Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Goldbach (Marktgemeinde, Kreis Aschaffenburg)
mit Hösbach (Marktgemeinde, Kreis Aschaffenburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

     
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
    
In Goldbach lebten möglicherweise bereits im 14. Jahrhundert einzelne jüdische Personen. Zur Gründung einer jüdischen Gemeinde kam es jedoch erst im 18. Jahrhundert. 1789 gab es vier jüdische Haushaltungen, 1803 waren sechs jüdische Familien am Ort. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner in Goldbach wie folgt: 1814/15 56 Personen (6,3 % von insgesamt 887 Einwohnern), 1867 54 (4,0 % von 1.348), 1890 72 (4,3 % von 1.668), 1900 68 (3,4 % von 2.009), 1910 65 (2,6 % von 2.532).  
  
Zur jüdischen Gemeinde Goldbach gehörten vermutlich seit Anfang des 19. Jahrhunderts auch die im benachbarten
Hösbach lebenden jüdischen Einwohner. Hier war im 18. Jahrhundert (erste Nennung jüdischer Einwohner 1774) eine kleine jüdische Gemeinde entstanden, die 1794 acht Haushaltungen umfasste. 1803 wurden noch drei jüdische Familien gezählt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert, als die Hösbacher Juden gemeinsam mit denen in Goldbach die Jüdische Kultusgemeinde Goldbach-Hösbach bildeten, entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner in Hösbach wie folgt: 1867 23 jüdische Einwohner (1,5 % von insgesamt 1.448), 1880 33 (1,9 % von 1.709), 1890 21 (1,1 % von 1.828), 1900 42 (1,8 % von 2.319), 1910 44 (1,6 % von 2.743), 1925 12 (0,4 % von 3.102).  
   
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Goldbach auf insgesamt 13 Matrikelstellen (einschließlich der Nachträge bis 1825) die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Salomon Löw Bauer (Viehhandel und Schlachten), Isac Samson Oppenheimer jun. (wird von seinen Kindern ernährt), Rafael Loew Bauer (Viehhandel und Schlachten), Götz Leser Strauß (Krämerei und Viehhandel), Jessel Rafael Reis (Viehhandel), David Levi Loeben (Krämerei und Schlachten), David Baer Sohlinger (Mäkler), Samson Isac Oppenheimer (Viehschlachten und Makler), Löw Isac Oppenheimer (Metzgerei und Viehhandel, seit 1817), Abraham Loew Loeben (Metzgerei und Viehhandel, seit 1819), Salomon Loewen (Spezereihandel, seit 1823), Jacob Strauß (Eisenhandel, seit 1825). In Hösbach werden auf 4 Matrikelstellen genannt: Don Levi Loebenthal (Viehhandel), Moses Levi Loebenthal (Makler), David Herz Loebenthal (Makler und Schlachter), Witwe von Herz Levi.       
    
An Einrichtungen waren außer der Synagoge (s.u.) eine jüdische Schule und ein rituelles Bad vorhanden. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Aschaffenburg. An Vereinen gab es einen Wohlfahrtsverein und eine 1719 gegründete Heilige Bruderschaft (Chewra Kadischa, 1925 noch 14 Mitglieder). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof bei Aschaffenburg-Schweinheim beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war. Von 1859 bis zum seinem Tod 1907 wirkte Lehrer Herz Grünebaum (siehe Grabstein unten); bis 1920 war Lehrer Gustav Erlebacher in der Gemeinde tätig. Spätestens Mitte der 1920er-Jahren war kein eigener Religionslehrer mehr in Goldbach. Die Aufgaben wurden vom Lehrer aus Aschaffenburg übernommen. 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: aus Goldbach Felix Rothschild (geb. 10.7.1882 in Goldbach, vor 1914 in Aschaffenburg wohnhaft, gef. 2.7.1916), Gefreiter Richard Solinger (geb. 11.11.1887 in Goldbach, vor 1914 in Aschaffenburg wohnhaft, gef. 10.1.1920), Vizefeldwebel Simon Solinger (geb. 20.4.1888 in Goldbach, vor 1914 in Aschaffenburg wohnhaft, gef. 10.1.1920), und Max Rothschild (geb. 8.7.1895 in Goldbach, gef. 26.9.1916); die Namen von Felix und Max Rothschild stehen auf dem Kriegerdenkmal an der Seite der St.-Nikolaus-Kirche an der Hauptstraße in der Dorfmitte; aus Hösbach fiel Arthur Löwenthal (geb. 7.9.1897 in Hösbach, gef. 11.10.1916). Seine Name steht auf dem Kriegerdenkmal neben dem Haupteingang der katholischen Pfarrkirche in der Hauptstraße.  
  
Um 1925 hatte die jüdische Gemeinde noch 40 Gemeindeglieder, dazu kamen 20 aus Hösbach (1932 37 aus Goldbach, 14 aus Hösbach). Den Synagogenvorstand bildeten damals Gustav Löb und Siegfried Hirsch.  1932 ist als Gemeindevorsteher Josef Brandstädter angegeben. Im Schuljahr 1931/32 erhielten hier noch drei Kinder durch den Aschaffenburger Lehrer Religionsunterricht.  Anfang der 1930er-Jahren waren unter den jüdischen Gemeindegliedern fünf Kaufleute, fünf Viehhändler, zwei Handwerker, ein Lehrling, ein Beamter, ein Lehrer und eine Hausangestellte.   
        
1933 lebten noch 38 jüdische Personen in Goldbach, 15 in Hösbach. Im März 1935 wurden in einigen jüdischen Häusern in Goldbach die Fenster eingeschlagen. In den folgenden Jahren verzogen mehrere der jüdischen Einwohner in andere Orte oder wanderten aus. 1939 wurden in Goldbach noch 22 jüdische Einwohner gezählt (in Hösbach 5), im Februar 1942 noch 24 (in Hösbach 5). Von diesen letzten jüdischen Einwohner wurden 16 am 23. April mit der Reichsbahn nach Würzburg verbracht und von dort am 25. April 1942 über Würzburg nach Izbica deportiert (Angehörige der Familien Josef Oppenheimer, Bernhard Oppenheimer, Löwenthal und Rothschild; aus Hösbach fünf Personen, aus Groß-Ostheim eine Person) und ermordet. Weitere sechs wurden im September 1942 nach Theresienstadt deportiert (Familie Regenstein). 
     
Von den in Goldbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Emanuel Heinrich Anger (1898), Martha Anger geb. Stern (1898), Sophie Berney geb. Rothschild (1874), Therese Bohm geb. Solinger (1877), Daniel Brandstädter (), Heinz Brandstädter (1921), Jakob Brandstädter (1897), Josef Brandstädter (1923), Lore Dina Brandstädter (1929), Mina Brandstädter geb. Rothschild (1895), Hermann Erlebacher (1913), Rosa Friedmann geb. Oppenheimer (1874), Lazarus Goldstein (1855), David Hirsch (1872), Fanny Hirsch geb. Untermayer (1872), Hermann Hirsch (1868), Rosa Hirsch geb. Gärtner (1879),  Abraham Löb (1885), Emma Löb (1891), Selma Löb (1886), Simon Löb (1888), Berta Löwenthal (1900), Karoline Löwenthal geb. Samfeld (1877), Ludwig Löwenthal (1906, zuletzt im KZ Hailfingen, wo er umgekommen ist), Julie Maier geb. Löb (1861), Bernhard Oppenheimer (1890), Erna Oppenheimer (1920), Frieda Oppenheimer geb. Gernsheimer (1900), Josef Oppenheimer (1885), Renate Oppenheimer (1928), Walter Oppenheimer (1917), Ilse Regenstein (1929), Moritz Regenstein (1898), Rosa Regenstein geb. Oppenheimer (1899), Babette Rothschild (1897), David Rothschild (1887), Josef Rothschild (1899), Paula Rothschild (1897), Josef Solinger (1883), Max Solinger (1879), Siegfried Solinger (1884), Regina Stern geb. Oppenheimer (1889).  
   
Von den in Hösbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Berta Baumann geb. Löwenthal (1894), Cäcilie Braunschweiger geb. Löwenthal (1897), Selma Cahn geb. Löwenthal (1901), Bertel (Bella) Kahn geb. Löwenthal (1893), Vanny (Nanni) Katz geb. Löwenthal (1890), Franziska Lederer geb. Katz (1872), Adolf Löwenthal (1891), Benno Löwenthal (1927), Emil Löwenthal (1896), Ferdinand Löwenthal (1866), Harry Bernhard Löwenthal (1938), Heinrich Löwenthal (1894), Josef Löwenthal (1904), Julius Löwenthal (1896), Leo Löwenthal (1893), Leopold Löwenthal (1863), Ludwig Löwenthal (1896), Paula Löwenthal geb. Lederer (1897), Steffi Löwenthal (1931), Walter Löwenthal (1926), Else Metzger (1894), Recha Weichsel geb. Löwenthal (1893), Minna Wertheim geb. Löwenthal (1894).   
      
Nach 1945 kehrte nur eine jüdische Frau nach Goldbach zurück.  
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Erinnerung an den jüdischen Lehrer Herz Grünebaum (gest. 1907) 

Schweinheim Friedhof 114.jpg (68538 Byte)

Schweinheim Friedhof 113.jpg (86138 Byte)

Links: Grabstein für Lehrer Grünebaum im jüdischen Friedhof Schweinheim 
bei Aschaffenburg
mit der Aufschrift: "Hier ruht in Frieden Herz Grünebaum, 
gest. 2. April 1907 im Alter von 75 Jahren in Goldbach, wo er 48 Jahre als Lehrer wirkte"

    
    
Ausschreibung der Religionslehrer- Kantor- und Schächterstelle 1907 
Die Ausschreibung war nach dem Tod von Lehrer Grünebaum notwendig geworden; Grünebaum war 48 Jahre in Goldbach als Lehrer, Kantor und Schächter tätig.

Goldbach Israelit 09051907.jpg (41417 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Mai 1907: "Die Religionslehrer-, Kantor- und Schächterstelle in Goldbach-Hösbach ist gleich oder später zu besetzen. Fixum 600 Mark, garantiertes Nebeneinkommen 400 Mark nebst freier Wohnung und Aussicht auf spätere Gehaltserhöhung. 
Goldbach bei Aschaffenburg. Der Kultusvorstand: Moritz Oppenheimer."

   
   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben 
Ergebnis einer Spendensammlung (1868)   
Derartige Veröffentlichungen von Spendensammlungen für bestimmte Zwecke finden sich über mehrere Jahrzehnte häufig in der Zeitschrift "Der Israelit".

Goldbach Israelit 06051868.jpg (42372 Byte)Aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Mai 1868: "Durch Herz Grünebaum, Lehrer in Goldbach: Samuel Löb in Goldbach 1 Gulden, Feist Solinger und Sohn 42 Kreuzer, Salomon Oppenheimer 12 kr., Raphael Oppenheimer Witwe 1 fl., Löb Bauer 12 kr., Bär Hirsch 1 fl 45 kr., Löb Löwenthal in Hösbach 1 fl. 10 kr., Daniel Löwenthal 30 kr., Joseph Löwenthal 2.30 kr., Herz Löwenthal 1.30 kr. Zusammen 7 fl 31 kr., wovon die Hälfte für Ostpreußen bestimmt ist."   

  
Gründung einer Ortsgruppe des "Verbandes der Sabbatfreunde" (1908) 

Goldbach Israelit 19031908.jpg (33737 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1908: "Goldbach, 16. März (1908). Nach einer zündenden Rede des Herrn Louis Kahn aus Frankfurt am Main wurde in unserer Gemeinde eine Ortsgruppe des 'Verbandes der Sabbatfreunde' gegründet. Auch sämtliche Mitglieder der benachbarten Gemeinde Hösbach traten dem Vereine bei."   

     
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zur Wahl von Louis Löb als Bevollmächtigter der bürgerlichen Gemeinde (1881)

Goldbach Israelit 07121881.jpg (53751 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Dezember 1881: "Goldbach bei Aschaffenburg, 18. November (1881). Bei der vorgestrigen Gemeindewahl wurde der seitherige Bürgermeister einstimmig wieder gewählt. Dagegen sind sämtliche Gemeindebevollmächtigte bei der Wahl unterlegen und durch neue Mitglieder ersetzt worden. Bemerkenswert dürfte es sein, dass sich unter denselben auch ein Israelit, nämlich Herr Louis Löb, befindet, der von 142 Wahlstimmberechtigten 85 Stimmen erhielt." 

 
Abschied von Gemeindevorsteher Louis Löb (1901) und Neuwahl von Moritz Oppenheimer 

Goldbach Israelit 07011901.jpg (40385 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Januar 1901: "Goldbach bei Aschaffenburg. Nach 35-jährigem, segensreichen Wirken trat Herr Louis Löb, Mitglied der hiesigen Gemeindeverwaltung, von seinem Amt als Vorsteher der Kultusgemeinde zurück, nachdem er bereits seit Jahresfrist sich vom Geschäft zurückgezogen. Als Nachfolge wurde einstimmig Herr Moritz Oppenheimer gewählt." 

 
Zum Tod von Dina Löwenthal (1909)

Goldbach Israelit 23121909.jpg (40449 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1909: "Goldbach, 7. Dezember (1909). Am letzten Erew Schabbat (Freitag) haben wir eine wahre tüchtige Frau, Frau Dina Löwenthal, zur letzten Ruhe bestattet. Die große Beteiligung seitens der Bevölkerung zeugte von ihrer allseitigen Beliebtheit. Im Alter von nur 37 Jahren musste sie ihre segensreiche Lebensbahn beschließen, betrauert auch von Armen und Obdachlosen, die bei ihr stets gastliche Aufnahme fanden. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

    
Über den Unfalltod von Wolf Oppenheimer (1910)  
(recherchiert und mitgeteilt von Walter Gößwein, Goldbach, 2008)  

Im jüdischen Friedhof von Aschaffenburg - Schweinheim befindet sich das Grab von Wolf Oppenheimer aus Goldbach (nach dem Eingang in der 6. Reihe rechts); auf dem Grabstein ist vermerkt: "verunglückte in tragischer Weise am 29.09.1910". Wolf Oppenheimer war als Viehhändler tätig; er ist 1857 geboren und war seit 1884 mit Fanny geb. Arnstein von Pflaumheim verheiratet, mit der er fünf Kinder hatte.  
Zu dem tragischen Unfalltod findet sich in der Aschaffenburger Zeitung vom 30. September1910 Nr. 490 folgender Bericht: Goldbach, 29. Sept. Der Unterhändler Wolf Oppenheimer von hier wollte am Mittwochabend gegen 10 Uhr mit seinem Sohne noch nach Hösbach. Unterwegs wurden beide von einem Radfahrer, der ohne Laterne fuhr, angefahren und Oppenheimer sen. in den Straßengraben geworfen, wobei er eine schwere Gehirnerschütterung erlitt und lange bewusstlos darniederlag. Der leichtsinnige Fahrer ist erkannt. Der betroffenen Familie wird allgemeine Teilnahme entgegengebracht. 
Anzeige in der Aschaffenburger Zeitung vom 5. Oktober 1910: gestorben 3. Okt. Qppenheimer, Wolf, Unterhändler hier 53 Jahre 
Aschaffenburger Zeitung vom 30. Oktober 1910 Nr. 602 Abend-Ausgabe: "Fahrlässige Tötung Am 28. September, abends kurz nach 9 Uhr, fuhr der ledige Schreinergeselle Richard Heinrich von hier mit seinem Fahrrad von Hösbach in der Richtung nach Goldbach und passierte ihm das Unglück, in der Nähe des dortigen elektrischen Werkes den ihm mit seinem Sohne entgegenkommenden Wolf Oppenheimer anzufahren, dass dieser zu Boden stürzte und schwere Kopfverletzungen erlitt, an deren Folgen er am 3. Oktober, ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben, in der hiesigen Klinik starb. Die Anklage legt Heinrich zur Last, dass er durch übermäßig rasches Fahren auf dem Fußsteig und schlechter Beleuchtung seines Rades das Unglück und dadurch den Tod des Oppenheimer veranlasst habe. Der Angeklagte, der als ein ruhiger, besonnener junger Mann geschildert wird, von dem nicht anzunehmen sei, dass er zu rasch gefahren sei, behauptet, er sei 25 - 30 Zentimeter von der Fußbank entfernt in mäßigem Tempo gefahren, die Radlaterne habe sehr hell gebrannt, aber in der stockfinsteren Nacht habe er nur einen Ausblick von drei Metern gehabt. Es sei ihm unbegreiflich, wie das Unglück passiert sei, Oppenheimer müsse in sein Rad gelaufen sein. Joseph Oppenheimer, der seinen Vater begleitete, deponiert, sein Vater sei rechts neben ihm auf der Fußbank gegangen, in der Ferne habe er ein Licht gesehen, das er aber als das eines stehenden Fuhrwerkes gehalten habe, den Radfahrer habe er erst in dem Augenblick beobachtet, als sein Vater gestürzt sei. Die übrigen Zeugen sagten wesentlich zugunsten des Angeklagten aus. Der Gerichtsarzt erklärt, daß der Tod des O. infolge Gehirnhautentzündung, veranlasst durch die schweren Verletzungen, erfolgt sei. Das Urteil lautete auf 1 Monat Gefängnis. Der Staatsanwalt hatte 4 Monate, der Verteidiger
Freispruch, bzw. geringe Strafe beantragt." 

   
Zum Tod von Bonnette Grünebaum (1911), Frau des langjährigen Lehrers und Kantors Grünebaum  

Goldbach Israelit 30031911.jpg (38393 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. März 1911: "Goldbach (Unterfranken), 28. März. Nach längerem mit Geduld ertragenen Leiden verschied hier die allgemein beliebte Frau Bonnette Grünebaum im Alter von 76 Jahren. Sie folgte ihrem vor 4 Jahren dahingegangenen Gatten, der 48 Jahre in unserer Gemeinde als Lehrer und Kantor wirkte, und dem sie helfend und beratend treu zur Seite gestanden. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

  
Zum Tod von Gutel Rothschild (1911)  

Goldbach Israelit 14091911.jpg (31616 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1911: "Goldbach-Hösbach, 11. September (1911). Die älteste Frau unserer Gemeinde haben wir unter zahlreicher Beteiligung am Mittwoch, den 13. Elul, zur ewigen Ruhe getragen. Frau Gutel Rotschild, eine von wahrer Frömmigkeit beseelte Frau, hat das schöne Alter von 84 Jahren erreicht. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

   
Zum Tod von Joseph Löwenthal (1920)  

Goldbach Israelit 12081920.jpg (95405 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. August 1920: "Goldbach-Hösbach. 1. August (1920). Einen unersetzlichen Verlust erlitt unsere Gemeinde durch das plötzliche Hinscheiden des Herrn Joseph Löwenthal. Überall, wo es galt, eine jüdische Pflicht zu erfüllen, wirkte er in erster Linie beispielgebend. Die zahlreiche Beteiligung an der Beerdigung zeigte, welche große Beliebtheit der Verblichene in allen Kreisen der näheren und weiteren Umgebung genoss. An der Bahre schilderte Herr Lehrer Erlebacher u.a. auch seine großen Verdienste, die er sich in kurzer Zeit als Vorstand der Chewra und Kultusvorsteher erwarb, indem er energisch für die Erhaltung und Förderung der Gemeindeeinrichtungen eintrat. Sein Gottvertrauen hielt ihn auch aufrecht, als er einen hoffnungsvollen Sohn im Kriege verlor. Möge Gott die Trauernden trösten und unsere in den letzten Jahren so schwer heimgesuchte Gemeinde vor weiteren herben Verlusten bewahren. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

   
Zum Tod von Josef Rothschild (1921) 

Goldbach Israelit 06101921.jpg (48375 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Oktober 1921: "Goldbach (Unterfranken), 29. September (1921). Ein selten großen Ehrengeleite folgte am letzten Sonntag der Bahre des hier verstorbenen Kaufmanns Josef Rothschild bis zum entlegenen Friedhof, ein Beweis, welcher Beliebtheit und Achtung sich der Verstorbene in allen Kreisen der Bevölkerung erfreute. Er war stets der erste im Gotteshaus, wo er auch aushilfsweise als ehrenamtlicher Vorbeter die Gebete in schönster Weise vortrug. Möge sein Vorbild uns voranleuchten, dass mit dem Beginn des neuen Jahres, unsere Gemeinde zu neuer Blüte kommt. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

     
Über Fredi Schönfeld (geb. 1923 in Goldbach, gest. in Mineola 2006) 
Anmerkung (für den Hinweis Dank an Matthias Staab in Goldbach): Fredi Schönfeld verließ Goldbach mit seinen Eltern - Heinrich und Rose Schönfeld - 1938. Er kam zuerst als amerikanischer Soldat, später als regelmäßiger Besucher mit seiner zweiten Frau nach Goldbach. Dabei nahm in den Wochen seines Aufenthaltes am "Dorfleben" teil, fand alte und neue Freunde (und auch einige alte, damals weniger freundliche Bekannte wieder), betete bei den Gedenkfeiern anlässlich des Novemberpogroms das Kaddisch. Er wurde später Ehrenbürger von Goldbach. Er starb 2006 in den USA, wo er im Staat New York lebte.

Presseartikel in "Mineola American" (Quelle): Fredi Schoenfeld, born in pre-Hitler Germany in 1923, died in Mineola on April 30, 2006. Mr. Schoenfeld, with his parents, Heinrich and Rose Schoenfeld, left Goldbach at the urging of a local Nazi official in 1938. Fredi's father had attended public school with this man. The official warned his friend to take his wife and son out of Germany within 48 hours. The official even knew that the Schoenfeld family had booked passage on a transatlantic ocean liner at the end of the month. This was approximately three weeks before Kristallnacht. Leaving Germany, traveling through France, the Schoenfeld family arrived in Southampton, England to meet the same ship for passage to America. Their Christian neighbors out of friendship had packed their household goods and saw to their delivery to the dock in Germany. The family settled in the Flatbush section of Brooklyn. In 1943, Fred returned to Europe courtesy of a troopship and the US Army. Fred spent a year in England translating German documents for the British and American armed forces, before fighting in France and Germany. Fred returned to the village of his birth before the war officially ended. Having seen Dachau shortly after it was liberated, Fred returned to America and did not speak German for 50 years. His first wife, Susan Prager, had left Germany at the age of 9 and willingly entered into this agreement. Fred and Susan raised two daughters, Linda Hodes and Terri Swartz in New Hyde Park. In those years, Fred manufactured children's dresses that his wife designed. The name of their company was Trudi Little Dresses. 
In 1995, Fred, now widowed, married Carol Bella. At the suggestion of the Jewish cantor and the Catholic deacon who had married them, Fred and Carol went to Germany. Planning to stay but one day in his home village, Fredi reestablished and formed new relationships in his hometown. Each year he would return to place a wreath on the Jewish Memorial during the Kristallnacht ceremonies in his village. Fred would lecture at the schools in Goldbach and a neighboring village, speaking on what it was like to grow up as a Jewish boy in Nazi Germany. Fredi Schoenfeld was honored by the people of Goldbach. He was named Ehrenburger, this would translate to "Honored Citizen." He was one of two chosen for this honor in the last 100 years. Fred would joke that he was the only Judishche (Jewish) one ever. In addition to his wife and two daughters, Fred leaves his son-in-law, Robert Swartz, and Carol's three children, Vitina Bella Buttino (Nicholas), Thomas James Bella (Jennifer) and Christine Bella McKenna (Thomas) and four grandchildren, Jonathan and Katie Swartz and Peter and Samuel Bella. 

 
 
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen  
Anzeige von Ferdinand Löwenthal in Hösbach (1915)   

Hoesbach Israelit 25021915.jpg (32797 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar 1915: 
"Junger, kräftiger Mann, der 18 Jahre alt ist und schon 3 3/4 Jahre in der Bäckerei tätig war, sucht sofort Stelle. 
Ferdinand Löwenthal
 
Hösbach (Unterfranken)."

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge           
    
In Goldbach war zunächst vermutlich ein Betsaal vorhanden. Zu vermuten ist auf Grund der Zahl der jüdischen Familien in Hösbach im 18. Jahrhundert (1794 acht Haushaltungen), dass dort Ende des 18. Jahrhunderts auch ein Betsaal eingerichtet war. 

1818
wurde in Goldbach eine Synagoge erbaut, die nun auch von den in Hösbach lebenden Juden besucht wurde. Aus dem Jahr der Einweihung 1818 war bis zuletzt ein Toraschreinvorhang vorhanden. 
 
Beim Novemberpogrom 1938 wurde der Innenraum der Synagoge und mehrere jüdische Wohnungen verwüstet. Die Ritualien der Synagoge konnten gerettet werden, weil sie in einer Privatwohnung versteckt waren. Das Synagogengebäude wurde an einen Dorfbewohner verkauft, später abgebrochen. Das Synagogengrundstück wurde mit Wohnhäusern neu gebaut. Gegenüber, auf einem heutigen Parkplatz / Parkanlage befindet sich seit 1987 eine Gedenkstätte mit weißem Gedenkstein und der Abbildung einer Menora mit dem Text: "Überwindet das Böse mit dem Guten. Zum Gedenken an die jüdischen Mitbürger unserer Gemeinde und die am 9. November 1938 zerstörte Synagoge".   
2008 erfolgte eine Neugestaltung der Gedenkstätte. Dabei wurden zusätzliche Gedenksteine mit den Namen der aus Goldbach deportierten jüdischen Personen aufgestellt
.   
    
    
Adresse/Standort der Synagoge:  auf dem Grundstück Sachsenhausen 4-6 (früher: An der Ortsstraße; hier heute Wohnhäuser). 
   
   
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 24.07.2005)  

Historische Fotos sind nicht bekannt, Hinweise bitte an den Webmaster von Alemannia Judaica: Adresse auf der Eingangsseite.
Skizze der Goldbacher Synagoge
(Quelle: siehe Presseartikel unten)
Goldbach Synagoge 140.jpg (87942 Byte) 
   Nach den Angaben von Fredi Schönfeld wurde die obige Skizze erstellt 
(siehe Artikel unten): rechts sind die Fenster des Betsaales und der kleine Vorbau (Apsis) 
im Bereich des Toraschreines zu sehen  
     
Die Gedenkstätte für die 
ehemalige Synagoge in Goldbach
Goldbach AB Synagoge 010.jpg (65266 Byte) Goldbach AB Synagoge 011.jpg (84549 Byte)
  Die seit 1987 bestehende Gedenkstätte gegenüber dem früheren Standort der Synagoge.
     
Die 2008 neu gestaltete Gedenkstätte mit den Namen der aus Goldbach 
deportierten jüdischen Personen
   
(Foto: Walter Gößwein, Goldbach) 
 
Goldbach Synagoge 180.jpg (124632 Byte) Goldbach Synagoge 181.jpg (81707 Byte) Goldbach Synagoge 182.jpg (77324 Byte)

Die ergänzten Steine mit den Namen der deportierten jüdischen Personen aus Goldbach wurden im Rahmen einer Gedenkfeier am 9. November 2008 der Öffentlichkeit vorgestellt. An der Gedenkfeier nahmen etwa 150 Personen teil. 

  

     
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 
Berichte über die Besuche von Fredy Schönfeld in Goldbach (1997/2000)    
(Artikel erhalten von Joachim Braun, Würzburg) 

Goldbach PA 20011.jpg (200130 Byte)Artikel im "Main-Echo" (Ausgabe Aschaffenburg) vom 21. August 1997: "Jüdischer Emigrant besucht Geburtsort - Fredy Schönfeld in Goldbach - Als 14-jähriger mit den Eltern in die USA ausgewandert.  
Goldbach. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts lebten jüdische Familien in Goldbach. Seit einigen Tagen ist Fredy Schönfeld zurück. Er besucht zusammen mit seiner Frau die alte Heimat. Das letzte Mal hatte er kurz nach dem Krieg als Offizier der US-Army seinen Geburtsort Goldbach wiedergesehen. Schönfeld hatte mit seinen Eltern noch vor den Novemberausschreitungen 1938 Goldbach verlassen..."  Zum weiteren Lesen bitte Artikel anklicken.  
  
Goldbach PA 20010.jpg (249657 Byte)Artikel von Melanie Pollinger im "Main-Echo" (Ausgabe Aschaffenburg) vom 12. August 2000: "Eine jüdische Jugend in Goldbach. Seit fünf Jahren kehrt der 1938 vertriebene Fredi Schönfeld regelmäßig zurück: 'Es ist immer noch meine Heimat'.    
Goldbach. Als Fredi Schönfeld aus Mineola bei New York vor fünf Jahren das erste Mal seit Kriegsende wieder nach Goldbach gekommen war, hatte er eigentlich nur einen Tag bleiben wollen. 'Ich ging in den katholischen Kindergarten, um Toni Meidhof zu sehen. Die hat mich nur angeschaut und gesagt: 'Du Lausbub!' Mit einem Schlag war die Kindheit wieder greifbar, die Zeit vor dem 1. Oktober 1938, als der 14-jährige Fredi zusammen mit seinen Eltern, dem jüdischen Viehhändler Heinrich Schönfeld und dessen Frau Rosa, nach Amerika auswanderte. Inzwischen kehrt Fredi Schönfeld regelmäßig nach Goldbach zurück." 
Zum weiteren Lesen bitte Artikel anklicken. 
 
Goldbach PA 20012.jpg (124651 Byte)Artikel im "Main-Echo" (Ausgabe Aschaffenburg) vom 12. August 2000: "Die Heimkehr 1945. Wie Fredi Schönfeld als GI sein Goldbach wieder sah..." zum Lesen bitte anklicken.  
Foto mit Untertext: "Das Goldbacher Haus in der Aschaffenburger Straße 50, wie es die Schönfelds 1938 zurück lassen mussten. Es steht noch heute."  
 
Goldbach PA 20013.jpg (261990 Byte)Artikel im "Main-Echo" (Ausgabe Aschaffenburg) vom 12. August 2000: "Die Mutter ging putzen, der kranke Vater starb 1943. Schicksale der Schönfelds in Amerika und anderer Goldbacher Juden - Ende in Krasnysdaw und Theresienstadt."
Zum Lesen bitte anklicken.     
 
Goldbach PA 20014.jpg (97888 Byte)Artikel (Fotos) im "Main-Echo" (Ausgabe Aschaffenburg) vom 12. August 2000 mit 
Text zum Foto oben: "Fredi mit seinen Eltern Rosa und Heinrich Schönfeld: Der Vater starb in Amerika bereits 1943". 
Text zum Foto unten: "Glückliche Goldbacher Jugendtage: Fredi mit den Schäfers-Kindern - in Karnevals-Maskerade im Schnee. Hugo Karpf, Vorsitzender des Geschichts- und Heimatvereins, präsentierte solche alten Fotos beim jetzigen Wiedersehen im Rathaus: auch von Tanten, Onkeln und Großeltern - und vor allem von dem 14-jährigen Fredi während der Überfahrt, als er durch einen Rettungsring guckt".  
    
Goldbach PA 20015.jpg (125340 Byte)Artikel (Foto) im "Main-Echo" (Ausgabe Aschaffenburg) vom 12. August 2000: Untertext: "An Josefs Geschichte im Alten Testament erinnert den Bürgermeister-Stellvertreter Wolfgang Mauler das Schicksal des gebürtigen Goldbachers Fredi Schönfeld, der mit seiner Frau Carol und deren Freundin Brigitte Jäger zu Besuch ist. Mauler überreichte dem Gast drei Gedenksteine aus Goldbacher Lehm: einen kleinen, golden bemalten, der für 'Glaube' steht, einen mittleren mit blauweißen Streifen, Symbol für 'Hoffnung', und einen großen roten, der die 'Liebe' verkörpern soll. 'Wir können noch so viele Gedenksteine aufstellen. Es sind die Menschen, die sie lebendig machen', betonte Mauler. Schönfeld bedankte sich für die herzliche Aufnahme..."   Zum weiteren Lesen bitte anklicken
  
  
Februar 2018: In Goldbach werden "Stolpersteine" verlegt  
Anmerkung: Beim Gedenkstein Sachsenhausen 5 wurden "Stolpersteine" verlegt für Bernhard Oppenheimer (1890), Frieda Oppenheimer geb. Gernsheimer (1900), Renata Oppenheimer (1928); Vor dem Gebäude Aschaffenburger Straße 51 für Moritz Regenstein (1898), Rosa Regenstein geb. Oppenheimer (1899), Ilse Regenstein (1929); vor dem Gebäude Aschaffenburger Straße 48 für Josef Oppenheimer (1885), Gerta Oppenheimer geb. Hirsch (1888), Walter Oppenheimer (1917), Erna Oppenheimer (1920), ; vor dem Gebäude Aschaffenburger Straße 69 für Jakob Brandstädter (1897), Mina Brandstädter geb. Rothschild (1895), Heinz Brandstädter (1921), Josef Brandstädter (1923) und Lore Dina Brandstädter (1929).  
Artikel von Nina Beckmann-Höhenberger im "Main-Echo" vom 12. Februar 2018: "Goldbach verlegt am Donnerstag erste "Stolpersteine". Gedenken an jüdische Mitbürger, die in der NS-Zeit ermordet wurden
Goldbach
. Seit 1992 verlegt der in Köln lebende Künstler Gunter Demnig Stolpersteine - kleine quadratische Messingtafeln, die im Boden eingebracht werden und an das Schicksal jener Menschen erinnern sollen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert oder vertrieben wurden.
Ihr 800-jähriges Jubiläum nimmt die Gemeinde Goldbach zum Anlass, dem Beispiel vieler anderer Städte und Gemeinden zu folgen und ebenfalls Stolpersteine zu verlegen.
15 Steine werden am Donnerstag, 15. Februar, ab 12 Uhr von Gunter Demnig an insgesamt vier Stationen verlegt. Für jede Station gibt es einen Paten. Die Patenschaft für die Familie Regenstein, die bis 1942 an der Aschaffenburger Straße 51 lebte, haben ehemalige Klassenkameraden von der Tochter der Familie, Ilse Regenstein, übernommen. 'Die Ilse war ein ganz ruhiges, stilles Mädchen; als die Hetze gegen die Juden schlimmer wurde, ist sie noch stiller geworden', erinnert sich Ottmar Heeg beim Gang durch den Goldbacher Ortskern. Der 88-Jährige war damals Klassensprecher und wird bei der Stolpersteinverlegung am ehemaligen Wohnhaus der Familie Regenstein ein paar Worte sagen.
Vorbei am jüdischen Gedenkstein am Parkplatz Sachsenhausen geht der Weg zum ehemaligen Wohnhaus der Familie Regenstein. 'Dort, wo jetzt ein Dönerimbiss ist, war früher der Stall', erzählt Heeg. Darüber befanden sich die Wohnräume der Familie, die zu einer der ärmsten in Goldbach gehörte, wie Heeg berichtet. Am 9. September 1942 wurde die Familie Regenstein laut Goldbachs Chronik nach Theresienstadt deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet. 'Irgendwann war ihr Platz im Klassenzimmer leer und wir haben gedacht, sie sei krank; dabei war sie schon auf dem Weg in ihren Tod', sagt Heeg und blickt in die Ferne.
Auch an die Zerstörung der Synagoge, die schräg gegenüber des Gedenksteins an der Straße Sachsenhausen 6 stand, kann sich der 88-Jährige noch erinnern. In der Reichsprogromnacht am 9. November 1938 seien die Scheiben eingeschlagen, am nächsten Tag die Mauern eingerissen worden. 'Wir Buben sind noch hingerannt und haben uns Bücher mitgenommen. Erst zu Hause haben wir festgestellt, dass wir die Schrift gar nicht lesen können.' 'Ich war damals 12 Jahre alt'. Ob er Schuld an all dem Geschehenen empfindet? Heeg zögert. Im Rückblick sicher, sagt er. 'Aber wir waren damals 12 Jahre alt, wir haben uns keine großen Gedanken gemacht.' Außerdem sei einem von morgens bis abends die Propaganda eingeimpft worden. Selbst zu Hause hinter verschlossenen Türen habe man sich nicht getraut, Kritisches zu sagen. 'Alle hatten Angst', sagt Heeg und fügt nach einigen Augenblicken hinzu: 'Aber es ist wichtig, dass man sich erinnert!'." 
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Weiterer Artikel von Nina Beckmann-Höhenberger im "Main-Echo" vom 12. Februar 2018: "Wo die Goldbacher Stolpersteine verlegt werden. Vier Stationen im Goldbacher Ortskern
Goldbach.
Insgesamt 15 Stolpersteine für die Mitglieder dreier jüdischer Familien verlegt Gunter Demnig am Donnerstag, 15. Februar, in Goldbach. Das ist erst der Anfang, sagt Bürgermeister Thomas Krimm. Weitere Steine für die insgesamt 32 jüdischen Mitbürger sollen folgen - voraussichtlich schon im nächsten Jahr. 'Damit die Namen einen Ort kriegen.'
Die Stolpersteinverlegung beginnt um 12 Uhr am jüdischen Gedenkstein am Parkplatz Sachsenhausen 5, wo Bürgermeister Krimm eine Rede halten wird. Dann geht es weiter zur Aschaffenburger Straße 51, wo Demnig vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Regenstein drei Stolpersteine verlegen wird. An der Aschaffenburger Straße 48 ist die nächste Station, wo die Familie Oppenheimer lebte. Für diese hat Gemeinderatsmitglied Wolfgang Mauler, auf dessen Anregung hin die Stolpersteine in Goldbach verlegt werden, die Patenschaft übernommen. Die vierte und letzte Station ist an der Aschaffenburger Straße 69, wo die jüdische Familie Brandstädter ein Kaufhaus betrieb. Die Patenschaft für die 1942 im Alter von 13 Jahren deportierte und vermutlich noch im gleichen Jahr ermordete Tochter Lore übernehmen Schüler der Mittelschule Goldbach. An jeder Station wird laut Bürgermeister Krimm Musik gespielt und Rosen werden abgelegt..."   
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Juni 2019: Weitere Verlegung von elf Stolpersteinen in Goldbach   
Zur Verlegung am 24. Juni 2019 (Informationen aus https://www.goldbach-entdecken.de/events/2-stolpersteinverlegung-des-marktes-goldbach/):
"2. Stolpersteinverlegung des Marktes Goldbach. Stolpersteine sind Orte der Erinnerung und der Mahnung. Sie sollen uns im Alltag die Gräueltaten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft bewusstmachen. Ihre Verlegung auf Gehwegen und öffentlichen Plätzen soll die Erinnerung in den öffentlichen Raum tragen.
Der Markt Goldbach wird zum Gedenken an die verfolgten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger Stolpersteine durch den Künstler Gunter Demnig verlegen lassen. Im Rahmen einer ersten feierlichen Gedenkveranstaltung am 15. Februar 2018, wurden insgesamt 15 Stolpersteine an vier Anwesen in Goldbach, in denen bis 1942 jüdische Familien lebten, gesetzt.
Zeit: Montag, der 24.06.2019 um 15:00 Uhr. Treffpunkt: Aschaffenburger Straße 57, 63773 Goldbach
Hermann und Fanny Hirsch  Anschrift: Aschaffenburger Str. 57
Familie Rothschild  Anschrift: Aschaffenburger Str. 44
Karoline und Ludwig Löwenthal  Anschrift: Aschaffenburger Str. 48
Heinrich und Rosa Schönfeld  Anschrift: Aschaffenburger Str. 50
Babett Rothschild  Anschrift: Aschaffenburger Str. 63
Eine 11. Klasse des Hanns-Seidel-Gymnasiums, Hösbach, hat mit einem Schulprojekt die Biographien der jüdischen Mitbürger recherchiert und aufgearbeitet. Die Schüler werden im Rahmen der Gedenkveranstaltung die Lebensläufe in deutscher und englischer Sprache verlesen. Daneben wird es zum Abschluss der Stolpersteinverlegung eine Schautafel mit Fotodokumentation und textlichen Erläuterungen der Schüler geben. Zur Stolpersteinverlegung erwarten wir mit Susan H. Sidel und Helen Davis zwei Enkelinnen der jüdischen Opfer-Familie Fanny und Hermann Hirsch, die auf Einladung der Gemeinde eigens aus den USA anreisen, um der Verlegung beizuwohnen. Für die Verlegung der ersten 15 Stolpersteine am 15.02.2018 wurde ein Spendenaufruf durch den Markt Goldbach gestartet. Insgesamt konnten alle 26 Stolpersteine durch je eine Spende finanziert werden."   

     
     

Links und Literatur 

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Markt Goldbach  
bulletWebsite der Gemeinde Markt Hösbach 
bulletWebsite des Geschichts- und Heimatverein Goldbach e.V.    
bulletDie Namen der Gefallenen des Ersten Weltkrieges auf den Listen des Hauses der Bayerischen Geschichte: zu Goldbach, zu Hösbach
bulletZu einer Seite mit Informationen zur Familie des Lehrers Gustav Erlebacher (bis 1922 in Goldbach, umgekommen 1941)
Seite wurde erstellt von Rolf Hofmann (pdf-Datei; in englischer Sprache, interner Link)
   
bulletVon Walter Gößwein (Geschichts- und Heimatverein Goldbach e.V.) wurde zur Verfügung gestellt ein "Verzeichnis der Gräber jüdischer Bürger von Goldbach (Unterfr.)" (interner Link) 

Literatur:  

bulletIgnatz M. Wohlfahrt: Goldbach. Geschichte des Dorfes und seiner Kirche aus ältester Zeit bis zur Gegenwart. Goldbach 1950.
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 Zu Goldbach S. 306-307. Zu Hösbach S. 325.
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 61 (kein Abschnitt zu Hösbach)
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) Zu Goldbach S. 437-438. Zu Hösbach S. 438.
bulletIngrid Heeg-Engelhart: Die jüdische Gemeinde Goldbach von ihren Anfängen bis 1942, in: Markt Goldbach – Geschichte und Gegenwart, 1998, S. 226-257.
bulletPeter Körner: Biographisches Handbuch der Juden in Stadt- und Altkreis Aschaffenburg (Veröffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg 39). 1993. 
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 92-93.   
bulletBayern Synagogengedenkbuch IMG_20150803_0001.jpg (85625 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Teilband III: Unterfranken, Teil 1. Erarbeitet von Axel Töllner, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Hans Schlumberger. Hg. von Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid und Gury Schneider-Ludorff in Verbindung mit Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern. 1. Auflage 2015. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu (mit umfassenden Quellen- und Literaturangaben)
ISBN 978-3-89870-449-6.
Hinweis: die Forschungsergebnisse dieser Publikation wurden in dieser Seite von "Alemannia Judaica" noch nicht eingearbeitet.
Abschnitt zu Goldbach-Hösbach S.70-82.

   
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Goldbach. Jews may have been present in the 14th century. An organized community is mentioned in the early 18th century, growing to 72 in 1890 (total 1,668). In 1933, 38 remained. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue and Jewish homes were vandalized. Of the 24 Jews remaining in 1942, 16 were deported to Izbica in the Lublin district (Poland) via Wuerzburg on 25 April and five to the Theresienstadt ghetto in September 1942.
   
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020