Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Zu den Friedhöfen im Regierungsbezirk Schwaben  
     

Buttenwiesen (Landkreis Dillingen a.d. Donau) 
Jüdischer Friedhof  
    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde             
    
Siehe Seite zur Synagoge in Buttenwiesen (interner Link)   
    
    
Zur Geschichte des Friedhofes                    
     
Zunächst wurden die Toten der Gemeinde auf dem nicht mehr bestehenden Friedhof in Burgau beigesetzt. Der jüdische Friedhof in Buttenwiesen wurde bereits 1633 angelegt. Er liegt unmittelbar neben dem christlichen Friedhof des Ortes. Vom christlichen Friedhof aus besteht ein direkter Zugang. Zwischen den beiden Friedhöfen befindet sich als Abgrenzung eine Hecke. Auf den anderen drei Seiten ist der Friedhof mit einer Mauer umgeben. Die Friedhofsfläche des jüdischen Teiles umfasst heute 19,04 ar. Es sind keine Grabdenkmäler mehr aus dem 17. und 18. Jahrhundert vorhanden. Möglicherweise waren sie aus Holz und verschwanden dadurch im Laufe der Zeit. Vielleicht wurden die alten Gräber auch (Ende des 18. Jahrhunderts?) mit einer Erdschicht zur Neuanlage von Gräbern bedeckt und befinden sich heute unter den Gräbern des 19./20. Jahrhunderts. Das frühere Tahara-Haus ist erhalten und wird als Garage des Hauses Marktplatz 4 benutzt. Von den erhaltenen Grabsteinen sind im südlichen Teil des Friedhofes solche aus der Zeit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im östlichen Drittel sind die Gräber aus der Zeit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der übrige, nordwestliche Teil (links vom Eingang aus) ist mit den jüngeren Gräbern belegt.
   
   
Texte zur Geschichte des Friedhofes 

 1. Ludwig Mayer: Artikel "Jüdische Friedhöfe in Schwaben". In: Jüdische Rundschau Nr. 97/1935 vom 3.12.1935 S. 6
In der gleichen Zeit, in der der Friedhof in Kriegshaber angelegt wurde, entstanden auch die jüdischen Friedhöfe in Buttenwiesen (etwa 1632) und Binswangen (etwa 1663); offenbar waren für die Errichtung auch dieser beiden Friedhöfe die durch den Dreißigjährigen Krieg geschaffenen Verhältnisse maßgebend, die die bisherige Benützung des damaligen jüdischen Zentralfriedhofes für Mittelschwaben in Burgau seitens der vielen jüdischen Gemeinden ohne eigenen Friedhof nicht zuließen. Beiden Friedhöfen ist gemeinsam, dass im Laufe ihrer Geschichte auch ihr Bestand umkämpft war, da die benachbarten Grundherren wiederholt Eigentum oder sonstige Rechte an ihnen beanspruchten. Schließlich konnten die Judengemeinden Buttenwiesen und Binswangen trotz großer finanzieller Opfer die Erhaltung ihrer Friedhöfe bis in unsere Zeit sichern.
Bei dem Friedhof in Buttenwiesen ist vor allem bemerkenswert, dass er - im Gegensatz zu den sonst stets außerhalb der Ortschaften liegenden jüdischen Landfriedhöfen - direkt neben der Ortssynagoge liegt. Auf die große Armut der in früheren Jahrhunderten in Buttenwiesen lebenden Juden weist vor allem der Umstand hin, dass früher eine sehr große Anzahl von Holzgrabmälern vorhanden waren, von denen allerdings nur mehr eines bis zur Gegenwart vorhanden ist.
Der jüdische Friedhof in Binswangen [Text siehe dort].    
    
2. Louis Lamm: Die jüdischen Friedhöfe in Kriegshaber, Buttenwiesen und Binswangen. Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in der ehemaligen Markgrafschaft Burgau. Berlin 1912 (Verlag von Louis Lamm). S, 14-16. Kopien erhalten von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries
Kriegshaber usw Friedh m01010180.jpg (47640 Byte) Buttenwiesen Friedh m01010181.jpg (76341 Byte) Buttenwiesen Friedh m01010182.jpg (100130 Byte) Buttenwiesen Friedh m01010183.jpg (44722 Byte)
"Buttenwiesen. Der Buttenwieser Friedhof ist 1632 oder 1633 angelegt. Das älteste auf ihn bezügliche Schriftstück ist ein Bericht des Untervogts Mathes Jaser in Lauterbach an die Deutsch-Ordens Kommende in Donauwörth vom 10. Februar 1632 (siehe Anlage IV). Der Lauterbacher Vogt macht seinem Vorgesetzten die Mitteilung, dass in Buttenwiesen ein Kind gestorben ist, dessen Leiche der Kriegszeiten halber nicht nach Burgau gebracht werden kann. Die Juden wollten nun einen Friedhof anlegen. Einen Platz dazu besaßen sie. Die christliche Gemeinde forderte trotzdem 150 Gulden für das Begräbnisrecht oder zwei Gulden für jede künftige Grabstätte. Man einigte sich schließlich dahin, dass für jede Begräbnisstätte 1 Gulden zu bezahlen sei. Allerdings beschwert sich die Deutsch-Ordens Kommende in Donauwörth schon 1697 bei der Markgrafschaft Burgau, dass die Juden diesen Gulden nicht mehr zahlen. Die Juden umgaben den Friedhof mit einer Hecke. Nicht allzu lange sollten sie sich des ungestörten Besitzes ihres Begräbnisplatzes erfreuen, denn etwa 20 Jahre später meldete sich Graf Johann Jakob von Zeil Waldburg mit der Angabe, dass der Friedhofsplatz sein Eigentum sei. Auch mit ihm mussten sich die Juden einigen. Sie zahlten nochmals 22 Reichstaler, wofür der Friedhof nun ihr unantastbares Eigentum sein sollte. Das war im Februar 1659. Die Original-Kaufbestätigung des Grafen Johann Jakob von Zeil-Waldburg befindet sich im Besitze der Israelitischen Kultusgemeinde Buttenwiesen.
Wenn die Juden nun glaubten, für alle Zeigen unbehelligt zu sein, so war das ein Irrtum. Nachdem Graf Zeil durch Vermittlung von Stadtschreiber Michael Augustein in Donauwörth sein Geld erhalten hatte, meldete sich am 5. Juli 1659 die Donauwörther Reichs-Almosenpflege, die den Zehent von jenem Grundstück zu beanspruchen hatte. Er betrug 2 1/2 Metzen Roggen pro Jahr. Die Forderung lautete zunächst auf 26 Jahre rückwirkend (also 1633). Wieder einigten sich Juden. Statt für 26 verflossene Jahre zahlten sie die Hälfte, also für 13 Jahre; sie verpflichteten sich für die Zukunft, jährlich 2 1/2 Metzen Roggen zu liefern.
Die Christengemeinde nahm für sich das Recht in Anspruch, das auf dem Friedhof wachsende Gras zu mähen. Am 24. April 1803 zahlten die Juden der Christengemeinde 60 Gulden und 2 Reichstafel 'Leihkauf zum Vertrinken' als Abfindung für dieses Recht. Auch darüber besitzt die Israelitische Kultusgemeinde eine Original-Urkunde, unterschrieben vom Burgauischen Gerichtsvogt Samastra. 
Im Laufe der Zeiten waren mehrmals Vergrößerungen des Friedhofes notwendig. Vielfach waren früher die Grabdenkmäler aus Holz. Da die Buttenwieser Juden während des 17. und 18. Jahrhunderts mit wenig Ausnahmen sehr arme Leute waren, dürften sie meist solche Holzgrabdenkmäler, die höchstens 100-120 Jahre Stand hielten, benutzt haben. Aus diesem Grund sind auch keine alten Grabsteine auf dem Friedhof. Die ältesten, welche vorhanden sind, rühren aus der Mitte des 18. Jahrhunderts her (Anmerkung: Mein seliger Bruder Heinrich Lamm hat vor etwa 20 Jahren die Grabsteine im Verein mit Jakob Sänger aufgenommen; sie sind in einem Buche eingetragen). 
Durch die Tradition ist bekannt, dass die Franzosen, als sie am 19. August 1796 nach Buttenwiesen kamen, auf dem Friedhof Zelte aufschlugen und dort ihre Feldküche errichteten.   
Dem Pfarrer hatten die Buttenwieser Juden für jede Leiche, die am Pfarrhause vorbei getragen wurde, einen silbernen Löffel zu geben (Kreisintelligenzblatt von Schwaben und Neuburg vom 9. Januar 1839)."   

       
       
Lage des Friedhofes   
       
Hinter der ehemaligen Synagoge Schulplatz 6  
      
      
Link zu den Google-Maps  
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)  
  

Größere Kartenansicht      
   
   
   
Fotos
Historische Aufnahmen 
(Fotos: Dr. Ludwig Mayer, Augsburg 1935; veröffentlicht in: Artikel "Jüdische Friedhöfe in Schwaben. In: Jüdische Rundschau Nr. 97/1935 vom 3.12.1935 S. 6)

Buttenwiesen Friedhof 020.jpg (30678 Byte) Buttenwiesen Synagoge 010.jpg (39649 Byte)
Das 1935 einzige noch erhaltene Holzgrabmal 
auf dem Friedhof Buttenwiesen
Blick vom Friedhof 
auf die Synagoge 1935
   

Neuere Fotos:  
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 1.9.2004)   

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Eingangstor - vom Friedhof 
aus gesehen 
Blick vom Friedhof zur 
ehemaligen Synagoge (links) und der 
ehemaligen Mikwe (rechts)
    
  
     
Buttenwiesen Friedhof 103.jpg (69298 Byte) Buttenwiesen Friedhof 105.jpg (69179 Byte) Buttenwiesen Friedhof 102.jpg (76328 Byte)
Teilansichten des Friedhofes: die Inschriften der Grabsteine sind entgegen der meist üblichen Tradition nach Westen ausgerichtet. 
Vermutlich wurde dies in Buttenwiesen so entschieden, damit die Inschriften vom Eingangsbereich aus lesbar waren.  
 
Buttenwiesen Friedhof 100.jpg (76244 Byte) Buttenwiesen Friedhof 101.jpg (68322 Byte) Buttenwiesen Friedhof 107.jpg (96031 Byte)
Teilansichten des Friedhofes  
 
Buttenwiesen Friedhof 106.jpg (74279 Byte) Buttenwiesen Friedhof 108.jpg (87417 Byte)    
    Ein offensichtlich wenige Tage vor dem
 Friedhofsbesuch auf Grund der Verwitterung
 zerborstener Grabstein.
    

    
       

Links und Literatur

Links:   

Website der Gemeinde Buttenwiesen 
Denkmale für die gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkrieges in Buttenwiesen   
Zur Seite über die Synagoge in Buttenwiesen (interner Link)  

Literatur:  

Louis Lamm: Die jüdischen Friedhöfe in Kriegshaber, Buttenwiesen und Binswangen. Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in der ehemaligen Markgrafschaft Burgau. Berlin 1912 - Verlag von Louis Lamm. Scans der Publikation intern eingestellt.   
Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. München 1988 S. 236.

Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in Binswangen / Schwaben. In: Der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern.  10. Jahrgang Nr. 65 vom März 1995 S. 20. 

   
    

                   
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Stand: 01. März 2014