Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Neuhof (Kreis Fulda)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Über das Misrachi-Lehrgut Gehringshof bei Hattenhof  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
      
In Neuhof bestand eine jüdische Gemeinde bis 1939. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Zur Gemeinde gehörten die in Neuhof, Ellers, Neustadt und Opperz lebenden jüdischen Personen. Bereits im 17. Jahrhundert lebten jüdische Familien in Neuhof. Nach der Vertreibung der Juden aus dem Hochstift Fulda 1671 durfte nur eine jüdische Familie in Neuhof bleiben (dazu fünf in Fulda).    

Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wie folgt: 1861 39 jüdische Einwohner (2,3 % von insgesamt 1.709 Einwohnern), 1871 46 (3,0 % von 1.533), 1885 52 (3,3 % von 1.586), 1895 65 (4,1 % von 1.583), 1905 70 (3,5 % von 1.984). 

An Einrichtungen bestanden (im Ortsteil Neustadt) eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Religionslehrer am Ort, der auch als Vorbeter und Schochet tätig war. Seit 1894 war als Religionslehrer Kaufmann Rothschild (Artikel zu ihm siehe unten) angestellt. Teilweise besuchten die jüdischen Kinder aus Neuhof die 1878 eröffnete jüdische Elementarschule in Flieden. Nach dem Tod von Lehrer Kaufmann 1921 wurden die Kinder der jüdischen Gemeinde durch den Lehrer aus Flieden unterrichtet. Die Toten der Gemeinde wurden in Fulda beigesetzt; seit 1905 auf einem gemeinsam mit der Gemeinde Flieden angelegten Friedhof auf Gemarkung Flieden. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Fulda.  

Über die Berufs- und Sozialstruktur der Gemeinde zu Beginn des 20. Jahrhunderts liegen bei Arnsberg Bd. II S. 122 folgende Informationen vor: Lehrer Kaufmann Rothschild: ein Sohn studierte Mathematik und Naturwissenschaft und unterrichtete in Köln und Hamburg. Familie Bär Adler hatte ein Schuh- und Warengeschäft; ein Sohn war Arzt in Leipzig, der jüngere Sohn war Teilhaber von Schwarzschild Söhne in Frankfurt am Main. Die Familie Nathan (Salomon) Gottlieb hatte das größte Warenhaus am Platze (Manufaktur- und Kolonialwaren. vgl. Anzeige unten). Die anderen Gottliebs waren alle Viehhändler und Metzger; ein Sohn war Musiker. Von der Familie des Handelsmannes Aron Grünebaum war ein Sohn Prokurist bei der Fa. Felsenstein in Frankfurt. Die Familie Hermann Levi hatte ein Schuhgeschäft, ein Sohn studierte Musik. Außerdem gab es noch eine Metzgerei Meier Katz und eine Bäckerei Karl Rothschild. Zwei Familien Sondheimer, die Brüder Nathan und David, hatten Detailgeschäfte. 
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Gefreiter Moritz Adler (geb. 27.11.1893 in Neuhof, gef. 19.6.1918), Adolf Gottlieb (geb. 14.6.1893 in Neuhof, gef. 15.8.1916) und Norbert Gottlieb (geb. 7.6.1899 in Neuhof, gef. 26.9.1918).     
    
Um 1924, als noch 47 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (1,9 % von 2.525), war Vorsteher der Gemeinde David Sondheimer (siehe Bericht zu seinem Tod 1928 unten). Den Religionsunterricht in der Gemeinde erteilte Lehrer S. Freudenberger aus Flieden. 1932 war Vorsteher Nathan Gottlieb. Damals war nur noch ein schulpflichtiges jüdisches Kind am Ort, das durch Lehrer Sally Weinberg aus Flieden unterrichtet wurde. 
  
1933 lebten noch etwa 40 jüdische Personen in Neuhof. In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. So konnte ein Sohn und eine Tochter des ehemaligen Lehrers Rothschild in die USA emigrieren, ebenso zwei Töchter aus der Familie Hirsch Gottlieb. Letzter Gemeindevorsitzender war Max Katz (geb. 1895). Einige jüdische Einwohner waren schlimmsten Erniedrigungen ausgesetzt. So wurde bereits im September 1933 Salomon Gottlieb und seine 'arische' Freundin, 'gefolgt von einer empörten und aufgeregten Menschenmenge', durch die Straßen von Neuhof geführt. Beide mussten erniedrigende Beschimpfungen erleiden, weil sie an ihrer Beziehung festhielten. Nach den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938 kamen mehrere jüdische Männer in das KZ Buchenwald; im Zusammenhang damit wurde der Vorsteher Max Katz ermordet. 
        
Von den in Neuhof geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Emma Adler (), William Adler (1888). Zander Alexander (1867), Bernhard Buxbaum (1879), Ida Buxbaum geb. Adler (1883 oder 1884), Sofie Ehrenfeld geb. Stern (1872), Hedwig Friedmann geb. Adler (1895), Aron Gottlieb (1877), Frieda Gottlieb geb. Sondheimer (1883), Josef Gottlieb (1882), Karoline Gottlieb (1875), Lina Gottlieb (1881), Max Gottlieb (1896), Nathan Gottlieb (1862), Mina Haas geb. Levi (1911), Emma Hirschberg geb. Katzenstein (1871), Dieter Reinhold Katz (1935), Frieda Katz (), Martin Katz (1932), Max Katz (1895), Arnold Katzenstein (1869, Lehrer in Schierstein, siehe Erinnerungsblatt des "Aktiven Museums Spiegelgasse" Wiesbaden), Hermann Levi (1875), Erna May geb. Gottlieb (1895), Ida Oberschützky geb. Gottlieb (1879), Anna Reiß geb. Gottlieb (1858), Selma Rosenthal (1889), Rosa Rothschild geb. Adler (1896), Emilie Sand geb. Beck (1880), Bernhard Stern (1878), Fanny Stern (1873), Gitta Stern geb. Adler (1873), Martha Weinberg geb. Littmann (1875).       
Anmerkung: Die Recherche bei Yad Vashem bringt keine klaren Ergebnisse auf Grund der Vermischung der Orte Neuhof und Neuhofen (Pfalz).   
  
Aus Opperz ist umgekommen: Liesel Sondheimer (1914).   
  
Nach 1945 kehrte nur ein Mitglied der jüdischen Gemeinde Neuhof in die alte Heimat zurück. Ida Buxbaum verheiratete Stern lebte bis 1951 in Amöneburg und ist dann nach Amerika ausgewandert (weiteres zu ihrer Geschichte in der Seite zu Amöneburg).     
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1886 / 1892 / 1894 / 1925

Neuhof Israelit 25101886.jpg (74864 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober 1886: "Die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters in der hiesigen israelitischen Gemeinde, Rabbinatsbezirk Fulda, ist alsbald zu besetzen. Das Einkommen von diesen drei Funktionen besteht in 500 Mark jährlichem Bargehalt. Auch wird freie Wohnung und freie Beköstigung gewährt, über deren Modalität demjenigen Bewerber, welcher zur Präsentation eingeladen wird, vorher nähere Mitteilungen zugehen werden. Bewerbungen nebst Zeugnissen, doch nur in beglaubigter Abschrift, da Rücksendung derselben nicht erfolgt, nimmt entgegen 
der Gemeindeälteste S. Gottlieb. Neuhof (Kreis Fulda), 10. Oktober 1886.
 
Neuhof Israelit 28041892.jpg (47252 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. April 1892: "Die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters in der hiesigen israelitischen Gemeinde (Regierungsbezirk Fulda) ist alsbald zu besetzen. 
Bargeld 500 Mark, freue Wohnung und ca. 200 Mark Nebenverdienst. 
Bewerbungen nebst Zeugnissen, letzte in unbeglaubigter Abschrift nimmt entgegen Neuhof (Kreis Fulda). 
Der Synagogenälteste: S. Gottlieb."
 
Neuhof Israelit 27061892.jpg (59023 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juni 1892: "Die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters in der israelitischen Gemeinde Neuhof - Station der Frankfurt-Bebraer Eisenbahn - ist alsbald zu besetzen. 
Bargehalt 500 Mark, freie Wohnung und ca. 250 Mark Nebenverdienst. Geeignete Bewerber wollen ihre Meldungsgesuche unter Beifügung ihrer Zeugnisse in unbeglaubigter Abschrift an den unterzeichneten Provinzial-Rabbiner einsenden. 
Fulda, den 22. Juni 1892. Vorsteheramt der Israeliten: Dr. M. Cahn, Provinzial-Rabbiner."
 
Neuhof Israelit 05021894.jpg (47197 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1894: "Die hiesige Religionslehrerstelle, verbunden mit Kantordienste und Schechita, ist bis zum 1. März diesen Jahres zu besetzen. Das Gehalt beträgt 500 Mark Fixum und ca. 300 Mark Nebenverdienst durch Schechita; freie Wohnung und Feuerung. 
Bewerber belieben sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse an den Synagogen-Vorstand zu melden. 
Neuhof (Kreis Fulda), 1. Februar 1894. Der Synagogen-Vorstand. Salomon Gottlieb." 
 
Neuhof Israelit 26031925.jpg (38612 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1925: "für die Gemeinde Neuhof bei Fulda wird Religionslehrer und Schauchet per sofort gesucht. Gehalt 140 Mark monatlich und Einkommen aus Schechitoh extra, freie Wohnung. Orthodoxe Bewerber wollen Zeugnisse mit Lebenslauf und Referenzen an das Vorsteheramt der Israeliten Fulda einsenden."
Anmerkung: Vermutlich wurde die Stelle trotz der Ausschreibung 1925 nicht mehr besetzt, da nach 1925 nur noch auswärtige Religionslehrer den Unterricht den nur noch wenigen jüdischen Kinder in Neuhof erteilten (vgl. Bericht zum Tod von Gemeindevorsteher David Sondheimer 1928: nach diesem Bericht ist davon auszugehen, dass die Lehrerstelle bereits nach dem Tod von Lehrer Kaufmann Rothschild (1921) nicht mehr besetzt werden konnte.   

         
Zum Tod von Lehrer Kaufmann Rotschild (1921) 

Neuhof Israelit 18081921.jpg (39662 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. August 1921: "Für die zahlreichen Beweise innigster, herzlichster Teilnahme bei dem Ableben unseres geliebten Gatten, Vaters und Bruders 
Herrn Lehrer K. Rothschild 
danken wir herzlichst. Familie Rothschild. Neuhof (Kreis Fulda), Schlüchtern, Hamburg."
    
Neuhof Israelit 28071921.jpg (185341 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juli 1921: "Neuhof, 20. Juli (1921). Nach langem, schwerem Leiden verstarb in Königswarterkrankenhause in Frankfurt am Main unser langjähriger Lehrer Kaufmann Rothschild. Er entstammte einer angesehenen Familie in Schlüchtern und wurde schon im Elternhause in echt-jüdischem Sinne erzogen. Nach Besuch der Lehrerseminars erlernte er zunächst die Schechita und übernahm sodann verschiedene Stellen im Mosel- und Rheinlande. Da die religiösen Zustände in diesen Gemeinden seiner Gesinnung nicht entsprachen, gab er wiederholt günstige Stellungen auf. Er kannte nur das eine Ziel. in einer frommen Gemeinde und einem frommen Rabbinate zu wirken. Endlich erfüllt sich sein längst gehegter Wunsch, als die hiesige Stelle vakant wurde. Die Aussicht, im Cahn'schen Rabbinat wirken zu dürfen (sc. im Bezirksrabbinat Fulda), ließ jegliche pekuniären Bedenken fallen. Gerne folgt er dem an ihn ergangenen Ruf und siedelte nach Neuhof über. Hier war es ihm vergönnt, in 27jähriger Tätigkeit reichen Segen zu stiften. Alle ihm übertragenen Ämter versag er mit seltener Gewissenhaftigkeit, bis vor vier Jahren ein heimtückisches Leiden seinem Wirken ein Ziel setzte. Vergebens suchte er in Bädern und Krankenhäusern Linderung und Heilung von seinem schweren Leiden. Auch lasteten schwere pekuniäre Sorgen auf seiner Brust, da die kleine Gemeinde ihm ein zeitgemäßes Gehalt nicht gewähren konnte. Die einzigen Lichtblicke waren ihm die günstige Entwicklung seiner tüchtigen Kinder, insbesondere seines Sohnes, des Studienrats Dr. Rothschild in Köln. Am verflossenen Sonntag wurde der treue Hirt von seiner Gemeinde zur letzten Ruhe begleitet.
In der Synagoge, wo der Tote aufgebahrt war, widmete ihm Dr. Herz, Fulda, als Vertreter des Provinzialrabbiners und sein Schwager Lehrer Heß in Saarwellingen, herzliche Abschiedsworte. Am Friedhof sprach sein Freund Lehrer Freudenberger, Flieden, und schilderte die Wirksamkeit und die Toraliebe des Verblichenen. Sodann widmeten der älteste Sohn, Lehrer Rothschild, Hamburg und der Sohn Dr. Rothschild, dem Bruder und Onkel ergreifende Abschiedsworte. Möge der Verstorbene im Jenseits den Lohn ernten, der ihn hierorts versagt war. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

   
Zum Tod der Frau von Lehrer Rothschild (1932)  

Neuhof Israelit 27101932.jpg (105047 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1932: "Neuhof bei Fulda, 26. Oktober (1932). In der Nacht zu Jomkippur verstarb hier Frau Lehrer Rotschild nach vorangegangener kurzer Krankheit im Alter von 70 Jahren. Sie war die würdige Gattin des ihr etwa vor einem Jahrzehnt entrissenen, von der hiesigen Gemeinde, der Lehrerschaft und dem Fuldaer - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -, an dessen Tauroh-Schiurim (Tora-Lernstunden) für Lehrer er stets mit großer Sachkenntnis und Freude teilgenommen hatte, hochgeschätzten Mannes. Ihm hatte sie durch ihre verständnisvolle Mitarbeit zu segensvoller Wirksamkeit in der Gemeinde mitverholfen und so wuchs sie später noch stärker in die Rolle einer treuen fürsorgenden Beraterin und Helferin, deren edle Wesenszüge sich unserer ganzen Gemeinde tief eingeprägt haben, hinein. Ihre seltene Herzensgüte, stete Hilfsbereitschaft, gefestigte und gottesfürchtige Gesinnung prägte sie nicht nur dem Charakter ihrer Kinder auf, und ihr echtes Gemilus-Chesed (Wohltätigkeit) führte auch dazu, dass bei ihrem Tod manche Gemeindemitglieder das Empfinden hatten, dass sie eine Mutter verloren hätten und auch viele Nichtjuden Tränen wirklichen Schmerzes vergossen. 
Die Beerdigung erfolgte unter starker Beteiligung der Nachbargemeinde. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."


   
Berichte / Anzeigen zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   

Zum Tod von Baer Adler (1922)   

Neuhof Israelit 02021922.jpg (248555 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Februar 1922: "Neuhof bei Fulda, 23. Januar (1922). Am 18. Tewes (= 18. Januar 1922) ist Herr Baer Adler - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - aus Neuhof bei Fulda zu ewiger Ruhe heimgegangen. Noch im besten Mannesalter stehend, im fast vollendeten 56. Lebensjahre, ist mit ihm seine Gemeinde der letzten Stütze alten Schlages beraubt worden, nachdem nicht lange vorher Lehrer Rothschild - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -, mit dem ihn Freundschaft verband, ihm vorausgegangen war. Ein frommer, geradsinniger und rechter Mann, das war Baer Adler im wahrsten Sinne des Wortes. Bescheidenheit war seine hervorstechendste Eigenschaft. War ihm auch Wissenschaft des Judentums in größerem Maße betreiben zu können, ihm, der aus einfachen Kreisen hervorgegangen, versagt geblieben, so war ihm der Sinn für deren Wichtigkeit stets gegenwärtig. Das zeigte sein Beschlagensein in Dinim (sc. rabbinische Entscheidungen). Wie konnte er, als der Lehrer bereits erkrankt, in der Kehillo (Gemeinde) vorlernen, konnte Baal kore (Vorbeter), Baal tokea (Schofarbläser) sein! Wie verständnisinnig waren seine Tefillos (Gebete) als Vorbeter an den Jomim nauroim (ehrfurchtgebietenden Tagen zw. Jom Kippur und Neujahr). Nur einige kleine Federstriche zur Zeichnung des Charakterbildes dieses hoch verdienten Mannes aus seinem Leben: In der Woche war er fast ständig unterwegs 'über Land', fremde Milch (d.h. etwas nicht Koscheres) zu trinken, war fern von ihm! Um wie viel mehr, dass er die schweren Gebote streng beobachtete. Wenn er allabendlich spät nach Hause kam, hungrig, nie, dass er sich zu Tisch setzte, ohne vorher seinem Viehe Futter gereicht zu haben. Und wie war sein Haus stets ein Obdach für Arme! Noch vor dem Kriege, als viele östliche Brüder von Ort zu Ort wanderten, in seinem Hause wurden sie gespeist, hier übernachteten sie, bei ihm verwahrten sie so oft mühevoll zusammengesparte Pfennige. Wie oft ließ er jedem Einzelnen seinen persönlichen Schutz bei der Polizei angedeihen, wenn diese sie behelligte, sodass es ihm bei dem Ansehen, das er bei den Behörden besaß, fast stets gelang fertig zu bringen, dass man sie in Ruhe ließ. Was Wunder, dass von diesem Manne Herr J.B. Sachs aus Leipzig, der in tief erschütternden, gramerfüllten Worten seinem Schmerze um den Verlust des allzu früh dahingeschiedenen edlen Mannes an seiner Bahre in Schul Ausdruck gab, unter anderem erzählen konnte, dass es sich ihm einst bei einer Gelegenheit bestätigte, was er früher ihm einmal ganz beiläufig gesagt: '5 Pfennig von seinem Maasser nicht gegeben zu haben, bedrückte ihn, als habe er jemanden bestohlen'. Ebenso schmerzdurchdrungen war der Hesped (Trauerrede) des Provinzialrabbiners Dr. Cahn, Fulda, der den heimgegangenen mit einem großen, starken Baume verglich, der weithin Schatten, Frucht und Labung spendete und der nun so plötzlich gefällt, tiefe Wunden schlug. Wie sein kluger und klarer Blick, seine Aufrichtigkeit, sein wohlwollendes und Vertrauen einflößendes Wesen, Juden und Nichtjuden ständig zu ihm führten, sich Rat zu holen, wie ihn auch die christliche Gemeinde seines Wohnorts in ihrer Vertretung seit vielen Jahren benötigte, so zeigte er auch, obwohl an kleinem Orte, weitab von jeglichem Parteileben, ein klares Verständnis für jüdische Gegenwartsaufgaben. Davon legt neben anderem die großzügige Förderung des Palästinawerks der Agudoh, von der sein Sohn in seinen Abschiedsworten an der Bahre des Vaters unter anderem sprach, beredtes Zeugnis ab.   
Trostworte den schwer geprüften Angehörigen zuzurufen, wer vermöchte es? Mögen sie in Gott den Trost finden, in ihrem verwaisten Volke, das auch seines Hauptes, seines Diadems in Zion und Jerusalem beraubt ist."        
   
Neuhof Israelit 02021922a.jpg (46183 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Februar 1922: "Danksagung
Sage hierdurch allen Freunden und Bekannten für die vielen Beweise aufrichtiger Teilnahme anlässlich des Hinscheidens meines lieben Mannes nur auf diesem Wege herzlichsten Dank. 
Fanni Adler und Kinder - Neuhof (Kreis Fulda)."    

    
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstehers David Sondheimer (1928)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Dezember 1928: "Neuhof bei Fulda, 1. Dezember (1928). Einen schweren, unersetzlichen Verlust hat unsere kleine Gemeinde erlitten. Unser Gemeindeoberhaupt, unser langjähriger Führer Sondheimer ist nicht mehr. Am verflossenen Donnerstag unternahm der noch im besten Mannesalter, allerdings schon länger leidende Mann, eine Geschäftsreise nach seinem Geburtsorte Uttrichshausen. Ahnungslos und wohlgemut betrat er die nächste Bahnstation Kerzell, um nach vollbrachtem Tagewerk wieder zu seiner Familie heimzukehren. Da ereilte ihn jäh der Tod. Was Herr Sondheimer für unsere Gemeinde bedeutete, wird man erst mit der Zeit wahrnehmen. Er war es, der nach dem frühen Ableben des allverehrten Lehrers Kaufmann Rothschild - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - mit Umsicht und Geschick die Leitung der führerlosen Gemeinde in die Hand nahm und auf Weitererhaltung der religiösen Bräuche und Satzungen bedacht war. Trotz schwerster Kämpfe ließ er sich niemals bereden, von dem geraden Weg der Pflicht abzugehen. 
Um den plötzlich Verstorbenen klagt eine liebende Gattin nebst vier noch unversorgten Kindern. Welch großer Beliebtheit sich der so jäh Dahingeschiedene allenthalben erfreute, das konnte man aus dem Leichenbegängnis erkennen. 
Von nah und fern hatten sich zahlreiche Freunde und Verehrer des Dahingeschiedenen eingefunden, um dem treuen Freunde die letzte Ehre zu erweisen. 
Die Beteiligung seitens der Gemeinde, auch der christlichen Bevölkerung war eine allgemeine. 'Ein Mensch gleich in seinem Leben der strahlenden am Horizont auf- und niedergehenden Sonne'. Das war der Text der Trauerrede des Lehrers Weinberg in Flieden, worin er der andächtig lauschenden Trauergemeinde den Lebensgang und das segensreiche Wirken des Heimgegangenen schilderte. 
Im Auftrage des Herrn Provinzialrabbiners Dr. Cahn in Fulda dankte der Herr Kreisvorsteher Dr. Herz, Fulda dem dahingeschiedenen treuen Mitarbeiter für die der Gemeinde und der Jüdischkeit geleistete Mitarbeit. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."      

        
 
     
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeigen von Salomon Gottlieb für ein junges Mädchen aus Neuhof (1891), einen jungen Mann (1902) 
und Lehrlingsgesuche für seine Manufaktur- und Kolonialwarenhandlung  (1911 / 1915 / 1922)

Neuhof Israelit 19021891.jpg (34602 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1891
"Ein nettes, tüchtiges und selten begabtes junges Mädchen von ca. 18 Jahren sucht in einer besseren, religiösen Familie Stelle, woselbst Gelegenheit geboten ist, sich häuslich und geschäftlich zu betätigen. Gute, familiäre Behandlung Hauptbedingung. Offerten richte man gefälligst an S. Gottlieb, Neuhof bei Fulda.
    
Neuhof Israelit 07081902.jpg (61536 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7 . August 1902
"Für mein Samstags und Feiertage geschlossenes gemischtes Warengeschäft suche ich per sofort einen tüchtigen 
jungen Mann 
für Lager und Reise, der in erster Linie mit der Manufakturwarenbranche vertraut ist. Kost und Wohnung im Hause. 
Salomon Gottlieb, Neuhof, Kreis Fulda."      
     
Neuhof FrfIsrFambl 04081911.jpg (37658 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. August 1911
"Ein Junge mit guter Schulbildung von ordentlichen Eltern kann per sofort in meinem an Samstag und Feiertagen geschlossenen Manufaktur- und Kolonialwarengeschäft als 
Lehrling
eintreten. Kost und Wohnung im Hause. 
Salomon Gottlieb, Neuhof, Kreis Fulda." 
  
Neuhof Israelit 07011915.jpg (39663 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Januar 1915
"Lehrlingsgesuch
Ein qualifizierter Junge kann bei mir sofort als Lehrling eintreten. Samstag und Feiertage geschlossen, Station im Hause. 
Salomon Gottlieb. Manufaktur- und Kolonialwaren. Neuhof Kreis Fulda."
 
Neuhof Israelit 30031922.jpg (31866 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. März 1922
"Ein geweckter Junge  
aus gutem Hause kann bei mir in die Lehre treten. Sonn- und Feiertags geschlossen. 
S. Gottlieb, 
Neuhof Kreis Fulda, Manufaktur- und Kolonialwaren
."   

      
Anzeigen des Bäckermeisters Carl Rothschild (1900 / 1904)  

Neuhof Israelit 12071900.jpg (31893 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1900
"Suche für meine Bäckerei, Samstags geschlossen, einen 
Gesellen
und Lehrjungen, z
um sofortigen Eintritt. 
Bäcker Rothschild,
Neuhof, Kreis Fulda."   
Neuhof Israelit 11021904.jpg (23615 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1904
"Bäckergeselle sucht zum sofortigen Eintritt. 
C. Rothschild, Bäcker, Neuhof bei Fulda."  
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1904
"Suche für meine Bäckerei zum sofortigen Eintritt nach Ostern einen 
Gesellen und Lehrjungen. 
Carl Rothschild,
Neuhof bei Fulda." 

  
Anzeigen des Schuhmachermeisters B. Adler (1900 / 1901) 

Neuhof Israelit 31101900.jpg (30872 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1900: "Suche einen tüchtigen 
Schuhmachergesellen
 
gegen hohen Lohn auf dauernde Beschäftigung. Samstags und Feiertage streng geschlossen. 
B. Adler, Neuhof bei Fulda."     
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1901: "Suche einen tüchtigen
Schuhmachergesellen 
gegen gute Belohnung und einen willigen Lehrjungen gegen günstige Bedingung. Samstags und Feiertage streng geschlossen. 
B. Adler,
Neuhof bei Fulda."     

  
Verlobungsanzeige für Emma Adler und Sally Sonneberg (1921)   

Neuhof Israelit 14071921.jpg (24274 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juli 1921: Emma Adler - Sally Sonneberg.   
Verlobte.   Neuhof bei Fulda  - Langsdorf in Hessen."  

 
Todesanzeige für Dora Katz (1924)

Neuhof Israelit 17011924.jpg (44859 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1924: "Nach kurzer Krankheit starb im 25. Lebensjahre unsere gute Tochter, Schwester, Schwägerin und Tante Dora Katz
Neuhof
bei Fulda, 11. Januar 1924 - 6. Schebat 5684. 
Im Namen der Angehörigen: Frau M. Katz Witwe."

     
     
Über das Misrachi- Lehrgut Geringshof bei Hattenhof (1927 noch in Rodges / 1932)  
Anmerkung: siehe den Fulda-Wiki-Artikel Gehringshof: http://fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof   und http://de.wikipedia.org/wiki/Gehringshof 
Hinweis: Die Kibbuz-Haddati-Bwegung war 1924 zunächst in Betzenrod (Ortsteil von Eiterfeld) gegründet wurden und 1926/27 nach Rodges umgezogen. Da Rodges zu klein war, zog die Gruppe schließlich 1929 auf den Gehringshof am südwestlichen Rand der Gemarkung von Hattenhof (Ortsteil von Neuhof).        

 Fotos aus dem 
Lehrgut Gehringshof 
(Quelle: Fotoarchiv von 
Yad Vashem Jerusalem
Gehringshof 10264873634923053525.jpg (238773 Byte) Gehringshof 16529284274049206212.jpg (137785 Byte) Gehringshof 392377001612151326.jpg (177481 Byte) Gehringshof 7772391540755818102.jpg (248085 Byte)
 
Unwetterkatastrophe auf dem Misrachi-Lehrgut (1927) 
Anmerkung: da das Misrachi-Lehrgut 1926/27 von Betzenrod nach Rodges umgezogen ist, wird sich die berichtete Unwetterkatastrophe nicht in Betzenrod, sondern in Rodges ereignet haben, zumal im zweiten Bericht von der "ersten Ernte" die Rede ist, die durch das Unwetter vernichtet wurde.     
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 26. August 1927: "Fulda (Unwetterkatastrophe auf dem Misrachi-Lehrgut). Von dem Lehrgut des Misrachi, Betzenrod bei Fulda, wird gemeldet, dass bei den starken Unwettern der letzten Wochen dort aus außerordentlich starker Hagelschlag niedergegangen ist, der fast die ganze Ernte des Gutes vernichtete. Es ist ein Schaden von annähernd 5000 Mark entstanden, der das blühende Gut in seinem Bestande stark gefährdet. Eine Hilfsaktion für die Siedlung, wo fünfzehn Chaluzim unter dem Diplom-Agronomen Moses Unna ihre Ausbildung empfangen, ist in die Wege geleitet."   
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 27. Januar 1928: "Rodges (Fulda). Die zionistische Föderation 'Misrachi' unterhält ein jüdisches Lehrgut in Rodges bei Fulda, das vor seiner ersten Ernte durch eine Unwetterkatastrophe heimgesucht wurde. Infolge des hierdurch entstandenen beträchtlichen finanziellen Schadens ist die weitere Ausbildung der zur Zeit auf dem Gute weilenden misrachistischen Chaluzim gefährdet. Nachdem schon die Gemeinde Frankfurt am Main beihelfend Mittel zur Verfügung gestellt hat, hat nunmehr auch die Gemeinde Berlin nach einem befürwortenden Referat des Vorsitzenden der Volkspartei, Dr. Klee, in der letzten Repräsentantenversammlung einen entsprechenden Zuschuss bewilligt. Es steht zu hoffen, dass der Betrieb des Lehrgutes ohne Einschränkung weitergeführt werden wird."     
 
Bericht von einem Ausflug zum Lehrgut Gehringshof (1932)  
Anmerkung: hinter Gehringshof steht noch "Rodges", doch war das Lehrgut inzwischen von Rodges nach Gehringshof umgezogen.   
Fulda Gehringshof Israelit 09061932a.jpg (410260 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juni 1932: "Erez Israel-Luft in der Rhön.
Ausflug nach dem Lehrgut Gehringshof (Rodges). 
Die jüdische Kolonie, die ich am Sonntag besuchte, liegt nicht am Jordanufer oder am Emek, sondern im weniger heiligen Fuldaer Ländchen. Die Reise dahin ist ein wenig beschwerlicher als nach den Bergen Judäas. Ist man einmal in Palästina gelandet, dann ist man da und Schluss! Wenn man aber hier, nachdem man volle vier Stunden in der Holzklasse eines bedächtig dahinkriechenden Personenzügleins tüchtig gerüttelt worden ist, vor einem Bahnhöfchen mit der Aufschrift 'Kerzell' haltgemacht, dann beginnt erst die eigentliche Fahrt, mit einem Pferde- oder Ochsengespann durch eine Dorfstraße und über unebene Feldwege, bis zur Kolonie. Auch sonst fallen manche wesentliche Unterschiede ins Auge. Es fehlt die duftende Orange, die liebliche Olive, es blüht keine Palme und keine Zeder. Und was da im bläulich-weißen Kopftuch sehr von der Ferne und von oben herab winkt, ist nicht der Hermon oder der Tabor, sondern die Wasserkuppe hinter den schwarzbewaldeten Bergstraßen der Rhön. Sonst stimmt so ziemlich alles!
Vor allem die Menschen, sie sind ganz palästinensisch, in Kleidung, in Stimmung, in Ton und Einstellung. Zwei junge Juden, bäuerlich wie alle jungen Bauern der Umgegend, erwarten uns am Bahnhäuschen mit dem gelbgestrichenen Landauer, der von zwei feurigen Braunen gezogen wird. Als führen wir in Deganja oder Kefar Chassidim ein, jubelt der Führer, knallt mit der Peitsche und schnalzt mit der Zunge, da die erste jüdische Wiese sichtbar wird: 'Die ist unser! --- Und die hundertfünfzig Schafe, die da weiden, auch! Und auch der Schäfer! Seht, wie er gerade einem Schäfchen die Klauen manikürt! Auch ein Chawer, der Schäfer nämlich. Und hier die beiden Teiche sind von uns angelegt, es werden darin Karpfen und Forellen gezüchtet. Und die beiden Gemüsegärten, vorne der große und daneben der kleine! Und die in frischem Grün prangenden Äcker; 250 Morgen weit! Und sogar das lange Waldstück dahinter, alles uns, uns, uns! Wir bewirtschaften es.' -
Wer sind 'Wir?' Durch den echten rechten Bauernhof, mit allem, was zu einem Bauernhof gehört: dampfende Düngerhaufen, Scheune, Stallungen, Hühnerhaus usw. gelangen wir in das Wohnhaus und finden darin 42 junge Menschen, wie wir ihnen mir 'Scharon' und im 'Emek' zwei Wochen lang täglich begegneten, die aber hier in den Bergtälern der Rhön für uns doch eine gewaltige Überraschung sind. Die Einfachheit und Natürlichkeit sind stark betont in Kleidung, Wohnung, Nahrung, auch im Verkehr zwischen den Chawerim. Und das alles wirkt so erfrischend, wie die würzige Luft aus den nahen Fichten- und Birkenwäldern.
Keinem wäre es eingefallen, den Rock, der nur für den Stadtbesuch reserviert ist, zu Ehren des Besuchs anzuziehen. In Kniehose und Sporthemd mit hoch aufgekrempelten Ärmeln, dazu noch derbe Stiefel oder Holzschuhe an den Füßen und ein winziges Käppchen auf dem Kopf, so hantieren die jungen Menschen mit Spaten und Rechen, im Feld und im Garten. Vierzehn Mädels sind darunter, derb und einfach angezogen, natürlich und freundlich im Tone und emsig bei der Arbeit im Stall, in der Küche, im Keller, beim Butterschlagen oder Käsemachen. 'Trinken Sie Kaffee' mit?' Es gibt keine großen Einladungen. Man tut gut, gleich zu bejahen, denn die Frage wird nicht wiederholt. Man setzt sich auf die schmale harte Bank oder einen brüchigen Stuhl und ist Kamerad unter Kameraden. Ein ganzer Berg gutgebackener bäuerlich schwarzer und dicker Brotscheiben häuft sich auf dem rohgezimmerten Tisch. Dazu werden in feierlicher Prozession fast mit klingendem Spiel von den beschürzten Mädels ganze Waschkessel (wenigstens der Form nach) zarten, blütenweißen Schmierkäses aufgefahren, harmonisch betupft mit grünen Lauch- und Zwiebelpünktchen. 'Greif hinein ins volle Leben!' d. h. in die volle Käseschüssel. Sie wandert den weiten Weg über den Tisch von Pol zu Pol. Alles ist eigenes Gewächs, selbstgemacht. Wie mir scheint, auch die Kaffeebohnen, aus denen der braune Saft, der, wie sich's gehört, in Blechtassen verzapft wird, gebraut wird. Dafür dampft die warme Milch aus den bauchigen Blechkannen, als wären diese die Fortsetzung der gesegneten Euter im Stalle. In wenigen Minuten ist das alles vom Tische wie weggefegt. War das eine Kaffeetafel! Ich habe sie selten im Leben schöner, schmackhafter und erquickender genossen.
U. a. w. g. Und alsdann wird gebenscht, sogar mit Minjan, auch nach jedem Kaffeeimbiss. Kurz und bündig, wie sichs für schaffende Menschen gehört. Auf zur Arbeit!
Es glucken die Hennen im Hühnerhause, die Nester müssen der Eier entleert werden; es dampft die Brutmaschine Es summen die Bienen im Bienenkäfig; die Rosen und Blumen müssen gegossen und die Gäule gefüttert werden; die Schäfchen kehren heim und müssen in ihre Pferche; in den Teichen muss den jungen Fischen Nahrung gegeben werden.
'Und im Stall die Kuh, macht muh, muh! ...'
Inzwischen ziehe ich mich ins 'Misrad' (das Büro) zurück, wo der oberste Leiter, Direktor in Kniehose und Hemdsärmeln mit schwieligen Händen, der treffliche Rudi Herz und der Sekretär, akademisch gebildeter Handelslehrer von Beruf, mir liebenswürdig die nötigen Auskünfte erteilen. Zu den 42 Menschen, die zur Zeit das Lehrgut bevölkern, kommen nächste Woche noch zwölf vom freiwilligen Arbeitsdienst dazu. Die Schlafräume sind etwas eng, aber man richtet sich ein. Man ist ja nicht zur Kur hier, sondern um etwas zu lernen und – Anspruchslosigkeit, Einfachheit, Genügsamkeit sind gute Dinge für das Leben. Die Lehrzeit beträgt in der Regel zwei Jahre. Zu gut 70 Proz. sind die Schüler Kinder deutscher Eltern, denen andere Lieder in die Wiege gesungen wurden. Viele haben höhere Schule, alle Jeschiwa besucht. Sie bewähren sich glänzend. Der Rest kommt aus Polen, Galizien, Rumänien, Holland, Tschechoslowakei. Unter den Mädchen ist sogar eine junge Engländerin, die sich gut anlässt. Fast alle sehen in Geringshof gewissermaßen nur einen Vorhof für Palästina. Alle arbeiten fleißig und mit Begeisterung, von einer Idee beseelt, von einem Lebensziel angetrieben, alle fügen sich willig den Anordnungen des Leiters, obwohl dieser den Vorgesetzten nie hervorkehrt und nur Chawer unter Chawerim ist. Der kameradschaftliche Ton ist gegeben. Jeder und jede strebt mit jedem und jeder auf Du und Du. 
Fulda Gehringshof Israelit 09061932b.jpg (343584 Byte) 'Wie ist das kulturelle, das geistige und religiöse Leben?'
Es sind welche darunter, die ein hohes Maß an talmudischem Wissen besitzen und mit den anderen lernen. Welche dabei, die sich aus anderen geistigen Sphären zum jüdischen Pflichtbewusstsein durchgerungen haben und hier vom Milieu ganz erfasst wurden. Die Mädchen lernen in freier Zeit Tnach (= hebräische Bibel), Geschichte und Hebräisch (viele sind über 'Schalom' noch nicht hinausgekommen, aber es wird schon werden!) Der Sabbat ist ein Tag absoluter Ruhe und Erhebung, ist von morgens bis abends mit Andacht, Lektüre und Lernstunden angefüllt.
Ich kann einer Gemorohstunde beiwohnen und muss zuletzt sogar vor der versammelten Korona ein kurzes Referat über das Leben im neuen Palästina halten.
Wir besichtigen die verschiedenen Räume und Baulichkeiten. Sauber und zweckmäßig die Küchen- und Waschräume. In der Käserei alles blitzblank. Etwas eng die Schlafsäle oben.
Draußen im Hofe großer Betrieb. Im großen Garten wartet der Gärtner zwischen seinen Gemüse- und Blumenbeeten. Im Kuhstall stehen in Reih und Glied 25 Kühe, Kälber und Ochsen. Erstere bezahlen ihre gute Pflege täglich mit vollgefüllten Milchzubern, die es ermöglichen, dass das ganze gesetzestreue Fulda mit Milch, Butter und Käse versorgt wird. 150 prächtige Hühner im Hühnerstall liefern fleißig die Eier dazu. Jede Henne hat ihre Nummer und jede Kuh ihren Namen. Ihre Leistungen bei der Milch- und Eierproduktion werden gewissenhaft registriert. Auf den Feldern wächst der Roggen, der Hafer, auch etwas Weizen und besonders die Kartoffeln. Das Brot wird aus dem eigenen Korn hergestellt. Von den vier Gäulen im Stalle dürfen zwei sich noch nicht zur Ruhe begeben, sie werden uns nach Kerzell an die Bahn fahren müssen.
Die Arbeit beginnt frühmorgens mit dem Morgengebete und schließt abends um sieben. Nach getaner Arbeit folgen Moncho, Abendessen, Schiurim, Maariw, Kurse, anregende Unterhaltung. Man muss früh ins Bett, denn wenn gegen fünf Uhr – in der Erntezeit früher – die Sonne über den Wipfeln der Rhönwälder auftaucht und der stimmbegabte Hahn im Hühnerhause seinen Weckruf in den Hof hinauskräht, dann heißt das: 'Auf, zur Arbeit!...'
Dieser Geringshof ist der Nachfolgestaat des früheren misrachistischen Rodges. Er wird erhalten vom 'Vereine Jüdische Landwirtschaft' (Sitz in Frankfurt) und von einigen verwandten Organisationen (auch von Agudas Jisroel) unterstützt. Die jungen Menschen zahlen, soweit sie bemittelt sind, ein Minimum, das aber bei weitem für die Unterhaltungskosten nicht ausreicht, umso weniger das Lehrgut nicht unter den Gesichtspunkten der Rentabilität arbeiten kann, sondern alles pflanzen und bauen muss, was zur vollen Ausbildung der Schüler beiträgt. Die zionistische Organisation gewährt einen Zuschuss, doch darf das Lehrgut nicht als ein an eine politische Organ gebundenes Institut angesprochen werden. Alle seine Menschen legen durch Tat und Gesinnung mehr wert darauf, ein Brith Chaluzim Dathim (Bund religiöser Chaluzim) zu sein. Dieser Bund beschränkt sich nicht auf Geringshof, sondern erhält kleine Gruppen in der nahen und weiten Umgegend und sogar in Holland. Die jungen Menschen, die bei christlichen Bauern untergebracht sind (das System hat sich bei allen antisemitischen Strömungen gut bewährt), sind in kleinen Gruppen zusammengeschlossen, die sich selbst verpflegen und in steter Fühlung mit der Zentrale in Geringshof stehen. Die Sabbatruhe ist ihnen gesichert. Die größere Gruppe in Holland arbeitet selbstständig. Die Anmeldungen fließen in letzterer Zeit sehr reichlich, doch können mit Rücksicht auf den Raum – auch wenn mancherlei Voraussetzungen an Fähigkeit, Charakter und Gesinnung gestellt – nur wenige berücksichtigt werden. Zur Zeit ist ein Verein Freunde von Geringshof (Rodges) in Bildung begriffen, der Mitglieder mit dem kleinen Beitrag von einer Mark im Monat zu gewinnen sucht. Das Kuratorium mit dem Sitz in Frankfurt a. M. (Vorsitzender Herr Benno Kohn), ebenso das Büro in Gehringshof nehmen Mitgliedsanmeldungen und Beiträge entgegen.
Bauern aus der Umgegend kommen Sonntagnachmittag, um das 'Judengut' zu bestaunen. Sie stehen wie vor einem Wunder in den sauberen Stallungen, vor den bestens gepflegten Äckern und Gärten. Sie lernen in Bezug auf die landwirtschaftliche Eignung der Juden um, und gestehen es offen ein. Das Verhältnis zu der Bevölkerung der umliegenden Dörfer ist das denkbar beste. Die Bauern vom Hattenhof grüßen die 'Geringhofer' schon längst mit 'Schalom!...'
Es dunkelte bereits, als uns die zwei strammen Braunen den Feldweg – er wird von den jungen Juden alle paar Tage mit eigenen Händen gesäubert und geebnet – zur Bahn hinunterfuhren. Der jetzt auf dem Bocke saß und mit den Gäulen hebräisch sprach, war ein junger Mensch, der früher in einer deutschen Großstadt die höhere Schule besuchte. Ein echtes rechtes palestinensisches Kewuzahleben mitten in den Wäldern des Fuldaer Ländchens; 'Aulim', die von allen jüdischen Träumen täglich mehr in die Wirklichkeit steigen. 
Wir wissen nicht, wie die anderen, überall verstreuten jungen Menschen vom Brith Chaluzim Dathim geartet und eingestellt sind. Sollten sie alle von dem guten Geiste geleitet sein, wie er in ihrer Zentrale in Geringshof herrscht, dann sollten wir in der Orthodoxie diesem Unternehmen der Hachschara volles Interessante zuwenden."  

   
Über die Mittleren Hachscharah - Berufsausbildungsstätten für jüdische Jugendliche, darunter die Hachscharah in Gehringshof (1938)     

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. März 1938: "Berufsausbildungsstätten für jüdische Jugendliche. 1. Mittleren-Hachscharah. Berufsausbildung der 15 bis 17jährigen, insbesondere in Deutschland.  
Mittleren - Hachscharah ist die berufliche, geistige, sprachliche und gesellschaftliche Vorbereitung jüdischer Jugend auf ein Leben der körperlichen Arbeit und der Gemeinschaft in Palästina. Die Arbeitszeit in der Mittleren-Hachscharah beträgt je nach Jahreszeit täglich 5 bis 9 Stunden. Der Rest des Tages ist mit Unterrichtsstunden belegt. Der Unterrichtsplan umfasst vornehmlich Fachkunde, naturwissenschaftliche Fächer, Hebräisch, jüdische Geschichte und jüdische Kulturkunde, zionistische Geschichte, sowie nach Wahl und Befähigung und in einer den Bildungsvoraussetzungen der Jugendlichen angepassten Form Gesellschaftskunde, Weltgeschichte, Volkswirtschaft, Mathematik und anderes mehr. 
Ausbildungsstätten der Mittleren-Hachscharah befinden sich in Deutschland sowie in gewissem Umfang in Holland und Italien sowie für Fischerei in Dänemark und Italien.  
A) Landwirtschaftliche, gärtnerische und für Mädchen zugleich hauswirtschaftliche Ausbildung in zweijährigen Lehrgängen in folgenden Ausbildungsstätten:   Ahrensdorf, P. Luckenwalde; Blankenese b. Hamburg; Brüderhof, Bezirk Hamburg; Ellguth-Steinau, Oberschlesien; Grüsen-Gemünden; Halbe, Marke; Havelberg, Mark; Jessen, Niederlausitz; Neuendorf, Mark; Schniebinchen, Niederlausitz; Sennfeld, Baden; Silingtal, Schlesien; Urfeld, Kreis Bonn; Werkdorp Wieringen (Holland); Westerbeck, Westfalen; Gut Winkel, Mark.  
Ferner für Jugendliche mit religiöser Lebenshaltung: Bromsdorf bei Bitterfeld (Sachsen); Gehringshof bei Fulda; Ricavo, Italien; Steckelsdorf bei Rathenow..."        

      
      
     
 
Zur Geschichte der Synagoge      
    
Zunächst war vermutlich ein Betsaal oder eine erste Synagoge vorhanden. 

1875/76 wurde eine (neue?) Synagoge anhand von Plänen aus dem Jahr 1874, die von Bauinspektor Hoffmann aus Fulda und zwei Vorstandsmitgliedern der israelitischen Gemeinde unterzeichnet waren, gebaut. Für den Bau der Synagoge hatte man ein etwa 200 qm großes Gartengrundstück gekauft, das am damaligen Dorfweg lag und von Bauernhöfen und Wohnhäusern umgeben war. Als Eigentümer des Gebäudes waren acht Gemeindeglieder eingetragen. Es wurde ein L-förmiges Gebäude erstellt. Im kürzeren Schenkel war die Synagoge untergebracht, im längeren die Schule (Obergeschoss) und die Lehrer-Vorbeterwohnung sowie das rituelle Bad. Der Betsaal hatte 26 Männer- und 16 Frauenplätze. Die Einweihung der Synagoge war im Sommer 1876. Im Sommer 1926 war die Feier zum 50jährigen Bestehen der Synagoge.   
    
50-jähriges Jubiläum der Synagoge 1926   

Neuhof Israelit 28101926.jpg (112657 Byte)Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Oktober 1926: "Neuhof, 25. Oktober. Am letzten Simchas Tora konnte die hiesige Synagogengemeinde auf einen 50jährigen Bestand ihrer Synagoge zurückblicken. Die Gemeinde ließ es sich nicht nehmen, zur Ehre des Tages eine schlichte, aber erhebende Gedenkfeier zu veranstalten. Am Vorabend des Simchas Thora wurden in dem festlich geschmückten Gotteshause alle Gesetzesrollen aus der Lade gehoben und unter Absingen von Liedern einige Umzüge um den Almemor veranstaltet. Darauf hielt der gerade bei seiner Mutter zu Besuch hier weilende Arzt Herr Dr. Adler aus Leipzig eine von Worten der Tora und Gottesfurcht durchdrungene begeisterte Anrede. Er gedachte der edelmütigen Erbauer des Gotteshauses, die unter größten Opfern seinerzeit das schöne Werk seiner Vollendung entgegenbrachten und ermahnte die Anwesenden, allezeit in den Fußstapfen ihrer frommen Vorgänger zu wandeln."

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet, die Inneneinrichtung zerstört. Dabei wurden u.a. die in der Synagoge gelagerten Möbel eines Gemeindemitgliedes, darunter ein Klavier, von der Frauenempore geworfen. Das Gebäude wurde nicht angezündet.  
 
Über die weitere Geschichte des Synagogengebäudes liegen folgende Angaben aus Neuhof vor: Ein SA-Mann aus Neuhof eignete sich die ehemalige und leerstehende Synagoge von Neuhof-Neustadt, Haus-Nr. 7, ca. 1943/1944 unrechtmäßig an (Quelle: u.a. Dokumente JRSO Kassel, 1950). Zwei weitere SA-Männer begannen mit dem Umbau der Synagoge zu Wohnungen. Den Bauschutt entsorgte man in das Ritualbad (Mikwe).   
  
Nach 1945 wurden von dem damaligen Bürgermeister der Gemeinde Neuhof im Kreis Fulda, Herrn August Lotz, drei Flüchtlingsfamilien in die zum Teil umgebaute Synagoge eingewiesen. Nach Klärung des Restitutionsverfahrens durch die JRSO (Nürnberg/Fürth) wurde das Synagogengebäude am 11. März 1952 an Privatleute aus Dorfborn verkauft. In der Folgezeit wurde das Gebäude vom neuen Besitzer durch An- und Umbauten äußerlich stark verändert. Als Ergebnis dieser An- und Umbauten befindet sich an dieser Stelle ein langgestrecktes Wohn- und Geschäftshaus in Privatbesitz. Trotz dieser Umbauten ist die Bausubstanz des ehemaligen Synagogengebäudes derzeit noch zu ca. 80 % erhalten (0,55 Meter dicke Außenwände und Zwischenwände, Zwischendecken, ein Kamin; Sandsteinquader im Synagogenvorraum, vermutlich auch großen Synagogenraum). Eine Hinweis- oder Gedenktafel ist nicht vorhanden.
    
Das Ritualbad wurde bei Renovierungsarbeiten im Jahr 2008 zum Teil wieder freigelegt und auf Grund einer Bauzeichnung des Bau-Inspektors Friedrich Hoffmann, Fulda, geortet. Anwesend war der 1. Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Fulda, Herr Roman Melamed.  
    
    
Adresse/Standort der SynagogeFrankfurter Straße    
    
    
Fotos
(Quelle der Pläne: Altaras 1988 S. 35-36; neue Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 31.5.2007)

Grundrisse der ehemaligen Synagoge Neuhof Synagoge 191.jpg (35883 Byte) Neuhof Synagoge 190.jpg (34937 Byte)
  Erdgeschoss Obergeschoss
       
Lagepläne Neuhof Synagoge 128.jpg (40456 Byte) Neuhof Synagoge 129.jpg (25336 Byte)
Situation 1874: die L-förmig gebaute
 Synagoge mit Schule zwischen 
den damaligen Häusern
Situation Gegenwart (beziehungsweise 
wie 1985): die L-förmige ehemalige
 Synagoge ist in den Neubau integriert
     
Die ehemalige Synagoge Neuhof Synagoge 192.jpg (56144 Byte) Neuhof Synagoge 193.jpg (44890 Byte)
Skizze der ehemaligen Synagoge, 
dazu der heutige Baukörper
oben und unten: Blick von der heute
 vorbeiführenden Straße
     
Neuhof Synagoge 120.jpg (60582 Byte) Neuhof Synagoge 121.jpg (57189 Byte) Neuhof Synagoge 122.jpg (64594 Byte)
Blick auf den heutigen Bau an Stelle der Synagoge; der Teil mit dem Schaufenster markiert die östlich-nordöstliche Wand der ehemaligen Synagoge. Im Bereich des Schaufensters war im Inneren der Toraschrein. Durch den Bereich links davon mit dem Balkon kann man sich den ursprünglich L-förmigen Baukomplex Synagoge/Schule bis heute vorstellen (vgl. Lagepläne oben).  
   
   
Andernorts entdeckt  
    Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in Wilhermsdorf für Naftalin Gottlieb,
geb. 31. Dezember 1869 in Neuhof bei Fulda, gest. 5. April 1936 (Foto: Robert Hollenbacher).  

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

Januar 2011: Schwierigkeiten mit der Erinnerungsarbeit vor Ort ?  
Artikel von Hannah Eitel in der "Frankfurter Rundschau" vom Januar 2011 (Artikel): "Verharmlosung des Holocaust
Opfer ohne Täter. Die Chronik der Gemeinde Neuhof verharmlost den Holocaust. Trotzdem will die Bürgermeisterin nichts ändern.
Das haben wir schon seit Jahrzehnten so – das ändern wir nicht', sagt Bürgermeisterin Maria Schultheis. Auf der Internetseite ihrer Gemeinde Neuhof wird der Holocaust 'verharmlosend' dargestellt, wie ein FR-Leser urteilt. Er hatte sich schon vor Monaten bei der Bürgermeisterin beschwert und sie aufgefordert, die Passagen zu korrigieren..."    
Hinweis: Die problematische Seite in der Website von Neuhof: Geschichte  
Die oben verlinkte Seite ist herausgenommen. Die Seite zur Geschichte von Neuhof  https://www.nhf.de/neuhof-unsere-gemeinde/geschichte/ (pdf-Datei) in der Website der Gemeinde enthält inzwischen gar keinen Hinweis mehr, weder zur jüdischen Geschichte am Ort noch zur Geschichte der Gemeinde in der NS-Zeit (Januar 2020). 

   

    
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Neuhof  
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Neuhof (vor allem auch zum zionistischen Lehrgut Gehringshof) 

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Neuhof            
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Neuhof sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,635   Geburtsregister der Juden von Neuhof  1825 - 1871   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4250814        
HHStAW 365,636   Trauregister der Juden von Neuhof  1834 - 1881    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4782880       
HHStAW 365,637   Sterberegister der Juden von Neuhof  1843 - 1871    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4782881                     
HHStAW 365,638   Sterberegister der Juden von Neuhof  1871 - 1887    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v290014      
HHStAW 365,634   Geburtsregister der Juden von Neuhof  1872 - 1892  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v290016          

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 121-122.
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 35-36.
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 41.
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 25.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 515. 
bulletFulda Lit 140.jpg (118420 Byte)Juden in Deutschland und 1000 Jahre Judentum in Fulda
hrsg. von Michael Imhof.  Zukunft Bildung Region Fulda e. V. 
Erschienen im Michael Imhof Verlag Petersberg 2011.  
24 x 30 cm, 440 Seiten, 700 S/W und 200 Farbabbildungen, Hardcover. ISBN 978-3-86568-673-2 
(D) 44,00 €   CHF 62,90  (A) 45,25 €   
Zu Neuhof Beitrag von Raimund Henkel S. 346-351.  
bulletLit 400 Jahre Juden Rhoen.jpg (135549 Byte)Michael Imhof: 400 Jahre Juden in der Rhön. Herausgegeben von Zukunft Bildung Region Fulda e. V.
21 x 29 cm, 344 Seiten, 562 Farb- und 59 S/W-Abbildungen, Klappenbroschur. ISBN 978-3-7319-0476-2
(D) 39,95 €, (A) 41,10 €, CHF 45,90. 
Erschienen im Michael Imhof-Verlag. Informationsseite zur Publikation mit Downloads und "Blick ins Buch"   
Seit 400 Jahren waren Juden in den Landstädten und Dörfern der hessischen Rhön urkundlich verbürgt. Ende des Mittelalters und noch zu Beginn der Frühen Neuzeit aus ihren angestammten Wohngebieten vertrieben, fanden viele von ihnen auf den Territorien von Ritterschaften und der Universität Würzburg auch in der Rhön eine neue Bleibe. Erst mit der rechtlichen Gleichstellung der Juden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte für sie ein wirtschaftlicher und sozialer Prozess ein, der den Namen Emanzipation verdient. In den Gemeinden der Rhön wurden sie zu wesentlichen Wegbereitern der Moderne. Dieser Entwicklung stellte sich ein zunehmender Antisemitismus schon in der Kaiserzeit entgegen. Als mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 der Judenhass zum Regierungsprogramm wurde, begann auch für die in der Rhön lebenden Juden eine Zeit der Demütigungen und Verfolgungen mit dem Ziel ihrer Vertreibung und Vernichtung.    

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.              
   
Neuhof, Hesse-Nassau. The Jews of Neuhof, Ellers and Opperz established a rural community numbering 70 (3 % of the total) in 1905. It disbanded in 1939; 18 of the 48 Jews emigrated; 17 were eventually deported.   
   
   

                   
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Stand: 30. Juni 2020