Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Unterfranken"
Friesenhausen (Gemeinde
Aidhausen, VG Hofheim in Ufr., Kreis Haßberge)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Friesenhausen bestand im 19. Jahrhundert (nach Schwierz
von etwa 1825 bis etwa 1870/71) eine jüdische Gemeinde.
Nach den Eintragungen des protestantischen Pfarrers (Familienregister unten)
lebten jüdische Familien am Ort mindestens seit 1811.
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden auf insgesamt 14
Matrikelstellen die folgenden jüdischen Haushaltsvorstände (mit neuem
Familiennamen und Erwerbszweig) genannt: Abraham Seligmann Friedländer
(Schnitthandel), Baruch Männlein Reichsapfel (Schlachten und Viehhandel), Jacob
David Nussbaum (Feder- und Lederhandel; 1825 geht die Matrikelstelle an Aron
Wallenberg, Weber), Joseph Seligmann Straus (Schnitthandel), Levi Maennlein
Brückner (Viehhandel und Schlachten), Löw Ber Rosenberg (Unterricht der
Kinder), Mannes Isaac Hessberg (Schnitthandel; diese Stelle ging 1825 an Maier
Silbermann, Wollentuchmacher), Witwe von Margam Löw Silbermann (Schnitt- und
Spezereihandel), Moises Baruch Hamburger (Unterhandel), Beitel Isaac Hessberg
(Schnitthandel), Wolf Jacob Stern (Haut- und Federhandel), Moses Lazarus
Blumenthal, Hermann Hessberg (Rothgerberei). Keine Matrikelstelle wurde Braunla,
der Witwe von Lippmann Rautendorfer eingeräumt, die einen Schutzbrief von 1791
hatte.
Nach der Gemeindebeschreibung von 1839 (siehe unten) lebten damals am Ort
18 jüdische Familien mit zusammen 80 Personen. Von den Haushaltsvorständen
hatten neun einen Handwerksberuf.
An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Schule
(Religionsschule) sowie ein rituelles
Bad (s.u.). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Kleinsteinach beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde
war noch in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. So wird bei der Erstellung der
Matrikelliste als der für den "Unterricht der Kinder" zuständige
Löw Ber Rosenberg genannt, der 1816 einen Schutzbrief erhalten hatte. Keine
Matrikelstelle wurde Schullehrer Marcus Kohn eingeräumt, der einen Schutzbrief
von 1805 hatte und bereits 60 Jahre alt war. Als Lehrer benötigte er keine
Matrikelstelle. Nach der Gemeindebeschreibung von 1839 hatte die jüdische
Gemeinde in diesem Jahr an Auslagen "für Religionsschule und Kultus" (damit auch
für die Besoldung des Lehrers) Auslagen in Höhe von 250 fl.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts sind die jüdischen Familien aus
Friesenhausen sehr schnell abgewandert oder auch ausgewandert. Um 1870/71 wurde
die Gemeinde bereits aufgelöst. Der letzte jüdische Einwohner
Friesenhausens starb 1880.
Berichte
aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Gemeindebeschreibung (1865)
Mitteilung
in "Israelitische Annalen" vom 20. Dezember 1839: "Friesenhausen
desselben Landgerichtsbezirks (sc. Hofheim) 18 Familien, 80 Seelen; 9
Familien nähren sich vom Handwerke. Ihre Ausgaben für Religionsschule und
Kultus betragen fast 250 fl. Durchgängig haben sie 6 fl. Schutzgeld an die
adlige Gutsherrschaft und teils 10, teils 5 fl. an das Rentamt zu zahlen." |
Ergebnis einer Kollekte (1859)
Anmerkung: in den jüdischen Gemeinden wurden für die unterschiedlichsten
Zwecke Gelder gesammelt; die Ergebnisse der Sammlungen wurden in jüdischen
Periodika bekannt gegeben.
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. September 1859: "...
Friesenhausen 1 Thlr. 9 Sgr. 5 Pf.... " |
Persönlichkeiten
Über
David Friesenhausen
|
David
Friesenhausen
(1750 in Friesenhausen
- 1828 in Karlsburg, Siebenbürger): Deutsch-Ungarischer Mathematiker und
Rabbiner aus Friesenhausen, Sohn des Meier Cohen, Schüler der Jeschiwa in
Fürth; beschäftigte sich bis
zu seinem dreißigsten Lebensjahr mit dem Studium des Talmud, bevor er sich
in Berlin den Naturwissenschaften zuwandte. Veröffentlichte auf den
Gebieten der Algebra, Mechanik, Astronomie und Optik, u.a. das hebräische
Handbuch der Algebra und Geometrie Kelil ha-hesbon (Berlin 1796,
siehe Titelblatt links). In seiner
astronomischen Abhandlung Mosedot tevel (Wien 1820) führte er einen Beweis
über das 11. Axiom Euklids. 1796 verließ Friesenhausen Berlin in Richtung
Undorf (Ungarn). 1806 trat er für die Errichtung eines Lehrerseminars in
Undorf ein. Quelle.
Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/David_Friesenhausen
Link zum
Sepher kelil ha-hesbon bei Google-Books (Buch vollständig
online einsehbar) |
Zur Geschichte der
Synagoge
Bei der Synagoge handelt es sich um einen
eingeschossigen Halbwalmdachbau in der Drosselgasse 4.
Das Gebäude ist erhalten. Die Originalfenster waren (Stand: 1988/92) noch erhalten. Unter
dem Dach sind Rundbögen erhalten sowie eine Originaltür im Speicher (mit
Bemalung). An zwei Türen im Obergeschoss finden sich Spuren der Mesusa.
Erhalten ist auch die Mikwe im Keller des Hauses Dalbergstraße 19. Das
Haus selbst ist aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und damit sicher jünger
als die Mikwe. Das Tauchbecken der Mikwe ist im Original erhalten. Es ist ein
steinerner Rundbogen und Treppe vorhanden. An zwei Türpfosten befinden sich
Spuren einer Mesusa.
Adresse/Standort der Synagoge:
Alte Anschriften:
Synagoge Ortsstraße 27; Mikwe Ortsstraße Nr. 62
Neue Anschriften: Synagoge Drosselgasse 4 Mikwe
Dalbergstraße 9
(nach Listen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege zu Friesenhausen - BayernViewer-denkmal)
Informationen in der Liste der Baudenkmäler von Aidhausen:
http://geodaten.bayern.de/denkmal_static_data/externe_denkmalliste/pdf/denkmalliste_merge_674111.pdf
(Seite 3 zur ehemaligen Mikwe Dalbergstraße 9; Seite 4 zur ehemaligen
Synagoge Drosselgasse 4;
zusätzlich eingestellt als pdf-Datei)
An die ehemalige Synagoge erinnert der
"Synagogenweg" (parallel zur Drosselgasse)
Fotos
(Quelle: Schwierz S. 53, Fotos von ca. 1987; Farbfotos sind
Scans aus dem "Denkmalpflegerischen Erhebungsbogen" s. Lit. F 53 und F 54 sowie
F 73)
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Friesenhausen |
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs
(innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus
hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar:
Aus dem bayerischen Friesenhausen ist hier auch eingestellt:
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g351780&page=1&reload=true&sorting=41
Zu Friesenhausen sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,197 Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden von
Friesenhausen: Trauregister 1811 - 1875, Geburtsregister 1812 - 1879,
Sterberegister 1812 - 1880 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3283435
|
links:
Seite aus dem Geburtsregister Friesenhausen - Geburten von 1814 bis 1820.
Die Familiennamen ab 1817 wie Rosenberg, Stern, Blumenthal entsprechen den
in der Matrikelliste von 1817 (siehe oben) genannten Namen. |
Literatur:
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 53. 1992² S. 58. |
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 157-158. |
| Friesenhausen. Gemeinde Aidhausen Lkr. Haßberge.
Denkmalpflegerischer Erhebungsbogen. Erstellt vom Büro für Bauforschung,
Gebäudeinstandsetzung und Denkmalpflege Dr. Matthias Wieser in
Sommerhausen. April 2013. Mit Fotodokumentation. 123 S. Online
zugänglich:
http://www.bauforschung-wieser.de/files/FRIESENHAUSEN-DEB.pdf
(pdf-Datei) |
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|