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in Höchberg
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Gebäude der ehemaligen Präparandenschule in Höchberg (Foto vom Juli 2009)
Höchberg (Marktgemeinde,
Kreis Würzburg)
Texte/Berichte zur Geschichte der Israelitischen Präparandenschule
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur Geschichte der Israelitischen Präparandenschule in Höchberg wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Die Texte sind chronologisch geordnet - weitere Texte werden bei Gelegenheit
eingestellt.
Literatur: Roland Flade: Lehrer, Sportler, Zeitungsgründer. Die Höchberger Juden und die israelitische Präparandenschule.
Schriften des Stadtarchivs Würzburg, Heft 12. Würzburg 1998.
Einführung
Der in Höchberg als Ortsrabbiner tätige Lazarus (Elieser) Ottensoser gründete
1841 eine Jeschiwa (Talmudschule) für junge Männer, die einige Zeit
ihres Lebens ganz dem Torastudium widmen wollten.
Ottensoser selbst ist 1798 in Weimarschmieden
(nicht in Kleineibstadt) als Sohn des Naphtali Ottensoser geboren und zog mit seinen Eltern in
jungen Jahren nach Kleineibstadt (nach Angaben von R.
Flade, siehe Lit.). Der Vater von Lazarus Ottensoser war (nach Forschungen
von Elisabeth Böhrer) jüdischer Lehrer in Kleineibstadt, wo weitere
Geschwister von Lazarus zur Welt kamen. Nach
der Lehrerausbildung war Lazarus Ottensoser vor Höchberg als Lehrer in Scheinfeld und
Aub tätig.
Da die Jeschiwa Ottensosers bald einen hervorragenden Ruf weit über Bayern
hinaus hatte, waren nach wenigen Jahren 20 bis 25 junge Männer ständig zum Lernen in
Höchberg. Die Einrichtung lebte ganz von Spenden; die Schüler hatten keine
Gelder für Unterkunft, Verpflegung oder Studium zu bezahlen. Seit 1861
wurde die Jeschiwa auf Anregung von Rabbiner Seligmann Bär Bamberger in eine
Präparandenschule umgewandelt. 1863 erschienen mit Billigung der Regierung
von Unterfranken die ersten Anstaltsstatuten. Die erfolgreich abschließenden Schüler wurden
seit 1864 in die Israelitische Lehrerbildungsanstalt in Würzburg
beziehungsweise in ein anderes Lehrerseminar (je nach Herkunft auch außerhalb
Bayerns) übernommen.
1865 konnte Ottensoser ein neues Lehrhaus eröffnen, in dem die Schüler
lebten und lernten.
1876 starb der Gründer der Einrichtung Lazarus
Ottensoser. Inzwischen wurde die Schule
von fast 40 Schülern besucht. Es unterrichteten drei Lehrer in den
unterschiedlichsten Fächern. Nach dem Tod Ottensosers übernahm Rabbiner
Nathan Ehrenreich die Leitung der Präparandenschule. Auch er war zugleich
Ortsrabbiner in Höchberg. Ehrenreich starb 1886. Nun übernahm der seit
1875 an der Präparandenschule unterrichtende Lehrer Nathan Eschwege die
Schulleitung. Bis zu seinem Tod 1908 konnte er die erfolgreiche Arbeit der
Präparandenschule im Sinne des Gründers fortsetzen. Von 1908 bis 1913 war Lazarus
Gedalja Ehrenreich Schulleiter. 1913 übernahm der an der
Präparandenschule bereits mehrere Jahre unterrichtende Selig Steinhäuser
(geb. 1884 in Oberlauringen, umgekommen 1943 in Auschwitz) die Leitung. In den
1920er- und 1930er-Jahren besuchten bis zu 60-70 Schüler die Schule,
unterrichtet von bis zu 6 bis 7 Lehrern. Die Schule war dadurch attraktiver
geworden, da für angehende Kaufleute auch eine fundierte Ausbildung in der
Handelslehre möglich war, verbunden mit einer Ausbildung in den Traditionen des
Judentums. Die
Schule bestand in Höchberg bis 1931, wurde in diesem Jahr nach Würzburg
verlegt und mit der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt (ILBA) verbunden. Selig
Steinhäuser wurde an der ILBA als Seminarlehrer und stellvertretender Direktor
übernommen. Trägerin der Präparandenschule war die Lazarus-Ottensoser Stiftung für die
Israelitische Präparandenschule.
Überblick:
- Lob des jüdisch-religiösen Unterrichts in
Höchberg
- Über die Präparandenschule (1866)
- Höchberg und die Schule leiden unter dem Krieg (1866)
- Ausschreibung einer Lehrerstelle (1866)
- Ausschreibung der zweiten Lehrerstelle (1869)
- Bericht von Lazarus Ottensoser über die Situation in der
Anstalt (1871)
- Zum Tod von
Rabbiner Lazarus Ottensoser (1876)
- Über die Situation der Schule (1879)
- Zum Tod von Rabbiner Jakob Ehrenreich
(1886)
- Lehrer
Nathan Eschwege wird Leiter der Präparandenschule -
Rabbinatskandidat Pinchas Mosche Hänle Wechsler wird angestellt (1886)
- Zur Berufung von Pinchas Mosche Hänle (Elchanan) Wechsler an die
Präparandenschule (1886)
- Zur Berufung von Pinchas Mosche Hänle Wechsler nach Höchberg (1887)
- Ausschreibung einer Lehrerstelle (1890)
- 50-jähriges Jubiläum der Schule (1891)
- Zum
50-jährigen Bestehen der Präparandenschule (1891)
- Spende
für die israelitische Präparandenschule (1892)
- Zur Beisetzung von
Pinchas Mosche Elchanan
Wechsler (1894)
- Erinnerung
an Rabbiner Pinchas Mosche Elchanan Wechsler (gest. 1894, Beitrag von 1933)
- Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers (1894)
- Jahresbericht 1893/94
- Jahresbericht 1897/98
- Neujahrsgrüße
von Lazarus G. Ehrenreich (1898)
- Jahresbericht 1899/1900
- 25-jähriges
Dienstjubiläum von Lehrer Nathan Eschwege (1900)
- Trauerfeier
für Freiherr W. C. von Rothschild (1901)
- Zum
Tod von cand. med. Simon Eschwege, Sohn des Hauptlehrers Nathan Eschwege (1901)
- Jahresbericht 1900/01
- Spendenaufruf
für die Präparandenschule (Talmud-Tora-Schule) in Höchberg (1901)
- Die
Israelitische Präparandenschule im Jahr 1902
- Jahresbericht 1901/02
- Ausschreibung
einer Lehrerstelle an der israelitischen Präparandenschule (1902)
- Ausschreibung
einer Lehrerstelle an der Israelitischen Präparandenschule (1903)
- Vergleich
der Ausbildungen in den Präparandenschulen Burgpreppach, Höchberg und Münster
sowie in den Seminaren Köln, Münster und Würzburg (1904)
- 25-jähriges Dienstjubiläum von
Lehrer
Lazarus Ehrenreich (1904)
- Zum Jahresbericht 1904/05
- Jahresbericht 1905/06
- Spendenaufruf für eine Renovierung der Schule
(1907)
- Zum Tod des Leiters der Präparandenschule
Nathan
Eschwege (1908)
- Erinnerung
an Nathan Eschwege, den "Vater" des Israelitischen Lehrervereins für
Bayern (Artikel von 1927)
- Ausschreibung einer Lehrerstelle (1909)
- Die
drei Lehrerbildungsanstalten im Kreis Unterfranken (Höchberg, Burgpreppach,
Würzburg)
- Zum
Tod von Direktor Lazarus G. Ehrenreich (1913)
- Zum Tod von Samuel Eldod
(1920)
- Bericht über das "80. Schuljahr" (1920)
- Zum
Tod von Bella Eldod, Witwe von Elias Eldod (1922)
- Jahresbericht
der Präparandenschule (1922)
- Ausschreibung von Freiplätzen für Präparanden (1924)
- Ausschreibung
der Israelitischen Präparandenschule für das Schuljahr 1925/26
- Ausschreibung
der israelitischen Lehrerbildungsanstalten in Bayern (1925)
- Schwierige Situation der Präparandenschule (1927)
- Ausschreibung
der Israelitischen Präparanden- und Bürgerschule für das Schuljahr 1928/29
- Ausschreibung
der Bayerischen Lehrerbildungsanstalten für das Schuljahr 1929/30
- Präparandenlehrer
Emanuel Eldod tritt in den Ruhestand (1929)
- Erinnerungen an die Präparanden- und Seminarzeit von Lehrer
A. Strauß (Uffenheim) (1930)
- Umzug der Präparandenschule von Höchberg nach
Würzburg (1931)
- Gründe
für die Verlegung der Präparandenschule Höchberg nach Würzburg (1931)
- Hochzeitsanzeige
von Gerson Katz und Sara geb. Eldod (1931)
- Nach
Schließung der Präparandenschule: Bericht über das "stille
Höchberg" (1931)
- Erinnerungen an Höchberg (1933)
- 70. Geburtstag von Präparandenlehrer
Emanuel Eldod (1933)
Lob des jüdisch-religiösen
Unterrichts in Höchberg (1846)
Aus
einem Artikel in "Der treue Zionswächter" vom 3. Februar 1846: "Ein
gleichmäßig reges Streben gibt sich bei den Lehrern und Zöglingen in allen,
des Herrn Rabbiners Bamberger (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Seligmann_Bär_Bamberger) Leitung und
Aufsicht empfohlenen, nahe an 30 Religionsschulen kund, in welchen außer den
gewöhnlichen Lehrgegenständen das Studium der Tora, der Propheten, der
Mischnah und des Orach Chajim (vgl.
https://en.wikipedia.org/wiki/Orach_Chayim) mit besonderem Fleiße
und mit dem befriedigendsten Erfolge betrieben wird. Sogar in den
talmudischen Wissenschaften zeichnen sich mehrere Lehrer, die in den die
Kreishauptstadt Würzburg zunächst umgebenden Gemeinden angestellt sind, zu
welchen vorzüglich die in Höchberg, Rimpar
und Fuchsstadt mit lobender
Anerkennung zu rechnen sind, durch ihre vortrefflichen Leistungen aus, und
gleichwohl haben sich diese Talmudlehrer mit ihren einheimischen und
auswärtigen Talmud lernenden Schülern des fallen bei falls der Inspektoren
der deutschen Schule zu erfreuen. " |
Über die Präparandenschule (1866)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1866: "Nicht
weniger merkwürdig in ihrer Art ist die Erscheinung, welcher der
Anspruchslose, allen Freunden des Heiligen Landes sehr wohl kannte,
Rabbiner, unser Lehrer, der Herr und unser Meister Elieser Ottensoser
in Höchberg darbietet. Derselbe leitet eine Jeschiwa
(Talmudhochschule) von etwa 20 jüngeren Schülern, teilweise aus
weiter Ferne, die spätere höhere Jeschiwot besuchten. Der Bedarf
der Jeschiwa wird von ihm durch Erlangung von Spenden aufgebracht;
ja, derselbe hat sogar durch unermüdliches Bestreben einen Fond
herbeigeschafft, wodurch es ihm möglich wurde, einen Lehrer zum
Unterrichte in den notwendigsten deutschen Disziplinen zu engagieren. Die
sittlich moralische und religiöse Erziehung der Schüler leitet derselbe
mit einer bewunderungswürdigen Vorsicht und Aufmerksamkeit, und erzielt
dadurch die schönsten Resultate, wovon sich Schreiber dieses bei mehreren
Schülern, welche später zu ihm kamen, mehrfach überzeugte." |
Höchberg und die Schule leiden unter dem Krieg (1866)
vgl. zur Situation 1866 auch die Erinnerungen
von Lehrer Abraham Strauß
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. August 1866: "Würzburg.
Bei den Gefechten, die sich vom Taubergrund bis hierher zogen, wurde
namentlich das Dorf Höchberg arg heimgesucht. Ein Besuch, den ich dieser
Tage meinen sehr verehrten Lehrern, Herrn Rabbiner Ottensooser – sein
Licht leuchte – und Herrn Rabbinatskandidaten Ehrenreich – sein
Licht leuchte – abstattete, überzeugte mich von der Wahrheit der
diesbezüglichen Zeitungsnachrichten. Nicht weniger als 25.000 Mann
preußischer Truppen lagen drei Tage lang in und um Höchberg. Die Truppen
waren von den anhaltenden Strapazen und Kämpfen so erschöpft und
ausgehungert, dass selbst höhere Offiziere in das Haus des Rabbinen kamen
und mit den inständigsten Worten um ein Stückchen Brot baten, ohne dass
derselbe diesem Verlangen nachkommen könnte. – Das neu erkaufte
Beth-Hammidrasch-Haus, das Herr Rabbiner Ottensooser bewohnt, mag es wohl
gewesen sein, das durch seine Ansehnlichkeit die Aufmerksamkeit der
hungrigen Truppen auf sich zog. In Folge dessen wurde dem Herrn Rabbinen
ein sehr beträchtlicher Schaden zugefügt, der sich auf Hunderte
beläuft. Der sämtliche Wein, der sich in dem Keller befand, wurde samt
den Fässern fortgeschleppt. Mehr als für hundert Gulden Holz, teils den
armen Schülern gehörig, ging dabei verloren. Fast alle Türen des
großen Hauses wurden ausgehängt und vor das Dorf geschleppt, um daraus
Zelte zu bauen; letztere wurden jedoch wieder zurückgestellt. Dabei
folgen die Geschosse von der Feste Marienberg so zahlreich in das Dort,
dass man von den Fenstern aus sehen konnte, wie preußische Reiter
getroffen vom Pferde stürzten und manche Granate krepierte in den
Straßen des armen Dorfes, ohne dass jedoch ein Menschenleben seitens der
Einwohner zu bedauern wäre. – Die Felder der Umgegend tragen zum
großen Teil mehr oder weniger die Spuren des Kampfes noch an sich. –
Wahrhaft erhebend war es für mich, zu vernehmen, wie mein würdiger
Lehrer, weniger den bedeutenden Verlust an seinem Vermögen bedauert, als
es ihm leid tut, dass durch diese Kriegsschrecken das Studium der
Schüler, deren Anzahl sich im verflossenen Semester bis auf 25 heute
vermehrt hatte, auf einige Zeit unterbrochen wurde. So duldet ein frommer,
gottergebener Mann. In Würzburg traf ich zufällig einen Soldaten vom 53.
preußischen Infanterieregiment, der Sie, geehrter Herr Redakteur kennt
und mich ersucht, Sie herzlich zu grüßen. Derselbe, Herr Meier aus
Köln, erzählte mir, dass bei seinem Regiment, welches fast sämtliche
Kämpfe der Mainarmee mitgemacht und dabei bedeutende Verluste erlitten
hat, auch nicht ein einziger Israelit verletzt worden sei. Dagegen
erzählt er mir, dass in seiner Vaterstadt 35 jüdische Familien die
Trauerwochen abgehalten hätten. Gebe Gott, dass sich dergleichen
Vorfälle in unserem teuren Vaterlande nicht wiederholen mögen. G." |
Ausschreibung einer Lehrerstelle (1866)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Oktober 1866: "Offene
Stelle. In Folge größeren Andranges von Zöglingen sieht sich der
Unterzeichnete veranlasst, noch für dieses Semester und auf weiter einen
Lehrer zu engagieren, der imstande ist, sowohl im Pentateuch,
Propheten, Gemara, Raschi, Auslegung und Grammatik, als auch in
deutscher Sprache und in den Realien gründlichen Unterricht zu erteilen.
Das Honorar wird selbstverständlich zur Zufriedenheit des Anzustellenden
nach Übereinkunft festgesetzt werden. Dessen ungeachtet findet man für
wichtig, die Bemerkung beizufügen, dass im Hinblick auf den alleinigen
Zweck der Anstalt, um die Tora groß zu machen und mächtig nur
solche auf dieses Ausschreiben reflektieren mögen, welche mehr aus Liebe
und Hingebung zu diesem Berufe, als des Gehaltes wegen die Stelle
anzunehmen gedenken. Von diesem Grundsatze ausgehende Bewerber werden
daher ersucht, längstens bis zum 1. kommenden Monats unter portofreier
Einsendung empfehlender Zeugnisse sich bei dem Unterzeichneten zu melden.
Höchberg, den 3. Oktober 1866. Lazarus Ottensoser, Rabbiner in
Höchberg bei Würzburg in Bayern." |
Ausschreibung der zweiten Lehrerstelle (1869)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1869: "An der
hiesigen Talmud- und Lehrervorbereitungsschule ist bis zum 15. Oktober die
zweite Lehrerstelle vakant. Bewerber, die imstande sind, in Tamud und Tanach
(Bibel), sowie in der deutschen Sprache und den Realien gründlichen
Unterricht zu erteilen, wollen längstens bis zum 15. Oktober
entsprechende Zeugnisse an den unterzeichneten Vorstand einsenden.
Der
jährliche Gehalt ist für einen Unverheirateten 400 Gulden und für einen
Verheirateten 500 Gulden.
Höchberg bei Würzburg, den 8. September 1869.
Lazarus Ottensoser, Ortsrabbiner und Vorstand der Anstalt. |
Bericht von Lazarus Ottensoser über die Situation in der
Anstalt (1871)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1871: "Erinnerung
und Bitte. Der Unterzeichnete, welcher mit Gottes Hilfe vor einigen
Jahrzehnten eine Talmudschule dahier ins Leben rief und bisher unterhielt,
hat seit ungefähr zehn Jahren sein Augenmerk hauptsächlich darauf
gerichtet, dass darin solche Jünglinge unterrichtet und unterhalten
wurden und werden, die sich dem Lehrfache widmen wollen, respektive für
die israelitische Lehrerbildungsanstalt in Würzburg sich vorzubereiten
wünschen.
Mit der Hilfe des Allgütigen war das Bemühen des Unterzeichneten von
sehr gutem Erfolge begleitet, sodass nicht nur eine erfreuliche Anzahl
bereits in ihrem Berufe tätiger Lehrer aus der Anstalt hervorgingen,
sondern auch alljährlich der bei weitem größere Teil der in die
israelitische Lehrerbildungsanstalt zu Würzburg aufgenommenen Zöglinge
von den dahier vorbereiteten genommen wurde.
Dieser Umstand hat nun die natürliche Folge, dass der Andrang von
Zöglingen sich – Gott sei Dank – immer steigert, und sohin
auch die an die Unterstützungskassa der Anstalt gestellten Anforderungen
in demselben Verhältnisse zunehmen, während die Zuflüsse teils aus
Vergessenheit, teils aus Indifferentismus zu spärlich sind, um die
nötigsten Bedürfnisse der oft ganz mitteillosen Zöglinge zu
befriedigen, weshalb viele derselben genötigt sind, in dem nahe gelegenen
Würzburg Unterstützung für sich zu erbitten, welcher Umstand aus vielen
Gründen eine baldmöglichste Beseitigung wünschen lässt.
Wäre der Unterzeichnete noch in der Lage, sich auf Reisen zu begeben, um
Unterstützungsgelder zu sammeln, so wäre natürlich dadurch am
leichtesten abzuhelfen; allein da dies für ihn die reinste Unmöglichkeit
ist, so bleibt ihm zur Erhaltung dieser Anstalt kein anderer Weg übrig,
als an die Wohltätigkeit seiner Glaubensbrüder auf eine solche Weise
sich zu wenden, wobei er Niemandem lästig werden kann, da er nur die
Gelegenheiten angibt, bei welchem man diese Anstalt bedenken kann, und das
Gedeihen dieses Unternehmens dem himmlischen Vater überlässt, der mit
seinen väterlichen, wohlwollenden Blicken auf dieses Beit HaMidrasch von
Anbeginn schon huldvollst herabschaute und noch alle Unternehmenden, die
Tora groß und mächtig zu machen, gelingen ließ, ebenso wird Er auch
die Herzen seines Volkes hierauf lenken, dass sie von Zeit zu Zeit, wenn
sich eine Gelegenheit dazu bietet, diese Anstalt zu der weder Geldgewinn
noch Ehrgeiz die Triebfedern waren, wohlwollend bedenken.
Die Wege, auf welchen man diese Anstalt bedenken und unterstützen kann,
sind folgende:
A. Momentane Unterstützungsbeiträge, und zwar:
a) Ein beliebiger, wenn auch kleiner Anteil von dem bei Hochzeiten
anfallenden Zehnten; |
b)
an Fest- und Fasttagen, wo zuweilen im eigenen Wohnorte keine Gelegenheit
geboten ist, Spenden anzubringen;
c) in Krankheitsfüllen, wo mancher sich sehnt, eine gute und zweckmäßig
angewendete Gabe zu spenden.
B. Jährliche Beiträge, aber natürlich ohne Gelübde.
C. Legate im Betrage von mindestens Einhundert Gulden, wodurch für
diejenigen, welche es selbst bewilligen, oder für die es bewilligt wird,
am Jahrzeittage mit zehn Zöglingen ein Schiur (Lernstunde) mit
vorherigem üblichem Gebete und nachfolgendem Kiddusch gelernt,
sowie auch das gebräuchliche Licht angezündet und zweimal im Jahre das Seelen-Erinnerungs-Gebet
vorgetragen wird, - und in der Tat sind solche Legate mit des Himmels
Hilfe bereits schon von mehreren gestiftet worden.
Zugleich fühlt sich der Unterzeichnete verpflichtet, die gewiss angenehme
Mitteilung zu machen, dass für diejenigen, welche entweder selbst Spenden
zu obigem Zweck verabreichen, oder von anderen solche erwirken, in
Rücksicht auf das hohe Verdienst, welches sie sich dadurch erwerben,
mehrmals des Jahres an drei gewöhnlichen Anlässen und an Jom Kippur
in der Synagoge dahier ein Gebet vorgetragen wird, dessen Inhalt ist, dass
der Allgütige Ihnen ein langes, gesundes und heiteres Leben und alles
erdenkliche Gute zuteil werden lassen möge.
Da nun diese Worte nicht für die Gegenwart allein bestimmt sind, sondern
eine stete Erinnerung und bitte an die edelmütigen herzen Israels
bezwecken sollen, so ist es unumgänglich notwendig, dass dieselbe in
allen Synagogen als ein Erinnerungszeichen angeheftet werden, weshalb man
die innigste Bitte an jeden Herrn Distriktsrabbiner, Ortsrabbiner,
Kultusvorstand und Lehrer richtet, so wollen gütigst erlauben, dass diese
Erinnerung und Bitte, die doch niemanden läst fallen kann, in ihren
Synagogen für immer angeheftet werde. Wolle der Himmel seinen Beistand
hiezu verleihen. Amen! Höchberg bei Würzburg im Marcheschwan 5632.
Lazarus
Ottensoser, Ortsrabbiner und Vorstand der Anstalt." |
Zum Tod von Rabbiner Lazarus Ottensoser (1876)
Anmerkung: die Angabe des Geburtsortes Kleinbardorf ist nah R.
Flade nicht richtig; Ottensoser ist 1798 in Weimarschmieden geboren als Sohn des
Kultusbeamten Naphtali Ottensoser. Als Kind übersiedelte er mit seinen Eltern
nach Kleineibstadt.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Oktober 1876: "Rabbiner
Lazarus Ottensoßer – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -.
Würzburg, im Tischri. Heute habe ich Ihren geschätzten Lesern
keine angenehme Mitteilung zu machen. Am Dienstag, dem 3. Tag der
Selichot (12. September 1876, da die Selichot am Sonntag, 10. September
begannen) schied eine weit und breit rühmlichst bekannte Persönlichkeit
aus dem irdischen Leben, der Ortsrabbiner und Vorstand der israelitischen
Lehrer-Vorbereitungsschule zu Höchberg, Herr Lazarus Ottensoßer. Nach
nur mehrtägigem Krankenlager hauchte er im 80. Lebensjahre seine reine
Seele aus. Die vielen Verdienste, die vorzüglichen Eigenschaften, welche
den Verblichenen zierten, gebieten es, dass sein Hinscheiden auch in
weiteren Kreisen bekannt werde, und dass dabei nicht unterlassen werde,
einen Blick auf die ganze Laufbahn seines irdischen Lebens zu
werfen.
Ottensoßer war geboren in einer kleinen Landgemeinde, zu Kleinbardorf,
und genoss eine gute Erziehung. Die Verhältnisse seiner Eltern
gestatteten jedoch nicht, ihm eine Ausbildung in den Wissenschaften
angedeihen zu lassen. Er fing im 13. Lebensjahre einen Hausierhandel an,
jedoch nur ganz kurze Zeit behagte ihm dies, er flehte zu Gott, dass ihm
doch ein anderes Los beschieden werden möge, und sofort wurde sein Gebet
erhört. Eine Lehrerstelle in einer kleinen Gemeinde wurde ihm
übertragen. Hier fand er Gelegenheit, die wenigen Kenntnisse, die er
besessen, mit der größten Gewissenhaftigkeit in dem kleinen Kreise der
ihm anvertrauten Schulkinder zu verbreiten. An eine Bereicherung seines
Wissens konnte er eben nicht denken, deshalb strebte er eine Stelle zu
finden, wo er neben der Möglichkeit, das Nötige zu seinem
Lebensunterhalt zu erwerben, auch die Gelegenheit finde, seine eigene
Ausbildung zu bewerkstelligen. Diese Stelle war Scheinfeld.
Dort benützte er seine Mußestunden mit dem größten Eifer, sich in
unserer Heiligen Tora auszubilden und für den Besuch der
Hochschule in Fürth sich vorzubereiten. Nachdem er die letztere mehrere
Jahre mit bestem Erfolge besucht hatte, wurde er von Rabbiner Wolf Hamburg
– das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – als Schaz Maz
(Vorbeter und Beisitzer im Rabbinatsgericht) nach Aub empfohlen, welche Stelle er auch
sofort erhielt. Nachdem er dort vier Jahre segensreich gewirkt, wurde
Ottensoßer als Ortsrabbiner nach Höchberg berufen. Hier lebte er nicht
mehr für sich, sondern für die ganze Welt.
Der Eifer und die Lust,
welche er früher zur Tora besessen, entfalteten sich hier in der
herrlichsten Weise. Fünf Jahre ununterbrochen stand er nachts um 2 Uhr
vom Bette auf und lernte Gemara bis nachts um 10 Uhr; kaum dass er
sich die Zeit zum Essen gönnte. Später ging er täglich bei Wetter und
Wind hierher, um den Schiur bei unserem hoch verehrten Herrn
Rabbiner Bamberger zu hören. Nachdem ihm das Hierhergehen zu
beschwerlich ward, suchte er junge Leute um sich zu scharen, mit denen er
Tag und Nacht lernte. Er sorgte nicht nur für ihre geistige Nahrung,
sondern auch ihren Lebensunterhalt bestritt er mit größten Opfern. Durch
sein unablässiges Streben gelang es ihm auch, die jetzt in schönster
Blüte bestehende Vorbereitungsschule für Lehrer zu gründen.
Seine
herzinnige Art, zu beten, ist sprichwörtlich geworden; er betete sehr
inbrünstig und war mit eiserner Gewalt bemüht, jeden Gedanken – der
von außen kam – von sich zu entfernen. Was er für die Armen getan,
ist nicht zu beschreiben, nicht nur dass er die, die zu ihm kamen, nach
Kräften unterstützte, auch nach Auswärts schickte er nach Kräften. Als
– damals existierte der 'Israelit' noch nicht – im heiligen Land
Hungersnot war, reiste er ununterbrochen umher, um persönlich Gelder zu
sammeln, was ihm auch in schönster Weise gelang. Auch bis zu seinem
Hinscheiden war er ein Botschafter des Heiligen Landes, und hat er
während seiner Tätigkeit mehr als 100.000 Gulden für unsere dürftigen
Glaubensbrüder im heiligen Lande nach dort gesandt.
Er konnte in der Tat
viel entbehren, denn er kannte für seine Person keine Bedürfnisse. Er
verzichtete gern auf jeden irdischen Genuss. Seine Mahlzeit würzte er mit
Worten der Tora, und sein Tischgebet war herzerhebend zu vernehmen. Wer es
hörte, glaubte, eine Salomonische Mahlzeit sei hier gehalten worden,
obgleich nur ein uraltes Brötchen verzehrt worden war, das er in den drei
Trauerwochen noch in Asche tauchte, die er stets bei sich trug. Während
der ganzen Woche gönnte er sich keinen guten Bissen; dagegen heiligte er
den Sabbat auch durch gute Speisen und Getränke. So war er mit jeder Mizwa
(Gebet) im höchsten Grade sehr genau. Er hat an den ehrfurchtgebietenden
Tagen allein als Vorbeter fungiert. Seine Laubhütte war
ein Prachtbau. |
Wollte
ich Alles hier aufzählen, so würden Folianten nicht hinreichen.
Die
allgemeine Verehrung, die dieser Fromme genossen hatte, zeigte sich auch
bei seinem Leichenbegängnis. Eine Reihe von Wagen rollte von hier der
Höchberger Landstraße zu, und nicht nur von hier, aus der ganzen
Umgegend strömten die Leute herbei.
Im Sterbehause sprach zuerst der
erste Lehrer der Anstalt, Herr Rabbinatskandidat Ehrenreich. Er leitete
seine Rede ein mit den Worten der Weisen: 'Palmen schüttelten das Haupt
über einen Zadik Katomor (vgl. Psalm 92,13: ein Gerechter,
Palmen gleich). Wir wollen die Nächte dem Tag gleich machen
über einen, der Nächte zu Tag machte im Dienste des Herrn.' Dann
folgte eine gediegene Schilderung des ganzen Lebenswandels des
Verblichenen und zum Schlusse eine herrliche Erklärung des Verses 'es
wird vernichtet der Tod für immer', die der Redner im Namen des
Verblichenen nachsagte.
Ferner sprach der zweite Lehrer, ein Schüler des
Verblichenen, Herr Nathan Eschwege, in schwungvoller Rede; anknüpfend an
den Vers der Sidra 'atäm nezawim...' (5. Mose 29,9: 'ihr steht
heute alle vor dem Ewigen...') schilderte er sein Wirken im Allgemeinen und
insbesondere für die Jugendbildung, und schloss mit dem Wunsche, dass
seine um ihn versammelten zahlreichen Schüler in Wort und Tat dem
Verblichenen nachahmen mögen.
Nach diesem bewegte sich der unabsehbare
Zug zum Begräbnisplatze. Hier angekommen, besprach mit tief gerührter
Stimme in der begeistertsten Weise unser hoch verehrter Herr
Distrikts-Rabbiner S. B. Bamberger den Hintritt des Betrauerten durch drei
Worte der heiligen Schrift. Nachdem derselbe nämlich die Unmöglichkeit,
bei einem solchen Ereignisse eine ausführliche Rede zu entwickeln, aus
einem Verse aus dem Buche Hiob deduziert, sprach er die kräftigen Worte:
'Die Säulen des Himmels erzitterten...' (Hiob 26,11) Der verehrte Redner setzte in meisterhafter Weise die großen
Eigenschaften des Dahingegangenen, die bestanden in Tora, Gottesdienst und
wohltätigen, auseinander und jeder der Anwesenden fühlte, wie treffend
dieser Text gewählt war, und die Tränen flossen gleich Wasserbächen.
Nach Beendigung dieser Rede wurde die Beisetzung vorgenommen, und ist
hierbei besonders zu erwähnen, dass der Verblichene bereits vor mehreren
Jahren sich eine ganze Kiste Staub des Heiligen Landes hatte kommen
lassen, womit der ganze Sarg ausgefüllt wurde.
Um mit einem guten
Wort enden zu können, die vorläufige Notiz, dass die Anstalt, welche
ohnehin unter Aufsicht des Herrn Distriktsrabbiner Bamberger steht, genau
auf derselben Basis wie bisher, also in streng orthodoxem Sinne
fortgeführt wird, und bürgt uns schon der Namen des Herrn
Rabbinats-Kandidaten Ehrenreich, dem die Leitung der Anstalt übertragen
ist, sowie des darin mitwirkenden Lehrers Herrn Eschwege dafür, dass das
Ziel auch fernerhin sein soll: Schönheit der Tora verbunden mit
respektvollem Umgang.'" |
Über die Situation der Schule (1879)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1879: "Höchberg. Es
sind schon über 2 ½ Jahre verflossen, seitdem Ihr geschätztes Blatt von
der hiesigen Talmud-Tora-Schule berichtete. Da sich aber unter den
verehrlichen Lesern dieses Blattes gar Manche befinden, die sich für
diese vom weltberühmten Rabbi Elieser – das Andenken an den Gerechten
ist zum Segen – begründete Anstalt interessieren dürften, erlaube
ich mir im Folgenden Einiges über dieselbe zu berichten.
Die Anstalt – von der hohen Königlichen Regierung den übrigen
Präparandenschule des Landes gleichgestellt – wird gegenwärtig von 39
Jünglingen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands besucht.
Der Unterricht derselben umfasst in den Religionsgegenständen, Schriften,
Propheten, Pentateuch mit Raschi, Grammatik, Gemara, Mischna, Chai Adam,
in den profanen Fächern alle Diejenigen, welche für eine bayerische
Präparandenschule vorgeschrieben sind. Derselbe wurde bisher von 2
ständigen Lehrern und einem Hilfslehrern erteilt. Da sich jedoch in den
letzten Jahren sowohl die Schülerzahl als auch der Unterrichtsstoff
vermehrte, so zeigte sich das Bedürfnis eines dritten ständigen Lehrers
und ist es nun dem geehrten Vorstande gelungen, für diesen Posten einen
bewährten Lehrer in der Person des Herrn Eldod in Kleinerdlingen zu
gewinnen.
Während die jüngste Jahresprüfung – wie in den Vorjahren – ein
recht gutes Resultat ergab, traten mit Beginn des jüngsten Semesters 6
Zöglinge in die israelitische Lehrerbildungsanstalt zu Würzburg
über.
Für die Leistungen der Anstalt mag folgende Tatsache sprechen, dass
sämtliche jüdischen Lehrer, die seit dem Jahre 1872 die
Austrittsprüfung am königlichen Schullehrerseminare zu Würzburg mit der
Hauptnote I bestanden, an hiesiger Anstalt ihre Vorbereitung
erhielten.
Seit ihrem Bestehen erhalten sämtliche Zöglinge unentgeltlichen
Unterricht, ebenso auch freie Beheizung und Beleuchtung, wie auch
teilweise unentgeltliches Logis und freie Bücherbenützung, wogegen die
ärmeren Zöglinge eine monatliche Unterstützung von Mark 200 aus der
Anstaltskasse erhalten. Seit seiner Gründung sind dem Beit HaMidrasch
schon über 100 Stiftungen teils zu 100, 200 und 500 Gulden zugewandt
worden, wogegen es die Verpflichtung übernommen, am 'Jahrzeitstage'
der Stifter Schiur, Kaddisch etc. zu besorgen.
Auch wurde der Anstalt in den jüngsten Jahren eine reichhaltige
Bibliothek zugewandt und besitzt sie nun eine sehr große Büchersammlung
jüdischer, wie auch eine angehende profane Literatur. Auch Lehrmittel
für Naturgeschichte und Geographie, als Skelette, Abbildungen, Globen,
Tellurium etc. sind zahlreich vorhanden.
Am 29. Januar dieses Jahres unterwarf der königliche Seminarinspektor und
Kreisscholarch, Herr J. N. Huber, die Anstalt einer außerordentlichen
Visitation, wohnte dem Unterrichte während zweier Stunden bei und sprach
sich infolge seiner Wahrnehmungen dahin aus, dass die Anstalt in Höchberg
allen Anforderungen entspricht, welche an eine bayerische
Präparandenschule gestellt werden." |
Zum Tod von Rabbiner Jakob Ehrenreich (1886)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Januar 1886: "Würzburg, 5.
Januar (1886). Am Heiligen Schabbat Paraschat Waere verschied nach
längerem Leiden der in weiten Kreisen bekannte, sehr verehrte Herr
Rabbiner Jakob Ehrenreich, Vorstand der Israelitischen Vorbereitungsschule
zu Höchberg. Die Beerdigung fand Sonntagnachmittag unter zahlreicher
Beteiligung von Verwandten, Freunden, Verehrern und Schülern statt. Im
Hause wurden drei, am Grabe fünf Reden gehalten, die alle dem Schmerze
über den schweren Verluste des so früh Dahingeschiedenen Ausdruck gaben
und Zeugnis von dem erhabenen Wirken und frommen Leben desselben ablegten.
Rabbi Jakob Ehrenreich wurde in Autenhausen geboren, war ein Schüler von
Rabbi E. M. Schüler, von HaGaon Rabbiner Seligmann B. Bamberger
– seligen Andenkens – und Herrn Dr. Feuchtwanger – sein
Licht leuchte. Er wirkte 28 Jahre an der Vorbereitungsschule in
Höchberg und erreichte ein Alter von kaum 52 Jahren. Er hinterlässt eine
trauernde Witwe und 5 Kinder, denen Gott seinen besten Trost senden
möge!" |
Lehrer Eschwege wird Leiter der Präparandenschule -
Rabbinatskandidat Pinchas Mosche Hänle (Hyle) Wechsler wird angestellt (1886)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. November 1886: "Würzburg.
Die königliche Regierung bestätigte durch Entschließung vom 28. Oktober
den Beschluss des Kuratoriums der israelitischen Präparandenschule zu
Höchberg, dass dem Lehrer an genannter Anstalt, Nathan Eschwege,
die Leitung derselben in stets widerruflicher Weise übertragen werde, und
dass Eschwege Titel, Rechte und Pflichten eines Hauptlehrers an den
staatlichen Präparandenschulen, ohne das Recht zu Mitwirkung bei der
Verwaltung des Anstaltsvermögens erhalte. Gleichzeitig wurde genehmigt,
dass der Rabbinatskandidat M.P.H. Wechsler aus Schwabach als
Religionslehrer an genannter Anstalt aufgestellt werde." |
Zur Berufung von Pinchas Mosche Hänle (Elchanan) Wechsler an die
Präparandenschule (1886)
In dieser Anzeige werden - bei allem Respekt vor der Person Wechsler -
Bedenken ausgesprochen, ob er der richtige Mann an der Präparandenschule sei,
zumal er keine Autorisierung als Rabbiner hatte und somit nicht zugleich als
Ortsrabbiner und als rabbinische Autorität in der Schule auftreten konnte.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. November 1886: "Aus
Franken. Zu meiner Freude lese ich in der jüngsten Nummer Ihres
geschätzten Blattes, dass an der Präparandenschule Höchberg die Lücke,
die durch das Ableben des verehrten Rabbiners Ehrenreich – er ruhe in
Frieden – entstanden, ausgefüllt werden soll, indem der in
jüdischen Gelehrtenkreisen rühmlichst bekannte Lamdan Herr P.M.H.
Wechsler, zur Zeit Mitleiter der Talmud-Tora-Schule in Schwabach, vom
Kuratorium gewählt und von der Hohen Königlichen Regierung bestätigt
ist. Nun ist aber die oben erwähnte Korrespondenz nicht in Einklang zu
bringen mit einem Zirkular, welches ich zufällig vor einigen Monaten sag
und das vom Kuratorium der Höchberger Präparandenschule gezeichnet war.
In demselben heißt es, man suche einen tüchtigen Lamdan und nur
einen solchen, der Hattarat Horaa (Autorisierung zu rabbinischen
Entscheidungen) hat, Jünger um sich versammeln kann, um Marbiz Tora
BeIsrael zu sein, mit einem Worte, im Sinne des bekannten Gründers Rabbiner
Elieser – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – zu wirken
verstehe etc., also etwas andere als einen Religionslehrer, wie es in der
Korrespondenz hieß, denn zu Religionslehrer wurden die bereits
angestellten Lehrer genügen. – Wenn es nun gar keinem Zweifel
unterliegt, dass das Kuratorium in Herrn Wechsler einen Mann gefunden hat,
der die Eigenschaften, die im Sinne des Begründers der Anstalt lagen, im
vollsten Maße besitzt, und der mit einer Hingabe für unsere Heilige Tora
wie nur wenige, es versteht, sich die Liebe und Zuneigung von Jüngern zu
erwerben und sie zum Studium der Tora anzueifern, so wirkt der Inhalt
jüngster Korrespondenz um so mehr deprimierend, und bedarf einer
Aufklärung des Kuratoriums, denn die Gönner und Spender der Anstalt
müssen doch ebenfalls eine Garantie haben, dass auch wirklich nicht nur
ein Lamdan hingesetzt wird, sondern dass diese Lamdan auch
die nötige Macht und Befugnisse an der Seite bekommt, den jüdischen
Charakter der Schule und Zöglinge im Sinne des Gründers und der Spender
weiterzuführen, denn wenn auch heute die Schule eine Präparandie ist, so
ist in erster Linie das Studium der Heiligen Tora zu pflegen, was
keinesfalls ein Religionslehrer weder vom Standpunkte der Pädagogik noch
vom Gesichtspunkte der Pietät für unsere Heilige Tora
durchführen kann. Es ist deshalb gewiss allen Gönnern der Anstalt aus
der Seele gesprochen, wenn ich das verehrliche Kuratorium bitte, sich in
dieser öffentlichen Angelegenheit auszusprechen, da sie viele Gerüchte
die Luft durchschwirren, dass es sehr geboten erscheint von …
wegen." |
Zur Berufung von Pinchas Mosche Hänle Wechsler nach Höchberg (1887)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. März 1887 (leicht
abgekürzt zitiert): "Schwabach, 7. März (1887). Wie den Lesern
dieses geschätzten Blattes bekannt, wurde unser sehr verehrter Rabbi Hänle Wechsler zum Leiter der jüdischen Fächer der Präparandenschule
Höchberg berufen, wohin er heute zog, um diesen ehrenvollen Posten
anzutreten. Derselbe feierte ganz seiner Lebensweise entsprechend seinen
Abschied in seinem engsten Wirkungskreise, in der Talmudschule dahier…
Es ergriff in erster Linie unser verehrter Herr Rabbiner Wissmann – sein
Licht leuchte – das Wort, seinem Schmerze über den Wegzug des
bewährten Mitarbeiters und Freundes, Worte verleihend, indem er
schilderte, mit welcher Aufopferung Herr Wechsler die bestehende Schule
gründete, und wiewohl es ihm bei seinem Berufe unmöglich war, sich ganz
der Schule zu widmen, mit welcher peinlicher Gewissenhaftigkeit Herr
Wechsler dem Unterricht oblag. Er führte weiter aus, welche Lücke Herr
Wechsler in der Gemeinde verursachen werde. Herr Rabbiner Wissmann führte
des Weiteren aus, dass Herr Wechsel gleich unserem Erzvater Abraham nur
wegziehe an einen ihm von Gott angewiesenen Ort, da er nun in noch
vergrößertem Maße, die Verbreitung unserer heiligen Lehre kultivieren
werde. Es sprachen noch die übrigen Lehrer und verschiedene Schüler der
Anstalt warme Worte des Danke und der Anerkennung für das Wirken des
Herrn W. als Freund und Lehrer. Zum Schluss schilderte der zweite Vorstand
der Kultusgemeinde, ein ehemaliger Schüler des Herrn Wechsler, den
allgemeinen Schmerz der Gemeinde, über das Wegziehen eines solchen
Mannes, der rastlos im Dienste Gottes und seiner Nebenmenschen, arbeitete
und sich verdient machte; es wurde dankend in einer jüngsten
Gemeindesitzung anerkannt, welches schöne Institut unsere hiesige
Talmudschule sei, es sei nur der eine Trost übrig, dass Herr Wechsler in
Höchberg ganz nach seinem Herzenswunsche noch mehr |
Schüler
an sich heranziehen kann, da er es ja versteht, als Lehrer liebevoll wie
ein Vater zu sein. Möge er dort recht bald die ihm in so großem Maße
gebührende Anerkennung finden. Herr Wechsler dankbare aufrichtig für
diese liebevollen Beweise der Freundschaft, indem er die Anwesenden,
insbesondere seine Schüler ermahnte, ausdauernd und treu den uns von der
Tora vorgezeichneten Weg zu gehen. Zum Teil wird nun der jüdische
Unterricht an der Talmudschule von einem sehr tüchtigen Talmudisten Herrn
H. Trewisch weitergegeben, und setzt allerdings unser Herr Rabbiner, trotz
seiner vielen Pflichten als Distriktsrabbiner, alles daran, die Schule
nicht nur wie bisher zu erhalten, sondern sogar noch zu vergrößern. Es
ist diese aufopfernde Tätigkeit unseres Herrn Rabbiners umso mehr zu
bewundern, als er ja nicht nur keinen pekuniären Nutzen von der Schule
hat, sondern trotz seines schweren Berufs und als schwacher Mann stets
unterrichtet und sogar die Schüler durch Kosttage unterstützt. Möge
Gott ihn uns als Krone unserer Gemeinde und als Zierde des ganzen
Judentums auch weiter erhalten. An alle Freunde unserer heiligen Tora,
ganz besonders an alle unsere Gemeindemitglieder richten wir zum Schlusse
die Bitte mit aller Tatkraft, für Erhaltung dieser Schule durch
Unterstützungen einzutreten, damit sich auch weiter mit solchem Ernste
sich der Verbreitung der heiligen Gotteslehre widmen kann; das ist dann
die schönste Anerkennung, die wir den Gründern zuteil werden lassen
können." |
Ausschreibung einer Lehrerstelle (1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. August 1890: "Lehrer-Vakanz.
An der israelitischen Präparandenschule Höchberg bei Würzburg ist die
Stelle eines Lehrers bis Mitte Oktober dieses Jahres zu besetzen.
Derselbe
muss ein vorzüglicher Musiklehrer und befähigt sein, (außer in Gesang,
Violin-, Klavier- und Harmonielehre) noch in Deutsch, Rechnen und
Geschichte zu unterrichten.
Bewerber wollen unter Angabe ihrer bisherigen
Tätigkeit ihre entsprechenden Zeugnisse bis 1. September einsenden.
Im
Auftrage des Kuratoriums: Hauptlehrer Eschwege." |
50jähriges Jubiläum der Schule (1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1891: "Würzburg,
24. August (1891). Im kommenden Oktober sind es 50 Jahre, seitdem die
israelitische Präparandenschule unseres Nachbarstädtchens Höchberg von
dem inzwischen verstorbenen Ortsrabbiner daselbst Lazarus Ottensoser
gegründet wurde. Die Anstalt stand damals in ihrer Art als die einzige
und erste unseres deutschen Vaterlandes ja sogar ganz Mitteleuropas da.
Ein großes Verdienst erwarb sich Herr Ottensoser während seiner
35jährigen Amtstätigkeit als Vorsteher der Anstalt, in welcher Zeit er
das Wohl seiner Schule zu festigen wusste. Als er 1876 durch den Tod
hinweggerafft wurde, übernahm der damalige Lehrer der Anstalt Herr Jacob
Ehrenreich das Amt eines Vorstehers an der Anstalt, sowie das eines
Ortsrabbiners. Auch dieser wusste sich durch seine Verdienste um die
Schule einen ehrenvollen Namen in der Chronik derselben zu setzen. Nachdem
nun auch dieser leider schon am 1. Januar 1886 das Zeitliche gesegnet
hatte, folgte ihm der derzeitige Herr Hauptlehrer Nathan Eschwege, ein
ehrwürdiger Schüler des Gründers der Anstalt, im Amte, der in den
Fußstapfen seines Lehrers wandelt. Herr Eschwege verstand es, bis jetzt
durch fleißiges Wirken zum Nutz und Frommen der Anstalt, durch Umsicht
und Tatkraft dieser Schule ihren hervorragenden Platz zu wahren. So
errichtete er u.a. der Anstalt einen schön und praktisch ausgestatteten
Saal zum Unterbringen kranker Zöglinge; ferner eine 'Krankenkasse'
zur Verpflegung derselben und zum Aufbringen der dazu nötigen Mittel,
sowie auch eine umfangreiche Hausapotheke. Daher erblicken in ihm die
Zöglinge nicht nur den verständigen Lehrer, sondern auch ihren wahren
und teilnehmenden Pflegevater in der Fremde. An Lehrgegenständen besitzt
die Anstalt jetzt 2 Klaviere, eine Lehrer- und Schülerbibliothek, eine
umfangreiche Sammlung ausgestopfter Tiere, desgleichen eine
Mineraliensammlung etc. etc. Die Schülerfrequenz beziffert sich auf 35
Zöglinge, die in 3 Kurse verteilt sind. Das Lehrpersonal besteht außer
dem bereits erwähnten Vorstande aus den Herren: Lazarus Gedaljah
Ehrenreich, 2. Lehrer, Otto Zuber, 3. Lehrer, Volksschullehrer Vitus
Gehler, 4. Lehrer, Religionslehrer Tinhaunes und M.H. Wechsler, 5. Lehrer.
Deshalb erscheint der Wunsch und die Bitte nicht unbescheiden, dass von
den ehemaligen Schülern der Anstalt, deren dieselbe bereits über 1.500
hatte, ein jeglicher einen kleinen Beitrag leiste, damit die Jubelfeier
seines Bildungsheims, seines zweiten Vaterhauses, in dem er so manche
freudige, angenehme Stunde seiner Jugendzeit verbrachte, sich zu einer
würdigen, zu einer diesem nunmehr ein halbes Jahrhundert hindurch
bestehenden Lehrhause im vollsten Sinne des Wortes gebührenden gestalten
möge!" |
Zum 50jährigen Bestehen der Präparandenschule (1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1891: "Aus
Unterfranken. Der in Ihrem geschätzten Blatte gebrachte Artikel
bezüglich des angeblichen 50jährigen Jubiläums der israelitischen
Präparandenschule zu Höchberg bedarf zur Vermeidung von Irrungen
mehrfacher Berichtigung. Zunächst ist zu bemerken, dass die
Präparandenschule als solche noch nicht 50 Jahre, sondern erst seit 1861
besteht. Allerdings hatte der selige Rabbiner Ottensoser schon 1841 nach
Art der damaligen Rabbinen zeitweise eine Anzahl 'Bachurim' um sich,
mit denen er fleißig 'lernte'. Durch Inanspruchnahme der
Privatwohltätigkeit ist es ihm gelungen, nicht nur für den Unterhalt der
damaligen Schüler zu sorgen, sondern auch einen Fond anzusammeln, welcher
den Fortbestand der Talmud-Tora-Schule sicherstellte. Zu diesem Zwecke
bestimmt das Stiftungsstatut ausdrücklich, dass an der Anstalt stets ein
talmudisch gebildeter, jüdischer Theologie – wenn tunlich, mit
ritueller Autorisation zum Rabbinate – angestellt werden muss. Als
solcher fungiert zur Zeit der Ortsrabbiner M.P.H. Wechsler. Diesem sind
gleichzeitig die religiösen Obliegenheiten übertragen, welche mit den
Legaten, Jahrzeitsstiftungen etc. verbunden sind. Der Verfasser oben
erwähnten Artikels verrät eine Missachtung des Religionsunterrichts und
des damit betrauten Herrn Ortsrabbiners, indem er demselben die letzte
Stelle unter den übrigen Anstaltslehrern einräumt, während in jedem
Lehrprogramme gerade der Religionsunterricht an die Spitze aller
Disziplinen gestellt wird. Bezüglich des Jubiläums bemerken wir, dass es
den Intentionen des edlen Gründers der Anstalt widersprechen würde,
prunkhafte Feste zu Ehren der Anstalt zu begehen, wozu auch die jetzigen
Zeitverhältnisse in verschiedener Hinsicht nicht angetan sind. Soll aber
dennoch jetzt schon das 50jährige Bestehen der Talmud-Tora-Schule
gefeiert werden, so könnte es würdiger und besser nicht geschehen, als
durch materielle Förderung der so segensreich wirkenden Schule, deren
Fortbestand durch den ihr landesherrlich verliehenen Stiftungscharakter
gesichert ist. Hinsichtlich der Schulleitung sei bemerkt, dass es unter
dem Lehrerpersonal gemäß der neuen Stiftungssatzungen keinen 'Vorstand',
sondern nur einen 'Hauptlehrer' gibt. Die Vermögensverwaltung wird
durch ein aus 7 Mitgliedern bestehendes Kuratorium betätigt, dessen
Vorsitzender Herr L. Forchheimer in Würzburg ist, während die
Kassierstelle Herr S. Eldod in Höchberg innehat. Als eine recht
erfreuliche Wirkung des hiermit richtig gestellten Artikels wäre es zu
begrüßen, wenn er Veranlassung gäbe, der Präparandenschule Höchberg
recht viele opferfreudige Gönner zuzuführen." |
Spende für die Israelitische Präparandenschule (1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September
1892: "In Höchberg bei Würzburg hat eine wohltätige
79-jährige Dame, Fräulein Amalie Falk, der dortigen
israelitischen Präparandenschule ein Kapital von 75.000 Mark
vermacht." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 23. September 1892: "In Höchberg bei Würzburg hat
eine wohltätige 79-jährige Dame Fräulein Amalie Falk, der
dortigen israelitischen Präparandenschule ein Kapital von 75.000 Mark
vermacht." |
Zur Beisetzung von Pinchas Mosche Elchanan
Wechsler (1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1894: "Höchberg, 4.
Juli (1894). Wie schon telegraphisch gemeldet, fand vorgestern die
Beisetzung des großen Rabbiners Pinchas Mosche Elchanan Wechsler – das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen – statt. Hierzu hatten sich
von Nah und Fern Schüler, Freunde und Verehrer desselben sehr zahlreich
eingefunden, um dem edlen Verblichenen die letzte Ehre zu erweisen und
damit auch kund zu tun, welche Hochachtung demselben im leben
entgegengebracht wurde. Das kam auch in den gehaltenen Trauerreden zum
Ausdruck. Nachdem in einem Nebenraum der Synagoge die Tahara
(Leichenwaschung) vorgenommen war, sprach ein sehr intimer Freund und
Studiengenosse des Verstorbenen – das Andenken an den Gerechten ist
zum Segen – Herr Rabbiner S. Ansbacher – sein Licht leuchte – in
Nürnberg in der Synagoge. In ergreifenden Worten entrollte er ein
Lebensbild des Freundes, schilderte er den Eifer, mit welchem er sich
sowohl beim Lernen als auch beim Lehren von unserer heiligen Tora
hingab und pries, ihn mit Mosche Harabenu vergleichend, dessen
große Bescheidenheit, indem er ganz unbekümmert um äußere Anerkennung
seine höchste Befriedigung darin fand, für die Ausübung unserer
heiligen Toravorschriften zu wirken. Als treuer Freund konnte Redner nicht
unerwähnt lassen, dass der Verblichene in seinem Wirken vielfach verkannt
wurde und er infolgedessen häufige Anfeindungen zu erdulden hatte, die er
sich jedoch gerne gefallen ließ, wenn er nur seinen Hauptzweck der
Festigung unserer heiligen Tora erreichte. Nach dieser Rede setzte sich
der imposante Leichenzug in Bewegung. Auf dem Friedhof angelangt, ergriff
Herr Distrikts-Rabbiner Bamberger – sein Licht leuchte – Würzburg das
Wort und beklagte anlehnend an eine Talmudstelle den großen Verlust, den
das Judentum durch die Abrufung dieses großen Gelehrten erlitten hat.
Unter Zugrundelegung einer Jeruschalmi-Stelle schilderte hierauf in
beredten Worten Herr Seminarlehrer Dr. Tachauer – sein Licht leuchte
– Würzburg die große Gelehrsamkeit und hingebungsvolle Frömmigkeit
des Dahingeschiedenen, der mit Hintansetzung seiner eigenen Person seine
einzige Lebensaufgabe in Lernen, um zu Lehren und zu Bewahren und
danach zu tun fand. Tier ergriffen setzte Herr Distriktsrabbiner
Wissmann – sein Licht leuchte – Schwabach in längerer Rede
auseinander, wie der Verblichene Tora und Gottesdienst und Wohltätigkeit
in der peinlichsten Weise ausübte und hob dabei ganz besonders hervor, in
welch hervorragender Weise er sich an der Errichtung und Erhaltung der
Talmudschule Schwabach beteiligte. Herr Rabbiner Ansbacher, Nürnberg
konnte sich in seinem tiefen Schmerze um den herben Verlust nicht
zurückhalten, dem heimgegangenen Freunde noch einige Abschiedsworte
nachzurufen. Herr Präparanden-Hauptlehrer Eschwege ließ sich durch Herrn
Distrikts-Rabbiner Bamberger, Würzburg entschuldigen, dass er durch
Heiserkeit am Sprechen gehindert sei. Wir schließen unseren Bericht mit
dem Wunsche, dass Gott den tief betrübten Hinterbliebenen seinen Trost
spenden, und dass es den dazu berufenen Persönlichkeiten gelingen möge,
die im Lehrerkollegium der Präparandenschule Höchberg entstandene Lücke
durch die Wahl eines würdigen Nachfolgers auszufüllen zum Heile der
Schule und des ganzen Judentums." |
Erinnerung an Rabbiner P. D. H. Wechsler (gest. 1894, Beitrag von
1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Oktober
1933: |
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers (1894)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1894: "Durch Ableben
des seitherigen Inhabers ist an der Präparandenschule in Höchberg die
Stelle des Religionslehrers neu zu besetzen. Bewerber müssen, neben
allgemeiner Bildung, durch Zeugnisse orthodoxer Rabbiner ihre Würdigkeit
und Fähigkeit für genannten Posten nachweisen können, ganz besonders
ihre Befähigung für den Unterricht in Gemara und Mischna.
Dabei wird bemerkt, dass Zeugnisse nur in Abschriften eingesandt werden
mögen. Als Besoldung sind 1.500 bis 1.800 Mark jährlich in Aussicht
genommen. Bewerber mit Hattarat Horaa (Autorisierung zu
rabbinischen Entscheidungen) haben außerdem noch Anwartschaft auf die
stiftungsmäßige Ortsrabbinerstelle der Gemeinde Höchberg. Meldungen
sind bis Ende August dieses Jahres an den Unterzeichneten zu richten.
Würzburg, 24. Juli 1894. Das Kuratorium der Lazarus Ottensoser Stiftung
zu Höchberg. L. Forchheimer, Vorsitzender." |
Jahresbericht 1893/94
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1895: "Höchberg. Dem
Jahresbericht der Israelitischen Präparandenschule (Talmud-Tora) in
Höchberg für das Schuljahr 1893/94 und Rechnungsauszug der
Lazarus-Ottensoser-Stiftung in Höchberg nebst Spenden- und
Legate-Verzeichnis pro 1893 entnehmen wir: Das Schuljahr 1893/94 ist das
53., seitdem die Anstalt – leicht die älteste bestehende israelitische
Präparandenschule – gegründet worden ist. Es verlohnte sich gewiss der
Mühe, auch über die entschwundenen 52 Jahre, so gut es eben noch
möglich, einen Rückblick zu werden; gar vieles würde dem menschlichen
Vergessen entrissen werden, was dem einen als Lehre, dem anderen zur
Nachahmung dienen könnte. Dem menschlichen Vergessen! – Denn das Wirken
und Streben des edlen, frommen Gründers der Schule, des seligen
Ortsrabbiners Lazarus Ottensoser, wie all' derjenigen, die für
dieselbe, derjenigen, welche in derselben vorteilhaft wirkten, steht
sicher beim gütigen Himmel in einer Schrift verzeichnet, die ein
Verblassen nicht zulässt; sind Denkmale geworden, die – dem
menschlichen Auge wohl unerreichbar – für alle Zeiten errichtet sind
und fortbestehen. Der Versuch, auch über die verflossenen Jahre eingehend
zu berichten, soll einer späteren Arbeit vorbehalten bleiben; nur auf
eines soll diesmal schon hingewiesen werden, darauf, was den 53 Jahren,
auf die nunmehr die Höchberger Talmud-Tora-Präparandenschule
zurückblicken kann, gemeinsam ist, worin deren Organe sich vollkommen
eins wissen mit dem großen Gründer, das Streben, die Aufgabe: jüdische
Knaben einzuführen in das Studium unseres Gottesgesetzes, sie anzuleiten,
die hehren Lehren unserer göttlichen Tora aus dem Borne selbst schöpfen
zu können, der sie vom Sinai her in reinster, klarster Weise zu uns
leitet; in die Schachte selbst hinabsteigen zu können, die 'Fürsten
gegraben und Edle des Volkes ausgehöhlt haben' und die ewigen
erhabensten Schätze bergen – damit sie sich dereinst im Leben vermögen
emporschwingen auf die Höhe reinster Gotteserkenntnis, auf die Empore
wahrster Nächstenliebe, was allein erheben kann über alles Gemeine und
Niedrige, über alles Laster und Böse. Hierdurch ist aber gleichzeitig
schon seit Bestehen der Schule – also über einem halben Jahrhundert –
einer Forderung in idealster Weise Rechnung getragen, die an die heutige
Lehrerbildung in unserem engeren Vaterland – in
Bayern – mit vollstem Rechte gestellt wird: der Erlernung einer fremden
Sprache. Darüber obwaltet wohl keinen Zweifel, dass derselben bedeutende
Bildungsmomente zu Grunde liegen. Der Gesichtskreis wird erweitert, der
Sprachschatz gemehrt, die Ideenwelt bereichert, der Verstand geschärft,
die Sitte verfeinert und der Charakter befestigt. Werden solche und andere
Vorteile durch das Aneignen einer jeden fremden Sprache ermöglichst, in
welch' höherem Maße muss dies geschehen bei dem Erlernen der
hebräischen, der heiligen Sprache, bei dem Studium der Tora in ihrem
Urtexte. Ist es doch die Sprache, in der sich der Allherr geoffenbart,
deren sich die Engel bedienten, in welcher unsere Ahnen gesprochen, die
Propheten uns gepredigt, unsere Weisen gedacht, geforscht und gelehrt
haben, in der endlich das göttliche Gesetz niedergeschrieben ist, das
nunmehr Gemeingut aller zivilisierten Menschen geworden und die Grundlage
bildet von Tugend, Recht und Sitte. Jener modernen Forderung wurde und
wird aber die Höchberger Präparandenschule in idealster Weise gerecht!
Denn das Hebräische wird da um seiner selbst willen gelehrt, nimmer aber
um irgendeiner materiellen Erwerbsquelle dienstbar gemacht zu werden. Dass
da die Schule von einem höheren |
Streben
geleitet, dass sie sich erhabene Ziele zur Aufgabe gestellt, wird wohl
nicht bestritten werden können. In diesem Streben unterstützt, diesem
Ziele näher geführt aber wird dieselbe, wenn sie dem altjüdischen
Grundsatze immer mehr gerecht zu werden sucht: 'Josef Talmud Tora im
Derech Erez', und so auch de Anforderungen ganz und voll zu entsprechen
bestrebt ist, die sie als Präparandenschule zu erfüllen hat.
(Schulchronik.) Im Schuljahr 1893/94 wurden 10 Zöglinge aufgenommen, 2
nur probeweise, und von diesen konnte der eine später nur als Hospitant
in der Anstalt belassen werden. Mit Anfang des Sommersemesters traten vier
Knaben als Hospitanten ein, wodurch die Schülerzahl am Ende des
Schuljahres 35 betragen hat. Am 27. März erkrankte der seit März 1887 an
der Anstalt wirkende Religionslehrer, Herr P. H. M. Wechsler. Die
Krankheit nahm leider einen bösartigen Charakter an. Am 1. Juli schon
setzte der Tod diesem tatenreichen leben eine Grenze. Die Anstalt beklagt
in ihm eine tüchtige Lehrkraft. Er war ein Muster des Fleißes und der
Pflichttreue. Die seit der eben erwähnten Erkrankung nötig gewordene
Unterrichtsvertretung wurde bisher im I. und II. Kurse durch den
Schuldienstexpektanten B. Wechsler, im III. Kurs durch die Anstaltslehrer
Eschwege und Ehrenreich übernommen. Wie seither wurde auch dieses Jahr
für würdige, dürftige, in Bayern beheimatete Präparanden der Anstalt
vom Höhen Königlichen Staatsministerium des Innern für Kirchen- und
Schulangelegenheiten eine staatliche Unterstützung gnädigst überwiesen.
Sowohl für das Jahr 1893 als auch für 1894 kamen in diesem Schuljahre je
Mark 250 auf fünf Schüler zur Verteilung. Auch von privater Seite wurden
arme Zöglinge tatkräftig unterstützt. In erster Linie gebührt der tief
empfundenste Danke einem hochherzigen Spender (N.N.), welcher, wie seit
vielen Jahren, auch dieses Jahr durch Seine Ehrwürden Herrn Rabbiner S.
Fromm, Frankfurt am Main, dem Berichterstatter die Summe von Mark 1.100
zur Verfügung stellte, wovon die Hälfte zur teilweisen Begleichung der
Kostrechnungen armer Schüler Verwendung fand, während die andere Hälfte
der Anstaltskasse überwiesen wurde. Auch seitens edler Glaubensgenossen
in Würzburg finden die Zöglinge fortgesetzt regste Unterstützung. Ihnen
allen sei hierdurch der innigste Dank ausgesprochen. Im Sommersemester
dieses Jahres gelangten zum ersten Mal die halbjährlichen Zinsen des
Jubiläumsfonds – Mark 14 – zur Verteilung. Dieselben wurden
statutenmäßig dem dürftigsten und würdigsten Schüler der Anstalt
ausgezahlt. Sämtliche – 13 – Präparanden des vorjährigen III.
Kurses fanden mit dem Beginne dieses Schuljahres in verschiedenen
Seminarien (Königliche Seminar Würzburg, israelitische
Lehrerbildungsanstalt daselbst 8, jüdisches Lehrerseminar Köln 3)
Aufnahme. Dieses Jahr treten 8 Schüler in die genannten Seminarien über.
(Aus dem Bericht des Kuratoriums.) Die in nachfolgendem Auszuge aus der
von der hohen Königlichen Regierung genehmigten Rechnung pro 1893
vorgetragenen Zahlen legen ein beredtes Zeugnis dafür ab, in welch'
hohem Maße die Stiftung |
der
allgemeinen Unterstützung bedarf. Während durch die erweiterten
Ansprüche bezüglich der Ausbildung und Erweiterung des Unterrichtswesens
ganz bedeutende neue Forderungen herantraten, sind die regelmäßigen
Spenden nicht mehr geworden. Durch die im Schulberichte bereits
angedeutete in Aussicht stehende Errichtung eines IV. Präparanden-Kurses
werden sich überdies die ausgaben ganz bedeutend erhöhen. Wir sind
deshalb umso mehr gezwungen, durch diesen Bericht kund zu tun, wie sehr
die Stiftung auf die Zuwendung von Spenden und Legaten angewiesen ist. Bei
der steten Opferwilligkeit unserer Glaubensgenossen hoffen wir daher,
seitens derselben die nötige Unterstützung zu finden, dass es uns
ermöglicht werde, das edle Werk im Sinne des verewigten Gründers
erfolgreich fortzuführen. An alle, denen es um die Förderung des
Torastudiums und der damit zusammenhängenden Ausbildung jüdischer Lehrer
zu tun ist, richten wir daher die dringende Bitte, durch ständige
Beiträge und Legate unser Streben zu unterstützen. Ganz besonders
möchten wir hier die früheren Schüler der Präparandenschule bitten,
sich derselben mehr, als es bisher geschah, zu erinnern. Handelt es sich
doch um die Unterstützung der Anstalt, welcher sie ihr späteres
Fortkommen im Leben in erster Linie zu verdanken haben. Wenn die vielen,
die in Höchberg ihre Vorbereitung genossen haben, nur einigermaßen zu
Gunsten der Anstaltskassa wirken würden, so könnte eine große Summe
aufgebracht werden, und – 'viele wenig geben ein viel'. Außerdem
bietet sich bei den verschiedensten 'Familienereignissen', bei denen
das Herz immer zum Geben gestimmt ist, so oft Gelegenheit, ein Scherflein
für unsere Stiftung zu erwirken. Die Einnahmen betrugen 29.819 Mark 13
Pfennig; die Ausgaben 28.875 Mark 47 Pfennig. Der Vermögensstand ist
179.716 Mark 66 Pfennig." |
Jahresbericht 1897/98
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September
1898: |
Neujahrsgrüße von L. G. Ehrenreich und Frau
(1898)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September
1898: |
Jahresbericht 1899/1900
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Oktober 1900: "Höchberg.
Dem Jahresbericht der 'Lazarus Ottensoser-Stiftung' für die
Israelitische Präparandenschule (Talmud-Tora), Höchberg (Bayern), für
1899 bzw. 1899-1900 entnehmen wir: Im verflossenen Jahre ist es uns
endlich auch gelungen, den schon in früheren Berichten erwähnten Plan
der Errichtung einer Pensionskasse zu verwirklichen. Es wurden
entsprechende Satzungen aufgestellt, welche die Genehmigung der hohen
Königlichen Kreisregierung erhielten. An Rosch chodesch Ijar (=
30. April 1900) waren es 25 Jahre, dass Herr Hauptlehrer Nathan Eschwege
als Lehrer an unserer Schule wirkt. Das Kuratorium nahm darum
Veranlassung, dem verdienten Lehrer in Anerkennung seiner
aufopferungsvollen, ersprießlichen Wirksamkeit die innigsten
Glückwünsche darzubringen und ihm eine entsprechende Adresse nebst
Ehrengabe zu überreichen. Gebe der Allgütige, dass es dem verehrten
Jubilare vergönnt sei, noch recht viele Jahre in voller Kraft und Frisch
an unserer Schule zu wirken. An der Schwelle des siebenten Dezenniums
stehend, sei es uns gestattet, bevor wir aus dem 60. Schuljahre unserer
israelitischen Präparanden-(Talmud-Tora-)Schule treten, einen Rückblick
auf deren Vergangenheit zu werfen. Es kann hierbei nicht davon die Rede
sein, wie der Werdegang unserer Anstalt seit ihrer Gründung – während
langer 60 Jahre hindurch – sich gestaltet hat; denn über die letzten
Jahre, seit 1894, legen darüber die seit damals veröffentlichten
Schulberichte Zeugnis ab, und über die früheren Jahre dies in
erschöpfender Weise nachholen zu wollen, dürfte ein Ding der
Unmöglichkeit sein. Es soll folgend vielmehr nur der Versuch gemacht
werden, darzutun, in welchem Verhältnisse die gegenwärtige Gestaltung
unserer Pflanzstätte zu ihrer Vergangenheit steht; ob sie den Zielen, die
ihrem großen Gründer vorgeschwebt haben mögen, bis heute treu und
unentwegt nachstrebte: ob sie aber auch gerechten Anforderungen der
Gegenwart entspricht und so auf der Höhe der Zeit sich befindet. Rabbi
Jochanan ben Beroka und Rabbi Elosor Chisma besuchten einst – so lehrt
der Talmud (Cha- |
giga
3) – ihren greisen Lehrer Rabbi Josua. Dieser fragte sie: 'Was wurde
heute im Lehrhaus neu vorgetragen?' 'Wir sind deine Schuler und deine
Lehren erfüllen uns (deine Wasser trinken wir)!' entgegneten jene. 'Trotzdem!
Es gibt kein Lehrhaus ohne Fortentwickelung!' Diese Talmudstelle sollte
der Spiegel sein für jede jüdische Schule und in ihr spiegelt sich auch
die hiesige israelitische Präparandenschule. Wenn auch schon 60 Jahre
seit deren Gründung verflossen sind, ihre Lehrer und Schüler können,
wenn sie an den frommen Gründer denken, gleich jenen großen Tanaim
sprechen: 'Wir sind deine Schüler, und deine Lehren erfüllen auch uns!'
So sehr sich unsere Schule auch mit der Zeit verändert hat, wenn Stoff-
und Stundenplan, wenn sie hinsichtlich Lehrmittel und Ausstattung auch
ganz umgestaltet worden: die Schule ist trotzdem treu den Grundsätzen
ihres seligen Gründers, des frommen Rabbi Elosor Ottensoser seligen
Andenkens geblieben, Lehrer und Schüler derselben dürfen sich mit
Fug und Recht seine Schüler nennen; denn des Verklärten edle Gesinnung
und seine religiösen Grundsätze, sie erfüllen uns heute noch; sie
bilden uns noch heute wie früher die Leitsterne; die sind das Hochziel,
dem sie – Lehrer und Schüler – bis heute nachstrebten und ferner auch
in Treue nachstreben werden. Wie könnte dies aber auch anders sein? Der
selige Gründer war von den göttlichen Lehren des unverfälschten
Judentums beseelt, die eben, weil sie göttlich sind, nie verändert
werden können, die also seit der Sinaitischen Offenbarung bis in alle
Zukunft sich selbst gleich bleiben müssen und für alle Generationen der
Judenheit gleiche Verbindlichkeiten besitzen. Und deshalb schon weiß sich
die Schule mit ihrem großen Gründer eins, weil eben wie einst ihm auch
deren Lehrern und Schülern die jüdischen Gesetze, die jüdischen Lehrern
göttlich sind. Diese lehrte er ihnen, und sie werden von denselben wieder
in reiner, unverfälschter Weise weitergelehrt werden. Aber auch von einem
anderen Gesichtspunkte aus betrachtet, wird unsere Anstalt von den
Gesinnungen ihres edlen Gründers beseelt. Dieser ließ es sich stets in
seltenem Edelsinne angelegen sein, für die armen Schüler zu sorgen.
Armut durfte nie einen Grund abgeben, jemand von der nachgesuchten
Aufnahme zurückzuweisen. – Auch hierin ist sich die Schule – soviel
nur immer möglich – treu geblieben. Wird die Tora in ihr gehegt und
gepflegt, gelehrt und verbreitet: so ist sie aber auch gleichzeitig eine
Stätte, in der echte Liebeswerke, edle Mildtätigkeit, eben Zedokoh und
Gemillus-Chesed, fortgesetzt geübt werden. Dazu ist aber auch in hiesiger
Anstalt reichlichst Gelegenheit geboten! So mussten im abgelaufenen
Schuljahre 35 Schüler, manche in weitgehendster Weise, unterstützt
werden. Ob diese an sich traurige Erscheinung auf die soziale Frage der
Gegenwart einen Rückschluss zulässt, ob sich nur Knaben ärmerer
Familien dem Lehrberuf vorwiegend zuwenden? – Dass bei solchen hohen
Anforderungen strebsamer, aber armer Schüler die Anstaltskasse zur
Unterstützung nicht ausreicht, trotzdem das verehrliche Kuratorium in
anerkennendster Weise 3.000 Mark zu diesem Zwecke in den Etat einstellte,
ist selbstverständlich; es ist aber umso erfreulicher, von der Gott Lob
nie erlahmenden jüdischen Wohltätigkeit konstatieren zu können, dass
auch in diesem Jahre von privater Seite unsere dürftigen Zöglinge in
hochherzigster Weise unterstützt wurden, wodurch es ermöglicht worden
ist, für dieselben weitere ca. 2500 Mark verwenden zu können. Wie manche
Träne armer Witwen dadurch gestillt, manche Sorge bekümmerter Eltern
gebannt, wie manches betrübte Gemüt aufgerichtet und manches besorgte
Herz erfreut worden sein mag! Und was noch mehr als dies: wie viele arme
Knaben werden einem ehrbaren, idealen Berufe zugeführt, wie viele
Hunderte sind während der sechs Dezennien in unserer Schule herangebildet
worden! – Das sind wahrlich erhebende Tatsachen die unsere Gönner,
welche die Wohltäter unserer Schule nicht erlahmen, nicht erkalten lassen
werden, welche sie aufs Neue anspornen mögen, unermüdet unserer Schule
von ihrem Segen zu spenden, unsere armen Schüler unverdrossen zu
unterstützen; des Himmels reichster Segen wird sie dafür reichlichst
lohnen! – Kann aber auch von einer Fortentwicklung bei einer Schule die
Rede sein, die vorgibt, darauf stolz zu sein, dass sie während voller 60
Jahre von gleichen Gesinnungen getragen wurde, die gelobt, für alle
Zukunft den jüdischen Lehren stets treu zu bleiben? Darauf mag der
Hinweis antworten, dass wir in den letzten Dezennien die Fächer: Zeichen,
Turnen, Musik, Mathematik und Stenographie in den Lehrplan aufgenommen
haben, dass unsere Schule bestrebt ist, in allen profanen Disziplinen
dasselbe zu leisten, was in den staatlichen Schwesteranstalten gefordert
wird. Aber auch bei dem jüdischen Unterricht kann auf eine
Fortentwicklung hingewiesen werden. Nicht etwa auf das Bestreben, durch
die Errungenschaften der wahren Wissenschaft auf die Wahrheit und Weisheit
des jüdischen Schrifttums beim entsprechenden Unterrichte stets
hinzuweisen, die Verbindlichkeit der heiligen Tora stets zu betonen, das
ist wohl seit der Begründung unserer Schule so gehalten worden. In den
letzten Jahren ist vielmehr auch wieder – wie früher schon vom
verdienten seligen Rabbiner Ehrenreich, seinerzeit Leiter unserer Schule,
entsprechende Anleitung zum Verständnis der Pijutim und
dergleichen den älteren Schülern gegeben worden, damit deren Interesse
für die altehrwürdigen Gebete geweckt und sie angeleitet werden, mit
Verständnis die Gebete verrichten und auch später so vortragen zu
können. |
Im
laufenden Schuljahre endlich wurden manche Gesangstunden für synagogale
Chöre ausgenützt, um so unsere Zöglinge auch hierin für ihren
späteren Beruf vorzubereiten. Möchten diese sich unserer Schule stets
würdig erweisen und deren Lehren immerfort treu bleiben, dass auch sie
von ihr sagen können: 'Wir sind deine Schüler und deine Lehren
erfüllen uns!' Möchte sich aber auch unsere Schule, auf dem Boden des
überlieferten Judentums stehend, allezeit vorteilhaft fortentwickeln,
stets die Zeit erfassen und auf deren Höhe stehen zum Stolz des Judentums
und zum Segen der Menschheit, das gebe Gott! Die Einnahmen betrugen 17.652
Mark, die Ausgaben 15.447 Mark; der Vermögensstand weist 191.434 Mark
auf." |
25-jähriges
Dienstjubiläum von Lehrer Nathan Eschwege (1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1900: Artikel
ist noch auszuschreiben |
Trauerfeier für Freiherr W. C. von Rothschild
(1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar
1901: |
Zum Tod von cand. med. Simon Eschwege, Sohn des Hauptlehrers Nathan Eschwege
(1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April
1901: |
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Jahresbericht
1900/01
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober
1901: |
Spendenaufruf
für die Präparandenschule (Talmud-Tora-Schule) in Höchberg (1901)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 2. Dezember 1901: |
Die Israelitische
Präparandenschule im Jahr 1902
Vorstellung
der Schule im "Statistischen Amtshandbuch für den Regierungsbezirk
Unterfranken und Aschaffenburg. Bearbeitet von Jos. Aurich. Würzburg
1902: "Israelitische Präparandenschule in Höchberg.
Gegründet vom Ortsrabbiner Lazarus Ottensoser in Höchberg. In dieser
Schule erhalten israelitische Jünglinge die entsprechende Vorbereitung
für den Beruf eines Lehrers in 3 Jahreskursen. Nach bestandener
Schlussprüfung treten die Schüler in die israelitische
Lehrerbildungsanstalt in Würzburg, oder in eine ähnliche Anstalt,
zuweilen auch in das königliche Schullehrerseminar über.
Verpflegung pro Monat 33 Mark, vierteljährlich voraus zahlbar. Würdige,
dürftige Zöglinge erhalten eine Subvention aus der Anstaltskasse. Anzahl
der Zöglinge zur Zeit 33.
Vorstand und Hauptlehrer: N. Eschwege.
Religionslehrer: E. Eldod.
Präparandenlehrer: L.G. Ehrenreich, S.B. Eschwege.
Zeichenlehrer B.A. Gehles." |
Jahresbericht 1901/02
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 6. Oktober 1902: |
Ausschreibung
einer Lehrerstelle an der israelitischen Präparandenschule (1902)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 14. Oktober 1902: |
Ausschreibung einer Lehrerstelle an der israelitischen Präparandenschule
(1903)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28.
August
1903: |
Vergleich
der Ausbildungen in den Präparandenschulen Burgpreppach, Höchberg und Münster
sowie in den Seminaren Köln, Münster und Würzburg (1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. April
1904: |
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25-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer
Lazarus Ehrenreich (1904)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. November 1904: "Höchberg
(Bayern). Dieser Tage feierte hier Herr Lehrer Ehrenreich an der
israelitischen Präparandenschule sein 25jähriges Dienstjubiläum, aus
welchem Anlass ein Festakt stattfand. Herr Hauptlehrer und Schulvorstand
Eschwege feierte die Verdienste des Jubilars, der nicht allein ein
tüchtiger Schulmann, sondern auch eine Persönlichkeit ist, die, wo es
gilt, gemeinnützige Unternehmungen in der Gemeinde zu fördern, mit an
der Spitze steht." |
Zum Jahresbericht 1904/05
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. November 1905:
"Höchberg
(Bayern). Vor uns liegt der Jahresbericht für 1904 beziehungsweise
1904/05 der 'Lazarus Ottensoser-Stiftung für die Israelitische
Präparandenschule (Talmud-Tora) in Höchberg'. Dem Berichte geht eine
Arbeit des Leiters der Präparanden-Schule, Herrn Hauptlehrer Eschwege
über den 'Derech-Erez' voraus. Die Schulchronik gibt das Bild eines
geregelten, segensreichen Arbeitens; sie verzeichnet einen Bestand von 37
Schülern. Auch die Abrechnung (Vermögensbestand Mark 202.625) ergibt
einen erfreulichen Status. Jedoch sind die Zinsen dieses Kapitals noch bei
weitem nicht so genügend, dass die Anstalt auf den fortlaufenden Zufluss
von Legaten, Spenden und Jahresbeiträge nicht sehr angewiesen
wäre." |
Jahresbericht
1905/06
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. September
1906: |
Spendenaufruf für eine Renovierung der Schule (1907)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juni 1907: "Höchberg, 16.
Juni (1907). Vorstand und Kuratorium der Israelitischen
Präparanden-(Talmud-Tora-)Schule Höchberg veröffentlichen folgenden
Aufruf: 'Die Räume unserer israelitischen Präparandenschule
entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen. Eine höchste
Entschließung vom 13. Januar dieses Jahres stellt Anforderungen, denen
unsere Schule nur durch einen Neubau entsprechen kann. Dazu sind Tausende
von Mark notwendig. Die laufenden Beiträge können und dürfen aber
hierfür nicht verwendet werden, wenn die Schule nicht in ihren
Hauptaufgaben – Unterricht und Schülerunterstützung – verkümmern
soll. Für den Baufond sind uns bereits von einem Gönner der Anstalt
zweitausend Mark zur Verfügung gestellt. Da der Bau nach der höchsten
Verordnung vorgeschrieben und deshalb unumgänglich notwendig ist, darum
versagt die Mittel nicht, Ihr edlen Brüder und Schwester; Ihr entsprechet
dadurch auch gleichzeitig den Intentionen des großen Gründers unserer
Schule, des seligen Rabbi Elosor Ottensoser'." |
Zum Tod des Leiters der Präparandenschule Nathan
Eschwege (1908)
Anmerkung: Nathan Eschwege war Sohn des Lehrers Hirsch Eschwege in Karbach.
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 1. Mai 1908: "Höchberg
bei Würzburg. Am letzten Tag Pessach verstarb dahier der verdienstvolle
Hauptlehrer und Leiter der israelitischen Präparandenschule Herr Nathan
Eschwege. Eschwege hatte 33 Jahre an der Schule gewirkt und seine
Schüler, nun selbst im Lehrberufe stehend, zählen nach Hunderten.
Eiserne Pflichttreue und peinliche Gewissenhaftigkeit, strengjüdische
Frömmigkeit und hohes Wissen zeichneten den Heimgegangenen aus. Arbeit
war seine Lebensfreude, sein Lebensgenuss. Seinen Zöglingen war er nicht
nur ein tüchtiger Lehrer, er sorgte auch für deren materielles
Fortkommen wie ein treu liebender Vater. Die Anstalt, eine Schöpfung des
unvergesslichen Rabbi Elosor Ottensoser seligen Andenkens, fand unter
seiner Leitung gar manche Förderung inbetreffs der inneren Ausgestaltung
und materiellen Fundierung. Unermüdlich arbeitete er für das Wohl und
Gedeihen der Schule, deren Vertretung der Regierung gegenüber in seinen
Händen lag. Neben der anstrengenden Berufsarbeit fand er noch für
philanthropische Werke Muße und Lust; so dankte ihm das jüdische Spital
in Würzburg zum Teil seine Gründung. 1880 schuf er den israelitischen
Lehrerverein in Bayern, der in ihm eines seiner edelsten Mitglieder
verliert. Sein hebräisches Religionswerkchen 'Dass Jehudis' ist zur
Verbreitung jüdischen Wissens beziehungsweise 'Lernens' auch in der
einfachsten Religionsschule überaus empfehlenswert. Regierungsseitig
belobt und empfohlen wurde ein vor 15 Jahren von ihm erfundener
Rechenapparat zur Veranschaulichung der Bruchrechnung. Bei der Beerdigung
am Freitag hielten Nachrufe der älteste Sohn des Verblichenen Dr. S. B.
Eschwege, der Schwiegersohn Seminarlehrer Gut – Köln, Seminarlehrer
Weißbarth – Würzburg, Präparandenlehrer Ehrenreich – Höchberg,
Distriktsrabbiner Bamberger – Würzburg, der Vorstand des israelitischen
Lehrervereins in Bayern Goldstein – Heidingsfeld, Lehrer Eschwege –
Thüngen, der Bruder des Verstorbenen, und Herr Josef Fromm – Frankfurt
am Main. Alle beklagen den herben Verlust, den nicht nur der Lehrerstand
und die Schule, sondern die Gesamtjudenheit erlitten. Der Geist des zu
früh seinem gesegneten Wirken Entrissenen lebt und wirkt in der
Präparandenschule Höchberg ungeschwächt fort, wirkt fort in seinen
zahlreichen Schülern." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1908: |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April
1903: |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mai 1908:
Artikel
ist noch auszuschreiben. |
Erinnerung an Nathan Eschwege, den "Vater" des Israelitischen
Lehrervereins für Bayern (Artikel von 1927)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 13.
Dezember 1927: |
Ausschreibung einer Lehrerstelle (1909)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. August 1909: "An der
israelitischen Präparandenschule Höchberg ist eine Lehrerstelle
erledigt. Meldungen binnen 14 Tagen erben. Würzburg, 20. Juli 1909. Das
Kuratorium der Lazarus Ottensoser Stiftung für die Präparandenschule
Höchberg. J. Ansbacher, Vorsitzender, Sterngasse 16." |
Allgemeiner Bericht über die drei Lehrerbildungsanstalten im Kreis Unterfranken
(1911)
Es handelt sich um die zwei Präparandenschulen) in
Burgpreppach und Höchberg sowie das Lehrerseminar in Würzburg. In
der nachfolgenden Darstellung wird u.a. ein ausführlicher Vergleich der
Lehrinhalte der Präparandenschulen vorgenommen.
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1911: "Die 3
Lehrerbildungsanstalten im Kreise Unterfranken. Die beiden Präparandenschulen
zu Burgpreppach und Höchberg
und das Seminar zu Würzburg, auf verhältnismäßig engem Raume
zusammengedrängt, haben eine weit über den Rahmen des Kreises und Königreiches
hinausreichende Bedeutung. Die beiden Präparandenschulen sind die
einzigen selbständigen derartigen Anstalten im ganzen Reiche. Sie sind
zwar in erster Linie auf die bayerischen Anforderungen für den Übertritt
in das Würzburger Seminar zugeschnitten, liefern aber auch alljährlich
Schülermaterial für andere Seminarien, besonders insofern ein immerhin
beträchtlicher Teil ihrer Schüler Nichtbayern sind und in die
heimatlichen Seminarien eintreten; das Würzburger Seminar aber, die
einzige orthodoxe derartige Anstalt in ganz Süddeutschland, hat schon die
fernsten Gegenden, weit über Bayern und selbst Deutschland hinaus, mit
Lehrern versorgt. Die Jahresberichte dieser Anstalt dürfen darum ein ganz
besonders reges Interesse bei der großen Öffentlichkeit erwarten. Wenn
trotzdem gar mancher die Berichte nur flüchtig durchblättert, sich
vielleicht damit begnügt, seinen Namen in der Spenderliste gefunden zu
haben, so mag die Ursache darin liegen, dass jedem solchen Berichte in
seiner Knappheit und Kürze eine gewisse Trockenheit anhaftet. Und doch könnte
ein solcher Bericht so viel und so mancherlei erzählen, wenn er gründlich
und mit Interesse gelesen würde und gar viel Ungesagtes ließe sich aus
dem Gesagten erschließen. Versuchen wir darum einmal, gleichsam zwischen
den Zeilen zu lesen und anstatt trockener Rekapitulation der
Berichtsangaben eine lebensvolle Darstellung des Ringens und Schaffens,
des Strebens und der Erfolge zu geben. Nicht aber charakterlose Lobhudelei
soll es sein, nein, ehrliche Überzeugung komme zum Ausdruck und wo hie
und da eine Änderung gewünscht wird, ist dies nur dem Streben
entsprungen, der guten Sache zu dienen. Und schon eingangs sei hier
hervorgehoben, dass wohl manche der zu gebenden Anregungen vorerst nur
frommer Wunsch bleiben wird, weil sich materielle Schwierigkeiten in den
Weg stellen, weil die Anstalten alle nicht genügend pekuniär fundiert
sind, teilweise mit Defizit arbeiten müssen, weil die große jüdische Öffentlichkeit,
für die doch die Anstalten einzig und allein arbeiten, ihre diesbezügliche
moralische Verpflichtung nicht in vollem Maße erfüllt. Kann der
Berichterstatter einer Anstalt nicht in dieser Deutlichkeit sprechen, um
nicht auch noch seinen Spendern vor den Kopf zu stoßen, so ist es umso
mehr Pflicht der interessierten presse, vor allem also auch der
Fachpresse, hier einmal ganz offen zu reden. Tagtäglich liest man von
Vermächtnissen und Stiftungen für Zwecke aller Art; für
Monumentalbrunnen und Denkmäler werden Tausende gespendet, nur an die
Lehrerbildungsanstalten, die doch fundamental sind für die Erhaltung des
ganzen Judentums, scheint niemand zu denken und ich kann hier absolut
keinen Unterschied machen zwischen den Glaubensbrüdern orthodoxer und
liberaler Richtung. Die orthodoxen Anstalten sind am ärmsten und
registrieren es schon als ein Ereignis, wenn ihnen einmal eine
Jahrzeitstiftung mit ganzen 300 Mark zugewiesen wird. Möge dieser Bericht
auch nach dieser Richtung anregend und bessernd wirken."
|
|
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni 1911 (Fortsetzung): "Die
Frequenz der Anstalten bewegt sich seit einer Reihe von Jahren in ziemlich
gleich bleibendem Rahmen, nur innerhalb der einzelnen Kurse zeigen sich
oft merkwürdige Zahlenunterschiede. Kleinere Jahrgänge werden dann durch
größere nachfolgende wieder ausgeglichen.
Im Bestand des Lehrkörpers weisen die Berichte der Präparandien Wechsel
und Veränderungen auf, am Seminar ist hinsichtlich der ordentlichen
Lehrer keine Veränderung eingetreten. Die Ziffern der Ausgabeposten für
Lehrerbesoldung zeigen erfreulicherweise steigende Tendenz. Die Kuratorien
verdienen hierfür volle Anerkennung, ebenso für die Schaffung von
Pensionskassen. Wünschenswert wäre volle Gleichstellung der Lehrpersonen
hinsichtlich ihrer Besoldungsverhältnisse mit den Lehrern der staatlichen
Anstalten. Dadurch würden auch diverse Unstimmigkeiten bezüglich der
Gehaltsverhältnisse beseitigt und Verstimmungen bei den ohne Grund stiefmütterlicher
Bedachten behoben, die Berufsfreudigkeit gemehrt. Für das Notwendigste,
den Nervus rerum, müsste natürlich wieder die jüdische Gesamtheit
eintreten. Einzelne Entwürfe der in Bayern angestrebten Revision der
Judengesetze |
wollen
auch die Obsorge für die Lehrerbildung als Aufgabe einer Zentralkasse
einbeziehen. Wenigstens hoffnungsvolle Aussichten für eine, so Gott will,
nicht zu ferne Zukunft.
Die Berichtsangaben über Schulfeiern, Ausflüge, Gesundheitsverhältnisse
etc. bewegen sich im Rahmen des Normalen und bedürfen hier keiner
besonderen Registrierung.
Umso wichtiger sind die Verzeichnisse der Lehrpensen. In den Profanfächern
sind die gesetzlichen Normen für die Lehrerbildung in Bayern maßgebend.
In den Religionsfächern ist eine entsprechende Stoffverteilung zwischen
Präparandenschule und Seminar auf mehreren gemeinsamen Konferenzen der
beteiligten Lehrkörper vor einigen Jahren beschlossen und seitdem durchführt
worden. Seit mehreren Jahren fanden keine solchen Besprechungen mehr
statt. Und doch wäre es vielleicht nicht unwichtig, solche wieder hie und
da abzuhalten.
Die Lehrstoffberichte zeigen im Großen und Ganzen bei beiden Präparandenschulen
ziemliche Übereinstimmung. Kleinere Abweichungen beweisen, dass bei aller
Uniformität doch der Individualität Rechnung getragen werden kann. Denn
für das Gesamtbild ist es wohl belanglos, ob hier die Mischnahtraktate
Bezah, Rosch-haschanah, Megillag, Berachoth, Suckah oder dort für Bezah
bei sonstiger Übereinstimmung Taanis gelernt wurden. Und doch mögen für
die Auswahl und Reihe ganz bestimmte Verhältnisse maßgebend gewesen
sein, Imponderabilien, die sich nur aus dem lebendigen Unterrichtsbetrieb
heraus erklären und verstehen lassen. Das deutlichste Bild der Leistungen
dürfte sich wohl ergeben, wenn jedes einzelne Lehrfach in seiner
Entwicklung durch alle 6 Bildungsjahre hindurch verfolgt wird. Wünschenswert
wäre, wenn auch aus den Berichten der Präparandenschulen die auf jedes
Fach entfallende Stundenzahl sich ersehen ließe; beim Seminarbericht ist
dies der Fall.
Im Pentateuchunterrichte wird im Verlauf der 3 Präparandenjahre
der ganze Pentateuch durchgearbeitet, außerdem noch die Wochensidrah
kursorisch. (Dass im Berichte Burgpreppach das 5. Buch Moses fehlt, dürfte
wohl nur Irrtum oder Druckfehler sein). Im 2. und 3. Kurs geht neben dem
Pentateuchübersetzen ein selbständiger Unterricht in Raschi einher. Das
Seminar setzt diesen Raschiunterricht fort, vertieft ihn durch besondere
Berücksichtigung der talmudischen und halachischen Begriffe und besonders
im Oberkurs durch Beiziehung anderer Kommentare, insbesondere Ramban. Das
Hauptgewicht wird weniger auf die Quantität als vielmehr auf Gründlichkeit
und Vielseitigkeit gelegt, namentlich im Interesse zu erzielender Selbständigkeit.
Neben dem Pentateuchunterrichte dienen in der Präparandenschule besondere
Stunden für 'Propheten' und 'Biblische Geschichte' der
Bibelkunde. Es werden die so genannten 'Ersten Propheten'
durchgearbeitet, einzelne Teile aus den Hagiographen behandelt und auf die
Geographie Palästinas besonderes Gewicht gelegt. Die Pensenverteilung in
Höchberg, je 2 Prophetenbücher auf ein Schuljahr, will uns mehr zusagen,
als die Burgpreppachs; doch mögen hier besondere Verhältnisse vielleicht
maßgebend gewesen sein. Sehr praktisch erscheint die für Höchberg
angegebene eingehende Behandlung der Textvergleichung von den Königsbüchern
und der Chronik. Dass Burgpreppach besonderen Werk auf die Durchnahme von
mischle legt, auch Wiederholung der biblischen Geschichte des Pentateuchs
für nötig erachtet, dürfte im Interesse der Schüler liegen, die sich
nicht dem Lehrberufe widmen. Im Seminar ist den Schülern Gelegenheit zu
solcher Wiederholung geboten, ja sie ist als Vorbereitung für die
Schulpraxis in der Religionsübungsschule eine von selbst gegebene
Notwendigkeit. Offiziell tritt im Seminar an Stelle der biblischen
Geschichte die so genannte jüdische Geschichte vom babylonischen Exil bis
zur Neuzeit, die durch alle Kurse in einer Hand liegt, wie überhaupt das
Seminar in der Hauptsache mit Fachunterricht arbeitet. Aus den Prophetenbüchern
wurde im Seminar das Buch Micha und alle Haftaroth im kombinierten I. und
II. Kurs durchgearbeitet, im Oberkurs Jesajas von Kap. 40 zu Ende. Neben
diesem buchmäßigen Nachweis ist jedoch zu betonen, dass viele andere
Gebiete der Bibel beigezogen wurden: Esra, Nehemiah, Daniel, Chronik im
Geschichtsunterricht, größere Partien aus Hiob, Psalmen, Prediger im
homiletischen Unterricht.
Burgpreppach führt neben dem Ritualunterricht, der gleichwie in Höchberg
diverse Abschnitte des Pflichtenlebens nach Chaiie, Odam und Kizzur
Schulchan Aruch bzw. Dasz Jehudis behandelt, noch besonders
Religionslehre, also systematischen Religionsunterricht auf. Wir halten
dies für durchaus wünschenswert und notwendig. Jedenfalls wird in Höchberg
beim Unterrichte in Gebetübersetzen der diesbezügliche Religionsstoff
mit eingeschlossen, denn im 3. Kurs, wo die Rubrik 'Gebete' fehlt,
sind als 'Religionslehre' verschiedene Kapitel aus Sterns
Religionsbuch angegeben. Die aramäischen Teile des Gebetbuches, die
Burgpreppach ebenfalls angibt, fehlen in Höchberg. Wir missen sie ungern.
Der Ritualunterricht im Seminar setzt in den Unterkursen den Gang nach
Chaiie Adam weiter, im Oberkurs wird Chochmath Odam benützt mit Auswahl
praktisch religiöser Gebiete: Miloh, Pidion Haben, Awelos; dazu kommen
die Schächtvorschriften nach Moreh lesovchim. Auch der 'Religionsunterricht' findet seine fortgesetzte Pflege, allerdings
mehr auf das religionsphilosophische Gebiet ausgedehnt. Übungen im |
Schiur-
und Predigtvortrag sind Prüfsteine für die gewonnenen Resultate.
Eingehende, allseitige Behandlung vieler Piutim dient in gleicher dem
Religionsunterricht wie der kantoralen Fertigkeit.
Die Pflege der kantoralen Bildung wird in neuerer Zeit mit besonderem
Nachdruck von Laien wie aus Lehrerkreisen gewünscht. Burgpreppach betont
im Vorwort zum berichte, dass es seit Jahren nach dieser Richtung tätig
ist, indem die Schüler des II. und III. Kurses ihre eigenen Gottesdienste
unter Aufsicht zweier Lehrer abhalten und dabei selbst als Vorbeter
funktionieren. In Höchberg scheint dies nicht der Fall zu sein.
Vielleicht bedarf es nur dieser Anregung, um auch hier ähnliches zur Einführung
gelangen zu lassen. Würzburg besitzt seine eigene Seminarsynagoge, in
welcher nur Seminaristen amtieren. Jeder Kurs hat eine Wochenstunde
Unterricht im Synagogengesang durch den Kantor der Synagogengemeinde. Der
Seminarvorstand nimmt allwöchentlich die Toravorlesung mit den
Seminaristen durch, die im Turnus 'laienen', wie er auch in einer
besonderen Wochenstunde Belehrung und praktische Anleitung über den
kulturell-synagogalen Teil des Lehrerberufes erteilt. Es sind in letzter
Zeit vielfach Wünsche nach Erweiterung und Verbesserung der kantoralen
Vorbildung laut geworden; die Leistungen der Lehrerbildungsanstalten
wurden nach ihren 'Früchten' oft als unzureichend bezeichnet. Es ist
hier nicht der Platz, darauf einzugehen. Nur das möge hervorgehoben
werden, dass bei Lehrern, die ihre Ausbildung in Würzburg empfingen, auch
stets festgestellt werden muss, ob sie das jüdische oder das katholische
Seminar besucht haben, denn auch dieses nimmt jüdische Kandidaten auf.
Die jüdische Grammatik war lange Jahre ein Schmerzenskind. Seit mehreren
Jahren zeigt ihr Betrieb nach Ausweis der Berichte erfreulicherweise ein
wissenschaftliches Gepräge mit systematischem Aufbau.
Für Mischnah kommen im 1. und 2. Präparandenkurs Traktate aus Seder Moed,
im 3. Kurse hauptsächlich aus Nesikin in Betracht. Das Seminar wählte für
den kombinierten 1. und 2. Kurs schwierigere Traktate aus Seraim, im
Oberkurs aus Noschim und Taharoth. Talmudstoff ist für den 1. Präparandenkurs
Berachoth, (ca. 10 Blatt) für den 2. Kurs in Höchberg Taanith, in
Burgpreppach Bezah, für den 3. Kurs dort Bezah, hier Suckah. Das Seminar
hat seit einigen Jahren die Kombination der zwei unteren Kurse aufgegeben;
jeder Einzelkurs hat 4 Talmudstunden pro Woche. Der 1. Kurs lernte ca. 15
Blatt aus Trakata Sabbath mit Raschi und Tossafot; auch im 2. Kurs wurde
Sabbath gelernt, allerdings andere Partien, ausgewählt hauptsächlich zum
Zwecke der Anleitung zum selbständigen lernen. Die Befähigung hierzu
wurde erzielt und damit die Zielaufgabe dieses Faches im Seminar erreicht.
Im Oberkurs wurde wie stets üblich aus Chullin gelernt in Rücksicht auf
die Schechitah-Funktion des Lehrers. Hier wurden neben Tossafot auch die
Rischonim berücksichtigt. Es sind also ganz hübsche Erfolge zu
verzeichnen. Ob es nicht praktisch und aneifernd wäre, nach
entsprechenden Vorübungen im 1. Präparandenkurs dann im 2. und 3. und
vielleicht auch im 1. Seminarkurs ein Traktat ganz durchzulernen, im 2.
Seminarkurs vielleicht Sugioh zu versuchen?"
|
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juli 1911: "Die 3
Lehrerbildungsanstalten im kreise Unterfranken (Schluss). Zum Schlusse
noch ein Wort über die öffentlich rechtliche Stellung der drei
Anstalten. Die Präparandenschulen erfreuen sich einer gewissen Selbständigkeit.
Sie können im Rahmen der gesetzlichen beziehungsweise regierungsseitigen
Bestimmungen betreffs der Schüleraufnahme ihre Auswahl treffen und haben
auch ihre eigenen Schlussprüfungen. Die Prüfungsaufgaben für den
gesetzlichen Teil werden durch die Kreisregierung gestellt; bei der mündlichen
Prüfung präsidiert ein Regierungskommissär. Auf Grund guter
schriftlicher Leistungen können Schüler vom mündlichen Examen
dispensiert werden. Der Seminarvorstand wird zur mündlichen Prüfung in
den Religionsfächern beigezogen; ihm werden auch die schriftlichen
Religionsarbeiten der Prüfung vorgelegt. Das Bestehen der Prüfung
berechtigt zum Eintritt in das jüdische Seminar zu Würzburg. Zum
Eintritt in ein staatliches Seminar muss besondere ministerielle
Genehmigung von Fall zu Fall erholt werden. Die öffentlich-rechtliche
Stellung der Präparandie ist also nicht ungünstig.
Weniger erfreulich sind die Verhältnisse beim Seminar. Wie ersichtlich
hat es zunächst bezüglich der Schüleraufnahme absolut keinen Einfluss.
Die Beteiligung des Seminarvorstandes bei der mündlichen Prüfung ist für
Fälle der Dispensierung von dieser von selbst illusorisch. Die
staatlichen Präparandien werden alljährlich von dem zuständigen
Seminardirektor und einem Seminarlehrer einer eingehenden Visitation
unterzogen. Diese Visitation findet ja wohl bei den jüdischen Präparandien
auch statt, aber durch einen Regierungskommissar: das Seminar ist vollständig
ausgeschaltet. Nun gibt es zwar für diese Verhältnisse im staatlichen
Schulleben viele Analogien: Realschule und Oberrealschule, Progymnasium
und Gymnasium etc. Aber das jüdische Seminar hat auch absolut keinen
Einfluss bei der Seminarschlussprüfung, die an einem staatlichen Seminar
abgelegt werden muss und hier gelten die Seminaristen der Israelitischen
Lehrerbildungsanstalt vollständig als Extrauser. Das Seminar ist also in
dieser Beziehung nur eine Art Arbeitsmaschine mit vielen Pflichten und gar
keinen Rechten. Das ist ein ungesunder Zustand, der nach Abänderung
schreit. Das einzige jüdische Seminar in Bayern müsste seine eigene Prüfungsberichtigung
haben.
Es ist uns nicht unbekannt, dass seitens der Seminarleitung schon
wiederholt Schritte nach dieser Richtung unternommen worden sind, leider
ohne Erfolg. Bei aller Anerkennung der Tätigkeit des Seminars erfolgte
die Ablehnung 'aus prinzipiellen Gründen wegen der Konsequenzen'.
Diese 'Konsequenzen' sind die privaten klösterlichen
Lehrerinnenbildungsanstalten in Bayern. Nur übersieht man, dass es wohl
katholische und protestantische Seminare in Bayern gibt, dass also niemand
eine Privatanstalt zu besuchen braucht; wo aber ist das staatliche, jüdische
Seminar? Drei staatliche Anstalten, Würzburg, Schwabach und
Kaiserslautern, nehmen auch Juden auf. Das jüdische Seminar ist aber doch
aus der Erfahrung und Überzeugung entstanden, dass die staatlichen
Seminare wohl Lehrer, aber keine 'jüdischen' Lehrer in unserem Sinne
ausbilden können.
Die Seminarleitung wird, wenn sie mit Gesuchen an das Ministerium
herantritt, immer mehr oder weniger als 'Partei' angesehen werden. Es
gibt eine andere Instanz in Bayern, welche hier eingreifen sollte und könnte:
die Gesamtheit der bayrischen Rabbinen. Von der Notwendigkeit des Seminars
sind wohl alle überzeugt, ob sie nun orthodox oder liberal, ob sie
Revisionsfreunde oder Revisionsgegner sind. Mögen sie sich des Seminars
einmal annehmen, ihre Stimme dürfte kaum ungehört verhallen.
Allen 3 Anstalten, die oft unter so schwierigen Verhältnissen so Schönes
und Großes leisten aber ein herzliches 'guten
Gelingen'!"
|
Zum Tod von Direktor Lazarus G. Ehrenreich (1913)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. September
1913: |
Zum Tod von Samuel Eldod (1920)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. August 1920: "Würzburg,
18. August. Im nahen Höchberg hat man vorigen Sonntag einen Mann zu Grabe
getragen, der fast ein volles Jahrhundert irdischen Daseins besessen und
einen mächtigen Ausschnitt altehrwürdigen, echten, kernhaften Judentums
in sich verkörpert hatte. Der Name Samuel Eldod allein genügt schon, um
in den Herzen unzähliger Bekannter, Freunde und Verehrer, zu denen die
Trauerbotschaft dringen wird, stille Wehmut und warme Teilnahme
auszulösen. Im Bilde der Höchberger Talmud-Tora-Anstalt ist Samuel Eldod
unentbehrlich, seine markante, bis ins höchste Alter rüstige Gestalt
nicht wegdenkbar. Was er für Erhaltung, Hebung und Förderung der Schule
geleistet hat, sichert ihm ewigen Dank und Ruhm. Schon in den ganz alten
Zeiten, wo der Reiseverkehr noch sehr umständlich, mit viel
Unbequemlichkeiten und Entbehrungen verbunden war, wanderte er dem
biblischen Sebulun gleich freudig hinaus in die Lande, ging von Ort zu
Ort, von Haus zu Haus, um für den materiellen Bestand der Anstalt zu
sorgen. Nur sein Sammeleifer ermöglichte es, dass der Gründer der
Schule, Rabbi Elosor und seine Lehrer als Issochor in ihrem Ohel Tora
lernen und lehren konnten. Neben dem zeitraubenden Kassieramte versah
Eldod – er ruhe in Frieden – auch Jahrzehnte hindurch den
Dienst eines Schaliach Zibbur und Baal Kore. Welche Innigkeit und Jiroh
(Gottesfurcht) ihn hierbei erfüllte und beseelte, ist wohl jedem
einzelnen der hunderten von Schülern bekannt und unvergesslich. Eine
unvergleichliche Flamme Gottes (?) loderte in seinem Wesen und
begeisterte ihn zu der staunenswerten Energie, mit der er Hidur Mizwos
betätigte. Die Höchberger Suckoh (Labhütte) und Eldods Lulaf und Esrog
waren sprichwörtlich geworden. Überlegt man, dass dieser Mann doch auch
noch in seinem geschäftlichen Berufe emsig arbeitete und für seine
Familie treu sorgte, so fragt man sich, woher derselbe die nötige Kraft
zu all diesen Anstrengungen genommen. Nur das unbedingt Gottvertrauen
konnte die Quellen zu solcher rastlosen Tätigkeit abgeben.
Die Beerdigung vollzog sich unter zahlreichster allgemeiner Beteiligung.
Im Trauerhause beklagte der älteste Sohn, Lehrer der Anstalt, mit
rührenden Worten den schweren Verlust des geliebten Vaters. Am Grabe
zeichnete zunächst Herr Distriktsrabbiner Dr. Hanover, das tatenreiche
Leben des Hingeschiedenen in wirkungsvollen Farben. Die Herren
Steinhäuser als Schulvorstand und Beauftragter der Kultusgemeinde,
Pfeufer als Vorsitzender des Kuratoriums, Mannheimer und Hirnheimer, als
einstige Schüler, sprachen dem Entschlafenen innige Worte des Dankes aus
und Herr Altmann, Karlsruhe, nahm als Neffe namens aller Verwandten,
bewegten Abschied von der nun leider gefallenen Krone der Familie. Hierauf
senkte man die irdische Hülle dieses allbekannten Jehudi und Menschen in
die kühle Gruft. Auch viele christliche Mitbürger waren auf dem
Friedhofe erschienen, um ihre Achtung und ihr Beileid zu bekunden. Man
verließ Höchberg mit dem Gedanken, dass Eldods Namen mit der Geschichte
der Talmud-Toraschule auf ewig wird verbunden bleiben. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Bericht über das "80. Schuljahr" (1920)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. September 1920: "Würzburg,
6. September (1920). Die Talmud-Tora-Schule in Höchberg versendet zurzeit
ihren Bericht für das 80. Schuljahr. Zwei Menschenalter wirkt sie nunmehr
im Sinne ihres Gründers Rabbi Elosor Ottensoser – seligen Andenkens,
Tora zu lehren und Tora zu verbreiten. Das zeigt auch der vorliegende
Bericht über das abgelaufene Schuljahr. Der gesamte Toraunterricht wurde
durch die Angliederung der Bürgerschule neu organisiert. Auch der
Profanunterricht, für den die vorgeschriebenen Lehrpläne maßgebend
sind, war vom Geiste der Tora durchdrungen und auf die Bedürfnisse des
praktischen Lebens eingestellt. Aus den Schülern heraus bildete sich eine
'Vereinigung zur Förderung religiösen Lebens und Wissens', in der
allwöchentlich durch Lehrer oder Schüler Vorträge über
religiös-wissenschaftliche oder Zeitfragen gehalten wurden. Die Schule
war im Berichtsjahre von 60 Schülern besucht und das Lehrerkollegium
bestand aus 6 Lehrern und 1 Fachlehrer für Französisch.
Die materielle Grundlage der Schule entspricht nicht mehr den heutigen
Zeitverhältnissen. Der Rechnungsabschluss für 1919 zeigt einen Etat von
über 50.000 Mark bei einem Kassarest von nur 280 Mark, während die
Zinsen des Stiftungskapitals noch nicht 7.000 Mark betragen. 1920 ist der
Etat laut Bericht auf 80.000 Mark gestiegen. Das Kuratorium und die
Schulleitung bitten daher um Zuweisung von Spenden und Stiftungen,
entsprechend dem heutigen Geldwert in erhöhtem Maße und um Werbung neuer
Gönner (Postscheckamt Nürnberg Nr. 10450). Aus Sparsamkeitsgründen hat
man von der Veröffentlichung des Spendenverzeichnisses abgesehen. Die
dadurch ersparten 3.000 Mark werden besser für Zwecke der Schule, zur
Unterstützung armer Schuler oder für Teuerungszulagen an die Lehrer
verwendet. (1919 wurden für 6 Lehrer 21.000 Mark und zur Unterstützung
von Schülern 6.500 Mark verwendet)." |
Zum Tod von Bella Eldod, Witwe von Elias Eldod (1922)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Februar
1922: |
Jahresbericht der
Präparandenschule (1922)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. November 1922: |
Ausschreibung von Freiplätzen für Präparanden (1924)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April 1924: "Die Aussichten
für den Lehrerberuf haben sich in letzter Zeit ganz wesentlich gebessert.
Der steigenden Nachfrage nach Lehrkräften für gut besoldete Stellen
steht ein ungenügender Nachwuchs gegenüber. Dieser Zustand stellt eine
äußerst bedrohliche Gefahr für die religiöse Erziehung unserer Jugend
dar. Wir haben deshalb beschlossen, zur Erleichterung des Studiums für
den Lehrerberuf eine Reihe von Freiplätzen für Präparanden in
unserer Anstalt zu schaffen. Den Inhabern dieser Freiplätze wird nicht
nur Lehrmittel- und Schulgeldfreiheit, sondern auf Wunsch auch teilweise
oder ganz freie Verpflegung gewährt. Meldungen sind umgehend, spätestens
bis 1. Mai, an die Schulleitung, Herrn Hauptlehrer Steinhäuser in
Höchberg, zu richten.
Das Kuratorium der Talmud- Tora und Präparandenschule Höchberg. Samuel
Pfeuffer." |
Ausschreibung der Israelitischen Präparandenschule für das Schuljahr
1925/26
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar
1925: |
Ausschreibung der israelitischen Lehrerbildungsanstalten in Bayern
(1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März
1925: |
Schwierige Situation der Präparandenschule (1927)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 8. März
1927: "Talmud-Thora-Präparandenschule Höchberg. Die israelitische
Präparandenschule Höchberg hat schwer unter der Ungunst der
wirtschaftlichen Verhältnisse zu leiden. Ihre Lage wird dadurch noch
erschwert, dass der Direktor infolge Überarbeitung und Aufregung erkrankt
ist und seit 2 Monaten seinen Dienst nicht mehr versehen kann. Es ist eine
Ehrenpflicht aller Kollegen, mitzuhelfen, dass diese Schule, die zusammen
mit dem Lehrerseminar in Würzburg gegenwärtig in Deutschland die einzige
Bildungsstätte für jüdische Lehrer ist, ihre Arbeit weiter ungestört
erfüllen kann. Es wird deshalb gebeten, wenn möglich, aus Anlass des
Purim-Festes Sammlungen zu ihren Gunsten zu unternehmen. Hirnheimer." |
Ausschreibung der Israelitischen Präparanden- und Bürgerschule für das
Schuljahr 1928/29
Anzeige
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 11.
März 1928: |
Ausschreibung der Bayerischen Lehrerbildungsanstalten für das Schuljahr
1929/30
Anzeige
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. März
1929: |
|
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. Februar 1929: |
Präparandenlehrer Emanuel Eldod tritt in den Ruhestand
(1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April
1929: |
|
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juni
1929: |
Erinnerungen an die Präparanden- und Seminarzeit von Lehrer
Abraham Strauß (Uffenheim) (1930)
Artikel
in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. August
1930: "Erinnerungen aus Präparanden- und Seminarzeit. Von Hauptlehrer
A. Strauß (Uffenheim). Im Keller.
Es war um die Mittagszeit des 24. Juli 1866, als meine Mutter, mich
an der Hand führend, aus der Halle des alten Bahnhofs in Würzburg trat,
dem letzten Ziele unserer Reise, Höchberg, zuzustreben. Dort selbst
sollte der Onkel, Rabbiner Lazarus Ottensosser, Vorstand der
Präparandenschule, genannt 'Reb Loser' oder 'Rebbe', besucht
werden. Wir hatten aber kaum die Straßen der Stadt beschritten, da hallte
uns der Schreckensruf entgegen: 'Die Preußen kommen!' Aufgeregte
Menschen liefen wie ein aufgescheuchter Bienenschwarm wild durcheinander,
kleinere Trupps bewaffneter Soldaten zogen eiligst vorüber, die
Kaufläden waren oder wurden geschlossen. Mir, dem achtjährigen Knaben,
waren die seltsamen Vorgänge unverständlich. Ich weinte aber, als das
angsterfüllte Gesicht der zitternden Mutter den Ernst der Situation ahnen
ließ. An die Fortsetzung unserer Reise war nicht zu denken; denn die
Stadt war, wie einst Jericho, 'geschlossen und versperrt, niemand konnte
heraus noch herein'. Nach längerem Herumirren fanden wir in der
Augustinergasse bei der Familie Wolfing notdürftig Unterkunft. Nach sehr
unruhigen Tagen begann am 27. Juli die Beschießung der Stadt und Festung.
Wir flüchteten mit der Familie in den Hauskeller und verbrachten
dortselbst qualvolle Stunden, aus der uns erst die 'Kapitulation'
befreite. Zwei Tage später konnten wir durch das wieder offene Zeller
Festungstor die Stadt verlassen und kamen unbehelligt bei dem um uns
besorgten Onkel in Höchberg an. Während dieses achttägigen Besuches
fielen die Würfel meines Lebensgeschickes: Onkel und Nichte kamen
überein, dass ich Lehrer werden sollten. Meine Zustimmung einzuholen
schien ihnen überflüssig.
Krieg. Der Deutsch-französische Krieg von 1870/71 stand
unmittelbar vor seinem Ausbruche und drängte alle kulturellen Aufgaben in
den Hintergrund. Als die Siege von Weißenburg, Wörth, Sedan und Metz die
Welt in Spannung hielten und die Neugründung eines geeinigten Deutschen
Reiches geschichtliches Ereignis wurde, da gingen auch in der
Präparandenschule zu Höchberg die Wellen der Begeisterung über die
Ufer. Es wurde mehr politisiert als gelernt. Die auf der Würzburger
Festung befindlichen kriegsgefangenen Franzosen beschäftigen unsere
Phantasie aufs lebhafteste. Fast täglich gingen Kameraden halbwegs
Würzburg bis zur Straßenbiegung, von der aus man die Zitadelle und das
Tun und Treiben der internierten Feinde beobachten konnte. Wir waren
zeugen des Jubels, als die eichenlaubbekränzten bayerischen Truppen, an
ihrer Spitze die Generale von Orff und v.d. Tann, nach Kriegsende ihren
feierlichen Einzug in Würzburg hielten. Unvergessliche Eindrücke.
Die Großmutter. In besonderen Ausnahmefällen, namentlich bei dem besuch
von Eltern und Geschwistern oder wenn ganz nahe stehende
Familienmitglieder zu geschäftlichen Zwecken einmal vom Lande nach
Würzburg kamen, konnte auf Ansuchen den Schülern in unterrichtsfreier
Zeit Stadtausgang von 1-2 Stunden bewilligt werden. Natürlich wurde mit
dieser Vergünstigung mancher Missbrauch getrieben. So verschaffte sich
ein Seminarist, der kurz vor der Entlassungsprüfung stand, die Erlaubnis
zum Verwandtenbesuch in der Stadt. Er wurde denunziert, mit einer jungen
Dame auf der Domstraße auf und abgegangen zu sein. Der Anstaltsvorstand
stellte ihn darob zur Rede und fragte, wer das Mädchen gewesen sei. Der
junge Mann war ersichtlich betroffen, fasste sich aber schnell und
antwortete: 'Herr Rabbiner, es war meine Großmutter.'
Die Mitzwestouren. Bekanntlich war unser unvergesslicher Führer,
Simon Dingfelder, von 1889-1891 Präzeptor an der Israelitischen
Lehrerbildungsanstalt. Als solcher oblag ihm nebst der Erteilung einiger
Unterrichtsstunden hauptamtlich die Überwachung der Seminaristen in
unterrichtsfreier Zeit. An einem dienstfreien Sonntagnachmittag
unternahmen er und mehrere Freunde einen Ausflug nach dem nahen
Heidingsfeld, woselbst sie in eine Wirtschaft einkehrten, in welcher
zufällig ein Tanzvergnügen stattfand. Dingfelder |
konnte
den lockenden Weisen nicht widerstehen und machte einige Runden.
Irgendeine fromme Seele fühlte sich berufen, den 'Ärgerniserregenden'
Vorgang dem damaligen Schulvorstand Nathan Bamberger s.A. mitzuteilen, der
den Verbrecher alsbald vor sein Forum lud. Und nun entspann sich folgender
Dialog: 'Herr Präzeptor, Sie wissen doch, dass den Seminaristen das
Tanzen untersagt ist und Sie sollten nicht mit schlechtem Beispiel
vorangehen'' 'Entschuldigen Sie, Herr Rabbiner, es ist richtig, dass
ich einige Touren getanzt habe, aber es waren lauter Mitzwestouren.' 'So,
so, wenn das der Fall ist, dann will ich die Sache diesmal übersehen,
für die Folge dürfen Sie aber auch keine Mitzwestouren mehr tanzen.'
Brüderlichkeit. Juni 1876. Wir Oberklässler standen unmittelbar
vor der Abschlussprüfung, sahen ihr mit Zuversicht entgegen, wir haben im
letzten Quartal tüchtig 'geochst'. Wir mussten aber dies Prüfung am
Königlichen Schullehrerseminar in Gemeinschaft mit dessen
Oberkursabsolventen ablegen und fühlten uns insofern benachteiligt, als
wir mit Ausnahme des Seminarinspektors Huber, der uns in Geschichte der
Pädagogik unterrichtete, den Herren der Prüfungskommission, die sich
nebst einem Regierungskommissär aus dem Lehrkörper des staatlichen
Seminars zusammensetzte, gänzlich fremd gegenüberstanden. Dieser Mangel
persönlicher Fühlungnahme wurde jedoch dadurch ausgeglichen, dass die
christlichen Kameraden hinsichtlich Stoff, Umfang und Methode des
letztjährigen Unterrichts, aber auch über die Themata der Aufsätze uns
gut informierten. Überhaupt bestand zwischen den Schülern der beiden
Lehrerbildungsanstalten ein freundschaftliches Verhältnis. Fast täglich
gingen wir ins katholische Seminar, das sich damals Ecke
Augusten-Neubaustraße, dem heutigen alten Gymnasium befand, oder einzelne
seiner Zöglinge kamen zu uns, um irgendeine Nachricht zu überbringen.
Wir hatten auch eine gemeinschaftliche, geheime Kneipe, Café Mokka in der
Juliuspromenade und später, als wir uns da nicht mehr sicher fühlten, in
der Wöllergasse. Das Resultat der Prüfung befriedigte. Eine
gemeinschaftliche Abschieds- und Schlussfeier im Platz'schen Garten
vereinigte uns Absolventen zum letzten Male. Tags darauf war die
Seminarzeit zu Ende, wir traten in die große Schule des Lebens ein.
50 Jahre später. Im Juli 1926 trafen wir uns in Würzburg zu einer
Wiedersehensfeier. Als Jünglinge mit bemoosten Häuptern gingen wir vor
einem halben jahrhundert auseinander, als Greise im Silberhaar sagen wir
uns wieder. Von 49 Absolventen waren noch 16 am Leben, von ihnen 13
anwesend. Meine Kollegen aus der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt
deckte schon alle der grüne Rasen, mich allein hatte Gottes Gnade
erhalten." |
Umzug der Präparandenschule von Höchberg nach
Würzburg (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1931: "Die
israelitische Präparandenschule (Talmud Tora) in Höchberg siedelt am 10.
Juni in das von der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt neu errichtete
Schulgebäude nach Würzburg über, um mit dem Seminar zu einer
6-klassigen Vollschule vereinigt zu werden. Mehr als neun Jahrzehnte hat
die Höchberger Anstalt als Talmud Tora- und Präparandenschule
segensreich für die deutsche Judenheit gewirkt, beachtet und wohlwollend
unterstützt von der gesamten jüdischen Öffentlichkeit. Der Name
Höchberg ist innerhalb der deutschen Judenheit zu einem Begriff
geworden.
Schultechnische und wirtschaftliche Gründe, sowie auch die neuen
gesetzlichen Vorschriften für die Lehrerausbildung waren es, welche die
Vereinigung der beiden Schulen notwendigerweise erzwungen haben.
Die Lazarus-Ottensosser-Stiftung bleibt als solche unter Verwaltung eines
fünfgliedrigen Kuratoriums und unter Aufsicht der Regierung weiter
bestehen. Ihre Erträgnisse fließen der vereinigten Anstalt zu. Das
Andenken des Rabbiners Lazarus Ottensosser seligen Andenkens bleibt
der Nachwelt erhalten durch Anbringung einer Gedächtnistafel im neuen
Schulgebäude, außerdem führt die vereinigte Anstalt in Zukunft den
Namen: 'Vereinigte Stiftungen der Rabbiner Seligmann Bär Bamberger,
Würzburg und Lazarus Ottensosser, Höchberg.'
Die bei der Höchberger Schule errichteten Jahrzeitstiftungen werden von
der vereinigten Schule übernommen und die Verpflichtungen in der
bisherigen Weise pünktlich und gewissenhaft erfüllt.
Kuratorium und Schulleitung der Höchberger Schule danken herzlichst den
vielen hochherzigen Spendern, den verehrlichen Verbänden, Gemeinden,
Vereinen und Logen für das ihnen in den vielen Jahrzehnten
entgegengebrachte Vertrauen und für die tatkräftige edle Mithilfe zur
Führung und Unterhaltung der Schule. Wir bitten in Zukunft die uns
zugedachten Spenden, Stiftungen und Subventionen der vereinigten Anstalt
zuzuwenden, damit sie im Sinne der beiden Stifter Seligmann Bär Bamberger
seligen Andenkens und Lazarus Ottensosser seligen Andenkens
weiter wirken und bestehen kann.
Für die Schulleitung: S. Steinhäuser, Direktor. Für das Kuratorium:
Samuel Pfeuffer Vorsitzender." |
|
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juni
1931: |
Gründe für die Verlegung der Präparandenschule Höchberg nach Würzburg
(1931)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juli
1931: |
Hochzeitsanzeige von Gerson Katz und Sara geb. Eldod
(1931)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Oktober
1931: |
Nach Schließung der Präparandenschule: Bericht über das "stille
Höchberg" (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober
1931: |
Erinnerungen an Höchberg (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Mai 1933: "Höchberg.
Wenn der Name 'Höchberg' an unser Ohr klingt, steigen die Jahre in
unserer Erinnerung empor, die wir vor mehr als vier Jahrzehnten dort
verbracht, und mit ihnen besonders die Gestalten unserer damaligen Lehrer,
denen es oblag, uns Jungen in die Welt des Judentums einführen, des
Leiters der Anstalt Nathan Eschwege – das Andenken an den Gerechten
ist zum Segen, dem in vorliegender Nummer unseres Blattes zu einem 25.
Todestage liebevolles Gedenken ein Denkmal gesetzt, sowie unseres
damaligen Gemorohlehrers Raw Henle Wechsler – das Andenken an
den Gerechten ist zum Segen. Als ich vor ungefähr 42 Jahren als kaum
13 jähriger Junge aus meinem oberhessischen Heimatdorfe nach Höchberg
kam, da war ich wochenlang von bangem Erstaunen erfasst ob der Welt, in
die ich hier eingetreten war. Dort in der Heimat lebte man schlecht und
recht in Elternhaus und Gemeinde als jüdischer Mensch, wie man es vor
sich sah... Hier in Höchberg aber war man in eine Atmosphäre gekommen,
die erfüllt war von jüdischem Wollen und Tun. Hier atmete jeder Stein Liebe
zur Tora und Gottesfurcht. Es bedurfte, wie gesagt, erst
einiger Zeit, bis man sich eingelegt und erfühlt hatte, worum es hier
ging. Es war Heiligen Boden, den man betreten und man bekam als
14jähriger Junge allmählich eine Ahnung von der Kraft, mit der die Tora
den jüdischen Menschen umzuformen vermag, um ihn hinanzuführen zu der
Höhe des Sinai-Erlebnisses. Es waren vor allem die Gestalten unserer
Lehrer, die uns voranleuchteten als Feuersäulen, uns in
unablässigem Streben und nie ermüdender Arbeit den Weg zu zeigen, den
wir als jüdische Menschen und Lehrer zu gehen berufen waren. Wir waren
damals noch jung, standen noch inmitten unserer körperlichen, geistigen
und sittlichen Entwicklung. Wenn auch so mancher von uns im späteren
Lebensgange erlahmte und dem ihm in Höchberg gezeigten Ideale nicht
nachzuleben vermochte, wir haben doch alle von dem Geiste, der uns in der
Präparandenschule umflutete, mit hinausgenommen ins Leben, und so manches
Samenkörnlein, das wir in Beruf und Leben in geöffnete Herzen gesenkt,
ist das Ergebnis der Erziehungsarbeit, die die Talmud-Toraschule in
Höchberg an uns selbst vollbracht hat.
Und heute? Im vorigen Jahre war es mir erst möglich, wieder einmal nach
Höchberg zu kommen und die Stätte zu besuchen, wo ich drei schöne und
bedeutungsvolle Jugendjahre verbracht. Es lässt sich denken, welche
Freude mich darob erfüllte. Aber – die Anstalt steht zwar noch an ihrer
alten Stelle, der Speisesaal im Hause Ehrenreich, in dem einst wahre
Schlachten um das größere Stück Hering und die Pellkartoffeln
ausgefochten wurden, ist auch noch vorhanden; jedoch die Stimme der Tora
ist verstummt, die 'Stimme der Turteltaube' wird nicht mehr gehört,
die Zeit des 'Singens' ist vorüber; nur die toten Steine, aus denen
die Mauern des Anstaltsgebäudes gefügt, erzählen noch von eifrigem
Lernen. Der Anweisung Reb Losers, des Gründers der Schule, ist nicht
Rechnung getragen worden, wie bereits der Kollege in vorstehendem Artikel
gesagt. Wenn Steine menschliches Fühlen zeigen könnten, dann würden sie
sicher weinend klagen, dass man ihr Beit Hamidrasch im Stiche
gelassen und ihm die Lehrer und Lerner genommen habe. Wir stehen den
bayrischen Verhältnissen zu fern, um beurteilen zu können, ob unbedingte
Notwendigkeit vorhanden war, die Talmud-Tora-Schule von Höchberg nach
Würzburg zu verlegen. Wir nahmen bei unserem Besuche wahr, dass Höchberg
selbst im Laufe der Jahrzehnte sich zu einem ansehnlichen Orte entwickelt
hat und dass die Verbindung mit dem nahen Würzburg auch günstiger
geworden ist. Vielleicht hätte sich doch ein Weg finden lassen, die
Anstalt in Höchberg zu belassen und die Vereinigung mit dem Würzburger
Seminar unbeschadet der geringeren räumlichen Entfernung möglich zu
machen. Die Freude, die wir empfangen, als wir nach 40 Jahren wieder
einmal vor dem Anstaltsgebäude standen, wurde empfindlich gestört durch
das Gefühl tiefer Wehmut, denn das rege Leben und Lernen, das dort einst
herrscht, ist verstummt, Höchberg und seine Talmud-Tora-Schule gehören
der Vergangenheit an." |
70. Geburtstag von Emanuel Eldod
(1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober
1933: |
Noch einarbeiten:
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 14. Oktober 1902: |
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