Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Ettlingen (Landkreis Karlsruhe) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 
bulletLinks und Literatur   

       

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
    
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zur Markgrafschaft Baden gehörenden Ettlingen lebten Juden bereits im Mittelalter. Ein gewisser Muosez (= Moses) hatte vor 1308 einen Garten in der Stadt, ein "Meier von Ettlingen" wird in Speyer als eines der dort führenden Gemeindeglieder genannt. 1348/49 waren die Ettlinger Juden von der damaligen Judenverfolgung betroffen.        
          
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in die Zeit des 16./17. Jahrhunderts zurück. Seit 1526 werden Juden wieder vereinzelt genannt. Vorübergehend wurden sie nach 1584 und 1614 aus der Stadt vertrieben. 1605 wohnten vier jüdische Familien in Ettlingen. Diese Familien wohnten damals in der "Judengasse" (heutige Färbergasse westlich der Sternengasse). 
   
In Geleitzahlungen in Pforzheim 1636 (Quelle GLA 171/1979; Rechnung des Untervogts in Pforzheim 1636/37 S. 9-10) wird zwischen September und November 1636 mehrfach Jud Mathes von Ettlingen genannt. Unter den jüdischen Marktbesuchern im Amt Tübingen (Quelle HSAS A 302 Band 12214: Rechnung des Untervogts in Tübingen 1639/40) werden im Februar 1640 gleichfalls Juden aus Ettlingen genannt. 
Literatur: Friedrich R. Wollmershäuser: In: Südwestdeutsche Blätter für Familien- und Wappenkunde. Jahrbuch 2017. 
  
Nach der Zerstörung Ettlingens 1689 und dem Wiederaufbau der Stadt wohnten um 1700 mindestens zwei Familien auch außerhalb der "Judengasse": ein jüdisches Haus stand "am Markt an dem kleinen Bruck-Gäßlein", ein anderes war das Haus Kirchenplatz 3; an ihm nennt eine hebräische Inschrift auf dem Türsturz das Baujahr 1703. 1714 lebten wieder sieben jüdische Familien in der Stadt. 
      
Die Zahl der jüdischen Einwohner blieb im 18./19. Jahrhundert vor allem durch ständige Abwanderungen nach Karlsruhe kaum größer: 1825 wurden 33, 1875 42 jüdische Einwohner gezählt. Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1910 mit 75 Personen erreicht. 
     
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Kuppenheim beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Die Gemeinde gehörte seit 1827 zum Rabbinatsbezirk Karlsruhe, nach 1885 zum Rabbinatsbezirk Bühl
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde David Falk (geb. 18.1.1895 in Malsch, gef. 24.3.1918) und Gefreiter Isidor Machol (geb. 14.3.1895 in Ettlingen, gef. 23.11.1916). Außerdem ist gefallen: Unteroffizier Albert Mayer (geb. 26.10.1892 in Ettlingen, gef. 27.5.1918).      
 
Um 1924 waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde Emil Bodenheimer und Sigmund Machol. Als Lehrer, Vorbeter und Schochet war Lazarus Aberbach tätig. Er unterrichtete an der Religionsschule der Gemeinde damals zwei Kinder: auch in Nachbargemeinden hatte er Unterrichtsaufträge (z.B. in Malsch). 1932 waren die Gemeindevorsteher Berthold Dreyfuss (1. Vors.) und Berthold Mayer (2. Vors.). An jüdischen Vereinen gab es einen Frauenverein (1932 unter Leitung der Frau von Max Machol; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger und Kranker). 

Jüdischen Einwohnern gehörten bis nach 1933 mehrere Gewerbe- und Handelsbetriebe in der Stadt, insbesondere: Altwarenhandlung Emil Bodenheimer (Pforzheimer Straße 10), Viehhandlung Berthold Dreifuß (Rheinstraße 21), Mehlhandlung Max Falk (Schöllbronner Straße 32), Viehhandlung Max Machol (Rheinstraße 21), Metzgerei Sigmund Machol (Kronenstraße 16), Schuhgeschäft David Marx (Kronenstraße 8), Viehhandlung Berthold Mayer (Rheinstraße 8), Jüdische Wirtschaft "Zur Rose", Inh. Elias Mayer (Hirschgasse 4), Viehhandlung Isaak Mayer (Hirschgasse 5), Kaufmann Michael Schiff (Leopoldstraße 9), Althandlung und Geflügelhandlung Paul Spielmann (Marktstraße 6), Kaufmann Zall Wertheimer (Schillerstraße).  
   
1933 wurden 48 jüdische Personen in Ettlingen gezählt. In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Über die Ereignisse beim Novemberpogrom 1938 gegen die Synagoge siehe unten. Im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom wurden mehrere jüdische Männer verhaftet und in das KZ Dachau verschleppt, von wo sie erst nach Wochen zurückkamen. Neun der letzten jüdischen Einwohner wurden am 22. Oktober 1940 von Ettlingen nach Gurs deportiert.      
  
Von den in Ettlingen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Sofie Bensinger geb. Wertheimer (1881), Emil Bodenheimer (1880), Hermann Bodenheimer (1885), Ludwig Bodenheimer (1883), Berthold Dreyfuß (1870), Karoline Dreyfuß geb. Hirsch (1874), Max Falk (1867), Gisela Festerling geb. Schechter (1888), Minna Hammel geb. Machol (1898), Sophie Heim geb. Machol (1866), Hermann Hirsch (1883), Jeanette Hirsch geb. Kahn (1887), Meta Kahn geb. Machol (1886), Elisabeth Kühl geb. Ganz (1895), Berthold Mayer (1865), Frieda Mayer geb. Löb (1862), Hermann Mayer (1897), Martha Mayer geb. Frank (1907), Erwin Meissner (1900), Johanna Muhr geb. Weil (1876), Anna Spielmann geb. Hoffert (1894), Helene Spielmann (1929), Lazarus Spielmann (1919), Lina Spielmann (1923), Max Moses Spielmann (1925), Paul (Pinkas) Spielmann (1893), Sigmund Spielmann (1927), Melanie Vollmer geb. Mayer (1887).       
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1839 / 1840 / 1842 / 1848 / 1851 / 1853 / 1855 / 1873 / 1889 / 1890 / 1893 / 1898 / 1891 / 1901 / 1903   

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 20. Februar 1839 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Bei der israelitischen Gemeinde Ettlingen ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 45 Gulden nebst freier Kost und Wohnung sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage der Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei der Bezirks-Synagoge Karlsruhe zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle weder Schulkandidaten noch Rabbinatskandidaten sich melden, andere inländische Subjekte nach erstandener Prüfung bei dem Bezirks-Rabbiner zur Bewerbung zugelassen werden, denen von Seiten der israelitischen Gemeinde auch gestattet wird, das großherzogliche Schullehrerseminar daselbst zu besuchen, insofern der Religionsunterricht ihrer Jugend nicht dadurch vernachlässigt wird."  
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" von 1840 S. 203 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Bei der israelitischen Gemeinde Ettlingen ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 40 Gulden nebst freier Kost und Wohnung sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage der Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei der Bezirks-Synagoge Karlsruhe zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle weder Schulkandidaten noch Rabbinatskandidaten sich melden, andere inländische Subjekte nach erstandener Prüfung bei dem Bezirks-Rabbiner zur Bewerbung zugelassen werden, denen von Seiten der israelitischen Gemeinde auch gestattet wird, das großherzogliche Schullehrerseminar daselbst zu besuchen."   
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 14. September 1842 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Vakante Schulstellen.
[Bekanntmachung.]. "Vakante Schulstellen. Bei der israelitischen Gemeinde Ettlingen ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 40 fl., nebst freier Kost und Wohnung, sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen.  
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen bei der großherzoglichen Bezirkssynagoge Karlsruhe sich zu melden.  
Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Rabbiner, zur Bewerbung zugelassen werden, denen von Seiten der israelitischen Gemeinde auch gestattet wird, das großherzogliche Schullehrerseminar dortselbst zu besuchen."   
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 25. November 1848 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Die mit einem festen jährlichen Gehalte von 50 fl. und den üblichen Nebengefällen verbundene Vorsängerstelle bei der israelitischen Gemeinde Ettlingen, Synagogenbezirks Karlsruhe, ist zu besetzen. 
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren Gesuchen, unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen, mittelst des betreffenden Bezirksrabbinats, bei der Bezirkssynagoge Karlsruhe sich zu melden. 
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- oder Rabbinatskandidaten, können auch andere inländische befähigte Subjekte nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden. Dabei wird ferner bemerkt, dass dem anzustellenden Vorsänger von Seiten der israelitischen Gemeinde daselbst der gleichzeitige Besuch des großherzoglichen katholischen Schulseminars zu Ettlingen gestattet wird."   
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 15. Januar 1851 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Vakante Schulstellen. 
Die mit einem festen Gehalte von 50 fl. und einem jährlichen Schulgelde von 48 kr. für jedes die Religionsschule besuchende Kind, nebst freier Kost und Wohnung und dem Vorsängerdienste, samt den davon abhängigen Gefällen, verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde Ettlingen, Synagogenbezirks Karlsruhe, ist zu besetzen. Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren Gesuchen, unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen, mittelst des betreffenden Bezirksrabbinats, bei der Bezirkssynagoge Karlsruhe sich zu melden. 
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- oder Rabbinatskandidaten, können auch andere inländische befähigte Subjekte nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden."  
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 26. Februar 1853 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Die mit kreier Kost und Wohnung, einem festen Gehalte von 60 fl. und einem jährlichen Schulgelde von 48 kr. für jedes die Religionsschule besuchende Kind und dem Vorsängerdienste samt den davon abhängigen Gefällen, verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde Ettlingen, Synagogenbezirks Karlsruhe, ist zu besetzen.   
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren Gesuchen, unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen, mittelst des betreffenden Bezirksrabbinats, bei der Bezirkssynagoge Karlsruhe sich zu melden. 
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- oder Rabbinatskandidaten, können auch andere inländische befähigte Subjekte nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden."    
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 24. Februar 1855 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Die mit einem festen Gehalte von 60 fl.. freier Kost und Wohnung und einem Schulgelde von 48 kr. für jedes die Religionsschule besuchende Kind und dem Vorsängerdienste samt den davon abhängigen Gefällen, verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde Ettlingen, ist zu besetzen.   
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren Gesuchen, unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen, mittelst des betreffenden Bezirksrabbinats, bei der Bezirkssynagoge Karlsruhe sich zu melden. 
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- oder Rabbinatskandidaten, können auch andere inländische befähigte Subjekte nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden."   
  
Anzeige in der "Karlsruher Zeitung" vom 5. März 1873: "Verwaltungssachen.
Auskündigung einer Religionsschulstelle
. Die mit einem festen jährlichen Gehalte von 50 fl., freier Kost und Wohnung verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde Ettlingen ist zu besetzen und wird bei Versehung der Stelle der gleichzeitige Besuch des Großherzoglich katholischen Schullehrerseminars daselbst auf Verlangen gestattet. Bewerber wollen sich binnen 4 Wochen bei der Bezirkssynagoge Karlsruhe melden."
 
Ettlingen Israelit 30091889.jpg (50600 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. September 1889: "Auskündigung einer Religionsschulstelle. Die mit dem Kantor- und Schächterdienst verbundene israelitische Religionsschulstelle Ettlingen (Baden) ist auf den 1. Dezember 1889 zu besetzen. Fixum 500 Mark; freie unmöblierte Wohnung. Ledige werde bevorzugt. Meldungen, mit beglaubigten Zeugnisabschriften versehen, sind anher zu richten. 
Großherzogliche Bezirkssynagoge Bühl: Dr. Mayer."
 
Ettlingen Israelit 21111889.jpg (61087 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. November 1889: "Auskündigung einer Religionsschulstelle. Infolge Berufung des kürzlich erwählten Lehrers in den staatlichen Volksschuldienst soll die mit dem Kantor- und Schächterdienst verbundene Religionsschulstelle Ettlingen (Baden) sofort anderweitig besetzt werden. Fester Gehalt 500 Mark, Nebeneinkommen 3-400 Mark, freue möblierte Wohnung. Ledige
 
Ettlingen Israelit 30061890.jpg (74874 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juni 1890: "Auskündigung einer Religionsschulstelle. Die mit dem Kantor- und Schächterdienst verbundene Religionsschulstelle zu Ettlingen (bei Karlsruhe) soll wegen plötzlicher Berufung des bisherigen Lehrers an eine Staatsstelle seine Heimatlandes Bayern auf 1. Juli dieses Jahres neue besetzt werden. Fixum 500 Mark, Nebeneinkommen inklusive Schechitah 400 Mark nebst freier, unmöblierter Wohnung. Ledige Bewerber wollen ihre beglaubigten Zeugnisabschriften sofort an die unterzeichnete Stelle einsenden. 
Bühl, den 25. Juni 1890. Großherzogliche badische Bezirks-Synagoge. Dr. Mayer."
 
Ettlingen Israelit 06021893.jpg (53079 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Februar 1893: "Auskündigung einer Religionsschulstelle. Die mit dem Vorsänger- und Schächterdienst verbundene Religionsschulstelle in Ettlingen (Baden) soll sofort wieder besetzt werden. Fixum 500 Mark. Nebeneinnahmen ca. 400 Mark; freie Wohnung. Ledige werden bevorzugt. Meldungen nebst beglaubigten Zeugnisabschriften sind längstens bis 15. dieses Monats an uns einzusenden. 
Bühl, den 2. Februar 1893. Großherzogliche Bezirks-Synagoge. Dr. Mayer."
 
Ettlingen Israelit 06061898.jpg (70862 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juni 1898: "Auskündigung. Die mit dem Kantor- und Schächterdienst verbundene Religionsschulstelle in Ettlingen bei Karlsruhe soll sofort wieder ordnungsmäßig besetzt werden. Fixum 600 Mark, Nebeneinkommen 4-500 Mark und freie Wohnung für einen Ledigen. Meldungen nebst beglaubigten Zeugnisanschriften sind an die unterzeichnete Stelle einzureichen. 
Bühl in Baden, den 2. Juni 1898. Die Bezirks-Synagoge. Dr. Mayer."
 
Ettlingen Israelit 31011901.jpg (46492 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1901: "Die Stelle des Religionslehrers, Schächters und Kantors in Ettlingen (Baden) ist alsbald zu besetzen. Gehalt Mark 700 pro Jahr und ca. Mark 400 Nebenverdienste. Bewerbungen wollen an den Vorsteher Machol daselbst gerichtet werden."
  
Ettlingen Israelit 18041901.jpg (68281 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1901: "Auskündigung einer Religionsschulstelle. 
Die mit dem Kantor- und Schächterdienst verbundene Religionsschulstelle in Ettlingen bei Karlsruhe ist möglichst sofort zu besetzen. Fester Gehalt vorerst 700 Mark und 100 Mark Wohnungszuschuss. Nebeneinkommen 300-400 Mark. Ledige bevorzugt. Meldungen nebst beglaubigten Zeugnisabschriften sind portofrei dahier einzureichen. 
Bühl (Baden), 1. April. 
Die Bezirkssynagoge,
Dr. Mayer."   
 
Ettlingen Israelit 24101901.jpg (62166 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Oktober 1901: "Auskündigung einer Religionsschulstelle
Die mit dem Kantor- und Schächterdienst verbundene Religionsschulstelle in Ettlingen bei Karlsruhe ist sofort zu besetzen. Fester Gehalt 900 Mark nebst freier Wohnung. Nebengefälle 3 bis 400 Mark. Meldungen nebst beglaubigten Zeugnisabschriften sind an die unterzeichnete Stelle zu richten.   
Bühl (Baden), 15. Oktober. 
Die Bezirks-Synagoge: Dr. Mayer". 
   
Ettlingen Israelit 31081903.jpg (55860 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1903: "Vakanz
Die mit dem Kantor- und Schächterdienst verbundene Religionsschulstelle in Ettlingen bei Karlsruhe ist alsbald neu zu besetzen. Fixum 1.100 Mark. Nebengefälle 300-400 Mark. Ledige werden bevorzugt. Meldungen nebst amtlich beglaubigten Zeugnisabschriften sind sofort anher zu richten. Unbeglaubigte Zeugnisse bleiben unberücksichtigt und werden nicht retourniert. 
Bühl (Baden) im August 1903: 
Die Bezirks-Synagoge: Dr. Mayer."   

   
 Lehrer Josef Herz verlässt die Gemeinde (1903)  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. September 1903: "Eppingen in Baden. Im Mai dieses Jahres verließ uns unser langjähriger. verdienstvoller Lehrer, Elias Eichstetter, infolge seiner Pensionierung. Obschon zahlreiche Bewerber vorhanden sind, ist die Stelle noch unbesetzt. Als Verweser für dieselbe wurde Josef Herz, Lehrer zu Ettlingen bestellt, dem dieselbe wohl auch am Ende definitiv übertragen werden dürfte."     

     
         
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Zum Tod von Kaufmann Abraham Mayer (1892)  

Ettlingen Israelit 29081892.jpg (77206 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1892: "Ettlingen in Baden. Dieser Tage starb dahier im Alter von 80 Jahren der Kaufmann Abraham Mayer. Derselbe, welcher schon vor der Geburt den Vater verloren hatte, wurde von seiner Mutter, einer geb. Ettlinger aus Karlsruhe, nach der frommen Weise ihrer Familie erzogen, und war er während seines ganzen Lebens ein echter Jehudi im wahren Sinne des Wortes. Zu einem großen Teil seines Lebens war er Vorstand in die hiesigen Gemeinde und konnte durch seinen Einfluss die Neologie keinen Fuß hier fassen. Da der Lehrer- und Vorbeterdienst in der Gemeinde durch einen Zögling des hiesigen Großherzoglichen Schulseminars zu versehen war, diesem aber oft die Zeit zur gehörigen Vorbereitung fehlte, als Vorsänger und Vorbeter fungieren zu können, so hat der Verblichene seit fast einem halben Jahrhundert diese Funktionen nicht nur an den ehrfurchtgebietenden Tagen, sondern das ganze Jahr hindurch versehen. Den Lehrer-Seminaristen stand er stets mit Rat und Tat bei." 

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Anzeige von Henry Mayer (1890)  

Ettlingen Israelit 01121890.jpg (28806 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Dezember 1890: "Verlangt - ein besseres Zimmermädchen aus guter Familie für einen kleinen Haushalt. Zeugnisse nebst Photographie einzuschicken an Henry Mayer, Ettlingen bei Karlsruhe."  

    
Lehrlingssuchen des Papier-Engros-Geschäftes Machol & Löwengardt (1901 / 1904)  

Ettlingen Israelit 25031901.jpg (38394 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. März 1901: "Lehrlingsgesuch
Wir nehmen in unser Papier-Engros-Geschäft, Samstags und israelitische Feiertage geschlossen, per 1. Juni oder etwas früher, einen Lehrling mit guten Schulkenntnissen auf und erbitten Angebote.  
Machol & Löwengardt
, Ettlingen (Baden)."   
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1904: "Lehrlings-Gesuch. 
Einen Lehrling mit guter Schulbildung nehmen nach Ostern auf; Samstags und israelitische Feiertage geschlossen. 
Machol & Löwengardt, Ettlingen".    

   
   
   
Zur Geschichte des Betsaals / der Synagoge           
    
Über mittelalterliche Einrichtungen ist nichts bekannt. Vermutlich kam es damals nicht zur Bildung einer Gemeinde.
   
Über einen Betsaal liegen erst Mitte des 18. Jahrhunderts Informationen vor. 1742 bat die gesamte Ettlinger Judenschaft, in einem in der Neustadt liegenden Judenhaus ihre Schule, das heißt einen Betsaal einrichten zu dürfen. Damals wurde Baumeister Rohrer von Rastatt zur Besichtigung der in Frage kommenden jüdischen Häuser zugezogen. Er prüfte, ob ein durch Außenlärm nicht zu sehr gestörter Raum in diesen Häuser zu finden sei. Es ist anzunehmen, dass damals ein Betsaal ("Judenschule") im Albstraße 31/Ecke Färbergasse ("Judengasse") eingerichtet wurde. Dieses Haus war wenige Jahre zuvor von einer jüdischen Familie erbaut worden. 1984 wurde bei der Renovierung des Hauses eine hebräische Inschrift über dem Eingang Färbergasse entdeckt, die auf das Baudatum des Hauses (Rosch Chodesch = 1. Cheschwan (5)466 = 19. Oktober 1705 und den damaligen jüdischen Besitzer (Isai Wentul, Wentol oder Isai und Entul, Entol?) hinweist. Der Betsaal in diesem Haus war freilich nur gemietet; die jüdische Gemeinde hatte um 1820 jährlich 60 Gulden an Mietzins zu bezahlen.  
  
1848/49 beschloss die jüdische Gemeinde, "ein eigenes Lokal zu unserem Bethause anzukaufen, und ist soweit, dass wir es auch gekauft haben". Der Kauf bezog sich auf ein altes Gerberhäuschen, das von der Gemeinde zu einer ersten Synagoge umgebaut wurde. Es befand sich an der Alb gegenüber dem Pfarrhaus St. Martin. Zum Erwerb dieses Gebäudes und zur Einrichtung als Synagoge erbat die Ettlinger Judenschaft damals sowohl vom Gemeinderat als auch vom Ministerium des Innern einen Zuschuss, "weil sich unsere Seelenzahl vermehrt", aber auch, "weil wir keinen Fonds haben und unsere meisten Angehörigen arm sind". In diesem Gebäude wurde auch ein rituelles Bad eingerichtet. 1857 wurde das Bad vom Bezirksrabbinat freilich als "unreligiös und unbrauchbar" beschrieben, weshalb der Synagogenrat noch im gleichen Jahr wegen eines Neubaus an den Gemeinderat herantrat mit der Bitte, durch Einbau einer Deuchelleitung in die Alb die Wasserzuführung zu ermöglichen. Ob es dazu kam, ist aus den vorliegenden Quellen nicht mehr erkennbar. Bereits um 1880 war das Gebäude der ersten Synagoge den 70 in Ettlingen lebenden Juden zu klein, das Gebäude war auch völlig veraltet. Es stand zudem der offener werdenden Stadt im Wege, weshalb im "Mittelbadischen Courier" vom 16. Juli 1871 der Wunsch zu lesen war: "Hoffentlich wird die Synagoge, welche ebenfalls den Verkehr stört und in bezug auf die architektonische Form der Gans ebenbürtig ist, bald nachfolgen und durch gemeinschaftliches Zusammengehen der Stadtbehörde und der Israelitischen Gemeinde der letzteren an anderer Stelle ein würdiger Tempel errichtet". 1888 wurde nach dem Bau der neuen Synagoge das Gebäude der alten abgebrochen. Eine Gedenktafel für die Alte Synagoge wurde im November 1985 an der neuen Albufermauer, unweit der Sternengasse, in der Sandsteinkanzel eingelassen mit der Inschrift: "Ettlinger Synagoge. durch Umbau eines Gerberhauses 1849 an dieser Stelle errichtet und 1888 abgebrochen. Der Neubau der Synagoge in der Pforzheimer Straße wurde 1938 niedergebrannt".  
    
Die Pläne für die neue, 1888/89 erbaute Synagoge fertigte der spätere Stadtbaumeister Alexander Kiefer. Die Synagoge befand sich in der Nachbarschaft zweier weiterer öffentlicher Gebäude: des Spitals (heute Stephanus-Stift) und der Thiebauthschule (Pforzheimer Straße 20). Die ganz in Werkstein ausgeführte, Stilformen der Renaissance aufgreifende Fassade des Baus wies eine vertikale Dreiteilung auf, indem zwei mit Kuppeldächern versehene Eckrisalite den Mittelteil turmartig einrahmten. Die Eckrisalite, mit hervorgehobenen Eckquadern im Erdgeschoss, trugen im Obergeschoss je zwei Schrifttafeln, auf denen Gebote und Psalmen in hebräischer Schrift zitiert waren. Am Sonntag, 6. Oktober 1889 wurde die Synagoge durch Oberrabbiner Dr. Mayer aus Bühl eingeweiht. Es war der Tag nach dem Versöhnungsfest, an dem man nach jüdischer Tradition mit dem Bau der Laubhütte beginnt. Die Festgemeinde, zu der auch christliche Mitbürger zählten, war zuvor nach einem Abschiedsgottesdienst in der alten Synagoge in Begleitung des Musikzugs der Ettlinger Unteroffiziersschule zum neuen Gotteshaus gezogen, wo ein Gemeinderat das Gebäude unter den Schutz der Stadt nahm.    
    
Die Einweihung der Synagoge in Ettlingen am 6. Oktober 1889   

Artikel im "Mittelbadischen Kurier" vom 9. Oktober 1888: "Ettlingen, 7. Okt.: Die Einweihung der neuen Synagoge hat vorgestern Nachmittag durch den Oberrabbiner Herrn Dr. Mayer von Bühl stattgefunden. Nachdem in der alten Synagoge ein kurzer Abschiedsgottesdienst abgehalten worden war, bewegte sich ein langer Zug, die Musik der Königlichen Unteroffizierschule voran, durch die Kronenstraße zum neuen Gotteshaus an der Pforzheimerstraße. Es hatten sich von auswärts sehr viele Glaubensgenossen eingefunden, um der hiesigen Israelitischen Gemeinde zu ihrem Freudenfeste ihre Teilnahme zu bezeugen. Aber auch eine Menge Bewohner christlichen Bekenntnisses nahmen am Zug und am Eröffnungsgottesdienst teil. Am Eingang zur Synagoge übergab Fräulein Ernstine Bodenheimer dem Vertreter der Stadt, Herrn Gemeinderat May, den Schlüssel mit einer Ansprache und mit der Bitte, auch dieses Gotteshaus unter den Schutz der Gemeinde zu nehmen, worauf Herr Haas im Namen des Gemeinderats die neue Synagoge unter den öffentlichen Schutz stellte, wünschend, dass auch von diesen geweihten Räumen aus Frieden und Eintracht unter die Einwohnerschaft getragen werden möge. Nach Öffnung der Pforte suchte im Innern Platz zu finden, wem es nur möglich war.  
"Mein Haus soll ein Bethaus genannt werden für alle Volker". Mit diesem Prophetenworte, das über der Eingangstür prangte, begann der Herr Oberrabbiner seine Festpredigt. Er wolle hiermit jedoch nicht gesagt haben, dass alle Menschen den israelitischen Kultus annehmen sollen; durchaus nicht: Es könne nach dem Talmud vielmehr jeder sozusagen nach seiner Façon selig werden. Seit der Zeit, in welcher der Talmud geschrieben worden, seien Jahrtausende verflossen; auf allen Gebieten haben die Menschen enorme Fortschritte gemacht. Nur in einem Punkte ließen sich noch viele Fortschritte wünschen: In der Nächstenliebe. Redner führte aus, wie der eine den andern wegen seines Glaubens noch bemängele, wie er meint, nur allein das Rechte zu besitzen und doch stehe die Nächstenliebe über allem erhaben da. Auch dieses Gotteshaus sei erbaut worden auf Grund der Nächstenliebe. Wohl ist in erster Linie dem rührigen Vorstand der hiesigen Israelitischen Gemeinde der Dank zu zollen für seine Aufopferung, allein wenn nicht von Seiten der politischen Gemeinde in so freundlicher Weise entgegengekommen worden wäre, so könne heute dieses Fest doch nicht gefeiert werden. Weiter sei die Opferfreudigkeit der hiesigen Einwohnerschaft und der Glaubensgenossen von Nah und Fern hervorzuheben. Allen, die sich am Bau oder in irgend einer andern Weise verdient gemacht haben um das Gelingen dieses Werkes, das so recht die Nächstenliebe zu Stande gebracht, sei der aufrichtige Dank ausgesprochen. Dies sind wohl die Hauptgedanken der Festpredigt. Nach abwechselnden Gesängen und Gebeten schloss der Gottesdienst, worauf die schön geschmückten Räume der freien Besichtigung des Publikums geöffnet wurden. Abends fand sodann im Gasthaus zum Erbprinzen ein Konzert und gestern Abend ein Festball im Gasthaus zum Hirsch statt, welch beide Festlichkeiten den schönsten Verlauf nahmen.
Die Synagoge bietet in ihrer Vorderansicht einen hübschen Anblick dar, doch sind ihre Seitenwände etwas kahl. Diesem Überstande soll, wie wir hören, durch Anpflanzung von Bäumen zu beiden Seiten abgeholfen werden. 
Mit dem Abbruch der alten Synagoge wird ein Wahrzeichen Ettlingens verschwinden, was jedoch in keinerlei Weise zu bedauern ist, denn es wird nicht nur Licht und ein freier Blick für die Nachbarhäuser geschaffen, auch der Ausblick von der Brücke am Rathaus wird ein freundlicherer und der Verkehr auf der Albstraße bedeutend erleichtert werden."   

Bis 1938 wurden in der Synagoge Gottesdienste abgehalten. 
       
Am Morgen des 10. November 1938 wurde die Synagoge von Westwallarbeitern unter Führung eines SA-Sturmführers angezündet. Sie brannte völlig aus; die Feuerwehr beschränkte sich vor allem auf den Schutz der Nachbargebäude. Ein Jahr lang blieb die rauchgeschwärzte Ruine in der Pforzheimer Straße stehen. Dann erfolgte ihr Abbruch auf Kosten der Israelitischen Gemeinde, was der Synagogenrats-Vorsitzende Max Falk mit seiner Unterschrift zu bescheinigen hatte. Nach Aufstellung des Stadtbauamts kostete der Abbruch 88,88 Mark.    
    
Artikel in der NS-Presse über den 10. November 1938 in Ettlingen    
(Anmerkung: ein widerlicher Hetzartikel, geschrieben von einem nationalsozialistisch gesinnten Berichterstatter)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Führer" vom 13. August 1938: "Ein erinnerungsreicher Tag.
Der 10. November 1938 wird in der Geschichte der Stadt Ettlingen für immer seine besondere Note behalten. Am Morgen dieses Tages haben die Sirenen der Bevölkerung angezeigt, dass der Nationalsozialismus als fanatische und gläubige Idee sich durch ein feiges Judentum auf die Dauer nicht mehr herausfordern lässt. Wenn aus der Brutstätte aller jüdischen Verkommenheit, aus der Synagoge in der Pforzheimer Straße, in den Morgenstunden Rauch und Flammen emporstiegen, wenn deutsche Arbeiter durch die Straßen fuhren und in Sprechchören gegen die jüdische Frechheit und den verbrecherischen Mordanschlag gegen einen Deutschen Volks- und Parteigenossen in unmissverständlicher Weise Stellung nahmen, dann war dies die Stimme des Volkes, die sich auch hier bemerkbar machte und Anklage wieder die dunklen Mächte erhob, die ein solches Morden befohlen.
Wenn als Folge dieser spontanen Kundgebungen die Ettlinger Juden in Schutzhaft genommen werden mussten, ohne dass ihnen mehr geschah, dann ist dies wiederum ein Zeichen der Disziplin der Arbeiterschaft, die Grund genug gehabt hätte, ihrer inneren Empörung noch mehr Luft zu verschaffen. Als dann bekannt wurde, dass unser Reichsminister Dr. Goebbels zur Einstellung der verständlichen Demonstrationen aufforderte, hat man sich sofort dem Befehl gefügt und so nationalsozialistische Disziplin bekundet."     

     
Auf dem Grundstück der Synagoge wurde nach 1945 ein Wohn- und Geschäftshaus errichtet (Pforzheimer Straße 33). Eine Gedenktafel für die Synagoge wurde an diesem Haus 1966 angebracht. Diese wurde vor einigen Jahren durch eine neue Tafel mit einer Ansicht der ehemaligen Synagoge ersetzt.   
  
Im Albgau-Museum befindet sich eine bemalte Holztafel aus der zerstörten Synagoge. Im Stadtarchiv sind außer den sich auf die jüdischen Gemeinde beziehenden Akten und Zeitungsausschnitten ein Stück einer Torarolle aus der zerstörten Synagoge und das "Bürgerliche Standesbuch der israelitischen Gemeinde Ettlingen" (1811 bis 1870) vorhanden.  
  
 
  
Fotos 
Historische Fotos: 

Ettlingen Synagoge a01.jpg (89343 Byte) Ettlingen Synagoge n02.jpg (63202 Byte) Ettlingen Synagoge 040.jpg (97511 Byte)
Die alte Synagoge an der Alb, 1890 abgebrochen  Stadtplan Ettlingen (um 1860?) mit
 Eintragung der (alten) Synagoge 
und der Judengasse
  
   
 Ettlingen Synagoge n01.jpg (76665 Byte) Ettlingen Synagoge 041.jpg (34263 Byte) Ettlingen Synagoge n03.jpg (75688 Byte)
Plan der Fassade der 
neuen Synagoge
Schnittplan der neuen Synagoge mit 
der im Obergeschoss befindlichen Frauenempore (Quelle: 
Stude s. Lit. S. 352)
Neue Synagoge (1896)
(Quelle: Ziwes s. Lit. S. 51)
        
     
    Ettlingen Synagoge 030.jpg (110132 Byte) Ettlingen Synagoge n05.jpg (101049 Byte)
    Blick auf die Ettlinger Synagoge - 
Ansicht von Osten 
(Quelle: Zives s.Lit. S. 79)
Bemalte Holztafel aus der Synagoge
 Ettlingen, aufbewahrt im Albgau-Museum 
(Schloss Ettlingen)
     
Die Pogromnacht im November 1938 Ettlingen Synagoge 015.jpg (62732 Byte) Ettlingen Synagoge 051.jpg (64174 Byte)
   Die Ettlinger Synagoge am 
Morgen nach dem Pogrom 
(Quelle: Stadtarchiv Ettlingen)
Brennende Seiten aus den Gebetbüchern 
der Ettlinger Synagoge wurden vom 
Wind durch die Straßen geweht
(Quelle Stude s. Lit. S. 278)


Fotos nach 1945/Gegenwart:

Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn)
Ettlingen Synagoge n07.jpg (73432 Byte) Ettlingen Synagoge n06.jpg (89326 Byte)
  Pforzheimer Straße  33: Gebäude 
auf dem Grundstück der 
ehemaligen Synagoge
Gedenktafel für die ehemalige 
Synagoge, 1966 angebracht
    
     
Fotos 2003/04:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 16.9.2003
Foto Hausinschrift Albstraße 31: Frank Schneider)  
  
Ettlingen Synagoge 162.jpg (73479 Byte) Ettlingen Synagoge 161.jpg (45430 Byte) Ettlingen Inschrift 13010.jpg (174014 Byte)
Im linken Gebäude (Albstraße 31) 
befand sich in der ersten Hälfte des 
19. Jahrhunderts vermutlich ein Betsaal
Die Ansicht des Gebäudes von der
 Färbergasse; die Inschrift befindet 
sich am rechten Eingang
Hausinschrift am Gebäude Albstraße 31 
mit Baujahr des Hauses (1705) und 
Name des damaligen Besitzers
     
Standort der alten Synagoge an der Alb
(Fotos dieser Zeile: Hahn, 
Aufnahmedatum 5.8.2004)
Ettlingen Synagoge a020.jpg (78320 Byte) Ettlingen Synagoge a021.jpg (62900 Byte)
    Standort der alten Synagoge 
(im Bereich des parkenden Autos 
bzw. links davon) 
Inschrift der sehr schwer lesbaren Tafel:
 "Ettlingen Synagoge durch Umbau eines
 Gerberhauses 1849 an dieser Stelle errichtet
 und 1888 abgebrochen. Der Neubau der
 Synagoge in der Pforzheimer Straße 
wurde 1938 niedergebrannt". 
 
 
     
Standort der 
neuen Synagoge
Ettlingen Synagoge 153.jpg (72433 Byte) Ettlingen Synagoge 151.jpg (53638 Byte)
   Das heutige Gebäude Pforzheimer Straße 33 steht auf dem 
ehemaligen Synagogengrundstück 
   
     Ettlingen Synagoge 152.jpg (89247 Byte) Ettlingen Synagoge 150.jpg (90340 Byte)
    Die neue Gedenkinschrift und -gedenktafel für die ehemalige Synagoge 
am Gebäude Pforzheimer Straße 33 
   
Portalinschrift Ettlingen Stadt 171.jpg (61370 Byte) Ettlingen Stadt 170.jpg (41304 Byte)
   Haus Kirchenplatz 3 beim Rathaus "Erbaut im Jahr (5)463" = 1702/03

  
  
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

November 2009: "Stolpersteine" werden für Ettlingen angeregt 
Pressemitteilung (Autor: Das Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazismus" in "stattweb.de-News und -Mitteilungen" vom 3. November 2009 (Artikel
Ettlingen: Stolpersteine für Holocaustopfer. 
Das sind Stolpersteine, über die man nicht stolpern kann. Dafür regen sie um so mehr zum Nachdenken und erinnern an. 
Der Künstler Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er auf dem Gehweg vor dem Grundstück ihrer letzten selbstgewählten Adresse Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. Inzwischen liegen STOLPERSTEINE in über 480 Orten Deutschlands, ebenso in Österreich, Ungarn und in den Niederlanden. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", sagt Gunter Demnig. Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten. Auf den Steinen steht geschrieben: Name, Lebensdaten und Todesort. 
Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch. Stolpersteine gibt es für Menschen aus allen Opfergruppen: jüdische Opfer, Sinti und Roma, Euthanasieopfer, Kommunisten, Sozialdemokraten u.a. Für 95 Euro kann jeder eine Patenschaft für die Herstellung und Verlegung eines STOLPERSTEINS übernehmen. 
Das Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis sucht jetzt Paten für Stolpersteine in Ettlingen, die dann in Absprache mit Gunter Demnig in den Boden eingebracht werden sollen. Der Pate sucht die Person, die auf dem Stein verewigt wird, aus den Unterlagen des Ettlinger Bündnisses aus. Bis Ende Dezember können sich interessierte Bürgerinnen und Bürger über das E-Mail oder unter 01520-1454518 melden." 
 
Oktober 2019: Bericht über die "Stolperstein-Initiative" in Ettlingen 
 Artikel von Markus Bernhardt in vom 23. Oktober 2019: "Gegen das Vergessen. 'Stolpersteine' im ländlicheren Raum
Antifaschistische Gruppen in Kleinstädten oft auf sich allein gestellt. Erfolge umso bemerkenswerter.

Bereits seit 1992 verlegt der Künstler Gunter Demnig in der Bundesrepublik, aber auch in 23 anderen europäischen Ländern 'Stolpersteine', um an Menschen zu erinnern, die in der Zeit des deutschen Faschismus ermordet, deportiert oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine, die aus 96 mal 96 Millimeter großen Messingplatten, auf denen biographische Daten der Nazi­opfer eingraviert sind, werden von dem Künstler vor den Eingängen der einstigen Wohnhäuser der Verfolgten in den Boden eingelassen. Was im Gros der Metropolen und Großstädte mittlerweile zum Alltag gehört, ist in kleineren Städten und Kommunen keineswegs selbstverständlich. Hier sind antifaschistische Initiativen, die Wert auf ein lokales Gedenken und eine entsprechende Erinnerungsarbeit legen, meist weitestgehend auf sich gestellt. Sie müssen nicht nur die Kosten für die Erstellung und Verlegung der Stolpersteine aufbringen, sondern auch die biographischen Daten und weitere Informationen zu den Opfern recherchieren, bei denen es sich unter anderem um Jüdinnen und Juden, Antifaschisten, Homosexuelle und Angehörige anderer gesellschaftlicher Minderheiten (wie etwa Anhänger von Religionsgemeinschaften oder von den Nazis als asozial oder kriminell diffamierte und verfolgte Personengruppen) handelt.
In der bei Karlsruhe gelegenen baden-württembergischen Kreisstadt Ettlingen hat sich das dort bereits seit 2005 aktive 'Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis' in den letzten Jahren der lokalen Gedenkkultur gewidmet und bereits seit 2006 der Verlegung von Stolpersteinen. In mühevoller Kleinarbeit haben die Mitglieder des engagierten Zusammenschlusses in Archiven die Biographien der Opfer recherchiert, den örtlichen Gemeinderat davon überzeugt, die Verlegung der Stolpersteine zu unterstützen und Patinnen und Paten zur Finanzierung der Gedenksteine zu finden. 'Mittlerweile erinnern in Ettlingen 42 Stolpersteine an Bürgerinnen und Bürger, die zur Zeit des deutschen Faschismus ermordet worden sind: an Juden, 'Euthanasie'-Opfer und Zwangsarbeiter', informiert das Bündnis im Vorwort einer von ihm eigens erstellten Broschüre. In besagter Veröffentlichung finden sich nicht nur die biographischen Informationen zu den Opfern des Naziregimes, sondern auch eine Vielzahl von Bildern sowie ein Stadtplan, der die Orte der verlegten Stolpersteine zeigt und zugleich als Vorschlag für einen Stadtrundgang genutzt werden kann.
Mit seinem anhaltenden Engagement hat das vollkommen ehrenamtlich tätige Ettlinger Bündnis einen bemerkenswerten Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte der Verfolgungen in der heute knapp 40.000 Einwohner zählenden Stadt geleistet, der unter normalen Umständen von den politisch Verantwortlichen selbst hätte erbracht werden müssen. Derlei Aufgaben werden vor allem im ländlichen Raum immer häufiger auf kleine Initiativen abgewälzt. Das sagt auch etwas darüber aus, welchen Stellenwert antifaschistische Gedenk- und Erinnerungsarbeit mitunter hat." 
Link zum Artikel  
Anmerkung des "Ettlinger Bündnisses gegen Rassismus und Neonazis": "Verehrte Redaktion, herzlichen Dank für euren Bericht über unsere Initiative und unsere Stolperstein-Broschüre. Ein Hinweis auf unsere E-Mail-Adresse könnte bestimmt noch nachgeholt werden: ettlinger-buendnis@gmx.de. Dann können Interessierte die Stolperstein-Broschüre bei uns für eine Spende von 3 € bestellen. Für das Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis. Monika Engelhardt-Behringer und Dieter Behringer."

     
     

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Ettlingen  
bulletKurze Informationsseite zur jüdischen Gemeinde Ettlingen bei jgm-net.de  

Literatur:  

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 81-83. 
bulletJürgen Stude: Geschichte der Juden im Landkreis Karlsruhe. 1990. Insbesondere S. 349-353.
bulletFranz-Josef Ziwes (Hg.): Badische Synagogen. 1997 S. 50-51. 
bulletRüdiger Stenzel: Ettlingen vom 14.-17. Jahrhundert. Ettlingen 1985 (= Geschichte der Stadt Ettlingen. Hg. von der Stadt Ettlingen. Band IIb). Hierin: Die Ettlinger Juden S. 148-154.   
bulletders.: Ettlingen von 1689-1815. Ettlingen o.J. (= Geschichte der Stadt Ettlingen. Hg. von der Stadt Ettlingen. Band III). Hierin: Die Ettlinger Juden als geduldete Einwohner von 1689-1830 S. 379-388.  
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.    
bullet Synagogen Lit 201305.jpg (108213 Byte)Christiane Twiehaus: Synagogen im Großherzogtum Baden (1806-1918). Eine Untersuchung zu ihrer Rezeption in den öffentlichen Medien. Rehe: Schriften der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg. Universitätsverlag Winter Heidelberg 2012. 
Zur Synagoge in Ettlingen S. 217-222
.
bulletWolfgang Lorsch: Jüdische Leben in Ettlingen: Jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Zeit des Nationalsozialismus. Mit Zeitzeugenberichten und einer historischen Einführung. 104 S. Verlag Regionalkultur 2010, ISBN 10-28973566X   
Zu diesem Buch: Über viele Jahrhunderte schrieben Juden die Geschichte der Stadt Ettlingen maßgeblich mit. Die rechtliche Gleichstellung der Juden erfolgte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – und damit auch die allmähliche Integration in die Bürgerschaft der Stadt. Durch das Dritte Reich wurde diese Entwicklung brutal unterbrochen. Die Juden wurden ausgegrenzt, diffamiert, verfolgt und deportiert. Viele kamen in Internierungs- und Konzentrationslagern um. Das vorliegende Buch dokumentiert anhand von Zeitzeugenberichten jüdisches Leben in Ettlingen während der Zeit des Nationalsozialismus
.  

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Ettlingen  Baden. A Jewish settlement existed in the early 14th century. It was destroyed in the Black Death persecutions of 1348-49 and renewed in 1526. The community was expelled in 1584 as part of the general expulsions in Baden and again in 1614. Few Jews lived there between the Thirty Years War (1618-48) and the early 18th century and a few dozen (1 % of the total) during the 19th century. A small synagogue was built in 1849 and a larger one in 1889. Jews ran a big paper factory. In 1910 the Jewish population reached 75, with 48 remaining in 1933 and 31 joining the community later. Of the former, 16 emigrated, six left for other German cities, and 14 were expelled (seven to the Gurs concentration camp and seven to Poland). Of the latter, eight emigrated and 21 left for other German cities. The synagogue was burned down on Kristallnacht (9-10 November 1938).  
     
     

                   
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Stand: 30. Juni 2020