Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 


zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Rheinland-Pfalz" 
Zu den Synagogen im Kreis "Südliche Weinstraße" und Stadtkreis Landau    
      

      Billigheim Siegel der Gemeinde.png (313575 Byte)   Billigheim (Pfalz) (Gemeinde Billigheim-Ingenheim, VG Landau-Land, Kreis Südliche Weinstraße) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen  
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)         
    
In dem in früheren Jahrhunderten zur Kurpfalz gehörenden Billigheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Doch werden bereits 1510 jüdische Einwohner am Ort genannt. Danach schweigen allerdings die Quellen über zwei Jahrhunderte. 
  
Im 18. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Familien am Ort zu. 1722 werden folgende jüdische Haushaltsvorsteher genannt: Jeckel (Geldeinsammler), Jacob, Ischi, Schili, Hirschel, Mayer, Aaron, Amsel, Bär und Abraham. 1731 waren es zwölf jüdische Familien mit zusammen 66 Personen am Ort. 1746 wird als damaliger "Untergeldeinnehmer" der Landjudenschaft Mayer Wolff von Billigheim genannt. 1743 waren die jüdischen Haushaltsvorsteher in Billigheim Amschel Levi, Mayer Wolff jun., Hayum Bär, Meyer sen., Aaron Seckel, Emanuel Seckel, Hirsch Bloch, Seckel, Aaron Bloch Beer Jacobs Witwe und Hirsch der alte.        
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1808 42 jüdische Einwohner (3,3 % der Gesamteinwohnerschaft), 1825 96 (5,6 %),1848 98 (in 17 Familien), 1858 109, 1875 68, 1871 58, 1900 62, 1910 70.    
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Ingenheim beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben war zeitweise ein eigener Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Landau.    
    
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Sally (Salomon) Schwarz (geb. 22.3.1889 in Billigheim, gef. 23.9.1917). 
    
Um 1924, als zur Gemeinde noch 48 Personen gehörten (4 % von insgesamt etwa 1.200 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Julius Schwarz, Gabriel Schwarz II, S. Schwarz, Nathan Becker I und Bernhard Becker II. 1932 waren die Gemeindevorsteher Gabriel Schwarz (1. Vors., Bahnhofstraße), Bernhard Becker (2. Vors., Bahnhofstraße) und Hugo Becker (3. Vors., Fürststraße). Als Kantor war Isidor Kahn aus Jugenheim beauftragt. 
   
1933 lebten noch 35 jüdische Personen in Billigheim. In den folgenden Jahren ist der größere Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1937 wurden noch 14, 1938 16 jüdische Einwohner gezählt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört (s.u.), die jüdischen Männer verhaftet. Die letzten fünf jüdischen Einwohner wurden im Oktober 1940 nach Gurs in Südfrankreich deportiert.   
    
Von den in Billigheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Berta Alexander geb. Schwarz (1859), Bernhard Becker (1873), Friedrich Becker (1890), Hugo Becker (1895), Isaak Jakob Becker (1860), Klara Becker geb. Katz (1878), Nathan Becker (1872), Paul Becker (1893), Sofie Becker geb. Baruch (1884), Adolf Heinemann (1891), Johanna Heinemann geb. Lang (1890), Isabella (Bella) Lang (1883), Johanna Less geb. Blum (1879), Paula Mayer geb. Schwarz (1894), Jacques Schwarz (1869), Oskar Schwarz (1886), Karolina (Lina) Zeigschmidt (1869).  
Anmerkung: die Recherche ist in den angegebenen Listen teilweise schwierig, da nicht ausreichend zwischen diesem Billigheim und Billigheim in Baden differenziert wird; die obige Liste ist nicht vollständig.     
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
  
Anzeige der Eisenhandlung Gabriel Schwarz (1937)      

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 28. November 1937: "Wichtige Adresse für ihren Einkauf! 
Gabriel Schwarz, Eisenhandlung, Haus- und Küchengeräte, Billigheim
(Pfalz), Telefon 38 Amt Ingenheim."     


Nach 1945: Anzeige zum Tod von Sieger Schwarz (gest. USA 1948) 

Billigheim TA Aufbau 1948.jpg (48621 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Aufbau" vom 16. Juli 1948: "Mein geliebter Mann, mein guter Bruder, Schwiegersohn, unser Schwager, Onkel und Neffe Sieger Schwarz (früher Billigheim, Pfalz) ist nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 53 Jahren von uns gegangen. In tiefer Trauer: 
Nelly Schwarz geb. Rosenberger. Irma Beisinger geb. Schwarz. 7. Juli 1948 - 282 Cabrini Boulevard". 

  
  
  

Zur Geschichte der Synagoge    
   
Zunächst war eine Betstube vorhanden (18. Jahrhundert). 1842 wird im Urkataster eine Synagoge in einem Haus erwähnt, das "vor ungefähr 80 Jahren von Süßmann Rindfuß und Gabriel Schwarz erkauft" wurde. Möglicherweise wurde daher bereits um 1762 in diesem Haus eine Betsaal eingerichtet. 1844 war der Betsaal dringend reparaturbedürftig. Die Gemeinde beschloss einen Neubau, da man beim Abbruch der alten Synagoge feststellte, dass sowohl die Umfassungsmauern als auch der Dachstuhl "gänzlich verfallen und zum ferneren Bau größtenteils unbrauchbar waren". Durch die über das Geplante weit umfangreicheren Baumaßnahmen kam die Gemeinde in finanzielle Schwierigkeiten. Der Gemeinderat bewilligte einen Zuschuss von 125 Gulden; das Gemeindemitglied Emmanuel Schwarz stellte eine Spende von 157 Gulden zur Verfügung, sodass das Gebäude fertiggestellt werden konnte. Beim Synagogengebäude handelte es sich um ein einfachen Putzbau mit Satteldach.     
    
Mehrfach waren in den folgenden Jahrzehnten größere Reparaturen nötig, u.a. 1876/77, 1883 und 1891. Im zuletzt genannten Jahr wurde eine gründliche Innenrenovierung vorgenommen. 1861 hatte es 31 Männerplätze und 21 Frankenplätze im Synagogengebäude. 
       
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch SA- und SS-Leute angezündet und niedergebrannt. Die Brandruine wurde wenig später abgebrochen. 
  
Nach 1945 wurde das 270 qm große Grundstück im Verlauf des Restitutionsverfahrens an einen Landwirt und Metzgermeister verkauft. Auf dem Grundstück wurde ein Parkplatz angelegt. Seit November 1986 befindet sich am Haus Marktstraße 37 eine Gedenktafel. Der Text lautet: "Hier stand, bis zu ihrer Zerstörung durch die Nationalsozialisten in der Nacht vom 9./10. November 1938, die Synagoge der jüdischen Gemeinde Billigheim. Mit ihrer Zerstörung und der darauf folgenden Deportierung unserer jüdischen Mitbürger in die Todeslager, endete jegliches jüdische Leben in unserem Ort. Diese Gedenktafel soll zur Erinnerung für die Lebenden und zur Mahnung der kommenden Generation sein."   
    
    
Adresse/Standort der Synagoge     Marktstraße 39  (frühere Anschrift: Fürststraße Haus Nr. 170) 
   
   
Fotos
(Fotos: Bernhard Kukatzki, Aufnahmen von Anfang 2012)   

Der Standort der ehemaligen Synagoge und die Gedenktafel  

  
 Billigheim Synagoge 1210.jpg (83938 Byte)  Billigheim Synagoge 1212.jpg (92934 Byte)  Billigheim Synagoge 1211.jpg (114055 Byte)
     
     

   
   
Links und Literatur

Links: 

Website der Gemeinde Billigheim-Ingenheim   
Im Wikipedia-Artikel "Liste der Kulturdenkmäler in Billigheim-Ingenheim" wird genannt: die Hofanlage Bergstraße 20 in Billigheim aus dem 16. bis 18. Jahrhundert mit einem Stein mit hebräischen Schriftzeichen von 1739. 

Literatur:  

Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. 1992. 
Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005. S. 45.178 (mit weiteren Literaturangaben).
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S.  (mit weiteren Literaturangaben).  
Bernhard Kukatzki: Die Billigheimer Juden. Schifferstadt 1993 54 S. Ill. 
Diese Publikation ist als gekürzter Beitrag auch in der Ortschronik der Gemeinde Billigheim-Ingenheim erschienen. 

  
   


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Billigheim  Palatinate. Jews received residence rights in 1710 and numbered 10-13 families in the 1722-68 period. In 1808, the Jewish population was 42 and in 1848 it was 98 (17 families), including ten merchants and seven artisans. In 1858, it reached a peak of 109 (10 % of the total). Thereafter the Jewish population declined to 62 in 1900 and 35 in 1932. In the 18th century, the community maintained a prayer house, which was renovated and made into a synagogue in the mid-19th century. A religious teacher was employed from 1856. The dead were buried in the Ingenheim Jewish cemetery. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was set on fire and Jewish men were arrested. The Jewish population dropped to 23 in 1936 and 16 in 1938. The last five were deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940. Fourteen Jews perished in the Holocaust, including four in Gurs and nine in Auschwitz.  
       
         

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge  

                  

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Januar 2018