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"Synagogen im Kreis Hersfeld-Rotenburg"
Erdmannrode (Gemeinde
Schenklengsfeld, Kreis Hersfeld-Rotenburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Erdmannrode bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1927. Ihre Entstehung geht vermutlich in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück.
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert wie
folgt: 1835 142 jüdische Einwohner, 1861 129, 1905 82. Um
1886/87 gab es es noch 21 jüdische Steuerzahler am Ort.
Im Revolutionsjahr 1848 kam es in Erdmannrode zu schweren
Ausschreitungen, bei denen vier Häuser jüdischer Familien überfallen und
ausgeraubt wurden.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Elementarschule, ein rituelles Bad sowie ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein jüdischer Lehrer
(Elementarlehrer) angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter
fungierte. Die jüdische Gemeinde gehörte zum Provinzialrabbinat Fulda.
Über die Geschichte der jüdischen Elementarschule liegen folgende
Informationen vor: 1867 gab es 20 Schüler in zwei Abteilungen, 1878 noch 13
Schüler, von 1890 bis um 1900 wieder 20 Schüler, danach ging die Zahl zurück.
Von den jüdischen Lehrern ist bekannt: Levi Wertheim (geb. 1812,
Lehrer von 1838 bis 1878, beigesetzt im jüdischen Friedhof), Liebmann Braunschweiger (um 1900 bis zu seiner
Versetzung 1904 nach Hünfeld). Im Mai 1904
wurde die Elementarschule aufgelöst (Pressemitteilung siehe unten). Im August 1904 wurde
die Lehrerstelle jedoch noch einmal als "Privat-Elementarlehrerstelle"
ausgeschrieben. Ob sie nochmals besetzt wurde, ist nicht bekannt.
Um 1924 lebten noch zwei jüdische Familien am Ort, die zur Gemeinde Eiterfeld
gehörten. 1929 verzog die letzte jüdische Familie am Ort nach
Eiterfeld.
Von den in Erdmannrode geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Sara Klara Adler geb.
Katz (1883), Bernhard Gutmann (1883), Bertha Hahn geb. Katz (1883), Jakob Katz
(1876), Karl Kurt Katz (1925), Leiser Katz (1869), Liebmann Katz (1873), Manuel
Katz (1878), Max Katz (1891), Meier Katz (1874), Regine (Rickchen) Katz geb.
Braunschweiger (1867), Selma Katz geb. Kaufmann (1889), Berta Nussbaum geb.
Oppenheim (1885), Moritz
Oppenheim (1895), Simon Oppenheim (1888), Lina Schwab geb. Katz (1872), Berni Speier geb. Oppenheim (1898),
Lina Spiegel geb. Katz (1880), Irma Stern (1897), Bernhard Weinberg (1871), Bella Weinberg (1904),
Bernhard Weinberg (1873), Emma Weinberg geb. Lebrecht (1871).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers / Vorbeters /Schächters 1879 / 1895 / 1904
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1879:
"Die israelitische Elementarlehrer- und Vorbeterstelle in
Erdmannrode, Kreis Hünfeld, ist sofort zu besetzen. Das Einkommen
beträgt Mark 750 und Mark 90 Feuerungsvergütung neben freier
Dienstwohnung, sowie ansehnliches Nebeneinkommen für Schächterdienst.
Bewerber haben ihre Gesuche und Zeugnisse an die unterzeichnete Stelle zu
richten.
Fulda, 4. September 1879.
Vorsteheramt der Israelit Dr. M. Cahn, vt. Tannenbaum." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Dezember 1879:
"Fulda, 10. Dezember 1879. Die israelitische Elementarlehrer-
und Vorbeterstelle in Erdmannrode, Kreis Hünfeld, ist sofort zu besetzen.
Das Einkommen beträgt Mark 750 und Mark 90 Feuerungsvergütung neben
freier Wohnung, sowie ansehnliches Nebeneinkommen für Schächterdienst.
Bewerber haben ihre Gesuche und Zeugnisse an die unterzeichnete Stelle zu
richten.
Vorsteheramt der Israeliten. Dr. M. Cahn, vt. Tannenbaum." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1895:
"Durch die Versetzung des seitherigen Inhabers der israelitischen
Schulstelle in Erdmannrode ist diese Stelle mit dem 1. dieses
Monats vakant geworden. Das Einkommen der genannten Schulstelle beträgt
neben freier Wohnung, aber einschließlich der Feuerungs-Entschädigung
jährlich 940 Mark. Hierzu kommt noch das Einkommen durch die Ausübung
des Schächterdienstes.
Bewerbungsgesuche und Zeugnisse - letztere zunächst in unbeglaubigter
Abschrift - sind bis zum 20. dieses Monats an die unterzeichnete Behörde
zu richten.
Fulda, den 6. März 1895. Vorsteheramt der Israeliten.
Dr. M. Cahn, Provinzial-Rabbiner." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August 1904:
"Die Privat-Elementarlehrerstelle in Erdmannrode (Kreis Hünfeld) ist
durch einen staatlich geprüften Lehrer sofort zu besetzen. Das
Einkommen beträgt 500 Mark nebst freier Wohnung. Neben-Einkommen ca. 200
Mark und Einkommen aus dem Schächterdienst 200 Mark. Meldungen nebst
Zeugnissen sind alsbald an die unterzeichnete Behörde zu richten.
Fulda, 1. August.
Vorsteheramt der Israeliten." |
25-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Liebmann Braunschweiger
1929 in Hünfeld mit Erwähnung seiner Zeit in Erdmannrode
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1929:
"Hünfeld, 8. Februar 1929. Lehrer Braunschweiger hier feierte letzte
Woche sein 25jähriges Ortsjubiläum. Vorher war er 14 Jahre in Godesberg
(Rhein) und Erdmannrode tätig. Die Feier zeigte, welche großer Liebe und
Achtung Herr Braunschweiger sich im Kreise seiner Gemeinde und Kollegen
erfreut. Die vielen Geschenke und Blumenspenden legten Zeugnis hierfür
ab. - Beim Sabbatgottesdienst feierte Synagogenältester Katz in einer
längeren Ansprache Herrn Braunschweiger als Lehrer und Führer der
Gemeinde. Am Sonntagnachmittag fand ein Festgottesdienst statt, bei der
Herr Provinzialrabbiner Dr. Cahn - Fulda die Festrede hielt. Lehrer
Oppenheimer - Rhina überbrachte die Grüße und Gratulation der
Israelitischen Lehrerkonferenz Hessens und des Jeschurun; Herr Berlinger -
Burghaun gratulierte im Namen seiner
Gemeinde (der Heimatgemeinde des Jubilars). Ihnen allen dankte Herr
Braunschweiger. Abends fanden theatralische Aufführungen und ein
Festessen statt." |
Auflösung der Elementarschule 1904 nach Versetzung von Lehrer Liebmann
Braunschweiger nach Hünfeld
Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 19. Mai 1904: Hünfeld.
Die israelitische Schule zu Erdmannrode ist mit der Versetzung des
seitherigen Lehrers wegen allzu geringer Frequenz von der Königlichen
Regierung zu Kassel aufgelöst worden. Dieser Beschluss wurde vom Minister
genehmigt." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Freispruch für die wegen den Ausschreitungen von 1848
in Erdmannrode angeklagten Personen (1850)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 15. April 1850: "Kassel, 1. April (1850). Die wegen
der Verheerungs- und Raubszenen von 1848 an vier Judenhäusern zu Erdmannrode
Angeklagten sind von den Geschworenen zu Fulda mit acht gegen vier für
nichtschuldig erklärt worden, obwohl mehrere Zeugen Einzelne derselben
bestimmt erkannt und die Handlungen bezeichnet
hatten." |
Dokument eines Viehhandels von 1868
(Quelle: Private
Website zu Widdershausen, dortige Quelle: Buch von Karl Honikel
s.Lit.)
Artikel
aus dem "Hersfelder Intelligenz- und Anzeigenblatt" vom 26.
August 1868: "Ich Endunterschriebener Peter Eizert in Widdershausen
bekenne hiermit, dass ich von dem Handelsmann Aron Katz von Erdmannrode
eine gelbe Kuh mit vorschlägigen Hörnern gegen eine Ziege und ein
Ziegenlamm getauscht habe und verspreche dem gedachten Katz eine Zugabe
mit 32 Talern (schreibe Dreißig zwei Taler). Diese Summe verspreche ich
Eizert die Hälfte diesen Herbst, die andere Hälfte in einem Jahre ohne
die geringste Einrede zu bezahlen; aber zur Sicherheit behält sich der
benannte Katz die obererwähnte Kuh zum Eigentum, bis der letzte Heller
bezahlt ist. Diese Kuh bleibt auf Gefahr und Kosten der Peter Eizert,
solange bis der Kaufschilling getilgt ist. Diese Kuh ist mir sogleich
überliefert worden und bescheinige den richtigen Empfang. - Diesen Schein
selbst gelesen und eigenhändig unterschrieben.
Geschehen Widdershausen, den 19. August 1868. Peter Eizert. Zeugen: Lorenz
Brill und Conrad Mötzing." |
Die Synagogengemeinde Erdmannrode wird aufgehoben
(1927)
Artikel
in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 15. Juli 1927: "Aus Erdmannrode (Kreis
Hünfeld). Der Regierungspräsident hat zunächst auf die Dauer von drei
Jahren angeordnet, dass vom 1. Juli 1927 ab die Synagogengemeinde
Erdmannrode aufgehoben und die Verwaltung des Vermögens der
Synagogengemeinde Eiterfeld
übertragen wird." |
Zur Geschichte der Synagoge
Über die Geschichte der Synagoge in Erdmannrode ist wenig
bekannt. Das Gebäude wurde nach Auflösung der jüdischen Gemeinde 1927 und
nach Wegzug der letzten ansässigen jüdischen Familie 1930 verkauft und
abgebrochen.
Adresse/Standort der Synagoge:
Rasengrundstück an der Ecke der Straßen Hohlweg und Ottegasse (Auskunft von
Karl Honikel)
Fotos
Grundstück der
ehemaligen Synagoge
(Foto von Karl Honikel - erhalten von
Raaya und Izchak Nadel) |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 165-166 und bei Eiterfeld
153-154. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 363-364 (Kurznotiz innerhalb dem Artikel zu Eiterfeld). |
| Karl Honikel: Geschichte der jüdischen Gemeinde
Schenklengsfeld. Christlich-jüdischer Arbeitskreis Schenklengsfeld
1988. |
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