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Wetteraukreis"
Eckartshausen mit
Calbach (Stadt
Büdingen, Wetteraukreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Eckartshausen bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1937. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1828 30 jüdische Einwohner, 1861 30 (4,5 % von insgesamt 668
Einwohnern), 1880 18 (2,7 % von 676), 1900 19 (3,0 % von 626), 1910 17 (2,5 %
von 672). Zur jüdischen Gemeinde gehörten bis Anfang des 20. Jahrhunderts auch
die wenigen in Calbach lebenden jüdischen
Personen (1830 3 jüdische Einwohner).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(Religionsschule), möglicherweise ein rituelles Bad und ein Friedhof.
Ein eigener Lehrer war vermutlich zu keiner Zeit von der Gemeinde angestellt;
die jüdischen Kinder bekamen ihren Religionsunterricht durch auswärtige
Lehrer. Der Dienst des Vorbetens in der Synagoge wurde ehrenamtlich durch
Gemeindeglieder übernommen. Die Gemeinde gehörte zum liberalen
Provinzialrabbinat in Gießen.
Um 1924, als zur Gemeinde noch 14 Personen gehörten (2,0 % von insgesamt
703 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Hugo Strauß, M. Kösterich und M.
Meyer.
Unter den jüdischen Gewerbebetrieben ist die Bäckerei von Heinrich Köstrich
zu nennen.
1933 lebten noch 16 jüdische Personen in Eckartshausen (2,4 % von
insgesamt 656 Einwohnern; vier Familien). In
den folgenden Jahren sind alle von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Mehrere der jüdischen
Einwohner, darunter Heinrich Köstrich mit Familie konnten in die USA
emigrieren, Familie Hugo Strauß nach Südamerika (Argentinien). Am 15.
September 1937 wurde die Gemeinde aufgelöst.
Von den in Eckartshausen geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Jenny Fleischmann geb.
Meyer (1899), Jenny Marx geb. Bing (1863) und Max Strauss (1889).
Zur Erinnerung an das Schicksal der früheren jüdischen Einwohner von
Eckartshausen ist seit 1990 am alten Rathaus (Unterpforte) eine Gedenktafel
angebracht. Die Inschrift lautet: "Zur Erinnerung an die ehemalige
Synagoge der jüdischen Gemeinde Eckartshausen. Erbaut 1833 und während der
nationalsozialistischen Diktatur im Jahre 1936 aufgegeben und zum Gedenken an
unsere verfolgten und ermordeten jüdischen Mitbürger".
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeigen des Bäckermeisters S. Köstrich (1904 / 1907)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
11. April 1904:
"In meiner Bäckerei kann sofort ein selbstständiger
Gehilfe
eintreten.
S. Kösterich, Eckartshausen (Hessen)." |
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Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 15. Februar 1907:
"Ein selbstständiger Bäckergeselle kann sofort
eintreten.
S. Köstrich, Eckartshausen Hessen". |
Zur Geschichte der Synagoge
In Eckartshausen war eine Synagoge vorhanden. Dabei
handelte es sich um ein vermutlich Anfang des 19. Jahrhundert erstellten
Fachwerkhaus mit Satteldach, in dem 1833 die Synagoge eingerichtet worden war.
Im Betraum waren 35 Plätze vorhanden, wobei es sich entweder um Sitzplätze
oder möglicherweise bis zuletzt um bewegliche Lesepulte gehandelt haben soll,
mit einem Fach für Gebetmäntel und Gebetbücher. Nach Erinnerungen vor Ort war
der Betraum links vom Eingang (südliche Gebäudehälfte) mit einer einseitigen
Frauenempore entlang der Westwand gegenüber dem Tora-Schrein, der auf zwei
Holzstützen ruhte und ein Holzgeländer hatte. Die rechte, nördliche
Gebäudehälfte umfasste eine Wohnung, die bereits zu Synagogenzeiten an eine
nichtjüdische Familie vermietet war. Ein Schulraum soll nicht vorhanden gewesen
sein.
1936 war die Gemeinde auf Grund gezwungen, das Synagogengebäude zu
"vermieten". Allerdings erhielt sie in den folgenden zwei Jahren vom
Mieter - mit Rückendeckung durch den Bürgermeister - keine Miete, sondern
musste sogar die Kosten für den Umbau in ein Wohnhaus bezahlen.
Durch den Umbau zu einem von einer nichtjüdischen Familie genutzten Wohnhaus
blieb das Gebäude beim Novemberpogrom 1938 verschont. Es ist ein bis heute
erhaltenes Wohnhaus, das in den 1980er-Jahren umfassend renoviert wurde,
wodurch das frühere Aussehen des Fachwerkhauses verloren ging. Eine
Hinweistafel ist am Nachbargebäude an der Burggasse angebracht: "Ehemalige
Synagoge. Seit den 1840er-Jahren bis 1937 jüdische Schule und Synagoge. Am 15.
September 1937 wurde die jüdische Gemeinde in Eckartshausen aufgelöst.
Kulturdenkmal wegen der Bedeutung für die Ortsgeschichte und die jüdische
Kultur am Ort" (siehe Foto unten).
Adresse/Standort der Synagoge: Unterhalb
der Kirche in einem Garten, durch einen schmalen Weg von der Burggasse her
zugänglich (bzw. aus der anderen Richtung vom Hanauer Weg).
Fotos
(Quelle: Altaras s.Lit.: links 1988 S. 184; rechts 2007
S. 380; untere Fotozeile: Hahn, Aufnahmedatum 9.4.2015)
Das Gebäude der
ehemaligen
Synagoge in Eckartshausen |
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Das Gebäude vom Weg aus
gesehen
(Aufnahme vom Juni 1985) |
Nach dem Umbau ist das
bisherige Fachwerk
verschwunden (Aufnahme vom Juli 1989) |
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Das Gebäude der ehemaligen
Synagoge im Frühjahr 2015 |
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Hinweistafel am
Nachbargebäude Burggasse |
Blick auf das
Gebäude der ehemaligen Synagoge vom Hanauer Weg |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Juni 2011:
Die Verlegung von "Stolpersteinen" in
Eckartshausen ist für Ende Oktober 2011 geplant |
Artikel im "Gelnhäuser Tageblatt"
vom 15. Juni 2011 (Artikel):
"Aktion 'Stolpersteine' wird fortgesetzt
BÜDINGEN. Ende Oktober werden in Düdelsheim und Eckartshausen Gedenktafeln eingelassen.
(red). Am 26. Oktober werden in der Großgemeinde Büdingen erneut 'Stolpersteine' gegen das Vergessen der NS-Opfer verlegt. Der Künstler Gunter Demnig aus Köln erinnert damit an diese Menschen, indem er vor deren letzten selbst gewählten Wohnorten Gedenktafeln aus Messing in den Straßenbereich oder in den Bürgersteig einlässt..."
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Oktober 2011:
Über die Verlegung von
"Stolpersteinen" in Eckartshausen und Düdelsheim
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Artikel im "Gelnhäuser Tageblatt"
vom 27. Oktober 2011: "Die Steine halten die Erinnerung
lebendig.
Düdelsheim. Nach drei Aktionen in Kernstadt werden erstmals
'Stolpersteine' in den Stadtteilen Düdelsheim und Eckartshausen
verlegt..."
Link
zum Artikel. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 148-149. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 184. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 148. |
| dies.: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007 S.
379-380. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 314. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 79-80. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Eckartshausen
Hesse. Numbering 30 (4,5 % of the total) in 1861, this small community had its
own synagogue and cemetery. By 1939 all the Jews had emigrated.
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