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"Synagogen im Stadtkreis Frankfurt am Main"
Bergen
(Bergen-Enkheim, Stadt Frankfurt am Main)
mit Fechenheim (Stadt Frankfurt am Main)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
Im
Bereich von Bergen, Enkheim und Bischofsheim (heute Maintal-Bischofsheim)
lebten Juden bereits im Mittelalter. 1331 wird "Moyses de Enkeym" genannt, 1344 lässt Sanewel (Samuel) von Bischofsheim die Gewährung eines
Darlehens in die Frankfurter Gerichtsbücher eintragen. Es ist nicht ganz
sicher, aber wahrscheinlich, dass dieses Bischofsheim genannt ist. Für Bergen
liegt eine erste indirekte Erwähnung aus dem 15. Jahrhundert vor, als der Jude
Burghardt von Bergen 1437 in Babenhausen aufgenommen wurde.
Die
Entstehung der neuzeitlichen jüdischen Gemeinde geht auf das 17./18. Jahrhundert zurück. 1680
wird der Jude Aron in Bergen genannt, 1686 Itzig zu Bergen, der sich im
Pferdehandel betätigte. 1736 und 1754
lebten in Bergen je 85, in Bischofsheim zehn jüdische Einwohner. Im
gesamten 18. und 19. Jahrhundert betrug der Anteil der jüdischen Bevölkerung
in
Bergen zwischen 8 und
10 % der Gesamtbevölkerung. Die jüdischen Familien lebten zunächst
fast ausschließlich vom Handel mit Vieh und Waren. Seit der Mitte des 19.
Jahrhundert haben mehrere von ihnen Ladengeschäfte und Handlungen eröffnet.
Einige hatten auch Handwerksberufe erlernt. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es
in Bergen mehrere jüdische Viehhändler, Pferdehändler, Getreidehändler,
Schuh- und Textilwarenhändler sowie acht bis neun Metzger. Acht bis 10
Portefeuiller stellten zuhause Taschen usw. für die Offenbacher
Lederwarenfabriken her. An Geschäften gab es auch Spielwaren- und Küchengeräte-Läden
sowie eine Likör- und Spirituosenfabrik, die jüdischen Kaufleuten gehörten.
Die jüdischen Familien lebten vor allem im Bereich um das Rathaus
beziehungsweise die Marktstraße. Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde 1890
mit 246 Personen erreicht.
An
Einrichtungen der Gemeinde gab es bis 1853 ein jüdisches Gemeindezentrum in der früheren
Rathausgasse mit Betsaal (s.u.), Schule und Wohnung des Lehrers/Vorbeters sowie
ein Friedhof (ab 1924 neuer
Friedhof). Die jüdische
Konfessionsschule (Elementarschule) wurde 1844 in das Schulgebäude der
ehemaligen unierten Schule (Rathausgasse 4) verlegt. Nach 1853 war die Schule im
Synagogengebäude in
der Erbsengasse. Die jüdische Konfessionsschule bestand noch bis 1924, als sie
nur noch von sechs Schülerinnen und Schülern besucht wurde. Es gab
verschiedene jüdische Vereine, insbesondere die Israelitische ältere
Männerkrankenkasse,
die Israelitische jüngere Männerkrankenkasse, der Verein für Gegenseitigkeit
(Ziele Unterstützung Hilfsbedürftiger und Bestattungswesen),
der Israelitische Frauenverein (Ziele: Unterstützung Hilfsbedürftiger,
Gesellschaft), der Freundschaftsclub. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk
Hanau.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Siegfried Hahn
(geb. 1.2.1893 in Fechenheim, gef. 19.8.1917),
David Hess (geb. 1.4.1882 in Bergen, gef. 30.6.1918), Julius Hess (geb.
12.12.1894 in Bergen, gef. 30.7.1918), Salli Hess (geb. 9.2.1888, gef.
20.5.1915), Siegfried Hess I (geb. 23.10.1885 in Bergen, gef. 20.4.1916),
Gefreiter Siegfried Heß II (geb. 27.1.1889 in Bergen, gef. 25.11.1918), Max
Levi (geb. 10.5.1885 in Bergen, gef. 17.5.1915), Siegfried Levi I (geb.
28.7.1893, gef. 11.6.1915).
Nach dem Ersten Weltkrieg, als neben den in Enkheim wohnenden jüdischen
Personen auch diejenigen in Fechenheim zur Gemeinde Bergen gehörten (1932 waren
dies in den beiden Orten zusammen 45 Personen), nannte sich die Gemeinde
zeitweise "Jüdische Gemeinde Bergen-Fechenheim".
Um 1925, als
etwa 200 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (ca. 2,85 % von ca. 7.000
Einwohnern) waren die Vorsteher der Gemeinde Moses Hirsch und Oscar Wolf. Als
Lehrer, Kantor und Schochet war (bereits seit 1902, siehe Bericht unten) Emanuel Heinemann angestellt (auch 1932). 1932
waren die Vorsteher Julius Straus und Adolf Hess.
Nach
1933
ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 145 Personen) auf Grund der
zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen (insbesondere nach
Frankfurt)
beziehungsweise ausgewandert (insbesondere USA). Die
Boykottmaßnahmen trafen u.a. den Arzt Dr. Rudolf Freudenberger (1933-38 letzter
Vorsitzender der jüdischen Gemeinde, vgl. Presseartikel unten; Gedenktafel am
Wohnhaus, Informationen unten), aber auch alle anderen überwiegend in
der Markstraße befindlichen jüdischen Geschäfte: 21 von ihnen mussten bis 21
geschlossen beziehungsweise arisierte werden, neun weitere bis Dezember 1938. Beim
Novemberpogrom
1938 wurden die Synagoge demoliert (s.u.), zahlreiche jüdische Wohnungen überfallen
und geplündert, die Bewohner misshandelt. Ein Großteil der jüdischen Männer
wurde in so genannte "Schutzhaft" genommen und in das KZ Buchenwald verschleppt.
auch 1939/40 kam es immer wieder
zu Misshandlungen jüdischer Personen und Überfällen auf jüdische Häuser.
Die jüdischen Familien mussten gemeinsam in so genannte Judenhäuser ziehen.
Diejenigen, die nicht auswandern konnten, wurden im Mai und September 1942 von
Bergen aus deportiert.
Von
den in Bergen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem):
a)
Von Frankfurt aus deportierte Personen, die ihren Wohnsitz ehemals in Bergen
hatten: Katinka
Altheimer (1883), Sophie Altheimer (1869), Bernhard Appel (1875), Frieda Appel
geb. Schönthal (1876), Berta Aumann geb. Östreich (1913), Chlothilde Aumann
(1899), Jossy Aumann (1941), Judis Aumann (1940), Sally Aumann (1897), Mathilde
(Tilda) Bachheimer geb. Schatzmann (1873), Helga Bing (1926), Rosa Bing geb.
Dach (1889), Siegfried Bing (1886), Röschen Cahn geb. Rosenthal (1860), Moritz
Fuld (1886), Gustav Goldschmidt (1873), Tilli Goldschmidt geb. Stern (1884),
Jacob Grodteczinsky (geb. ?), Mina Grodteczinsky geb. Stern (1888),
Frieda Grünebaum (geb. ?), Johanna Grünebaum geb. Hahn (1870), Rebekka
Grünebaum (1898), Sally Grünebaum (1891), Ida
Gutenstein geb. Wolf (1855), Gustav Hahn (1873), Jacob Hahn (1872), Johanna Hahn
geb. Ehrmann (1875), Johanna Hahn geb. Strauss (1876), Johanna Hahn geb.
Strahlheim (1909), Ludwig Hahn (1904), Melina Hahn geb. Frank (1884), Sally Hahn
(1893), Sigmund Hahn (1878), Moritz Hess (1859), Betty Hirsch geb. Reis (1864),
Fina Hirsch (1889), Fredericke Hirsch geb. Stock (1900), Friedrich Nathan Hirsch
(1888), Harro Heinz Hirsch (1919), Heinrich Hirsch (1889), Hermann Hirsch
(1889), Jona Hirsch (1902), Max Hirsch (1874), Rosa Hirsch geb. Grünebaum
(1892), Selma Hirsch (1872), Betty Lehmann geb. Jakob (1875), Greta Lichtenstein
geb. Dach (1890), Sara Linz geb. Fuld (1886), Rosa Löwenthal (1884), Johannette
Marx geb. Hess (1882), Erna Mayer geb. Kahn (1898), Bella Nachmann (1906),
Johanna Nathan geb. Hahn (1873), Salomon Nathan (1872), Bertha Rosenthal geb.
Hirsch (1876), Mina Rosenthal geb. Schott (1872), Simon Rosenthal (1864),
Karoline Rothschild geb. Rosenthal (1863), Julius Schott (1869), Frieda Stadel
geb. Hirsch (1872), Fanny Stern
geb. Strauss (1873), Julius Stern (1884), Antonie Strauss geb. Stern (1874),
Julius Strauß (1882), Dora Strauß geb. Hess (1887), Fritz Tannenwald (1924),
Isidor Tannenwald (1885).
b)
Von Bergen aus deportierte Personen:
Henny
Ehrmann geb. Hahn (1893), Leopold Ehrmann (1881), Bella Grünebaum (1901), Emma
Grünebaum geb. Wetterhahn (1875), Emma Hahn geb. Rosenberg (1897), Frieda Hahn
(1903), Jenny Hahn (1905), Karoline Hahn geb. Grünebaum (1868), Hermann Hahn
(1888), Henriette (Jettchen) Hess geb. Strauss (1881), Klara Hess (1883),
Johanna Hess geb. Morgenthau (1859), Nathan Hess (1878), Paula Hess (1895),
Siegfried Heß (1881), Frieda Hirsch geb. Hirsch (1896), Jettchen Hirsch geb. Kaufmann (1863), Joachim
Hirsch (1929), Johanna Hirsch (1887), Otto Hirsch (1901), Wilhelm Hirsch (1890),
Emil Levi (1883), Sophie Levi geb. Löb (1886), Ella Seligmann geb. Brückheimer
(1876), Meier Seligmann (1872), Adolf Stern (1870), Emma Strauss geb. Nussbaum
(1882), Minna Weil geb. Hess (1890), Richard Weil (1930), Walter Siegfried Weil
(1928).
2006 bis 2009 wurden in Bergen-Enkheim "Stolpersteine" für die Opfer der
NS-Zeit verlegt: siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Frankfurt-Bergen-Enkheim
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers, Vorbeters und Schächters 1878 / 1902
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juli 1878: "Bekanntmachung. Die
israelitische Lehrerstelle für den gesamten Jugendunterricht in Bergen,
mit welcher zugleich die Vorsängerstelle in der dasigen Synagoge
verbunden ist, wird mit dem 1. August diesen Jahres vakant. Bewerber um
dieselbe wollen ihre Meldungsgesuche unter Beifügung der erforderlichen
Zeugnisse binnen vier Wochen bei unterzeichneter Stelle einreichen. Gehalt
900 Mark neben freier Wohnung und 90 Mark für Feuerung. Hanau, den 1.
Juli 1878. Königliches israelitisches Vorsteheramt. Hamburger". |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. April 1902: "Die erledigte
Elementarlehrer- und Vorsängerstelle bei der Synagogengemeinde Bergen soll
wieder besetzt werden. Das Grundgehalt beträgt bei freier Wohnung Mark
1200, der Einheitssatz der Alterszulage Mark 150.- Für Heizung des
Schullokals wird eine Entschädigung von Mark 85,71 gewährt. Bewerber
wollen ihre Meldungen mit den erforderlichen Zeugnissen bis zum 18. dieses
Monats anher einreichen.
Hanau, 3. April 1902.
Das Vorsteheramt der
Israeliten: Dr. Bamberger." |
25-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Emanuel
Heinemann (1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1927:
"25-jähriges Dienstjubiläum. Am 16. Juni waren es 25 Jahre, dass
Herr Lehrer Emanuel Heinemann von der Regierung in Kassel als Lehrer an
der israelitischen Volksschule in Bergen bei Frankfurt am Main angestellt
worden war. Die Gemeinde ließ es sich nicht nehmen, ihrer Anhänglichkeit
an ihren Lehrer und Kultusbeamten durch eine würdige Feier in der
Synagoge Ausdruck zu verleihen. Die ganze Gemeinde und viele Ehrengäste
versammelten sich in dem herrlich geschmückten Gotteshause. Herr Kantor
J. B. Levy begrüßte den Jubilar mit dem Vortrage des Japhetschen 'Boruch
habo'. Hierauf widmete der Gemeindeälteste Herr Julius Strauß dem
Gefeierten im Namen der Gemeinde herzliche Worte des Dankes und der
Anerkennung. Nach dem Minchagebet bestieg Herr Provinzialrabbiner Dr.
Gradenwitz - Hanau die Kanzel und feierte in groß angelegter Festrede im
Anschluss an die Sidroh den Jubilar als den Helden, der Kaleb gleich sich
von dem größten Teil seiner Genossen unterschied, 'weil ein anderer
Geist in ihm war und er ganz erfüllt war mir nach.' Er rühmte die
schönen Erfolge des Lehrers und wünschte ihm Frische des Geistes und
Gesundheit des Körpers für ein rüstiges Weiterschaffen im Dienste
seiner Gemeinde und des Judentums. Herr Kreisvorsteher Dr. Koref - Hanau
überbrachte die Glückwünsche des Vorsteheramtes der Israeliten zu Hanau
in längeren Ausführungen und wie auf das friedvolle Verhältnis hin, wie
es stets in Bergen zwischen Lehrer und Gemeinde in vorbildlicher Weise
herrschte. Herr Lehrer Sulzbacher - Hanau übermittelte im Anschlusse an
Worte der Sidroh dem Freund und Kollegen Gruß und Glückwunsch des
Vereins israelitischer Lehrer im Bezirk Kassel. Mit sichtlicher Rührung
nahm Herr Heinemann die Huldigung seiner früheren Schüler und Schülerinnen,
ausgesprochen von Fräulein Johanna Appel. Der Jubilar bestieg nun selbst
die Kanzel, um einen Rückblick zu werfen auf das Vierteljahrhundert
seiner Wirksamkeit und seine Rede in Worte des Dankes für die ihm
zahlreich erwiesenen Aufmerksamkeiten ausklingen zu lassen. Nach dem
Vortrage des 'Zadik katomor jifroch' durch Herrn Kantor Levi
versammelten scih Ehrengäste und Gemeindeälteste im Hause des Jubilars
zu einer familiären Feier, wobei noch Herr Lehrer Weingarten - Hanau dem
Kollegen seinen Glückwunsch aussprach. So war eine echt jüdische Feier
gefeiert worden, die alle Beteiligten mit voller Befriedigung und
bleibender Erinnerung erfüllte.
Nachwort der Schriftleitung: Im Namen des Bundes gesetzestreuer Lehrer
entbieten wir unserem lieben Kollegen und treuen Mitgliede herzlichen
Glückwunsch und 'Glückauf zum Goldenen Jubiläum!'". |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Feier zum 100. Geburtstag des Wohltäters Sir Moses
Montefiori in Bergen (1884)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
3.
November 1884: "Im Bade Kissingen
hielt Herr Distrikts-Rabbiner Bamberger eine weihevolle Festrede (sc. aus
Anlass des 100. Geburtstages von Sir Moses Montefiore); die Gemeinde
sandte ein Beglück-Wünschungstelegramm an den Jubilar.- Sämtliche
Rabbiner Unterfrankens, sowie Vorstand und Kuratoren der
Lehrerbildungsanstalt zu Würzburg richteten eine Adresse an den
allverehrten Sir Moses. – Ähnliches wird uns aus Bergen bei
Langen (Großherzogtum Hessen) berichtet, wo Herr Lehrer Strauß alle
Herzen durch seinen Vortrag erfreute und erbaute."
|
60-jähriges Jubiläum der Israelitischen Männerkrankenkasse (1890)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1890: "Bergen bei
Frankfurt am Main. Am 19. vorigen Monats beging die hiesige ältere Männerkrankenkasse
zur Erinnerung ihres 60jährigen Bestehens und zum Andenken an die durch
Anregung ihres derzeitigen ersten Vorstehers, des Herrn Lazarus Heß
vollzogene Reorganisation des Vereins eine Feier, deren herrlicher Verlauf
auch weiteren Kreisen mitgeteilt zu werden verdient.
Nach Abhaltung des Jom Kippur Katan
in der Synagoge, versammelten sich von den 65 Mitgliedern des Vereins 55
im Saale des Gasthauses zur schönen Aussicht, um nach Vorlesung und
geschehener Unterschrift der neuen Statuten ein gemeinschaftliches Mahl
einzunehmen. An den Toast auf Herrn Raphael Heß I., der bereits an der
Wiege des Vereins gestanden und welcher durch Unwohlsein verhindert war,
dem Feste beizuwohnen, schloss sich eine Reihe von Reden und Toasten an.
Der Geist der Eintracht rief eine gehobene Stimmung hervor, in welcher der
größte Teil der Festgäste bis über Mitternacht hinaus zusammen
verblieb. Es seien noch hier als Beweis, dass auch in unserer Gemeinde der
Wohltätigkeitssinn schöne Blüten treibt, einige Notizen über das
Vereinswesen angebracht. Es bestehen dahier noch eine jüngere Männer-
und Frauenkasse, ein Zweigverein des deutsch-israelitischen Kinderheimes
und ein erst neu gegründeter ‚Verein zur Gegenseitigkeit’, dessen
Mitglieder sich die Aufgabe gesteckt, bei Krankheits- und Todesfällen die
Pflichten des Gemilut Chesed
(Wohltätigkeit) zu handhaben. H. Ehrmann." |
Jüdische Volksversammlung in Bergen auf Veranlassung
des "Frankfurter Zionistischen Vereins" (1907)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 3. Mai 1907: "Bergen bei Frankfurt. Am Sonntag, den 28.
April, fand auf Veranlassung des 'Frankfurter Zionistischen Vereins' eine
jüdische Volksversammlung in Bergen statt, der ungefähr die Hälfte der
dortigen jüdischen Einwohner beiwohnte.
Herr Dr. J. Feuchtwanger eröffnete mit einigen einleitenden Worten
die Versammlung und erteilte Herrn Rechtsanwalt Dr. S. Schwarzschild
das Wort zu dem Thema: Wie ist die Lage der Juden zu verbessern? In
formvollendeter Weise entledigte sich der Referent in einstündigem
Vortrage seiner Aufgabe und resümierte seine Ausführungen dahin, dass
nur durch den Zionismus eine Gesundung und vollständige Heilung des
jüdischen Volkslebens zu ermöglichen sei und empfahl allen Anwesenden in
warmen beredten Worten den Anschluss an die zionistische
Organisation.
In die Debatte griff mehrmals Herr Lehrer Heinemann aus Bergen ein,
der es mit seiner religiösen Überzeugung nicht vereinbaren kann, einer
Partei beizutreten, die in einem Lande, auf dem der Fluch liege, eine neue
jüdische Heimstätte schaffen will. Ihm traten die Herren Dr.
Feuchtwanger und Goitein entgegen, die aus einer Reihe von
Prophetenstellen überzeugend nachwiesen, wie hoch das Gebot in Palästina
zu arbeiten, einzuschätzen sei. Den Ausführungen dieser Herren, die von
dem Referenten und den Herren Hirsch und Sondheimer
wirkungsvoll unterstützt wurden, gelang es, die Beweisgründe des Herrn
Lehrer Heinemann gegen den Zionismus zu entkräften und eine verhältnismäßig
große Reihe von Schekelzahlern in Bergen zu gewinnen. Die Versammlung
fand erst gegen 11 Uhr ihr Ende." |
Berichte zu einzelnen Personen
aus der Gemeinde
Todesstrafe gegen den Mörder von Herrn Hamburger
aus Bergen (1872)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Mai 1872: "Frankfurt
am Main. Unsere Leser werden sich des in vorigem Winter in Frankfurt
am Main an einem israelitischen Handelsmann verübten schrecklichen
Raubmordes erinnern. In einem der belebtesten Stadtteile, in dem Hausgange
eines besuchten Wirtshauses, wurde am hellen, lichten Tage in der
Mittagsstunde der 67-jährige Hamburger aus Bergen bei Frankfurt
ermordet und beraubt. Der Mörder, namens Völker, stand am verflossenen
Pessach-Feste vor den Assisen, wurde von den Geschworenen schuldig
befunden und in Folge dessen von dem Gerichtshofe zum Tode verurteilt.
In Rumänien wäre er sicherlich freigesprochen worden." |
Kaufmann Leopold Hirsch wird erster Vorsitzender des
Kriegervereins (1907)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 8. März 1907: "Bergen bei Frankfurt am Main. Zum ersten
Vorsitzenden des hiesigen Kriegervereins wurde der Kaufmann
Leopold Hirsch, ein Veteran von 1870, fast mit Stimmeneinheit (nur
drei Stimmen fielen aus) gewählt, was umso bemerkenswerter ist, als unter
den 130 Mitgliedern des Vereins nur vier Juden sind und Bergen früher
eine Hochburg des antisemitischen Dr. Böckel gewesen
ist." |
Diamantene Hochzeit von Lazarus Heß und seiner Frau
(1908)
Meldung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. März
1908: "Bergen bei Frankfurt am Main. Das Lazarus Heß'sche
Ehepaar feierte die Diamantene Hochzeit." |
Zum Tod von Leopold Herz, Bergen (gest. 1925 in Gelnhausen)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Oktober 1925: "Gelnhausen,
7. Oktober (1925). ...
Acht Tage später, am 2. Tag von Sukkot (= Sonntag, 4. Oktober 1925)
betteten wir an seine Seite das älteste männliche Mitglied unserer
Kehillo, Leopold Herz, Bergen, der einer alteingesessenen
gutjüdischen hiesigen Familie entstammte. Plötzlich, ohne vorheriges
Kranksein, ereilte ihn mitten in der Unterhaltung im Hause eines seiner
Schwiegersöhne im Alter von 79 Jahren am Rüsttage des Laubhüttenfestes
der Tod. In ihm verliert unsere Gemeinschaft ebenfalls einen Mann, der
für die Erhaltung des Kultus in traditionellem Sinne nach bestem Können
bestrebt war, der Pflege jüdischen Geistes Interesse entgegenbrachte und
über den religiösen Abfall der Jugend häufig Worte der Klage und des
Tages fand. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
|
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Moritz Hirsch (1898)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1898:
"Haushälterin gesetzten Alters, per sofort gesucht.
Moritz Hirsch, Bergen bei Frankfurt am
Main." |
Anzeige von Metzgermeister Adolf Stern (1904)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai
1904:
"Metzger-Lehrling.
Suche per sofort einen kräftigen Jungen, aus guter Familie. Derselbe
kann sich in Rinds- und Kälbermetzgerei gründlich ausbilden. Samstags
geschlossen.
Adolf Stern, Bergen bei Frankfurt am Main." |
Verlobungsanzeige von Lea Hirsch und Dr. Julius
Heinemann (1930)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1930:
"Gott sei gepriesen.
Lea Hirsch - Dr. jur. Julius Heinemann. Rechtsanwalt.
Verlobte. Lohr am Main - Fulda
/ Bergen. 1. Siwan (= 28. Mai 1930)". |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine erste Synagoge wurde vermutlich bereits 1603/04 erbaut. Diese
erste "Judenschule" befand sich in einem Gebäude in der früheren
Rathausgasse (heute: Am Berger Spielhaus), die im Volksmund auch "Rewwesgaß" hieß:
hier wohnte der Rabbiner = Rewwe. Wo er wohnte, war zugleich die Schule und im
Oberstock ein Bet- und Versammlungssaal.
Mitte des 19. Jahrhunderts war die erste Synagoge zu klein und nicht mehr den
Ansprüchen der Zeit gewachsen. Die Gemeinde entschloss sich zum Neubau einer
Synagoge, die 1854 feierlich eingeweiht werden konnte.
1894 konnte das 40-jährige Bestehen des Synagoge festlich
begangen werden.
Bergen,
9. Oktober (Jubiläum der israelitischen Gemeinde). Am 1. Oktober waren es 40* Jahre, dass die hiesige Synagoge ihrer Bestimmung übergeben wurde. Von der
Synagogengemeinde wurde deshalb dieser Tag festlich begangen. Am Freitag Abend
fand eine religiöse, sowie eine unterhaltende Vorfeier statt. Nach einem am
Samstag abgehaltenen Frühgottesdienst erfolgte um 9 Uhr die feierlich
Überbringung einer neuen Sefer Tora, deren Einweihung mit dem Feste verbunden
war, vom Schullokal nach dem Oron-Hakodesch (Toraschrein), wo unter den
üblichen Zeremonien die alten Torarollen aus- und die neuen eingehoben wurden.
Ein Gebet für den Landesfürsten wurde gesprochen. Die Festpredigt hielt Herr
Grünebaum. Ein Chorgesang beschloss die Feier. Abends fand ein gut besuchter
Ball in den Sälen des Gasthauses "Zur schönen Aussicht" statt.
*) im Artikel steht fälschlicherweise 50 Jahre. |
1929 wurde das 75jährige Bestehen der Synagoge feierlich
gegangen.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November 1929:
"Jubiläumsfeier in Bergen. Das 75-jährige Bestehen der hiesigen
Synagoge war der Anlass zu einer Feier, die in den Annalen der
hiesigen Gemeinde einzig dasteht. Nachdem am Freitagabend und Schabbatmorgen
feierliche Gottesdienste stattgefunden hatten, bei welcher Lehrer
Heinemann Bedeutung und Zweck eines Gotteshauses und des Gebetes in
längerer Ausführung würdigte, fand am Sonntagnachmittag die offizielle
Feier statt.
Es hatten sich zu derselben in der festlich geschmückten Synagoge neben
Herrn Provinzial-Rabbiner Dr. Gradenwitz - Hanau, Herr Kreisvorsteher
Rechtsanwalt Dr. Koref - Hanau, die Herren Gemeindeältesten von Hanau und
anderer Orte des Landkreises, zwei Herren des Vorstandes der
Synagogengemeinde Frankfurt am Main, die evangelischen Geistlichen von
Bergen und Enkheim, ein Vertreter des durch Amtshandlungen verhinderten katholischen
Geistlichen, Bürgermeister und Ortsvorstand, Gemeinderäte, beide Herren
Amtsgerichtsräte, Herr Postmeister, der Rektor und eine Anzahl Lehrer
sowie viele auswärts wohnende, von hier stammende Damen und Herren und
die ganze Gemeinde eingefunden. Die Synagoge war überfüllt wie noch
nie.
Der Gemeindeälteste, Julius Strauß, bedauerte, dass sein älterer
Kollege, Herr Moritz Hirsch, durch Krankheit am Erscheinen verhindert sei,
und begrüßte alle Ehrengäste und Festteilnehmer in sehr herzlicher
Weise. Darauf folgte ein geschichtlicher Vortrag des Lehrers Heinemann,
der erzählte, dass schon im 15. Jahrhundert Juden in Bergen wohnten und
einen Rückblick über die Verhältnisse der Gemeinde in den letzten 100
Jahren hielt mit besonderer Berücksichtigung der Geschichte der
Synagoge.
Nun folgte eine von Begeisterung getragene Festrede des Herrn Provinzialrabbiners
Dr. Gradenwitz, der über Entstehung von Gotteshäusern seit ältesten
Zeiten im Geiste auch speziell seitens unserer Väter sprach und
Zweck und Bedeutung derselben in feurigen Worten darlegte.
Es folgten herrliche Reden seitens des Herrn Kreisvorstehers Rechtsanwalt
Dr. Koref, des Herrn Bürgermeisters Zins, des Herrn Amtsgerichtsrates
Neus, des Herrn evangelischen Pfarrers von hier, eines Vertreters des
katholischen Pfarrers, des Herrn Justizrats Dr. Blau - Frankfurt am Main,
des Herrn Rektors der hiesigen christlichen Schulen, des Herrn
Gemeindeältesten Sichel - Hanau, der im Namen seiner Gemeinde ein
Festgeschenk in Form eines schönen Bechers überreichte.
Alles, was die nichtjüdischen Redner sprachen, war eine wahre Heiligung
des Gottesnamens.
Die Reden waren umrahmt und unterbrochen von herrlichen jüdischen
Gesängen, die ein Frankfurter Chor unter Leitung des Herrn Dr. Ehrenreich
mustergültig vortrug und einigen schönen musikalischen Stücken auf
Klavier, Violine und Klarinette von hiesigen Musikern dargeboten. Nachdem
die Behörden und nichtjüdischen Kreise die Synagoge verlassen hatten,
wurde Mincha und Maariw gebetet.
Ein solennes Festmahl in der 'Schönen Aussicht', gewürzt von ernsten und
heiteren Reden, musikalischen und humoristischen Darbietungen, vereinigte
am Abend nochmals die Vertreter der bürgerlichen Gemeinde mit der
Festgemeinde und viele auswärtige Gäste mit unserem verehrten
Provinzialrabbiner und Kreisvorsteher.
Die Synagoge war aufs herrlichste geschmückt und wurde durch freiwillige
Spenden mit Teppichen belegt; und für die Torarollen wurde auf gleichem
Wege ein schönes silbernes, vergoldetes Schild beschafft, das am Fest-Schabbat
erstmals seiner Bestimmung geweiht wurde.
Herr Provinzialrabbiner Dr. Gradenwitz nahm während der Abendunterhaltung
Anlass, Lehrer Heinemann durch den Chower-Titel auszuzeichnen und teilte
ihm solches nachträglich nochmals in einem ehrenvollen Schreiben
mit.
Das Fest wird allen Teilnehmern in ewigem Gedächtnis
bleiben." |
Neun Jahre nach diesem festlichen Jubiläum später wurde die Synagoge beim Novemberpogrom 1938
geschändet und zerstört. SA-Leute
zerschlugen unter tatkräftiger Unterstützung durch Personen aus Bergen,
insbesondere auch Jugendliche mit Beilen, Äxten und anderen Werkzeugen die
gesamte Inneneinrichtung und deckten das Dach ab.
Die
Synagoge wurde wenig später abgebrochen.
Am 6. Mai 1962 wurde am Synagogenstandort eine Gedenktafel (Bronzetafel, 60 x
59,5 cm, Gestaltung: Werkkunstschule Offenbach, Ltg. Karlgeorg Höfer) angebracht. Sie trägt die Inschrift:
"Mein Haus soll ein Bethaus sein allen Völkern Jesaja 56/7 und
Siehe
nicht schläft noch schlummert der Hüter Israels Psalm 121/4. In diesem Hof
stand die Synagoge, das Bethaus unserer jüdischen Mitbürger. Es wurde erbaut
im Jahre 1853 und zerstört am 10./11. November 1938".
Adresse/Standort der Synagoge:
| Alte Judenschule auf Grundstück Rathausgasse 10 |
| Synagoge 1854-1938 in der Conrad-Weil-Gasse 5 |
Fotos
(Quelle: Informationsseiten
der Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim mbH)
|
|
|
Vor der alten
"Judenschule" in der
Rathausgasse 1912/13
(Leo Baeck Institut New York)
|
Die Ruine der Synagoge Bergen - zwei
Tage nach der Zerstörung
(Hessisches Hauptstaatsarchiv)
|
Gedenktafel für die
Synagoge.
(Foto: Hannelore Hummel) |
Foto in hoher
Auflösung im Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Bergen_(Bergen-Enkheim) |
Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Januar 2016:
Neue Broschüre zur jüdischen
Geschichte erschienen |
Artikel von Andreas Haupt in der
"Frankfurter Neuen Presse" vom 2. Januar 2016: "Auf den Spuren jüdischen
Lebens in Bergen
Einst war das jüdische Leben in Bergen vielfältig. Zahlreiche jüdische
Geschäfte rund um die Marktstraße ließen sie im Volksmund zur 'Judenzeil'
werden. An diesen während der Nazi-Herrschaft 1933–1945 zerstörten Teil des
Gemeinwesens erinnert eine neue Broschüre der Bergen-Enkheimerin Edith
Haase.
Joachim Freudenberger hat es geschafft: Er hat überlebt. 1893 in
Memmelsdorf in Unterfranken geboren,
siedelte sich der Arzt 1921 in Bergen an. Doch Freudenberger war Jude, und
die Nationalsozialisten riefen nach ihrer Machtergreifung 1933 einen Boykott
jüdischer Ärzte aus. Als 1938 gar ein Berufsverbot drohte, wanderte er in
die USA aus – und überlebte so den Zweiten Weltkrieg. Anderen Berger Juden
erging es schlimmer: Sie wurden deportiert, in zwei Transporten vom Bahnhof
Mainkur aus: Elf Menschen am 30. Mai 1942 und weitere 17 am 5. September
1942. An sie erinnern heute noch die 'Stolpersteine' der gleichnamigen, vom
Künstler Gunter Demnig gegründeten Initiative. Doch es gibt noch mehr
Hinweise zum früher blühenden jüdischen Leben im Stadtteil. Edith Haase,
Vertreterin der Initiative in Bergen-Enkheim, hat sie in einer 16-seitigen
Broschüre zu einem Rundgang vereint. Vor den Wohnhäusern derer, die nicht
überlebten, erinnern die messingfarbenen Stolpersteine an die ermordeten
Berger Juden. Frieda und Jenny Hahn etwa, die bis 1939 in der Röhrborngasse
1 lebten, der damaligen Steingasse. Leopold und Henry Ehrmann in der
Röhrborngasse 28; Im Sperber 20 lebten Sophie und Emil Levi. Der Rundgang
führt aber auch zur 1854 gebauten neuen Synagoge in der heutigen
Conrad-Weil-Gasse, der damaligen Erbsengasse. Am 9. November 1938, der 'Reichsprogramnacht',
ging sie 'unter starker öffentlicher Beteiligung' in Flammen auf, wie Edith
Haase schreibt. 'Die Gasse soll nach Darstellungen von Zeitzeugen voll von
Menschen gewesen sein.' Doch auch das Schicksal jener, die der Vernichtung
entgingen wie Rudolf Freudenberger, schildert Edith Haase in ihrer
Broschüre. Sein Sohn, Joachim Freundenberger, war 14 Jahre jung, als die
Familie Bergen verließ. Er 'konnte sich noch im Seniorenalter sehr gut an
die Erniedrigungen und Verletzungen seiner Kindheit und Jugend in
Deutschland erinnern', schreibt Haase. Seine Erinnerungen, erzählt sie, habe
er in unzähligen Notizen aufgeschrieben. Ron Freudenberger habe ihr diese
Unterlagen bei einem Besuch 2014 übergeben – mit dem Auftrag: 'Machen sie
etwas daraus'. Seitdem arbeite sie das Material auf, um es zu
veröffentlichen. 'Er hat auch erzählt, sein Vater habe nie unbefangen über
die deutsche Geschichte und die Nazizeit reden können – selbst nicht mit
seiner Familie. Sein Vater sei stets ein feinsinniger, aber verschlossener
Mensch geblieben.' Die Notizen seien erschütternd und zeigten, 'dass man
einen Menschen nicht töten muss, um ihn für ein ganzes Leben zu
beschädigen.' Rudolf Freudenberger sei ein beliebter Arzt in Bergen gewesen,
erzählt Edith Haase. 'Er war sehr humanistisch geprägt. So behandelte er
viele Menschen, die sich einen Arztbesuch nicht leisten konnten, kostenlos.'
Selbst als er von der Nazis bereits verfolgt, als Leute, die zu ihm in die
Praxis wollten, von Nazi-Schergen fotografiert und beobachtet wurden,
praktizierte er weiter – und behandelte sogar NSDAP-Mitglieder. Um ihn und
seinen Einsatz für die Bergen-Enkheimer zu würdigen, erinnert auf Haases
Initiative hin an seinem früheren Haus in der Röhrborngasse 30, in dem
später die lokale NSDAP-Zentrale untergebracht war, eine Plakette an Rudolf
Freudenberger. Ihre Broschüre sei entstanden, nachdem sie für ein Buch über
die Stolperstein-Aktion in Frankfurt einen Beitrag über Bergen geschrieben
habe, sagt Edith Haase. 'Bei der Arbeit daran fiel mir auf, dass es eine
Dimension jüdischen Lebens gibt, die nicht nur Frankfurt betrifft, sondern
vor allem Bergen-Enkheim.' Festgehalten habe dies vor allem der studierte
Historiker und Anfang Mai 2015 gestorbene frühere Ortsvorsteher von
Bergen-Enkheim, Helmut Ulshöfer. Zwei Bücher sind von ihm erschienen: 1988
'Jüdische Gemeinde Bergen-Enkheim 1933–1942' und 1990 – zusammen mit Helga
Krohn – 'Die vergessenen Nachbarn – Juden in Bergen-Enkheim'. Auch die
Ausstellung über Bergen-Enkheims jüdisches Leben, die im Obergeschoss der
Verwaltungsstelle an der Marktstraße 30 zu sehen ist, stammt von ihm. 'Ulshöfer
wurde oft angefeindet, auch wegen seiner Anträge, Straßen nach ehemaligen
jüdischen Mitbürgern zu benennen.' Die Broschüre 'Stolpersteine und Orte
jüdischen Lebens in Bergen – ein Spaziergang' gibt es kostenlos in der
Verwaltungsstelle Bergen, Im Heimatmuseum, Rathausplatz 1, sowie den
Bergen-Enkheimer Kirchen. Edith Haases Text über Rudolf Freudenberger aus
der vorgestellten Broschüre kann übrigens auch lesen, wer den QR-Code neben
der Gedenkplakette für den Verfolgten mit dem Smartphone einscannt."
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Juni 2016:
Eine Initiative kümmert sich um
die Erinnerungsarbeit zur jüdischen Geschichte
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Artikel
von Melanie Taylor in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 10.
Juni 2016:
"Schicksal von Juden rekonstruiert. Jüdisches Leben in
Bergen-Enkheim
In Bergen-Enkheim kümmert sich eine Initiative um das Gedenken an die
jüdischen Mitbürger, die unter den Nazis vertrieben wurden.
Die Praxis von Dr. Freudenberger war gut erreichbar. Das Häuschen mit den
heute hellblau gestrichenen Fensterläden und den Ranken einer Kletterpflanze
steht in der Röhrborngasse und war damit nicht weit vom Stadtkern entfernt.
Aber es war nicht die Lage, die viele Patienten anzog. Der
Allgemeinmediziner Rudolf Freudenberger war beliebt; seine Patienten
schätzten ihn für seine Expertise und seine Mildtätigkeit. Brauchten
Mittellose etwa seine Hilfe, behandelte er diese bereitwillig – und oft ohne
Rechnung. Er zählt zu den Personen, über die die Bürgerinitiative
'Stolpersteine Bergen-Enkheim' am meisten in Erfahrung bringen konnte. Das
Schöne: Einen Stein mussten sie nicht verlegen. Denn Freudenberger und seine
Familie gehörten zu den wenigen Bergener Juden, die fliehen konnten und
nicht vom NS-Regime ermordet wurden. Stattdessen erinnert eine vom
Offenbacher Künstler Bernd Fischer gestaltete kleine Gedenktafel an sein
Wirken. Liest man einen dazugehörigen QR-Code ein, kann man sich die
Familiengeschichte erzählen lassen, die im Internet auf
www.Stolpersteine-Frankfurt.de nachzulesen ist. Am Mittwochabend führte
die Initiative gut 40 Teilnehmer durch den Ort und erinnerte in der sehr
interessanten Tour an die ehemaligen jüdischen Nachbarn. Halt gemacht wurde
an den Orten, in denen einst jüdische Mitbürger lebten und wirkten. Denn
jüdisches Leben gibt es in Bergen schon lange: Die erste Synagoge wurde
vermutlich schon 1603 / 04 erbaut. Das war in der heutigen Straße 'Am Berger
Spielhaus', wo auch später an anderer Stelle eine neue Synagoge errichtet
wurde, die gleichzeitig als jüdisches Schulhaus fungierte. Die
Freudenbergers selbst zogen 1921 von Nürnberg nach Bergen. Denn hier konnte
der junge Mann mit seiner Frau eine eigene Praxis aufbauen. Allerdings
währte das Glück nicht lange: Nach 1933 wurden die Repressionen immer
schlimmer. Der Aufruf zum Boykott jüdischer Ärzte führte dazu, dass Nachbarn
Freudenberger und seine Patienten ausspionierten. Aber es blieben ihm auch
Bergener treu, die nicht auf ihren vertrauten Hausarzt verzichten wollten.
Welche Ausmaße das Denunziantentum annahm, lässt sich an einer Geschichte
ablesen: So hatte wohl eine Nachbarin Freudenbergers einen Spiegel an ihrem
Haus montiert, mit dem sie sehen konnte, wer dort ein- und ausging. 'Die
Sache mit dem Spiegel war wie ein Stachel', erinnert sich Edith Haase von
der Initiative. Als sie diese Geschichte in den 80er Jahren gehört habe,
habe sie das Thema nicht mehr losgelassen. Mittlerweile hat die Initiative
die Schicksale von 28 jüdischen Bergenern rekonstruiert, die verschleppt und
ermordet wurden. Sie sind alle bewegend: Oft sind es auch Fotos, die einen
ins Mark treffen, wie ein Bild von Mina Weil, die schwer bepackt mit ihren
beiden Söhnen über den Bahnsteig läuft. Es ist der Tag ihrer Deportation
nach Sobidor, wo sie umgebracht wurden. Wie berichtet, liegen die
Ausschnitte der Geschichte der Freudenbergers und der Lebensgeschichten der
anderen jüdischen Mitbürger nun in einer Broschüre der Initiative vor. Nicht
verstanden werden sollte das Ganze aber als 'Aufarbeitung'. Wie die
katholische Pastoralreferentin und Gästeführerin Andrea Maschke betonte,
ließen sich die Leben jedes Einzelnen natürlich weder auf den Stolpersteinen
noch in der Führung oder in dem Erinnerungstext in Gänze abbilden. 'Es
bleibt ein Fragment', betonte sie. Ergänzt werden diese
Erinnerungsbruchstücke jedoch auch heute noch immer weiter: So meldete sich
etwa überraschend ein Zeitzeuge, August Schneider, bei der Führung zu Wort.
Der Bergener ist Jahrgang 1924 und damit im gleichen Alter wie Joachim
Freudenberger. Auch Rabbi Andrew Steinman hat eine Beziehung zu der Familie.
'Meine Tante war später in den USA seine Patientin', erzählte er. Sie sei
erst vor einem Monat verstorben, und durch Zufall hatten sie entdeckt, dass
sie ihn aus der Zeit in New York, wohin er mit seiner Familie umsiedelte,
kannte. 'Sie musste damals nichts bezahlen', weiß er. Das habe sie ihm ihr
Leben lang hoch angerechnet, weil sie – wie viele andere als Flüchtlinge –
sehr arm gewesen sei. Mit den Rundgängen, der von der Initiative
herausgegebenen Broschüre und nicht zuletzt mit den Stolpersteinen wollen
die Bergener gegen das Vergessen kämpfen, das Unrecht an den ehemaligen
Nachbarn, die den Schutz der Dorfgemeinschaft gebraucht hätten, benennen und
sie wieder in ihre Mitte holen. 'Möge die Seele eingebunden sein in den Bund
der Lebenden', zitierte Rabbi Steinman einen Ausspruch, der sich auf vielen
jüdischen Grabsteinen findet."
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März 2017 / Oktober 2017:
Die Gedenktafel für Dr.
Freudenberger wurde beschädigt - und wieder erneuert
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Artikel in "Der Bergen-Enkheimer" vom 9.
März 2017: "Unbekannte zerstören jüdische Gedenktafel Initiative
'Stolpersteine' ist besorgt.
Bergen-Enkheim (ko) – Die Mitglieder der Bergen-Enkheimer 'Initiative
Stolpersteine' sind ernsthaft besorgt: seit 9. Februar haben sie Kenntnis
von der Zerstörung der Gedenktafel am ehemaligen Haus des jüdischen Arztes
Rudolf Freudenberger in der Röhrborngasse 30. Angebracht wurde die von
Künstler Bernd Fischer aus Kupfer gefertigte Gedenktafel im Juli 2014 mit
hohem Kostenaufwand und kurz darauf mit einem QR-Code versehen, der über
Smartphone biografische Daten Freudenbergers übermittelte. Bereits seit
einem Monat fehlt nun ein Teil der Kupferplatte sowie der Code, der noch an
der Hauswand befindliche Teil der Tafel ist mit massiven Kratzern versehen.
'Selbstverständlich möchten wir die Gedenktafel schnellstmöglich erneuern',
erläuterte Edith Haase, Vertreterin der Initiative; bei einem Ortstermin.
Wegen der Kosten habe man sich an den Ortsbeirat und das Kulturamt Frankfurt
gewandt, so die Initiative-Mitglieder Jürgen Fröhlich und Norbert Wied.
'Initiative Stolpersteine' möchte zudem Gedenktafel am Alten Rathaus
umsetzen lassen. Zwei weitere Themen liegen den engagierten
Bergen-Enkheimern auf dem Herzen: die auf die Initiative des
Stadtteilhistorikers Helmut Ulshöfer am Alten Rathaus angebrachte
Gedenktafel für die ermordeten jüdischen Mitbürger des Stadtteils ist wegen
der umfangreichen Baumaßnahmen am Rathaus, die noch Jahre in Anspruch nehmen
werden, verdeckt. Die Mitglieder der 'Stolpersteine' plädierten jetzt für
eine zeitnahe Umsetzung der Tafel an die Hauswand der Verwaltungsstelle bis
zum Abschluss der Baumaßnahmen.
Fotodokumente zur Zeit des Nationalsozialismus gesucht. Darüber
hinaus ist langfristig eine Publikation der örtlichen 'Initiative
Stolpersteine' zur Lokalgeschichte geplant, die sich mit dem Stadtteil
Bergen zur Zeit des Nationalsozialismus befasst und bebildert werden soll.
Fotodokumente, die sich gegebenenfalls noch im Familienbesitz befinden, sind
wertvolle Ergänzungen. Edith Haase nimmt solche Dokumente gerne entgegen und
ist unter Telefon 06109-3785135 zu erreichen."
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Artikel in "Der Bergen-Enkheimer" vom 5.
Oktober 2017: "Erinnerung an den Arzt Rudolf Freudenberger Beschädigte
Gedenktafel in Bergen erneuert.
Bergen-Enkheim (zko) – Die beschädigte Gedenktafel für den jüdischen
Mitbürger und Arzt Rudolf Freudenberger an seinem ehemaligen Wohnhaus in der
Röhrborngasse wurde vor Kurzem durch den Künstler Bernd Fischer erneuert,
der sie 2014 auch entworfen und ausgeführt hatte. Die Kosten für die
Erneuerung und künftige Wartung hat die Stadt Frankfurt übernommen. Edith
und Werner Haase sowie die evangelische Pfarrerin Kathrin Fuchs waren
anwesend, um die Gedenktafel ein zweites Mal einzuweihen. Edith Haase steht
der Initiative Stolpersteine im Stadtteil Bergen-Enkheim vor, ihr Mann
Werner Haase ist ebenfalls Mitglied. Pfarrerin Fuchs ist nicht nur Mitglied,
sondern schlägt auch die Verbindung zur evangelischen Kirchengemeinde
Bergen-Enkheim, welche anlässlich der Reichspogromnacht im November eines
jeden Jahres eine Gedenkveranstaltung initiiert.
Initiative Stolpersteine Bergen-Enkheim regte Gedenktafel für
Freudenberger an. Angeregt und in Auftrag gegeben worden war die
Gedenktafel für Rudolf Freudenberger vor drei Jahren durch die
Bergen-Enkheimer Ortsgruppe Initiative Stolpersteine. Die Idee der
Initiative-Mitglieder war eine Tafel, die in der Gestaltung einen Hinweis
auf den Beruf von Freudenberger enthält sowie eine ästhetische Beziehung zu
den Stolpersteinen herstellt. Der Mediziner Freudenberger und seine Familie
konnten dem Schicksal der Deportation und Ermordung durch Emigration in die
USA entgehen. In der Gestaltung sollte der Unterschied berücksichtigt werden
zu den vielen deportierten und ermordeten jüdischen Mitbürgern, an welche
die Stolpersteine, die der Künstler Gunter Demnig ersann, sonst erinnern.
Künstler Bernd Fischer gestaltete die Gedenktafel. Der Künstler Bernd
Fischer verwendete als Material für die Gedenktafel Messing, jenes Material,
aus dem auch die Stolpersteine sind. Der Text ist in die Messingtafel
eingraviert und mit schwarzer Farbe ausgelegt. Name und Titel sind auf einem
weißen Emailfeld in Versal und Kapitälchen gedruckt, was an ein
Arztpraxisschild denken lässt. Die unregelmäßige Tafelform knüpft auch eine
Verbindung zur Gedenktafel an der Verwaltungsstelle in Bergen-Enkheim. Der
Gedenktafel wurde außerdem ein QR-Code zugeordnet, der auf einen
informativen Text zum Schicksal von Dr. Freudenberger und seiner Familie
verweist."
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November 2017:
Gedenken an den Novemberpogrom
1938 |
Artikel im "Bergen-Enkheimer" vom 16.
November 2017: "Mitbürger entzünden Kerzen für Opfer des Naziregimes
Gedenkveranstaltung an Synagoge und Marktstraße.
Bergen-Enkheim (zko) – Zum Gedenken an die Novemberpogrome im Jahr 1938
finden in Bergen-Enkheim seit 1999 jährlich am 9. November Veranstaltungen
statt, die Kathrin Fuchs, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde
Bergen-Enkheims, und seit einigen Jahren auch die Ortsgruppe der Initiative
Stolpersteine organisieren. Die vom nationalsozialistischen Regime
ausgeführten Gewaltmaßnahmen gegen Juden im gesamten Deutschen Reich machten
natürlich auch vor Bergen nicht halt. An das jüdische Gotteshaus in der
heutigen Conrad-Weil-Gasse erinnert nur eine Gedenktafel und eine große
Gruppe von Menschen, die nicht vergessen wollen, was den jüdischen
Mitbürgern vor fast 80 Jahren angetan wurde, hatte sich vor dem ehemaligen
Standort der Synagoge eingefunden. Auf dem Hof des benachbarten
evangelischen Gemeindehauses wurden Kerzen für die insgesamt 33 zu
beklagenden Opfer entzündet und wie in jedem Jahr ihre Namen laut verlesen.
Rabbiner Andrew Steinman zu Gast bei der Gedenkveranstaltung.
Rabbiner Andrew Steiman aus der Henry und Emma Budge-Stiftung war auch
gekommen, ließ Pfarrerin Fuchs einen Psalm verlesen und sprach selbst ein
Gebet in hebräischer Sprache. 36 Geschäfte jüdischer Inhaber habe es 1938
auf der Berger Marktstraße, damals im Volksmund auch 'Judenzeil' genannt,
gegeben, erklärte die Pfarrerin. Sechs Standorte wurden zusammen aufgesucht
und an jedem die Geschichte der Menschen erzählt, die dort einen Laden oder
Betrieb unterhielten. Kolonialwaren, Schuhe, Fette und Öle, Holz und Kohle,
Wurst- und Fleischwaren sowie Bekleidung wurde in den sechs Geschäften
veräußert, ihre Besitzer waren zum Großteil alteingesessene Bürger Bergens
und wohlgelitten bis die Nationalsozialisten ihre abwegige Rassenpolitik
propagierten und durchzusetzen wussten.
Edith Haase liest aus dem Buch von Helmut Ulshöfer. Aus dem Buch
'Jüdische Gemeinde Bergen-Enkheim: 1933 bis 1942' von dem vor zwei Jahren
verstorbenen Helmut Ulshöfer, der mit seiner Publikation auf diesem Gebiet
herausragende Forschungsarbeit leistete, wurde von Edith Haase,
Mitbegründerin der örtlichen Initiative Stolpersteine, vorgelesen: Diese
Zeitzeugenberichte vermittelten den Gedenkenden ein Stück Lebendigkeit der
Geschehnisse vor acht Jahrzehnten. Der Rundgang endete nach knapp zwei
Stunden dort, wo er begonnen hatte: An der Synagoge."
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Germania Judaica II,1 S. 85 (Artikel Bischofsheim). |
| Helmut Ulshöfer: Jüdische Gemeinde Bergen-Enkheim
1933-1942. Frankfurt 1988. |
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 65-66. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 149-150. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 401-402. |
| Peter Heckert: Jüdisches Leben in Maintal. Online
zugänglich |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Bergen
Hesse-Nassau. Established in the early 18th century, the community numbered 129
(10 % of the total) in 1835. It maintained an elementary school, built a new
synagogue (1854), and grew to 223 in 1895. Affiliated with the rabbinate of
Hanau, it also had members in nearby Fechenheim and a population numbering 148
in 1925. The Nazi boycott forced Jews to leave and only nine remained on Kristallnacht
(9-10 November 1938) when the synagogue's interior was destroyed. Among the 55
Holocaust victims were 28 Jews deported in 1942.
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