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zurück zur Seite über die Geschichte der jüdischen Gemeinde / Synagoge in
Coburg
Coburg (Kreisstadt,
Oberfranken)
Texte zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Coburg wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
Überblick:
Berichte zum jüdischen
Gemeindeleben
Über die Entstehung der jüdischen Gemeinde
im 19. Jahrhundert
bis 1875
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Bericht in der 'Allgemeinen Zeitung des Judentums' vom 25. Mai
1875:
"Coburg, im Mai 1875. Unsere anmutige Residenz wird die Perle Thüringens
genannt, und Thüringen wiederum eine Perle in der reichen Krone des deutschen
Vaterlandes. Doch nicht um der Reize des im üppigsten Frühlingsgrün
gebetteten Städtchens willen gestatte ich mir einen Raum in diesem Blatte zu
beanspruchen. Vor Kurzem wurde zum ersten Male die jüdische Gemeinde Coburgs
der öffentlichen Aufmerksamkeit gewürdigt, und zwar durch alle Zeitungen
hindurch, weil der hiesige Magistrat jener eine kleine katholische Kirche, dicht
vor dem Tore der Stadt, an welchem die Reihe lieblicher Villen beginnt, zum
gottesdienstlichen Gebrauche kostenfrei überließ, nachdem der katholische
Kultus seit längerer Zeit darin aufgehört hatte. Mit Recht lobte man allgemein
diesen Akt des Freisinns und der Billigkeit, allgemein, wenn auch die
pietistischen und ultramontanen Blätter ihren Zorn reichlich darüber ergossen,
und abermals in dieser Tatsache den beweis des mangelnden Christentums und der
jüdischen Herrschaft erblicken wollten. Aber diese Patrone gehören ja nicht zu
dem, was man die Allgemeinheit nennt. Doch auch dieses Faktums wegen, das
selbstverständlich auch in diesem Blatte berichtet worden, ergriff ich das Wort
nicht. Es gilt vielmehr die Geschichte dieser kleinen jüdischen Gemeinde in
kurzen Umrissen zu zeichnen, und zwar nicht um ihrer selbst willen, sondern
wegen der eigentümlichen Umstände, die ihr Entstehen begleiteten, und welche
bei der jetzt in Preußen und bald auch in anderen Staaten obschwebenden Frage
über die jüdische Gemeindeverfassung von Interesse sind. Unsere Gemeinde
entstand nämlich in jüngster Zeit ganz auf dem Boden der Freiwilligkeit, da
früher hier keine jüdische Gemeinde vorhanden gewesen und das Ministerium auf
eine gesetzliche Bestimmung über die Gemeindezugehörigkeit und deshalb die
Beitragspflicht nicht eingehen wollte. Die Geschichte unserer Gemeinde hat daher
etwas Belehrendes, das es erklärlich machen wird, warum ich hier von ihr
spreche. Im Voraus bemerke ich noch, dass ich mich fern von allen
Persönlichkeiten halten will, denn Jedermann hat ja seine freie Meinung über
religiöse Dinge und sein Verhalten zu ihnen - und ich deshalb auch keinen Namen
nenne.
Seit dem Anfang dieses Jahrhunderts ungefähr wohnt eine jüdische Familie
hierselbst auf herzogliche Lizenz, welcher sich späterhin zwei oder drei Juden
zugesellten, die dann durch Verheiratung ihrer Kinder allmählich an Zahl
wuchsen. Aber es war weder Gemeinde, noch Bethaus, noch Friedhof vorhanden. Nur
eine Familie besaß eine kleine Begräbnisstätte für sich, auf der sie Niemand
weiter bestatten ließ, so dass die Leichen der Begüterten nach anderen Orten
gebracht, und die armer Fremder auf dem städtischen Kirchhof begraben wurden.
Dieselbe Familie hatte auch eine Betstube in ihrem Hause, welche sie aber nur Rosch
Haschanah und Jom Kippur zum Gottesdienst öffnete. Von 1865 an stieg
in mehreren zugezogenen Familien das Verlangen nach einer Gemeinde und ihren
Anstalten auf; jedoch immer vereitelte sich der Versuch, eine solche zu bilden.
Die immer wiederkehrende peinliche Lage, wenn ein Todesfall eingetreten, brachte
endlich ihre Wirkung. Im Jahre 1869 kam ein Statut zusammen, dem sich acht
Familien anschlossen, vier aber den Zutritt verweigerten. wir schossen sogleich
eine Summe von 200 Talern zusammen, um ein Stück Land zum Friedhof zu kaufen
und der Regierung schon mit einem fait accomplie entgegenzutreten. Aber das
Ministerium wollte unser Statut nicht genehmigen, weil § 1 lautete: 'Die
israelitische Gemeinde besteht aus den in Coburg und dessen Weichbilde wohnenden
israelitischen Religionsgenossen', da hieraus ein Beitrittszwang erfließe. Wir
wissen aber sicher, dass jüdischer Einfluss die Genehmigung des Statuts
hintertrieb, indem man jedes Bedürfnis nach einer Gemeinde verneinte. Wieder
vergingen einige Jahre. An der Art, wie in jener Betstube an den beiden Festen
der Gottesdienst abgehalten ward, konnte man sich nicht befriedigen, und der
Vollzug anderer religiöser Pflichten - ein benachbarter Schächter hatte bis
dahin für uns geschlachtet - wurde immer schwieriger; auch hatte sich unsere
Zahl fernerhin vermehrt. Im Jahre 1872 wurde deshalb jene oft gescheiterte
Bemühung wieder aufgenommen. Beratung auf Beratung fand statt, um endlich die
Köpfe unter einen Hut zu bringen. Wieder schlossen sich mehrere Familien und
zwar die reichsten aus, und schon ihr Einfluss wirkte deprimierend auf Manchen.
Doch die Getreuen einigten sich endlich und engagierten sofort einen Lehrer für
alle gottesdienstlichen und Unterrichtszwecke und zwar mit gutem Auskommen.
Endliche waren die Statuten fertig, jeder von uns verpflichtete sich zu einem
freiwilligen Beitrage und am 23. April 1873 kam das Statut genehmigt zurück,
und erhielt die Gemeinde die Rechte einer juristischen Person. Der Grundsatz der
Freiwilligkeit ist überall gewahrt. Wir waren eine Gemeinde mit einem für uns
und jeden Beitretenden auf Zeit verpflichtenden Gesellschaftsvertrage, wir waren
es geworden trotz der Intrigen, die dagegen gespielt wurden, und von denen ich
nicht weiter sprechen will Die Gemeinde bestand aus 14 Mitgliedern. Die
Beschaffung des Friedhofes machte uns noch viel Mühe, bis wir die Erlaubnis
erlangten, und mussten wir hierzu 3.000 Gulden aufnehmen; er ist festumzäunt
und würdig geordnet. Wir wir zu einem Gotteshause kamen, habe ich schon oben
bemerkt. Wir stellten dasselbe den Zwecken und Mitteln angemessen her, und zu Rosch
Haschonoh 1873 wurde die Synagoge in einfacher Feier geweiht und dient
seitdem jeden Sabbat und Festtag zu dem in strengster Ordnung abgehaltenen Gottesdienste.
Da der Magistrat die übrigens schadhafte Orgel hatte wegnehmen lassen, weil er
ihrer anderweitig bedurfte, denken wir daran ein Harmonium anzuschaffen, auch
wird an Festtagen gepredigt. Im gegenwärtigen Augenblick zählt die Gemeinde 17
Mitglieder, wohingegen 14 Familien und außerdem einige junge Leute sch fern von
ihr halten. Unser Religionslehrer hat 600 Gulden Fixum und steht sich mit den
Nebeneinkünften auf 1.000 Gulden jährlich. Überschlagen Sie die übrigen
Bedürfnisse der Gemeinde und Sie werden die schweren Opfer ermessen können,
die wir uns auferlegt haben. Wenn wir nur noch von den zuziehenden Juden den Beitritt
zu erwarten hätten. Der eine aber will Beitritt zahlen, jedoch kein
Eintrittsgeld, der Andere dieses, aber keinen Beitrag, der Dritte nur seine
Kinder am Religionsunterricht teilnehmen lassen und dafür nur zahlen, der
Vierte nur Anteil am Friedhofe haben usw. Dieses gegenüber bleiben wir aber
fest und gewähren nur den vollen Eintritt in die Gemeinde. Noch ein Jahr und
die freiwilligen Beiträge hören auf und die Einschätzung tritt
statutenmäßig ein.
Was lehrt nun wohl diese kleine Geschichte? Dass allerdings, auch wenn das so
naturgemäße Prinzip der Gemeindezugehörigkeit für diejenigen, welche sich zu
einer Religion bekennen, und die daraus fließende Beitragspflicht beseitigt
wird, der Bestand der jüdischen Gemeinden nicht aufhören, wohl aber sehr
erschwert und verkümmert wird. Das vorgeführte Beispiel lehrt, dass in den
seltensten Fällen 'religiöse Bedenken'; sondern Religionslosigkeit, Geiz,
persönlicher Hochmut und Streitsucht am öftesten von der Gemeinde wird
ausscheiden oder nicht eintreten lassen. Bald wird neben jeder Gemeinde eine
zahlreiche Menge Gemeindeloser bestehen, die Zahl derer immerfort wachsen,
welche jedem Gottesdienste sich entziehen und ihre Kinder religionslos aufwachsen
lassen. die der Gemeinde getreuen Mitglieder werden - und dies ist gewiss kein
Förderungsmittel - unverhältnismäßige Lasten zu tragen haben und unter
diesem Drucke die Anstalten verkümmern. Der Eifer der Stifter von Gemeinden
pflanzt sich nicht immer durch die folgenden Geschlechter fort und was durch
unermüdliche Anstrengung und Opfer errichtet worden, verfüllt oft wieder nach
kurzem Zeitraum. Für alles Dies, glaube ich, bietet die Geschichte unserer
Gemeinde einen praktischen Beleg. Für einen solchen bedarf es nicht immer
großartiger Verhältnisse: ein kleiner Kristall zeigt dieselben Formen und
Gesetze wie der umfangreichste." |
Bericht über die jüdische Gemeinde aus dem Jahr
1880
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. August 1880:
"Coburg, im Juli (1880). Vor einigen Jahren wurde in diesem Blatte
erwähnt, dass sich allhier eine jüdische Gemeinde bildete und zwar ohne
staatlichen Schutz und Zwang, lediglich aus dem freien Willen und der
Opferwilligkeit der Mitglieder. Selbstverständlich traten nicht alle hiesigen
Juden bei. Das Werk, gewiss ein gottgefälliges, ist vollständig gelungen und
gedeiht von Jahr zu Jahr mehr. Unser Gottesdienst ist ein sehr erhebender und
erweckt den innigsten Anteil. Wir haben das Goldschmidt'sche Gebetbuch
eingeführt und benutzen zur Ausfüllung für deutsche Gebete das Ihrige. Unsere
Schule zeichnet sich durch tüchtige Leistungen aus. Ein Frauenverein sorgt für
die ihm zukommenden Wohltätigkeitszweige. Wir besitzen einen eigenen
wohlgepflegten Friedhof, in welchem wir zwar die Leichen auch solcher Juden, die
sich von der Gemeinde fern halten, aufnehmen, selbstverständlich jedoch gegen
eine ausreichende Vergütung. So hoffen wir, dass unter dem Schutze Gottes,
unsere Gemeinde immer mehr erblühen und wachsen und das schöne Streben, das
sich hier betätigt, niemals erschlaffen wird. Da eben unsere Gemeinde ein Werk
der Freiwilligkeit ist, halte ich diese Notizen für nicht ohne Interesse." |
Die
jüdische Gemeinde gratuliert dem (evangelischen) Generalsuperintendenten zum
50jährigen Dienstjubiläum (1887)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1887:
"Coburg, 20. Oktober (1887). Herr Generalsuperintendent Dr. Müller
feierte vor einigen Tagen das Fest seines 50jährigen Dienstjubiläums,
wozu ihm auch die israelitische Kultusgemeinde eine Gratulation zugehen
ließ, welche derselbe an den Vorstand folgendermaßen beantwortete: 'An
dem festlichen Tage meines Dienstjubiläums hat es mir wohlgetan, dass
auch der Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde meiner glückwünschend
gedacht hat. Indem ich dafür hierdurch meinen besten Dank ausspreche,
wünsche ich von Herzen, dass auch für die Zukunft Genossen verschiedener
Religionen in unserer Stadt friedlich und einträchtig beieinander wohnen,
und in dem einen, gesegneten Streben zusammen treffen, dass sie Gott
fürchten und recht tun. Das helfe Gott! Hochachtungsvoll ergebenst D.
Müller, Generalsuperintendent." |
Suchanzeige
nach jüdischen Metzger für Coburg (1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Januar 1890:
"Einem tüchtigen jüdischen Metzger wäre gute Gelegenheit geboten,
sich in der Residenzstadt Coburg eine sichere Existenz zu begründen.
Es
ist erstaunlich, dass dieser Platz, wo bereits eine Gemeinde auf nahezu 50
Familien angewachsen ist und stets neuer Zugang in Aussicht steht, auch
als Station zur Abhaltung jüdischer Hochzeiten etc. etc. besonders
günstig liebt, bis jetzt von Geschäftsleuten dieser Branche ganz
unberücksichtigt blieb!
Reflektanten, welche in moralischer, religiöser
und geschäftlicher Beziehung gut empfohlen sind, erhalten alle
gewünschten Auskünfte bereitwilligst bei dem Kultusvorsteher Emanuel
Seligmann." |
Bericht anlässlich des Todes des Herzogs Ernst von
Sachsen-Coburg-Gotha (1893)
Bericht
aus der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. September 1893:
"Coburg, 22. September (1893). Der verstorbene Herzog Ernst von
Sachsen-Coburg-Gotha äußerte sich auch mit tiefer Entrüstung über die
antisemitische Hetze in Deutschland, die er scharf verurteilte. Zu wiederholten
Malen hat Herzog Ernst Veranlassung genommen, seinen Abscheu über das Treiben
von Stöcker und Genossen Ausdruck zu geben. Auch einzelnen Juden gegenüber
erwies sich der Herzog als ein vorurteilsloser, gerecht denkender Mann, als ein
wohlwollender Freund und Förderer. Es ist bekannt, dass ihn mit dem Bankier
Jakob Freiherrn von Mayer in Coburg lange Jahre hindurch die herzlichsten
Beziehungen verbanden. Baron und Baronin Mayer haben anlässlich des
Hinscheidens des Herzogs Ernst an die Herzogin-Witwe ein Kondolenz-Telegramm gerichtet,
auf das die Herzogin-Witwe mit nachstehendem Telegramme geantwortet
hat:
'Reinhardsbrunn, 23. August 1893.
Freiherrn Jacob von Mayer in Coburg. Für Ihre tief zu Herzen gehenden Worte
warmen Dank. Was mir des Herrn unerforschlicher Ratschluss genommen, erkennen
Sie vollständig. Möge seine erbarmende Gnade uns bald wieder auf ewig
vereinen. Alexandrine Herzogin von Coburg.'
Der verstorbene Herzog hat der Coburger israelitischen Gemeinde eine Kapelle,
welche früher zu gottesdienstlichen Zwecken anderen Kulten gedient hatte, zum
Geschenke gemacht, behufs Baues einer Synagoge. Er war es auch, der schon vor
fünfzig Jahren die Aufnahme der Juden in die Freimaurerloge durchgesetzt hat.
Sein edles Beispiel wirkte erhebend in dieser Zeit, und so hoch auch die Wogen
des Antisemitismus gehen mochten, das kleine thüringische Herzogtum blieb von
ihnen unberührt. Möge es hier auch ferner so bleiben. |
Stellung
des 1893 verstorbenen Herzogs
Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha gegen jeden
Antisemitismus
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Oktober 1893:
"Coburg. Der edle, allem Guten und Schönen zugewendete Sinn des eben
verstorbenen Herzogs Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha äußerte sich auch in
der tiefen Entrüstung, mit welcher er die antisemitische Hetze in
Deutschland und in aller Welt verurteilte. Zu wiederholten malen hat Herzog
Ernst Veranlassung genommen, seinen Abscheu über das Treiben des Stöcker
und Genossen Ausdruck zu geben. Aber nicht bloß dem Judentume, sondern
auch einzelnen Juden gegenüber erwies sich der Herzig als ein
vorurteilsloser, gerecht denkender Mann, als ein wohlwollender Freund und
Förderer. Es ist bekannt, dass ihn mit dem Bankier Jacob Freiherrn von
Mayer in Coburg lange Jahre hindurch die herzlichsten Beziehungen
verbanden. Dieses auf wahrhafte Hochachtung und Wertschätzung gegründete
Verhältnis hat selbst den Tod überdauert.
Baron und Baronin Mayer haben anlässlich des Hinscheidens des Herzogs
Ernst an die Herzogin-Witwe nachstehendes Kondolenz-Telegramm gerichtet:
Ihrer Hoheit Frau Herzogin Alexandrine in Reinhardsbrunn. Tief
erschüttert und betrübt fühlen wir innig mit Eurer Hoheit den so herben
Verlust. Eure Hoheit verlieren in dem Dahingeschiedenen den
innigstgeliebten Gatten, das Land den besten, teuersten Fürsten und wir
den edelsten Freund und Gönner. Es gibt bei solch schwerem Verluste keine
Worte des Trostes, aber Teilnahme tut wohl und wir versichern Eurer Hoheit
unserer allerherzlichsten Teilnahme. Gott erhalte und schütze Eure Hoheit
und verleihe Hochderselben Kraft, die schwere Prüfung zu bestehen. Eurer Hoheit
stets treu ergebenste Freifrau Ernestine von Mayer, Jacob Freiherr von
Mayer.
Hierauf hat die schwer geprüfte Herzogin Witwe mitnachstehendem
Telegramme geantwortet: Reinhardsbrunn, 23. August 1893. Freiherrn Jacob
von Mayer in Coburg. Für Ihre tief zu Herzen gehenden Worte warmen Dank.
Was mir des Herrn unerforschlicher Ratschluss genommen, erkennen Sie
vollständig. Möge seine erbarmende Gnade uns bald wieder auf ewig
vereinen. Alexandrine Herzogin von Coburg.
Der verstorbene Herzog hat der Coburger israelitischen Gemeinde einen
Platz, welcher früher zu gottesdienstlichen Zwecken anderen Kulten
gedient hatte, zum Geschenke gemacht, behufs Baues einer Synagoge.
Die moderne Seuche fand in den Landen des verewigten Fürsten keinen
Boden. Wenn Freiherr von Mayer von dem Verluste des 'edelsten Freundes und
Gönners' spricht, so ist das nicht bloß persönlich zu nehmen. Um Herzig
Ernst trauern unsere Glaubensgenossen in ganz Deutschland, denn sein edles
Beispie wirkte erhebend in dieser Zeit schwerer Verfolgung und
Demütigung, und so hoch auch die Wogen des Antisemitismus im Deutschen
Reiche gehen möchten, das kleine thüringische Herzogtum blieb von ihnen
unberührt. Möge es auch unter dem Szepter des erlauchten englischen
Prinzen, der nun den Herzogsthron bestiegen hat, so bleiben." |
In
Coburg soll möglicherweise ein Schächtverbot gelten (1907)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 12. Juli 1907: "Coburg. Das Schächtverbot zu
beschließen, wird laut Beschluss der Stadtverordneten der Magistrat ersucht.
Sollte das Verbot in Kraft treten, so wird die israelitische Gemeinde in
der Nachbarschaft ein eigenes Schlachthaus errichten oder das Fleisch aus Lichtenfels
beziehen." |
Regungen
des Antisemitismus in Coburg - Bericht von 1909
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1909:
"Coburg, 10. September (1909). Zu der Mitteilung der Tagespresse
über die Zustände am Gymnasium Neustettin kann, nach dem 'Fränkischen
Kurier' noch mitgeteilt werden, dass im Gymnasium Casimirianum in
Coburg eine erlaubte Schülerverbindung besteht, die mit Wissen des
Rektors und der Professoren ebenfalls keinen jüdischen Schüler aufnimmt.
Dieser Verbindung, der ein großer Teil der Lehrer der Schule und
besonders der Rektor seinerzeit als Schüler und jetzt noch als alte
Herren angehört haben, ist das Recht eingeräumt, ihre Mitglieder an der
grünen Schülermütze ein schwarzes Samtband tragen zu lassen, was
Nichtmitgliedern nicht zusteht, sodass sich die Zugehörigkeit auch
Außenstehenden offenbart. Der Rektor des Gymnasiums ist Vorstand des
dortigen Nationalliberalen Vereins".
Link: Gymnasium Casimirianum
Coburg
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Überfall
jüdischer Einwohner durch junge Nationalsozialisten (1924)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juni 1924:
"Deutschland. In Coburg überfiel eine Hakenkreuzlerbande vom
'Schutz- und Trutzbunde' harmlose jüdische Passanten. Die Angegriffenen
bedienten sich dabei in der Notwehr eines Revolvers, mit dem sie zwei der
Angreifer schwer verletzten." |
Zum 50-jährigen Jubiläum des Israelitischen Frauenvereines (1928)
Artikel
in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 1. Dezember 1928:
"Coburg. Am letzten Schlussfeste waren es 50 Jahre, dass der
Israelitische Frauenverein gegründet wurde. Die Geschichte dieses Vereins
hängt mit der Geschichte der Gemeinde, welche auch nur einige Jahre
älter ist, eng zusammen. Das Ereignis des 50jährigen Jubiläums dieses
Vereins wurde festlich begangen. Zunächst hielt Herr Prediger Hirsch in
der Synagoge eine Festpredigt, in welcher er hervorhob, in welch
hervorragender Weise der Verein bis jetzt im Sinne echt jüdischer
Wohltätigkeit gewirkt habe. Aus kleinen Anfängen heraus hat sich dieser
Verein zum wichtigsten Faktor im Wohlfahrtsleben der Gemeinde entwickelt.
Dies brachte auch die jetzige Vorsitzende Frau S. Altmann in ihrer
Festrede zum Ausdruck, welche sie anlässlich der eigentlichen
Jubiläumsfeier hielt. Zu dieser erhebenden Feier hatten die Gemeinde, die
jüdischen Vereine sowie die Wohlfahrtsvereine der Stadt ihre Vertreter
und Vertreterinnen geschickt." |
Die
Nationalsozialisten erringen die Mehrmehr im Coburger Stadtparlament (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juni 1929:
"Hitlermehrheit im Coburger Stadtparlament.
Coburg, 25. Juni (1929).
Am Sonntag fanden in Coburg die von den Nationalsozialisten durch
Volksentscheid veranlassten Neuwahlen zum Stadtparlament statt. Bei den
Wahlen konnten die Nationalsozialisten ihre Mandatsziffer von 3 auf 13
steigern und erlangten damit die absolute Mehrheit in der
Stadtverordnetenversammlung (Stadtrat). Der neue Stadtrat behält sein
Mandat nur bis Anfang Dezember dieses Jahres, dann finden in ganz Bayern
die allgemeinen Stadtwahlen statt." |
Statistisches aus
der jüdischen Gemeinde (1936!)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
August 1936: "Statistisches aus der Gemeinde Coburg. Die
Volkszählung im Jahre 1925 ergab eine jüdische Bevölkerung von 316
Personen, die im Jahre 1933 durchgeführte nur 220 jüdische Seelen, sie
wies also einen sehr erheblichen Rückgang auf. Bei beiden Zählungen
waren (1925 mehr als 1933( Schüler eines Pensionats mitgezählt worden.
Die nachfolgende Aufstellung lässt die von auswärts stammenden Schüler
des Pensionats unberücksichtigt und erfasst nur die Familien und
Einzelpersonen des Schülerinternats. Mitgezählt ist noch ein Ehepaar aus
dem Städtchen Rodach, dem einzigen Ort des früheren Staates Coburg, in
dem außer in der Stadt Coburg je Juden gewohnt haben. Stichtag für die
Zählung der Seelenzahl der im Jahre 1873 gegründeten Gemeinde ist der 1.
April 1936.
Es lebten in 67 Haushaltungen 176 Juden, 89 männlichen und 87 weiblichen
Geschlechts. Hiervon waren 50 Ehepaare, 20 (8 männlich und 12 weiblich)
verwitwet, 1 geschieden, 1 getrennt lebend; von den über 20 Jahre alten
sind 29 ledig, 27 Personen unter 20 Jahre alt. Aus den Ehen aller
gezählten Personen sind 120 Kinder hervorgegangen einschließlich der
totgeborenen und Verstorbenen. Von den erfassten 176 Personen sind in
Coburg geboren 24 männliche und 23 weibliche
Personen." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 7. August 1936: "Coburg, 3. August (1936). Bei der
Volkszählung 1925 zählte die Israelitische Kultusgemeinde Coburg
insgesamt 316 Seelen; 1933 noch 220. Am 1. April 1936 umfasste die
Gemeinde 176 Juden und Anfang Juli 161. Von den am 1. April vorhandenen
176 Personen waren 25 unter 15 Jahre alt, 40 bis 30 Jahre, 83 von 30 bis
60 und 40 von 61 bis 90 Jahre." |
Aktives
Gemeindeleben noch 1937
Bericht
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
November 1937: "Coburg. In der Gemeinde Coburg sprach am 24. Oktober
Herr Rabbiner Dr. Katten - Bamberg in einer religiösen Feierstunde im
Anschluss an das Minchagebet über das Thema 'Juden auf der
Wanderung". Aus der überreichen, fast unerschöpflichen Fülle des
verschiedenen Darstellungsarten zugänglichen, oft tragischen Stoffgebietes
gab der Redner in fesselnder Weise aus verschiedenen Epochen ein Bild der
seelischen und geistigen jüdischen Haltung und ihrer Einstellung zur
Umwelt und in der Schilderung einer die Einzelpersönlichkeit ganz
erfüllenden jüdischen Haltung einen tröstlichen Ausblick für unsere
gegenwärtige Lage. Für den großangelegten, tiefgründigen Vortrag
dankte für die dem Redner vom Anfang bis zum Ende gespannt und aufmerksam
folgenden, in stattlicher Zahl erschienenen Gemeindemitglieder der
Vorsteher, Herr Sanitätsrat Dr. Masur und schloss daran die dringende und
fordernde Bitte um großzügige Beteiligung am jüdischen Winterhilfswerk.
Zwei hebräische Lieder, gesungen von Schülern der Internatsschule des
Herrn Prediger Hirsch umrahmten die Feier." |
Angestellte Personen und besondere Einrichtungen in der jüdischen
Gemeinde
Lehrer
für die Kinder jüdischer Familien gesucht (1865)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juli 1865: "Die
Unterzeichneten suchen zum Religionsunterricht für einige Kinder einen jungen
Mann, welcher im Stande ist, gleichzeitig als Schochet zu fungieren.
Jacob Meyer - M. Friedmann in Coburg." |
Ausschreibungen von Stellen in
und im
Umfeld der jüdischen Gemeinde (1907)
Ausschreibung der
Stelle des Schochet und Hilfs-Chasen (Hilfsvorbeter) in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 19.12.1907: "Die Kultusgemeinde zu
Coburg sucht ab 1. April einen Schochet und Hilfs-Chasen deutscher
Nationalität. Bevorzugt wird eine verheiratete Persönlichkeit, welche
befähigt ist, eine rituelle Restauration, die am hiesigen Platze fehlt,
führen zu können.
Reflektanten wollen sich alsbald wenden an den: Vorstand der
Israelitischen Kultusgemeinde. D. Weinberg." |
Auszeichnung für den Prediger Simon
Oppenheim (1913)
Meldung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. August
1913: "Dem Prediger Simon Oppenheim in Coburg wurde das
Verdienstkreuz des Herzoglich S. Ernestinischen Hausordens
verliehen." |
Zur Goldenen Hochzeit des früheren Predigers
Simon Oppenheim (1926) (Mitbegründer der jüdischen Gemeinde)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 17. März
1926: "Coburg. Am 28. Februar (Purim) feierte der frühere Prediger der
hiesigen Gemeinde, Herr Simon Oppenheim und seine Frau Rosa geb. Rosenthal, das
seltene Fest der goldenen Hochzeit. Nachdem am vorhergehenden Sonntag der
Frauenverein zu Ehren des Jubelpaares ein wundervolles Kinderfest arrangiert
hatte, gestaltete sich der Jubeltag selbst zu einer allgemein großen Ehrung, an
der sich die ganze Gemeinde beteiligte. Alle Organisationen brachten
Glückwünsche und Geschenke. Herr Prediger a.D. war vom Jahre 1873 bis 1914 in
der Gemeinde tätig und erfreute sich weiter über die Grenzen hinaus großer
Sympathien. Er war der Gründer der Gemeinde, die er aus kleinen Anfängen
herausführte und leitete. Die Gemeinde zählte damals etwa 20. Familien. Heute
sind es über Hundert. Das Ehepaar Oppenheim kann auf einer erfolgreiches Leben
mit Genugtuung zurückblicken. |
Todesanzeige
für Lehrer und Prediger Simon Oppenheim (1936)
Anzeige
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
September 1936: "Am 28. August starb hochbetagt - im 89. Lebensjahr -
unser allverehrter erster Lehrer und Prediger i.R.
Herr Simon Oppenheim.
Einem Lehrergeschlecht entstammende, wurde er von der jüdischen
Volksschule in Meppen im April 1873 als erster Beamter an die
neubegründete Gemeinde Coburg berufen und war ihr in 40 Jahren treu
erfüllten Dienstes ein geistiger Führer und der erfolgreiche Lehrer
ihrer Jugend . Er wurde der Schöpfer der in der Gemeinde bestehenden
religiös-sozialen Vereine und war jederzeit ein bewährter Berater und
Freund der Familien. Ein dankbares Gedenken an ihn wir bei uns allen in
hohen Ehren weiterleben.
Der Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde Coburg." |
Pensionate für jüdische Schüler
Anzeigen
des Pensionates des Lehrers und Predigers Simon Oppenheim (1876 / 1878)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung" des Judentums" vom 18. Januar 1876:
"Israelitisches Pensionat, Coburg - Thüringen.
Knaben aus guten Familien, welche das hiesige Gymnasium oder die
Realschule besuchen wollen, finden freundliche Aufnahme, gewissenhafte
Beaufsichtigung, Vorbereitung und Nachhilfe. Referenzen und Prospekte
werden gern mitgeteilt. S. Oppenheim." |
|
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 7. August 1877: "Pensionat Coburg, Thüringen.
Knaben, welche die hiesigen berühmten höheren Lehranstalten besuchen
wollen, finden bei Unterzeichnetem Aufnahme, Pflege und Nachhilfe.
Prospekte und die besten Referenzen.
S. Oppenheim, Lehrer und
Prediger." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Januar 1878:
"Coburg (Thüringen). Knaben, welche die hiesigen berühmten Schulen
besuchen wollen, finden Aufnahme bei
S. Oppenheim, Lehrer und Prediger.
Prospekte und die besten Referenzen." |
Anzeige
des Knabenpensionates des Predigers Hirsch (1920er-Jahre) vgl.
Fotos auf Synagogenseite zu Coburg
Anzeige für das
Knabenpensionat des Predigers Hirsch in den 1920-er Jahren (Quelle: The
Encyclopedia of Jewish Life s.u. Bd. I, 265):
"Knabenpensionat Prediger Hirsch - Coburg - Hohe Straße 9 -
Telephon 825.
Vornehmes Erziehungsinstitut - Beste Erziehungs- und
Schulerfolge - Ferien- und Erholungsaufenthalt - Spiel- und Turnplätze -
7000 Quadratmeter Park - Denkbar schönster Aufenthalt für Knaben jeden
schulpflichtigen Alters". |
Beitrag
über das Internat des Predigers Hirsch (1934) vgl.
Fotos auf Synagogenseite zu Coburg
Artikel
in der "CV-Zeitung" - Zeitschrift des
"Central-Vereins" vom 5. April 1934: "Jugenderziehung im Koburger Internat.
Als die traditionsreichen Internatschulen zu Wolfenbüttel und Seesen gegen Ende des Krieges allmählich ihrer Auflösung entgegengingen, entstand in Koburg durch die Initiative des Predigers Hermann Hirsch ein Internat für Kinder, das bald über die grenzen des Reiches hinaus Ruf und Ansehen
genoss. Aus der Schweiz, aus Italien, aus Litauen, Lettland, Polen, Russland, Südamerika und Holland kamen Knaben und Mädchen, die in Deutschland ihre Erziehung erhalten sollten. Durch Krieg und Kriegsfolgen waren die Erziehungsmöglichkeiten und die Erziehungstüchtigkeit des Elternhauses sehr problematisch geworden. Es trat häufig eine Lockerung des Familienlebens an sich ein, bei welcher die Kinder der leidtragende Teil waren. Die
wirtschaftlichen Abnormitäten zeitigten Verhältnisse, die für die Jugend außerordentlich ungesund waren. Da wandte sich das Coburger Institut an die Eltern mit dem Rufe, die heranwachsende Jugend aus dieser gefährdeten Umgebung heraus in eine klare, durch seine äußere
Konjunktur beeinflusste Atmosphäre zu schicken und sie dort ernste Arbeit und Lebenstüchtigkeit erlernen zu lassen. Der erzieherische persönliche
Einfluss sollte, so wurde versprochen, der Ausgangspunkt aller Erziehung sein. Dieser persönliche erzieherische
Einfluss machte sich bei der Schülerschaft bald geltend. Offen und klar sah diese Jugend in die Welt. Sie hatte nichts zu verheimlichen,
war nicht verborgen, nicht missgebildet und nicht uniformiert. Selbst Jungens, die früher die Arbeit verabscheuten, lernten hier die Arbeit lieben und als ethisches
Prinzip schätzen; bei aller Freiheit war diese Jugend durchaus diszipliniert, sie stellte den Typ des jüdischen jungen Menschen von heute im besten Sinne dar und hing bald mit ihrer ganzen jugendlichen Begeisterung an ihrem Erzieher; denn er verstand es, alle vorhandenen Kräfte des Kindes zu wecken, um sie fürs praktische Leben verwendungsfähig zu machen, die jungen Menschen geistig und körperlich so zu trainieren, dass sie in allen Lagen des Lebens schnell und sicher Entschlüsse zu fassen befähigt sind. Er verstand es auch, den früher so hervorstechenden Unterschied zwischen körperlicher und geistiger Ausbildung zu überwinden und zu einem beglückenden Ausgleich zu führen.
Nach kurzem Bestehen entwickelt sich aus den anfänglich kleinen Schulkursen eine höhere Privatlehranstalt mit dem Pensum einer sechsklassigen Realschule. Die Unterrichtsmethode beruht auf dem Grundsatz des
selbsttätigen Arbeitskreises, wo in kleinen Zirkeln das Pensum gemeinsam erarbeitet - also nicht bloß doziert und
'durchgenommen' wird. Dieser Arbeitskreis bedingt natürlich auch außerhalb des Unterrichts das Betonen der
Gemeinschaft. In dieser Gemeinschaft spielt die Selbsterziehung der Jugend eine ebenso wichtige Rolle wie der
Einfluss der erzieherischen Autorität. Es muss schließlich jeder - wenn er nicht beiseite stehen will - mit anpacken. Es
muss jeder - sei es was es will - tatbereit sein und den Posten ausfüllen, auf den er gestellt wird. Hier erfahren Fähigkeit und Geschicklichkeit, sich selbst zu helfen, ständige praktische
Übung. Dabei wirken pädagogische Einwirkung und Anleitung mit Selbsterziehung und Selbstdisziplin harmonisch miteinander. Jetzt wird im neuen Lehrplan durch Einrichtung von
Übungswerkstätten dieses Ziel noch bedeutend erweitert und den neuesten Forderungen der Berufsumschichtung entsprechend noch stärker gefördert werden.
Das Heim liegt auf freier, luftiger Höhe von Sonne durchflutet, abseits vom Getriebe der Stadt, mit hervorragenden hygienischen Einrichtungen.
Der große Park hat seine eigenen Turn- und Spielplätze, Skiübungswiese, Rodelbahn, Sonnen- und Luftbäder und Gartenbaufläche. Die Schüler halten ihren eigenen Gottesdienst, also auch hier der
Übergang zur praktischen Übung. Freitagabende und Festtage bilden unvergessliche Höhepunkte im Internatsleben.
Viele Hundert junger Menschen sind schon von hier aus ins Leben hinausgegangen, und es ist zu hoffen, dass die gleiche Erziehung noch vielen jungen Juden zuteil werden wird. Denn diese Schule will nicht nur eine Schule der "besseren Kreise" sein, sondern sie will der jüdischen Allgemeinheit dienen, deshalb sind die Gebühren gestaffelt und Minderbemittelte werden zu ganz geringen Sätzen, einige
unbemittelte sogar ohne Entgelt aufgenommen. Josef Messinger (Bern)."
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Berichte
zu einzelnen Persönlichkeiten aus der jüdischen Gemeinde
Zur
Beerdigung des Geheimen Kommerzienrates Jacob Freiherr von Mayer (1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Mai 1901: "Coburg,
6. Mai (1901). (Die Beerdigung des Geheimen Kommerzienrates von Mayer).
Dessen Begräbnis verdient, auch im 'Israelit' geschildert zu werden. Es
fand gestern Vormittag 11 Uhr, von der Leichenhalle aus, auf dem
israelitischen Friedhofe statt und legte beredtes Zeugnis davon ab,
welcher Verehrung sich der Verblichene in den weitesten kreisen seiner
Mitbürger erfreute. Die Zahl der Teilnehmer ist mit 800 nicht zu gering
geschätzt. Nachdem Herr Lehrer und Prediger Oppenheimer die Totengebete
verrichtet hatte, widmete er dem Verblichenen ergreifende Worte des
Gedächtnisses. Nun setzte sich der Zug langsam in Bewegung. Unter
Vorantritt eines Trauermarschalls folgte Herr Export-Disponent für
Österreich-Ungarn, Hansen, welcher auf einem Kissen die Orden des
Freiherrn trug. Hieran schlossen sich zwei Diener in Gala mit den Kränzen
der höchsten Herrschaften. Die Spende Seiner Durchlacht des Herrn
Regierungsverwesers trug Namenszug und Krone, die Ihrer Hoheit der Frau
Herzogin Alexandrine die Inschrift: 'Das Andenken des Gerechten bleibt in
Ehren.'
Dem Sarge folgten zu Seiten des Herrn Lehrer und Prediger Oppenheimer die
Freiherren Hugo von Mayer und Siegwart von Mayer-Letschendorf. Seine
Durchlaucht den Herrn Regierungsverweser vertrat Herr Flügeladjutant von
Wangenheim, Ihre Hoheit die Frau Herzogin Witwe Alexandrine, welche ihrem
Schmerz um den dahingeschiedenen Freund des herzoglichen Hauses in einem
ergreifenden eigenhändigen Schreiben Ausdruck verliehen hatte, Herr
Staatsrat Meßmer, das Gesamtministerium Herr Geheimer Regierungsrat Dr.
Dietsch von Gotha, die hiesige Ministerial-Abteilung Seine Exzellenz Herr
Wirklicher Gemeinrat von Wittken.
Neben den Angehörigen des Verstorbenen nahmen teil der Vorstand der
israelitischen Kultusgemeinde, dieselbe selbst, der Magistrat,
Stadtverordnete, sämtliche Beamte der hiesigen Firma und ihre Filialen,
Vertretungen der Coburg-Gothaischen Kreditgesellschaft, des Spar- und Hilfsvereins,
sowie zahlreiche andere kommerzielle und industrielle Unternehmungen. Ja
sogar von Österreich waren Freunde des Chefs der Weltfirma herbeigeeilt.
Ferner bemerkte man unter den Leidtragenden den amerikanischen
Generalkonsul Herrn Dr. Hughes, welcher gestern die Fahne des Konsulats
auf Halbmast hatte flaggen lassen, anlässlich der Bedeutung, welche
Freiherr von Mayer in der Handelswelt hatte. Auch das Land hatte sich
zahlreich beteiligt; so sah man unter andern die Gemeindevertretung von
Ketschendurf, geführt von Herrn Schultheiß Gundermann, ferner
Creidlitzer, Seidmannsdorfer, Ahorner etc. Von Landtagsabgeordneten sag
man Herrn Arnold, die Schulen, denen der Verstorbene so manche Wohltat
erwiesen hatte, vertrat Herr Schulrat Brodführer.
Bald hatte der Zug sein Ziel, die der israelitischen Gemeinde bestimmte
kleine Abteilung des allgemeinen Friedhofes erreicht. Langsam senkte sich
der Sarg in die Gruft; Herr Lehrer und Prediger Oppenheimer sprach das
letzte Gebet.
Gar mancher Freund des Verblichenen begab sich nun zum Grabe, um ihm die
üblichen drei Hand voll Erde nachzusenden.
So ruht denn einer unserer hervorragendsten Mitbürger nach einem an Erfolgen
aber auch an ernster Arbeit reichem Leben für immer aus, ein Mann, der
sich des gleichen Ansehens erfreute bei Hoch und Niedrig, an dessen Gruft
sich Stadt und Land, Fürstenhaus und Bauer, sowie die Angehörigen jeder
Konfession zusammenfanden, um ihn zu ehren und sich selbst. Er ruhe in
Frieden!
Die Freiherrliche Familie hält die 'Schiwwe' (Trauerzeit) streng inne und
wird bei ihr täglich 'Minjan' gemacht. Redakteur
Mahler." |
Stiftung
von Freifrau Ernestine von Mayer und weitere Spenden der Familie von Mayer
(1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1901: "Coburg,
17. Mai (1901). (Hochherzige Stiftung). Freifrau Ernestine von
Mayer stiftete für die hiesige jüdische Kultusgemeinde 3.000 Mark zu
wohltätigen Zwecken. Ihr Sohn, Freiherr Siegwart von Mayer-Ketschendorf,
führte dieser Stiftung in Erinnerung an seinen unvergesslichen teuren
Vater 600 Mark zu. Ferner hat der verstorbene Herr Geheime Kommerzienrat
Freiherr von Mayer 5.000 Mark für ein Freibett im städtischen
Krankenhaus gestiftet, 500 Mark zur Verteilung an die städtischen Armen,
500 Mark für den Alexandrinenverein, 500 Mark für die Blindenanstalt,
250 Mark für den Marienverein und 250 Mark für das Mutterhaus des
Marienvereins." |
Feier
der "Goldenen Hochzeit" von Markus Stern und Rosette geb. Gutmann
(1903)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1903:
"Coburg, 10. September. Das seltene Fest der goldenen Hochzeit
feierten heute in vollster geistiger und körperlicher Frische Herr Markus
Stern und Gattin, Rosette geb. Gutmann. Die Feier leitete diesen Mittag
halb ein Uhr Herr Prediger S. Oppenheim im prächtig geschmückten Saale
des Gesellschaftshauses. Ein zahlreiches Publikum - außer der
vollzähligen jüdischen Gemeinde hatten sich auch viele andere Mitbürger
des Jubelpaares eingefunden - füllte den Festraum. Im Auftrage Seiner
Durchlaucht des Herrn Regierungsverwesers, Erbprinzen von
Hohenlohe-Langenburg überreichte Herr Prediger Oppenheim eine herrliche
deutsche Bibel, deren kalligraphisch ausgeführtes Widmungsblatt die
eigenhändige Unterschrift Seiner Durchlaucht trug. Die hiesige jüdische
Gemeinde ließ eine prachtvolle silberne Schale mit Blumenarrangemeint
überreichen, der jüdische Frauenwohltätigkeitsverein hatte ein
kostbares Kissen gestiftet. Herr Prediger Oppenheim hatte seiner Predigt
die Bibelstelle 'Ein Jubeljahr ist das 50. Jahr; am Ertrag Deiner Felder
sollst du dich lagen', zu Grunde gelegt. Das Tafelarrangement und das
Diner lieferte Herr Hotelier Sander hierselbst." |
Zum Tod von Ernestine Freifrau von Mayer (1905)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Juli 1905:
"Coburg, 14 Juli (1905). Vor wenigen Tagen verschied hier im 74.
Lebensjahre Frau Ernestine Freifrau von Mayer. Die fromme Verblichene hat
mit ihrem ihr vor vier Jahren im Tode vorangegangenen Gatten, dem
hochedlen Menschenfreund Jacob Freiherr von Mayer, viele Werke echter
Menschenliebe gestiftet. Das Regentenpaar ehrte ihr Andenken durch
Niederlegung eines Kranzes auf den Sarg, auch die Spitzen der Behörden
erwiesen ihr die letzte Ehre. Unter großer Teilnahme der Bevölkerung
wurde die edle Frau zur letzten Ruhestätte geleitet. Den Gefühlen der
Trauer und des Schmerzes um ihr Hinscheiden gab der langjährige Freund
der Familie, Prediger Oppenheim, in tiefempfundener und tiefergreifender
Trauerrede beredten Ausdruck. Durch namhafte Schenkungen an israelitische
und christliche Wohltätigkeitsanstalten ehrten die zwei hochherzigen
Söhne Hugo Freiherr von Mayer-Frankfurt am Main und Siegwart Freiherr von
Mayer-Ketschendorf in Wien das Andenken ihrer heißgeliebten Mutter. Ehre
dem Andenken der edlen und frommen Frau!" |
Auszeichnung
für Oberleutnant Dr. Martin Bär (1918)
Meldung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Januar
1918: "Koburg. Oberleutnant Dr. Martin Bär und Leutnant Felix Meyer
- Erfurt wurden mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse
ausgezeichnet." |
Beförderung
von Vizewachtmeister Kurt Blüth zum Leutnant (1918)
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Mai 1918:
"Vizewachtmeister Kurt Blüth, Sohn des Kaufmanns Julius Blüth in
Coburg, wurde zum Leutnant der Artillerie
befördert." |
Zum 80. Geburtstag von Lina Cramer geb. Lebermuth (1933)
Aus
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juli 1933:
"Coburg. Am Dienstag, 20. Juni (1933) feierte Frau Lina Cramer geb. Lebermuth
(Theilheim i. Ufr.) in seltener Rüstigkeit und geistliche Frische ihren 80. Geburtstag.
Frau Cramer gehört einer echten 'Soldatenfamilie' an. Ihr verstorbener Mann,
Herr Jakob Cramer, war Mitkämpfer von 1870/71. Von ihren drei Söhnen, die als
Soldaten im Weltkriege waren, fiel der jüngste nach nur dreimonatlicher
Fronttätigkeit am 14. Juli 1915 im Argonnerwald. Der älteste war
Bataillonsarzt an der rumänischen und serbischen Front, der zweite Kompaniefeldwebel
in Flandern. Die 80jährige wurde von ihren zahlreichen Freunden und Bekannten
gebührend geehrt. Die Kultusgemeinde sandte ihr ein großes Blumengeschenk.
Möge der Greisin noch ein recht langes und zufriedenes Alter beschieden
sein.
|
80.
Geburtstag von Julius Mai (1934)
Artikel vom 15. Mai 1934: "Coburg. Am 13. Mai feierte
der um die Stadt, das Wirtschaftleben und die Kultusgemeinde hochverdiente
Herr Kommerzienrat Julius Mai seinen 80. Geburtstag in erfreulicher
Rüstigkeit und reger Anteilnahme an den Geschehnissen unserer Zeit. In
Berkach ('Sachsen-Meiningen) in kinderreichem Elternhaus und bescheidenen
Lebensverhältnissen geboren, kam er in jungen Jahren nach Ableistung
seiner Militärpflicht als Einjährig-Freiwilliger nach Coburg, das ihm
zur dauernden Heimat wurde. Er war viele Jahre Stadtverordneter, dann (bis
zur Einführung der bayerischen Gemeindeverordnung in Coburg )
Magistratsrat, ferner Mitglied der Handelskammer (bis 1933) und deren
Kassier und Finanzverwalter. Als Mitglied und Vorsitzender von
Aufsichtsräten widmete er Bank- und Industrieunternehmungen des Bezirks
seine anerkennten und geschätzten kaufmännischen Kenntnisse und
vielfachen Erfahrungen. Sein Wirken wurde unter den herzoglichen
Regierungen durch mehrfache Auszeichnungen anerkannt. Mit seiner vor
einigen Jahren verstorbenen Gattin stand er vielen Wohlfahrtseinrichtungen
helfend und fördernd nahe, die Israelitische Kultusgemeinde verdankte
seinem frommen Sinn und seiner Begeisterung für das Judentum manche
Stiftung; in allen Kreisen wird er als stiller Wohltäter geschätzt. Sein
Leben kann als Vorbild für das eines guten deutschen Juden gelten, als
der er sich auch in nichtjüdischen Kreisen hoher Achtung und großen
Ansehens erfreut. Mögen die herzlichen und aufrichtigen Wünsche, die ihm
zu seinem Ehrentag gewidmet werden, Erfüllung
finden!" |
Misshandlungen
jüdischer Bürger im KZ Dachau (1934)
Hinweis: zur Lebensgeschichte von Dr.
Erich Braun, für den in Coburg ein "Stolperstein" verlegt ist, vgl.
https://www.stadtgeschichte-coburg.de/blog/2009/08/15/dr-erich-braun-geb-1898-bahnhofstrasse-40/
.
Artikel
in "Die neue Welt" vom 13. April 1934: "'Bitte, erschießen Sie mich
doch!'
Der jüdische Arzt Dr. Erich Braun aus Coburg wurde am 1. Juli im
Keller unter der Gefangenenküche unter Aufsicht des Scharführers mit einem
Ochsenziemer und Gummiknüppeln derart geschlagen, dass ihm die Haut und das
Fleisch in Fetzen von Gesäß und Rücken hingen. Dr. Braun lag monatelang im
Revier. Vom rechten Gesäßbacken wurde ihm später das abgestorbene Fleisch
ausgeschnitten, wobei ein fast zwei Hände großer Fleischfetzen abgelöst
werden musste. Als Dr. Braun nach seiner Genesung in die Kiesgrube
abkommandiert wurde, schlug man ihn neuerdings bewusstlos. Der
Reisevertreter J. Wilmersdörfer aus Weiden
wurde so oft und so fürchterlich gepeinigt, dass er den Scharführer Frank
wiederholt bat: 'Herr Scharführer, bitte, erschießen Sie mich doch!'" |
Weitere Persönlichkeiten:
Gertrude
Mayer geb. Hirsch: geb. 31. Juli 1902 in Coburg als Tochter von Justizrat
und Notar Kuno Hirsch (geb. 14. Oktober 1868 in Coburg als Sohn
des Rechtsanwalts und Notars Hermann Hirsch und der Luise geb. Ehrlich -
Ghetto Theresienstadt 30. November 1943) und seiner Frau Elisabeth geb. Mann
(geb. 1877 in Frankenthal als
Tochter von Jacob Mann und der Clara geb. Loeb - umgekommen im Ghetto
Theresienstadt 7. Mai 1944).
Gertrude studierte in München,
Berlin und Würzburg und wurde 1926 zur Dr. phil. für Kunstgeschichte
promoviert (links Titel ihrer Dissertation über Johann Georg
Winterstein). 1928 heiratete sie den Münchner Arzt Dr. Eugen
Mayer (geb. 4. März 1896 in München). Seit
1932 war sie an der jüdischen
Frauenschule in Wolfratshausen tätig. Eugen und Gertrude Mayer hatten
u.a. eine Tochter Rosemarie Mayer (geb. 1930 in München, gest. 1940 in
New York). 1939 ist die Familie emigriert und konnte sich in New Hyde Parl,
Nassau, NY niederlassen. Dr. Eugen Mayer starb 1974 in Nassau, seine Frau
Gertrude 1996 (zuletzt Brookline Massachusetts wohnhaft).
Quellen: Lebenswege jüdischer Frauen (stadtgeschichte-coburg.de) Plakat
Nr. 10 zu Gertrude Mayer geb. Hirsch
zu Kuno Hirsch: Buch "Die jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach
1933".
Zu Familie Mann in Frankenthal: Paul Theobald: Ehrbarkeit und
Zuverlässigkeit - Die jüdische Bankiers- und Rechtsanwaltsfamilie Mann
(in Frankenthal).
Zur Familie von Dr. Eugen Mayer: Family
Sheet Jakob Kubitschek of Aufhausen + Thomasville (USA) + Noerdlingen +
Munich (Bavaria) (compiled by Rolf Hofmann)
Informationen bei geni.com (mit Links zu Angehören): https://www.geni.com/people/Gertrude-Mayer/6000000012667293277 |
Hans Morgenthau
(Wikipedia-Artikel):
geb. 1904 in Coburg als Sohn des Arztes Ludwig Morgenthau und der Frieda
geb. Bachmann, Tochter eines Kaufmannes aus Bamberg; Besuch des Gymnasiums
Casimirianum in Coburg - hatte bereits während der Schulzeit unter
antisemitischen Diskriminierungen zu leiden -; 1923 bis 1927 Studium der
Philosophie und Jura in Frankfurt am Main, München und Berlin; wurde 1929
auf Grund einer Dissertation über das Völkerrecht promoviert; 1932 Privatdozent an die
Universität Genf, Berufsverbot in Deutschland; ab 1935 an der
Universität Madrid, 1937 in die USA emigriert; in den USA an
verschiedenen hochrangigen Universitäten tätig; Begründer des Realismus
in den Internationalen Beziehungen; gest. 1980 in New
York. |
Anzeigen jüdischer
Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Hotel und Restaurant Sander - Anzeigen von 1900 und 1901
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1900.
"Sander's Hotel Restaurant, Coburg. Badergasse Nr. 7
empfiehlt
seine prachtvollen Lokalitäten den Herren Geschäftsreisenden.
Vorzügliche Fremdenzimmer. - Rituelle Küche - Übernahme von Hochzeiten.
Beste Referenzen. Hausdiener zu allen Zügen." |
|
Anzeige
in der Zeitung "Der Israelit" vom 1. August 1901: "Koscher
Hotel & Restaurant Sander Koscher. Coburg, Badersgasse
7. 5 Minuten vom Bahnhof. Meiner geehrten Kunschaft die ergebene
Mitteilung, dass ich das von meinem Vater Herrn Moritz Sander seither
betriebene Hotel-Restaurant übernommen habe und bitte um gütige weitere
Unterstützung meines Unternehmens. Achtungsvoll! Julius Sander &
Frau, geb. Heinsfurther." |
Anzeige
des Tuch- und Manufakturwarengeschäftes N. Schloss in Rodach (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. September 1901:
"Für mein Tuch- und Manufakturwarengeschäft suche zum
sofortigen Antritt einen jungen Mann als
Lehrling
mit guter Schulbildung und Kost und Logis im Hause.
Schabbat und Feiertag geschlossen.
N. Schloß, Rodach, Herzogtum
Coburg". |
J.
Sander sucht zwei Kochlehrmädchen für sein Hotel in Bad Liebenstein (1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Februar 1904:
"Zwei Kochlehrmädchen können zu sehr günstigen Bedingungen
in meinem Saison-Hotel zu Bad Liebenstein per 1. Juni
eintreten. Offerten sind an J. Sander, Coburg zu
richten." |
Verlobungsanzeige von Bertel Kaiser und Emil Ferchheimer (1922)
Anzeige
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins) vom 2.
November 1922: "Statt Karten.
Bertel Kaiser - Emil Ferchheimer. Verlobte.
Gotha, Lutherstrasse - Coburg." |
Todesanzeige
für Klara Ehrlich (1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 14. Februar 1924:
"Am Montag, den 4. Februar dieses Jahres, erlöste ein sanfter Tod
unsere geliebte Mutter und Großmutter
Klara Ehrlich
im 73. Lebensjahre ihres arbeitreichen Lebens.
Coburg, Mannheim, Rinteln, Meiningen, den 4. Februar 1924.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen." |
Geburtsanzeige
für Peter Forchheimer (1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 20. März 1924:
"Peter -
Emil Forchheimer und Frau Bertel geb. Kaiser
zeigen die Geburt eines Sohnes an. Coburg, Bahnhofstrasse
24." |
Verlobungsanzeige
von Rose Mannheimer und Martin Bergheim (1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 5. Mai 1924:
"Rose Mannheimer - Martin Bergheim. Verlobte.
Coburg - Sonneberg (Thüringen). April
1924." |
Nach
der Emigration: Verlobungsanzeige von Marianne H. geb. Reinach und Peter
Forchheimer (1949)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau"
vom 22. April 1949:
"Engaged
Marianne H. Reinach (formerly Wuppertal)
Peter Forchheimer (formerly Coburg)
977 Bryden Road Columbus, Ohio.
Wedding Columbus, Ohio Seneca Hotel, May 16."
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