Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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zur Übersicht über die jüdischen Friedhöfe in Unterfranken  
   

Aschaffenburg (Unterfranken) 
Die jüdischen Friedhöfe
  

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde 
bulletZur Geschichte der jüdischen Friedhöfe  
a) mittelalterlicher jüdischer Friedhof  
b) Friedhof bei Schweinheim  
    Fotos zum Friedhof bei Schweinheim  
c) Friedhof in Aschaffenburg  
    Fotos zum Friedhof in Aschaffenburg  
d) Neuer Friedhof am Waldfriedhof  
    Fotos zum neuen Friedhof   
bulletLage der Friedhöfe 
bulletAus der Geschichte der Friedhöfe  
bulletLinks und Literatur    

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde           
    
Siehe Seite zur Synagoge in Aschaffenburg (interner Link)  
   
   
Zur Geschichte der jüdischen Friedhöfe             
    
a) Mittelalterlicher jüdischer Friedhof  
    
Ein mittelalterlicher jüdischer Friedhof lag vermutlich auf dem "Judenberg vor der Fischerpforte" (1537 genannt: "uff der Beunen oder Judenberg genannt, vor der Fischerpforte"). Er dürfte bis um 1400 belegt worden sein. Danach (oder bereits seit der Judenverfolgung 1348/49?) wurden die in der Stadt verstorbenen Juden wahrscheinlich auf dem Friedhof in Frankfurt beigesetzt. 1417 protestierte die Aschaffenburger Judenschaft gegen die Absicht des Frankfurter Rates, den dortigen jüdischen Friedhof zu schließen. Sie scheint also diesen Friedhof belegt zu haben. 1570 endete die Möglichkeit der Beisetzung in Frankfurt. 
      
      
b) Friedhof bei Schweinheim   
     

Ein nachweislich seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts belegter jüdischer Friedhof befindet sich zwischen den zu Aschaffenburg eingemeindeten Stadtteilen Obernau und Schweinheim auf dem "Judenberg" bzw. "Am Erbig". 1715 wurde von der Regierung in Mainz der Bau der Friedhofsmauer genehmigt. Bis 1942 wurden auf diesem Friedhof die in Aschaffenburg (bis 1890) und anderen Orten der Umgebung (Kleinostheim, Hobbach, Großostheim, Großwallstadt, Kleinwallstadt, Goldbach, Obernau, Mömlingen, Niedernberg und Schöllkrippen) verstorbenen Juden beigesetzt. Es sind nach der Dokumentation von der (in Israel geborenen und in Aschaffenburg lebenden) Edna Dähne 542 Grabsteine erhalten, der älteste erhaltene aus dem Jahr 1735. Der Friedhof ist von einer massiven, teilweise von Efeu bewachsenen Steinmauer umgeben. Charakteristisch sind die auf dem Friedhof wachsenden Birken. Im älteren Teil des Friedhofes sind viele Grabsteine in den Boden eingesunken. Das jüngste Grab liegt am Rand des Friedhofes und ist durch eine Hecke vom übrigen Friedhof getrennt. Hier wurde das Ehepaar Wolfsthal gemeinsam mit fünf anderen Personen, die sich am 6. September 1942 kurz vor ihrer Deportation umgebracht haben, beigesetzt. 
  
In der NS-Zeit und danach wurde der Friedhof immer wieder geschändet. 1985 wurden 42 Grabsteine umgeworfen und beschmiert. Die Friedhofsfläche umfasst 92,90 ar. 
 
Eine Besichtigung des Friedhofes ist nur über eine Führung möglich, die mehrmals jährlich angeboten wird (Informationen das Führungsnetz - Museumspädagogischer Dienst www.fuehrungsnetz-aschaffenburg.de; Tel. 06021/3868866).    
      
      
Fotos zum Friedhof bei Schweinheim: 
Anmerkung: die nachstehenden Fotos zum Friedhof in Schweinheim (erste beiden Fotozeilen) wurden 1996/97 erstellt von Walter Gößwein beziehungsweise Gertrud Krausert, beide Mitglieder im Geschichts- und Heimatverein Goldbach e.V. Auf den fotografierten einzelnen Grabsteinen stehen die Namen von Mitgliedern der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Goldbach. Von Walter Gößwein wurde zur Verfügung gestellt ein "Verzeichnis der Gräber jüdischer Bürger von Goldbach (Unterfr.)" (Datei online zugänglich)        

Schweinheim Friedhof 110.jpg (97419 Byte) Schweinheim Friedhof 111.jpg (80825 Byte) Schweinheim Friedhof 112.jpg (50607 Byte)
Teilansicht des 
Friedhofes
Grabstein für Moritz Oppenheimer 
(1854 Goldbach - 1913 Goldbach)
Grabsteine für Louis Löb (1834 Goldbach
1913 Goldbach) und Ida Löb geb. Mosbacher
 (1848 Miltenberg - 1932 Aschaffenburg)
      
     
Schweinheim Friedhof 115.jpg (86269 Byte) Schweinheim Friedhof 114.jpg (68538 Byte) Schweinheim Friedhof 113.jpg (86138 Byte)
Grabstein für Sabine Hirsch geb. Cassel 
(geb. 1838 Höchst a.d. Nidder
gest. 1914 in Goldbach
Grabstein mit der Aufschrift: "Hier ruht in Frieden Herz Grünebaum, 
gest. 2. April 1907 im Alter von 75 Jahren in Goldbach, wo er 48 Jahre als Lehrer wirkte"
       
     
     

Fotos von 2021
(Fotos: Horst Ulf, Aufnahmen vom Juni 2021)

 
   Auf dem Weg zum "Judenberg" bzw. zum Friedhof, der durch seinen Baumbestand in der Umgebung auffällt 
     
     
 Links das Eingangstor Blicke vom Eingangstor - Teilansichten  
     
   
Die Umfassungsmauer wurde sehr massiv ausgeführt und ist teilweise von Efeu bewachsen    Teilansicht
     
   
   Panoramafoto vom Eingangstor  

        
        
c) Friedhof in Aschaffenburg  
   
In Aschaffenburg wurde ein erster jüdischer Friedhof 1890 angelegt. Er grenzt an den städtischen Hauptfriedhof, von dem er durch einen Maschendrahtzaun bzw. Hecke angegrenzt ist. Neben dem Haupteingangstor steht ein großes Taharahaus. Während der NS-Zeit wurde der Friedhof geschändet. Die Friedhofsfläche umfasst 22,50 ar. 
  
  
Fotos zum Friedhof in Aschaffenburg:
(Fotos: Hahn; Aufnahmedatum 24.7.2005; die mit *) gekennzeichneten Fotos sind von Jürgen Hanke, Kronach)

Aschaffenburg Friedhof 020.jpg (78817 Byte) Aschaffenburg Friedhof 018.jpg (65399 Byte) Aschaffenburg Friedhof 021.jpg (69288 Byte)
Das Eingangstor Eingang zur Friedhofshalle Die Friedhofshalle vom Friedhof aus
     
Aschaffenburg Friedhof 010.jpg (93850 Byte) Aschaffenburg Friedhof 011.jpg (72073 Byte) Aschaffenburg Friedhof 017.jpg (57681 Byte)
Teilansichten "Die Liebe höret nimmer auf"
   
Aschaffenburg Friedhof 013.jpg (72447 Byte) Aschaffenburg Friedhof 014.jpg (81760 Byte) Aschaffenburg Friedhof 015.jpg (80117 Byte)
Grabstein für Karl Koppel (1875-1928),
 Gedenkstein für Helmut Koppel (1921-1943)
 und Ernst Koppel (1908-1977)
Grabsteine für Abraham Bacharach 
und Salomon Hamburger (rechts) 
Teilansicht
  
     
     
Aschaffenburg Friedhof 142a.jpg (66468 Byte) Aschaffenburg Friedhof 143a.jpg (57859 Byte) Aschaffenburg Friedhof 144a.jpg (56270 Byte)
Grabstein für Bernhard Liebmann
 (1873-1942) und Gedenkinschrift für 
Betti Liebmann (1881-1942)* 
Grabstein für Amalie Cahn geb. Schmidt
 und David Cahn mit "segnenden 
Händen der Kohanim"* 
Grabstein für 
Blanca Liebmann 
(1889-1905)* 
     
Aschaffenburg Friedhof 016.jpg (71994 Byte) Aschaffenburg Friedhof 145a.jpg (86922 Byte) Aschaffenburg Friedhof 019.jpg (74272 Byte)
Doppelgrab für Maier Lindheimer und 
Henriette Lindheimer geb. Stein
Grabstein für Ludwig Liebmann
 (1902-1909)* 
Grabstätte für die in der Pogromnacht 
im November 1938 geschändeten Torarollen
         
Aschaffenburg Friedhof 022.jpg (74159 Byte) Aschaffenburg Friedhof 012.jpg (90628 Byte)
Grabstein für Rabbiner Raphael Breuer (1881-1932), Distriktrabbiner von Aschaffenburg, 
Sohn des Rabbiners Salomon Breuer und Enkel von Rabbiner Samson Raphael Hirsch; 
Raphael Breuer schrieb u.a. zahlreiche Bibelkommentare
Im Vordergrund 
neuere Gräber von 1995
   
         
 Der Friedhof im Frühjahr 2018
(Fotos: Hildegard Willoweit, Aufnahmedatum: 9.6.2018)
   
Ansichten des Friedhofshalle
 
Grab-/Gedenkstein für Bernhard Liebmann (1873-1942)
 und Betti Liebmann (1881-1942 nach Deportierung)  
Teilansicht des Friedhofes 
 

   
   
d) Neuer Friedhof am Waldfriedhof  

Ein neuer jüdischer Friedhof wurde 1983 auf Grund eines Vertrages zwischen der Stadt Aschaffenburg und der Israelitischen Kultusgemeinde in Würzburg als Teil des Waldfriedhofes am Stockstadter Weg angelegt. Der Friedhof ist jedoch außer den Gräbern von Wilhelm Jellinek und seiner Gattin noch nicht weiter belegt worden, da auch auf dem Friedhof in der Stadt noch leere Flächen vorhanden sind (die vier Fotos von Jürgen Hanke, Kronach) 
   
Fotos zum Friedhof am Waldfriedhof  

Aschaffenburg Friedhof 140.jpg (55976 Byte) Aschaffenburg Friedhof 141.jpg (52916 Byte) Aschaffenburg Friedhof 147.jpg (61255 Byte)
Grabsteine für Wilhelm Jellinek (1916-1983) und Margret C. Jellinek (1921-1985)*
  
  Aschaffenburg Friedhof 146.jpg (49687 Byte)  

   
   
Lage der Friedhöfe:
 

bullet Der Friedhof zwischen Obernau und Schweinheim ist erreichbar von Obernau über die Straßen "Zum Kreuz" und den Reiterweg (ca. 500 m, Achtung Schranke) oder von Schweinheim über die Bischbergstraße und den Bischbergweg, schließlich über den Reiterweg (ca. 1,7 km). 
bullet Der Friedhof in Aschaffenburg liegt beim Stadtfriedhof am Ende des Kirchhofweges.
bulletDer jüdische Teil des Waldfriedhofes liegt im Bereich dieses Friedhofes am Stockstadter Weg.
 
Lage der jüdischen Friedhöfe in Aschaffenburg auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken: der Link zeigt die Lage des
 alten jüdischen Friedhofes beim Stadtfriedhof an; die Lage des neuen Friedhofs erhält man über die Eingabe:
"Waldfriedhof" bzw. Stockstadter Weg" (der jüdische Teil ist nicht eingetragen); der Friedhof bei Schweinheim ist nicht mehr
eingetragen (außerhalb des erfassten Bereiches) 

     
     
Aus der Geschichte der Friedhöfe   
Mysteriöse Beisetzung einer Kinderleiche auf dem jüdischen Friedhof (1881) 

Aschaffenburg Israelit 01061881f.jpg (97957 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni 1881: "Aschaffenburg, 16. Mai (1881). Der folgende mysteriöse Vorfall gab der hiesigen königlichen Staatsbehörde Veranlassung zu einer Untersuchung. Vor einigen Wochen fand der Leichengräber des israelitischen Friedhofs, welch letzterer auf einer mehr als eine Stunde von der Stadt entfernten Anhöhe ganz isoliert, von einer Mauer umschlossen, gelegen ist, ein Grab, das nicht seiner Hände Arbeit war. Er machte der Gemeindeverwaltung Meldung, welche ihrerseits wiederum der Staatsbehörde Anzeige machte. Die Ausgrabung wurde verfügt und man fand in unbedeutender Tiefe ein neues hölzernes Kistchen, das den schon stark verwesten Leichnam eines etwa sechs Monate alten Kindes enthielt. Nach dem behördlichen Befund dürfte das Kind schon vor 6-9 Monaten verstorben, also bisher an einem anderen Orte verborgen gewesen sein. Da hier ein Verbrechen vorzuliegen scheint, so ersucht die Staatsanwaltschaft vermittelst öffentlicher Bekanntmachung um Anhaltspunkte, die es ermöglichen, die Herkunft dieses Kinderleichnams zu ermitteln."

              
                

Links und Literatur

Links:   

bullet Website der Stadt Aschaffenburg (auf dem von hier aus zugänglichen Stadtplan ist auch der Friedhof zwischen Schweinheim und Obernau eingetragen).
bulletZur Seite über die Synagogen in Aschaffenburg (interner Link) 
bulletFotos zum jüdischen Friedhof Aschaffenburg auch in der Website von Stefan Haas  
http://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-bayern/
               

Literatur:  

bulletIsrael Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. 1988 S. 35-36.  
bullet Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in Aschaffenburg. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern. 8. Jahrgang Nr. 58 vom September 1993 S. 21.   Beitrag von Michael Trüger online zugänglich    
bullet Edna Dähne: Dokumentation des jüdischen Friedhofes "am Erbig"/Schweinheim. 2000 (Dokumentation ist für 40 € bei der Stadtverwaltung Aschaffenburg erhältlich).   
bullet Hans-Bernd Spies: Der Beerdigungsort Aschaffenburger Juden in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. In: Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 6 (2000) S. 165-172. 
bullet Edna Dähne: Spuren jüdischer Vergangenheit. Die schwierige Dokumentation eines jüdischen Friedhofs. in: Geschichte quer. Zeitschrift der bayerischen Geschichtswerkstätten 8 2000 S. 6-7.  
bullet Oded Zingher: Ihr werdet uns ewig unvergesslich sein - Der jüdische Altstadtfriedhof in Aschaffenburg. Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e.V. Nr. 59. 2008. 365 S. ISBN 978 38796 51115 35,00 €.
Hinweis: Autor Oded Zingher, der seit vielen Jahren Daten zur Geschichte ehemaliger jüdischer Einwohner Aschaffenburgs sammelt und erforscht, beschreibt in seinem mit großer Akribie zusammengestellten Werk die Inschriften der insgesamt 416 Grabsteine des jüdischen Altstadtfriedhofes. Er zitiert die hebräischen Inschriften, bringt hierzu die deutsche Übersetzung, gibt weitergehende Erläuterungen zur Bedeutung und macht auf Fehler oder Unklarheiten in den Texten aufmerksam. Jeder Grabstein ist zudem fotografisch abgebildet. 

    
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020