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Gelsdorf mit
Kalenborn, Lantershofen und Niederdorf
(Gemeinde
Grafschaft, Kreis Ahrweiler)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In den zur heutigen Gemeinde Grafschaft gehörigen Dörfern lebten
Juden über längere Zeit in Gelsdorf, Kalenborn, Lantershofen und
Nierendorf.
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In Nierendorf werden Juden bereits im Mittelalter genannt: 1328
zahlten "Conrait Selichman" und sein Bruder "Jacob" eine
Abgabe von 34 Pfennig an die Burg Landskron. Auch im 16. Jahrhundert werden
Juden am Ort genannt, 1579/80 Jud Joseph, 1580/82 waren es drei Juden
(beziehungsweise jüdische Familien). Im 18. Jahrhundert lebte jeweils nur eine
jüdische Familie am Ort. An Einrichtungen war ein Friedhof vorhanden. Anfang
des 20. Jahrhunderts betrieb die Familie Heinrich Jakob im Haus
Franz-Ellerbrock-Straße 12 eine Gastwirtschaft, eine Kolonialwarenhandlung
und einen Viehhandel. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Haus von
auswärtigen Nationalsozialisten überfallen und demoliert. Die Mitglieder
der Familie Jakob wurden nach der Deportation 1942 ermordet. |
| In Lantershofen wird erstmals 1655 ein
jüdische Einwohner genannt. Im 18. Jahrhundert gab es jeweils zwei Juden /
jüdische Familien in Lantershofen
|
| Auch in Kalenborn lebten im 18. Jahrhundert zwei
jüdische Familien. |
In Gelsdorf wird erstmals 1585 Jud Hirtz genannt. Im 18. Jahrhundert
werden jeweils bis zu drei jüdische Familien am Ort gezählt. Die 1723
genannten beiden Juden Hirtz und Levi waren Händler und Metzger.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 lebten in den vier Dörfern Gelsdorf, Kakenborn, Lantershofen
und Nierendorf zusammen fünf jüdische Familien mit insgesamt 39 Personen (1,13
% der Gesamtbevölkerung dieser Orte). 1857 wurde mit 57 jüdischen Einwohnern
ein Höchststand erreicht. Danach ging die Zahl durch Aus- und Abwanderung
zurück. In Lantershofen verließ mit der Familie Metzger bereits 1883 die
letzte jüdische Familie den Ort.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Ob zur Besorgung religiöser Aufgaben der jüdischen Gemeinde zeitweise ein Lehrer angestellt war, ist nicht bekannt. Vermutlich hat zu allen
Zeit ein Lehrer einer Nachbargemeinde den Religionsunterricht der wenigen jüdischen
Kinder übernommen.
Um 1924 lebten noch 15 jüdische Personen in Gelsdorf. Im "Handbuch der
jüdischen Gemeindeverwaltung" von 1924 ist Gelsdorf bereits als aufgelöste
Gemeinde markiert.
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (1933: ca. 12 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen
beziehungsweise ausgewandert.
Von den in Gelsdorf geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Thekla (Irene) Baer geb. Vos
(1878), Friedrich (Fritz) Cremer (1894), Henriette Cremer (1895), Jeanette
Cremer (1867), Jetta Gottschalk
geb. Vos (1864), Albert Kremer (1903), Elsa (Else) Kremer geb. Marx (1909), Karolina Salomons geb. Cremer (1899), Seligman Salomon
(1848), Isaak Vos (Voos, Voss, 1863), Carolina Wolff (1875).
Anmerkung: auffallend sind in den Listen (aber auch in den Presseartikeln unten)
die unterschiedlichen Schreibweisen von Vos, Voos, Vohs und Voss sowie von Cremer und
Kremer. Diesem konnte nicht weiter nachgegangen
werden.
Aus Nierendorf sind umgekommen: Emilie Jakob geb. Gottschalk (1891),
Heinrich Jakob (1878), Leo Jakob (1927), Siegfried Jakob (1920), Walter Jakob
(1923).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte zu einzelnen Personen
aus der Gemeinde
Zur Goldenen Hochzeit von Jacob Vos und Sara geb.
Meier (1893)
Anmerkung: unter den Opfern der NS-Zeit ist Jetta Gottschalk geb.
Vos (s.o., geb. 1864), eine Tochter von Jakob Vos und Sara geb. Meier.
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in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober 1893: "Am
9. November feiern die Eheleute Vos in Gelsdorf das seltene Fest der
goldenen Hochzeit. Da denselben vor einiger Zeit ihre einzige Stützte
durch den Tod entrissen wurde und das Jubelpaar in sehr dürftigen
Verhältnissen lebt, wäre wohltätigen Menschen die beste Gelegenheit
geboten, durch Unterstützung der sehr getagten Eheleuten ihre letzten
Lebensjahre der bitteren Not zu entheben. Sendungen nimmt entgegen der
Vorsteher der israelitischen Gemeinde in Meckenheim". |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. November 1893:
"Gelsdorf (Rheinland). Am nächsten Donnerstag, 9. November feiern
die hierselbst wohnenden Eheleute Jacob Vos und Frau Sarah geborene Meier
das schöne und seltene Fest der goldenen Hochzeit. An demselben Tage
begeht Herr Vos sein 50jähriger Jubiläum als Vorsteher der
israelitischen Gemeinde, gewiss ein seltenes Ereignis, das nur wenigen
Sterblichen vergönnt ist." |
Zur diamantenen Hochzeit von Jacob Vos und Sara geb. Maier (1903)
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Artikel in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 2. November 1903 und im "Frankfurter
Israelitischen Familienblatt" vom 6. November 1903: "Gelsdorf (Kreis
Ahrweiler): Hierselbst feiern am 8. November dieses Jahres die Jacob
Vos'schen Eheleute das seltene Fest der diamantenen Hochzeit. Die Jubilare
sind noch recht rüstig, leben aber in dürftigen Verhältnissen und
verloren noch vor einigen Jahren ihren einzigen Ernährer, die Stütze
ihres Alters."
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Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst hatte die jüdische Gemeinde einen Betsaal in
einem Privathaus; vor Einrichtung einer Synagoge im Schloss befand er sich im Haus der Witwe
von Lazarus Vos.
Im Frühjahr 1861 konnte die jüdische Gemeinde den mittleren Gebäudeteil der
linksseitigen "Vorburg" des Schlosses in Gelsdorf erwerben und baute
diesen zu einer Synagoge um. Damals gehörten zum Synagogenverband Gelsdorf 26
Juden als Gelsdorf und 14 aus Altendorf (heute: Stadt Meckenheim,
Nordrhein-Westfalen). Am 13. Juni 1862 konnte die
Synagoge in der "Vorburg" mit einer großen Feier eingeweiht werden.
Nachdem in den folgenden Jahrzehnten die Zahl der jüdischen Einwohner in
Gelsdorf stark zurückging, konnten bereits in der Zeit nach dem Ersten
Weltkrieg keine regelmäßigen Gottesdienst mehr abgehalten werden. Die Synagoge
wurde nicht mehr genutzt und zerfiel.
Beim Novemberpogrom 1938 blieb der nicht mehr genutzte Betraum im
Schloss von der Zerstörung bewahrt. 1939 kaufte der Maurer Peter Riegel die
ehemalige Synagoge und baute
sie zu einer Wohnung um. Den Bereich des früheren Synagogenraumes erkennt man
noch an den beiden zugemauerten spitzbogigen Fenstern auf der Hofseite.
Adresse/Standort der Synagoge: Schloss Gelsdorf
Fotos
Im mittleren Gebäudeteil der
linksseitigen "Vorburg" wurde 1861
eine Synagoge eingerichtet |
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Blick auf die "Vorburg"
des
Schlosses Gelsdorf
(Foto: Hahn, Aufnahmedatum:
30.8.2007) |
Spuren von zugemauerten
spitzbogige Fenstern an der Stelle des früheren Synagogenraumes
Foto: aus AW-Wiki siehe unter Links |
Links und Literatur
Links:
Quellen/Dokumente
Hinweis auf Dokumente der
Kreisverwaltung Ahrweiler von 1987. Am 27. Juli 1987 gab die Kreisverwaltung
Ahrweiler dem Internationalen Suchdienst in Arolsen Auskünfte über das
Schicksal der jüdischen Opfer der NS-Zeit. Die Dokumente sind eingestellt (pdf-Dateien).
Es empfiehlt sich, diese Angaben zu vergleichen mit den gegebenenfalls
aktuelleren Angaben in den
Listen des
Bundesarchives Berlin.
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-
Schreiben der
Kreisverwaltung mit Nennung von drei Personen aus Sinzig, je einer Person
aus Heimersheim und Remagen sowie zwei Personen aus Dernau, über deren
weiteres Schicksal der Kreisverwaltung keine schriftlichen Informationen
vorlagen; weiteres Schreiben betreffs dem früheren Schüler am Gymnasium
in Ahrweiler Erich Hertz (Anmerkung: die genannten Personen werden außer
den beiden Personen aus Dernau im Gedenkbuch des Bundesarchives genannt).
- Anlage von
Anfang 1942: "Aufstellung über die noch hier karteimäßig genannten Juden im
Kreise Ahrweiler". Genannt werden 160 Personen (mit Geburtsdatum,
Geburtsort und derzeitiger Adresse), die damals in Adenau, Ahrweiler, Bad
Neuenahr, Dernau, Gelsdorf, Heimersheim, Königsfeld, Niederbreisig,
Niedermendig, Niederzissen, Nierendorf, Oberzissen, Remagen, Sinzig wohnten.
- Eine vom Kreisarchiv Ahrweiler
1987
zusammengestellte Liste "Opfer des Holocaust" mit Nennung von
Personen aus Adenau, Ahrweiler, Bodendorf, Brohl, Burgbrohl, Dedenbach,
Dernau, Galenberg (sc. falsch für Hallenberg), Gelsdorf,
Heimersheim, Kempenich, Königsfeld, Löhndorf, Neuenahr, Niederbreisig,
Niederzissen, Oberzissen, Oberbreisig, Oberwinter, Remagen, Sinzig, Wehr,
Westum (Namen jeweils aufgeteilt auf Geburtsort und Wohnort). Zusätzlich
eine Liste über die auf dem jüdischen Friedhof in Niederzissen genannten
"Opfer des Holocaust", |
Literatur:
n.e.
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