Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Höchberg (Marktgemeinde, Landkreis Würzburg) 
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletZur Geschichte der Israelitischen Präparanden-(Talmud-Tora-)Schule 
bullet Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule   
bulletZu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
bulletAnzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bullet Einzelne Presseberichte   
bulletLinks und Literatur   

Es besteht eine weitere Seite mit Texten zur Israelitischen Präparandenanstalt in Höchberg.  
   
   
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)        
    
In Höchberg bestand eine jüdische Gemeinde bis 1942. Ihre Entstehung geht vermutlich in die Zeit Anfang des 16. Jahrhunderts zurück. Möglicherweise lebten sogar schon zuvor Juden am Ort. Die schriftlichen Quellen belegen eine jüdische Gemeinde in Höchberg seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts: 1661 wird eine Synagoge am Ort genannt.
 
Die Blütezeit der jüdischen Gemeinde war zwischen ca. 1780 und 1830. Damals lagen die meisten jüdischen Häuser im Bereich der Synagoge im "Oberdorf". Etwa 150 bis 200 Personen umfasste die Gemeinde. 1817 wurden 35 Matrikelstellen (einschließlich Nachträge bis 1825) für die folgenden jüdischen Familienvorsteher (mit inzwischen neu angenommenen Familiennamen und Erwerbszweig) eingeräumt, die allerdings wie auch andernorts zugleich der Weiterentwicklung der Gemeinde hinderlich waren: Moses Kan (Kapitalist) bzw. sein Sohn Moises Kan (Kleinhandel), Samuel Kan (Handel mit Tuchwaren, Wolle, Vieh), Israel Wolfheimer (Handel mit Tuchwaren), Maier Frank (Kleinhandel, vorher Privatlehrer), Löw Oppenheimer (Kleinhandel), Lazarus Wolfheimer (Handel mit Tuchwaren, Kleidern, Gold und Silber), Wolf Behler (Handel mit alten Waren, Kleidern), Moses Strauß (Viehhandel), Wolf Baum (Kleider- und Kommissionshandel mit Waren), Wolf Mohr (Warenhandel), Abraham Walter (Viehhandel und Schmusen), Salomon Fälklein (Warenhandel), Aron Fränkel (Kapitalist), Hirsch Aron Fränkel (Warenhandel), Salomon Fränkel (Warenhandel), Samuel Sobert (Kleiderhandel), Maier Neufelder (Warenhandel), Koppel Kopp (Galanteriehandel) Jacob Holler (Metzger), Löw Kirchburg (Kommissionshandel mit Waren), Löser Sohn (Kommissionshandel mit Waren), Samson Eckstein (Kleinhandel), Witwe Ranla Kaiser, Abraham Stern (Metzger), Joseph Hiller (Warenhandel), Witwe Rachel Falk (Kleider- und Warenhandel), Benjamin Fälklein (Kleiner- und Warenhandel), Marx Rhein (Warenhandel),  Maier Hatzfelder (Warenhandel, Bett- und Federhandel; seine Matrikelstelle übernahm 1829 Kunstweber Meyer Sonnemann), Wolf Kaiser (Kleiderhandel) Abraham Steinhart (Schmuser) bzw. Sußmann Baumblatt (Tuchmacher), Feist Holler (Kapitalist), Jacob Wolfsheimer (Leimsieder), Hirsch Strauß (Metzgermeister), Elkan Welling.  
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Schule (jüdische Volks-/Elementarschule bis 1869, danach Religionsschule), ein rituelles Bad und einen Friedhof. Die Schule war 1820 als einklassige Elementarschule gegründet worden und wurde in den 1820er und 1830er-Jahren von etwa 20 bis 25 Schülern besucht; erster Lehrer war Hermann Stern. Der oder einer seiner Nachfolger war Moses Lazarus Kohn, der 1849 starb (vgl. Ausschreibung der Stelle unten nach seinem Tod 1849). 1828 richtete die Gemeinde die Stelle eines besoldeten Ortsrabbiners ein, die mit Lazarus Ottensoser besetzt wurde. Er war der Gründer einer Talmud-Tora-Schule (spätere Präparandenschule). Ottensoser starb 1876; Sein Nachfolger im Amt des Ortsrabbiners war Jakob Ehrenreich (1876 bis 1886) und Elchanan Wechsler (1887 bis 1894). Nach Wechslers Tod wurde die Rabbinerstelle nicht mehr besetzt. Als Kantoren in der Gemeinde waren nun Lehrer oder Schüler der Präparandenschule tätig.  
  
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert wie folgt: 1814 218 jüdische Einwohner (22,5 % von insgesamt 970), 1837 205 (17,8 % von 1.150), 1867 102 (7,7 % von 1.327), 1871 79 (5,9 % von 1.327), 1890 75 (4,9 % von 1.525), 1910 69 (3,5 % von insgesamt 1.949). Die jüdischen Familien Höchbergs sind seit der Mitte des 19. Jahrhunderts insbesondere nach Würzburg verzogen. Mehrere von ihnen gehörten zu den Gründervätern der neuzeitlichen jüdischen Gemeinde von Würzburg. 
   
Die jüdischen Einwohner waren im 19./20. Jahrhundert allgemeinen Leben des Ortes weitestgehend integriert. Beispielhaft Lazarus Ehrenreich, der um 1900 der Vorstandschaft der "Turngemeinde" in Höchberg angehörte und 1905 den Geflügelzüchterverein mitbegründete; sein Sohn Moses Ehrenreich war 1920 Trainer der Fußballer der Turngemeinde. Mitglieder des Verschönerungsvereins der Gemeinde waren Präparandenlehrer Dr. Benno Hirnheimer und Abraham Bravmann.   
  
Im Ersten Weltkrieg fielen mindestens 13 ehemalige Schüler der Präparandenschule, ebenso aus der Gemeinde Höchberg Abraham Bravmann (geb. 13.10.1875 in Unteraltertheim, gef. 10.12.1915). Außerdem ist gefallen: Siegberg Heinemann (geb. 20.4.1895 in Höchberg, vor 1914 in Giebelstadt wohnhaft, gef. 2.10.1917).   
  
Um 1924, als noch 33 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (dazu 50 auswärtige Schuler an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt), waren die Vorsteher der Gemeinde Lehrer Emanuel Eldod, Hauptlehrer (Seminarlehrer), Selig Steinhäuser (Direktor der Präparandenschule) und Salomon Bravmann. Lehrer Eldod unterrichtete an der Religionsschule der Gemeinde noch ein Kind. 1932 werden als Vorsteher genannt: Emanuel Eldod (als Schriftführer und Schatzmeister sowie als Lehrer) sowie Direktor Selig Steinhäuser (als 2. Vorsteher).  
   
1933
wurden 22 jüdische Gemeindeglieder gezählt. Bis 1937 verließ etwa die Hälfte von Ihnen Höchberg (davon sind zwei in die USA, zwei nach Palästina emigriert). Seit März 1936 gab es Verhandlungen über den Anschluss noch in Höchberg lebenden jüdischen Familien an die Gemeinde in Würzburg. Doch wurde der Anschluss nicht mehr vollzogen. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet, die Inneneinrichtung zerstört (s.u.). In einem jüdischen Wohnhaus wurden alle Möbel und Fenster zerschlagen. Der Hausbesitzer wurde nach Dachau verschleppt, wo er am 18. November 1939 umgekommen ist. Die letzten sechs jüdischen Einwohner von Höchberg wurden im April 1942 über Würzburg nach Lublin verschleppt (vier Personen) beziehungsweise in das Ghetto Theresienstadt (zwei Personen, darunter auch der letzte Gemeindevorsteher Emanuel Eldod).    
   
Von den in Höchberg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Salomon Bravmann (1885), Selma Bravmann geb. Rosenstock (1887), Berta Eldod (1873), Emanuel Eldod (1863), Jette Eldod geb. Hirnheimer (1865), Mirjam Eldod (1872), Naftali Eldod (1870), Naftali Eldod (1899), Recha Eldod (1880), Rifka Eldod (1902), Josef Eschwege (1885), Rifka (Rebekka) Garbarsky geb. Wechsler (1888), Frida Heinemann geb. Eckstein (1864), Berta Hirnheimer geb. Norden (1914), Gutta Hirnheimer geb. Fuchs (1861), Jakob Hirnheimer (1887), Mirjam Hirnheimer (1939), Moses Menachem Hirnheimer (1942), Sara Katz geb. Eldod (1900), Charlotte Kläs geb. David (1896), Rafael (Hejum) Kurzmann (1886, ermordet 1939 im KZ Sachsenhausen), Therese Kurzmann geb. Hochheimer (1880), Ernestine Levy geb. Stern (1866), Rebekka (Rifka) Steinhäuser geb. Ehrenreich (1885), Selig Steinhäuser (1884), Adolf Stern (1857), Samuel Stern (1863). 
      
      
      
Zur Geschichte der Israelitischen Präparanden-(Talmud-Tora-)Schule               
     
Der in Höchberg als Ortsrabbiner tätige Lazarus (Elieser) Ottensoser gründete 1841 eine Jeschiwa (Talmudschule) für junge Männer, die einige Zeit ihres Lebens ganz dem Torastudium widmen wollten. Ottensoser selbst stammte aus dem unterfränkischen Kleinbardorf und war vor Höchberg als Lehrer in Scheinfeld und Aub tätig.  
Da die Jeschiwa Ottensosers bald einen hervorragenden Ruf weit über Bayern hinaus hatte, waren nach wenigen Jahren 20 bis 25 junge Männer ständig zum Lernen in Höchberg. Die Einrichtung lebte ganz von Spenden; die Schüler hatten keine Gelder für Unterkunft, Verpflegung oder Studium zu bezahlen. Seit 1861 wurde die Jeschiwa auf Anregung von Rabbiner Seligmann Bär Bamberger in eine Präparandenschule umgewandelt. 1863 erschienen mit Billigung der Regierung von Unterfranken die ersten Anstaltsstatuten. Die erfolgreich abschließenden Schüler wurden seit 1864 in die Israelitische Lehrerbildungsanstalt in Würzburg beziehungsweise in ein anderes Lehrerseminar (je nach Herkunft auch außerhalb Bayerns) übernommen. 1865 konnte Ottensoser ein neues Lehrhaus eröffnen, in dem die Schüler lebten und lernten.   
   
1876 starb der Gründer der Einrichtung Lazarus Ottensoser. Inzwischen wurde die Schule von fast 40 Schülern besucht. Es unterrichteten drei Lehrer in den unterschiedlichsten Fächern. Nach dem Tod Ottensosers übernahm Rabbiner Nathan Ehrenreich die Leitung der Präparandenschule. Auch er war zugleich Ortsrabbiner in Höchberg. Ehrenreich starb 1886. Nun übernahm der seit 1875 an der Präparandenschule unterrichtende Lehrer Nathan Eschwege die Schulleitung. Bis zu seinem Tod 1908 konnte er die erfolgreiche Arbeit der Präparandenschule im Sinne des Gründers fortsetzen. Von 1908 bis 1913 war Lazarus Gedalja Ehrenreich Schulleiter. 1913 übernahm der an der Präparandenschule bereits mehrere Jahre unterrichtende Selig Steinhäuser (geb. 1884 in Oberlauringen, umgekommen 1943 in Auschwitz) die Leitung. In den 1920er- und 1930er-Jahren besuchten bis zu 60-70 Schüler die Schule, unterrichtet von bis zu 6 bis 7 Lehrern. Die Schule war dadurch attraktiver geworden, da für angehende Kaufleute auch eine fundierte Ausbildung in der Handelslehre möglich war, verbunden mit einer Ausbildung in den Traditionen des Judentums. Die Schule bestand in Höchberg bis 1931, wurde in diesem Jahr nach Würzburg verlegt und mit der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt (ILBA) verbunden. Selig Steinhäuser wurde an der ILBA als Seminarlehrer und stellvertretender Direktor übernommen. Trägerin der Präparandenschule war die Lazar-Ottensoser Stiftung für die Israelitische Präparandenschule
  
Siehe die Seite mit den Texten zur Israelitischen Präparandenanstalt. 
  
Erhalten ist auch das Gebäude der ehemaligen Präparandenschule, in dem es es zwei Dokumentationsräume mit einer Dauerausstellung zur Geschichte des Hauses und der jüdischen Gemeinde Höchberg gibt (Sonnemannstraße 15). 
    
   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule     
Lob des jüdisch-religiösen Unterrichts in Höchberg (1846)  
Anmerkung: das Lob dürfte sich auf das Wirken von Lazarus Ottensoser, des Begründers der Talmud-Tora-Schule beziehen.      

Aus einem Artikel in "Der treue Zionswächter" vom 3. Februar 1846: "Ein gleichmäßig reges Streben gibt sich bei den Lehrern und Zöglingen in allen, des Herrn Rabbiners Bamberger (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Seligmann_Bär_Bamberger) Leitung und Aufsicht empfohlenen, nahe an 30 Religionsschulen kund, in welchen außer den gewöhnlichen Lehrgegenständen das Studium der Tora, der Propheten, der Mischnah und des Orach Chajim (vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Orach_Chayim) mit besonderem Fleiße und mit dem befriedigendsten Erfolge betrieben wird. Sogar in den talmudischen Wissenschaften zeichnen sich mehrere Lehrer, die in den die Kreishauptstadt Würzburg zunächst umgebenden Gemeinden angestellt sind, zu welchen vorzüglich die in Höchberg, Rimpar und Fuchsstadt mit lobender Anerkennung zu rechnen sind, durch ihre vortrefflichen Leistungen aus, und gleichwohl haben sich diese Talmudlehrer mit ihren einheimischen und auswärtigen Talmud lernenden Schülern des fallen bei falls der Inspektoren der deutschen Schule zu erfreuen. "    

 
Ausschreibung der Stelle des jüdischen Lehrers (1849)    

Anzeige im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs Bayern vom 8. April 1845: "5. April 1845. Die israelitische deutsche Schulstelle zu Höchberg, königlichen Landgerichts Würzburg am Main, welche durch das Ableben des bisherigen Schullehrers Moses Lazarus Kohn in Erledigung gekommen ist, und bei 13 Werk- und 8 Feiertagsschülern einen Reinertrag von 339 fl. 1/4 kr. abwirft, wird zur Bewerbung innerhalb 4 Wochen hiermit ausgeschrieben.
 Rottenbauer am 4. April 1845. Königliche Distriktsschuleninspektion. Kestler, Insp."          

   
    
Zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Über Leopold Sonnemann (1831-1909)   

Sonnemann Leopold 110.jpg (61599 Byte)Leopold Sonnemann ist am 29. Oktober 1831 als Sohn des Kunstwebers Meyer Sonnemann und der Therese geb. Kopp (der Vater hatte 1829 eine Matrikelstelle in Höchberg übernehmen können) in Höchberg geboren (Gebäude mit der heutigen Adresse Sonnemannstraße 62). Sein Vater übersiedelte auf Grund der für ihn als Webermeister schlechten Gewerbemöglichkeiten in Bayern zunächst in das hessische Offenbach, 1849 nach Frankfurt. Hier übernahm Leopold, der auch das Weberhandwerk gelernt hatte (Wanderjahre hauptsächlich in Kopenhagen) nach dem Tod seines Vaters 1853 dessen Geschäft (Firma M.S. Sonnemann Nachfolger). Ab 1856 veröffentliche er Geschäftsberichte in der von ihm und dem Kaufmann H.B. Rosenthal begründeten "Frankfurter Handelszeitung". 1858 erschien in dieser erstmals ein politischer Artikel. 1866 war er nach der Annexion Frankfurts durch die Preußen nach Stuttgart geflohen. Nach seiner Rückkehr belebte er die Zeitung unter dem Namen "Frankfurter Handelszeitung und Handelsblatt" (ab 1881: "Frankfurter Zeitung). In wenigen Jahren entwickelte sich diese zu einer bedeutenden Tageszeitung und zum Hauptorgan der Demokratie in Südwestdeutschland. Am 30. Oktober 1909 starb Sonnemann in Frankfurt. Sein Grab sowie das seiner Frau Rosa geb. Schüler (1834-1911) befindet sich im Familiengrab auf dem jüdischen Friedhof Rat-Beil-Straße. 
In Höchberg erinnert an ihn u.a. die Sonnemannstraße und sein Geburtshaus mit einer Inschriftentafel.  
Vgl. Wikipedia-Artikel zu Leopold Sonnemann 
Literatur: Paul Arnsberg: Die Geschichte der Frankfurter Juden. Band 3 Biographisches Lexikon (S. 438-447; von hier auch das Foto oben)  
  
Leopold Sonnemann wird Ehrenbürger der Gemeinde Höchberg (1906)      
Hoechberg FrfIsrFambl 28091906.jpg (43265 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. September 1906: "Höchberg (Bayern). Die hiesige Gemeinde-Verwaltung hat Herr Leopold Sonnemann - Frankfurt am Main, der hier geboren ist, in dankbarer Anerkennung seiner Verdienste um Höchberg zum Ehrenbürger ernannt. Die Gemeindeverwaltung übersandte Herrn Sonnemann dieser Tage mehrere, zu einem Gesamtbilde vereinigte Ansichten Höchbergs, sowie eine Photographie seines Geburtshauses, mit dem Wunsche, dass die Gabe ihm und seiner Familie eine stete angenehme Erinnerung an seinen Geburtsort bieten möge."     
 
Leopold Sonnemann und seine lebenslang bestehenden Beziehungen zu Höchberg - Artikel zu seinem Tod 1910     
Hoechberg Sonnemann AZJ 12111909.jpg (211202 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. November 1909: "Frankfurt am Main, 3. November (1909). Die Beerdigung des Gründers der 'Frankfurter Zeitung', Leopold Sonnemann, die heute Vormittag 9 Uhr auf dem israelitischen Friedhof in Frankfurt stattfand, gestaltete sich zu einer imposanten Kundgebung, an der viele Hunderte von Leidtragenden, darunter Vertreter der Regierung, des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung, hervorragende Persönlichkeiten der Frankfurter politischen, Handels-, Finanz-, Industrie-, Kunst- und Theaterkreise teilnahmen. Die Gedächtnisrede am Grabe des Verstorbenen hielt der Reichstags- und Landtagsabgeordnete von Payer, der das Leben und Wirken des verdienstvollen Parteiführers in ausführlicher Rede würdigte und dem unermüdlichen Verfechter des Fortschritts und der Freiheit, dem teueren Freund herzlichsten Dank zollte. Dann sprachen noch Vertreter des Verlages der 'Frankfurter Zeitung', des Stadtverordnetenkollegiums, der Deutschen Volkspartei, der badischen Parteigenossen, des Demokratischen Vereins, der Bayerischen Volkspartei, der Freisinnigen Volkspartei, des Berliner und Frankfurter nationalsozialen Wahlvereins, der neuen Demokratischen Vereinigung, der Stadt Höchberg, vieler Landesvereine, des städtischen Museums usw. Leopold Sonnemann, der aus kleinen Verhältnissen entstammte, hat seiner jüdischen Abstammung stets Ehre gemacht, und als Zug seines Edelmuts möge hier erwähnt werden, dass er in seinen gesunden Tagen es nicht vergaß, das Grab seiner Eltern auf dem kleinen Friedhof in Höchberg bei Würzburg, wo seine Wiege stand, von Zeit zu Zeit aufzusuchen. Bei dieser Gelegenheit bekundete er auch stets Interesse für die dort bestehende jüdische Präparandenschule, und als man dort den Musikunterricht vor 20 Jahren einführte, schenkte er die hierzu benötigten Klaviere der Anstalt. Alljährlich ließ er seinen Beitrag dieser Anstalt überweisen und zeigte so ein Interesse für die Fortbildung der jungen Lehrerkandidaten und für die Entwicklung seines Geburtsortes. Leopold Sonnemann war in religiöser Beziehung freier Gesinnung wie auch in seiner politischen Denkungsart, doch ein guter Jude ist er in seinem Herzen stets geblieben. Die 'Frankfurter Zeitung' führt deshalb auch heute noch den Schimpfnamen 'Judenblatt', was für sie gewiss nur ein Ehrentitel sein kann. Am Grabe des bedeutenden Politikers, der auch mit dem ersten Reichskanzler (sc. Bismarck) manchen Strauß im Reichstage sowohl als in seinem Organe ausgefochten, gedenken wir aller seiner Leistungen für die jüdische Gleichberechtigung in allen Ländern und möchte nur hoffen, dass viele Jünger seinen Fußstapfen folgen möchten. Sein Andenken bleibt uns alle Zeit gesegnet, und seine vielen gemeinnützigen und wohltätigen Unterstützungen für alle Bedrückten und Leidenden der Menschheit werden unvergessen sein."        
Das Geburtshaus von Leopold Sonnemann, des Begründers der "Frankfurter Zeitung" befindet sich Sonnemannstraße 62 (siehe Fotos unten). 
    
Zum Tod von Rosa Sonnemann, Witwe von Leopold Sonnemann (1911) 

Hoechberg  AZJ 08091911.jpg (26315 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. September 1911: "In Frankfurt am Main starb im Alter von 78 Jahren Frau Rosa Sonnemann, die Witwe des Begründers der 'Frankfurter Zeitung', Leopold Sonnemann."     

  
Zum 100. Geburtstag von Leopold Sonnemann (1931)   
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 30. Oktober 1931:  "Das Jubiläum der 'Frankfurter Zeitung'. Leopold Sonnemanns 100. Geburtstag..." 
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.   
 
Rückblick: 29. Oktober 2009 - 28. Februar 2010: Ausstellung zu Leopold Sonnemann im Historischen Museum der Stadt Frankfurt  
(Website des Museums - Seite zur Sonnemann-Ausstellung)  
Hoechberg PA 0909.jpg (199545 Byte)Hinweis auf Ausstellung über Leopold Sonnemann im Historischen Museum der Stadt Frankfurt:  
Artikel im "Lohrer Echo" vom 29. September 2009 (Wiedergabe einer dpa-Meldung; Artikel wurde von Fred G. Rausch zur Verfügung gestellt): 
"Späte Erinnerung an Leopold Sonnemann. Als Begründer der 'Frankfurter Zeitung' gehörte er nicht nur zu den wichtigsten Verlegern im 19. Jahrhundert. Leopold Sonnemann organisierte 1891 1891 in Frankfurt auch eine der ersten Weltausstellungen für Elektrotechnik. Der jüdische Mäzen, der sich auch als liberaler Reichstagsabgeordneter stets für eine tolerante Gesellschaft einsetzte, hat außerdem zahlreiche bis heute Frankfurt prägende Projekte initiiert wie die Alte Oper, das Luxushotel 'Frankfurter Hof' oder den Palmengarten.  
Zum 100. Todestag Sonnemanns am 30. Oktober erinnert die Stadt Frankfurt im Historischen Museum mit einer umfangreichen Ausstellung an eine ihrer bedeutendsten Persönlichkeiten. Sonnemann, 1831 in Höchberg bei Würzburg geboren und 1909 im Alter von 78 Jahren in Frankfurt gestorben, wird damit auch wieder aus der Vergessenheit zurückgeholt. In der Nazi-Zeit wurde der Name Sonnemanns ausgelöscht. - und Frankfurt hat das jahrzehntelang nicht wieder gutgemacht.  
Sonnemann war als Verleger, Politiker, Bankier und Stifter ein wahres Multitalent des 19. Jahrhunderts. Die Ausstellung will jedoch vor allem deutlich machen, dass Sonnemann so etwas wie der 'Mentor' Frankfurts auf dem Sprung von der Reichsstadt zur demokratisch organisierten Großstadt wurde. 'Ohne Sonnemann hätte Frankfurt nicht den Weg in die Moderne gefunden' sagt Jürgen Steen, einer der drei Ausstellungskuratoren.  
Sonnemann gründete nicht nur den Städelschen Museums-Verein, sondern gehörte auch zu den Mitbegründern des Frankfurter Arbeitsbildungsvereins. Der Verleger unterstützte zum Beispiel auch die 'Freibadstiftung', die kostenlose Wannenbäder im städtischen Schwimmbad ermöglichte, weil viele Bürger damals nicht zu Hause baden könnten. Sonnemann sah sich der 'Bürgergesellschaft' verpflichtet. Dazu passt, dass die 'Frankfurter Zeitung' im Kollegialitätsprinzip geführt wurde."  
    
Sonnemann Ausstellung 010.jpg (42779 Byte)Links: Flyer zur Ausstellung über Leopold Sonnemann in Frankfurt (pdf-Datei)       
  

  
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
Anzeige der Weine- und Spirituosenhandlung N. Eldod (1903)    

Hoechberg Israelit 08011903.jpg (29192 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1903: 
"Koscher  Weine & Spiritusen  Koscher   
In allen Sorten und Preislagen empfiehlt  
Höchberg   N. Eldod,  Würzburg.         

  
Anzeige der Geburt einer Tochter von E. Stolberg und seiner Frau geb. Berney (1928)    

Hoechberg Israelit 21061928.jpg (23630 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juni 1928:  
"Die mit Gottes Hilfe glücklich erfolgte Geburt eines gesunden Töchterchens zeigen in dankerfüllter Freude an 
E. Stolberg und Frau geb. Berney. Höchberg."       

 
Verlobungsanzeige von Thekla Katz und Isidor Hirnheimer (1929)  

Treysa Israelit 31011929.jpg (29894 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1929: "Gott sei gepriesen.  
Thekla Katz - Isidor Hirnheimer. Verlobte.   
Treysa (Bezirk Kassel) - Höchberg / Würzburg am Main."  

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge          
    
Eine erste Synagoge konnte 1661 eingerichtet werden. Eine neue Synagoge wurde 1720-21 in einem einfachen Barockstil erbaut. Sie diente über 200 Jahre als gottesdienstliches Zentrum der Gemeinde. Mehrfach wurde die Synagoge renoviert, u.a. 1903 auf Grund einer Kollekte, die in ganz Bayern zugunsten der Höchberger Synagoge durchgeführt wurde:

Kollekte für die Instandsetzung der Synagoge in Höchberg (1903)

Hoechberg FrfIsrFambl 20111903.jpg (26647 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. November 1903: "München. Genehmigt wird, dass zur Aufbringung der Mittel für die Wiederinstandsetzung des israelitischen Kultusgebäudes zu Höchberg, Bezirksamt Würzburg, eine Sammlung in sämtlichen Synagogen des Königreiches vorgenommen werde."

Um 1910 wurde im Untergeschoss der Synagoge eine Mikwe eingerichtet.  
  
1932
feierte die Gemeinde in Anwesenheit des Bezirksrabbiners Dr. Simon Siegmund Hanover die Beendigung der Niederschrift einer Torarolle und ihre Einbringung in die Synagoge. Die Gottesdienste wurden damals jedoch bereits seit einigen Jahren nur noch an den hohen Feiertagen benutzt. Normalerweise besuchten zu Gemeindeglieder inzwischen die Gottesdienste im Betsaal der Präparandenschule.    
  
Beim Novemberpogrom 1938 kamen 16 SA-Leute nach Höchberg, brachen die Synagoge auf, zertrümmerten die gesamte Inneneinrichtung, zerrissen Torarollen und stahlen kostbare Leuchter. Nur eine Torarolle und einige andere, zuvor versteckte Ritualien konnten gerettet werden. 
 
Das Synagogengebäude ist seit 1951 Kirche der evangelischen Gemeinde in Höchberg. Die frühere Synagoge und die Nebengebäude wurden zu einem Preis von 6.500 Mark übernommen. 
    
   
Adresse/Standort der SynagogeEvangelische Kirche "Am Trieb".             
    
    
Fotos                 
(die historischen Fotos entstammen der Fotosammlung Theodor Harburger und wurden um 1930 angefertigt. Die Originale der Dias sind in den Central Archives Jerusalem; die Fotos sind veröffentlicht in: Theodor Harburger: Die Inventarisierung s.Lit. Bd. 2 S. 289-295; Neuere Fotos wie angegeben)    

Historische Fotos  Hoechberg Synagoge 186.jpg (75327 Byte) Hoechberg Synagoge 185.jpg (82020 Byte)
   Aron HaKodesch (Toraschein), zu dem 
von beiden Seiten je drei Stufen führte 
Almemor: Steinerner Aufbau in 
achteckigem Grundriss
     
  Hoechberg Synagoge 184.jpg (115911 Byte) Hoechberg Synagoge 183.jpg (59296 Byte)
   Traustein (Chuppastein) an der 
ehemaligen Synagoge mit Jahreszahl 
(5)461 = 1660/61 
Tora-Aufsatz (Rimmon) aus dem 
18. Jahrhundert (vermutlich 
Augsburg 1773/75) 
     
Hoechberg Synagoge 180.jpg (99390 Byte) Hoechberg Synagoge 181.jpg (74948 Byte) Hoechberg Synagoge 182.jpg (102456 Byte)
Tora-Vorgang (Parochet) mit 
Widmung aus dem Jahr 1764
Tora-Mantel Tora-Vorgang (Parochet) mit Widmung 
aus dem Jahr 1716 (heute in Jerusalem)
  
     
     
Neuere Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 30.7.2009)
   
Hoechberg Synagoge 260.jpg (80098 Byte) Hoechberg Synagoge 269.jpg (74083 Byte) Hoechberg Synagoge 261.jpg (80681 Byte)
Ehemalige Synagoge von außen (links von Nordosten, rechts von Westen) Hinweistafel
      
Hoechberg Synagoge 270.jpg (57212 Byte) Hoechberg Synagoge 264.jpg (62134 Byte) Hoechberg Synagoge 263.jpg (65153 Byte)
Weitere Hinweise zur Kirche 
und Öffnungszeiten
Innenansicht der ehemaligen Synagoge / heute Kirche (Gebetsrichtung 
heute nach Norden)
      
Hoechberg Synagoge 266.jpg (51653 Byte) Hoechberg Synagoge 268.jpg (46916 Byte) Hoechberg Synagoge 262.jpg (118136 Byte)
Ostwand - im Bereich des 
mittleren Fensters (Vorgang mit 
Zitat aus 2. Mose 3,14) stand zu
 Synagogenzeiten der Toraschrein
   
Die Holzbalken im westlichen Bereich 
der Kirche stammen von der früher
 befindlichen Frauenempore, die 
einen separaten Zugang über eine
 Wendeltreppe von außen hatte. 
Hochzeitsstein / Chuppastein, der 
ursprünglich an der Außenmauer angebracht 
war - mit der Jahreszahl 1721 und hebräischem
 Zitat "Stimme der Freude, Stimme des Jubels,
 Stimme des Bräutigams, Stimme der Braut"
     
Hoechberg Synagoge 267.jpg (106860 Byte) Hoechberg Synagoge 265.jpg (60598 Byte)   
Fragment einer Torarolle mit 
einem Abschnitt aus 1. Mose 18  
(Abrahams Fürbitte für Sodom) 
  
Menora - ein Geschenk von 1979 
der Marktgemeinde Höchberg an 
die Kirchengemeinde zur damaligen
 Erweiterung der Kirche
 
      
      
Gebäude der Israelischen Präparandenschule    
Hoechberg Ort 262.jpg (64018 Byte) Hoechberg Ort 263.jpg (61975 Byte) Hoechberg Ort 261.jpg (94208 Byte)
Blick auf das 100 m unterhalb der
 ehemaligen Synagoge gelegene Gebäude 
Das Eingangstor, rechts davon 
die Hinweistafeln 
Hinweistafel / Information 
zu den Öffnungszeiten 
Hoechberg Ort 266.jpg (74734 Byte) Hoechberg Ort 269.jpg (84571 Byte) Hoechberg Ort 264.jpg (75582 Byte)
Ansichten des an der Sonnemannstraße gelegenen Gebäudes  Im Hofbereich des Gebäudes 
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Rückseite des Anbaus über 
dem Eingangstor 
 
Platz dem Gebäude der ehemaligen
 Präparandenschule mit Gedenkstein
Gedenkstein für die aus Höchberg in 
der NS-Zeit verfolgten und ermordeten
 jüdischen Personen
      
      
Geburtshaus von Leopold Sonnemann    
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Geburtshaus von Leopold Sonnemann, Begründer der "Frankfurter Zeitung", links vor der letzten Renovierung (Foto: Jürgen Hanke, Kronach; 
rechts neuere Fotos vom Juli 2009; am Haus ist eine Erinnerungstafel angebracht mit dem Text: "In diesem Hause wurde am 29. Oktober 1831 
Leopold Sonnemann, der Begründer der Frankfurter Zeitung geboren")

    
   
 
Einzelne Presseberichte       

Februar 2015: Zukunft der Matthäuskirche in der ehemaligen Synagoge ist ungewiss      
Artikel von Matthias Ernst in der "Main-Post" vom 27. Februar 2015: "HÖCHBERG. Zukunft der Höchberger Matthäuskirche ungewiss
Bei der Informationsveranstaltung zum Um- beziehungsweise Ausbau des Bonhoeffer-Gemeindehauses im Höchberger Ortsteil Hexenbruch durch die evangelisch-lutherische Gemeinde Anfang Dezember kam es erstmals zur Sprache: Die Matthäuskirche, das Stammhaus der evangelischen Christen aus Höchberg, Waldbüttelbrunn und Hettstadt muss in den nächsten zehn Jahren auf eigene finanzielle Füße gestellt werden. Diese Kröte musste der Kirchenvorstand schlucken bei seinen Verhandlungen mit der Landeskirche in München. Grund dafür ist das Raumprogramm der Landeskirche, das für Kirchengemeinden von der Größe der Matthäus-Gemeinde (3030 Mitglieder) nur Gemeinderäume in einer Größe von 260 Quadratmetern vorsieht. Derzeit sind es 534 Quadratmeter, wenn man St. Matthäus, das Bonhoeffer-Gemeindehaus und das Paul-Gerhardt-Haus in Waldbüttelbrunn zusammen zählt. Dabei spielt es keine Rolle, ob nur eine Renovierung eines bestehenden Gebäudes in Angriff genommen wird oder, wie in diesem Fall, die Räumlichkeiten neu errichtet werden, so die Sichtweise des Landeskirchenamtes. Den Planern in München war es vollkommen egal, ob das Paul-Gerhardt-Haus, das Bonhoeffer-Gemeindehaus oder die Matthäuskirche mit ihrem Erweiterungsbau aufgegeben wird. Nach langen Verhandlungen, in die sich auch Dekanin Edda Weise und das Kirchengemeindeamt eingebracht hatten, entschloss sich der Kirchenvorstand den Standort Matthäus-Kirche zu 'opfern', der seit dem Jahr 1951 in Besitz der evangelischen Kirche ist. Damals wurde das Gotteshaus samt Nebengebäuden für 6500 DM gekauft. Die Aufgabe des Standortes geschah 'schweren Herzens', wie Pfarrerin Antje Biller bei der Informationsveranstaltung sagte. Die ehemalige Synagoge feiert 2021 ihr dreihundertjähriges Bestehen und ist das Sinnbild der Kirchengemeinde. Leichter Widerstand regte sich schon bei der Informationsveranstaltung bezüglich der Aufgabe des Standortes und dieser wurde in den folgenden Wochen stärker. Obwohl noch nicht entschieden ist, wie die Zukunft der Kirche aussehen soll, meinen viele, dass es nicht hinnehmbar sei, die Stammkirche zu opfern. Gerade aus der geschichtlichen Bedeutung des Gotteshauses müsse die Gemeinde eine besondere Verantwortung für die ehemalige Synagoge übernehmen, so ihr Hauptargument. Dies kann auch der Kirchenvorstand um Pfarrerin Biller verstehen und fordert alle Interessierten auf, sich konstruktiv an der landeskirchlich unabhängigen Finanzierung der Matthäuskirche zu beteiligen. Dabei ist man für jeden Vorschlag dankbar, der die Kirche in ihrer jetzigen Form erhält. Am 4. März um 20 Uhr findet im Bonhoeffer-Gemeindehaus die nächste Informationsveranstaltung zum Ausbau des Gemeindehauses, aber auch zur Situation der Matthäuskirche statt. Die Kirchengemeinde ist eingeladen, sich zu informieren, unterstützend tätig zu werden oder ihre Befürchtungen zu äußern. 'Wir freuen uns auf viele konstruktive Beiträge', lädt Pfarrerin Biller die Gläubigen zum Dialog ein. "  
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Oktober 2020: Foto eines verschollenen Gemäldes der ehemaligen Synagoge entdeckt 
Anmerkung: In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts entstand dieses Gemälde der Höchberger Synagoge, das den Innenraum des Gotteshauses mit bisher unbekannten Details zeigt. Das Aquarell selbst ist verschollen, doch jetzt tauchte in Warschau zumindest ein Foto des Gemäldes auf. Foto: E. Ringelblum Jewish Historical Institute, Warschau
Artikel von Roland Flade in der "Main-Post" vom 4. Oktober 2020: "Höchberg. Verschollenes Bild entdeckt: Das war die Höchberger Synagoge. 
Eigentlich hatte er etwas ganz anderes gesucht, doch dann fand der Direktor des Jüdischen Museums München ein verschollenes Bild der Höchberger Synagoge.

In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts schuf der Höchberger Maler und Zeichenlehrer Naftali Ehrenreich zwei Bilder, die für die Geschichte des Ortes wichtig sind: Er malte das Haus, in dem 1831 der spätere Verleger der liberalen Frankfurter Zeitung und Reichstagsabgeordnete Leopold Sonnemann geboren wurde (Sonnemannstraße 62) – und er schuf ein Gemälde des Inneren der Höchberger Synagoge. Das Bild des Geburtshauses ist bekannt, das Bild der Synagoge war verschollen. Nun hat Bernhard Purin, der Direktor des Jüdischen Museums München, zumindest ein Foto des Gemäldes entdeckt – auf der Internetseite des Jüdischen Historischen Instituts in Warschau, auf der er nach etwas ganz anderem suchte.
Zwar existieren Fotos vom Inneren der 1721 im Barockstil errichteten Synagoge Am Trieb, doch zeigen diese jeweils nur Ausschnitte. Das Werk von Naftali Ehrenreich lässt nun erstmals einen Blick in große Teile des Innenraums zu. Man sieht den Almemor, die Vorlesekanzel in der Mitte der Synagoge, von der aus im Gottesdienst der jeweilige Abschnitt der Thora, der fünf Bücher Mose, vorgetragen wurde. Davor steht an der Wand der Thoraschrein, in dem die Thorarollen aufbewahrt wurden. Über einer Bank hängt ein Gebetsmantel. Wie das Foto nach Warschau kam und wo sich das Original des Gemäldes befindet – falls es noch existiert –, ist unbekannt. Auf der Rückseite trägt das Foto einen Inventaraufkleber, der es als ehemaliges Eigentum der Kunstsammlung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin ausweist. Diese gelangte nach 1945 nach Warschau und Jerusalem. Doch weder im Jüdischen Historischen Instituts in Warschau noch im Israel Museum in Jerusalem ist etwas über den Verbleib des Gemäldes bekannt. Die Wurzeln der jüdischen Gemeinde Höchberg reichen weit ins 17. Jahrhundert zurück. Zeitweise war fast jeder fünfte Höchberger jüdisch, die anderen waren katholisch. Die jüdische Gemeinde besaß eine Volksschule und ein Gemeindehaus sowie einen Friedhof, der noch erhalten ist. Die Israelitische Präparandenschule, eine Ausbildungsstätte für angehende Lehrer, machte Höchberg zu einem in ganz Deutschland bekannten Ort jüdischer Gelehrsamkeit.
Der Maler Naftali Ehrenreich wurde 1887 in eine Familie hineingeboren, die ein Symbol für die enge Gemeinschaft von Christen und Juden in Höchberg war. Naftalis Vater Lazarus leitete von 1908 bis 1913 die Präparandenschule; er gehörte dem Vorstand der Turngemeinde Höchberg an und stand zeitweise dem örtlichen Geflügelzuchtverein vor. Naftali Ehrenreichs Bruder Moses trainierte 1920 als Erster die Fußballer der Turngemeinde. Naftali Ehrenreich emigrierte im Dritten Reich in die USA und lebte in New York, wo er 1967 starb. Seine Schwester Rebekka heiratete Selig Steinhäuser, den Nachfolger ihres Vaters an der Spitze der Präparandenschule; das Ehepaar wurde am 17. Juni 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet...
Über die jüdische Gemeinde Höchberg informiert eine Dauerausstellung in der ehemaligen Präparandenschule in der Sonnemannstraße 15, die jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet ist. Der Schlüssel zum Friedhof kann im Bürgerbüro im Rathaus abgeholt werden."  
Link zum Artikel  

    
     

Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Marktgemeinde Höchberg bei Würzburg  
bulletDokumente zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Höchberg in den Central Archives in Jerusalem (pdf-Datei): hier anklicken  Link zu den Central Archives Jerusalem  
bulletWebsite der Evangelischen Kirchengemeinde Höchberg   
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Höchberg (interner Link)   

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 317-318.  
bulletNaftali Bar-Giora Bamberger: Der jüdische Friedhof in Höchberg. Memor-Buch (Schriften des Stadtarchivs Würzburg, Heft 8). Würzburg 1991. Hierin der Abschnitt von Hans-Peter Baum: Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Höchberg S. 440-448.
bulletHedi Kleinhans: Die jüdische Gemeinde, ihre Mitglieder und Einrichtungen in Höchberg im 19. und 20. Jahrhundert (Zulassungsarbeit Universität Würzburg). 1979.
bulletHoechberg Lit 020.jpg (57112 Byte)Roland Flade:  Lehrer, Sportler, Zeitungsgründer. Die Höchberger Juden und die israelitische Präparandenschule (Schriften des Stadtarchivs Würzburg, Heft 12). Würzburg 1998.  
Hinweis: Roland Flade erstellte auch einen zusammenfassenden Text; der Flyer zur Dokumentation in der ehemaligen Präparandenschule ist über das Gemeindearchiv des Marktes Höchberg erhältlich: E-Mail: judith.orschler[et]hoechberg.de bzw. Rathaus Höchberg E-Mail
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Würzburg 2008. Zu Höchberg: S. 265-269.
bulletHoechberg Lit 021.jpg (38823 Byte)Matthäus Kirche Höchberg. 28-seitige Broschüre - erstellt von Pfarrer Martin Eisen, Roland Flade, Luise Wiesheu und Uschi Scheler. Erschienen 2008. Erhältlich über die Evangelische Matthäusgemeinde Höchberg (Link zur Website der Kirchengemeinde)    
bulletWuerzburg Lit 1308.jpg (133209 Byte)Spuren jüdischer Geschichte in Stadt und Landkreis Würzburg - Ein Wegweiser für junge Leute. Hrsg. vom Landkreis Würzburg in Zusammenarbeit mit dem Partnerlandkreis Matah Yehuda (Israel) und dem Kooperationsprojekt Landjudentum in Unterfranken. Würzburg 2013. Online zugänglich: Download der pdf-Datei.  
Kontakt und Information: Landkreis Würzburg - Kommunale Jugendarbeit  Klaus Rostek  Zeppelinstr. 15  97074 Würzburg  Tel. 0931 8003-376   E-Mail: k.rostek[et]lra-wue.bayern.de     

    
     

Hoechberg (in Jewish sources, Ishpurg) Lower Franconia. The Jewish community was founded in the early 17th century, with a synagogue built in 1661. A new synagogue was erected in 1720-21 and a cemetery was consecrated in 1821. R. Elhanan Hillel Wechsler (1843-1894), one of the last kabbalists in Germany, lived there. R. Eliezer Ottensooser (1798-1876) served as rabbi for 50 years and founded a talmud torah in 1841 that developed into a Jewish high school and pre-teacher training seminary. The Jewish population declined steadily from over 200 in the early 19th century to 102 in 1867 (total 1,327) and 22 in 1933. Around half left by 1937. On Kristallnacht (9-10 Nov. 1938), the synagogue was wrecked. The six Jews remaining in 1942 were deported to Izbica in the Lublin district (Poland) and the Theresienstadt ghetto in April and September.  
   
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020