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Friedhöfe in der Region"
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Frankfurt/Oder (Kreisfreie
Stadt, Brandenburg)
Jüdische Friedhöfe
Zur Geschichte der Friedhöfe
Die mittelalterliche jüdische
Gemeinde in Frankfurt/Oder brachte ihre Toten Ende des 13./Anfang des 14.
Jahrhunderts zu einem jüdischen Friedhof - damals ein privates Grundstück
einer Kaufmanns- und Ratsfamilie - bei der slavischen Siedlung Slivitz. Er lag
vermutlich südöstlich, an den Berghängen der heutigen Stadt Slubice
(Dammvorstadt).
1399 erhielten die Juden der Stadt einen eigenen Friedhof, der in
den folgenden Jahrhunderten trotz verschiedener Verfolgungen und Vertreibungen
der Juden aus der Mark (1510/1571) nicht zerstört wurde. Er wurde bis 1490 und
dann wieder von 1540 bis 1572 belegt. Der Friedhof wurde 1867 und 1919/20
erweitert. 1868 ist eine mit schwarzglasierten Steinen verkleidete Trauerhalle
gebaut wurden, die im Februar 1944 bei einem Luftangriff zerstört wurde. 1937
konnte unter Aufsicht der Gestapo ein Ehrendenkmal für die Gefallenen des 1.
Weltkrieges eingeweiht werden. Die letzte Beisetzung in der NS-Zeit fand am 11. Dezember 1944 statt. Ab Februar 1945 gehörte das Friedhofsgelände zum Bereich
der Hauptkampflinien um Frankfurt. Auf dem Hauptweg zur Trauerhalle wurden
gefallene deutsche Soldaten beerdigt.
Ende der 1970er-Jahre wurde der Friedhof
von den polnischen Behörden vollständig abgeräumt und eingeebnet. Auf dem
Gelände wurde ein Motel gebaut. Die
Friedhofsfläche umfasste 207,37 ar. Seit den 1990er-Jahren gab es Bemühungen
um eine Erneuerung des Friedhofes. Das Motel wurde abgebrochen. Im Mai 2008 wurde mit einer Gedenkzeremonie
die Würde des Friedhofes wieder hergestellt. Das Grundstück wurde umzäunt und
verschlossen. Es sind drei neu erstellte Gräbmäler (sowie einige alte Grabsteinfragmente)
für bekannte Rabbiner zu sehen,
darunter eines für Josef Meir, genannt Theomin, der seit 1781 Rabbiner der
Frankfurter jüdischen Gemeinde war (Verfasser u.a. des Werkes 'Per megadim' =
Die süße Frucht; eine Interpretation der koscheren Speiseregeln). Seit 2009 ist das Stadtarchiv im
Besitz einer Kopie eines Belegungsbuches des Friedhofes für die Jahre von 1677
bis 1866, in dem etwa 1.200 Beisetzungen dokumentiert sind (siehe Presseartikel
unten). Anfang 2014 wurde der Friedhof in die Denkmalsliste der Wojewodschaft Lubuskie aufgenommen.
Zur Anlage eines neuen jüdischen Friedhofes stellte die Stadt 2008 ein
Grundstück zur Verfügung. Der Friedhof wurde im Juni 2011 eingeweiht (siehe
Presseartikel unten). Auf dem Friedhof können etwa 250 Gräber angelegt werden.
Aus der Geschichte des Friedhofes
Ein Kriegerdenkmal wird auf dem Friedhof eingeweiht
(1920)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 17. September 1920: "Auf dem Jüdischen Friedhof zu Frankfurt a.
Oder fand kürzlich die Enthüllung eines Kriegerdenkmals
statt. Der Vorsitzende der Ortsgruppe des Vereins jüdischer Frontsoldaten
übergab mit beredten Worten das Denkmal dem Schutz der Gemeinde. Alsdann
hielt Rabbiner Dr. Salomowski die Gedenkrede, in der er auf das
Heldentum und die Tapferkeit der jüdischen Soldaten
hinwies". |
Die Lage der Friedhöfe
Der alte Friedhof liegt auf der Ostseite der Oder außerhalb der
Stadt (im Bereich des heute polnischen Slubice), jenseits der
"Kuhburg" auf dem Judenberg in der Straßengabelung der Chausseen nach
Reppen und Crossen.
Der neue Friedhof liegt am Südring gegenüber dem kommunalen
Hauptfriedhofes (Neuer Friedhof).
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Lage des alten jüdischen
Friedhofes siehe Googlemaps:
https://goo.gl/maps/me1NyoFQTjaNXbRY9 |
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Lage des neuen jüdischen Friedhofes
in Frankfurt/Oder auf dem dortigen Stadtplan:
links anklicken: der Link zeigt die Lage des jüdischen Friedhofes am Südring
an. |
Fotos
Neuere Berichte zum Friedhof
Mai 2008: Überschrift eines
Artikels aus der Märkischen Oderzeitung vom 16. Mai 2008: "Gebet für
einen großen Rabbiner. Auf dem einstigen jüdischen Friedhof von Frankfurt
(Oder) in Slubice fand gestern eine bemerkenswerte Zeremonie statt. 63 Jahre
nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Würde der Totenstätte jetzt wieder
hergestellt. Zu diesem
Artikel aus der MOZ (pdf-Datei).
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Dezember
2008: Pressemitteilung vom 2. Dezember 2008: Jüdischer Friedhof entsteht in Frankfurt (Oder) - Gemeinde unterzeichnet Kaufvertrag - Alter Friedhof liegt im heutigen Polen.
(Artikel zitiert aus www.berlinonline.de)
Frankfurt (Oder) (ddp-lbg). In Frankfurt (Oder) wird wieder ein jüdischer Friedhof eingerichtet. Vertreter der Stadtverwaltung und des Brandenburger Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden unterzeichneten am Dienstag den Kaufvertrag für ein 2800 Quadratmeter großes Grundstück in der Nähe des Hauptfriedhofs, wie ein Rathaussprecher am Dienstag mitteilte. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Es hieß lediglich, dass das Areal zum Marktwert veräußert werde.
Mit dem neuen Friedhof soll der Tatsache Rechnung getragen werden, dass es seit zehn Jahren wieder eine Jüdische Gemeinde in Frankfurt gibt, wie es weiter heißt. Ihr gehören heute weit mehr als 200 Mitglieder an, hauptsächlich Einwanderer aus GUS-Republiken. Vor einigen Jahren hatte die Stadtverwaltung der Gemeinde bereits ein Gotteshaus zur Verfügung gestellt, in dem die Mitglieder unter anderem einen Betraum gestalteten. Im März dieses Jahres bekam die Gemeinde als erste in Brandenburg seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder eine eigene Thorarolle für Gottesdienste.
Der ursprüngliche, bereits 1399 angelegte jüdische Friedhof von Frankfurt (Oder) gehört zu den ältesten dieser Anlagen in Europa und war bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts für Bestattungen genutzt worden. Nach 1945 kam das östlich der Oder gelegene Areal zur polnischen Stadt Slubice. Das verwilderte Gelände wurde in den 80er Jahren eingeebnet.
Im Jahr 2004 übernahm die Jüdische Gemeinde Szczecin (Stettin) von der Stadt Slubice das lange Jahr im Privatbesitz befindliche Gelände. Kurz darauf wurden dort Gedenksteine für drei Frankfurter Rabbiner aufgestellt. Darunter ist der 1792 beigesetzte Joseph Teomin, der im 18. Jahrhundert in Frankfurt die Kommentare zu den jüdischen Speisegesetzen verfasst hatte.
Die Initiative für die Einrichtung eines neuen Friedhofs war von Vertretern der 1998 wieder gegründeten Frankfurter Gemeinde ausgegangen, wie der Stadtsprecher weiter sagte. Sie hätten die Stadt gebeten, bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück zu helfen. Im Juni stimmte der Hauptausschuss des Stadtparlaments dem Verkauf des ausgewählten Grundstücks zu.
Für die Juden ist der Friedhof ebenso bedeutsam wie ihre Synagoge, er gilt als heiliger Ort. Im Hebräischen wird der jüdische Friedhof als
'Haus des ewigen Lebens' oder 'Haus der Ewigkeit' bezeichnet. Die Frankfurter Synagoge war 1938 zerstört worden. Im November 2006 hatte die Schändung des Gedenksteins für die Synagoge durch Jugendliche weithin für Entsetzen gesorgt." |
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Mai
2009: Artikel von Ralf Loock in der "Märkischen
Oderzeitung" vom 2. Mai 2009: "Buch zum jüdischen Friedhof
gefunden. Rund 1200 Beerdigungen von 1677 bis 1866 sind
dokumentiert.
Das Jüdische Museum in Frankfurt/Main hat dem Stadthistoriker Eckard
Reiß aus Frankfurt (Oder) eine Kopie des Belegungsbuches des alten
jüdischen Friedhofes in der Dammvorstadt, dem heutigen Slubice, zur
Verfügung gestellt. Ein sensationeller Fund, wie Reiß sagt. Am Montag
wird auf dem Friedhof Rabbiner Theomom gedacht.
Zum weiteren Lesen: Artikel links anklicken. |
Dank für die Zusendung der Artikel an
Thomas Schmidt! |
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Video zum jüdischen Friedhof |
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Mai 2011:
Artikel in der "Lausitzer Rundschau" vom 17. Mai 2011 (Artikel):
"Unbekannter Toter von Havelteich identifiziert
Slubice. Rabbiner zum Gedenken in Slubice Juden aus mehreren Ländern haben am Montag im polnischen Slubice an den 1792 gestorbenen Rabbiner Joseph Theomin erinnert. Am Montag waren zehn orthodoxe Rabbiner aus Israel und den USA zu der Zeremonie angereist.
Das Gelände des ehemaligen jüdischen Friedhofs der Stadt Frankfurt (Oder) liegt im benachbarten Slubice im heutigen Polen. Der einstige Friedhof gilt als eine der ältesten jüdischen Begräbnisstätten in Mitteleuropa." |
Juni 2011: Neuer
jüdischer Friedhof eröffnet
Artikel in der "Märkischen Oder-Zeitung" vom 27. Juni 2011 (Artikel
mit 33 Fotos): "Jüdischer Friedhof in Frankfurt (Oder) eröffnet
Frankfurt (Oder) (moz) Es war eine feierliche Eröffnung, die viele in Frankfurt (Oder) lebende Juden herbeigesehnt haben. Der bislang fehlende eigene Friedhof ist für ihre Religion von zentraler Bedeutung. Gestern wurde die Begräbnisstätte übergeben.
Shaul Nekrich hält ein Mikrofon, er spricht laut einige Gebete. Die Worte des Landesrabbiners schallen über die noch spärlich begrünte Fläche, die in den nächsten Jahren zur letzten Ruhestätte für Frankfurter Juden werden soll. Anschließend setzen sich die rund 100 Gäste in Bewegung. Sieben Mal wird der neue Friedhof umrundet, dann ist der heilige Akt abgeschlossen. Viele zur Eröffnung gekommene Menschen wirken erleichtert.
'Für uns waren die Bestattungen bislang ein großes Problem', sagt Volodymyr Levytzkyy, Vorsitzender der rund 200 Mitglieder starken jüdischen Gemeinde in der Oderstadt. Nach den Regeln ihrer Religion brauche jeder Verstorbene einen eigenen Platz und ein unbegrenztes Ruherecht. Dies könne auf kommunalen Friedhöfen nicht gewährleistet werden, da dort alte Gräber mitunter wieder für Bestattungen freigegeben werden.
Seit der Teilung der Oderstadt 1945 befindet sich die Begräbnisstätte auf polnischer Seite in Slubice. Sie wird längst nicht mehr benutzt, heute steht auf dem Areal ein Hotel. Viele Juden hätten ihre Angehörigen daher in
Cottbus oder
Potsdam beigesetzt, wo noch jüdische Friedhöfe existieren, sagt Levytzkyy. Oder die Begräbnisse seien auf dem Frankfurter Hauptfriedhof erfolgt. Jetzt habe man auf dem 2800 Quadratmeter großen Areal neben dem Hauptfriedhof genügend Platz für 250 Grabfelder.
'Auch Umbettungen hierher sind möglich', sagt er.
'Unsere Gelehrten sagen, dass dieses Land ein Stück des Landes Israel
wird', sagt der Landesrabbiner Nekrich, der seit Ende des vergangenen Jahres im Amt ist. In der jüdischen Religion gelte ein Friedhof als ein
'Haus der Lebenden'. Das Leben werde nur als ein Zwischenstopp angesehen. 'Die andere Welt ist das Haus, das
Stetige.' Deshalb müsse jede Gemeinde einen eigenen Begräbnisort besitzen.
'Und daher ist dieses Ereignis eines der wichtigsten der letzten Jahre in
Brandenburg', meint der 32-Jährige.
Im jüdischen Glauben habe ein Friedhof eine noch größere Bedeutung als eine Synagoge, ergänzt Gennadi Kushnir, Vorsitzender des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden, der von einem
'denkwürdigen Tag' spricht. Nach seinen Kenntnissen ist der Frankfurter jüdische Friedhof nicht nur der erste, der seit dem Holocaust in Brandenburg errichtet wurde – er ist auch ein Novum in Ostdeutschland. Kushnir erinnert in seiner Ansprache auch an die Ankunft der ersten jüdischen Einwanderer, die vor rund 20 Jahren aus der früheren Sowjetunion nach Brandenburg kamen.
'Wir haben ein Leben ohne Angriffe und Diskriminierung gesucht und es hier gefunden. Trotz der Geschichte haben wir uns für dieses Land
entschieden', betont er. Kushnir hofft künftig auf noch mehr Verständnis für seine Religion.
Auch die Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos) nennt die bisherige Situation für jüdische Begräbnisse in der Stadt
'höchst unbefriedigend'. Nunmehr werde eine große Lücke geschlossen. Einen Großteil der Kosten in Höhe von 250 000 Euro für den Ankauf der Fläche sowie die Umgestaltung hat das Land übernommen. Derzeit gibt es Kunst zufolge neun jüdische Gemeinden mit rund 1500 Mitgliedern in Brandenburg. Allerdings existierten 60 verwaiste jüdische Friedhöfe im Land. Es sei wichtig, dass sich Schüler- und Jugendgruppen mit diesem Teil der Geschichte beschäftigen. So konnten zahlreiche Friedhöfe wieder in Ordnung gebracht werden.
Als nach der Zeremonie durch den Architekten der Schlüssel übergeben wurde, strahlt
Levytzkyy. 'Wir haben es geschafft. Wir haben jetzt einen Friedhof', sagt der Gemeindevorsitzende. Nekrich hingegen verbindet seine Gebete mit dem Wunsch, dass der Platz so lange wie möglich leer bleibe." |
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Oktober 2011:
Sachbeschädigungen und Schmierereien |
Polizeimitteilung der Polizei Brandenburg
vom 1. November 2011: "Frankfurt (Oder) - Am 31.10.11, gegen 01:00 Uhr, wurden von der Polizei im Bereich des jüdischen Friedhofes am Südring Sachbeschädigungen und Schmierereien festgestellt. So war ein Hinweisschild auf den Friedhof beschädigt und mit undefinierbaren Schriftzügen beschmiert worden. Am Eingangstor waren mehrere Aufkleber mit Schriftzügen angebracht, die auf einen rechtsradikalen Ursprung hindeuten.
Der polizeiliche Staatsschutz der Polizeidirektion Ost hat die Ermittlungen aufgenommen." |
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Januar 2014:
Der alte jüdische Friedhof erhält Denkmalschutz |
Artikel in der "Märkischen
Onlinezeitung" vom 12. Februar 2014: "Denkmalschutz für
jüdischen Friedhof.
Slubice (ahe) Frankfurts alter jüdischer Friedhof steht jetzt unter Denkmalschutz. Das berichtet Slubices ehrenamtlicher Denkmalschützer Roland Semik. Die historische Anlage am Rande der ehemaligen Dammvorstadt, ist demnach in die Denkmalsliste der Wojewodschaft Lubuskie aufgenommen worden..."
Link
zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in
Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und
Thüringen. Projektleitung: Kathrin Wolff. Gesamtredaktion: Cordula Führer.
Berlin 1992. S. 90-91. |
| Michael Brocke/Eckehart Ruthenberg/Kai Uwe Schulenburg:
Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue
Bundesländer/DDR und Berlin). Berlin 1994. S. 341-345.
|
| Eckard Reiß: Kurze Geschichte des jüdischen Friedhofs Frankfurt (Oder),
heute im polnischen Slubice gelegen. Online
zugänglich über transodra-online.net |
|
Magdalena
Abraham-Diefenbach (Hrsg.) / Eckard Reiß (Hrsg.): Makom tov - der
gute Ort: Jüdischer Friedhof Frankfurt (Oder) / Slubice. Vergangenheitsverlag
Berlin 2012. € 12,90. Amazon.
Dazu Artikel in "b2b-deutschland.de" vom 23. März 2012:
"Frankfurts vergessener jüdischer Friedhof östlich der Oder.
Hbbyhistoriker schildert Geschichte der Grabstätte in einem Buch..."
Link
zum Artikel. |
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