biblis mit
Ortsteil Nordheim (Kreis Bergstraße)
und Hofheim (Stadt Lampertheim) (Kreis Bergstraße)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem bis zum Anfang des 19.
Jahrhunderts zum Erzbistum Mainz gehörenden Biblis bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts
zurück. 1668 werden im Jurisdiktionalbuch des Oberamtes Starkenburg die
Juden Salomon und Hayum genannt, die ihre festgelegten Abgaben zu bezahlen
hatten. Auch 1690 werden in den Amtsrechnungen (Memorbuch Lorsch)
Juden am Ort genannt. Im jüdischen Friedhof in
Alsbach erinnert der älteste dort erhaltene Stein aus Biblis (heute leider
kaum noch lesbar) an "David Salomo, Sohn des Moses Jehuda, Sohn des
Gemeindevorstehers Salman, aus Biblis; gestorben 27.10.1692". 1720
werden die Juden Löb, Itzig und Salomon mit ihren Familien genannt: Familie
Itzig wohnte in der Bachgasse 10, Löb Salomon in der Darmstädter Straße 21. 1765 waren es zwei jüdische Familien (Löw
Salomon, Aron Kalmann).
Im benachbarten Nordheim lebten Juden
vermutlich auch seit dem Ende des 17. Jahrhunderts. 1711 wird als jüdischer
Einwohner Schlum genannt. 1756 wurde Jehuda (Löb), Sohn des Nathan aus Nordheim
im jüdischen Friedhof Alsbach beigesetzt. 1775 wurde der Gemeindevorsteher
Mordechai, Sohn des Naftali aus Nordheim beigesetzt. 1843 wurde 43 jüdische
Einwohner in Nordheim gezählt (Höchstzahl jüdischer Einwohner am Ort), die
meist den Familien Ottenberg, Laufer und Roß angehörten. In Nordheim gab es
keine eigene Synagoge, die jüdischen Familien besuchten die Synagoge in Biblis.
1867 wurden 27 jüdische Einwohner gezählt. Auch in Hofheim
lebten wenige jüdische Personen: 1770 bis 1790 wird Leßer ben Josef am Ort
genannt. 1861 lebten 27 jüdische Personen in Hofheim, unter anderem die Familie
Nordheimer (Salomon Nordheimer): die Tochter Clara war später mit dem Kaufmann
Adolf Trum in Gau-Odernheim
verheiratet, die Tochter Amalie mit dem Kaufmann Max Bär in Mannheim.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner in Biblis
wie
folgt: 1806 41 jüdische Einwohner, 1828 75, 1861 182 (8,5 % von insgesamt
2.141), 1871 Höchstzahl von 198, 1880 187 (8,0 % von 2.335), 1900 114,
1910 85 (3,0 % von 2.840). Nach dem unten stehenden Bericht von 1860 wurde die
Gemeinde als selbständige jüdische Gemeinde erst um 1845 gegründet.
Im 19. Jahrhundert war die Blütezeit der Gemeinde. Sie war orthodox geprägt
und wurde daher dem orthodoxen Bezirksrabbinat Darmstadt II zugeteilt. Die jüdischen
Haushaltsvorstände verdienten ihren Lebensunterhalt zunächst vor allem als
Vieh- und Warenhändler, seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
erweiterte sich das berufliche Spektrum (Kaufleute, weiterhin Viehhändler, zwei
Metzger, ein Zahnarzt, zwei Mazzenbäckereien). Insgesamt handelte es sich
bereits Mitte des 19. Jahrhunderts um überwiegend wohlhabende jüdische
Familien.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule, die ab 1855 in eine jüdische Elementarschule verwandelt wurde
und ein rituelles Bad. Zu den unter Rabbiner Salomon Bodenheimer gegründeten
Einrichtungen siehe nächster Abschnitt. Die Toten der jüdischen Gemeinde
wurden auf dem jüdischen Friedhof in Alsbach
beigesetzt. Bis 1855 war ein Religionslehrer angestellt (Jekuthiel Kunreuter), nach Gründung
der Elementarschule zusätzlich ein Elementarlehrer (der erste war Dr. Sander;
in den 1860er-Jahren war Jakob Weissbart Lehrer in Biblis; er war danach fast 40
Jahre Lehrer der Israelitischen
Lehrerbildungsanstalt in Würzburg, gest. 1909). Ende des 19. Jahrhunderts
besuchten die meisten Kinder der jüdischen Familie die allgemeine Volksschule.
1899 war die jüdische Elementarschule eine Privatschule. Sie wurde wenig später
aufgelöst, sodass nur noch ein Religionslehrer und keine Elementarlehrer mehr für
die Gemeinde gesucht wurde (siehe Ausschreibungen unten ab 1920).
Die prägende Persönlichkeit für das Leben der jüdischen Gemeinde in
Biblis war im 19. Jahrhundert Rabbi Salomon Bodenheimer (1813 in Biblis -
1886 in Biblis). Er war ein halbes Jahrhundert Vorsteher der jüdischen Gemeinde
in Biblis und lange Jahre eine weithin anerkannte rabbinische Autorität. Durch
die Gründung mehrerer Einrichtungen machte er Biblis zu einem Zentrum
orthodox-jüdischen Lebens für die weitere Region. Dazu gehörte vor allem eine
Talmud-Tora-Schule sowie die Israelitische Bürgerschule (um 1860
gegründet). Darüber hinaus war Bodenheimer Mitgründer des Israelitischen
Erziehungsinstitutes in Pfungstadt. Über
die Verdienste Bodenheimers berichtet u.a. ein anlässlich seines Todes 1886
erschienener Artikel (siehe unten).
Ende des 19. Jahrhunderts zeichnete sich das Ende der Blütezeit der jüdischen
Gemeinde ab. Als im November 1897 nach 22 Jahren Lehrer Braunold
Biblis verließ, um Lehrer an der Präparandenschule in Burgpreppach zu werden,
hieß es in einem Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" (vom 2.
Dezember 1897, siehe unten): "Die israelitische Gemeinde nimmt
jedoch derart ab, dass sie zwei Lehrer nicht mehr besolden kann. Von vielen
Seiten war man dem scheidenden Lehrer aufmerksam, der diese Aufmerksamkeit auch
in Folge seiner Gewissenhaftigkeit und Tüchtigkeit durchaus verdient hat".
Anfang 1900 wurde auch die von Rabbiner Salomon Bodenheimer gegründete
Israelitische Bürgerschule geschlossen. Die orthodoxen Kreise konnten diese
Entscheidung der Behörden lange nicht akzeptieren.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Beni Rohrheimer
(Sohn des 1908 verstorbenen Lehrers Isak Rohrheimer; geb. 7.4.1884 in Biblis,
gef. 24.9.1914) und Gerson Sommer (geb. 15.3.1873 in Crainfeld, gef. 30.7.1917).
Um 1925, als noch 100 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (etwa
3,3 % von insgesamt etwa 3.000 Einwohnern), gehörten dem Synagogenvorstand
an: Salomon Fränkel, Arthur Spieß und Emil Dreyfuß. An jüdischen Vereinen
bestand ein Frauenverein und ein Brautausstattungsverein. 1932
ist als Vorsteher nur Arthur Spieß eingetragen. Als Lehrer, Kantor und Schochet
wird Max Opoljon genannt (war seit 1931 in Biblis).
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 15 Familien
mit über 60 Personen) auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der
zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise
ausgewandert. Am 18. November 1938, eine Woche nach den Ereignissen beim Novemberpogrom
1938 (s.u. bei der Synagogengeschichte), verließ der letzte jüdische
Einwohner den Ort.
Von den in Biblis geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Emma Adler
geb. Bodenheimer (1877), Bertha Berlinger geb. Braunold (1891), Friedrich
Braunold (1888), Max Braunold (1886), Rosa Dahlerbruch geb. Rohrheimer (1874),
Elisa Fränkel geb. Schulmann (1868), Leopold Fränkel (1867), Joseph Heymann
(1858), Eugenie Hirsch geb. Steiermann (1880), Hermann Kanthal (1881), Jettchen
Levi geb. Schönauer (1879), Irmgard Mayer (1921), Moritz Mayer (1870), Bertha
Oppenheimer geb. Bodenheimer (1866), Minna Plaut geb. Bodenheimer (1860), Max
Rohrheimer (1881), Selma Rosenberg geb. Fränkel (1890), Arthur Spies (1890),
Eduard Spies (1894), Elisabeth Spies geb. Hirschler (1851), Elsa Spies (1889),
Hermann Spies (1885), Rosalie Spies (1883), Simon Spies (1877), Albert
Steiermann (1886), Rosa (Rosel) Steiermann geb. Kahn (1887 oder 1888), Sacky
Steiermann (1882), Berta Stein (1889), Amanda Wolf geb. Fränkel (1896), Johanna
Wolff geb. Schönauer (1874).
Aus Nordheim sind umgekommen: Karl Laufer (1872, später wohnhaft in
Darmstadt), Leopold Laufer (1865, später wohnhaft in Worms), Pauline Schiffer
geb. Laufer (1870).
Aus Hofheim ist umgekommen: Amalie Bär geb. Nordheimer (geb. 1869
in Hofheim, später wohnhaft in Mannheim, umgekommen 1942).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Allgemeine
Berichte zur Gemeinde und ihrer Schulen in den 1860er-Jahren
Bericht von 1860
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. August 1860:
"Biblis bei Worms, im August. Seit mehr als 15 Jahren hat sich in dem
Dorfe Biblis, das wohl, da es circa 3.000 Einwohner zählt, manchem
Städtchen an Bedeutung gleichkommt, eine jüdische Gemeinde gebildet.
Diese hat sich durch steten Zuzug israelitischer Familien fortwährend
vergrößert, sodass jetzt 30 meist wohlhabende jüdische Familien
daselbst in seltener Eintracht wohnen.
Vor fünf Jahren wurde die hiesige Religionsschule erweitert; dem
Hauptlehrer derselben, dem würdigen Herrn Kunreuter, stand ein
Hilfslehrer zur Seite. Allein das Bedürfnis erforderte eine jüdische
Elementarschule; mit großer Bereitwilligkeit dotierte die Gemeinde die
Elementarlehrerstelle mit 350 Talern jährlich, nebst freier Wohnung und
Heizung. Unter Göttlichem Beistande ist es uns nun auch gelungen, in der
Person des Herrn Dr. Sander einen tüchtigen Schulmann zu akquirieren,
der die Leitung der Schule übernahm und den Unterricht in der deutschen
und französischen Sprache, sowie in der hebräischen Grammatik erteilt,
während Herr Kunreuter ihm in den anderen Unterrichtsfächern treulich
zur Seite steht.
Da solche Kräfte wirken, zweifeln wir nicht an dem Gedeihen und
Aufblühen unserer Schule. Der Schulvorstand." |
Bericht von 1864
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Januar 1864: "Aus
der Provinz Starkenburg (Großherzogtum Hessen). Motto: Es ist nicht genug
zu wissen, man muss auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen, man muss
auch tun. Goethe.
Wie segensreich bei richtigem Erfassen dieser goldenen Worte des großen
Dichters jedes Streben sein muss, ist unbestrittene Tatsache. Unermesslich
aber ist die Tragweite, wenn Lehrer der Jugend, die dem erwachenden Geiste
Formen geben sollen - wenn diese Bildner der Zukunft, diese große
Wahrheit in sich aufgenommen und sie zur Wirklichkeit werden lassen.
-
In dem Leitartikel einer der jüngsten Nummern dieses Blattes wurden
diesem Thema von spezifisch jüdischem Standpunkte aus die
überzeugendsten und kräftigsten Worte verliehen und die Wichtigkeit des
Gegenstandes aufs Eindringlichste an die Herzen der Rabbinen, Lehrer und
Gemeinden gelegt. Wenn nun gewiss dieser heiligen Sache nicht genug das
Wort geredet werden kann und solche Mahnrufe der Begeisterung nie ohne
Wirkung auf die Gemüter bleiben werden, so wird doch auch das lebendige
Beispiel nicht weniger zur Nachahmung aneifern, zumal wenn von Erfolg
schon die Rede sein kann.
Ein solches Beispiel anerkennenswerter Opferfähigkeit und Hingabe für
des Menschen höchsten Beruf: religiöse und geistige Bildung, glaube ich
von der Unterrichtsanstalt der israelitischen Gemeinde zu |
Biblis
geben zu sollen. Diese Gemeinde, die sich durch ihre Religiosität und
Wohltätigkeit einen Namen zu verschaffen verstand, glaubte eben die
Fortdauer und Fortbildung ihrer diesbezüglichen Gesinnung am Herde der
Wissenschaft zu finden. Wohlüberzeugt, dass nur von dieser eine echt
religiöse und soziale Bildung zu erzielen sei, übersah sie zugleich
nicht, dass ... einer bloßen Religionsschule selbst mit großen Opfern
nur selten eine erwünschte Forterhaltung gesichert sei. Ihr Streben ging
nun dahin, eine Anstalt zu gründen, die sowohl den Ansprüchen der Zeit
als auch unserer heiligen Religion in jeder Weise genüge. Sie scheute es
daher auch nicht, für die Lehrerbesoldung über 1.000 Gulden zu dotieren,
und glaubte in den Herren J. Kunreuter und J. Weißbart als ständigen
Lehrern und Herrn Heyder als Fachlehrer diejenigen Kräfte zu besitzen,
welche ihr zum Zwecke verhelfen werden. Durch die Bemühung ihres sehr
würdigen und einflussreichen Vorstehers Herrn S. Bodenheimer I., der wie
jeder anderen guten Sache, so ganz besonders der jüdischen Schule die
eifrigste Unterstützung gewährt, gelang es ihr, die Genehmigung zur
Errichtung eines Gemeinde-Instituts unter der Leitung des H. Weißbart,
von Großherzoglicher Oberstudien-Direktion zu erhalten. Obschon nun die
Aufgabe einer derartigen Schule, wo dem Geistigen so wenig als dem
materiellen Abbruch geschehen darf, durchaus keine leichte ist, besonders
im Verhältnis zu den gebotenen Lehrkräften, so zeigte doch schon das
Resultat einer in diesem Herbste stattgefundenen öffentlichen Religions-
und Elementarprüfung, welch schöne Erfolge das Unternehmen nach kurzer
Zeit schon errungen hat. Nicht allein, dass die Kinder in allen jüdischen
Lehrgegenständen überraschend Vieles zu leisten imstande waren, sodass
man sichtlich überzeugt sein musste, wie ernst es den Lehrern um das Heil
der Jugend die die Wahrung unserer heiligen Tora sei - der Unterrichtsplan
umfasst ein reiches Material aus der jüdischen Literatur und dieses wurde
dem Geiste der Jugend methodisch zum sicheren Bewusstein und zur
Selbsttätigkeit beigebracht -, sondern auch in allen Elementar- und
Realgegenständen ward verhältnismäßig ganz Vortreffliches geleistet,
sodass sich die anwesende Geistlichkeit und andere Männer von Fach |
äußerst
befriedigt und anerkennend darüber aussprachen. Kurz, das Ganze hat den
besten Eindruck nicht verfehlt und von Neuem bewiesen, was ernster Wille
und gutes Streben vermögen und dass auch Landgemeinden nach ihren
Verhältnissen mehr für ihre Schulen tun können, wenn sie der Erziehung
ihrer Kinder bedeutende Geldopfer und eine größere Aufmerksamkeit zu
widmen bemüht sind.
In dieser Beziehung ließe sich namentlich in unserem Großherzogtum noch
Vieles tun, wo die Religionsschulen in Folge der geringen Besoldung der
Lehrer nicht immer das Nötigste zu leisten imstande sind und überhaupt nicht
die ihnen gebührende Stellung einnehmen. Durch regere Teilnahme und
Aufbietung der nötigen Mitten von Seiten der Eltern hingegen, ließe sich
auch auf diesem Gebiete Größeres erzielen." |
Kurzbericht von 1868
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1868 innerhalb eines ausführlichen
Berichtes über die Situation einiger jüdischer Gemeinde: "Ja, einige
dieser Landgemeinden verdienen in dieser Beziehung ganz besonders rühmender
Erwähnung. Da ist z.B. die Gemeinde Biblis mit ungefähr 25-30 Familien. Dieselbe hat eine Elementar-
und Religionsschule, an welcher zwei Lehrer angestellt sind, die zusammen
15-1600 Gulden Gehalt beziehen. Außerdem wird noch die Witwe des daselbst
verstorbenen, allgemein geachteten und geliebten Lehrer K. – er ruhe in
Frieden – von der Gemeinde aufs Liebevollste unterstützt." |
Ausschreibungen der Lehrer-/Vorbeter-/Schochetstellen zwischen 1865 und
1925
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juni 1865: "In hiesiger
israelitischer Gemeinde ist die Stelle eines Vorbeters, Schächters und
Hilfslehrers sofort anderweitig zu besetzen.
Reflektierende belieben ihre
Anmeldungen unter Beischluss von Zeugnissen über praktische und
theoretische Befähigung und ihren streng religiösen Lebenswandel alsbald
an den Unterzeichneten einzusenden. Fixer Gehalt 350 Gulden jährlich
nebst freier Wohnung und den mit obigen Funktionen verbundenen
Emolumenten. Unverheiratete Bewerber erhalten den Vorzug.
Biblis bei
Worms, den 13. Juni 1865. Der israelitische Gemeinde-Vorstand." |
|
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1866: "Vakante Lehrerstellen.
In der israelitischen Gemeinde zu Biblis bei
Worms sind folgende Lehrerstellen zu besetzen:
1. Die eines geprüften
Elementar- und Religionslehrers, oder eines solchen, der sich den
betreffenden Prüfungen unterzieht. Hiermit ist die Stelle eines Chasan uSchochet (Vorbeter und Schächter) verbunden. Fixer Gehalt
600 Gulden; Nebeneinkünfte bedeutend.
2. Die eines geprüften Elementar- und Religionslehrers oder eines
solchen, der sich den betreffenden Prüfungen unterzieht. Fixer Gehalt
300-400 Gulden; Nebeneinkünfte ebenfalls nicht unbedeutend.
Reflektanten, die sich über Befähigung und streng religiösen
Lebenswandel ausweisen können, wollen sich wenden an
Salomon Bodenheimer I." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juni 1867: "Lehrer gesucht! In der
israelitischen Gemeinde zu Biblis, Großherzogtum Hessen, soll neben den
zwei dort bereits fungierenden Lehrern ein dritter angestellt werden, der
den höheren hebräischen (talmudischen) Unterricht und denjenigen im
Englischen und Französischen übernehmen soll. Gehalt 600 Gulden nebst
freier Wohnung; im Falle die betreffende Persönlichkeit den an sie
gestellten Anforderungen entspricht, wird gern ein höherer Gehalt
gezahlt. Strengreligiöse, befähigte, unverheiratete Bewerber wollen sich
an den Unterzeichneten werden.
Salomon Bodenheimer I." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. November 1868: "Für die
israelitische Schule zu Biblis, Großherzogtum Hessen, wird ein dritter
Lehrer gesucht; wünschenswert wäre es, wenn derselbe zugleich die
Schechitah übernehmen könne. Gehalt 350 Gulden; Einkünfte für die
Schechitah 120 Gulden. Befähigte Bewerber wollen Meldungen und Zeugnisse
an Salomon Bodenheimer I. richten." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. August 1869:
"In der hiesigen Gemeinde ist die Stelle eines Chasan
(Kantors) und Lehrers, der den Unterricht in der Mittelklasse der hiesigen
Gemeindeschule übernehmen könnte, sofort zu besetzen. Gehalt 600 Gulden.
Nicht unbedeutende Nebeneinkommen.
Bewerber wollen sich unter Einsendung ihrer Zeugnisse an den
Unterzeichneten wenden.
Biblis bei Worms, im Ellul 5629. Dr. Z. Wolff."
|
Anmerkung: Unterzeichnet hat Dr.
Zacharias Wolff, vgl. unten. |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. November 1899: "Wir suchen per 1.
Januar 1900, eventuell auch später, für unsere hiesige jüdische
Privatschule einen Elementarlehrer (ledig bevorzugt), der streng fromm und
das nötige Staatsexamen gemacht hat. Derselbe hat die Schechitah
(Schächterdienst) an hiesigem Platze zu übernehmen, die ein Einkommen
von ca. 400 Mark bringt und sich der diesbezüglichen Prüfung bei Herrn
Provinzialrabbiner Dr. Marx in Darmstadt zu unterstellen, der sehr gerne
bereit ist, Auskunft zu erteilen. Gehaltsansprüche und Zeugnisse sind an
den unterzeichneten Vorstand einzusenden.
Biblis, Hessen.
Der Vorstand der israelitischen Gemeinde." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Oktober 1899: "Wir suchen per 1.
Januar 1900 für unsere hiesige jüdische Privatschule einen
Lehrer
(ledig bevorzugt), der orthodox und das nötige Staatsexamen gemacht hat.
Derselbe soll Englisch, Französisch und Gesang dabei unterrichten und die
Schechita (Schächterdienst) an hiesigem Platz übernehmen, die ein
Einkommen von 300-400 Mark bringt.
Gehaltsanspruche und Zeugnisse sind an den unterzeichneten I. Vorsteher
einzusenden.
Biblis, Hessen im Oktober.
S. L. Fränkel, Vorsteher." |
|
Ergänzend
zur Ausschreibung 1899 informierten einige Gemeindeglieder in der Ausgabe
der Zeitschrift "Der Israelit" am 16. November 1899:
"Israelitische Schulstelle in Biblis. Auf das Ausschreiben
obiger Schulstelle, diene den Interessenten zur Nachricht, dass die ganze
Schule nur acht Schüler zählt, wovon vier dem I. Vorsteher gehören;
zwei sind Ostern nicht mehr schulpflichtig; zwölf andere der nur achtzehn
Mitglieder zählenden Gemeinde, besuchen jetzt und auch später die
hiesige Volksschule. Diese eigentümlichen Verhältnisse haben deshalb den
bisherigen Lehrer Leyenz, der nähere Auskunft erteilen kann, veranlasst,
mit dem 1. Januar 1900 sein Amt niederzulegen; dies zur Aufklärung.
Mehrere Gemeinde-Mitglieder." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1908:
"Die hiesige Stelle als Religionslehrer und Kantor mit einem
Fixum von 1.000 Mark und Nebeneinkommen mit Schechita ca. 700 Mark ist
alsbald zu besetzen. Bewerber belieben sich unter Einsendung ihrer
Zeugnisse an den Unterzeichneten zu wenden.
Salomon Lazarus Fränkel, Biblis. I. Vorsteher." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juli 1920: "Die Stelle eines
Religionslehrers, Vorbeters und Schächters ist in unserer Gemeinde
alsbald zu besetzen. Freie Wohnung steht zur Verfügung. Bewerber wollen
Offerten mit Gehaltsansprüchen einsenden an den Vorstand der
israelitischen Religionsgemeinde Biblis Fränkel. Herr Dr. Marx,
Landesrabbinat II, Darmstadt erteilt Auskunft." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Februar 1922:
"In unserer Gemeinde ist die Stelle eines Religionslehrers,
Kantors und Schochets, der dabei auch den Rechnerdienst versehen muss,
demnächst zu besetzen. Das Gesamteinkommen beträgt bei freier Wohnung
mindestens 14.000 Mark per anno. Bewerbungen mit Zeugnissen sind an den
unterzeichneten Vorstand der israelitischen Gemeinde zu richten. S.L.
Fränkel, Biblis." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März 1924: "Wir suchen zum möglichst
sofortigen Antritt, gegen zeitgemäßes Gehalt, einen Religionslehrer,
Vorbeter, Baltokeah und Schochet, der auch gegen besondere Vergütung die
Gemeinderechnung führen soll. Dienstwohnung vorhanden. Bewerbungen mit
Zeugnisabschriften bitten zu richten an den Vorstand der israelitischen
Gemeinde Biblis (Hessen)." |
|
Anzeige in der "CV-Zeitung" ( Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 6. März 1924:
Text wie in der Zeitschrift "Der Israelit" (siehe oben) |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1925:
"Wir suchen zum baldigen Antritt einen tüchtigen Lehrer, Kantor
und Schochet. Wohnung vorhanden. Gehaltsregelung nach Klasse 7.
Ausführliche Angebote mit Zeugnissen und Referenzen erbeten an den
Vorstand der Israelitischen Religionsgemeinde Biblis (Hessen)." |
Berichte
über Person und Wirksamkeit von Rabbi Salomon
Bodenheimer
Bericht anlässlich des Todes seiner Frau Jettchen (1886)
Als 1886 Bodenheimers Frau Jettchen starb,
erschien in der orthodox geprägten Zeitschrift "Der Israelit"
(Ausgabe vom 11.2.1886) folgender Artikel, in dem auch die jüdische Gemeinde in
Biblis charakterisiert wird.
Biblis, 7. Februar (1886). Die israelitische Gemeinde
zu Biblis erfreut sich weit und breit eines sehr guten Rufes durch ihre
Frömmigkeit und ihre musterhaften Gemeindeinstitutionen. Vor allem ist es die
Familie Bodenheimer und an ihrer Spitze wiederum Rabbi Salomon Bodenheimer I.,
durch die unser kleiner Ort eine gewisse Berühmtheit erlangt hat. Der
Letztgenannte hat in den jüngsten Wochen eine schwere Prüfung erfahren. Seine
langjährige Gefährtin und Gehilfin, sein edles Weib, die Krone seines Hauptes,
ist von ihm hinweggenommen worden. Frau Jettchen Bodenheimer war eine Eschet
Chajal ("tüchtige Frau") im wahrsten Sinne des Wortes, eine
Mutter der Armen, eine Helferin der Bedrängten, eine Freundin aller
Notleidenden. An all dem vielen Guten, das Herr Salomon Bodenheimer zu wirken
und zu schaffen sich bemüht, nahm sie stets den regesten Anteil und suchte auch
stets ihrerseits mit großer Hingebung Werke der Liebe und Barmherzigkeit zu
vollbringen. Möge der allgütige Gott dem vereinsamten Gatten Trost spenden! Ihre
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens!. |
Bericht zum Tod von Rabbiner Salomon Bodenheimer (1886)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1.
März 1886: Rabbi Salomon Bodenheimer n"a (sc. "seine
Ruhe sei Wonne" = Eden). Mainz, 24. Februar (1886). Wir kommen soeben von
Biblis zurück, wohin wir geeilt waren, um dem verstorbenen teuren Freunde die
letzte Ehre zu erweisen. Von allen Seiten, aus der Nähe und aus der Ferne,
waren die Freunde und Verehrer des Verewigten herbeigeeilt, von Frankfurt a.M.,
Mainz, Darmstadt, Worms, Mannheim, Wiesbaden, Stuttgart, Colmar etc. etc. An der
Bahre sprach zuerst Herr Rabbiner Dr. Marx aus Darmstadt, ein naher Verwandter
des Heimgegangenen. In fast einstündiger Rede entwickelte er ein herrliches
Lebensbild des edlen Toten, schildernd, wie derselbe für die Tora begeistert
gewesen, wie er die Abodah (sc. Gottesdienst) betätigt, wie er Gemiluth
Chassadim (sc. Wohltätigkeit) geübt, stets dabei Aussprüche der heiligen Schrift
und der Weisen des Midrasch anwendend und erklärend. - Hierauf ergriff Herr
Rabbiner Dr. Lehmann aus Mainz das Wort, um dem teuren Freunde einige Worte des
Nachrufs zu widmen und zugleich die Gemeinde Biblis zu ermahnen, die durch den
Tod gerissene Lücke möglichst auszufüllen, Zank und Hader aus ihrer Mitte zu
bannen und in Liebe und Eintracht die Institutionen aufrecht zu erhalten, die
der Verewigte mit unsäglicher Mühe und unter großen Opfern ins Leben gerufen.
- |
Hierauf feierte Herr Moses Mannheimer aus Worms das Andenken des verewigten
Schulfreundes mit einigen warmempfundenen Worten. - Herr Dr. Wolf, Direktor der
Rabbiner-Vorbereitungsschule zu Colmar,
pries, tiefergriffen, die hohen Tugenden des der ganzen Menschheit entrissenen
Frommen. - Herr Salomon Bodenheimer II., ein Neffe des Verewigten, dankte im Namen
der Familie und der Gemeinde, den Rednern und Allen, die aus der Nähe und der
Ferne herbeigeeilt waren, um das Andenken des Verblichenen zu ehren. Die heute
ausgesäte Saat sei auf dankbaren Boden gefallen, und er, wie alle Mitglieder
der Familie und der Gemeinde, werden sich bestreben, im Sinne und Geiste des
teuren Onkels zu leben und zu wirken. - Wohl wurde gewünscht, dass die
anwesenden Rabbiner Dr. Cahn aus Wiesbaden und Dr. Stein aus Worms auch sprechen
sollten; allein, die Zeit war schon zu weit vorgerückt, und da der Friedhof (zu
Alsbach an der Bergstraße) drei Stunden weit
entfernt, so war es höchste Zeit geworden, dass der Trauerzug sich in Bewegung
setzte.
Rabbi Salomon Bodenheimer war im Jahre 1813 in Biblis geboren, der Jüngste von
acht Geschwistern (ihn überlebt nur noch eine Schwester.) Bald zeichnete er
sich durch hervorragende Eigenschaften des Herzens und des Charakters aus. Eine
innige Freundschaft verband ihn mit dem großen, weltberühmten Dr. B. H.
Auerbach seligen Angedenkens, Rabbiner zu Darmstadt, später zu Halberstadt.
Rabbi Salomon war es, der in Verbindung mit einigen Freunden das
Erziehungs-Institut zu Pfungstadt gründete, das noch heute segensreich wirkt.
Zugleich gründete er unter großen Opfern eine Talmud-Tora-Schule in seinem
Heimatorte. Fast ein halbes Jahrhundert wirkte er als Vorsteher in seiner
Gemeinde. Mit seiner treuen Lebensgefährtin, die ihm um wenige Wochen im Tode
vorangegangen, gestaltete er sein Haus zu einer Stätte derartiger
Gastfreundschaft, wie einst unser Vater Abraham sie geübt. Seine Wohltätigkeit
kannte keine Grenzen. Die Hilfesuchenden wurden unterstützt, die Hungrigen
gesättigt, die Nackten bekleidet. Wo irgend eine Institution die Zwecke des
Judentums förderte, fand sie in dem Verewigten den eifrigsten Teilnehmer und Förderer.
Als Mohel (Beschneider) genoss er eines guten Rufes und wurde in der ganzen Umgegend mit
dieser heiligen Funktion betraut, die ihm ebenfalls, namentlich bei armen
Eltern, große Opfer auferlegte. Bei den vornehmsten Herrschaften seines engern
Vaterlandes war er eine hochangesehene Persönlichkeit und konnte in Folge
dessen für Arme und Bedrängte manchmal große Erfolge erziehen. |
Es war ein reiches, reiches Leben, das nunmehr vollendet ist, reich an edlen,
guten Taten, reich an wahrhafter Gottesfurcht und unaussprechlicher
Menschenliebe. Auch die Armen des heiligen Landes haben in ihm einen treuen
Freund und tätigen Helfer verloren.
Wenn man trauernden Blickes manchmal die so wenig erfreulichen, religiösen
Zustände der Gegenwart betrachtete, so wurde es einem warm ums Herz, wenn man
sich das Leben und Wirken Rabbi Salomon Bodenheimers vorstellt. Wahrlich, sagte
man sich, ein Zeitalter ist nicht verwaist, in welchen solche Männer für Gott
und Seine heilige Lehre streben. Nun ist auch er hingegangen zu seinen Vätern.
Möge sein Beispiel zu eifriger Nachahmung erwecken! - Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. |
Weitere Berichte aus der Geschichte der jüdischen Schule
in Biblis
Lehrer Jekuthiel Kunreiter schwer erkrankt (1858)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. September
1858: Eine sehr rühmliche Tatsache lassen Sie mich noch erwähnen. In
Biblis wurde der Lehrer Kunreiter derart krank, dass man wohl bezweifeln
muss, dass er je wieder sein Amt als Lehrer antreten kann. Die, wenn auch wohlhabende,
doch nicht sehr bedeutende Gemeinde (sie zählt etwa 25 Mitglieder) ließ
die Stelle bekanntlich mit 400 Gulden ausschreiben, zahlt jedoch Kunreiter,
der übrigens erst seit etwa zwei Jahren dort wirkt, seinen vollen Gehalt
unverkürzt fort, obwohl er, nur provisorisch aufgenommen, durchaus keinen
Anspruch darauf hat. Das ist eine edle, echt jüdisch religiöse
Handlung!" |
Zum Tod von Lehrer Jekuthiel Kunreiter (1865)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1865: "Biblis (Großherzogtum
Hessen), im Mai (1865). In einer Zeit, in der die Kämpfer und Eiferer für
das wahre und reine Judentum so vereinzelt dastehen, und in welcher das
Gesetzesstudium leider vernachlässigt wird, da ist es doppelte Pflicht,
die Verdienste derer hervorzuheben und zur öffentlichen Kenntnis zu
bringen, die noch ihr höchstes Lebensziel darin finden, das Wort Gottes
zu erforschen und zu lehren und mit aller Selbstverleugnung und Aufbieten
ihrer körperlichen Kräfte für unsere heilige Religion einzutreten.
Referent fühlt sich daher veranlasst, hiermit eines Mannes öffentlich zu
gedenken, der auch in dieser viel geschätzten Zeitschrift durch mehrere
Artikel sich ein ehrendes Denkmal gesetzt, und der sich durch seine gründliche
Gelehrsamkeit, seinen heiligen Berufseifer und sein edles Wirken einen Ruf
in Israel erworben. Es war dies der gelehrte und fromme Lehrer der
hiesigen israelitischen Gemeinde, Rabbi Jekuthiel Kunreuther, welcher am
7. Tag Pesach dieses Jahres in einem Alter von 50 Jahren nach längerem
Leiden und nachdem er sich, wie es nur selten vorzukommen pflegt, mit größtem
Geistesmut und wie ein Heiliger Israels auf den Augenblick der Scheidung
und zum Eintritt in die Ewigkeit vorbereitet hatte, seine irdische
Laufbahn schloss.
Von zartester Jugend an dem Torastudium gewidmet und noch aus der Fürther
Schule hervorgegangen, war der Verblichene mit einem seltenen Wissen und
Schafsinn in der jüdischen Literatur sowohl wie in der Wissenschaft überhaupt
ausgestattet, und diese seine Geistesgüter suchte er zum Wohle seiner
Mitwelt nach Kräften zu verwerten. So war er vielfach bemüht, zur Hebung
der jüdischen Schule beizutragen, und so war es die literarische Arbeit
seiner letzten Jahre, einen leichtfasslichen Kommentar zur Mischna … für
die Schule zu verfassen, wovon einige Traktate vollendet und von pädagogischer
und gelehrter Seite günstig beurteilt worden sind. Auch werden sich die
geehrten Leser dieses Blattes noch seiner schwierigen Entzifferung des
Grabsteins von Rabbiner Samuel Bacharach – seligen Andenkens – auf dem
Friedhofe zu Alsbach erinnern. Alle seine Ansichten, Bemerkungen und Erklärungen
atmen Geist und Gottesfurcht und basieren auf Wahrheit und
Humanität.
Mit diesen Geistesvorzügen verband der Hingeschiedene noch die
erhabensten Eigenschaften des Herzens. Seiner Gemeinde, der er fast während
eines Dezenniums vorgestanden, war er ein leuchtendes Beispiel von Frömmigkeit,
Friedensliebe und Zufriedenheit; er war ihr ein Vater durch Rat und
Teilnahme, ein treuer Hirt in Fürsorge und geistiger Pflege. Seinen
Kollegen war er ein wirklicher Freund und ein Ermunterer zur Ausdauer und
Hingebung für die heilige Sache ihres Berufes. So erwarb er sich in Nah
und Fern zahllose Freunde in insbesondere die Liebe und Hochschätzung
seiner Gemeinde und der ganzen Umgegend.
Kein Wunder nun, dass die Trauer ob des schweren Verlustes eine große und
allgemeine ist, wie sich dies namentlich bei dem Leichenbegängnis durch
die große Beteiligung und die Bestürzung, die auf allen Gesichtern
sichtbar war, deutlich bewies. Wir beklagen darum tief seinen frühen Tod;
nicht seiner selbst willen, sondern wegen der Lücke, die abermals
entstanden, wegen des schweren Verlustes, der seine Familie – er
hinterließ eine Witwe mit fünf erwachsenen und vier unmündigen Kindern
-, der seine Gemeinde und die ganze Umgegend getroffen.
Möge er jedoch noch im Tode wirksam
sein, indem seine Lehren und sein Beispiel noch lange im Gedächtnis
erhalten bleiben, und die Saat, die er reichlich ausgestreut, sich zur
edlen Frucht entwickelt! Möge die Liebe und Verehrung, welche man ihm im
Leben zollte, durch die Teilnahme an dem harten Schicksal seiner Familie
und die Erleichterung desselben den schönsten Ausdruck finden! –t." |
Berufung von Lehrer Dr. Zacharias Wolff als Direktor der
Rabbinerschule nach Colmar
und Berufung von Dr. Heilbut als Direktor der
jüdische Schule in Biblis (1882)
Hinweis: Dr. Zacharias Wolff (geb. 1840/41 in Pfungstadt
war zuletzt Rabbiner in Bischheim/Elsass,
vgl. die dortigen Berichte)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1882: "Biblis (Hessen), im Mai.
(hebräisch und deutsch:) Das Scheiden eines Frommen aus einem Orte lässt
eine fühlbare Lücke zurück!
Die Wahrheit dieses Spruches sollen auch wir tief empfinden; denn ein Mann,
ausgezeichnet durch echte Religiosität, hervorragend durch seine
Gelehrsamkeit und edle Tugenden, Herr Dr. Wolff – sein Licht leuchte,
wird in den nächsten Tagen unsere Gemeinde, in der er fast 15 Jahre
segensreich wirkte, verlassen, um einem ehrenvollen Rufe an das
Rabbinerseminar zu Colmar zu folgen. Wir verlieren in ihm einen Führer
voll heiligen Ernstes, voll inniger Liebe und zärtlicher Fürsorge für
das Wohl der ihm anvertrauten Gemeinde und Schule. Es ist ein harter, wohl
schwer für uns zu ersetzender Verlust, denn sein Einfluss wirkte auf
Alle, die mit ihm in Berührung kamen, veredelnd und wohltuend. Nicht
allein in religiösen Fragen, sondern auch in jeder anderen Angelegenheit
stand dieser edle Mann in Rat und Tat jedem gerne zur Seite. Liebe und
Friede war stets seine Aussaat und demgemäß seine Ernte. Durch diese
Friedensliebe und Menschenfreundlichkeit gewann er die Herzen Aller und führte
sie zu Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit.
Hierdurch hat er sich in unserer Gemeinde unsterblich gemacht; seine
zahlreichen Schüler werden seiner stets in Liebe und Dankbarkeit
gedenken. Seiner geehrten Frau Gemahlin, die eine wackere
Frau in des Wortes edelster Bedeutung genannt zu werden verdient, gebührt
nicht der kleinste Teil dieser ungeteilten Anhänglichkeit und Liebe,
indem ein jeder, ohne Unterschied und zu jeder Zeit, ein freundliches
Entgegenkommen und liebevolle Aufmerksamkeit auch ihrerseits fand.
Möge es ihm gelingen, in seinem neuen Wirkungskreise recht viel des Guten
und Edlen zum Wohl und Heil des Judentums zu wirken. Möge er uns ein
freundliches Andenken bewahren, sowie auch wir seiner stets in Liebe und
Dankbarkeit gedenken werden. Der
Ewige mehre seine Tage an Gutem und Angenehmem". |
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Juli 1882:
"Biblis bei Worms, 3. Juli (1882). Wie bereits in diesen Blättern
berichtet wurde, ist Herr Dr. Wolff von hier als Direktor der
Rabbinerschule nach Colmar berufen worden. Das Direktorat an der hiesigen
jüdischen Schule wurde nunmehr Herrn Dr. L. Heilbut, gegenwärtig Lehrer
an der israelitischen Religionsschule zu Frankfurt am Main, übertagen.
Der Ruf, der Herrn Dr. Heilbut sowohl in wissenschaftlicher als in
religiöser Beziehung vorausgeht, gibt der Hoffnung Raum, dass seine
Wirksamkeit unter göttlichem Beistande eine gesegnete sein
wird." |
Lehrer Braunold geht an die Präparandenschule nach Burgpreppach (1897, war seit
ca. 1875 Lehrer in Biblis)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Dezember
1897: "Biblis bei Worms. Dieser Tage verließ uns Herr Lehrer Braunold, um
die Stelle eines Lehrers an der Präparandenschule zu Burgpreppach zu
übernehmen. Herr Braunold hat hier mehr denn 22 Jahre als Lehrer gewirkt. Die
israelitische Gemeinde nimmt jedoch derart ab, dass sie zwei Lehrer nicht mehr
besolden kann. Von vielen Seiten war man dem scheidenden Lehrer aufmerksam, der
diese Aufmerksamkeit auch in Folge seiner Gewissenhaftigkeit und Tüchtigkeit
durchaus verdient hat." |
Vom Ende der Israelitischen Bürgerschule (1900)
Anfang 1900 wurde die von Rabbiner Salomon Bodenheimer
gegründete Israelitische Bürgerschule geschlossen. Die orthodoxen Kreise
konnten diese Entscheidung der Behörden nicht akzeptieren, wie aus dem
nachstehenden Artikel hervorgeht:
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Februar 1900: "Biblis (12. Februar 1900). Die durch
Herrn Salomon
Bodenheimer I. seligen Angedenkens mit vielen Mühen und großer
Anstrengung ins Leben gerufene, seit ca. 40 Jahren bestehende israelitische
Bürgerschule wurde bereits vor 14 Tagen durch hohe Verfügung Großherzoglichen
Ministeriums in Darmstadt aufgelöst. In allen jüdischen Blättern ergeht der
Aufruf "errichtet jüdische Schulen", und hier wurde eine solche
Schule, die zum Segen der Jugend arbeitete, durch einige Herren, die glaubten,
mit der Mode der Zeit gehen zu müssen, zerstört.
Die Herren des in Ihrem Blatte seinerzeit aufgenommenen Eingesandt, mögen sich
freuen, den Sieg baolam hasäh (in dieser Welt = im Diesseits) davon
getragen zu haben, aber baolam haba (in der kommenden Welt = im Jenseits)
werden sie es zu verantworten haben, und jene, die für den Fortbestand
gekämpft, um die Juden auch fernerhin letora uleawoda (zur Tora und zum
Gottesdienst) aufzuziehen, werden Trost finden in dem Bewusstsein, das Gute
gewollt zu haben. Besonders bedauerlich bleibt es, dass bei der Auflösung der Schule
Herren mitgewirkt haben, die ganz besondere Ursache hätten, im Sinne des
seligen Herrn Bodenheimer zu wandeln und die auch geschäftlich Anspruch darauf
erheben, dass man ihnen in religiöser Beziehung traue. |
|
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Artikel zur Erinnerung an
Salomon Bodenheimer (1900) |
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Februar 1900: "Aus
Süddeutschland.
Wenn der Bericht von Biblis in einer der letzten Nummern Ihres geschätzten
Blattes über die Auflösung der dortigen israelitischen Bürgerschule
schon vom allgemeinen Standpunkte aus, wonach im Interesse unterer
heiligen Religion überall, wo nur ausführbar, solche Anstalten zu
errichten seien, Bedauern hervorrufen muss, so wird dies umso mehr bei
denjenigen der Fall sein, die wie Schreiber dieses Zeuge waren von der
hingebungsvollen Tätigkeit, von dem Aufgebote geistiger und materieller
Kräfte, unter welchen diese Schule ins Leben gerufen worden. Da
Zustandekommen war eine große Tat und ein rühmliches Beispiel für
andere Gemeinden, wie überhaupt Biblis in seinen Gemeinde-Institutionen,
in seinem religiösen Leben und seiner jüdisch-wissenschaftlichen
Bestrebung in weiten Kreisen als Mustergemeinde galt. Und wer war die
Seele des Ganzen, wer die Triebfeder zu all diesen herrlichen
Erscheinungen? Heute an seinem Sterbetag, am Ausgang des 15. Adar werde
der großen Verdienste des unsterblichen Mannes, des selbstlosen,
aufopferungsfähigen Gotteskämpfers, des Gemeindevorstehers und Führers Herrn Salomon Bodenheimer – das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen – wieder gedacht. Was hat er
nicht für diese Schule getan, wie lange hat er auf ihre Entstehung
hingearbeitet, und wie hat er auf Mittel gesonnen, ihr Dauer und Existenz
zu verschaffen. Unablässig und unverdrossen war sein Streben dahin
gerichtet, damit eine unversiegbare Quelle materiellen und geistigen Heils
für seine Gemeinde zu schaffen und zugleich damit den Fortbestand der
religiösen Gesinnung und Betätigung von Tora und Geboten innerhalb der
Gemeinde zu sichern. Er hatte das Glück, sein Werk, das Kind seines großen
Herzens, erstehen und blühen zu sehen; er durfte auch hoffen, dass es
viele Geschlechter überdauern werde. Doch er ging in dieser ihn beglückenden
Hoffnung zu weit – und darum ist die nun einmal vollzogene Auflösung
der Schule umso mehr zu bedauern." |
Silberne Hochzeit von Lehrer Isak Rohrheimer und Frau (1902)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1902: "Biblis.
Gestern feierte Herr Lehrer Rohrheimer mit seiner Gattin das Fest der
silbernen Hochzeit, aus welchem Anlasse ihm von vielen Seiten viele
Aufmerksamkeit erwiesen wurde." |
Neujahrswünsche von Lehrer Isak Rohrheimer und Frau
(1903)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. September
1909:
"Freunden und Bekannten wünschen herzlichst eine
gute
Einschreibung und Versiegelung.
Lehrer Rohrheimer und Frau,
Biblis." |
Zum Tod von Lehrer Isak Rohrheimer
(1908)
Anmerkung: Lehrer Isak Rohrheimer (geb. 14.7.1841 in Lorsch als Sohn von
Löb Rohrheimer und Röschen geb. Heppenheimer) war verheiratet mit Lina geb.
Abraham (geb. 3.4.1849 in Kleinhausen, Hessen als Tochter von Salomon Abraham
und der Jette geb. Spies); die beiden hatten vier Kinder: Max (1882), Eva J.
(1884), Benny (1887, gefallen 1914) und Jenny (gest. 1911). Witwe Lina
Rohrheimer geb. Abraham starb am 5. Februar 1927 in Crailsheim
und wurde dort beigesetzt. Angaben nach FR RSA Crailsheim J 386 Bü 131 B
187.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1908: "Darmstadt,
12. April (1908). Eine schmerzliche Veranlassung vereinigte letzten
Sonntag eine zahlreiche, von Wehmut erfüllte Trauergemeinde in Biblis.
Nach einem gesegneten Wirken von nahezu 40 Jahren war Lehrer Rohrheimer
unerwartet zum Schmerz seiner Familie, seiner Gemeinde und der vielen
Freunde und Kollegen aus dem Leben geschieden. Lehrer Rohrheimer zählte
zu jenen seltenen Naturen, deren Leben die idealste Verkörperung des
Prophetenwortes 'Recht tun, Liebe üben und demütig sein' (Micha
6,8) ist. Mit der lautersten Frömmigkeit verband er ein Pflichtgefühl
und eine Hingebung an seinen Beruf, welche auch trübe Erfahrungen nicht
zu erschüttern vermochten, sowie eine Friedensliebe und Bescheidenheit,
welche ihm alle Herzen in Zuneigung gewann. So hat die Gemeinde Biblis,
deren Mitglieder fast alle zu seinen Schülern zählen, ihren
langjährigen verdienstvollen Beamten, die Jugend den wohlwollenden Erzieher
und die heilige Sache ihren bewährten, kenntnisreichen Förderer
verloren. Da die Festesstimmung des Erlösungsmonats eine ausführliche
Würdigung seines reichen Lebens verbot, gab Herr Rabbiner Dr. Marx,
Darmstadt, in wenigen Worten dem allgemeinen Schmerzgefühl
Ausdruck. Namens der Kollegen und der Verwaltung des 'Unabhängigen
israelitischen Lehrervereins in Hessen', dem der Verblichene seit der
Gründung angehörte, sprach Herr Ledermann - Darmstadt den Dank und die
Versicherung aus, dass das Andenken des in Freundschaft erprobten
Kollegen, des ideal hochgesinnten Lehrers dauernd fortleben werde,
während für die Verwandten Herr Lehrer Keßler - Iserlohn in bewegten
Worten Abschied nahm. Mit dem Gefühle allgemeiner Wegmut verband sich der
Wunsch, dass der Allgütige den trauernden Hinterbliebenen und der
Gemeinde reichen Trost senden möge für das Hinscheiden eines Mannes, von
dem mit vollem Recht gesagt werden kann: 'Das Andenken an den Gerechten
ist zum Segen'." |
Zum Tod von Bertha Frankfurter geb. Rohrheimer - Nichte von Lehrer Rohrheimer (gest.
1918 in Heusenstamm)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. November
1918: "Heusenstamm. Bertha Frankfurter geb.
Rohrheimer, Tochter des
hoch geachteten Moritz Rohrheimer, seligen Andenkens und Nichte des unvergesslichen
Lehrers Rohrheimer seligen Andenkens in Biblis, ein Biederweib im
altjüdischen Sinne, ist verschieden." |
Weitere Ereignisse aus dem jüdischen Gemeindeleben
Rabbiner Dr. Auerbach besucht die Gemeinde (1865 / 1872)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1865: "Biblis
(Großherzogtum Hessen), den 18. Mai (1865). Vergangenen Sabbat hatten wir
das Vergnügen, Herrn Rabbiner Dr. Auerbach aus Halberstadt in unserer
Mitte zu sehen, und hatte derselbe die Güte, die hiesige Gemeinde mit
einem längeren religiösen Vortrag in der Synagoge zu erfreuen.
In den treffendsten und ergreifendsten Worten gab der verehrte Redner den
Vor- und Grundzügen unserer heiligen Religion den glänzendsten Ausdruck.
Möchte doch diese Rede, die so reich an Belehrung war und die einen
sichtlich tiefen und hinreißenden Eindruck auf die Zuhörer macht, auch für
die Folge ihren erhabenen Zweck nicht verfehlen; hierin würde zugleich
der verehrte Redner den schönsten Ausdruck unseres tief gefühlten Dankes
finden." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juni 1872: "Biblis,
20. Ijar (28. Mai 1872). Unser sehr verehrter Rabbiner Herr Dr. Auerbach,
jetzt Rabbiner in Halberstadt, aber dennoch nach wie vor in unseren Herzen
wohnend, hatte uns schon seit Jahren die Ehre eines Besuches zugedacht.
Vorige Woche wurde uns denn endlich die seltene Freude zuteil, die lang
ersehnte Ankunft des geschätzten Mannes begrüßen zu können. Sein
Aufenthalt an hiesigem Orte, welcher sich von vergangenem Donnerstag bis
gestern erstreckte. Veranlasste eine wahre Feststimmung unter den
Mitgliedern der hiesigen Gemeinde, welche mit unveränderter kindlicher
Liebe und Ehrfurcht an ihm hangen. -
Alte Liebe rostet nicht, und in der Tat scheint auch Herr Dr. Auerbach
sich in unserer Gemeinde ganz so heimisch und behaglich zu fühlen, wie
man es nur im Kreise der nächsten Familienangehörigen sein kann. Dies
zeigte sich auch in der Predigt, mit welcher dieser berühmte Gelehrte uns
am Heiligen Schabbat erfreute und erquickte; denn in jedem Worte derselben
bekundeten sich die warmen Gefühle, wie sie etwa einen Vater beseelen,
der sich nach langjähriger Abwesenheit im trauten Zusammensein mit seinen
Kinder beglückt fühlt. – Von einer geistreichen Erklärung der Sefirat
HaOmer (das "Omer-Zählen") ausgehend, zeigte der begabte Redner,
in welcher Weise die wenigen Tage des Lebens gewürdigt und angewendet
werden müssen, und dass dies nur durch liebevolles Hingaben an das
Studium unserer heiligen Lehre in Verbindung mit der Bildung, wie sie
unsere Zeit von uns verlangt, geschehen könne, und sprach sich dann
schließlich anerkennend über die Opferwilligkeit und das wackere
Bestreben der hiesigen Gemeinde aus, der Jugend eine Erziehung in diesem
Sinne angedeihen zu lassen. Seine belehrenden und liebevollen Worte werden
noch lange in unserem Herzen nachklingen. Möge es uns vergönnt sein,
unseren väterlichen Freund und Meister bald wieder in unserer Mitte begrüßen
zu können!" |
Wahl von Koppel (Jakob) Hochschild als Gemeindevorsitzender in
der Nachfolge von S. Bodenheimer I. (1886)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1886: "Biblis. Wenn
auch, wie in Ihrem viel gelesenen Blatte zur Zeit berichtet wurde, unser
kleiner Ort im verflossenen Winter durch den Heimgang des edlen S.
Bodenheimer I. – er ruhe in
Frieden – einen schweren Verlust erlitten hat, so können wir doch
ausrufen: (Jeremia 51,5) Doch nicht verwitwet ist Israel.
Mit
Gottes Hilfe steht wieder ein Mann an der Spitze unserer Gemeinde, unter
dessen Leitung dieselbe getrost der Zukunft entgegen sieht. Herr K.
Hochschild kümmert sich nun um die öffentlichen Bedürfnisse in Aufrichtigkeit
und so hoffen wir, dass unsere religiösen Anstalten erhalten werden und
gedeihen mögen für Gott und (seinen) Ruhm." |
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Links:
der oben genannte Koppel Hochschild (1828-1893) war der vierte Sohn
von Mosche Hochschild (1788-1864, Foto rechts). Er war verheiratet
mit Gustine geb. Bendheim aus Auerbach;
ein Brief
von Gustine an Koppel Hochschild findet sich auf der Seite zu
Gernsheim anlässlich der Einweihung der dortigen Synagoge im Januar
1845.
Hinweis: der Bruder von Mosche Hochschild - Zodik Hochschild -
lebte in Groß-Rohrheim.
Fotos erhalten von Uri Rosenan (Yehud, Israel) |
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Links:
im Hof der Familie Herz Hochschild Anfang des 20. Jahrhunderts;
Herz Hochschild (1830-1917) war der jüngere Bruder des oben genannten Jakob (Koppel)
Hochschild.
Rechts: Erinnerung an die Familie Hochschild: die
"Hochschildstrasse" in Biblis (Foto: Michael Ohmsen, Aufnahme
10/2010). |
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Zur Tätigkeit des Vereines Achawa (1895)
Bericht
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar 1895: "Biblis, 19.
Januar (1895). In unserer Zeit, in welcher die Pflege des Torastudiums so
sehr im Abnehmen begriffen ist, wo überhaupt der Indifferentismus allem
spezifisch Jüdischen gegenüber überhand nimmt, ist es besondere
Pflicht, eine jede gegenteilige Erscheinung nicht unerwähnt zu lassen,
damit dieses Beispiel Nachahmung finde. Am hiesigen Platz besteht seit
einer Reihe von Jahren ein Verein, Achawa, dessen Mitglieder sich die
Aufgabe gestellt haben, ihre Torakenntnis zu vervollkommnen und zu
erweitern. Zweimal wöchentlich versammeln sich die Vereinsmitglieder in
einem dazu bestimmten Lokale, um dortselbst unter den Leitung eines
Lehrers Raschi und Kizzur
Schulchan Aruch zu lernen.
Möchten doch allerorts solche Vereine sich bilden zu Nutz und Frommen der
betreffenden Gemeinde und zum Heile des Gesamtjudentums". |
Berichte
zu weiteren Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Löb Bodenheimer (1870)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1870: "Biblis,
6. September. Unsere Gemeinde hat durch den in voriger Woche erfolgten Tod
des Herrn Löb Bodenheimer – er ruhe in Frieden – einen
schmerzlichen Verlust erlitten. Er gehörte zu jenem Schlage echter,
leider immer seltener
werdenden Jehudim, bei denen jeder Schritt im Leben in Beziehung und
Harmonie mit unserer heiligen Religion steht. In diesem Sinne leitete er
auch die Erziehung seiner Kinder und errichtet in der Gemeinschaft mit
seinen Brüdern eine Stiftung zur Hebung des Lernens
der Heiligen Tora. Der Verlust dieses Mannes ist für uns um so
schmerzlicher, als durch das in vorigem Jahre erfolgte Ableben seiner
beiden würdigen Brüder, Anschel und Abraham Bodenheimer, von denen
ersterer ein Sohn der Tora, in unserer Gemeinde eine traurige Lücke
entstanden war. Wenn der Tod auf solche Weise die Reihe bewährter
glaubenstreuer Männer lichtet, so tritt an die jüngere Generation umso
ernster die Pflicht heran, diese Lücken als wackere Jehudim mit eben
solchem Glaubensmute rüstig aufzufüllen, und freut es mich, bei dieser
Gelegenheit erwähnen zu dürfen, dass das religiöse Gefühl in der
hiesigen Gemeinde ein reges ist, und dass die Mitglieder derselben kein
Opfer scheuen, wo es der Hebung des Jugendunterrichtes und der Förderung
des Toralernens gilt." |
Zum Tod von Frau Bella Bodenheimer (1887)
(nach Auskunft von Harriet Mayer - verheiratet mit einem Nachkommen
der Familie Bodenheimer - vom 11.8.2008 war Bella Bodenheimer - als
Tochter von Mordechai Mainzer von Heppenheim - die Frau des 1870 verstorbenen
Löb Bodenheimer;
der in diesem und anderen Artikeln genannte Rabbiner Lehmann Marx aus Darmstadt
war verwandtschaftlich mit Familie Bodenheimer verbunden: der Sohn von Löb -
Herz - war mit Caroline Bendheim verheiratet; von ihren 10 Kindern war die
Tochter Rickchen mit Rabbiner Lehmann Marx verheiratet)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1887: "Nekrolog.
Biblis. Wieder ist eine jener herrlichen Gestalten aus unserer Mitte
geschieden, die unsere Bewunderung erregen, unsere Achtung verdienen und
den Menschen in seiner Würde uns schützen lehren. Und wenn es in dem
Buche Ruth, das wir demnächst lesen, von Noemi heißt, dass ihr Weggang
tief gefühlt wurde und eine schwer empfundene Lücke bildete, so können
wir dies gewiss mit Recht auch von dem Hinscheiden eines wahren
Biederweibes, einer wackeren Frau im vollen Sinne des Wortes, von Frau
Bella Bodenheimer - sie ruhe in Frieden -, die am vergangenen
Pessach nach langem Leiden und im Alter von 86 Jahren ihre reine Seele
aushauchte, sagen. Schwer, ja unsäglich schwer waren die Verluste, die
das vorige Jahr und namentlich der verehrten Familie Bodenheimer in dem so
rasch aufeinander folgenden Tode des unvergesslichen, an Frömmigkeit,
edlem Charakter und hoher Gesinnung wahrhaft großen Rabbi Salomon
Bodenheimer und seiner edlen Gattin - seligen Andenkens - brachte,
und wie bald darauf sollten wir in Frau Bodenheimer wiederum eine Zierde,
die Krone ihrer Familie scheiden und den teueren Vorangegangenen
nachfolgen sehen! Ja, eine Zierde des Frauengeschlechtes war sie, eine
ehrwürdige Erscheinung in dem Tempel ihres Wirkungskreises. Mit Weisheit
und Emsigkeit, mit Umsicht und Sorgfalt leitet sie ihr Hauswesen, mit
seltenem Geschick und hohem Verständnis für alles Wahre, Gute und Schöne
erfüllte sie die Pflicht der Erziehung an einer zahlreichen, für
Wahrheit und Tugend empfängliche Kinderschar, und ihr Streben und Wirken
war von segensreichem Erfolge. Ein seltenes Familienleben lohnte ihre
Mühen und spiegelte ihren edlen Sinn in den deutlichsten Zügen ab; in
Söhnen und Töchtern, in Enkeln und Enkelinnen, die wir heute zu unsern
Besten zählen und die sich der allgemeinen Achtung und Liebe erfreuen,
prägte sich unverkennbar ihr und ihres edlen Gatten Charakter aus.
Frömmigkeit und Wohl tun, Edelsinn und Friedensliebe zeichneten die
Dahingeschiedenen in hohem Grade aus und machten ihr Haus zur
Friedensstätte, zum lieblichen Heim und zur gastlichen Einkehr. Und diese
ihre Herzensgüte und Freundlichkeit verließen sie auch im hohen Alter
nicht; selbst unter schweren Leiden kam Klage nicht über ihre Lippen,
bewährte sie ihre Ruhe und belohnte die aufopfernde, liebevolle Pflege
ihrer Kinder mit dem Ausdrucke der Zufriedenheit. So schied sie sanft wie
ihr Leben aus dem Diesseits, sich nach der ewigen Ruhe sehnend, mit dem
Gedanken an Gott, dem sie in Liebe gedient und mit der Hoffnung, dort in
Edens Gefilden wieder vereint zu werden mit den Lieben ihres Herzens und
zu schauen die Herrlichkeit Gottes in Ewigkeit... Ihre Frömmigkeit hat
ihr dahin die Bahn geebnet, denn es geht vor ihr her ihre
Gerechtigkeit...
Mögen die trauernden Hinterbliebenen hierin und in dem süßen
Bewusstsein, der teueren Heimgegangenen den Tribut der Liebe und der
Verehrung im vollsten Maße stets entgegengebracht und ihr Leben dadurch
verlängert und verschönert zu haben, Trost und Beruhigung finden!" |
Zum Tod von Babette Hochschild (1895)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1895: "Biblis, 10 März
(1895). Heute – am Purimfeste – haben wir eine brave Frau zur letzten
Ruhestätte beleitet. Babette Hochschild, Frau des Herrn Maier Hochschild,
hauchte am 2. Adar ihre reine Seele zu ihrem Schöpfer aus. Ein hartnäckiges
Leiden fesselte dieselbe nahezu 10 Jahre an das Krankenbett. Jedoch ihre
unentwegte Frömmigkeit, die sie auch stets in der Vollkraft ihres Lebens
betätigte, verlieh ihr die moralische Stärke, das schwere Körperleiden
in Ergebenheit zu ertragen. Möchte die trauernden Hinterbliebenen in der
hingebungsvollen und unermüdlichen Pflege, die sie der Verstorbenen stets
zuteil werden ließen, Trost finden. Ihre
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
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links:
Babette Hochschild (gest. 1895) - Foto erhalten von Uri Rosenan (Yehud,
Israel) |
Zum Tod von Salomon Bodenheimer II (1909)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. Oktober 1909: "Biblis.
Am Schabbos Bereischis (=
Schabbat mit der Toralesung Bereschit, d.h. 1. Mose 1,1-) starb hier Herr
Salomon Bodenheimer im Alter von 79 Jahren; diese wenigen Worte genügen,
um bei denen, die ihn kannten – und sein Bekanntenkreis ist wahrlich
nicht eng – die herzlichsten Gefühle tiefster Trauer auszulösen. –
Bei der Beerdigung widmete Seine Ehrwürdigen Herr Rabbiner Dr. Marx aus
Darmstadt seinem Onkel warme, tief empfundene Worte des Nachrufs. 'Gefallen ist die Krone von unserem Haupte', so begann er seine Rede;
und wie wahr hat er in diesem und in allem gesprochen! Nicht nur das älteste
Gemeindemitglied haben wir in ihm verloren, sondern die ganze
gesetzestreue Judenheit trauert um diesen herben, unersetzlichen Verlust.
Sein Leben war aufgebaut auf "Tauroh,
Awaudo und Gemilus Chesed' (Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit). Tauroh studieren, sich in die tiefsten Schichten des Talmuds zu stürzen,
das war seine liebste Beschäftigung. Bis in sein hohes Alter hinein
lernte er nicht nur am Tage, sondern er wachte Nächte hindurch. – Aber
sein Lernen blieb bei ihm nicht totes Wissen, sondern wurde bei ihm in die
Tat umgesetzt; er strebte immer nach einer gründlichst gewissenhaften Ausübung
der Mizwaus (Gebote), die
geringste war ihm bedeutend genug zu ihrer Erfüllung. Und erst in Gemilus Chesed (Wohltätigkeit), da kannte seine freigebige Hand und
sein gutes Herz keine Grenzen; die vielen Vereine usw., die in ihm ihren Förderer
verlieren, die Armen, die ihren Freund und Unterstützer in ihm beweinen,
sie alle trauern um den großen, edlen und frommen Mann. Herr Dr. Marx
durfte den ersten Satz der dieswöchentlichen Sidrah voll und ganz mit
gutem Recht auf ihn anwenden: Nauach isch Zaddik usw. (Noah war ein
gerechter Mann…) Zum Schluss erteilte er dem heimgegangenen Onkel noch
den Titel: 'Morenu Raw' (für
einen hoch Gelehrten), den zu seinen Lebzeiten anzunehmen, Bescheidenheit
ihm verboten hätte. – Auf dem Friedhof rief ihm Herr Lehrer Rohrheimer
als Freund und Lerngenosse einen letzten Gruß zu, indem er hervorhob: 'Talmid
chochom schemeis hekaul kerauwow_. Jetzt, nachdem uns die Krone vom
Haupte gerissen, hat jeder einzelne umso mehr die heilige Pflicht, 'in
den Riss zu treten', die Lücke auszufüllen und den Ruf, den unsere
Gemeinde draußen geniest, zu rechtfertigen. Wir aber, wir wollen dem
verblichenen Bruder ein ehrenvolles Andenken bewahren weit über das Grab
hinaus!" |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Oktober 1909 (nachfolgender
Text ist abgekürzt wiedergegeben): "Biblis, 20. Oktober. Am (Schabbat mit der) Toralesung Bereschit wurde unsere Gemeinde in
tiefe Trauer versetzt. Herr Salomon L. Bodenheimer hauchte nach einem
langen Krankenlager im 79. Lebensjahre seine reine Seele aus. Unsere
Gemeinde verliert in dem Heimgegangenen nicht nur ihr ältestes, sondern
auch ihr edelstes, frömmstes Mitglied. Eine Trauerrede war nicht im Sinne
des Verstorbenen; dennoch konnte sich Herr Rabbiner Dr. Marx – Darmstadt
nicht versagen, trotz aller auferlegten Einschränkung, in einer einstündigen
Rede die edlen Eigenschaften und die großen Verdienste des Verstorbenen
zu würdigen und darzulegen, was die Gemeinde Biblis in S. L. Bodenheimer
beweine, und was das gesamte gesetzestreue Judentum in ihm bedaure, Auf Tora,
Gottesdienst und Wohltätigkeit war sein Leben aufgebaut: der Tora widmete er sein Leben. Von früher Jugend an bis wenige Tage
vor seinem Tode studierte er sie mit einer innigen Liebe und Hingebung,
wie man sie auf dem Lande wohl nicht mehr antrifft; und
sinn nach über sie bei Tag und bei Nacht machte er zur buchstäblichen
Wirklichkeit; zum 'Lernen' war er immer zu haben, da gebrach es
niemals an Zeit. Wenn ganz Biblis schlief, Salomon Bodenheimer 'lernte' und wachte für Biblis. Aber sein Lernen blieb bei ihm nicht
aufgespeichertes, totes Wissen sondern
zu Lernen um zu Lehren, darauf zu achten um danach zu tun war sein
Wahlspruch. Ihm kam es nicht nur darauf an, die Gebote
zu erfüllen, sondern sie mit peinlichster Gewissenhaftigkeit und mit
sorgfältigster Genauigkeit zu erfüllen. (Dies) waren die Leitsterne, die
ihn bei der religiösen Pflichterfüllung lenkten und leiteten. Ganz
besonderen Wert legte er auf die Bewahrung der Traditionen, eine schöne Sukka
(Laubhütte), schone Tefillin,
schönes Tallit… Es war überhaupt
ein erhebender Anblick, ihn beim Gebet in Tallit
und Tefillin gehüllt zu sehen.
… von ihm konnte man den Begriff Andacht beim Gebete lernen.
Was Salomon Bodenheimer auf dem weiten Felde der Wohltätigkeit getan, das
lässt sich nicht annähernd angeben. Nicht nur weil es ihm seine reichen
Mittel gestatteten, an Arme reichlich Gerechtigkeit zu spenden, nein, er
lehrte und lebte auch den anderen vor: unter den drei geforderten Dingen
ist die Wohltätigkeit das wichtigste. Wie gerne öffnete er sein Haus
allen, die ihn um Rat fragten, die seine Hilfe erbaten, die mit ihm lernen
wollten – immer war sein Haus hierfür offen; da wurden Arme nicht nur
liebvoll und gastfeundlich aufgenommen, bewirtet und beherbergt, sondern,
wie Herr Rabbiner Dr. Marx sagen konnte, die Armen waren die Kinder seines
Hauses, wurden wie Familienmitglieder behandelt und wie herzlich freute er
sich, wenn unter ihnen Gelehrte und Sohne der Tora waren, mit denen er 'lernen' konnte, und er wurde oft Gelehrten aufgesucht; von Russland,
Ungarn usw. kamen sie und machen sein Haus zu einem Haus für die Weisen.
So waren Tora und Gottesdienst und
Wohltätigkeit die Grundpfeiler und die granitenen Säulen seines
inhaltsreichen Lebens. War er auch oft schwer geprüft, sein unerschütterliches
Gottvertrauen verließ ihn nie. |
So
war seine Persönlichkeit eine Krone, die uns vom Haupte gerissen wurde.
Jahrelang hat er an den Ehrfurchtgebietenden Tage als Vorbeter gewirkt,
den Gottesdienst verschönt und die Andacht der Gemeinde gehoben, und bis
zum verflossenen Jahr war er unser Baal
Tokea, um den uns jede Gemeinde beneidete, und jahrelang hat er die Weisung
erworben, den Wein zum Kiddusch und
zu Hawdala zu liefern. Nicht nur die Gemeinde verliert in ihm den Förderer
der Interessen ihrer Vereine und des Gemeindelebens, das gesetzestreue
Judentum betrauert in ihm den eifrigen, verständnisvollen Unterstützer
aller seiner Körperschaften, Vereine und Organisationen. Überhaupt die
ganze Judenheit wird in ihm einen Mann vermissen, der seine Hilfe und
werktätige Menschenliebe in den Dienst der großen, die gesamte Judenheit
umfassenden Institutionen gestellt hatte. Sein ganzes Leben war eine Verkörperung
des 'Chai Adam', den er bis
in die letzten Jahre seines Lebens dem Abendgebet
in der Synagoge öffentlich
vorgetragen hatte. Am Schluss seiner Rede erteilte Herr Dr. Marx dem
heimgegangenen Onkel den wohlverdienten Titel Morenu
HaRaw, den zu seinen Lebzeiten anzunehmen, Bescheidenheit ihm verboten
hatte.
Auf dem Friedhof zu Alsbach sprach Herr Lehrer Rohrheimer noch einige
Worte. Nach sinnigen Erklärungen passender Midraschstellen forderte Herr
Rohrheimer die Gemeindemitglieder auf, die entstandene Lücke auszufüllen
und 'in den Riss zu treten' und rief dem Freund und Lerngenossen einen
letzten Scheidegruß zu. Dann bedeckte die kalte Erde das, was sterblich
an Salomon Bodenheimer war; aber zum
ewigen Gedenken sei der Gerechte. Seine Seele sei eingebunden in den Bund
des Lebens." |
Zur Goldenen Hochzeit von Gottschalk Fränkel (1913)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. Januar 1913. "Biblis, 26. Januar (1913). Verflossene Woche feierte das
Ehepaar Gottschalk Fränkel das Fest der goldenen Hochzeit. Am Sonntagabend
brachten der Gesangverein 'Frohsinn', die Kaiserkapelle, die
Freiwillige Feuerwehr und der Kriegerverein dem Jubelpaar ein 'Ständchen'
dar; die Präsidenten hielten Ansprachen, und Herr Leo Fränkel, der älteste
Sohn des Jubelpaares, dankte allen für die seinen Eltern gezollte Ehrung.
Eine zahlreiche Menschenmenge umstand das Haus, und als Lehrer Rohrheimer
auf die Eintracht und den immer zu wahrenden konfessionellen Frieden
hinwies, war die Begeisterung ungemein starb, und tausendstimmig ertönte
das 'Hoch' auf das Jubelpaar in die Nacht hinaus.
Am Dienstag fand in der Frankfurtloge in Frankfurt große Festtafel statt,
bei der fast die ganze hiesige israelitische Gemeinde und viele Verwandte
und Freunde der Familie Fränkel zugegen waren. Rabbiner Dr. Z. Wolff aus
Bischheim (Elsass), ein guter Freund und früherer Nachbar des
Jubelpaares, hielt die Festrede. Die israelitische Gemeinde hatte als
Festgabe einen goldenen Pokal gestiftet, den der Neffe Moses Fränkel überreichte.
Am gestrigen Sabbat fand ein Festgottesdienst in der Synagoge statt, wobei
Lehrer Rohrheimer die Festpredigt hielt, die in einen besonderen Mischeberach
auf das Jubelpaar und dessen Kinder ausklang. Während des Tages traf auch
das Bild Seiner Königlichen Hoheit des Großherzog nebst den besten Wünschen
ein." |
Zum Tod von Isaak Meyer (1893)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1893: "Biblis. Ein
edler Mensch ist unserer Gemeinde entrissen worden. Am ersten Tage des
Neujahrsfestes haucht Isaak Meyer (Sohn Alexander) seine reine Seele aus.
Sein Leben war eine ununterbrochene Kette körperlicher Leiden; aber in
diesem gebrechlichen Körper wohnte ein starker Geist, der heldenmutig die
leiblichen Schmerzen überwand und sich dem Streben nach Gutem und Schönen
widmete. Autodidakt hat dennoch einen hohen Graf in der Musik erreicht.
Seine Umgangsformen und seine Zuvorkommenheit machten ihn bei Jedermann
beliebt, und sein Tod rief bei Juden und Christen großen Schmerz hervor.
Als religiöser Mensch und in den heiligen Schriften ziemlich bewandert.
Leitete er viele Jahre die religiösen Vorträge des Vereines Achawa! Möge
er im Jenseits eine herrliche Belohnung finden!"
|
Zum Tod von Babette Bodenheimer aus Biblis
(1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1900: "Würzburg,
im Mai (1900). Auf die Worte 'Und sie ging aus dem Ort' (Ruth 1,7),
welche bei Noomi stehen, bemerken unsere Weisen: das Scheiden eines
Frommen oder einer Frommen aus einem Orte lässt einen Eindruck zurück
und eine Lücke erkennen. Auch hier macht das Scheiden einer Frommen,
einer 'Lieblichen' in ihren Handlungen, mit dem Tode der Frau Babette
Bodenheimer, früher in Biblis wohnhaft, einen tiefen, wehmütigen
Eindruck, versetzte die lieben Ihrigen und einen weiten Kreis von Freunden
und Bekannten in tiefe Trauer. Und mit Recht; denn wer auch immer nur
Gelegenheit hatte, diese Frau kennen zu lernen, der musste sie in ihrer
Sanftmut und Freundlichkeit, in ihrer innigen Religiosität und in ihrem
Edelsinn als eine patriarchalische Erscheinung bewundern und als den
wahren Typus einer wackeren Frau, eines Biederweibs, erkennen.
Einer unserer besten, an echter Religiosität hervorragenden Familie
angehörig, von frommen, für die Tora und die Wahrheit begeisterten
Eltern erzogen und mit einer gediegenen, weiblichen Bildung ausgestattet,
zeichnete sie sich schon von Jugend auf in Tugend und Frömmigkeit aus und
blieb diesem Streben treu bis ans Ende ihres Lebens, sodass man auch von
ihr sagen konnte: wie in ihrer Jugend, so im reiferen und höheren Alter,
zeichnete sie sich in Pflichterfüllung aus. Doch den Frommen ist in
diesem Leben nicht immer ein ständiges Glück beschieden; auch Frau
Bodenheimer sollte sich nicht lange eines ungetrübten Familienglückes
erfreuen. Schon nach wenigen Jahren wurde ihr der teuere Gatte durch einen
Unglücksfall entrissen, sterbend wurde er ins Haus getragen, den lieben
Seinen nur noch einen Schmerzensblick zuwendend. Aber wie eine
Tugendheldin ertrug sie den Schicksalsschlag, er konnte ihr häusliches
Glück zerstören, doch ihre Willenskraft nicht brechen. Mit doppeltem Ernste
übte sie die Mutterpflicht gegen ihre noch zarten Kinder in der Erziehung
und Ausbildung derselben, und suchte 'Trost und Stärkung in der ferneren
Pflichterfüllung gegen die geliebten Eltern und Angehörigen am Platze.
Wie sie diese Pflicht in der langjährigen Pflege ihrer greisen Mutter
geübt, bleibt unvergessen und beweist ihre hingebungsvolle Liebe und
Pflichttreue. Und als sie diese Kindespflicht nicht mehr üben konnte, da
verließ sie ihre |
Heimat,
um dahier ihr edles Wirken im eigenen Familienkreise und überall da, wo
es sich um Guttaten handelte, fortzusetzen. Kein Wunder, dass ein solches
Leben sich das Wohlgefallen und die Anerkennung Aller erwirbt, und so
erfreute sich Frau Bodenheimer seligen Andenkens sowohl hier, als in ihrer
früheren Heimat, allgemeiner Beliebtheit. Verstand sie es ja auch,
Willenskraft mit Anspruchslosigkeit, Entschiedenheit im Verfolge des Guten
und Edlen, mit Sanftmut und ruhigem Gemüte harmonisch zu verbinden, wie
es vom der wackeren Frau heißt: Ernst und Würde bilden ihr gemeinsames
Gewand. Darum auch konnte die Hingeschiedene stets freudig dem Ende und
der einstigen Zukunft entgegen sehen, konnte sie stets das frohe
Bewusstsein der Pflichterfüllung haben. Süß wird daher auch ihr Schlaf
sein, ob viel oder wenig sie von dem Leben genossen, ob sie auch nicht ein
hohes Maß menschlichen Alters erreichte; sanft wird ihre Ruhe sein an der
Seite ihre geliebten Heimgegangenen. Ihre Ruhe sei in Ehre. Ihre Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens!
Dass die Teilnahme an dem Leichenbegängnisse sowohl hier vom Sterbehause
aus bis zur Bahn, als auch am Friedhofe zu
Alsbach an der Bergstraße, dem Begräbnisplatze der Familie, eine
sehr große war, lässt sich denken. Im Hause gab Herr Seminarlehrer
Weißbart (sc. war Lehrer an der Israelitischen
Lehrerbildungsanstalt in Würzburg), als ehemaliger Lehrer in Biblis, und Zugrundlegung der Midrasch-Stelle:
'Er sendet dir Hilfe...' seinen und den allgemeinen Trauergefühlen
innigen Ausdruck, und am Grabe zu Alsbach sprach Herr
Provinzial-Rabbiner
Dr. Marx-Darmstadt in dieser seiner Eigenschaft sowohl, als auch als naher
Verwandter, tief empfundene Worte, den Lebensgang und die Tugendfülle der
edlen Verblichenen lebenstreu vorführend. Möge den tiefbetrübten
Hinterbliebenen und Verwandten Trost werden in dem Gedanken, dass die
Entschwundene im besseren Leben weilt um zu essen von den Früchten
ihrer Hände und um schauen die Anmut des Ewigen' (vgl. Psalm
27,4)" |
Silberne Hochzeit des Gemeindevorstehers Salomon Lazarus Fränkel und seiner
Frau (1910)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. September
1910: "Biblis. Am Schabbos Nachamu (der Schabbat Nachamu war 1910
am 20. August) beging Herr Salomon Lazarus Fränkel das Fest der
silbernen Hochzeit. Herr Fränkel ist seit 12 Jahren erster Vorsteher der
israelitischen Gemeinde, seit 30 Jahren Rechner des Vereins 'Achawah'
und seit 18 Jahren der 'Chewrath Noschim', außerdem seit 8 Jahren
Schriftführer der freiwilligen Freuerwehr. Alles dies gibt Kunde von der
großen Beliebtheit, deren sich Herr Fränkel hier erfreut. Die
freiwillige Feuerwehr ließ es sich nicht nehmen, dem Jubelpaar einen
Fackelzug mit 'Ständchen' zu bringen. Kommandant Nock bracht die
Glückwünsche der Kameraden dar. Lehrer Rohrheimer hob rühmend den
Fleiß des Jubelpaares hervor, dessen Ehe mit 10 Kindern gesegnet ist, und
feierte besonders Fränkels Wirken in der Öffentlichkeit. Fast das ganze
Dorf hatte sich an der Ehrung beteiligt." |
25-jähriges Dienstjubiläum von Alice Fränkel (1927)
Meldung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Dezember 1927:
"Personalien. Frl. Alice Fränkel aus Biblis, feiert ihr 25.
Dienstjubiläum bei Simon Bodenheimer Ww., Darmstadt. Sie ist schon über
40 Jahre bei ein und derselben Familie tätig." |
Zum Tod von Eva Mathilde Steiermann geb.
Metzer (1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. November 1927: "Aus
der Gemeinde Biblis. Unser heute zum Rabbinat Darmstadt gehöriger, in
der hessischen Provinz Starkenburg gelegener Ort mit ungefähr 4000
Einwohnern, zählte vor noch nicht ganz einem halben Jahrhundert über 100
jüdische Familien. Er hatte ehedem eigene Rabbiner, deren letzter der als
Talmid Chochom wie als Gelehrter bekannte Rabbi Wolff gewesen, der
späterhin noch lange Jahre in Colmar im Elsass amtierte. Heute ist die
jüdische Bevölkerung hier auf 20 Familien gesunken. Dem Zuge der Zeit
folgend ist unsere Jugend schon vor Jahrzehnten zumeist nach den
Großstädten abgewandert. Umso schmerzlicher wird es hier empfunden, wenn
der unerbittliche Tod in unsere nunmehr nur noch so kleine Gemeinde eine
Lücke reißt. Am 8. Marcheschwan (3. November) ist eine Frau von uns
geschieden, die es wohl verdient, dass ihr in diesen Blättern ein Denkmal
gesetzt werde. Frau Eva Mathilde Steiermann, der frommen Familie
Metzger - Weisenau bei Mainz entstammend, führte ein Leben in Frömmigkeit
und Tugend, beispielgebend für ihre sechs Söhne und drei Töchter, sowie
für die ganze Gemeinde. Ihre Frömmigkeit ward getragen von einer solch
felsenfesten Überzeugung, dass, als alle ihre Söhne in den Krieg zogen,
ihr Bitochaun (Gottvertrauen) sie aufrecht hielt, alle sind sie
ruhm-, ehr- und preisgekrönt, gesund und wohl wieder zuhause angelangt.
Trotz ihrer großen Bescheidenheit konnte sie es nicht verhindern, dass
man sie in die Chewra (Wohlfahrts- und Beerdigungsverein, Heilige
Schwesternschaft) wählte, allwo sie sich mit der ganzen Hingabe, mit der
sie alle Mizwaus (Gebote) erfüllte, auch betätigte. Im nächsten Jahre
hätte die 77jährige im Verein mit ihrem Gatten, Herrn Moses Steiermann,
ihre goldene Hochzeit feiern können, in jenen Höhen aber war es anders
beschlossen. Das Leichenbegängnis, zu dem von weither Freunde und
Verwandte herbeieilten, zeigte, welch großer Beliebtheit sich die
Heimgegangene bei allen Konfessionen erfreute. Die Bürgermeisterei
entsandte zur Begleitung der Leiche ihren Beigeordneten, während
Bürgermeister und Pfarrer im Hause Besuche abstatteten. Herr
Provinzialrabbiner Dr. Merzbach - Darmstadt gab in seinem Nachruf an der
Bahre der Dahingeschiedenen den Gefühlen der Hinterbliebenen beredten
Ausdruck, er verglich sie mit den 'Frauen im Zelte', anspruchslos, nur
für die Kinder und den Vater lebend, der sie auf Händen trug und
mit dem sie ein mustergültiges Eheleben führte. Am letzten Sabbat ihres
Lebens hat sie noch die Lichter des heiligen Tages mit einer Kawonoh
entzündet, die ihre ganze Liebe zu unserer Emuno (hl. Wahrheit)
bekundete. Nun leuchtet ihr Licht dort oben weiter. Ihre Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
88. Geburtstag von Fanny Haimann geb. Ranis (1936)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1936:
"Biblis, 20. Mai. Frau Fanny Haimann geb. Ranis, wird am 1. Juni 88
Jahre alt. Frau Haimann ist körperlich und geistig sehr rüstig und
lässt sich nicht nehmen, jeden Schabbos noch in die Synagoge zu gehen.
(Alles Gute) bis 120 Jahre." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
Anzeige der Bäckerei M. Steiermann (1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Israelit" vom 22. September 1890:
"Biblis.
Sofort gute gangbare Bäckerei, auch Mazzesbäckerei, preisgünstig
zu verkaufen.
M. Steiermann, Bäckerei, Biblis." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Dezember
1890:
"Mazzen-Bestellungen nimmt entgegen M. Steiermann,
Biblis bei
Darmstadt." |
Anzeigen der Bäckerei Salomon Fränkel (1891 / 1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1891:
"Ein
Bäckergehilfe und ein Lehrling können sofort eintreten
bei
Salomon Fränkel, Bäckermeister, Biblis." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli 1900: "Ein Bäckergeselle
sowie ein ordentlicher Bäckerlehrling kann sofort eintreten bei
Salomon Fränkel, Bäckermeister, Biblis bei Worms." |
Anzeige der Metzgerei Julius Heimann (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1901: "Zur
Beachtung!
Ich mache hiermit das verehrte Publikum darauf aufmerksam,
dass ich es bis jetzt noch nicht nötig hatte, mir einen Schomer setzen zu
lassen. - Gleichzeitig erlaube mir für Pessach meine Wurst- und
Räucherwaren nebst Pökelfleisch in empfehlende Erinnerung zu
bringen.
Julius Heimann, Metzger, Biblis (Hessen)." |
Anzeigen der Metzgerei Lazarus Fränkel II. Witwe (1906)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. Februar
1906: "Die unter Aufsicht Seiner Ehrwürden des Herrn Landrabbiners
Dr. Marx in Darmstadt stehende Metzgerei und Wurstlerei Lazarus
Fränkel II. Witwe Biblis (Hessen) empfiehlt - koscher
- koscher -
Ia feine Fleischwurst, Cervelatwurst, Geräucherte und Pökelzunge,
Rauchfleisch, Pökelfleisch, Presskopf.
- koscher al pessach - Für Pessach: Wurst, Rauchfleisch,
Pökelfleisch und Zungen." |
|
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 20. April 1906: "Die unter Aufsicht Seiner Ehrwürden des Herrn
Landrabbiners Dr. Marx in Darmstadt stehende Metzgerei und Wurstlerei
Lazarus Fränkel II. Wwe. Biblis (Hessen) Koscher - empfiehlt -
Koscher
Ia feine Fleischwurst, Cervelatwurst, Geräucherte und Pökelzunge,
Rauchfleisch, Pökelfleisch, Presskopf.
koscher al pessach - Für Pessach: Wurst, Rauchfleisch, Pökelfleisch
und Zungen." |
Weitere Persönlichkeiten:
| Zachary Hochschild (1854 Biblis - 1912 Frankfurt
a.M.), seit 1872 Mitbegründer, 1878 Prokurist der von Philipp Abraham Cohen
in Frankfurt gegründeten Frankfurter Metallgesellschaft AG. (bis 1881 Firma
Philipp Abraham Cohen), die weltbekannt im internationalen Metallhandel
wurde. |
|
Moritz
(Mauricio) Hochschild
(1881 in Biblis - 1965 in Paris). Neffe von Zachary
Hochschild, des Mitbegründers der Frankfurter Metallgesellschaft AG, lebte
seit 1911 in Chile und gründete wenige Jahre später den zweitgrößten
Minenkonzern von Bolivien. Er galt als "El Magnate Misterioso" und
wurde "Don Mauricio" genannt. Während der NS-Zeit half er vielen
Verfolgten bei der Auswanderung und wurde damit zum "Oskar Schindler
Boliviens". Nach ihm ist 1955 eine Straße in Biblis
genannt (nach Angaben der Stadt "gegen eine Spende von 5.000 DM").
Link zur "Mauricio Hochschild S.A.I.C." in Chile: www.mhochschild.cl
(zahlreiche weitere Informationen über Google-Suche recherierbar); der Nachlass
befindet sich im Leo-Baeck-Institut New York.
An die Familie Hochschild in Biblis erinnert heute u.a. die
"Hochschildstrasse" (siehe Foto des Straßenschildes
oben).
Vgl. Artikel in der "Hessenschau" vom 19. März 2017: "Bergbauunternehmer Moritz Hochschild Der "Oskar Schindler Boliviens" kommt aus Biblis.
Ein Hesse baute sich in den 1920er Jahren in Südamerika ein Bergbauimperium auf - und als der zweite Weltkrieg ausbricht, rettet er tausende Juden vor den Nazis. Aber er erzählt niemandem davon. Erst jetzt wird sein Geheimnis öffentlich.
Mehr als fünf Jahrzehnte nach seinem Tod wird die Geschichte des deutschen Bergbauunternehmers Moritz Hochschild aus Biblis neu geschrieben. "Don Mauricio", wie er in seiner Wahlheimat Bolivien genannt wird, war nicht nur ein erfolgreicher Zinnbaron mit schillerndem Lebenswandel.
Er hat durch seine Kontakte zum damaligen Präsidenten German Busch (1937-39) auch tausenden Juden die Flucht vor dem Nationalsozialismus in Europa ermöglicht. Dank der umfangreichen Dokumente, die inzwischen zugänglich sind, wird Mauricio Hochschild damit zum "Oskar Schindler Boliviens".
Schriftsteller und Historiker, getarnt als Bauern. "1938 rechnete Hochschild aus, dass er 2.000 bis 3.000 Juden nach Boliven geholt hatte, 1939 kam er auf 9.000", sagt der Historiker Robert Brockmann, der an einer Biografie des kurz vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs gestorbenen Präsidenten Busch arbeitet. Busch war es, der das südamerikanische Land 1938 für die Einwanderung von Juden öffnete. Offiziell sollten nur Landwirte angelockt werden, aber es kamen auch Akademiker, Schriftsteller und andere Intellektuelle. Hochschild stand für Transportkosten, Einwanderungsformalitäten und die erste Aufnahme auf einem Bauernhof in der Region Yungas ein.Erst nach dem Jahr 2000 machte sich die bolivianische Minengesellschaft (Comibol) daran, die alten Aktenberge der Bergbauunternehmen aufzuarbeiten. Sie waren "vollkommen vernachlässigt" und "der Verwitterung ausgesetzt", wie Archiv-Direktor Edgar Ramírez sagt. Die Unterlagen waren 1952 mit der Verstaatlichung der Unternehmen Hochschilds in öffentlichen Besitz übergegangen.
Die Dokumente gelten als authentisch. Da findet sich etwa ein Arbeitsvertrag von Erico Nagel Thale, der 1904 in Leipzig zur Welt kam und mit 32 Jahren zusammen mit seiner Mutter Ana nach Bolivien gelangte. Oder ein Bittschreiben des Kindergartens Miraflores in La Paz, der wegen der Ankunft zahlreicher jüdischer Kinder um finanzielle Unterstützung für den Ausbau bat. Oder eine Anfrage der französischen Regierung, die fast tausend jüdische Waisenkinder nach Bolivien schicken wollte.
Im vergangenen Oktober hat das Unesco-Weltregister "Memory of the World" den Comibol-Fund als authentisch eingestuft. Der gesamte Fundus soll in diesen Wochen ins Internet gestellt werden.
Bis zu 15.000 Juden in Bolivien. In den 1940er Jahren stieg die Zahl der Juden, die sich in Bolivien niederließen, auf rund 15.000 an. "Wir sind Bolivien sehr dankbar, dass es den Flüchtlingen die Türen öffnete", sagte Monica Blankitny, deren Vater Jacob dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entkam und anschließend nach Bolivien zog.
Archiv-Direktor Ramírez und der Vorsitzende der Israelitischen Gemeinde Boliviens, Ricardo Udler, sehen weitreichende Parallelen zwischen Hochschild und dem Unternehmer Oskar Schindler, der mehr als tausend Juden vor den Nazis rettete und dem der US-Regisseur Steven Spielberg mit seinem Film "Schindlers Liste" 1993 ein Denkmal setzte.
In Biblis ist eine Straße nach Hochschild benannt. Hochschild, ein aus dem hessischen Biblis stammender Jude, war 1921 nach Bolivien ausgewandert. 1944 verließ er das Land wieder - er starb 1965 in Paris, ohne dass er sein Geheimnis preisgegeben hätte. In Biblis ist nach Hochschild auch eine Straße benannt, allerdings aus anderem Grunde: Hochschild sei nach Kriegsende in seinem Geburtsort zu Besuch gewesen, berichtet Rudi Dörr, der als Hobbyhistoriker die Ortsgeschichte schreibt. Er habe seine früheren Nachbarn mit Geld beschenkt und der Gemeinde eine größere Spende gemacht. Daraufhin sei die Straße, an der sein Geburtshaus steht, in Hochschildstraße umbenannt worden. Das Elternhaus gehört heute der Gemeinde - es ist aber baufällig und soll laut Dörr abgerissen werden.
Die meisten Juden, die mit der Hilfe von "Don Mauricio" nach Bolivien gelangten, kehrten dem Land später den Rücken. Heute leben nur noch schätzungsweise 500 Juden in Bolivien.
Quelle: José Arturo Cárdenas/AFP"
Link
zu dem Artikel. |
Sonstiges
Aus der jüdischen Geschichte in Nordheim
Übersicht
über die jüdischen Familien in Nordheim |
Zusammenstellung von Rudi Dörr (siehe
Lit.)
Seiten aus seiner Publikation S. 394-398 |
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Zusammenstellung von Irmgard
Bocksnick: In Nordheim wohnhafte Juden in der Zeit von 1698 bis
1883". In: Verein für Heimatgeschichte Nordheim e.V. 13- Jg. Nr. 1 Januar
1999 S. 136-142. |
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Aus der jüdischen Geschichte in Hofheim
Zur Geschichte der Synagoge
Bereits im 18. Jahrhundert war ein Betsaal beziehungsweise eine erste Synagoge
vorhanden. Der erste Betsaal befand sich nach einer Urkunde des Oberamts
Starkenburg vom 27. Januar 1768 im Gebäude der Familie von Löb Salomon
in der Darmstädter Straße 21.
1821 reichte die jüdische Gemeinde Biblis dem Gemeindevorstand einen
Antrag zum Neubau einer Synagoge ein. In den folgenden Jahren, möglicherweise
erst 1832 wurde die neue Synagoge in Biblis
erbaut. Zum Synagogenbaus und zur
weiteren Synagogengeschichte konnten bislang noch keine
näheren Informationen gefunden werden.
Am 12. September 1938 verkaufte die jüdische Kultusgemeinde die Synagoge
an die Gemeinde Biblis zum Preis von 1.200 Reichsmark. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge durch
die SA-Brigade 50 (Starkenburg) völlig zerstört. Danach wurde das Gebäude
durch den Reichsluftschutzbund zweckentfremdet. Unmittelbar nach Kriegsende
wurde in der ehemaligen Synagoge eine Volksküche für Ausgebombte und Flüchtlinge
eingerichtet (Gaststätte von Heinrich Pieé); später war in ihr eine Schreinerei. 1981/82 wurde
das Gebäude auf Grund des baufälligen Zustandes abgebrochen. Auf dem
Grundstück erbaute die Gemeinde Biblis im folgenden Jahr ein neues Rathaus. Ein
Gedenkstein in der Baunische des Rathauses wurde im November 1982 aufgestellt.
Er trägt die Inschrift: "Zur Erinnerung an die Synagoge in der Enggasse 6
1832-1938".
Adresse/Standort der Synagoge: ehem. Enggasse 6, hinter dem alten
Rathaus, heute Bachgasse siehe Google-Maps
https://goo.gl/maps/RQJH9NjYfer7ribr7.
Fotos
Die Synagoge in Biblis
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abgebildet auf dem Geopunkt der Gemeinde
zur jüdischen Geschichte in Biblis |
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Die Synagoge um 1908
(Pfeil) |
Rekonstruktion der Synagoge
nach Zeitzeugen (Zeichnung Rudi Dörr) |
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Der Gedenkstein für
die
ehemalige Synagoge in einer
Baunische des neuen Rathauses |
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Aufnahme von 1982
(Quelle: Altaras s.Lit.) |
Aufnahmen vom Oktober 2010
(Foto: Michael Ohmsen, Fotoseite
zu Biblis) |
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Der Gedenkstein für die
ehemalige Synagoge und
das Geopark-Schild zur jüdischen Geschichte in Biblis
(Fotos: Rudi Dörr) |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
März 2010:
Bildband 1175-Jahre-Feier geplant - Fotos zur
Synagoge gesucht |
Artikel in der "Wormser Zeitung"
vom 13. März 2010 (Artikel):
"Blick in Historie
BIBLIS - AUFRUF Bildband zur 1175-Jahr-Feier geplant.
(red). Biblis und Wattenheim feiern im Jahr 2011 ihr 1175-jähriges Bestehen. Zu diesem Zweck soll auch ein Bildband über Biblis mit seinen Ortsteilen herausgegeben werden. Dieser Bildband soll nicht nur neuzeitliche Motive enthalten, sondern auch Aufschluss über die historische Entwicklung der drei Ortsteile geben. Insofern besteht die Absicht, auch altes Bildmaterial aufzuarbeiten und in diesem Band zu präsentieren..."
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2017: Ein
Geopark-Schild (Geopunkt) erinnert an die jüdische Geschichte in
Biblis |
Zu
den Geopunkten in Biblis siehe die Website des Geo-Naturparkes
Bergstraße-Odenwald http://www.geo-naturpark.net/deutsch/wandern/geopunkte/orte/biblis.php
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November 2018:
Rückkehr jüdischer Bücher für
das Burg-Stein-Museum in Nordheim - Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des
Novemberpogroms 1938 |
Artikel von Claudia Stehle in "echo-online.de"
vom 12. November 2019: "Biblis feiert die Rückkehr dreier Bücher
Just zum 80. Jahrestag der Pogromnacht stellt die Gemeinde Biblis drei nach
Jahrzehnten zurückgekehrte Bücher vor. Es handelt sich um religiöse
Schriften aus dem Besitz ehemaliger jüdischer Bürger.
BIBLIS - Drei Bücher aus dem Besitz bekannter Bibliser Juden aus dem 19.
Jahrhundert stellte Günter Mössinger vor, der Vorsitzende des Heimatvereins
Nordheim. Gelegenheit dazu gab ihm die Gedenkfeier im Bibliser Rathaus zur
80. Wiederkehr der Pogromnacht vom 9. November 1938. Es handelt sich bei den
Neuerwerbungen um die bislang einzigen erhaltenen Gedenkstücke an die früher
blühende jüdische Gemeinde in Biblis. Es sind dies zwei Bände mit dem
vierten und fünften Buch Moses aus dem Jahr 1824 sowie ein Band von
Apokryphen zum Alten Testament in deutscher Sprache von 1866. Die älteren
Bände der beiden Bücher Moses gehörten entsprechend einer handschriftlichen
Eintragung in hebräischer Sprache zunächst dem Rabbiner Löb Jehuda
Bodenheim aus Biblis. Nach seinem Tod wurden sie Eigentum seines
jüngsten Bruders Rabbi Salomon, der in Biblis eine Talmud-Tora-Schule für
die jüdische Jugend gründete. Er gehörte zu den Gründern des Pfungstädter
jüdischen Erziehungsinstituts. Auch das dritte Buch stammt aus dem Besitz
von Rabbi Salomon.
Entscheidender Hinweis aus dem Antiquariat. 'Die Bücher gingen nach
seinem Tod an seine Nachkommen und gelangten weg von Biblis in andere
Gemeinden', berichtet Mössinger. Ihr Weg sei nicht nachvollziehbar.
Aufgetaucht sind sie vor kurzem in einem Luxemburger Spezialantiquariat für
jüdische Literatur, das sich wegen des Stempels in deutscher Sprache auf dem
Vorblatt, auf dem deutlich 'Biblis' zu lesen ist, an die politische Gemeinde
wandte. Diese stellte eine Verbindung zum Heimatverein Nordheim her. 'Dank
einer großzügigen Spende der Firma Omlor konnten wir diese drei Exemplare
kaufen, die künftig im Burg-Stein-Museum in Nordheim ausgestellt werden',
sagte Mössinger. 'Diese drei Bücher haben einen historischen Stellenwert für
unsere Gemeinde', stellte Bürgermeister Felix Kusicka fest. Dass ihre
Rückkehr 'ausgerechnet zum 80-jährigen Gedenken an die Pogromnacht möglich
wurde, ist schon eine Besonderheit', betonte Kusicka. 'Mit Sicherheit
benutzte Rabbi Salomon die beiden Bücher Moses für seine
Predigtvorbereitungen zum Sabbat', sagte Pfarrer Arne Polzer von der
evangelischen Kirchengemeinde. In der Ausgabe ist der Bibeltext groß
gedruckt in Hebräisch mit Übersetzung ins Aramäische; sie enthält auch
Kommentare, unter anderem des bekannten mittelalterlichen Talmudkommentators
Raschi aus Troyes, der im nahen Worms studiert hatte. Die beiden Bücher
Moses sind Halblederbände mit einem in gelber Farbe imitierten Goldschnitt.
Der Band des fünften Buch Moses weist deutliche Brandspuren sowie die
Rekonstruktion der beschädigten Bibelverse auf. Wann diese Beschädigungen
erfolgt sind, lässt sich nicht mehr feststellen. Wichtig war Salomon
Bodenheim die Erziehung der Jugend, für die er eine bessere Schulbildung
anstrebte. Seine Talmud-Tora-Schule in Biblis wurde von den Mitgliedern der
jüdischen Gemeinde großzügig unterstützt. 'Bodenheim sorgte mit seiner
Bildungsarbeit auch dafür, dass sich die jüdischen Gemeindemitglieder
vorbildlich in der bürgerlichen Gemeinde engagierten', sagte Mössinger.
Dafür stehe das Mitwirken der Bibliser Juden bei der Gründung der
Freiwilligen Feuerwehr, den Dammwachen bei Hochwasser, der Mitwirkung im
Gemeinderat und als Soldaten im Krieg."
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Artikel
zum selben Thema von Michael Burmeister im "Wochenblatt" (Biblis) vom 14.
November 2018.
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 1 S. 68-69. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 120. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 14-15. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 96-97. |
| Rudi
Dörr / Günter Mössinger: Jüdisches Leben in Biblis und
Nordheim. Hrsg. Verein für Heimatgeschichte Nordheim e.V. 2012. 34 S.
Artikel
zur Buchvorstellung im morgenweb.de vom 16.11.2012.
Anmerkung November 2017: Der Buchautor und hochverdiente Heimatforscher
Rudi Dörr ist am 31. Oktober 2017 im Alter von 75 Jahren gestorben. |
| Irmgard Bocksnick: In Nordheim wohnhafte Juden in
der Zeit von 1698 bis 1883". In: Verein für Heimatgeschichte Nordheim e.V.
13. Jg. Nr. 1 Januar 1999 S. 136-142.
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Biblis Hesse.
This Orthodox community, numbering almost 200 (8 % of the total) in 1871, was
noted for its Jewish educational work and industrial enterprise. Mauricio
Hochschild, whose family ran a metal-trading company, later became one of
Bolivia's wealthiest mining magnates. By 18 November 1938, a week after Kristallnacht
(9-10 November), the last Jew had fled - mostly emigrating to the United States
and Palestine.
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