Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia
Judaica
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und
bestehende) Synagogen
Übersicht:
Jüdische Kulturdenkmale in der Region
Bestehende
jüdische Gemeinden in der Region
Jüdische
Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur
und Presseartikel
Adressliste
Digitale
Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen"
Zur Übersicht über die
Synagogen im Kreis Fulda
Flieden (Kreis
Fulda)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Bitte besuchen Sie auch die Website des
"Fördervereins evangelische Kirche / ehemalige Synagoge Flieden e.V." http://kirchesynagogeflieden.jimdo.com/
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Flieden bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung
geht in die Zeit des 16./17. Jahrhunderts zurück. 1562 bis 1572 werden
erstmals Juden in Flieden genannt; 1617 war ein Haus am Eingang der Hinzergasse
in jüdischem Besitz; nach dem Zinsregister 1646-51 gab es Mitte des 17.
Jahrhunderts drei zinspflichtige jüdische Einwohner am Ort. 1790 werden 25 jüdische
Einwohner gezählt.
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich seit Mitte des 19.
Jahrhunderts wie folgt: 1861 43 jüdische Einwohner (2,5 % von insgesamt
1.734), 1871 39 (2,4 % von 1.645), 1885 85 (3,2 % von 1.639), 1895 86 (5,9 % von
1.453), 1905 73 (4,6 % von 1.581). Unter den jüdischen Haushaltsvorständen gab
es Anfang des 20. Jahrhunderts mehrere Viehhändler, Händler mit
Altwaren, Topfwaren, Seife und Schmierstoffe usw., Metzger, einen Sattler und
Polsterer. Nathan Katz besaß ein Kaufhaus und eine Kolonialwarenhandlung.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Religions- beziehungsweise Elementar-/Volksschule (von 1878 bis 1932) und ein
rituelles Bad (zur Geschichte dieser Einrichtungen siehe unten). Die Toten der jüdischen
Gemeinde wurden in Fulda beigesetzt, seit 1905 auf einem gemeinsam mit der jüdischen
Gemeinde Neuhof auf Gemarkung Flieden
angelegten Friedhof. Die Gemeinde gehörte
zum Rabbinatsbezirk Fulda. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde
war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig
war. Von den Lehrern sind bekannt: Lehrer Flörsheim (vermutlich 1878 bis
1887), Simon Freudenberger (ab 1891 bis 1928, gest. 1936, siehe Berichte
unten), Sally Weinberg (seit 1928).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Daniel Adler (geb.
15.5.1895 in Flieden, gef. 21.11.1915), Daniel Goldschmidt (geb. 18.10.1887 in
Flieden, gef. 8.8.1917), Siegmund Katz (geb. 6.10.1878 in Flieden, gef.
4.3.1917), Juda Stern (geb. 29.6.1886 in Flieden, gef. 25.9.1915), Siegfried
Katzmann (geb. 6.4.1894 in Flieden, vor 1914 in Fulda wohnhaft, gef. 27.7.1916)
und Siegmund Katzmann (geb. 19.11.1897 in Flieden, vor 1914 in Hettenhausen
wohnhaft, gef. 10.7.1918). Ihre Namen stehen auf dem Kriegerdenkmal der
Gemeinde. Außerdem ist gefallen: Julius Flörsheim (geb. 25.1.1881 in Flieden,
vor 1914 in Fulda wohnhaft, gef. 18.4.1917).
Um 1924, als noch 85 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (3,9
% von insgesamt 2.180 Einwohnern), war Vorsitzender der Gemeinde Nathan
Katz. Als Lehrer und Schochet war Simon Freudenberger angestellt. Er
unterrichtete an der jüdischen Volksschule noch acht Kinder. An jüdischen
Vereinen gab es den Israelitischen Männerverein (gegründet 1905;
1924 unter Leitung von Markus Goldschmidt; 1932 unter Leitung von Meier Stern,
Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung hilfsbedürftiger Ortsansässiger, 13
Mitglieder), den Israelitischen Frauenverein (1932 unter Leitung von
Rebekka Katz) und den Israelitischen Jugendmädchen-Verein (1932 unter
Leitung von L. Weinberg). 1932 war Vorsitzender der Gemeinde weiterhin
Nathan Katz. Im Schuljahr 1931/32 erhielten noch sechs jüdische Kinder
Unterricht in der israelitischen Volksschule durch den inzwischen in der
Gemeinde tätigen Lehrer und Kantor Sally Weinberg; 1932 wurde die Schule aufgelöst
(Bericht).
1933 lebten noch etwa 60 jüdische Personen in Flieden (18
Familien). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder
auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen
beziehungsweise ausgewandert. 36 konnten in die USA emigrieren, 2 nach London;
20 verzogen in andere Orte Deutschlands. Der Viehhändler Markus Goldschmidt und
seine Frau Hulda geb. Stern waren die letzten jüdischen Einwohner in Flieden.
Sie wurden von hier aus 1942 abgeholt und deportiert.
Von den in Flieden geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Emilie
Baruch geb. Katz (1890), Ruth Baruch (), Betty Baum geb. Katzenstein (1896, vgl.
Erinnerungsblatt
des "Aktiven Museums Spiegelgasse" Wiesbaden),
Jeanette Casparius geb. Katzmann (1870), Joh. Ehrenfeld geb. Katzmann (1872),
Hilda Goldschmidt geb. Stern (1882), Markus Goldschmidt (1880), Frieda Hess geb.
Katz (1900), Jakob Jakob (1899), Paula Jakob geb. Katzmann (1901), Daniel David
Katzmann (1895), Leopold Katzmann (1887), Helene Zerline Klein geb. Stern
(1868), Elli Löwenstein geb. Wallach (1909), Isidor Seliger (1881), Johanna
Seliger geb. Katzmann (1879), Berta Sonn geb. Katzmann (1885), Max Stern (1908), Dr. Moses
Stern (1881, Lehrer in Köln), Salomon Stern (1864), Theresa Weihl geb. Katzmann
(1866), Lina Weinschenk geb. Stern (1886), Jeanette Werthan geb.
Goldschmidt (1885).
Auf dem jüdischen Friedhof
in Flieden wurde 1947 ein Gedenkstein erstellt mit insgesamt 19 Namen der
aus Neuhof und Flieden ermordeten jüdischen Personen verbunden mit dem Text:
"Nach unmenschlichen Grausamkeiten mussten 19 Männer, Frauen und Kinder
der jüdischen Gemeinden Neuhof und Flieden in Konzentrationslagern ihr Leben
lassen"; dazu ein hebräischer Text (übersetzt:) "Es möge
sich Gott erinnern an diejenigen, welche umgekommen sind durch die frevelhafte
deutsche Naziregierung zur Heiligung des Namens und zur Heiligung des Volkes! Im
Paradies möge ihre Seele Ruhe finden, für ewig werden sie nicht vergessen
werden.
Seit Juli 2015 erinnern vier Stolpersteine in Flieden an Markus
Goldschmidt und Hilda Goldschmidt geb. Stern sowie an Isidor Seliger und Johanna
Seliger geb. Katzmann.
Hinweise: In Leipzig erinnert in der Gneisenaustraße 7 ein Stolperstein an
Daniel David Katzmann, der 1895 in Flieden geboren ist. Er war verheiratet mit
Hilde geb. Rothschild. Die beiden wohnten seit 1930 in Annaberg, wo Katzmann als
Kantor und Religions- und Turnlehrer der dortigen jüdischen Gemeinde tätig
war. 1933 ist die Tochter Inge Katzmann geboren. 1934 zog die Familie nach
Leipzig, wo Katzmann als Lehrer an der jüdischen Volksschule tätig war. 1942
wurde die Familie nach Theresienstadt deportiert, 1943 nach Auschwitz, wo alle
drei ermordet wurden. Quelle: http://www.stolpersteine-leipzig.de/index.php?id=221.
In Rotenburg a.d. Fulda erinnert in
der Brotgasse 19 ein Stolperstein an Jeanette Werthan, die 1885 in Flieden
geboren ist. Sie war seit 1918 verheiratet mit dem Witwer Isaak Werthan (geb.
1870 in Hintersteinau). Die beiden
hatten einen Sohn Norbert (geb. 1922) und einen Sohn Theodor (1926). Isaak
Werthan, der seit 1894 als Gemeindediener in Rotenburg tätig war, starb 1938.
Jeanette Werthan wurde von Kassel 1941 nach Riga verschleppt und ist dort
umgekommen. Sohn Norbert konnte noch in die USA emigrieren, Sohn Theodor wurde
in Auschwitz ermordet. Quelle: http://stolpersteine.rotenburg.hassia-judaica.de/jeanette_und_theodor_werthan.html
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Elementarlehrers/Religionslehrers und Kantors
1878, 1887, 1890 und 1928
|
|
Anzeigen
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Mai und 26. Juni 1878: "Die Stelle eines Elementarlehrers und Kantors in der israelitischen
Gemeinde Flieden ist sofort zu besetzen.
Fixer Gehalt Mark 870 neben freier Wohnung. Außerdem werden für den 2
oder 3mal in der Woche in dem 1 Stunde von Flieden entfernt liegenden
Amtsorte Neuhof (beide Orte sind durch die Bahn verbunden) zu erteilenden
Religionsunterricht jährlich Mark 150 vergütet und bietet diese Stelle für
geeignete Bewerber Gelegenheit zu Nebenverdiensten von mindestens Mark
150. Meldungsgesuche sind an die unterzeichnete Stelle zu richten.
Fulda, 15. Mai 1878 (beziehungsweise 19. Juni 1878).
Vorsteheramt der
Israeliten. Dr. M. Cahn. Vt. Tannenbaum". |
|
|
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1887: "Die
Stelle eines Elementarlehrers und Kantors in der israelitischen Gemeinde
zu Flieden, Station Bebra-Hanauer-Bahn, ist zum 1. Oktober dieses Jahres
zu besetzen. Fixes Gehalt Mark 870 – neben freier Dienstwohnungen und
Akzidenzien im Betrage von etwa Mark 200 – durch Versehung des Schächterdienstes.
Bewerbungsgesuche und Zeugnisse sind an die unterzeichnete Stelle zu
richten.
Fulda, 30. August 1887.
Vorsteheramt der Israeliten. Dr. M. Cahn. Vdt.
Tannenbaum." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Dezember 1890:
"Die Stelle eines Elementarlehrers und Kantors in der
israelitischen Gemeinde zu Flieden, Station der Bebra-Frankfurter
Bahn, ist sofort zu besetzen. Fixes Gehalt 870 Mark neben freier
Dienstwohnung und Akzidenzien im Betrage von etwa 200 Mark durch Versehung
des Schächterdienstes. Bewerbungsgesuche und Zeugnisse - zunächst in
unbeglaubigter Abschrift - sind an die unterzeichnete Stelle zu
richten. Fulda, 24. November 1890. Vorsteheramt der
Israeliten: Dr. M. Cahn." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Mai 1928:
"Zum 1. Juli dieses Jahres ist die durch Pensionierung des bisherigen
Inhabers frei gewordene Lehrerstelle an der öffentlichen
israelitischen Volksschule in Flieden (Kreis Fulda) zu besetzen. Bewerber,
die zugleich auch als Chasan (Vorbeter) und Schochet
fungieren müssen, wollen sich alsbald unter Einsendung von
Zeugnisabschriften und Angaben von Referenzen bei der unten bezeichneten
Stelle melden. - Außer den staatlichen Gehaltssätzen besteht ein
Nebeneinkommen durch die beiden Nebenämter.
Das Vorsteheramt der Israeliten, Fulda." |
Bitte des jüdischen Lehrers Flörsheim für eine in Not geratene Familie (1879)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1879: "Bitte! In einer
Nachbargemeinde von hier ist ein armer Jehudi in Gefahr, sein Häuschen,
wegen einer gekündigten Hypothekenschuld, durch gerichtlichen
Zwangsverkauf zu verlieren. Derselbe, schon ohne dies auf Zedaka
(Wohltätigkeit) angewiesen, hat sich bisher vergebens bemüht, für den
gekündigten Posten einen anderen Kreditor zu bekommen; denn sein kleines
Besitztum ist schon zu sehr belastet. Die kleine, arme Gemeinde, welcher
er angehört, ist nicht imstande, ihm helfen zu können; und so wird er
denn, wenn ihm nicht schnell Hilfe wird, bald kein Heim haben; denn
Mietwohnungen sind in dem Orte fast gar nicht zu bekommen.
Der Unterzeichnete bittet daher alle wohltätigen Glaubensgenossen, auch
diesem Bedrängten recht bald mit ausreichender Unterstützung entgegen zu
kommen, damit ihm sein Häuschen erhalten bleibe.
Milde Gaben werden an die Herren L.J. Stern hierselbst und Salomon
Gottlieb in Neuhof erbeten und soll in dieser Zeitung über den Empfang
quittiert werden.
Flieden (Kreis Fulda). Flörsheim, Lehrer." |
Artikel zum Schawuothfest (Wochenfest) von Lehrer Simon Freudenberger
(1903)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Mai
1903.
Artikel wird nicht ausgeschrieben, da er keine direkten Bezüge zur
jüdischen Geschichte in Flieden enthält. Bei Interesse bitte Artikel
anklicken. |
Geburtsanzeige von Lehrer Simon Freudenberger und Frau (1903)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. Juli
1903:
"Die glückliche Geburt eines Sohnes zeigen hocherfreut
an
Lehrer Freudenberger und Frau.
Flieden bei Fulda." |
30jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Simon Freudenberger (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. April 1921: "Flieden,
17. April (1921). Die israelitische Gemeinde beging am vergangenen Sonntag
die Feier des 30jährigen Jubiläums des Herrn S. Freudenberger als Lehrer
und Chason (Vorbeter) der hiesigen Gemeinde durch einen Festakt in der
schön geschmückten Synagoge. Mit Herrn Provinzialrabbiner Dr. Cahn,
Fulda, waren die Vertreter der politischen Gemeinde und des
Lehrerkollegiums erschienen. Der Raum vermochte die große Zahl der aus
Nah und Fern herbeigeeilten Freunde nicht alle zu fassen. Ein schöner
Beweis, welch außerordentlicher Wertschützung sich der Jubilar erfreut.
Ein Kommers beschloss die Feier abends in würdiger Weise." |
Lehrer Simon Freudenberger unterhält eine Pension für "in der Erziehung etwas
zurückgebliebene Mädchen" (1921)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Mai 1921:
"Volksschule Flieden. Schulpflichtige Mädchen, welche in der
Erziehung etwas zurückgeblieben sind, finden bei Unterzeichnetem gewissenhafte
Pflege und gute Pension.
S. Freudenberger, Lehrer." |
Lehrer Simon Freudenberger tritt zum 1. Juli 1928 in den Ruhestand
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1928:
"Flieden, 23. März (1928). Der verdienstvolle, auch den Lesern des
'Israelit' wohlbekannte Lehrer unserer Gemeinde, Herr Freudenberger, wird
nach 37jähriger Wirksamkeit aus Gesundheitsrücksichten mit 1. Juli
dieses Jahres in den Ruhestand treten." |
Wiederbesetzung der Israelitischen Volksschule nach der Zurruhesetzung von
Lehrer Simon Freudenberger (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1928: "Flieden.
Wiederbesetzung der hiesigen jüdischen Volksschule. Den vereinten
Bemühungen des Herrn Synagogenältesten Katz und des Herrn
Provinzialrabbiners Dr. Kahn in Fulda ist es gelungen, die Genehmigung der
Regierung in Kassel und des Herrn Ministers für Volksbildung zur
Wiederbesetzung der kleinen jüdischen Schule zu erlangen. Man hörte in
letzter Zeit so häufig von Auflösung jüdischer Schulen. Wo es der Gemeinde
ernst ist, das so wertvolle Gut der Schule zu erhalten, ist es ein
Leichtes, das Wohlwollen der Behörden zu erlangen. Die meisten
aufgehobenen Schulen sind ein Opfer der Gleichgültigkeit und des
Unverstandes unserer Gemeinden.
Wie bereits im Hauptblatte des 'Israelit' berichtet, tritt Herr S.
Freudenberger - Flieden nach langjähriger Wirksamkeit in Schule und
Gemeinde am 1. Juli dieses Jahres in den Ruhestand. Möge es Herrn
Freudenberger, der es als seine Lebensaufgabe betrachtete, nicht nur
innerhalb seiner Gemeinde die Idealgestalt einer echtjüdischen
Lehrerpersönlichkeit in Erscheinung treten zu lassen, sondern darüber
hinaus im Vereins- und öffentlichen Leben, sowie auch journalistisch mit
Erfolg sich zu betätigen, vergönnt sein, auch als Ruheständler auf der
gegebenen Linie noch eine Reihe von Jahren weiter zu
wirken." |
Lehrer Weinberg wechselt von Flieden nach Niederaula (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1931: "Niederaula,
7. Dezember (1931). Nach langwierigen Verhandlungen ist es endlich
gelungen, die Genehmigung des Ministeriums zur Wiederbesetzung unserer
Volksschullehrerstelle, die seit der Pensionierung unseres verehrten
Lehrer Gans frei war, zu erlangen. Die Regierung hat vom 1. Januar 1932 ab
Herrn Lehrer Weinberg von Flieden nach Niederaula versetzt. Lehrer
Weinberg hat vor kurzem sein zweites Lehrerexamen besonders gut
bestanden." |
Zum Tod von Lehrer Simon Freudenberger (1936)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Februar 1936: "Würzburg,
12. Februar (1936). Am 11. Schebat hauchte Lehrer Simon Freudenberger nach
längerer Krankheit im 76. Lebensjahre seine reine Seele aus. Sein
Name ist mit der Gemeinde Flieden, woselbst er jahrzehntelang
überaus segensreich wirkte, auf das innigste verknüpft. Mit Feuereifer
pflanzte er den Geist des gesetzestreuen Judentums in die Herzen seiner
zahlreichen Schüler, stets darauf gedacht, die alten Traditionen in
seiner Gemeinde zu erhalten. Darüber hinaus war jedoch sein wachsames
Auge auch auf den Kelal (jüdische Gemeinschaft insgesamt)
gerichtet. Unerschrocken trat er im 'Israelit' in vielen, von der
Öffentlichkeit sehr beachteten Artikeln unter dem Pseudonym: Fr. den
Verfälschern des Judentums sowohl in den Reihen der Assimilation wie auch
im Lager der sog. Salon-Orthodoxie entgegen. Ein schweres Leiden zwang den
Heimgegangenen zur vorzeitigen Aufgabe seines Berufes. Nach seiner vor 8 Jahren
erfolgten Pensionierung siedelte er mit seiner Familie nach Würzburg
über, woselbst er im Kreise Gleichgesinnter seine Ruhejahr mit Tora und
Gottesdienst verbrachte.
Die große Beteiligung an der Beisetzung, die vom Sterbehause zum
altehrwürdigen Friedhof in Rödelsee
erfolgte, gab Zeugnis von der Hochachtung und Wertschätzung, der sich der
Verblichene allseits erfreute. In seiner bescheidenen Weise hatte sich der
Verstorbene jegliche Trauerrede verbeten. Rabbiner Dr. Hanover musste sich
deshalb darauf beschränken, in kurzen Strichen ein getreues Lebensbild
des Entschlafenen zu zeichnen, den er in tief empfundenen Worten unter
Hervorhebung seiner hohen Tugenden der zahlreichen Trauerversammlung als
das Muster eines treubesorgten Gattung und Vaters, uns den treuen
Hirten, den geistigen Hirten und Führer seiner Gemeinde in der
jüdischen Gemeinschaft schilderte. Seine Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens." |
|
|
Links: Grabstein für Simon
Freudenberger
auf dem jüdischen Friedhof
in Rödelsee,
langjähriger Hauptlehrer in Flieden,
gest. 5. Februar 1936. |
|
|
Aus dem jüdischen Gemeinde- und
Vereinsleben
Renovierung des rituellen Bades (1922)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1922: "Flieden,
12. August (1922). Es wurde immer als ein großer Mangel empfunden, dass
die hiesige Gemeinde nicht im Besitze einer modernen Mikwoh war.
Wiederholt musste das alte Frauenbad, das nicht immer den Vorschriften des
Rabbinatsgerichtes entsprach, durch den verstorbenen
Provinzialrabbiner Dr. M. Cahn - das Andenken an den Gerechten ist zum
Segen - in Fulda geschlossen werden. Endlich entschloss sich unser
Synagogenältester, Herr Katz, zu einem Neubau. Unter Leitung des
Architekten Herrn Schäfer und des Unternehmers H. Rieser ist nun eine
Mikwoh entstanden, die alle unsere Erwartungen bei weitem übertrifft. Es
ist ein wahres Kunstwerk der Baukunst. Verschiedene Fachmänner, die schon
viele Frauenbäder besichtigten, behaupten, eine schönere Mikwoh noch
nicht gesehen zu haben. Jedoch hat der prachtvolle Bau einen Kostenaufwand
von nahezu 100.000 Mark (sc. Inflationszeit!) erfordert. Es darf dem
Synagogenältesten Herrn Katz, der den Bau des Frauenbads auf eigenes
Risiko übernommen hat, der öffentliche Dank ausgesprochen werden.
Hoffentlich gelingt es ihm, die noch fehlenden Gelder im Betrage von ca.
30.000 Mark aufzubringen." |
Chanukka-Feier des jüdischen Jugendbundes mit Würdigung des Lehrers
Freudenberger unter Mitwirkung des Lehrers Weinberg (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Dezember 1928: "Flieden,
9. Dezember (1928). Hier fand eine vom hiesigen jüdischen Jugendbund
veranstaltete Chanukka-Feier statt, die zu gleicher Zeit eine
Ehrung für den aus dem Amte geschiedenen Lehrer Freudenberger
darstellen sollte. Es wurden fast ausschließlich Darbietungen mit
jüdischer Tendenz und religiösen Inhalten vorgeführt, was allgemeine
Befriedigung auch bei den nichtjüdischen Teilnehmern, unter denen sich
Kollegen des Herrn Lehrer Freudenberger befanden, auslöste. Als Gäste
waren die Herren Provinzialrabbiner Dr. Cahn und Kreisvorsteher Dr. Herz
von Fulda erschienen, die den Anlass benutzten, sowohl Herrn Lehrer
Freudenberger Worte des Dankes und der Anerkennung zu widmen wie auch
ihrer Freude Ausdruck zu geben über die Wahl von dessen Nachfolger, des
Herrn Lehrer Weinberg, den sie als einen Mann vom ernsten
gottesfürchtigen und bescheidenen Wesen schilderten. Der Letztere hat bei
der Vorbereitung und Durchführung des wohl gelungenen Abends hauptsächlich
mitgewirkt. Ein Teil des Verdienstes muss auch Frau M. Goldschmidt
zugeschrieben werden." |
Berichte zu einzelnen Personen aus
der Gemeinde
Zum Tod von Cerline Katz (1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1891: "Flieden,
Rosch Chodesch Kislew (Monatsanfang Kislew, war am 2. Dezember 1891,
das heißt der Todestag von Cerline Katz war am 1. Dezember 1891). Gestern Abend starb nach siebenwöchentlichem
schweren Krankenlager Frau Cerline Katz im Alter von 40 Jahren. Die
Verstorbene war eine wackere Frau im wahrsten Sinne des Wortes; eine
liebevolle Gattin und Mutter; selbst innig fromm, war sie stets bedacht,
ihre Kinder zur Gottesfurcht und heiligen Glaubenslehre zu erziehen. Ihr
ehrenvoller Ruf drang weit über unsere Gemeinde hinaus und war auch bei
den Angehörigen anderer Konfessionen fest begründet. Kein Armer pochte
vergebens an ihre Türe, sie übte Barmherzigkeit und Gerechtigkeit in
reichstem Maße und zwar stets in beschiedener Stille. Möge Gott dem tief
gebeugten Gatten, den so früh verwaisten 11 Kinderchen und dem alten
Vater Trost spenden. J. Schwarz und M. Schuster." |
Zum Tod von Seligmann Stern II. (1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1901: "Flieden,
im Siwan. Von einem schweren Gange sind wir soeben zurückgekehrt. Ach, es
war der Führer unserer Gemeinde, Herr Seligmann Stern II., dem wir
das letzte Geleite gaben. In der Jugendkraft der Jahre wurde er seiner
Familie entrissen. Um ihn trauern fünf Waisen und ein alter, 72jähriger
Vater, die nun einmal und verlassen dastehen. Es beweinen ihn sieben
Mündelkinder, an denen er Vaterstelle vertreten. Aber auch die hiesige
jüdische Gemeinde hat viel verloren. Seit seinem achtzehnten Lebensjahre
versah der Verblichene an den ehrfurchtgebietenden Tage das Amt eines
Vorbeters. Und wie wusste er die Zuhörer durch seine reichhaltigen
Melodien, als auch seinen zündenden Vortrag zur Andacht
hinzureißen.
Ebenso ist es der rastlosen Tätigkeit des Verstorbenen zu verdanken, dass
in hiesiger Gemeinde ein Eruf errichtet wurde. Herr Provinzialrabbiner
Dr. Cahn in Fulda zollte dem Verblichenen einen rührenden
Nachruf." |
Zum Tod von Löb Katzenstein (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Mai 1921: "Flieden,
13. Mai (1921). Die hiesige Gemeinde hat einen schweren Verlust zu
beklagen. Im Alter von 66 Jahren verschied nach kurzem Kranksein der weit
und breit wegen seiner Rechtlichkeit bekannte Sensal Löb Katzenstein. Der
Verstorbene war ein Verwandter des berühmten Rabbi Elosor Ottensooser -
das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - in Höchberg und zeichnete
sich durch schlichte Frömmigkeit und seltenes Gottvertrauen aus. Zwanzig
Jahre lang versag er das Amt eines 'Bal tokeah'. Insbesondere stand der
Verblichene auch bei Andersgläubigen in größtem Ansehen. Von seiner
Beliebtheit zeugte auch das imposante Leichenbegängnis. Am Grabe gaben
der Synagogenälteste Katz und Lehrer Freudenberger dem Verlust der
Gemeinde Ausdruck. Im Namen der Familie sprachen Kantor Nußbaum, Neuß
und Prediger Katzenstein, Wetzlar. Wir schieden vom Friedhofe mit dem
Bewusstsein, dass wir der Besten einen verloren. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zur Goldenen Hochzeit von Maier und
Karoline Goldschmidt sowie Löb und Malchen Stern (1923)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Februar 1923: "Flieden, 5.
Februar (1923). In unserer Gemeinde stehen uns zwei seltene Feiern bevor:
Im Juli – so Gott will – feiern die Eheleute Maier und Karoline
Goldschmidt ihre goldene Hochzeit und im Oktober werden die Eheleute Löb
und Malchen Stern – so Gott will – die gleiche Feier begehen. Beide
Ehepaare erfreuen sich noch körperlicher und geistiger Rüstigkeit. Möge
Gott uns diese schönen Tage erleben lassen." |
Zum Tod von Jakob Katzmann (1923)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" am 12. Juli 1923:
"Flieden, 17. Tamus (= 1. Juli 1923). Nur wenige Tage vor dem
Fasttage des Tamus, der uns unter anderen schwerwiegenden
Ereignissen auch daran erinnert, wie unser Lehrer Moscheh die steinernen
Tafeln zerbrach, ist auch unsere kleine Gemeinde von einem schweren
Verluste betroffen worden. Jakob Katzmann, der besten einer, ist im Alter
von 75 Jahren abberufen worden. Katzmann zeichnete sich durch
ungeheuchelte Frömmigkeit und seltene Wohltätigkeit aus. Im Gotteshause
war er meist der erste und letzte. Durch Spende mehrere Ritualien
trug er zur Verschönerung desselben bei. Noch kurz vor seinem Tode
schenkte er der Gemeinde eine wunderbar geschriebene Sefer Tora (Torarolle).
Umhegt von der Liebe und Treue seiner Kinder und zahlreicher Enkel
ward er von allen gleich einem Patriarchen verehrt. Nicht minder genoss er
wegen seiner Redlichkeit und Treue das Vertrauen seiner zahlreichen
Geschäftsfreunde.
Am Grabe dankte Herr Synagogenältester Katz dem Entschlafenen im Namen
der Gemeinde für die treuen Dienste, die er derselben erwiesen. Herr
Lehrer Freudenberger entwarf unter Zugrundelegung des Bibelverses: Eine
herrliche Krone ist das Alter, auf dem Wege der Tugend wird es erreicht -
ein getreues Lebensbild des Entschlafenen.
Möge das Verdienst dieses Edlen seiner weit verzweigten Familie
und unserer ganzen Gemeinde beistehen." |
Goldene Hochzeit von Löb Stern und Malchen geb.
Herzberger (1924)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1924:
"Flieden, 1. Dezember. Am verflossenen Schabbat Chaj Sara (Schabbat
mit der Toralesung Chaj Sara) hatten wir hier eine seltene Feier. Galt es
doch die goldene Hochzeit eines würdigen Ehepaares, Herrn Löb Stern
(für falsch: Star) und Malchen Stern geb. Herzberger in würdiger Weise
zu feiern. Nachdem der Synagogenchor einige Psalmen vorgetragen hatte,
hielt Herr Lehrer Freudenberger eine Ansprache an die beiden Jubilare und
verglich deren Lebenslauf mit dem Abrahams und Saras. Die Gemeinde
Hintersteinach, in der die Jubilare früher gewohnt, ließ ein herrliches
Bukett mit entsprechender Widmung überreichen. Der hiesige israelitische
Männerverein überreichte den Jubilaren ein künstlerisch ausgearbeitetes
Diplom. Der Provinzialrabber Dr. Cahn in Fulda sandte ebenfalls einen
Glückwunsch und bedauerte, durch eine Familienfeier am Erscheinen
verhindert zu sein. Möge den beiden Jubilaren noch ein langer,
glücklicher Lebensabend beschieden sein." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. November 1924: "Flieden,
1. November (1924). Am 21. November Paraschat Chai Sara feiern die
Eheleute Löb Stern und Malchen Stern geb. Herzberger ihre goldene
Hochzeit. Beide Jubilare sind noch ziemlich rüstig. Der Allgütige hat
denselben einen sorgenlosen Lebensabend geschenkt, da die in Amerika
lebenden Kinder mit fürstlicher Freigebigkeit für die alten Eltern
sorgen. Mögen die Jubilare sich noch eine langen Dauer von Jahren in
gleicher Rüstigkeit zu erfreuen haben." |
Zum Tod von Salomon Katzmann,
langjähriger Synagogenältester, Mitglied im bürgerlichen Gemeindekollegium
und Hauptmann/Ehrenpräsident der Freiwilligen Feuerwehr Flieden (1926)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1926: "Flieden, 11.
August (1926). Schon wieder riss der Tod eine schmerzliche Lücke in
unsere kleine Gemeinde. Unser langjähriger früherer Synagogen-Ältester
Salomon Katzmann ist nach kurzem Krankenlager zu einem besseren Leben
heimgegangen. Die Trauerkunde von dem unerwartet schnellen Ableben des vor
wenigen Wochen noch so rüstigen greises hatte unter der jüdischen und
auch christlichen Bevölkerung, bei der der Verblichene in großem Ansehen
stand, eine so rege Anteilnahme hervorgerufen, wie wohl kaum ein
Trauerfall vorher. Als Beweis, welch große Hochschätzung sich der
Entschlafene erfreue, dient die Tatsache, dass er zu gleicher Zeit vier
zeitraubende Ehrenämter bekleiden durfte. Er war 20 Jahre Synagogenältester,
saß ebenso lang im Gemeindekollegium, war 25 Jahre lang Hauptmann und bis
zu seinem Lebensende Ehrepräsident der Freiwilligen Feuerwehr und Vormund
über 5 Waisenkinder. Am Grabe wies Lehrer Freudenberger auf diesen
Umstand hin und nahm im Namen der Gemeinde Abschied von dem früheren Führer.
In rührenden Abschiedsworten entbot der Oberbrandmeister Ebet aus Neuhof
dem treuen Kameraden im Namen der in corpore erschienen Freiwilligen
Feuerwehr den letzten Abschiedsgruß. Wir werden dem Verstorbenen allezeit
ein ehrendes und treues Andenken bewahren. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
80. Geburtstag von Kriegsveteran Maier
Goldschmidt (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 28. Oktober 1927: "Flieden. In
körperlicher und geistiger Frische beging am 25. Oktober der Kriegsveteran
Maier Goldschmidt seinen 80. Geburtstag." |
Silberne Hochzeit von Natan Katz und Frau Rebekka geb. Neuhaus (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1928: "Flieden,
3. September (1928). Am 2. September war es dem Synagogenältesten Herrn
Natan Katz und dessen Ehefrau Rebekka geb. Neuhaus vergönnt, das
Silberhochzeitsfest zu feiern. Die ganze jüdische Gemeinde nahm Anlass,
dem Jubilar Dank und Verehrung zum Ausdruck zu bringen. Denn Herr Katz
verwaltet schon seit längeren Jahren in uneigennütziger Weise das Amt
eines Synagogenältesten." |
Kaufmann Baruch Wallach zieht nach Fulda (1929)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 20. Dezember 1929: "Flieden. Unsere immer
mehr zusammenschrumpfende Gemeinde hat leider wieder einen Verlust zu
beklagen. Der Kaufmann Baruch Wallach verließ heute unsere Kehillo
(Gemeinde), um mit seiner Familie nach Fulda überzusiedeln. Herr
Synagogenältester Katz nahm am verflossenen Schabbos mit herzlichen
Worten Abschied von seinem Freunde und langjährigen Mitarbeiter. Er
schilderte wahrheitsgemäß die Verdienste des Scheidenden als Baal tokeah
(Schofarbläser), Baal koreh (Vorleser) und interimistischen Leiters des
israelitischen Männervereins. Herr Wallach zeigte in den 26 Jahren seines
Hierseins stets das größte Interesse für das Wohlergehen der
Gemeinde." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeigen des Manufakturwarengeschäftes / später
gemischtes Warengeschäft Jes. Katz (1890 / 1894 / 1898)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1890: "Suche
einen tüchtigen Detailreisenden für Manufakturwaren. Samstag und
Feiertage geschlossen. Zeugnisse und Gehaltsansprüche erbeten an
Jes.
Katz,
Flieden bei Fulda." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1894:
"Zum sofortigen Eintritt oder per 1. November suche für mein gemischtes
Warengeschäft einen tüchtigen Komptoiristen, welcher der einfachen
Buchführung mächtig und guter Korrespondent ist. Gehaltsansprüche und
Originalzeugnisse erwünscht.
Suche weiter einen Lehrling mit guten Schulkenntnissen aus achtbarer
Familie.
Jesaias Katz,
Flieden, Regierungsbezirk Kassel." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. September 1898:
"Suche für mein gemischtes Warengeschäft per Anfang Oktober einen Lehrling,
mit guter Schulbildung. Kost und Logis im Hause. Samstags und Feiertage
streng geschlossen.
Jes. Katz,
Flieden." |
Stellensuche durch Lehrer Freudenberger
(1902)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1902: "Stelle-Gesuch.
Ein braver, strebsamer Kaufmann, Familienvater und guter Jehudi, in den
mittleren Jahren, welcher wegen Unglücks zurückgekommen ist, sucht
Stellung als Gemeindediener, Friedhofsverwalter, Aufseher etc.
Nähere Auskunft erteilt Lehrer Freudenberger,
Flieden." |
Anzeigen des Sattler- und Polstergeschäftes Lippmann
Goldschmidt (1904 / 1907)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April
1904:
"Lehrlings-Gesuch. Suche für mein Sattler- und
Polster-Geschäft einen Lehrling aus anständiger Familie.
Lippmann Goldschmidt, Flieden bei Fulda." |
|
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 22. März 1907:
"Suche für mein Feier- und Samstags geschlossene Sattlerei per
sofort einen
Lehrling. Lippmann Goldschmidt, Sattler und Polsterer, Flieden
Kreis Fulda." |
Verlobungsanzeige von Paula Emanuel und
Leopold Katzmann (1923)
Anzeige
in der Israelit am 11. November 1923: "Statt Karten
Paula Emanuel - Leopold Katzmann - Verlobte -
Simmern im Hunsrück im Oktober 1923 - Flieden Kreis Fulda." |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine erste Synagoge befand sich auf dem Grundstück, auf dem
heute der Gedenkstein für die jüdische Gemeinde steht. Auf diesem
Grundstück am Eingang der Hinzergasse war nachweislich bereits seit dem Jahr
1617 ein Gebäude in jüdischem Besitz. Dieses Gebäude wurde in der Folgezeit
Mittelpunkt des sozialen und religiösen Zusammenlebens der jüdischen Familien
in Flieden. Eine Synagoge wie auch eine Religionsschule wurden darin
eingerichtet. Spätestens im 18. Jahrhundert war hierin auch ein rituelles Bad.
Es befand sich jedoch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in schlechtem
Zustand, sodass die Frauen der Gemeinde das Bad in Neuhof benutzten. Da sich am
Zustand des Bades in Flieden nichts veränderte, wurde die Benutzung im Februar
1864 behördlicherseits verboten.
Eine neue Synagoge wurde 1870 erbaut. Zwar konnte noch kein Bericht zur
Einweihung gefunden werden, dennoch wird innerhalb eines Spendenaufrufes im Juni
1870 davon berichtet, dass der Bau "ziemlich weit vorangeschritten und in
die Höhe gebracht worden" und damals nur noch der Innenausbau vorzunehmen
war:
Spendenaufruf für den Neubau der Synagoge in Flieden 1870
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juni 1870: "Aufruf.
Die jüdische
Gemeinde Flieden bei Fulda war dringend benötigt eine Synagoge zu bauen,
weil das bisher benutzte Betlokal zu klein, baufällig und diesem Zwecke
in keiner Weise mehr entsprach. Da aber die Kosten dazu zum großen Teil
nicht anders gedeckt werden konnten, als durch freiwillige Gaben, weil die
Gemeinde selbst zu gering, unbemittelt und nur aus 9 Mitgliedern besteht,
so hat die Gemeindeverwaltung gedruckte Aufrufe an fast alle jüdischen
Gemeinden Deutschlands versendet; diese fanden aber nur bei wenigen
kleinen Landgemeinden, am allerwenigsten aber bei den größeren Städten
Berücksichtigung. Trotzdem ist der Bau mit göttlicher Hilfe ziemlich
weit vorangeschritten und in die Höhe gebracht worden.
Jetzt sehen wir uns aber in der peinlichen Lage, den Bau nach Innen nicht
vollenden zu können, da sämtliche Mittel erschöpft sind, wenn uns nicht
unsere Brüder und Glaubensgenossen mit ihren Spenden zu Hilfe kommen. Wir
brauchen zu dem Allernotwendigsten noch ein Kapital von mindestens 1.000
Gulden.
Wir sprechen deshalb das Wohlwollen, den Biedersinn und die Wohltätigkeit
unserer Glaubensgenossen von nah und fern an, flehen und bitten, dringend
und herzlich, um reichliche Beteiligung. Spenden nimmt entgegen: Der
Gemeinde-Älteste Jacob Stern, Flieden bei Fulda, Provinz Hessen." |
In der Synagoge gab es insgesamt 78
Plätze (48 für Männer, 30 für Frauen).
Nachdem es in Flieden eine neue Synagoge gab, wurde das Gebäude der alten
Synagoge beziehungsweise des alten jüdischen Gemeindezentrums abgebrochen. 1876
wurde an dieser Stelle ein neues Schulhaus erbaut, in dem sich auch eine
Lehrerwohnung und ein rituelles Bad befanden. Darauf konnte in Flieden eine jüdische
Elementarschule eröffnet werden (1878), die teilweise auch von den
jüdischen Kindern aus Neuhof besucht wurde.
Sie hatte 1880 11, 1890 über 20 Schüler. Die Schule bestand bis zu ihrer Schließung
am 31. Dezember 1931 (zuletzt im Oktober 1931 noch sechs Schüler). Das rituelle
Bad wurde bis zur Auflösung der jüdischen Gemeinde genutzt.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Synagoge geschändet, die Inneneinrichtung zerschlagen, doch blieb das Gebäude insgesamt
erhalten und wurde 1950/51 zu einer bis heute bestehenden evangelischen Kirche umgebaut.
Das ehemalige jüdische Schulhaus kam 1939 an die politische Gemeinde
Flieden. 1970 wurde es wegen dem Ausbau der Straße abgebrochen. Auf dem
Grundstück wurde am 10. November 1988 ein Gedenkstein eingeweiht mit
der Inschrift: "Zur Erinnerung an die Israelitische Kultusgemeinde, deren
erste Synagoge und später die Schule einstmals hier standen, wurde dieser Stein
gesetzt. Die NS-Gewaltherrschaft 1933-1945 hat das Ende dieser Gemeinde
herbeigeführt. Die Gemeinde Flieden wahrt das Andenken an die jüdischen
Mitbürger, die Jahrhunderte hindurch ein fester Bestandteil der Bevölkerung
waren."
Zu aktuellen Aktivitäten und zur Erinnerungsarbeit in Flieden siehe die Website
des "Fördervereins evangelische Kirche / ehemalige Synagoge Flieden e.V." http://kirchesynagogeflieden.jimdo.com/
Adresse/Standort der Synagogen:
| alte Synagoge/ 1872 Schulhaus, jetzt
Gedenkstätte: Ecke Hinzergasse/Magdloser Straße |
| neue Synagoge/ jetzt evangelische Kirche:
Hinzergasse 6 |
Fotos
(Quelle für das historische Foto der Schule: Altaras 1994 S.
39 - Aufnahme 1969 von Raimund Henkel; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum
31.5.2007)
Die Synagoge um 1925
(Quelle: Förderverein evangelische Kirche / ehemalige Synagoge Flieden e.V.;
der Verein erhielt das Foto von Marie Ariel) |
|
|
|
|
Gedenkstein auf dem
Grundstück der ersten Synagoge / jüdischen Schule |
|
|
|
|
Das 1876 erbaute und 1970
abgebrochene
jüdische Schulhaus in Flieden |
Die Gedenkstätte
am Platz des früheren jüdischen Schul- und Gemeindehauses -
zur Inschrift
dieses Gedenksteines siehe oben |
|
|
|
|
|
|
Blick auf die ehemalige
Synagoge, die beim
Umbau zur Kirche 1950/51 einen Turm erhielt
und -
verbunden mit dem Kreuz - als ehemalige
Synagoge unkenntlich gemacht wurde |
Links des Eingangs
zur ehemaligen Synagoge/jetzt Kirche findet sich die
Gedenkinschrift:
"Hebräisch: 'Erkenne, vor wem du stehst. Dieses Gotteshaus
entstand
um 1875 als Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde Flieden. Am 9.
November 1938 wurde es verwüstet, seit 1951 wird es als evangelische
Kirche genutzt". |
|
|
|
|
|
|
Nördliche Seitenansicht,
links der Vorbau
aus der Zeit als evangelische Kirche |
Südliche Seitenansicht mit
den
historischen Rundbogenfenstern |
Aus der Zeit als Kirche:
Vorbau an der östlichen Seite |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Juli 2011:
Auch in Flieden könnten
"Stolpersteine" verlegt werden |
Artikel in fuldainfo.de vom Juli 2011 (Artikel):
"Stolpersteine sollen an deportierte jüdischen Bürger erinnern
Flieden. "Wir sind erfreut und dankbar, dass der SPD-Antrag zur Gemeindevertretersitzung - Einlassen von sogenannten "Stolpersteinen" im Gehweg an historisch bedeutsamen Stellen - und einstimmiger Beschluss der Gemeindevertretung nunmehr nach zweijähriger intensiver Recherche unseres Heimatforschers Raimund Henkel umgesetzt werden kann", so Fliedens SPD-Fraktionsvorsitzender Winfried Möller...". |
|
Juli 2015:
Die ersten "Stolpersteine" wurden in
Flieden verlegt |
Am 29. Juli 2015 wurden durch Gunter Demnig
je zwei Stolpersteine verlegt: in der Hinzergasse (Haus wurde 1959
abgebrochen; Grundstück mit der heutigen Adresse Am Küppel 1) für
Markus Goldschmidt (1880) und Hilda Goldschmidt geb. Stern (1882); in der
Reinhardstraße 2 für den Metzgermeister Isidor Seliger (1883, stammte
aus Bad Orb, 1926 nach Flieden gezogen) und Johanna Seliger geb. Katzmann
(1879).
Link zum Bericht in der Website der Gemeinde Flieden: http://www.flieden.de/news/1/293863/nachrichten/293863.html
mit eingestellten Artikeln aus der Fuldaer Zeitung vom 28.7.2915 und aus
der Fuldaer Zeitung vom 30.7.2015 sowie einer Fotoseite (pdf-Dateien) |
|
September 2019:
Renovierung der Kirche im
ehemaligen Synagogengebäude |
Artikel von Marius Auth in den "Osthessen
news"vom 22. September 2019: "FLIEDEN. Nach Renovierung und
Neugestaltung. 'Keine Flucht ins Vergessen': Einweihung der evangelischen
Kirche Flieden.
Die evangelische Kirche in Flieden war ursprünglich eine jüdische
Synagoge und Mittelpunkt des spirituellen Lebens der Kultusgemeinde Flieden.
Um diese Geschichte und das gemeinsame religiöse Erbe zu würdigen, wurde im
Zuge der umfangreichen Renovierungsarbeiten der amerikanische Künstler
Barney Zeitz damit beauftragt, sechs Kirchenfenster zu gestalten, die in
leuchtenden Farben vom spirituellen Neuanfang im Geist gegenseitiger
Wertschätzung künden. Am Sonntag wurde die Kirche mit einem festlichen
Gottesdienst eingeweiht.
Nach 13 Monaten Bauzeit sowie der Unterstützung von Gemeindemitgliedern, des
Fördervereins und Sponsoren konnte die Kirche, die seit 1951 von der
evangelischen Gemeinde genutzt wird, wieder in Betrieb genommen werden. Dass
die Bitte um Versöhnung kein reines Lippenbekenntnis ist, stellten sowohl
Pfarrer Holger Biehn als auch Bischof Dr. Martin Hein klar. Noch vor dem
Gottesdienst wurde an der Kirchenpforte der grausamen Geschehnisse vor nur
81 Jahren gedacht: '9. November 1938 - Schändung dieses Gotteshauses und
Demütigung der Gläubigen. Der Name Gottes wurde missbraucht. Wir bekennen
unsere Schuld und fragen uns: Herr, wie war das nur möglich - dass Menschen,
die jahrelang friedlich zusammlebten, mit einem Mal alle Verbindungen
abbrachen, nur weil die anderen Juden waren? Mit einem Mal sahen sie weg,
wenn sie ihnen begegneten. Wie war es möglich, dass Menschen, die sich immer
an Recht und Ordnung gehalten haben, nichts einzuwenden hatten, als die
Rechte der Juden immer mehr eingeschränkt wurden? Wie war das nur möglich,
dass auch die Kirche für die unschuldig Leidenden nur vereinzelt das Wort
erhoben hat? Wie war es möglich, dass Christen in den Gesichtern der
Gequälten nicht die Züge von Schwestern und Brüdern erkannt haben?'
Bischof Dr. Martin Hein erklärte, dass nur die Kenntnis und Aufarbeitung der
Geschichte davor bewahre, sie zu wiederholen: 'Bis zur Nazizeit war
jüdisches Leben hier in Flieden selbstverständlich und gehörte zum Ort dazu.
Seit 1875 wurden in diesem Gebäude Gottesdienste gefeiert. All das wurde
durch eine rücksichtslose und menschenverachtende Ideologie zunichte
gemacht, der nicht nur die Parteigenossen der NSDAP anhingen. Sie breitete
sich auch wie Gift in den Herzen und Gedanken vieler Christen in Deutschland
aus. Es gibt für uns keine Flucht ins Vergessen: Die Shoa ist Teil unserer
Geschichte. Geschichte aber, die wir vergessen wollen, wiederholt sich. Auch
die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg waren von einer unbegreiflichen
Gedankenlosigkeit geprägt. Anstatt die geschändeten Synagogen als
Gotteshäuser jüdischen Glaubens zu bewahren, ging man
bürokratisch-pragmatisch vor. Und so wurden in Deutschland Synagogen
umgenutzt und häufig ein zweites Mal entweiht. Es hat Jahrzehnte gedauert,
bis wir als Deutsche bereit waren, nicht mehr achtlos über unsere Geschichte
hinweg zu gehen.' Auch der Substitutionstheologie erteilte Hein eine klare
Absage: 'Im Römerbrief setzt sich der Apostel Paulus mit der Bestimmung
seines eigenen Volkes auseinander, dem die Verheißungen Gottes
unverbrüchlich gelten. Für Paulus steht unmissverständlich fest: Nicht wir
tragen die Wurzel, sondern die Wurzel trägt uns. Die Verheißungen Gottes an
sein Volk sind nicht passé oder an die christliche Kirche übergegangen,
Israel ist nicht enterbt, sondern wir sind als Juden wie als Christen im
Tiefsten unseres Glaubens, in unserer ganzen Existenz miteinander verbunden.
Erst wenn wir das begriffen haben, sprechen wir über das, was uns
unterscheidet.'
Um die jüdisch-christlichen Gemeinsamkeiten bewusst herauszustellen, wurde
Künstler Barney Zeitz damit bauftragt, den aaronitischen Segen, der sowohl
in der Synagogenfeier als auch im evangelischen Gottesdienst genutzt wird,
in sechs farbenfrohen Kirchenfenstern umzusetzen. Elemente aus Glas und
Metalloxiden wurden in einem speziellen Ofen miteinander verschmolzen, im
Altarraum sind die Worte 'Shalom' und 'Frieden' in den Fensterrahmen
eingelassen. Zeitz, der seit Jahrzehnten künstlerische Glasfenster fertigt,
kam durch eine schicksalhafte Begegnung zum Auftrag: Im Frühjahr 2013
besuchte eine amerikanische Reisegruppe Flieden, darunter die Jüdin Marie
Ariel, deren Vater vor mehr als 100 Jahren Mitglied der jüdischen Gemeinde
vor Ort war. Ariel kam ins Gespräch mit Pfarrer Holger Biehn, die Idee,
künstlerisch gestaltete Kirchenfenster an die ehemalige Synagoge erinnern zu
lassen, war geboren. Auf der Website von Zeitz fanden sich Arbeitsproben von
der Gestaltung eines Tempels in Pittsburgh, die stark an die fertigen neuen
Kirchenfenster in Flieden erinnern: 'Dr. Thomas Fendert, Vorsitzender des
Fördervereins, hat mich vor vier Jahren nach Flieden eingeladen. Nach einem
Monat war dann klar, was wie gestaltet werden soll. Der aaronitische Segen
wird seit tausenden von Jahren genutzt und zieht sich nun über die Fenster
quer durch die Kirche. Ich glaube an Vielfalt: Wir sollten einander
respektieren, unabhängig von Herkunft und Religion. Niemand muss sich
ändern, jeder hat seinen Glauben', so Zeitz."
Link zum Artikel (mit mehreren Fotos) |
|
|
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Raimund Henkel: Zur Geschichte der Juden in Flieden.
In: "Buchenblätter" - Beilage der Fuldaer Zeitung für
Heimatfreunde, ab Nr. 25/Oktober 1970 in mehreren Folgen. |
| ders.: Heimat als Hobby - Die ehemalige jüdische Gemeinde
in Flieden. In: Jahrbuch des Landkreises Fulda 1900. S.
199-200. |
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen.
Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 178-180. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 52. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 33. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 39-40. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 12-13. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch)
S. 540-541. |
|
Juden in Deutschland und 1000 Jahre Judentum in Fulda.
hrsg. von Michael Imhof. Zukunft Bildung Region Fulda e. V.
Erschienen im Michael Imhof Verlag
Petersberg 2011.
24 x 30 cm, 440 Seiten, 700 S/W und 200 Farbabbildungen, Hardcover. ISBN 978-3-86568-673-2
(D) 44,00 € CHF 62,90 (A) 45,25 € .
Zu Flieden Beitrag von Raimund Henkel S. 298-313 |
| Christian
Schad: Jüdisches Leben in Flieden 1920 – 1942. Erschien Oktober
2016. Informationen
auf Website der Gemeinde Flieden.
Viele Jahre lang war die Geschichte des jüdischen Lebens in der Region Fulda mit all ihren Höhe und Tiefen bis hin zur Auslöschung durch die Nationalsozialisten ein vernachlässigtes Forschungsgebiet im Nachkriegsdeutschland. Erst mit dem einsetzenden, bundesweiten Umdenken der letzten 30 Jahre rückte die jüdische Kultur wieder in den Fokus einiger Publikationen.
Mit seinem Buch holt Christian Schad die Geschichte des jüdischen Lebens in der hessischen Gemeinde Flieden aus der Vergangenheit.
Das Buch ist zum Preis von 12 Euro (davon sind 6 Euro für die Renovierung der evangelischen Kirche Flieden - ehem. Synagoge) im Bürgerbüro des Rathauses erhältlich. |
| Michael
Imhof: 400 Jahre Juden in der Rhön. Herausgegeben von Zukunft Bildung Region Fulda e. V.
21 x 29 cm, 344 Seiten, 562 Farb- und 59 S/W-Abbildungen, Klappenbroschur. ISBN 978-3-7319-0476-2
(D) 39,95 €, (A) 41,10 €, CHF 45,90.
Erschienen im Michael Imhof-Verlag.
Informationsseite
zur Publikation mit Downloads und "Blick ins Buch"
Seit 400 Jahren waren Juden in den Landstädten und Dörfern der hessischen Rhön urkundlich verbürgt. Ende des Mittelalters und noch zu Beginn der Frühen Neuzeit aus ihren angestammten Wohngebieten vertrieben, fanden viele von ihnen auf den Territorien von Ritterschaften und der Universität Würzburg auch in der Rhön eine neue Bleibe. Erst mit der rechtlichen Gleichstellung der Juden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte für sie ein wirtschaftlicher und sozialer Prozess ein, der den Namen Emanzipation verdient. In den Gemeinden der Rhön wurden sie zu wesentlichen Wegbereitern der Moderne. Dieser Entwicklung stellte sich ein zunehmender Antisemitismus schon in der Kaiserzeit entgegen. Als mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 der Judenhass zum Regierungsprogramm wurde, begann auch für die in der Rhön lebenden Juden eine Zeit der Demütigungen und Verfolgungen mit dem Ziel ihrer Vertreibung und
Vernichtung. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Flieden
Hesse-Nassau. Dating from the 16th century, the community was expelled in 1671
but revived and grew to 25 families in 1790. The Jews opened a school in 1878
and a new synagogue in 1885. They numbered 86 (6 % of the total) in 1895 and 63
in 1933. Religiously Orthodox, they maintained good relations with their
anti-Nazi Catholic neighbors. By May 1938, however, 55 Jews had left (24
emigrating). One elderly couple remained after the synagogue was vandalized on Kristallnacht
(9-10 November 1938); they were sent to a Nazi death camp in 1942.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|