Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Eppelsheim (VG Alzey-Land, Kreis Alzey-Worms)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletAus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Kennkarte aus der NS-Zeit    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen       
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
    
In Eppelsheim lebten jüdische Personen spätestens seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts: 1722 wird eine Familie am Ort genannt (Familie von Mendels Witwe). 1743 sind es zwei (Familie des Moses Mendel und Familie von Callmanns Witwe), 1806 sechs und 1808 sieben jüdische Familien am Ort. Um 1800 dürfte eine Gemeinde gegründet worden sein. Aus anderen Orten sind in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch einzelne jüdische Personen/Familien nach Eppelsheim zugezogen wie Isaak Schloss aus Ingenheim (1800), Abraham Schafner aus Heßloch (1812), Jacob Grünebaum aus Reipoltskirchen (1817). Die ältesten in den Ortsbürgerregistern ab 1823 genannten und in Eppelsheim geborenen Personen waren:  Michael Herz (Handelsmann, geb. 1762), Lazarus Levis (Handelsmann, geb. 1768, gest. 1844), Emanuel Levis (Handelsmann, geb. 1775), Johannes Hahn (Makler, geb. 1778, gest. 1843)  
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1824 58 jüdische Einwohner, 1828 70 (5 % der Gesamteinwohnerschaft), 1861 55 (5,9 % von insgesamt 932 Einwohnern), 1880 38 (4,4 % von 866), um 1890 33 (in acht Familien), um 1896 23 (in sechs Familien), 1900 20 (2,2 % von 909), 1910 22 (2,2 % von 993). Die jüdischen Familiennamen waren im 19. Jahrhundert: Busch, Grünebaum, Hahn, Herz, Levis, Schaffner, Schloss, Süs. Mehrere Familien sind - vor allem um 1850 - nach Amerika ausgewandert, darunter Jacob Grünebaum mit Familie (1852; seine Söhne waren schon in den Jahren zuvor ausgewandert, s.u. bei Henry und Elias Greenebaum), Isaac Levis (1853), Isaac Schloss II (1853), Johannes Hahn II (1849), Jacob Hertz (1858), Nathan Schaffner (1864), Jacob Hahn (1860). Von großer Bedeutung waren mehrere aus Eppelsheim stammende jüdische Auswanderer für die Entwicklung der jüdischen Gemeinschaft in Chicago.            
    
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Religionsschule), ein rituelles Bad und einen Friedhof.  Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war - zumindest im 19. Jahrhundert - ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. die - vermutlich letzte - Ausschreibung der Stelle 1890 unten). Von den Lehrern werden genannt: um 1890 E. Agulnik (unterrichtete damals 7 Kinder, dazu unterrichtete er die Kinder in Gundersheim). Um 1894 unterrichtete Lehrer Katzenstein in Monsheim die noch vier jüdischen Kinder aus Eppelsheim. Um 1897 unterrichtete Lehrer J. Rothenberg aus Heßloch die noch vier schulpflichtigen Kinder der Gemeinde in Religion. Um 1899 unterrichtete Lehrer Silberstein aus Monsheim die noch drei schulpflichtigen Kinder in Eppelsheim. 1904 wurde ein gemeinsamer Unterrichtsbezirk der Gemeinden Hessloch, Monzernheim, Eppelsheim, Gundersheim und Westhofen mit Sitz in Hessloch gebildet. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Worms.  
 
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1890/1896 L. Schloß, B. Levis, L. Heymann. 
  
Um 1924, als zur Gemeinde 22 Personen (2,2 % von insgesamt 980 Einwohnern) gehörten, war Gemeindevorsteher Max Levis. Ein eigener Lehrer war schon längere Zeit nicht mehr in der Gemeinde angestellt. Die vier schulpflichtigen jüdischen Kinder erhielten ihren Religionsunterricht in Alzey.  
 
1930 gab es noch vier jüdische Familien am Ort. Die jüdischen Haushaltsvorsteher verdienten den Lebensunterhalt als Händler mit Futtermitteln, Frucht und Vieh, als Metzer und Lebensmittelkaufmann. Albert Strass war als Schrotthändler tätig.  
        
1933 wurden 17 jüdische Einwohner gezählt (1,7 % von insgesamt 983 Einwohnern). Diese sind auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Die diskriminierenden Maßnahmen hatten 1933 damit begonnen, dass bei den Wahlen im November 1933 die zwölf jüdischen Stimmberechtigten in Eppelsheim von der Wahlliste gestrichen wurden, sodass sie ihr Wahlrecht nicht ausüben konnten. 

1935 wurde die Gemeinde aufgelöst. 1934 bis 1937 konnten fünf jüdische Personen in die USA emigrieren, drei sind innerhalb von Deutschland verzogen. Aus der Familie des Schrotthändlers Strass konnte eine Person nach Palästina emigrieren, zwei nach Argentinien, fünf Personen der Familie wurden später deportiert, drei sind umgekommen. Die letzten jüdischen Einwohner verließen bis zum Sommer 1939 auf Grund der Ereignisse beim Novemberpogrom 1938 den Ort. 
        
Von den in Eppelsheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Else Lessler geb. Levis (1908), Moritz Levis (1888), Wilhelmine Mannheimer geb. Strass (1901), Ernestine (Ernestina) Meyer geb. Schloss (1890), Anna Strass (1910), Albert Strass (1911), Anna Süs geb. Strauss (1871).   
  
  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1872 / 1890 
sowie Ausschreibungen der Vorbeterstellen für die hohen Feiertage 1903 / 1907 / 1908 / 1909 / 1911 

Anzeige in der "Wochenschrift für die religiösen und socialen Interessen des Judentums" vom März 1872 S. 290: "Vakanz.
In der israelitischen Gemeinde Eppelsheim bei Worms ist die Stelle eines Lehrers, Cantors und Schächters, mit der ein jährlicher Gehalt von 300 Gulden nebst freier Wohnung verbunden ist, vakant. Konkurrenzfähige Bewerber wollen sich unter Vorlage ihrer Zeugnisse bei unterzeichneter Behörde melden.
Worms, den 15. August 1872. Großherzogliches Kreisamt Worms." 
 
Eppelsheim Israelit 09011890.jpg (44669 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1890: Die hiesige Kantor-, Schächter- und Lehrerstelle soll sofort besetzt werden. Gehalt 400 Mark nebst freier Wohnung und Heizung und bedeutendem Nebenverdienst. 
Offerten mit Zeugnisabschriften wolle man senden an 
Leopold Schloss
, Vorstand, Eppelsheim (Rheinhessen)."    
   
Ausschreibung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. Juli 1903: "Eppelsheim (Hessen). Vorbeter für die hohen Feiertage. Mark 50 bis Mark 60 und freie Station."   
   
Eppelsheim Israelit 15081907.jpg (60829 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. August 1907: "Die Gemeinde Eppelsheim, Rheinhessen, sucht einen Vorbeter für Roschhaschono und Jomkippur für den Gehalt von Mark 60. Reisespesen werden nicht bezahlt. Derselbe muss eine gute Stimme haben und gut zum verstehen sein. Ein jüngerer Mann wird bevorzugt."    
 
Eppelsheim Israelit 27081908.jpg (44244 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1908: "Die Israelitische Gemeinde sucht einen jüngeren Mann mit guter Stimme als Vorbeter nach Eppelsheim Rheinhessen für Roschhaschone und Jomkippur für 60 Mark. Reisespesen werden nicht vergütet. Offerten an 
Leopold Heymann, Eppelsheim (Rheinhessen)."   
 
Eppelsheim Israelit 26081909.jpg (39813 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. August 1909: "Wir suchen für die hohen Feiertage einen Vorbeter mit guter Stimme, nicht unter 30 Jahre alt. Vergütung inklusive Spesen Mark 60.-   
Synagogen-Gemeinde in Eppelsheim (Rheinhessen).    
 
Eppelsheim Israelit 31081911.jpg (43516 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1911: "Wir suchen für die hohen Feiertage einen Vorbeter, ein Deutscher, bis zu 30 Jahren, mit guter Stimme. Wir zahlen 65 Mark mit Spesen. Derselbe soll auch Schofar blasen. Israelitische Gemeinde Eppelsheim (Rheinhessen)".  

    
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Bei jüdischen Beerdigungen in Eppelsheim läuten die Kirchenglocken (1857)   
Anmerkung: der genannte Rabbiner Dr. Ludwig Lewysohn war als Rabbiner ausgebildet, aber in Worms als "Prediger" neben Rabbiner Jakob (Koppel) Bamberger angestellt. Zu Dr. Ludwig Lewysohn (geb. 1819 in Schwersenz, gest. 1901 in Stockholm) siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Lewysohn

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. März 1857: "Bei einem Leichenbegängnis (sc. Beerdigung) in der Gemeinde Eppelsheim, bei welchem Levysohn von hier (sc. Worms) die geistliche Funktion versagt, hatte derselbe Gelegenheit zu bemerken, dass unaufgefordert mit den Glocken der Kirche geläutet wurde; es soll dies in allen den Gemeinden Rheinhessens der Fall sein, in welchen die jüdische Bevölkerung zur Anschaffung der Glocken mit beisteuerte."       

    
     
Zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
(Grundlage der Informationen bereits bei Arnsberg s.Lit. Bd. I S. 163) 
   
Henry Greenebaum (Grünebaum) ist am 18. Juni 1833 in Eppelsheim als Sohn von Jacob Elias Grünebaum (geb. 1797 in Reipoltskirchen, gest. 1870 in Chicago) und der Sara Esther geb. Herz (geb. 25. Juli 1796 in Eppelsheim, gest. 18. September 1894 in Chicago) geboren. Er wanderte 1848 nach Chicago aus, wo bereits seine Brüder Michael und Elias waren. Zunächst war er als Verkäufer und vier Jahre in einer Bank tätig. Danach gründete er mit seinem Bruder Elias (siehe unten) die German National Bank, dann auch die German Savings Bank. 1877 geriet die Bank allerdings in Schwierigkeiten, worauf er sich ins Versicherungsgeschäft verlegte. Er starb im Alter von 80 Jahren im Februar 1914. Zeitlebens hat er sich für die Interessen der jüdischen Gemeinschaft in Chicago eingesetzt. Er war mit Abraham Lincoln befreundet und unterstützte General Grant im Jahre 1868. U.a. war er Gründer der City Library of Chicago, der United Hebrew Charities und von Bnai Berth in Chicago. Er war lebenslängliches Mitglied der Chicago Historical Society und gehörte vielen weiteren Institutionen und Organisationen an.

Greenebaum Henry.gif (164848 Byte)Links: Henry Greenebaum - Quelle und ausführlich zu seiner Biographie und Familie ein Artikel bei rootsweb.ancestry.com  
  
Ausführliche Artikel zu den wichtigen Mitglieder der Familie Greenebaum in "The Universal Jewish Encyclopedia" (nur die erste Seite kann ohne "sign in" gelesen werden. 
  
Website von A.G. Becker & Co. mit ausführlichem Beitrag und Quellen: "The Saga of Henry Greenebaum"   
 
Weitere Beiträge: in Suchmaschinen "Henry Greenebaum" eingeben. 

        
Elias Greenebaum (Grünebaum) ist 1822 in Eppelsheim geboren (älterer Bruder von Henry). Er wanderte 1847 nach Chicago aus. Nachdem die mit seinem Bruder Henry gegründete Bank 1877 in Schwierigkeit geraten war, gründete er 1878 mit seinen beiden Söhnen das Bankhaus Greenebaum Sons, das noch bis mindestens 1914 bestand. Elias Greenebaum starb im hohen Alter von 96 Jahren 1919 in Chicago. 
  
Michael Greenebaum (Grünebaum) ist 1824 in Eppelsheim geboren. Er wanderte 1846 nach Chicago aus. 1851 gründete er die "Hebrew Benevolent Society" und wurde ihr erster Präsident. Er hat mehrere andere für die jüdische Gemeinschaft wichtige Organisationen gegründet oder mitbegründet (u.a. die Zion Literary Society).  Er starb 1894 in Chicago. 
   
Abraham Hart (Herz) ist 1831 in Eppelsheim geboren. Er wanderte 1854 nach Chicago aus und gründete mit seinem jüngeren Bruder Henry N. Hart das Möbel-Engros-Geschäft Hart Brothers. Abe Hart (wie er genannt wurde) war von Bedeutung für die jüdische Gemeinschaft Chicagos. Er gründete das jüdische Waisenhaus in Cleveland und unternahm viel für Waisen und Wohltätigkeit, sodass er auch als "Montefiore of Chicago" bezeichnet wurde. Lange Jahre war er Direktor der Sinai Congregation in Chicago.  
      

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten für Albert Strass,
 geboren in Eppelsheim
 
 Eppelsheim KK MZ Strass Albert.jpg (88920 Byte)   
    Kennkarte (Mainz 1939) für Albert Strass (geb. 26. November 1911 in Eppelsheim),
 landwirtschaftlicher Arbeiter, wohnhaft in Alzey, Worms und Mainz; am 30. September 1942 
ab Darmstadt in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und vermutlich ermordet.   
  

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge                
   
Zunächst war vermutlich ein Betraum in einem der jüdischen Häuser vorhanden. 1841/42 wurde der Bau einer Synagoge geplant. Alternativ wurden der Kauf eines Wohnhauses zum Umbau in eine Synagoge oder der Kauf eines Grundstückes zum Neubau erwogen. Behördlicherseits wurde die Durchführung einer Kollekte in Worms sowie die Sammlung bei reicheren jüdischen Familien in Frankfurt genehmigt. Doch führten diese Bemühungen zunächst nicht zu einem Erfolg. Bis 1848 wurden die Baupläne zurückgestellt. Erst 1849 wurde mit dem Bau begonnen, 1850 wurde die Synagoge eingeweiht.
  
Über 80 Jahre war die Synagoge Zentrum des jüdischen Gemeindelebens am Ort. Auf Grund der seit Ende des 19. Jahrhunderts zurückgegangenen Zahl der Gemeindeglieder wurde das Abhalten von Gottesdiensten jedoch wegen der dazu nötigen Zahl von zehn jüdischen Männern (Minjan) vermutlich immer schwieriger. Doch wurde die Synagoge an Festtagen und zu besonderen Gottesdiensten weiterhin verwendet, wie die Durchführung einer Bar Mizwah-Feier in der Synagoge 1931 zeigt (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Bar_Mitzwa)
  
Bar Mizwa-Feier in der Synagoge (1931)      

Artikel im "Mitteilungsblatt des Landesverbandes der israelitischen Gemeinden in Hessen" vom September 1931 S. 9: "Eppelsheim. Am 22. August dieses Jahres wurde Rudi Levis, Sohn des Herrn Max Levis, Barmizwoh. Das war für unsere kleine, nur aus vier Familien bestehende Gemeinde ein erhebender Tag, fand doch diese Veranlassung nach langer Pause wieder einmal in unserer, für diesen Zweck festlich geschmückten Synagoge Gottesdienst am Freitag abend und am Sabbat morgen statt. Geleitet wurde dieser durch Herrn A. Salomon, Oberreallehrer i.R., aus Worms, der im Auftrage des Landesverbandes den Barmizwoh für diesen religiösen Akt vorbereitet hatte. Dieser trug seinen Toraabschnitt in einer Weise vor, die ihm den Beifall aller Zuhörer Eindruck. Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand eine Ansprache des Herrn Salomon, gerichtet an die Gemeinde und an den Barmizwoh, die auch auf die gegenwärtige ernste Lage unseres Vaterlandes einging, aber auch der zuversichtlichen Hoffnung auf kommende bessere Zeiten Ausdruck gab. Sie galt allen Parteien und Bekenntnissen; sie forderte auf zur Einfachheit, Mäßigkeit und Bescheidenheit, zur Tapferkeit im ertragen. Dieser Appell galt insbesondere den Frauen. Auch dem Söhnchen des Herrn Otto Süs, Karl Ludwig Süs, das in diesem Sabbat zum ersten Mal mit seiner Wimpel (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Mappa) zum Gotteshause ging, widmete Herr Salomon von Herzen kommenden Wünsche. Möge es Herrn Salomon noch vergönnt sein seine Worte in Erfüllung gehen zu sehen!"        

   
Spätestens seit der Auflösung der Gemeinde 1935 wird die Synagoge nicht mehr zu Gottesdiensten verwendet worden sein. Dennoch ist das Gebäude beim Novemberpogrom 1938 verwüstet worden. Danach wurde es 1939 gekauft, vom neuen Eigentümer als Geräteschuppen verwendet und 1973 abgebrochen. Der Eigentümer hatte sich 1972 an die staatliche Denkmalpflege gewandt, da er das Grundstück besser nutzen wollte. Zunächst wurde erwogen, nur noch das Erdgeschoss zum Unterstellen von Geräten zu verwenden und in das Obergeschoss eine Wohnung einzubauen. Auch ein Anbau wurde genehmigt. Die Pläne konnten nicht realisiert werden. 1974 wurde an Stelle der ehemaligen Synagoge eine Gerätehalle errichtet (Auskünfte Bürgermeisteramt Eppelsheim vom 14. und 15.9.2010).    
     
     
 
Adresse/Standort der Synagoge:    Grundstück Blaugasse 21  
     
(Hinweis: die Synagoge stand nicht, wie in manchen Publikationen genannt, in der Blaugasse 7; das hier stehende Haus hat nichts mit der ehemaligen Synagoge zu tun).   
     
     
Fotos   

Gedenktafel an der Außenmauer zur
evangelischen Kirche in Eppelsheim
(Foto von Michael Ohmsen,
 Sommer 2010)  
 Eppelsheim Gedenktafel 180.jpg (135479 Byte)  Eppelsheim Gedenktafel 181.jpg (107878 Byte)
   Inschrift der Tafel: "Zur Erinnerung an alle Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft aus unserer Gemeinde. Stellvertretend für viele nennen wir die Namen ehemaliger jüdischer Mitbürger: Anna Strass * 4.6.10, in Auschwitz verschollen - Else Lessler geb. Levis * 26.1.08, in Auschwitz schollen - Moritz Levis * 5.2.1888, in Eppelsheim für tot erklärt - Wilhelmine Mannheimer geb. Strass * 17.9.01, in Polen verschollen - Ernestine Mayer geb. Schloß * 3.2.1890, in Auschwitz für tot erklärt, Albert Strass * 26.11.11, in Polen verschollen."  

   
    

Links und Literatur

Links:

bullet Website der Gemeinde Eppelsheim    
bullet Website der VG Alzey-Land  
bulletWebsite von Steve Hahn zur jüdischen Geschichte in Eppelsheim   
Von Steve Hahn erarbeitet:  Special-Musterliste der Gemeinde - Juden in Eppelsheim 1817-1832  
                            sowie Register of Name Changes of the Jews in Eppelsheim       
bulletDer Name des in Auschwitz ermordeten Moriz Levis findet sich auch in niederländischen Gedenkseiten u.a. http://historie.venlo.nl/persoon.asp?odID=394      

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 162-163. 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 78.  
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 146 (mit weiteren Literaturangaben). 
bulletDie Juden im Ortsbürgerregister von Eppelsheim Liste 1823-1836 und Liste 1837-1881 (Online einsehbar).   
bulletMonika Richarz / Reinhard Rürup: Jüdisches Leben auf dem Lande. 1997. S. 378 (zu Eppelsheim 1933). 
bulletTobias Brinkmann: Von der Gemeinde zur 'Community'. Jüdische Einwanderer in Chicago 1840-1900. Universitätsverlag Rasch Osnabrück 2002. 
Darin ein Abschnitt 2.5: "Von Eppelsheim nach Chicago: Kettenwanderung nach Chicago" S. 65-71.  
bulletHart, Schaffner & Marx: Reprint des Style Book Herbst/Winter 1909-1910. Mit einem Nachwort von Martina Graf und einer englischen Übersetzung von Lisa Hannah. Hamm am Rhein 2012. (Im Nachwort auch eine Beschreibung der deutschen Herkunft). 
vgl. Presse-Artikel Hammer Verlag gestaltet Reprint des „Style Book“ von „Hart, Schaffner & Marx“ (Allgemeine Zeitung, 04.07.2012)  

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Eppelsheim, Hesse. The community, numbering 70 (5 % of the total) in 1828, disbanded in 1935 and by August 1939 no Jews remained.       
          
           

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020