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Friedhöfe in der Region"
zur Übersicht über die
jüdischen Friedhöfe in Unterfranken
Aschaffenburg (Unterfranken)
Die jüdischen Friedhöfe
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge
in Aschaffenburg (interner Link)
Zur Geschichte der jüdischen Friedhöfe
a)
Mittelalterlicher jüdischer Friedhof
Ein mittelalterlicher jüdischer Friedhof lag vermutlich auf dem
"Judenberg vor der Fischerpforte" (1537 genannt: "uff der Beunen
oder Judenberg genannt, vor der Fischerpforte"). Er dürfte bis um 1400
belegt worden sein. Danach (oder bereits seit der Judenverfolgung 1348/49?)
wurden die in der Stadt verstorbenen Juden wahrscheinlich auf dem Friedhof in
Frankfurt beigesetzt. 1417 protestierte die Aschaffenburger Judenschaft gegen
die Absicht des Frankfurter Rates, den dortigen jüdischen Friedhof zu
schließen. Sie scheint also diesen Friedhof belegt zu haben. 1570 endete die
Möglichkeit der Beisetzung in Frankfurt.
b) Friedhof bei
Schweinheim
Ein nachweislich seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts belegter jüdischer Friedhof
befindet sich zwischen den zu Aschaffenburg eingemeindeten Stadtteilen Obernau
und Schweinheim auf dem "Judenberg" bzw. "Am Erbig".
1715 wurde von der Regierung in Mainz der Bau der Friedhofsmauer genehmigt. Bis 1942 wurden auf diesem Friedhof die in
Aschaffenburg (bis 1890)
und anderen Orten der Umgebung (Kleinostheim,
Hobbach, Großostheim,
Großwallstadt,
Kleinwallstadt,
Goldbach, Obernau,
Mömlingen, Niedernberg und Schöllkrippen)
verstorbenen Juden beigesetzt. Es sind nach der
Dokumentation von der (in Israel geborenen und in Aschaffenburg lebenden) Edna Dähne 542 Grabsteine
erhalten, der älteste erhaltene aus dem Jahr 1735. Der Friedhof ist von
einer massiven, teilweise von Efeu bewachsenen Steinmauer umgeben.
Charakteristisch sind die auf dem Friedhof wachsenden Birken. Im älteren Teil
des Friedhofes sind viele Grabsteine in den Boden eingesunken. Das jüngste Grab
liegt am Rand des Friedhofes und ist durch eine Hecke vom übrigen Friedhof
getrennt. Hier wurde das Ehepaar Wolfsthal gemeinsam mit fünf anderen Personen,
die sich am 6. September 1942 kurz vor ihrer Deportation umgebracht haben,
beigesetzt.
In der NS-Zeit und danach wurde der Friedhof
immer wieder geschändet. 1985 wurden 42 Grabsteine umgeworfen und beschmiert. Die
Friedhofsfläche umfasst 92,90 ar.
Eine Besichtigung des Friedhofes ist nur über eine Führung möglich, die
mehrmals jährlich angeboten wird (Informationen das Führungsnetz -
Museumspädagogischer Dienst www.fuehrungsnetz-aschaffenburg.de;
Tel. 06021/3868866).
Fotos zum Friedhof bei Schweinheim:
Anmerkung: die nachstehenden Fotos zum Friedhof in Schweinheim (erste
beiden Fotozeilen) wurden
1996/97 erstellt von Walter Gößwein beziehungsweise Gertrud Krausert, beide
Mitglieder im Geschichts- und Heimatverein Goldbach e.V. Auf den fotografierten
einzelnen Grabsteinen stehen die Namen von Mitgliedern der ehemaligen jüdischen
Gemeinde in Goldbach. Von Walter
Gößwein wurde zur Verfügung gestellt ein "Verzeichnis
der Gräber jüdischer Bürger von Goldbach (Unterfr.)" (Datei online
zugänglich)
c) Friedhof in
Aschaffenburg
In Aschaffenburg wurde ein erster jüdischer Friedhof 1890
angelegt. Er grenzt an den städtischen Hauptfriedhof, von dem er durch einen
Maschendrahtzaun bzw. Hecke angegrenzt ist. Neben dem Haupteingangstor steht ein
großes Taharahaus. Während der NS-Zeit wurde der Friedhof geschändet. Die
Friedhofsfläche umfasst 22,50 ar.
Fotos zum Friedhof in
Aschaffenburg:
(Fotos: Hahn; Aufnahmedatum 24.7.2005; die mit *)
gekennzeichneten Fotos sind von Jürgen Hanke, Kronach)
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Das Eingangstor |
Eingang zur Friedhofshalle |
Die Friedhofshalle vom
Friedhof aus |
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Teilansichten |
"Die Liebe höret nimmer
auf" |
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Grabstein für Karl Koppel
(1875-1928),
Gedenkstein für Helmut Koppel (1921-1943)
und Ernst Koppel
(1908-1977) |
Grabsteine für Abraham
Bacharach
und Salomon Hamburger (rechts) |
Teilansicht
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Grabstein für Bernhard
Liebmann
(1873-1942) und Gedenkinschrift für
Betti Liebmann (1881-1942)* |
Grabstein für Amalie Cahn
geb. Schmidt
und David Cahn mit "segnenden
Händen der Kohanim"* |
Grabstein für
Blanca Liebmann
(1889-1905)* |
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Doppelgrab für Maier
Lindheimer und
Henriette Lindheimer geb. Stein |
Grabstein für Ludwig Liebmann
(1902-1909)* |
Grabstätte für die in der
Pogromnacht
im November 1938 geschändeten Torarollen |
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Grabstein für
Rabbiner Raphael Breuer (1881-1932), Distriktrabbiner von Aschaffenburg,
Sohn des Rabbiners Salomon Breuer und Enkel von Rabbiner Samson Raphael
Hirsch;
Raphael Breuer schrieb u.a. zahlreiche Bibelkommentare |
Im Vordergrund
neuere Gräber
von 1995 |
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Der Friedhof im
Frühjahr 2018
(Fotos: Hildegard Willoweit, Aufnahmedatum: 9.6.2018) |
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Ansichten des Friedhofshalle
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Grab-/Gedenkstein für
Bernhard Liebmann (1873-1942)
und Betti Liebmann (1881-1942 nach Deportierung) |
Teilansicht des Friedhofes
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d) Neuer
Friedhof am Waldfriedhof
Ein neuer jüdischer Friedhof wurde 1983 auf Grund eines Vertrages
zwischen der Stadt Aschaffenburg und der Israelitischen Kultusgemeinde in
Würzburg als Teil des Waldfriedhofes am Stockstadter Weg angelegt. Der
Friedhof ist jedoch außer den Gräbern von Wilhelm Jellinek und seiner Gattin
noch nicht weiter belegt worden, da auch auf dem Friedhof in der Stadt noch leere Flächen
vorhanden sind (die vier Fotos von Jürgen Hanke, Kronach)
Fotos zum Friedhof am
Waldfriedhof
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Grabsteine für
Wilhelm Jellinek (1916-1983) und Margret C. Jellinek (1921-1985)* |
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Lage der Friedhöfe:
| Der Friedhof zwischen Obernau und Schweinheim ist
erreichbar von Obernau über die Straßen "Zum Kreuz" und den
Reiterweg (ca. 500 m, Achtung Schranke) oder von Schweinheim über die Bischbergstraße und den
Bischbergweg, schließlich über den Reiterweg (ca. 1,7 km). |
| Der Friedhof in
Aschaffenburg liegt beim Stadtfriedhof am Ende des Kirchhofweges. |
| Der jüdische Teil des Waldfriedhofes liegt im Bereich dieses Friedhofes
am Stockstadter Weg.
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Lage der jüdischen Friedhöfe
in Aschaffenburg auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken: der
Link zeigt die Lage des
alten jüdischen Friedhofes beim Stadtfriedhof an; die Lage des neuen
Friedhofs erhält man über die Eingabe:
"Waldfriedhof" bzw.
Stockstadter Weg" (der jüdische Teil ist nicht
eingetragen); der Friedhof bei Schweinheim ist nicht mehr
eingetragen
(außerhalb des erfassten Bereiches) |
Aus der Geschichte der Friedhöfe
Mysteriöse Beisetzung einer Kinderleiche auf dem
jüdischen Friedhof (1881)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni 1881: "Aschaffenburg,
16. Mai (1881). Der folgende mysteriöse Vorfall gab der hiesigen
königlichen Staatsbehörde Veranlassung zu einer Untersuchung. Vor
einigen Wochen fand der Leichengräber des israelitischen Friedhofs, welch
letzterer auf einer mehr als eine Stunde von der Stadt entfernten Anhöhe
ganz isoliert, von einer Mauer umschlossen, gelegen ist, ein Grab, das
nicht seiner Hände Arbeit war. Er machte der Gemeindeverwaltung Meldung,
welche ihrerseits wiederum der Staatsbehörde Anzeige machte. Die
Ausgrabung wurde verfügt und man fand in unbedeutender Tiefe ein neues
hölzernes Kistchen, das den schon stark verwesten Leichnam eines etwa
sechs Monate alten Kindes enthielt. Nach dem behördlichen Befund dürfte
das Kind schon vor 6-9 Monaten verstorben, also bisher an einem anderen
Orte verborgen gewesen sein. Da hier ein Verbrechen vorzuliegen scheint,
so ersucht die Staatsanwaltschaft vermittelst öffentlicher Bekanntmachung
um Anhaltspunkte, die es ermöglichen, die Herkunft dieses Kinderleichnams
zu ermitteln." |
Links und
Literatur
Links:
Literatur:
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens
in Bayern. 1988 S. 35-36. |
| Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in
Aschaffenburg.
In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern. 8. Jahrgang
Nr. 58 vom September 1993 S. 21. Beitrag
von Michael Trüger online zugänglich |
| Edna Dähne: Dokumentation des
jüdischen Friedhofes "am Erbig"/Schweinheim. 2000 (Dokumentation ist
für 40 € bei der Stadtverwaltung Aschaffenburg erhältlich). |
| Hans-Bernd Spies:
Der Beerdigungsort Aschaffenburger Juden in Spätmittelalter und Früher
Neuzeit. In: Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 6 (2000)
S. 165-172. |
| Edna Dähne: Spuren jüdischer Vergangenheit. Die
schwierige Dokumentation eines jüdischen Friedhofs. in: Geschichte quer.
Zeitschrift der bayerischen Geschichtswerkstätten 8 2000 S. 6-7. |
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Oded
Zingher: Ihr werdet uns ewig unvergesslich sein - Der jüdische
Altstadtfriedhof in Aschaffenburg. Veröffentlichung des Geschichts- und
Kunstvereins Aschaffenburg e.V. Nr. 59. 2008. 365 S. ISBN 978 38796 51115
35,00 €.
Hinweis: Autor Oded Zingher, der seit vielen Jahren Daten zur Geschichte
ehemaliger jüdischer Einwohner Aschaffenburgs sammelt und erforscht,
beschreibt in seinem mit großer Akribie zusammengestellten Werk die
Inschriften der insgesamt 416 Grabsteine des jüdischen Altstadtfriedhofes.
Er zitiert die hebräischen Inschriften, bringt hierzu die deutsche
Übersetzung, gibt weitergehende Erläuterungen zur Bedeutung und macht auf
Fehler oder Unklarheiten in den Texten aufmerksam. Jeder Grabstein ist zudem
fotografisch abgebildet.
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