Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Flieden (Kreis Fulda)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
  
Bitte besuchen Sie auch die Website des 
"Fördervereins evangelische Kirche / ehemalige Synagoge Flieden e.V." http://kirchesynagogeflieden.jimdo.com/   

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde   
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer    
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben 
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen      
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte     
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
   
In Flieden bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./17. Jahrhunderts zurück. 1562 bis 1572 werden erstmals Juden in Flieden genannt; 1617 war ein Haus am Eingang der Hinzergasse in jüdischem Besitz; nach dem Zinsregister 1646-51 gab es Mitte des 17. Jahrhunderts drei zinspflichtige jüdische Einwohner am Ort. 1790 werden 25 jüdische Einwohner gezählt.  
  
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts wie folgt: 1861 43 jüdische Einwohner (2,5 % von insgesamt 1.734), 1871 39 (2,4 % von 1.645), 1885 85 (3,2 % von 1.639), 1895 86 (5,9 % von 1.453), 1905 73 (4,6 % von 1.581). Unter den jüdischen Haushaltsvorständen gab es Anfang des  20. Jahrhunderts mehrere Viehhändler, Händler mit Altwaren, Topfwaren, Seife und Schmierstoffe usw., Metzger, einen Sattler und Polsterer. Nathan Katz besaß ein Kaufhaus und eine Kolonialwarenhandlung.

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Religions- beziehungsweise Elementar-/Volksschule (von 1878 bis 1932) und ein rituelles Bad (zur Geschichte dieser Einrichtungen siehe unten). Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden in Fulda beigesetzt, seit 1905 auf einem gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde Neuhof auf Gemarkung Flieden angelegten Friedhof.  Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Fulda. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Von den Lehrern sind bekannt: Lehrer Flörsheim (vermutlich 1878 bis 1887), Simon Freudenberger (ab 1891 bis 1928, gest. 1936, siehe Berichte unten), Sally Weinberg (seit 1928). 

Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Daniel Adler (geb. 15.5.1895 in Flieden, gef. 21.11.1915), Daniel Goldschmidt (geb. 18.10.1887 in Flieden, gef. 8.8.1917), Siegmund Katz (geb. 6.10.1878 in Flieden, gef. 4.3.1917), Juda Stern (geb. 29.6.1886 in Flieden, gef. 25.9.1915), Siegfried Katzmann (geb. 6.4.1894 in Flieden, vor 1914 in Fulda wohnhaft, gef. 27.7.1916) und Siegmund Katzmann (geb. 19.11.1897 in Flieden, vor 1914 in Hettenhausen wohnhaft, gef. 10.7.1918). Ihre Namen stehen auf dem Kriegerdenkmal der Gemeinde. Außerdem ist gefallen: Julius Flörsheim (geb. 25.1.1881 in Flieden, vor 1914 in Fulda wohnhaft, gef. 18.4.1917). 
 
Um 1924, als noch 85 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (3,9 % von insgesamt 2.180 Einwohnern), war Vorsitzender der Gemeinde Nathan Katz. Als Lehrer und Schochet war Simon Freudenberger angestellt. Er unterrichtete an der jüdischen Volksschule noch acht Kinder. An jüdischen Vereinen gab es den Israelitischen Männerverein (gegründet 1905; 1924 unter Leitung von Markus Goldschmidt; 1932 unter Leitung von Meier Stern, Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung hilfsbedürftiger Ortsansässiger, 13 Mitglieder), den Israelitischen Frauenverein (1932 unter Leitung von Rebekka Katz) und den Israelitischen Jugendmädchen-Verein (1932 unter Leitung von L. Weinberg). 1932 war Vorsitzender der Gemeinde weiterhin Nathan Katz. Im Schuljahr 1931/32 erhielten noch sechs jüdische Kinder Unterricht in der israelitischen Volksschule durch den inzwischen in der Gemeinde tätigen Lehrer und Kantor Sally Weinberg; 1932 wurde die Schule aufgelöst (Bericht).   
    
1933 lebten noch etwa 60 jüdische Personen in Flieden (18 Familien). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 36 konnten in die USA emigrieren, 2 nach London; 20 verzogen in andere Orte Deutschlands. Der Viehhändler Markus Goldschmidt und seine Frau Hulda geb. Stern waren die letzten jüdischen Einwohner in Flieden. Sie wurden von hier aus 1942 abgeholt und deportiert.
     
Von den in Flieden geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Emilie Baruch geb. Katz (1890), Ruth Baruch (), Betty Baum geb. Katzenstein (1896, vgl. Erinnerungsblatt des "Aktiven Museums Spiegelgasse" Wiesbaden), Jeanette Casparius geb. Katzmann (1870), Joh. Ehrenfeld geb. Katzmann (1872), Hilda Goldschmidt geb. Stern (1882), Markus Goldschmidt (1880), Frieda Hess geb. Katz (1900), Jakob Jakob (1899), Paula Jakob geb. Katzmann (1901), Daniel David Katzmann (1895), Leopold Katzmann (1887), Helene Zerline Klein geb. Stern (1868), Elli Löwenstein geb. Wallach (1909), Isidor Seliger (1881), Johanna Seliger geb. Katzmann (1879), Berta Sonn geb. Katzmann (1885), Max Stern (1908), Dr. Moses Stern (1881, Lehrer in Köln), Salomon Stern (1864), Theresa Weihl geb. Katzmann (1866), Lina Weinschenk geb. Stern (1886), Jeanette Werthan geb. Goldschmidt (1885).
   
Auf dem jüdischen Friedhof in Flieden wurde 1947 ein Gedenkstein erstellt mit insgesamt 19 Namen der aus Neuhof und Flieden ermordeten jüdischen Personen verbunden mit dem Text: "Nach unmenschlichen Grausamkeiten mussten 19 Männer, Frauen und Kinder der jüdischen Gemeinden Neuhof und Flieden in Konzentrationslagern ihr Leben lassen"; dazu ein hebräischer Text (übersetzt:) "Es möge sich Gott erinnern an diejenigen, welche umgekommen sind durch die frevelhafte deutsche Naziregierung zur Heiligung des Namens und zur Heiligung des Volkes! Im Paradies möge ihre Seele Ruhe finden, für ewig werden sie nicht vergessen werden
    
Seit Juli 2015 erinnern vier Stolpersteine in Flieden an Markus Goldschmidt und Hilda Goldschmidt geb. Stern sowie an Isidor Seliger und Johanna Seliger geb. Katzmann. 
   
Hinweise: In Leipzig erinnert in der Gneisenaustraße 7 ein Stolperstein an Daniel David Katzmann, der 1895 in Flieden geboren ist. Er war verheiratet mit Hilde geb. Rothschild. Die beiden wohnten seit 1930 in Annaberg, wo Katzmann als Kantor und Religions- und Turnlehrer der dortigen jüdischen Gemeinde tätig war. 1933 ist die Tochter Inge Katzmann geboren. 1934 zog die Familie nach Leipzig, wo Katzmann als Lehrer an der jüdischen Volksschule tätig war. 1942 wurde die Familie nach Theresienstadt deportiert, 1943 nach Auschwitz, wo alle drei ermordet wurden. Quelle: http://www.stolpersteine-leipzig.de/index.php?id=221.  
In Rotenburg a.d. Fulda erinnert in der Brotgasse 19 ein Stolperstein an Jeanette Werthan, die 1885 in Flieden geboren ist. Sie war seit 1918 verheiratet mit dem Witwer Isaak Werthan (geb. 1870 in Hintersteinau). Die beiden hatten einen Sohn Norbert (geb. 1922) und einen Sohn Theodor (1926). Isaak Werthan, der seit 1894 als Gemeindediener in Rotenburg tätig war, starb 1938. Jeanette Werthan wurde von Kassel 1941 nach Riga verschleppt und ist dort umgekommen. Sohn Norbert konnte noch in die USA emigrieren, Sohn Theodor wurde in Auschwitz ermordet. Quelle: http://stolpersteine.rotenburg.hassia-judaica.de/jeanette_und_theodor_werthan.html           
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Ausschreibungen der Stelle des Elementarlehrers/Religionslehrers und Kantors 1878, 1887, 1890 und 1928  

Flieden Israelit 22051878.jpg (63911 Byte) Flieden Israelit 26061878.jpg (64814 Byte) Anzeigen in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Mai und 26. Juni 1878: "Die Stelle eines Elementarlehrers und Kantors in der israelitischen Gemeinde Flieden ist sofort zu besetzen. 
Fixer Gehalt Mark 870 neben freier Wohnung. Außerdem werden für den 2 oder 3mal in der Woche in dem 1 Stunde von Flieden entfernt liegenden Amtsorte Neuhof (beide Orte sind durch die Bahn verbunden) zu erteilenden Religionsunterricht jährlich Mark 150 vergütet und bietet diese Stelle für geeignete Bewerber Gelegenheit zu Nebenverdiensten von mindestens Mark 150. Meldungsgesuche sind an die unterzeichnete Stelle zu richten.
Fulda, 15. Mai 1878 (beziehungsweise 19. Juni 1878). 
Vorsteheramt der Israeliten. Dr. M. Cahn. Vt. Tannenbaum".
    
    
Flieden Israelit 08091887.jpg (45867 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1887: "Die Stelle eines Elementarlehrers und Kantors in der israelitischen Gemeinde zu Flieden, Station Bebra-Hanauer-Bahn, ist zum 1. Oktober dieses Jahres zu besetzen. Fixes Gehalt Mark 870 – neben freier Dienstwohnungen und Akzidenzien im Betrage von etwa Mark 200 – durch Versehung des Schächterdienstes. Bewerbungsgesuche und Zeugnisse sind an die unterzeichnete Stelle zu richten. 
Fulda, 30. August 1887. 
Vorsteheramt
der Israeliten. Dr. M. Cahn. Vdt. Tannenbaum."
  
Flieden Israelit 01121890.jpg (61530 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Dezember 1890: "Die Stelle eines Elementarlehrers und Kantors in der israelitischen Gemeinde zu Flieden, Station der Bebra-Frankfurter Bahn, ist sofort zu besetzen. Fixes Gehalt 870 Mark neben freier Dienstwohnung und Akzidenzien im Betrage von etwa 200 Mark durch Versehung des Schächterdienstes. Bewerbungsgesuche und Zeugnisse - zunächst in unbeglaubigter Abschrift - sind an die unterzeichnete Stelle zu richten.  Fulda, 24. November 1890. Vorsteheramt der Israeliten: Dr. M. Cahn."  
   
Flieden Israelit 24051928.jpg (55365 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Mai 1928: "Zum 1. Juli dieses Jahres ist die durch Pensionierung des bisherigen Inhabers frei gewordene Lehrerstelle an der öffentlichen israelitischen Volksschule in Flieden (Kreis Fulda) zu besetzen. Bewerber, die zugleich auch als Chasan (Vorbeter) und Schochet fungieren müssen, wollen sich alsbald unter Einsendung von Zeugnisabschriften und Angaben von Referenzen bei der unten bezeichneten Stelle melden. - Außer den staatlichen Gehaltssätzen besteht ein Nebeneinkommen durch die beiden Nebenämter. 
Das Vorsteheramt der Israeliten, Fulda."

      
Bitte des jüdischen Lehrers Flörsheim für eine in Not geratene Familie (1879)  

Flieden Israelit 21051879.jpg (97393 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1879: "Bitte! In einer Nachbargemeinde von hier ist ein armer Jehudi in Gefahr, sein Häuschen, wegen einer gekündigten Hypothekenschuld, durch gerichtlichen Zwangsverkauf zu verlieren. Derselbe, schon ohne dies auf Zedaka (Wohltätigkeit) angewiesen, hat sich bisher vergebens bemüht, für den gekündigten Posten einen anderen Kreditor zu bekommen; denn sein kleines Besitztum ist schon zu sehr belastet. Die kleine, arme Gemeinde, welcher er angehört, ist nicht imstande, ihm helfen zu können; und so wird er denn, wenn ihm nicht schnell Hilfe wird, bald kein Heim haben; denn Mietwohnungen sind in dem Orte fast gar nicht zu bekommen. 
Der Unterzeichnete bittet daher alle wohltätigen Glaubensgenossen, auch diesem Bedrängten recht bald mit ausreichender Unterstützung entgegen zu kommen, damit ihm sein Häuschen erhalten bleibe.
Milde Gaben werden an die Herren L.J. Stern hierselbst und Salomon Gottlieb in Neuhof erbeten und soll in dieser Zeitung über den Empfang quittiert werden.
Flieden (Kreis Fulda). Flörsheim, Lehrer."

   
Artikel zum Schawuothfest (Wochenfest) von Lehrer Simon Freudenberger (1903)   

Flieden FrfIsrFambl 28051903.jpg (239396 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Mai 1903.   
Artikel wird nicht ausgeschrieben, da er keine direkten Bezüge zur jüdischen Geschichte in Flieden enthält. Bei Interesse bitte Artikel anklicken. 

    
Geburtsanzeige von Lehrer Simon Freudenberger und Frau (1903)  

Flieden FrfIsrFambl 24071903.jpg (37430 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. Juli 1903: 
"Die glückliche Geburt eines Sohnes zeigen hocherfreut an   
Lehrer Freudenberger und Frau.  
Flieden bei Fulda."    

    
30jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Simon Freudenberger (1921)  

Flieden Israelit 24041921.jpg (69338 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. April 1921: "Flieden, 17. April (1921). Die israelitische Gemeinde beging am vergangenen Sonntag die Feier des 30jährigen Jubiläums des Herrn S. Freudenberger als Lehrer und Chason (Vorbeter) der hiesigen Gemeinde durch einen Festakt in der schön geschmückten Synagoge. Mit Herrn Provinzialrabbiner Dr. Cahn, Fulda, waren die Vertreter der politischen Gemeinde und des Lehrerkollegiums erschienen. Der Raum vermochte die große Zahl der aus Nah und Fern herbeigeeilten Freunde nicht alle zu fassen. Ein schöner Beweis, welch außerordentlicher Wertschützung sich der Jubilar erfreut. Ein Kommers beschloss die Feier abends in würdiger Weise."

  
Lehrer Simon Freudenberger unterhält eine Pension für "in der Erziehung etwas zurückgebliebene Mädchen" (1921)  

Flieden Israelit 19051921a.jpg (53125 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Mai 1921: "Volksschule Flieden. Schulpflichtige Mädchen, welche in der Erziehung etwas zurückgeblieben sind, finden bei Unterzeichnetem gewissenhafte Pflege und gute Pension. 
S. Freudenberger,
Lehrer."

   
Lehrer Simon Freudenberger tritt zum 1. Juli 1928 in den Ruhestand  

Flieden Israelit 29031928.jpg (28901 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1928: "Flieden, 23. März (1928). Der verdienstvolle, auch den Lesern des 'Israelit' wohlbekannte Lehrer unserer Gemeinde, Herr Freudenberger, wird nach 37jähriger Wirksamkeit aus Gesundheitsrücksichten mit 1. Juli dieses Jahres in den Ruhestand treten."  

  
Wiederbesetzung der Israelitischen Volksschule nach der Zurruhesetzung von Lehrer Simon Freudenberger (1928)  

Flieden Israelit 12071928.jpg (96074 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1928: "Flieden. Wiederbesetzung der hiesigen jüdischen Volksschule. Den vereinten Bemühungen des Herrn Synagogenältesten Katz und des Herrn Provinzialrabbiners Dr. Kahn in Fulda ist es gelungen, die Genehmigung der Regierung in Kassel und des Herrn Ministers für Volksbildung zur Wiederbesetzung der kleinen jüdischen Schule zu erlangen. Man hörte in letzter Zeit so häufig von Auflösung jüdischer Schulen. Wo es der Gemeinde ernst ist, das so wertvolle Gut der Schule zu erhalten, ist es ein Leichtes, das Wohlwollen der Behörden zu erlangen. Die meisten aufgehobenen Schulen sind ein Opfer der Gleichgültigkeit und des Unverstandes unserer Gemeinden. 
Wie bereits im Hauptblatte des 'Israelit' berichtet, tritt Herr S. Freudenberger - Flieden nach langjähriger Wirksamkeit in Schule und Gemeinde am 1. Juli dieses Jahres in den Ruhestand. Möge es Herrn Freudenberger, der es als seine Lebensaufgabe betrachtete, nicht nur innerhalb seiner Gemeinde die Idealgestalt einer echtjüdischen Lehrerpersönlichkeit in Erscheinung treten zu lassen, sondern darüber hinaus im Vereins- und öffentlichen Leben, sowie auch journalistisch mit Erfolg sich zu betätigen, vergönnt sein, auch als Ruheständler auf der gegebenen Linie noch eine Reihe von Jahren weiter zu wirken."   

   
Lehrer Weinberg wechselt von Flieden nach Niederaula (1931) 

Niederaula Israelit 10121931.jpg (50020 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1931: "Niederaula, 7. Dezember (1931). Nach langwierigen Verhandlungen ist es endlich gelungen, die Genehmigung des Ministeriums zur Wiederbesetzung unserer Volksschullehrerstelle, die seit der Pensionierung unseres verehrten Lehrer Gans frei war, zu erlangen. Die Regierung hat vom 1. Januar 1932 ab Herrn Lehrer Weinberg von Flieden nach Niederaula versetzt. Lehrer Weinberg hat vor kurzem sein zweites Lehrerexamen besonders gut bestanden."   

    
Zum Tod von Lehrer Simon Freudenberger (1936)  

Flieden Israelit 20021936.jpg (143166 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Februar 1936: "Würzburg, 12. Februar (1936). Am 11. Schebat hauchte Lehrer Simon Freudenberger nach längerer Krankheit im 76. Lebensjahre seine reine Seele aus. Sein Name ist mit der Gemeinde Flieden, woselbst er jahrzehntelang überaus segensreich wirkte, auf das innigste verknüpft. Mit Feuereifer pflanzte er den Geist des gesetzestreuen Judentums in die Herzen seiner zahlreichen Schüler, stets darauf gedacht, die alten Traditionen in seiner Gemeinde zu erhalten. Darüber hinaus war jedoch sein wachsames Auge auch auf den Kelal (jüdische Gemeinschaft insgesamt) gerichtet. Unerschrocken trat er im 'Israelit' in vielen, von der Öffentlichkeit sehr beachteten Artikeln unter dem Pseudonym: Fr. den Verfälschern des Judentums sowohl in den Reihen der Assimilation wie auch im Lager der sog. Salon-Orthodoxie entgegen. Ein schweres Leiden zwang den Heimgegangenen zur vorzeitigen Aufgabe seines Berufes. Nach seiner vor 8 Jahren erfolgten Pensionierung siedelte er mit seiner Familie nach Würzburg über, woselbst er im Kreise Gleichgesinnter seine Ruhejahr mit Tora und Gottesdienst verbrachte.   
Die große Beteiligung an der Beisetzung, die vom Sterbehause zum altehrwürdigen Friedhof in Rödelsee erfolgte, gab Zeugnis von der Hochachtung und Wertschätzung, der sich der Verblichene allseits erfreute. In seiner bescheidenen Weise hatte sich der Verstorbene jegliche Trauerrede verbeten. Rabbiner Dr. Hanover musste sich deshalb darauf beschränken, in kurzen Strichen ein getreues Lebensbild des Entschlafenen zu zeichnen, den er in tief empfundenen Worten unter Hervorhebung seiner hohen Tugenden der zahlreichen Trauerversammlung als das Muster eines treubesorgten Gattung und Vaters, uns den treuen Hirten, den geistigen Hirten und Führer seiner Gemeinde in der jüdischen Gemeinschaft schilderte. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."      
 
 Roedelsee Friedhof 229.jpg (110802 Byte) Links: Grabstein für Simon Freudenberger 
auf dem jüdischen Friedhof in Rödelsee,
 langjähriger Hauptlehrer in Flieden, 
gest. 5. Februar 1936.  
     

            
            
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben 

Renovierung des rituellen Bades (1922) 

Flieden Israelit 14091922.jpg (88497 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1922: "Flieden, 12. August (1922). Es wurde immer als ein großer Mangel empfunden, dass die hiesige Gemeinde nicht im Besitze einer modernen Mikwoh war. Wiederholt musste das alte Frauenbad, das nicht immer den Vorschriften des Rabbinatsgerichtes entsprach, durch den verstorbenen Provinzialrabbiner Dr. M. Cahn - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - in Fulda geschlossen werden. Endlich entschloss sich unser Synagogenältester, Herr Katz, zu einem Neubau. Unter Leitung des Architekten Herrn Schäfer und des Unternehmers H. Rieser ist nun eine Mikwoh entstanden, die alle unsere Erwartungen bei weitem übertrifft. Es ist ein wahres Kunstwerk der Baukunst. Verschiedene Fachmänner, die schon viele Frauenbäder besichtigten, behaupten, eine schönere Mikwoh noch nicht gesehen zu haben. Jedoch hat der prachtvolle Bau einen Kostenaufwand von nahezu 100.000 Mark (sc. Inflationszeit!) erfordert. Es darf dem Synagogenältesten Herrn Katz, der den Bau des Frauenbads auf eigenes Risiko übernommen hat, der öffentliche Dank ausgesprochen werden. Hoffentlich gelingt es ihm, die noch fehlenden Gelder im Betrage von ca. 30.000 Mark aufzubringen."  

  
Chanukka-Feier des jüdischen Jugendbundes mit Würdigung des Lehrers Freudenberger unter Mitwirkung des Lehrers Weinberg (1928) 

Flieden Israelit 20121928.jpg (94152 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Dezember 1928: "Flieden, 9. Dezember (1928). Hier fand eine vom hiesigen jüdischen Jugendbund veranstaltete Chanukka-Feier statt, die zu gleicher Zeit eine Ehrung für den aus dem Amte geschiedenen Lehrer Freudenberger darstellen sollte. Es wurden fast ausschließlich Darbietungen mit jüdischer Tendenz und religiösen Inhalten vorgeführt, was allgemeine Befriedigung auch bei den nichtjüdischen Teilnehmern, unter denen sich Kollegen des Herrn Lehrer Freudenberger befanden, auslöste. Als Gäste waren die Herren Provinzialrabbiner Dr. Cahn und Kreisvorsteher Dr. Herz von Fulda erschienen, die den Anlass benutzten, sowohl Herrn Lehrer Freudenberger Worte des Dankes und der Anerkennung zu widmen wie auch ihrer Freude Ausdruck zu geben über die Wahl von dessen Nachfolger, des Herrn Lehrer Weinberg, den sie als einen Mann vom ernsten gottesfürchtigen und bescheidenen Wesen schilderten. Der Letztere hat bei der Vorbereitung und Durchführung des wohl gelungenen Abends hauptsächlich mitgewirkt. Ein Teil des Verdienstes muss auch Frau M. Goldschmidt zugeschrieben werden."    

        
        
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde

Zum Tod von Cerline Katz (1891)   

Flieden Israelit 17121891.jpg (76070 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1891: "Flieden, Rosch Chodesch Kislew (Monatsanfang Kislew, war am 2. Dezember 1891, das heißt der Todestag von Cerline Katz war am 1. Dezember 1891). Gestern Abend starb nach siebenwöchentlichem schweren Krankenlager Frau Cerline Katz im Alter von 40 Jahren. Die Verstorbene war eine wackere Frau im wahrsten Sinne des Wortes; eine liebevolle Gattin und Mutter; selbst innig fromm, war sie stets bedacht, ihre Kinder zur Gottesfurcht und heiligen Glaubenslehre zu erziehen. Ihr ehrenvoller Ruf drang weit über unsere Gemeinde hinaus und war auch bei den Angehörigen anderer Konfessionen fest begründet. Kein Armer pochte vergebens an ihre Türe, sie übte Barmherzigkeit und Gerechtigkeit in reichstem Maße und zwar stets in beschiedener Stille. Möge Gott dem tief gebeugten Gatten, den so früh verwaisten 11 Kinderchen und dem alten Vater Trost spenden. J. Schwarz und M. Schuster."

 
Zum Tod von Seligmann Stern II. (1901)
     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1901: "Flieden, im Siwan. Von einem schweren Gange sind wir soeben zurückgekehrt. Ach, es war der Führer unserer Gemeinde, Herr Seligmann Stern II., dem wir das letzte Geleite gaben. In der Jugendkraft der Jahre wurde er seiner Familie entrissen. Um ihn trauern fünf Waisen und ein alter, 72jähriger Vater, die nun einmal und verlassen dastehen. Es beweinen ihn sieben Mündelkinder, an denen er Vaterstelle vertreten. Aber auch die hiesige jüdische Gemeinde hat viel verloren. Seit seinem achtzehnten Lebensjahre versah der Verblichene an den ehrfurchtgebietenden Tage das Amt eines Vorbeters. Und wie wusste er die Zuhörer durch seine reichhaltigen Melodien, als auch seinen zündenden Vortrag zur Andacht hinzureißen.  
Ebenso ist es der rastlosen Tätigkeit des Verstorbenen zu verdanken, dass in hiesiger Gemeinde ein Eruf errichtet wurde. Herr Provinzialrabbiner Dr. Cahn in Fulda zollte dem Verblichenen einen rührenden Nachruf." 

    
Zum Tod von Löb Katzenstein (1921)  

Flieden Israelit 19051921.jpg (102362 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Mai 1921: "Flieden, 13. Mai (1921). Die hiesige Gemeinde hat einen schweren Verlust zu beklagen. Im Alter von 66 Jahren verschied nach kurzem Kranksein der weit und breit wegen seiner Rechtlichkeit bekannte Sensal Löb Katzenstein. Der Verstorbene war ein Verwandter des berühmten Rabbi Elosor Ottensooser - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - in Höchberg und zeichnete sich durch schlichte Frömmigkeit und seltenes Gottvertrauen aus. Zwanzig Jahre lang versag er das Amt eines 'Bal tokeah'. Insbesondere stand der Verblichene auch bei Andersgläubigen in größtem Ansehen. Von seiner Beliebtheit zeugte auch das imposante Leichenbegängnis. Am Grabe gaben der Synagogenälteste Katz und Lehrer Freudenberger dem Verlust der Gemeinde Ausdruck. Im Namen der Familie sprachen Kantor Nußbaum, Neuß und Prediger Katzenstein, Wetzlar. Wir schieden vom Friedhofe mit dem Bewusstsein, dass wir der Besten einen verloren. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

     
Zur Goldenen Hochzeit von Maier und Karoline Goldschmidt sowie Löb und Malchen Stern (1923)   

Flieden Israelit 08021923.jpg (43606 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Februar 1923: "Flieden, 5. Februar (1923). In unserer Gemeinde stehen uns zwei seltene Feiern bevor: Im Juli – so Gott will – feiern die Eheleute Maier und Karoline Goldschmidt ihre goldene Hochzeit und im Oktober werden die Eheleute Löb und Malchen Stern – so Gott will – die gleiche Feier begehen. Beide Ehepaare erfreuen sich noch körperlicher und geistiger Rüstigkeit. Möge Gott uns diese schönen Tage erleben lassen."

    
Zum Tod von Jakob Katzmann (1923)     

Flieden Israelit 12071923.jpg (112377 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" am 12. Juli 1923: "Flieden, 17. Tamus (= 1. Juli 1923). Nur wenige Tage vor dem Fasttage des Tamus, der uns unter anderen schwerwiegenden Ereignissen auch daran erinnert, wie unser Lehrer Moscheh die steinernen Tafeln zerbrach, ist auch unsere kleine Gemeinde von einem schweren Verluste betroffen worden. Jakob Katzmann, der besten einer, ist im Alter von 75 Jahren abberufen worden. Katzmann zeichnete sich durch ungeheuchelte Frömmigkeit und seltene Wohltätigkeit aus. Im Gotteshause war er meist der erste und letzte. Durch Spende mehrere Ritualien trug er zur Verschönerung desselben bei. Noch kurz vor seinem Tode schenkte er der Gemeinde eine wunderbar geschriebene Sefer Tora (Torarolle).
Umhegt von der Liebe und Treue seiner Kinder und zahlreicher Enkel ward er von allen gleich einem Patriarchen verehrt. Nicht minder genoss er wegen seiner Redlichkeit und Treue das Vertrauen seiner zahlreichen Geschäftsfreunde. 
Am Grabe dankte Herr Synagogenältester Katz dem Entschlafenen im Namen der Gemeinde für die treuen Dienste, die er derselben erwiesen. Herr Lehrer Freudenberger entwarf unter Zugrundelegung des Bibelverses: Eine herrliche Krone ist das Alter, auf dem Wege der Tugend wird es erreicht - ein getreues Lebensbild des Entschlafenen. 
Möge das Verdienst dieses Edlen seiner weit verzweigten Familie und unserer ganzen Gemeinde beistehen."   

      
Goldene Hochzeit von Löb Stern und Malchen geb. Herzberger (1924)  

Flieden Israelit 04121924.jpg (96299 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1924: "Flieden, 1. Dezember. Am verflossenen Schabbat Chaj Sara (Schabbat mit der Toralesung Chaj Sara) hatten wir hier eine seltene Feier. Galt es doch die goldene Hochzeit eines würdigen Ehepaares, Herrn Löb Stern (für falsch: Star) und Malchen Stern geb. Herzberger in würdiger Weise zu feiern. Nachdem der Synagogenchor einige Psalmen vorgetragen hatte, hielt Herr Lehrer Freudenberger eine Ansprache an die beiden Jubilare und verglich deren Lebenslauf mit dem Abrahams und Saras. Die Gemeinde Hintersteinach, in der die Jubilare früher gewohnt, ließ ein herrliches Bukett mit entsprechender Widmung überreichen. Der hiesige israelitische Männerverein überreichte den Jubilaren ein künstlerisch ausgearbeitetes Diplom. Der Provinzialrabber Dr. Cahn in Fulda sandte ebenfalls einen Glückwunsch und bedauerte, durch eine Familienfeier am Erscheinen verhindert zu sein. Möge den beiden Jubilaren noch ein langer, glücklicher Lebensabend beschieden sein."
  
Flieden Israelit 06111924.jpg (52114 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. November 1924: "Flieden, 1. November (1924). Am 21. November Paraschat Chai Sara feiern die Eheleute Löb Stern und Malchen Stern geb. Herzberger ihre goldene Hochzeit. Beide Jubilare sind noch ziemlich rüstig. Der Allgütige hat denselben einen sorgenlosen Lebensabend geschenkt, da die in Amerika lebenden Kinder mit fürstlicher Freigebigkeit für die alten Eltern sorgen. Mögen die Jubilare sich noch eine langen Dauer von Jahren in gleicher Rüstigkeit zu erfreuen haben."

 
Zum Tod von Salomon Katzmann, langjähriger Synagogenältester, Mitglied im bürgerlichen Gemeindekollegium und Hauptmann/Ehrenpräsident der Freiwilligen Feuerwehr Flieden (1926)   

Flieden Israelit 19081926.jpg (127467 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1926: "Flieden, 11. August (1926). Schon wieder riss der Tod eine schmerzliche Lücke in unsere kleine Gemeinde. Unser langjähriger früherer Synagogen-Ältester Salomon Katzmann ist nach kurzem Krankenlager zu einem besseren Leben heimgegangen. Die Trauerkunde von dem unerwartet schnellen Ableben des vor wenigen Wochen noch so rüstigen greises hatte unter der jüdischen und auch christlichen Bevölkerung, bei der der Verblichene in großem Ansehen stand, eine so rege Anteilnahme hervorgerufen, wie wohl kaum ein Trauerfall vorher. Als Beweis, welch große Hochschätzung sich der Entschlafene erfreue, dient die Tatsache, dass er zu gleicher Zeit vier zeitraubende Ehrenämter bekleiden durfte. Er war 20 Jahre Synagogenältester, saß ebenso lang im Gemeindekollegium, war 25 Jahre lang Hauptmann und bis zu seinem Lebensende Ehrepräsident der Freiwilligen Feuerwehr und Vormund über 5 Waisenkinder. Am Grabe wies Lehrer Freudenberger auf diesen Umstand hin und nahm im Namen der Gemeinde Abschied von dem früheren Führer. In rührenden Abschiedsworten entbot der Oberbrandmeister Ebet aus Neuhof dem treuen Kameraden im Namen der in corpore erschienen Freiwilligen Feuerwehr den letzten Abschiedsgruß. Wir werden dem Verstorbenen allezeit ein ehrendes und treues Andenken bewahren. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

    
 80. Geburtstag von Kriegsveteran Maier Goldschmidt (1927)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 28. Oktober 1927:  "Flieden. In körperlicher und geistiger Frische beging am 25. Oktober der Kriegsveteran Maier Goldschmidt seinen 80. Geburtstag."      

 
Silberne Hochzeit von Natan Katz und Frau Rebekka geb. Neuhaus (1928)    

Flieden Israelit 13091928.jpg (41614 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1928: "Flieden, 3. September (1928). Am 2. September war es dem Synagogenältesten Herrn Natan Katz und dessen Ehefrau Rebekka geb. Neuhaus vergönnt, das Silberhochzeitsfest zu feiern. Die ganze jüdische Gemeinde nahm Anlass, dem Jubilar Dank und Verehrung zum Ausdruck zu bringen. Denn Herr Katz verwaltet schon seit längeren Jahren in uneigennütziger Weise das Amt eines Synagogenältesten."  

     
 Kaufmann Baruch Wallach zieht nach Fulda (1929)       

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 20. Dezember 1929: "Flieden. Unsere immer mehr zusammenschrumpfende Gemeinde hat leider wieder einen Verlust zu beklagen. Der Kaufmann Baruch Wallach verließ heute unsere Kehillo (Gemeinde), um mit seiner Familie nach Fulda überzusiedeln. Herr Synagogenältester Katz nahm am verflossenen Schabbos mit herzlichen Worten Abschied von seinem Freunde und langjährigen Mitarbeiter. Er schilderte wahrheitsgemäß die Verdienste des Scheidenden als Baal tokeah (Schofarbläser), Baal koreh (Vorleser) und interimistischen Leiters des israelitischen Männervereins. Herr Wallach zeigte in den 26 Jahren seines Hierseins stets das größte Interesse für das Wohlergehen der Gemeinde."          

      
     
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
  
Anzeigen des Manufakturwarengeschäftes / später gemischtes Warengeschäft Jes. Katz (1890 / 1894 / 1898)  

Flieden Israelit 01051890.jpg (26138 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1890: "Suche einen tüchtigen Detailreisenden für Manufakturwaren. Samstag und Feiertage geschlossen. Zeugnisse und Gehaltsansprüche erbeten an  
Jes. Katz

Flieden
bei Fulda."
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1894
"Zum sofortigen Eintritt oder per 1. November suche für mein gemischtes Warengeschäft einen tüchtigen Komptoiristen, welcher der einfachen Buchführung mächtig und guter Korrespondent ist. Gehaltsansprüche und Originalzeugnisse erwünscht. 
Suche weiter einen Lehrling mit guten Schulkenntnissen aus achtbarer Familie. 
Jesaias Katz, 
Flieden
, Regierungsbezirk Kassel."     
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. September 1898
"Suche für mein gemischtes Warengeschäft per Anfang Oktober einen Lehrling, mit guter Schulbildung. Kost und Logis im Hause. Samstags und Feiertage streng geschlossen.  
Jes. Katz
, Flieden."     

     
Stellensuche durch Lehrer Freudenberger (1902)  

Flieden Israelit 21081902.jpg (53250 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1902: "Stelle-Gesuch. Ein braver, strebsamer Kaufmann, Familienvater und guter Jehudi, in den mittleren Jahren, welcher wegen Unglücks zurückgekommen ist, sucht Stellung als Gemeindediener, Friedhofsverwalter, Aufseher etc. 
Nähere Auskunft erteilt  Lehrer Freudenberger, Flieden."   

   
Anzeigen des Sattler- und Polstergeschäftes Lippmann Goldschmidt (1904 / 1907)          

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1904: 
"Lehrlings-Gesuch. Suche für mein Sattler- und Polster-Geschäft einen Lehrling aus anständiger Familie. 
Lippmann Goldschmidt
, Flieden bei Fulda."        
 
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. März 1907: 
"Suche für mein Feier- und Samstags geschlossene Sattlerei per sofort einen 
Lehrling. Lippmann Goldschmidt,
Sattler und Polsterer, Flieden Kreis Fulda."      

  
Verlobungsanzeige von Paula Emanuel und Leopold Katzmann (1923)  

Flieden Israelit 01111923.jpg (27302 Byte)Anzeige in der Israelit am 11. November 1923: "Statt Karten 
Paula Emanuel - Leopold Katzmann 
-  Verlobte - 
Simmern im Hunsrück im Oktober 1923 - Flieden Kreis Fulda." 

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge         
    
Eine erste Synagoge befand sich auf dem Grundstück, auf dem heute der Gedenkstein für die jüdische Gemeinde steht. Auf diesem Grundstück am Eingang der Hinzergasse war nachweislich bereits seit dem Jahr 1617 ein Gebäude in jüdischem Besitz. Dieses Gebäude wurde in der Folgezeit Mittelpunkt des sozialen und religiösen Zusammenlebens der jüdischen Familien in Flieden. Eine Synagoge wie auch eine Religionsschule wurden darin eingerichtet. Spätestens im 18. Jahrhundert war hierin auch ein rituelles Bad. Es befand sich jedoch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in schlechtem Zustand, sodass die Frauen der Gemeinde das Bad in Neuhof benutzten. Da sich am Zustand des Bades in Flieden nichts veränderte, wurde die Benutzung im Februar 1864 behördlicherseits verboten.  

Eine neue Synagoge wurde 1870 erbaut. Zwar konnte noch kein Bericht zur Einweihung gefunden werden, dennoch wird innerhalb eines Spendenaufrufes im Juni 1870 davon berichtet, dass der Bau "ziemlich weit vorangeschritten und in die Höhe gebracht worden" und damals nur noch der Innenausbau vorzunehmen war:  
    
Spendenaufruf für den Neubau der Synagoge in Flieden 1870   

Flieden Israelit 15061870s.jpg (99820 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juni 1870: "Aufruf
Die jüdische Gemeinde Flieden bei Fulda war dringend benötigt eine Synagoge zu bauen, weil das bisher benutzte Betlokal zu klein, baufällig und diesem Zwecke in keiner Weise mehr entsprach. Da aber die Kosten dazu zum großen Teil nicht anders gedeckt werden konnten, als durch freiwillige Gaben, weil die Gemeinde selbst zu gering, unbemittelt und nur aus 9 Mitgliedern besteht, so hat die Gemeindeverwaltung gedruckte Aufrufe an fast alle jüdischen Gemeinden Deutschlands versendet; diese fanden aber nur bei wenigen kleinen Landgemeinden, am allerwenigsten aber bei den größeren Städten Berücksichtigung. Trotzdem ist der Bau mit göttlicher Hilfe ziemlich weit vorangeschritten und in die Höhe gebracht worden. 
Jetzt sehen wir uns aber in der peinlichen Lage, den Bau nach Innen nicht vollenden zu können, da sämtliche Mittel erschöpft sind, wenn uns nicht unsere Brüder und Glaubensgenossen mit ihren Spenden zu Hilfe kommen. Wir brauchen zu dem Allernotwendigsten noch ein Kapital von mindestens 1.000 Gulden. 
Wir sprechen deshalb das Wohlwollen, den Biedersinn und die Wohltätigkeit unserer Glaubensgenossen von nah und fern an, flehen und bitten, dringend und herzlich, um reichliche Beteiligung. Spenden nimmt entgegen: Der Gemeinde-Älteste Jacob Stern, Flieden bei Fulda, Provinz Hessen."

In der Synagoge gab es insgesamt 78 Plätze (48 für Männer, 30 für Frauen).

Nachdem es in Flieden eine neue Synagoge gab, wurde das Gebäude der alten Synagoge beziehungsweise des alten jüdischen Gemeindezentrums abgebrochen. 1876 wurde an dieser Stelle ein neues Schulhaus erbaut, in dem sich auch eine Lehrerwohnung und ein rituelles Bad befanden. Darauf konnte in Flieden eine jüdische Elementarschule eröffnet werden (1878), die teilweise auch von den jüdischen Kindern aus Neuhof besucht wurde. Sie hatte 1880 11, 1890 über 20 Schüler. Die Schule bestand bis zu ihrer Schließung am 31. Dezember 1931 (zuletzt im Oktober 1931 noch sechs Schüler). Das rituelle Bad wurde bis zur Auflösung der jüdischen Gemeinde genutzt. 

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet, die Inneneinrichtung zerschlagen, doch blieb das Gebäude insgesamt erhalten und wurde 1950/51 zu einer bis heute bestehenden evangelischen Kirche umgebaut. 

Das ehemalige jüdische Schulhaus kam 1939 an die politische Gemeinde Flieden. 1970 wurde es wegen dem Ausbau der Straße abgebrochen. Auf dem Grundstück wurde am 10. November 1988 ein Gedenkstein eingeweiht mit der Inschrift: "Zur Erinnerung an die Israelitische Kultusgemeinde, deren erste Synagoge und später die Schule einstmals hier standen, wurde dieser Stein gesetzt. Die NS-Gewaltherrschaft 1933-1945 hat das Ende dieser Gemeinde herbeigeführt. Die Gemeinde Flieden wahrt das Andenken an die jüdischen Mitbürger, die Jahrhunderte hindurch ein fester Bestandteil der Bevölkerung waren." 
  
Zu aktuellen Aktivitäten und zur Erinnerungsarbeit in Flieden siehe die Website des "Fördervereins evangelische Kirche / ehemalige Synagoge Flieden e.V." http://kirchesynagogeflieden.jimdo.com/ 
  
  
Adresse/Standort der Synagogen:       

bulletalte Synagoge/ 1872 Schulhaus, jetzt Gedenkstätte: Ecke Hinzergasse/Magdloser Straße 
bulletneue Synagoge/ jetzt evangelische Kirche: Hinzergasse 6   

  
  
Fotos
(Quelle für das historische Foto der Schule: Altaras 1994 S. 39 - Aufnahme 1969 von Raimund Henkel;  neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 31.5.2007)

Die Synagoge um 1925 
(Quelle: Förderverein evangelische Kirche / ehemalige Synagoge Flieden e.V.;
der Verein erhielt das Foto von Marie Ariel)  
Flieden Synagoge 1925.jpg (53058 Byte)  
   
Gedenkstein auf dem Grundstück der ersten Synagoge / jüdischen Schule   
Flieden Schule 100.jpg (80316 Byte) Flieden Synagoge 121.jpg (118484 Byte) Flieden Synagoge 120.jpg (104929 Byte)
Das 1876 erbaute und 1970 abgebrochene 
jüdische Schulhaus in Flieden 
Die Gedenkstätte am Platz des früheren jüdischen Schul- und Gemeindehauses - 
zur Inschrift dieses Gedenksteines siehe oben  
Flieden Synagoge 122.jpg (59037 Byte) Flieden Synagoge 127.jpg (65786 Byte) Flieden Synagoge 123.jpg (60447 Byte)
Blick auf die ehemalige Synagoge, die beim 
Umbau zur Kirche 1950/51 einen Turm erhielt 
und - verbunden mit dem Kreuz - als ehemalige
 Synagoge unkenntlich gemacht wurde  
Links des Eingangs zur ehemaligen Synagoge/jetzt Kirche findet sich die
 Gedenkinschrift: "Hebräisch: 'Erkenne, vor wem du stehst. Dieses Gotteshaus 
entstand um 1875 als Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde Flieden. Am 9.
 November 1938 wurde es verwüstet, seit 1951 wird es als evangelische Kirche genutzt".  
     
Flieden Synagoge 124.jpg (65501 Byte) Flieden Synagoge 126.jpg (59636 Byte) Flieden Synagoge 125.jpg (67839 Byte)
Nördliche Seitenansicht, links der Vorbau 
aus der Zeit als evangelische Kirche  
Südliche Seitenansicht mit den
 historischen Rundbogenfenstern  
Aus der Zeit als Kirche: 
Vorbau an der östlichen Seite  

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

Juli 2011: Auch in Flieden könnten "Stolpersteine" verlegt werden  
Artikel in fuldainfo.de vom Juli 2011 (Artikel): "Stolpersteine sollen an deportierte jüdischen Bürger erinnern 
Flieden
. "Wir sind erfreut und dankbar, dass der SPD-Antrag zur Gemeindevertretersitzung - Einlassen von sogenannten "Stolpersteinen" im Gehweg an historisch bedeutsamen Stellen - und einstimmiger Beschluss der Gemeindevertretung nunmehr nach zweijähriger intensiver Recherche unseres Heimatforschers Raimund Henkel umgesetzt werden kann", so Fliedens SPD-Fraktionsvorsitzender Winfried Möller...".  
  
Juli 2015: Die ersten "Stolpersteine" wurden in Flieden verlegt   
Am 29. Juli 2015 wurden durch Gunter Demnig je zwei Stolpersteine verlegt: in der Hinzergasse (Haus wurde 1959 abgebrochen; Grundstück mit der heutigen Adresse Am Küppel 1) für Markus Goldschmidt (1880) und Hilda Goldschmidt geb. Stern (1882); in der Reinhardstraße 2 für den Metzgermeister Isidor Seliger (1883, stammte aus Bad Orb, 1926 nach Flieden gezogen) und Johanna Seliger geb. Katzmann (1879).  
Link zum Bericht in der Website der Gemeinde Flieden:   http://www.flieden.de/news/1/293863/nachrichten/293863.html mit eingestellten Artikeln aus der Fuldaer Zeitung vom 28.7.2915 und aus der  Fuldaer Zeitung vom 30.7.2015 sowie einer Fotoseite (pdf-Dateien)      
 
September 2019: Renovierung der Kirche im ehemaligen Synagogengebäude  
Artikel von Marius Auth in den "Osthessen news"vom 22. September 2019: "FLIEDEN. Nach Renovierung und Neugestaltung. 'Keine Flucht ins Vergessen': Einweihung der evangelischen Kirche Flieden.
Die evangelische Kirche in Flieden war ursprünglich eine jüdische Synagoge und Mittelpunkt des spirituellen Lebens der Kultusgemeinde Flieden. Um diese Geschichte und das gemeinsame religiöse Erbe zu würdigen, wurde im Zuge der umfangreichen Renovierungsarbeiten der amerikanische Künstler Barney Zeitz damit beauftragt, sechs Kirchenfenster zu gestalten, die in leuchtenden Farben vom spirituellen Neuanfang im Geist gegenseitiger Wertschätzung künden. Am Sonntag wurde die Kirche mit einem festlichen Gottesdienst eingeweiht.
Nach 13 Monaten Bauzeit sowie der Unterstützung von Gemeindemitgliedern, des Fördervereins und Sponsoren konnte die Kirche, die seit 1951 von der evangelischen Gemeinde genutzt wird, wieder in Betrieb genommen werden. Dass die Bitte um Versöhnung kein reines Lippenbekenntnis ist, stellten sowohl Pfarrer Holger Biehn als auch Bischof Dr. Martin Hein klar. Noch vor dem Gottesdienst wurde an der Kirchenpforte der grausamen Geschehnisse vor nur 81 Jahren gedacht: '9. November 1938 - Schändung dieses Gotteshauses und Demütigung der Gläubigen. Der Name Gottes wurde missbraucht. Wir bekennen unsere Schuld und fragen uns: Herr, wie war das nur möglich - dass Menschen, die jahrelang friedlich zusammlebten, mit einem Mal alle Verbindungen abbrachen, nur weil die anderen Juden waren? Mit einem Mal sahen sie weg, wenn sie ihnen begegneten. Wie war es möglich, dass Menschen, die sich immer an Recht und Ordnung gehalten haben, nichts einzuwenden hatten, als die Rechte der Juden immer mehr eingeschränkt wurden? Wie war das nur möglich, dass auch die Kirche für die unschuldig Leidenden nur vereinzelt das Wort erhoben hat? Wie war es möglich, dass Christen in den Gesichtern der Gequälten nicht die Züge von Schwestern und Brüdern erkannt haben?'
Bischof Dr. Martin Hein erklärte, dass nur die Kenntnis und Aufarbeitung der Geschichte davor bewahre, sie zu wiederholen: 'Bis zur Nazizeit war jüdisches Leben hier in Flieden selbstverständlich und gehörte zum Ort dazu. Seit 1875 wurden in diesem Gebäude Gottesdienste gefeiert. All das wurde durch eine rücksichtslose und menschenverachtende Ideologie zunichte gemacht, der nicht nur die Parteigenossen der NSDAP anhingen. Sie breitete sich auch wie Gift in den Herzen und Gedanken vieler Christen in Deutschland aus. Es gibt für uns keine Flucht ins Vergessen: Die Shoa ist Teil unserer Geschichte. Geschichte aber, die wir vergessen wollen, wiederholt sich. Auch die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg waren von einer unbegreiflichen Gedankenlosigkeit geprägt. Anstatt die geschändeten Synagogen als Gotteshäuser jüdischen Glaubens zu bewahren, ging man bürokratisch-pragmatisch vor. Und so wurden in Deutschland Synagogen umgenutzt und häufig ein zweites Mal entweiht. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis wir als Deutsche bereit waren, nicht mehr achtlos über unsere Geschichte hinweg zu gehen.' Auch der Substitutionstheologie erteilte Hein eine klare Absage: 'Im Römerbrief setzt sich der Apostel Paulus mit der Bestimmung seines eigenen Volkes auseinander, dem die Verheißungen Gottes unverbrüchlich gelten. Für Paulus steht unmissverständlich fest: Nicht wir tragen die Wurzel, sondern die Wurzel trägt uns. Die Verheißungen Gottes an sein Volk sind nicht passé oder an die christliche Kirche übergegangen, Israel ist nicht enterbt, sondern wir sind als Juden wie als Christen im Tiefsten unseres Glaubens, in unserer ganzen Existenz miteinander verbunden. Erst wenn wir das begriffen haben, sprechen wir über das, was uns unterscheidet.'
Um die jüdisch-christlichen Gemeinsamkeiten bewusst herauszustellen, wurde Künstler Barney Zeitz damit bauftragt, den aaronitischen Segen, der sowohl in der Synagogenfeier als auch im evangelischen Gottesdienst genutzt wird, in sechs farbenfrohen Kirchenfenstern umzusetzen. Elemente aus Glas und Metalloxiden wurden in einem speziellen Ofen miteinander verschmolzen, im Altarraum sind die Worte 'Shalom' und 'Frieden' in den Fensterrahmen eingelassen. Zeitz, der seit Jahrzehnten künstlerische Glasfenster fertigt, kam durch eine schicksalhafte Begegnung zum Auftrag: Im Frühjahr 2013 besuchte eine amerikanische Reisegruppe Flieden, darunter die Jüdin Marie Ariel, deren Vater vor mehr als 100 Jahren Mitglied der jüdischen Gemeinde vor Ort war. Ariel kam ins Gespräch mit Pfarrer Holger Biehn, die Idee, künstlerisch gestaltete Kirchenfenster an die ehemalige Synagoge erinnern zu lassen, war geboren. Auf der Website von Zeitz fanden sich Arbeitsproben von der Gestaltung eines Tempels in Pittsburgh, die stark an die fertigen neuen Kirchenfenster in Flieden erinnern: 'Dr. Thomas Fendert, Vorsitzender des Fördervereins, hat mich vor vier Jahren nach Flieden eingeladen. Nach einem Monat war dann klar, was wie gestaltet werden soll. Der aaronitische Segen wird seit tausenden von Jahren genutzt und zieht sich nun über die Fenster quer durch die Kirche. Ich glaube an Vielfalt: Wir sollten einander respektieren, unabhängig von Herkunft und Religion. Niemand muss sich ändern, jeder hat seinen Glauben', so Zeitz."
Link zum Artikel (mit mehreren Fotos)   
 
 

 
      
Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Gemeinde Flieden  
bulletWebsite des "Fördervereins evangelische Kirche / ehemalige Synagoge Flieden e.V."  http://kirchesynagogeflieden.jimdo.com/  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Flieden (interner Link) 
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Flieden 

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Flieden 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Flieden sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,188   Sterberegister der Juden von Flieden  1823 - 1885   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1230090    
HHStAW 365,186   Geburtsregister der Juden von Flieden  1823 - 1885; darin auch Beleg über den Kauf eines Grundstücks in Flieden für 267 Gulden durch den Gemeindeältesten Jakob Stern im Auftrag der jüdischen Gemeinde in Flieden, 1871      https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2126647   
HHStAW 365,187   Trauregister der Juden von Flieden  1834 - 1885   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v825429        

 Literatur:  

bulletRaimund Henkel: Zur Geschichte der Juden in Flieden. In: "Buchenblätter" - Beilage der Fuldaer Zeitung für Heimatfreunde, ab Nr. 25/Oktober 1970 in mehreren Folgen. 
bulletders.: Heimat als Hobby - Die ehemalige jüdische Gemeinde in Flieden. In: Jahrbuch des Landkreises Fulda 1900. S. 199-200.   
bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 178-180.   
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 52.  
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 33.  
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 39-40.  
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 12-13.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 540-541. 
bulletFulda Lit 140.jpg (118420 Byte) Juden in Deutschland und 1000 Jahre Judentum in Fulda
hrsg. von Michael Imhof.  Zukunft Bildung Region Fulda e. V. 
Erschienen im Michael Imhof Verlag Petersberg 2011.  
24 x 30 cm, 440 Seiten, 700 S/W und 200 Farbabbildungen, Hardcover. ISBN 978-3-86568-673-2 
(D) 44,00 €   CHF 62,90  (A) 45,25 € . 
Zu Flieden Beitrag von Raimund Henkel S. 298-313 
bulletFlieden Lit Schad.jpg (78452 Byte)Christian Schad: Jüdisches Leben in Flieden 1920 – 1942. Erschien Oktober 2016. Informationen auf Website der Gemeinde Flieden
Viele Jahre lang war die Geschichte des jüdischen Lebens in der Region Fulda mit all ihren Höhe und Tiefen bis hin zur Auslöschung durch die Nationalsozialisten ein vernachlässigtes Forschungsgebiet im Nachkriegsdeutschland. Erst mit dem einsetzenden, bundesweiten Umdenken der letzten 30 Jahre rückte die jüdische Kultur wieder in den Fokus einiger Publikationen. Mit seinem Buch holt Christian Schad die Geschichte des jüdischen Lebens in der hessischen Gemeinde Flieden aus der Vergangenheit. 
Das Buch ist zum Preis von 12 Euro (davon sind 6 Euro für die Renovierung der evangelischen Kirche Flieden - ehem. Synagoge) im Bürgerbüro des Rathauses erhältlich. 
bulletLit 400 Jahre Juden Rhoen.jpg (135549 Byte)Michael Imhof: 400 Jahre Juden in der Rhön. Herausgegeben von Zukunft Bildung Region Fulda e. V.
21 x 29 cm, 344 Seiten, 562 Farb- und 59 S/W-Abbildungen, Klappenbroschur. ISBN 978-3-7319-0476-2
(D) 39,95 €, (A) 41,10 €, CHF 45,90. 
Erschienen im Michael Imhof-Verlag. Informationsseite zur Publikation mit Downloads und "Blick ins Buch"   
Seit 400 Jahren waren Juden in den Landstädten und Dörfern der hessischen Rhön urkundlich verbürgt. Ende des Mittelalters und noch zu Beginn der Frühen Neuzeit aus ihren angestammten Wohngebieten vertrieben, fanden viele von ihnen auf den Territorien von Ritterschaften und der Universität Würzburg auch in der Rhön eine neue Bleibe. Erst mit der rechtlichen Gleichstellung der Juden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte für sie ein wirtschaftlicher und sozialer Prozess ein, der den Namen Emanzipation verdient. In den Gemeinden der Rhön wurden sie zu wesentlichen Wegbereitern der Moderne. Dieser Entwicklung stellte sich ein zunehmender Antisemitismus schon in der Kaiserzeit entgegen. Als mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 der Judenhass zum Regierungsprogramm wurde, begann auch für die in der Rhön lebenden Juden eine Zeit der Demütigungen und Verfolgungen mit dem Ziel ihrer Vertreibung und Vernichtung.    

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Flieden Hesse-Nassau. Dating from the 16th century, the community was expelled in 1671 but revived and grew to 25 families in 1790. The Jews opened a school in 1878 and a new synagogue in 1885. They numbered 86 (6 % of the total) in 1895 and 63 in 1933. Religiously Orthodox, they maintained good relations with their anti-Nazi Catholic neighbors. By May 1938, however, 55 Jews had left (24 emigrating). One elderly couple remained after the synagogue was vandalized on Kristallnacht (9-10 November 1938); they were sent to a Nazi death camp in 1942. 
   
     

                   
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Stand: 15. Oktober 2013