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Frankfurt am Main
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Übersicht:
Die Löb Elias
Reiß'sche Synagoge
Die Löb Elias Reiß'sche Synagoge konnte 1782 im Haus "zum weißen
Schwan" in der Judengasse eingerichtet werden. Löb Elias Reiß
war um die Mitte des 18. Jahrhunderts einer der wohlhabendsten Juden in
Frankfurt. Seine Stiftung für ein jüdisches Lehrhaus mit Synagoge umfasste
27.000 Gulden. Ziele der Stiftung waren insbesondere die Förderung des
Talmudstudiums durch Vergabe von finanziellen Zuschüssen für Lehrende und
Studierende, die Unterhaltung des Lehrhauses und der Synagoge sowie die
Wohltätigkeit. Seit 1837 stand im Mittelpunkt der Stiftung die Erhaltung
der Synagoge. 1883
ging das Haus "zum weißen Schwan" in städtischen Besitz über
und wurde abgebrochen. 1887 wurde auf Grund der weiteren Erträgnisse der
Stiftung eine neue Löb Elias Reiß'sche Synagoge im Gebäude der israelitischen
Religionsschule in den Hermesweg im Frankfurter Ostend eröffnet. Die Einweihung
war am 11. September 1887 durch Rabbiner Dr. Horovitz. Dieses neue Gebäude der
israelitischen Religionsschule in Verbindung mit der Löb Reiß'schen Synagoge
war von Architekt Kuzniczky geplant worden. Die Stiftung bestand bis zur
NS-Zeit. 1939 wurde sie zwangsweise in die Reichsvereinigung der Juden in
Deutschland eingegliedert.
Das Grundstück ist heute mit einem Mehrfamilienwohnhaus bebaut. Es gibt keine
Erinnerung an die früher auf dem Grundstück stehende Synagoge.
Aus der Geschichte der Löb Elias Reiß'schen Synagoge
Ausschreibung der Stelle des Vorbeters in der Löb
Elias Reiß'schen Synagoge (1877)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21.
Februar 1877: "Vakanz.
Die Stelle eines Vorbeters in der Löb Elias Reiß'schen Synagoge ist bis
zum 15. März laufenden Jahres zu besetzen.
Gehalt beträgt vorerst Mark 600, kann aber bei guten Leistungen noch
erhöht werden.
Reflektanten wollen sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse an den
unterzeichneten Administrator wenden.
Frankfurt am Main, im Februar 1877.
Die Verwaltung der Löb Elias Reiß'schen Stiftung. Bernhard Kann,
Recheneigrabenstraße 4." |
Der Toraschrein aus der alten Synagoge wird in der Löb
Reiß-Synagoge angebracht (1887)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August
1887: "Frankfurt am Main, 7. August (1887). In der alten
Frankfurter Synagoge, der sogenannten 'Altschul', befand sich ein
marmorner Toraschrein, der seinerzeit beim Niederreißen der Synagoge
erhalten wurde. Da derselbe ein wertvolles Kunstwerk ist, soll er in der
neuen, im Religionsschulgebäude eingerichteten Löb-Reiß-Synagoge
angebracht und deshalb vorher renoviert und in derselben Weise, wie er
früher war, hergestellt werden. Die Frau Baronin Wilhelm von Rotschild
hat zu diesem Zwecke die Summe von zweitausend und fünfhundert Mark
gespendet. -
Berichtigend sei hier bemerkt, dass das ursprüngliche Kapital der Löb
Reiß-Stiftung nicht, wie es in einer unlängst von mir gemachten
Mitteilung in Folge eines Druckfehlers hieß, 7000, sondern siebenzig
tausend Gulden betrug."
Anmerkung: - Frau Baronin Wilhelm Rothschild:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mathilde_von_Rothschild |
Einweihung der Löb Elias Reiß'schen Synagoge bei der neuen
israelitischen Religionsschule auf dem Hermesweg
(1887)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 22. September 1887: "Man schreibt aus Frankfurt am Main vom
12. September 1887: Das Gebäude der israelitischen Religionsschule auf
dem Hermesweg wird mit Beginn des Herbst-Semesters seiner Bestimmung
übergeben werden. Die damit verbundene Synagoge (Löb Reiß'sche
Synagoge) wurde gestern Nachmittag bereits in Benutzung genommen. Herr
Rabbiner Dr. Horovitz hielt eine Ansprache, in welcher er der religiösen
und humanitären Stiftungen des Mannes gedachte, dessen Andenken die
Synagoge erhalten soll, und dankte schließlich allen denen, die durch
ihre Beihilfe zur Herstellung des Werkes beigetragen haben. Die Synagoge
ist, wie das ganze Gebäude, von Herrn Architekten Kuzniczky ausgeführt.
(Man kann es nur mit Befriedigung vernehmen, dass Herr Rabbiner Dr.
Horovitz so schnell zum Ziele gekommen und für die von ihm geleitete
Religionsschule ein eigenes Gebäude mit synagogaler Räumlichkeit erlangt
hat. Es hat sich damit erwiesen, dass in Frankfurt außer der
hyperorthodoxen und der radikalen Partei noch Herz und Sinn für ein auf
historischem Boden bestehendes Judentum vorhanden
ist)." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September
1887: "Frankfurt am Main, 12. September (1887). Gestern
Nachmittag fand die feierliche Einweihung der neuen, im
Religionsschulgebäude am Hermesplatze errichteten Löb-Reiß-Synagoge
statt. Die schönen Räume dieses Betsaales waren bei dieser Gelegenheit
bis auf den letzten Platz gefüllt und alle Besucher waren entzückt von
der einfachen und zugleich würdigen Art, in welcher dies Gebäude
hergestellt ist. Es hat im Ganzen ca. 160 Plätze, und der Umstand, dass
weitaus der größte Teil derselben bereits vergriffen ist, zeigt, wie
sehr die Anlage eines Gotteshauses in dem nordöstlichen Teile der Stadt
dem Bedürfnisse entsprach. Um fünf Uhr wurden die Gesetzesrollen in das
Gotteshaus hineingetragen. Herr Jakob S. Posen, der in uneigennütziger
Weise die Leitung des Gottesdienstes und das Vorbeteramt in der neuen
Synagoge übernommen hat, entfaltete hierbei die volle Kraft seiner
sonoren Stimme und riss zugleich durch den innigen und tief empfundenen
Vortrag der Gebete alle Versammelten zur Bewunderung hin. Nachdem dann die
Torarollen in die heilige Lade gesetzt waren, entwickelte Herr Rabbiner
Dr. Horovitz, der Direktor der israelitischen Religionsschule, in
geistreicher Weise die Geschichte dieses Gotteshauses. Ein neues und doch
auch zugleich ein altes Werk sei es, dessen Vollendung wir heute
begrüßten. Zu einer Zeit, wo von außen trübe Nacht für die Juden
geherrscht hatte, und sie in die Ghetti gebannt waren, dafür aber im
Innern desto glänzender und heller das Licht der Torah innen gestrahlt,
habe ein edler Mann, Löb Elias Reiß, sein Haus und den größten Teil
seines Vermögens einer Stiftung geweiht, die die drei Grundsäulen der Welt
- Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit - in Frankfurt hätte
stärken sollen, Tora durch die Begründung eines Beth-Hamidrasch und
einer Schule, Awodah (Gottesdienst) durch eine Synagoge und
Gemiluth Chasodim (Wohltätigkeit) durch Unterstützung notleidender
Glaubensgenossen. Nach seinem Hinscheiden hatte seine edle Frau, Rechla,
die Tochter eines am Kaiserhofe zu Wien hochangesehenen und dort für die
Interessen seiner Glaubensbrüder unermüdlich tätigen Mannes, in frommer
Pietät das Werk ihres Gatten befördert; die Schule sei sofort von 42
Schülern besucht gewesen und im Beth-Hamidrasch seien Männer tätig
gewesen, wie Rabbi Nathan Maas, Rabbi Meir Schiff, Rabbi Mendel Baß,
Rabbi Elieser Wallau, deren Eigenart Redner treffend charakterisierte, bis
dann mit dem vor wenigen Jahren verschiedenen Rabbi Moses Jesaja Cohn die
Reihe der Klausner geschlossen sei. Schon seit dem Jahre 1837 aber sei die
Wirksamkeit der Stiftung fast nur auf die Erhaltung des Gotteshauses
reduziert worden und auch dessen Stätte, das Haus 'zum weißen Schwan',
sei mit dem Abbruch der Judengasse gestört worden. Die hohen Güter,
welche einst in der engen dumpfen Judengasse den Stolz und die Freude
unserer Väter gebildet hätten, auch in unserer Zeit, die dem jüdischen
Stamme freie und ungehinderte Bewegung gebracht hätte, uns und unsern
Kindern zu erhalten, das sei die Aufgabe, an welcher die
Löb-Reiß-Stiftung hätte mitwirken wollen, indem sie ihre Mittel der
Religionsschule zur Verfügung stellte; zusammen sollten deshalb beide
wirken an und in diesem Werke, wo Alle sich einigen sollten, deren die
Erhalten der alten und ewigen Gotteslehre am Herzen liege. Der Rede folgte
noch der Vortrag eines Psalms, woran sich das Mincha- und Maariw-Gebet
schloss."
Anmerkungen: - Herr Rabbiner Dr. Horovitz: Rabbiner Dr. phil. Markus
Horovitz, Börneplatz 16,
http://www.judengasse.de/dhtml/P137.htm
- Jakob S. Posen: Jac. Posen, Privatier, Große Pfingstweidstraße 4
- Heilige Lade:
https://de.wikipedia.org/wiki/Toraschrein
- Löb Elias Reiß:
http://www.judengasse.de/dhtml/P024.htm
- Bet Hamidrasch: Lehrhaus
- Rabbi Nathan Maas:
http://www.judengasse.de/dhtml/P125.htm
- Rabbi Meir Schiff:
http://www.judengasse.de/dhtml/P115.htm
- Rabbi Mendel Baß:
http://www.judengasse.de/dhtml/P116.htm
- Rabbi Moses Jesaja Cohn:
https://www.geni.com/people/Moses-Cohn/6000000006202165001
- Haus zum weißen Schwan:
http://www.judengasse.de/dhtml/H122.htm
- Mincha: Nachmittagsgebet
https://de.wikipedia.org/wiki/Mincha
- Maariw: Abendgebet
https://de.wikipedia.org/wiki/Maariw_(Judentum) |
Adresse: alte Synagoge in der Judengasse";
neue - ab 1887 - im Hermesweg 5-7
Links: Seite zu Familie
Reiß in der Infobank Judengasse Frankfurt am Main
(Seite mit Foto der heutigen Bebauung): in
der Webseite von Lilit.de
Die Synagoge im Israelitischen Gemeindehospital
In dem im Juni 1875 eröffneten Israelitischen Gemeindehospital in der
Königswarterstraße 26 befand sich eine Synagoge. Als das Gemeindehospital 1914
geschlossen wurde, fand eine Abschiedsfeier in der Synagoge statt (siehe Bericht
unten). Die Torarollen wurden das neu erbaute und am 17. Mai 1914 eröffnete
Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde in der Gagernstraße 36 gebracht.
Aus der Geschichte der Synagoge im Israelitischen Gemeindehospital
Abschiedsgottesdienst in der Synagoge des alten Israelitischen
Gemeindehospitals und erster Gottesdienst im neuen Gemeindehospital (1914)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 12. Juni 1914: "Synagogenfeier.
Nachdem das Israelitische Gemeindehospital in der Königswarterstraße
seine Pforten geschlossen hat, war auch für die darin befindliche
Synagoge die letzte Stunde gekommen, - und so versammelten sich Donnerstag
Abend Vorstand und Ausschuss der Gemeinde und die Beter der Synagoge zum
Abschiedsgottesdienst.
Die wehmutsvolle Stimmung des Scheidens, - sie tönte aus dem Gesang Oberkantors
Ogutsch und des Chores der Börneplatz-Synagoge, und sie sprach aus
den Worten Rabbiners Dr. Nobel.
Noch war der Tag nicht geschwunden, aber die Ahnung des Abends waltete
bereits, - und dem Abend galten die Worte des ehrwürdigen Redners, dem
Abend, in dessen Bannkreis der Mensch fast in der ganzen zweiten Hälfte
seines Lebens stehe.
Und als dann die heilige Lade geöffnet wurde und das Bekenntnis sich in
die Höhe rang, mit dem wir Abschied vom heiligsten Tage des Jahres, vom
Jomkippur, nehmen, - da standen Tränen in den Augen sonst fester
Männer.
Die heiligen Torarollen wurden ausgehoben. Der Zug setzte sich in
Bewegung - und in Autos ging's dann nach der neuen Synagoge. Wieder sangen
Oberkantor Ogutsch und der Chor, und wieder, wie immer, fand Rabbiner Dr.
Nobel treffliche Worte für den ernsten Augenblick, und so war er im
Auszug, wie im Einzug ein wahrer Dolmetsch für die Gefühle, der der
Augenblick auslösen sollte. Mit dem Abend beginnt bei uns Juden der Tag,
der Abend führt zum Tage, - das war's, war als ein frohes Hallelujah aus
seinen Worten sprach."
Anmerkungen: - Oberkantor Ogutsch: Oberkantor Fabian Ogutsch,
Ostendstraße 47 III https://de.wikipedia.org/wiki/Fabian_Ogutsch
- Börneplatz-Synagoge:
http://www.alemannia-judaica.de/frankfurt_synagoge_boerneplatz.htm
http://www.alemannia-judaica.de/frankfurt_synagoge_boerneplatz.htm
- Rabbiner Dr. Nobel: Rabbiner Dr. phil. Anton Nobel, Börneplatz 16
http://www.judengasse.de/dhtml/P138.htm
- Heilige Lade:
https://de.wikipedia.org/wiki/Toraschrein
- Jomkippur:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jom_Kippur . |
Adressen:
- Hospital der israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main in der
Königswarterstraße 26 (1875-1914) - hier heute Klinik Rotes Kreuz
- Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main in der Gagernstraße
36 (1914-1942) - hier heute Alten- und Pflegeheim der Jüdischen Gemeinde
Frankfurt am Main
Links: Website
Jüdische Pflegegeschichte in Frankfurt mit Seite
zum Krankenhaus der jüdischen Gemeinde
sowie über "Jüdische
Krankenhäuser in Frankfurt am Main (1829-1942)" und weitere
Seiten
Die Klaus-Synagoge (Ostend)
Die Klaus-Synagoge wurde 1884 auf Grund einer Stiftung Zacharias Wolf
Wertheimber erbaut und in einem ersten Teil am 24. August 1884 eingeweiht
(Fertigstellung 1888?). Das Grundstück wurde 1938 an Privatleute verkauft. Die
Stiftung wurde zwangsweise in die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland
eingegliedert.
Einweihung des neuen Gebäudeteiles der Klaussynagoge
(1884)
Adresse: Ostendstraße 18
Link: Seite
zur Klaus Synagoge
Die Träub'sche Synagoge
Über die Laubhütte im Hintergebäude des Hauses
Dominikanerplatz 6 / Träub'sche Synagoge
(1938)
Anmerkung: der (Alte) "Börneplatz" wurde 1935 in "Dominikanerplatz"
umbenannt.
Artikel
im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom
November 1938: "Laubhütte
Im Hintergebäude des Hauses Dominikanerplatz (heute Nebenraum der
Träub’schen Synagoge). Das Haus gehört zur Reihe der fünf (ehemals sechs)
Spitalhäuser am alten jüdischen Friedhof, die 1711 errichtet wurden. Seit
1760 wurden die Räume dieser Häuser nur noch teilweise für die Zwecke des
Spitals benutzt und dienten der damals entstandenen Israelitischen Männer-
und Frauenkrankenkasse. In dieser Zeit muss der Raum als Laubhütte
eingerichtet worden sein. Die Täfelung der Wände und Türen ist durch die
feinen zurückhaltenden Formen aus der Zeit des späten Rokoko bemerkenswert.
Ebenso die alte Verbleiung der Fenster. Die Decke kann durch zwei Klappen
geöffnet werden, und das heute geschlossene Dach gab ehemals den Blick in
den Himmel frei. Die Laubhütte ist die einzige, die sich im Zustand des 18.
Jahrhunderts in Frankfurt erhalten hat.
In der Laubhütte. In dem verträumten Garten hinter der Synagoge steht
die Laubhütte. Nur wenige Schritte entfernt, doch hier dem Ohr und Auge
völlig entrückt, pulsiert das Großstadtgetriebe, brandet der Strom des
hastenden, lärmenden Straßenverkehrs. Die kleine Insel bleibt unberührt. Ihr
stilles Leben an dem sonnenbeschienenen Herbstnachmittag mutet an wie das
Kommen und Gehen feiertäglicher Bewohner einer behaglichen Kleinstadt.
Verspätete Sonnenstrahlen dringen durch das laubbedeckte Dach der Hütte,
Kastanienketten baumeln herab, bunte Äpfel, Nüsse und leise welkende
Herbstblumen. Von den Wänden blicken die Bilder ehrwürdiger Rabbiner in den
kleinen Raum.
Einige Frauen haben sich zusammengefunden, um eine Stunde des
Gedankenaustausches, der ruhigen Besinnlichkeit in der Laubhütte zu
verbringen. Der Tisch ist hausfraulich stimmungsvoll gedeckt. Die
freundliche Gastgeberin bringt in einem großen Henkelkorb fest verschlossene
Thermosflaschen mit dem daheim bereiteten Kaffee, dazu Kuchen und Gebäck. Ab
und zu schaut eine Nachbarin – im wahrsten Sinne des Wortes Nachbarin – zu
der kleinen Türe herein, eine Frau, die im Umkreis der Synagoge wohnt, und
diese Traulichkeit, diese Atmosphäre der Sukkoth-Tage empfindet. Sind wir
noch im Bereich der Großstadt? Liegt die bange Sorge unserer Tage, die stets
pochende Not nicht hinter uns?
Das Gesetz zweier Jahrtausende, das Wort 'Du sollst in Hütten wohnen', übt
seine tiefe befreiende Wirkung aus. Die Hütte ist zum Symbol geworden, zum
Symbol des Friedens, der Freude und der Gastlichkeit. Eine Oase ist sie für
die Menschen, die in ihrem Umkreis leben, die hier, angetreten zur Erfüllung
ihrer religiösen Gebote, aber auch um Stunden der Muße zu verbringen, der
freundschaftlichen Zwiesprache zu pflegen.
Wenn die Hütte heute auch ein Zeichen der Erinnerung ist an unsere jüdische
Vergangenheit, ein Gleichnis des Lebens unserer Vorfahren, die immer wieder
Hütten errichteten, um eine Heimat zu finden – in diesen acht Tagen bedeutet
die Hütte auch in unserer Gegenwart einen Hort des Friedens , der Zuflucht
aus unserer ruhelosen, sorgeerfüllten Zeit. Und diese Befriedigung soll aus
der Laubhütte hinüber gerettet werden in den Alltag, der nach dem Ablauf der
Feste unweigerlich wieder einsetzt.
So empfanden es auch die Frauen, als sie die kleine Hütte verließen und in
den scheidenden Herbsttag traten. Nur wenige Schritte, und der Zauber der
Kleinstadt war verflogen, lärmende Straßen nahmen sie auf, hastende Menschen
eilten vorüber. Aber der Zauber der Laubhütte lebte in ihren Herzen fort,
der Glanz des kleinen Raumes weitete sich und ging mit hinaus in die Welt,
der wir mit Pflichten und Aufgaben verhaftet sind.
Stephanie Forchheimer."
Anmerkung: Sukkoth (hebr. Plural von Sukkah; Laubhütte)
https://de.wikipedia.org/wiki/Sukkot
https://www.br.de/interkulturell/interkultureller-kalender-laubhuettenfest-sukkot-100.html
|
Der Betsaal des
Vereins Chewre Tehillim
Hinweis auf Gottesdienste des Vereins Chewre Tehillim während der hohen
Feiertage (1904)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. September
1904: "An den hohen Feiertagen veranstalten wir im Hause Schützenstr.
1 I
Gottesdienst.
Anmeldungen zur Teilnahme an demselben nimmt Herr Schwarz, Hinter der
schönen Aussicht 1 I, vormittags 8-9 Uhr und nachmittags 6 – 9 Uhr,
entgegen.
Der Vorstand des Vereins Chewre Tehillim, gegründet 1897." |
Die Synagogen für die Ostjuden
Eine neue Synagoge für Ostjuden wurde in der Langestraße
eröffnet (1926)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September
1926: "Neues Synagoge. In der Langestraße 38 ist eine neue große
Synagoge nach östlichem Ritus errichtet worden und wird diesen Schabbat
eröffnet. Am den ehrfurchtgebietenden Tagen (sc. hohe Feiertage im
Herbst) findet dort Gottesdienst statt. Die Synagoge soll auch mit einem
Lehrhaus (Beth Hamidrasch) verbunden sein, in dem beständig gelernt wird und
wird zu diesem Zwecke um gütige Bücher-(Sefarim)-Spenden gebeten." |
Betsaal der
Vereinigung Ez Chajim
Eine neue Torarolle wurde im Versammlungsraum der Vereinigung
Ez Chaiim eingeweiht (1935)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. September
1935: "Eine Sefer-(Torarollen-)Einweihung. Die Vereinigung Ez
Chajim benutzte den Anlass, ihres 25jährigen Bestehens am ersten
Selichaustag, um in ihrem Räumlichkeiten in der Hans Handwerkstraße (im
Garten des Postgebäudes) eine neue Torarolle festlich ihrer Bestimmung zu
überführen. Bis vor etwa vier Jahren hat die Chewroh ihre Stätte in der
Allerheiligenstraße 45. Herr M. Wolfsthal, der zusammen mit Herrn
B. Tannenbaum der Vereinigung vorsteht, stiftete den Sefer und bewirtete
weit über einhundert Menschen, Alt und Jung, in großzügiger Weise. Die
würdigen Feierlichkeiten in den geschmückten Räumen wurden umrahmt von
passenden Gesängen, religiösen Tänzen und Geigenspiel. Die anwesenden
Vertreter der verschiedenen Bothe Midroschim (Lehrhäuser) und die
toragelehrten Gäste fanden vortreffliche Worte, dankten, ermahnten aber
auch, alles daran zu setzen, dass mehr und mehr besonders der Jugend die
unvergänglichen Worte der Tora nahegebracht werden.
Ha. Ha."
Anmerkungen: Sefer = Buch = Torarolle
Selichaus: vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Slichot
Chewroh: Chewra Kaddischa
https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa
B. Tannenbaum: Bernhard Tannenbaum, Kaufmann, Röderbergweg 40 I
M. Wolfsthal: M. Wolfsthal, Eiergroßhandlung, Grüne Straße 29
Bothe Midroschim:
https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/midrasch/ch/3b29b27cf53021d425b92e5c3fe395fd/
|
Die
Synagoge der israelitischen Männer- und Frauenkrankenkasse
40-jähriges Jubiläum von Lehrer und Kantor Simon Unna
(Synagoge der Israelitischen Männer- und Frauenkrankenkasse)
(1926)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September
1926: "Frankfurter Berichte.
40jähriges Jubiläum des Herrn Simon Unna
Am Schabbat Ki tawo feierte der allgemein beliebte und geachtete Lehrer und
Kantor Simon Unna sein 40jähriges Jubiläum als Sch"z (Schaliach
Zibbur = Vorbeter) in der Synagoge
der Israelitischen Männer- und Frauenkrankenkasse. Im jugendlichen Alter von
19 Jahren wurde Herr Unna im Jahre 1882 an die damals gegründete
Religionsschule berufen, an der er noch heute an hervorragender Stelle
wirkt. Im Jahre 1886 übernahm er dann noch die Stelle des Vorbeters in der sogenannten Kippestub', an der er nun seit 40 Jahren in seltener
Pflichttreue waltet. Sein Vortrag als Baal Kore (Vorleser sc. der
Tora) ist von ganz besonderer
Korrektheit. Wer Herrn Unna einmal an den ehrfurchtgebietenden Tagen
(= hohe Feiertage im Herbst) gehört und bewundert
hat, der wird nicht vergessen, mit welcher Innigkeit er es versteht, seine
Zuhörer in den Geist der Pijutim und Gebete zu versetzen. Seit vielen
Jahren benutzt er nach Schluss des Neilah-Gebetes die noch übrig gebliebene
freie Zeit zu einer begeisternden Ansprache.
Zu Ehren des Jubilars veranstaltete in der festlich geschmückten Synagoge
Rechneigrabenstraße an Schabbat Paraschat Ki Tawo die Verwaltung der Vereinigten
Krankenkassen einen Festgottesdienst. Namens der Vorstände begrüßte Herr
Dr. Felix Kauffmann den Jubilar, seine seltene Pflichttreue und sprichwörtliche
Pünktlichkeit betonend. Seine von warmer Anerkennung getragenen Ausführungen
für die Tätigkeit des Herrn Unna und für seine in ihrer schlichten
Vornehmheit einzigartige Vortragsweise klangen aus in Worte des Dankes.
Für die Besucher der Synagoge sprach Herr Max G. Adler Herrn Unna den Dank
für seine seltene Tätigkeit aus. Seine Ausführungen fußten auf dem
Vers 5. Mose 29,4: 'Und ich führte euch vierzig Jahre in der Wüste'. Er schloss mit den Worten des
Mi scheberach den Beistand des
Allmächtigen für den Jubilar und seine Familie sowie für die ganze Gemeinde
erflehend.
Der Jubilar erwiderte in seiner bekannten bescheidenen Art und dankte für
die zahlreichen Beweise treuer Anhänglichkeit an der Hand eines
wunderschönen Midraschwortes. Der Schluss seiner Rede klang aus in ein
Gebet, in dem er den Segen Gottes und den Beistand des Höchsten für seine
Gemeinde anrief. Der Schwiegervater des Jubilars, Herr Oberkantor Eschwege
aus Würzburg, trug
zu Beginn und zum Schluss der offiziellen Feier passende Psalmengesänge vor.
Anmerkungen: Simon Unna, Lehrer und Kantor, Kleine Obermainstraße
30
Pijutim (Plural):
https://de.wikipedia.org/wiki/Pijjut
Dr. Felix Kauffmann: Dr. phil. Felix Kauffmann, Verlagsbuchhändler und
Buchdrucker, FFM, Staufenstraße 31 II
Max G. Adler: Max G. Adler, Kaufmann, FFM, Rosenstraße 11
Paraschat Ki Tawo
https://de.wikipedia.org/wiki/Ki_Tawo
Neilah-Gebet
https://de.wikipedia.org/wiki/Neïlah
Gebet Mi Scheberach
https://www.jewiki.net/wiki/Mi_scheberach
Midrasch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Midrasch
Oberkantor Eschwege: Oberkantor Ruben Eschwege
Link (zur Datenbank "Jüdisches Unterfranken")
https://www.jmberlin.de/zeit/de/leben.php |
Fotos
Fotos sind noch zu
ergänzen. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Liste wird noch ergänzt |
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