Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Höchstädt an der Donau (Kreis Dillingen)
Jüdische Geschichte

Übersicht:

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Zur Geschichte jüdischer Bewohner           
    
In Höchstädt lebten Juden im Mittelalter. Nachweisen lassen sich jüdische Einwohner seit Ende des 13. Jahrhunderts: 1293 zahlten sie dem Herzog von Bayern eine Jahressteuer von 24 Pfund Haller. 1344 waren es 25 Pfund. Damals (1344) wird als "Einnehmer" der Judensteuer in den vier Städten Donauwörth, Höchstädt, Lauingen und Gundelfingen Jud Eysach (Isaak) aus Höchstädt genannt. Über eine Judenverfolgung während der Pestzeit ist nichts bekannt. 
  
Auch im 15. Jahrhundert lebten Juden in der Stadt. Einige verzogen wieder von hier und ließen sich in anderen Städten nieder: nach Augsburg (1395 genannt), Nördlingen (1408) und Heilbronn (1443). Freilich sind die einzelnen Nachweise uneindeutig, da sie sich auch auf Höchstadt an der Aisch beziehen können. Ob es im Mittelalter in Höchstädt zur Bildung eine jüdischen Gemeinde mit eigenen Einrichtungen kam, ist nicht bekannt. Ein kleiner Betsaal, der auch als Schule genutzt wurde, dürfte zeitweise vorhanden gewesen sein. Für die religiösen Bräuche richtete man sich nach den in Augsburg üblichen. Die in Höchstädt verstorbenen Juden wurden im Mittelalter auf dem jüdischen Friedhof in Augsburg beigesetzt.  
   
Unter den jüdischen Einwohnern wird u.a. Mosche, der Vater des Josef, genannt, der in seinem Haus einen Kinderlehrer und Schächter hielt. Moses starb später auf dem Weg nach Erez Israel. Sein Sohn Josef bar Mosche (geboren in Höchstädt) zog über Landau/Pfalz und Wiener Neustadt nach Oberitalien. In Wiener Neustadt war Josef Schüler und Hausdiener des Rabbi Isserlein bar Petachja. Er verfasste den Leket Joscher ("Blütenlese der Aufrichtigkeit"), eine Buch mit Rechtsgutachten und detaillierten Beschreibungen zum Leben der Rabbiners Isserlein, das zugleich eine wichtige Quelle für jüdische Alltagskultur im 15. Jahrhundert darstellt. 
  
Mit den Juden des Herzogtums Bayern-Landshut wurden die Höchstädter Juden nach der Mitte des 15. Jahrhunderts ausgewiesen
  
Auch im 17. Jahrhundert lebten Juden in der Stadt. Unter Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm (1614-1653) konnten sich in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zahlreiche jüdische Familien in der Stadt niederlassen. Sie suchten in der Stadt den Schutz, da die Situation in den Landgemeinden für sie lebensgefährlich geworden war. In dieser Zeit gab es neben einer Synagoge (Betsaal) auch einen jüdischen Friedhof, der sich jenseits der Landstraße auf der Höhe der Friedhofskirche St. Salvator befand. Durch ein Dekret vom 7. April 1740 müssten die jüdischen Familien binnen Jahresfrist Höchstädt verlassen. 
  
Als Erinnerung an die jüdische Geschichte der Stadt (vermutlich das Wohngebiet der Familien im 17./18. Jahrhundert) besteht bis heute der "Judenberg". 
  
Im 19./20. Jahrhundert kam es nur zeitweise zu einzelnen Niederlassungen jüdischer Personen (bei der Volkszählung von 1910 wird eine jüdische Person in der Stadt festgestellt). 
  
  
  
Fotos    
(Fotos: J. Hahn)   

Hoechstaedt Judenberg 100.jpg (95936 Byte) Hoechstaedt Judenberg 101.jpg (71527 Byte) Hoechstaedt Judenberg 102.jpg (71177 Byte)
Die Straße "Judenberg", in der außer der Bezeichnung jedoch nichts an die jüdische Geschichte erinnert  

     
       

Links und Literatur  

Links:  

bulletWebsite der Stadt Höchstädt an der Donau   

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,1 S. 364; III,1 S. 565-566. 
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 243.
bulletJosef bar Mosche: Leket Joscher, hg. von Jakob Freimann. Berlin 1903. Nachdruck Jerusalem 1964. 
bulletPfalz-Neuburg Lit 012.jpg (70178 Byte)Monika Müller: Judenschutz vor Ort. Jüdische Gemeinden im Fürstentum Pfalz-Neuburg. Wißner-Verlag 2016.  Reihe: Veröffentlichtungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft. ISBN/EAN: 978-3957860941. 452 S.  34,80 €       
Nicht Gegnerschaft und Ausweisung prägten den frühneuzeitlichen Alltag von Christen und Juden in Schwaben, sondern ein Neben- und Miteinander. Juden traten durchaus selbstbewusst gegenüber ihrem Schutzherrn auf, jüdisch-christliche Doppelgemeinden entwickelten sich mitunter.
Anders in Pfalz-Neuburg: In der sogenannten Jungen Pfalz - geschaffen 1505 nach dem Landshuter Erbfolgekrieg - entfaltete sich jüdisches Leben unter Schwierigkeiten. Immer wieder wurden die Pfalz-Neuburger Juden ausgewiesen, bisweilen entstanden erst Jahrzehnte später neue Gemeinden; landesbezogene jüdische Repräsentationsstrukturen, wie eine Landesjudenschaft, gab es nicht.
Diese Geschichte der vielen Brüche, der Diskontinuitäten, will das vorliegende Buch nachzeichnen. Dabei rücken im Spannungsfeld zwischen den Pfalzgrafen von Pfalz-Neuburg, den späteren Kurfürsten von der Pfalz, als Landesherren einerseits und den jüdischen Schutzverwandten andererseits insbesondere Kommunen wie Gundelfingen, Hilpoltstein, Höchstädt, Lauingen, Monheim und Neuburg a.d. Donau in den Blick. Im dörflichen und kleinstädtischen Raum spielten sich Prozesse von Integration und Segregation ab, die zeigen, dass Judenschutz in Pfalz-Neuburg eine hohe kommunale Komponente besaß, dass er 'vor Ort' stattfand.     
 

         
           

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013