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Birkenfeld"
Hoppstädten (Gemeinde Hoppstädten-Weiersbach, Kreis
Birkenfeld)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Es besteht eine weitere Seite mit Texten zur jüdischen Geschichte in Hoppstädten und dem ehemaligen
Fürstentum Birkenfeld
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Hoppstädten bestand eine jüdische Gemeinde bis
1940/41. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts
zurück. Erstmals wird mit Jud Lazarus 1670 ein Jude am Ort genannt. Gut
100 Jahre später (1781) lebten sieben jüdische Familien im Ort.
In
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Einwohner
stark zu (1808 noch 56 jüdische Einwohner), um mit 181 Personen 1846
(25,06 % von insgesamt 722 Einwohnern) die relative, mit 212 Personen 1871
(23,5 % von insgesamt etwa 900) die absolute Höchstzahl zu erreichen. Durch Aus- und Abwanderung ging die Zahl danach
kontinuierlich zurück (1885 165, 1900 124, 1910 116 Personen). Zur
Kultusgemeinde Hoppstädten gehörten auch die in Niederbrombach, Leisel und
Nohfelden lebenden jüdischen Einwohner, in den 1920er-Jahren kamen auch die in
Gimbweiler, Girsten und Wolfersweiler lebenden jüdischen Personen dazu.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine
jüdische Schule (Konfessionsschule), ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war (neben dem Rabbiner) ein
Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig
war.
Hoppstädten
war Sitz des Landrabbinates für die Provinz Birkenfeld. Zu den einzelnen
Rabbinern siehe Textseite.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Leopold
Frank (geb. 19.12.1887 in Hoppstädten, gef. 4.7.1918), Leopold Kahn (geb.
6.8.1884 in Brotdorf, gef. 18.10.1916), Gefreiter Elias Weil (geb. 30.8.1887 in
Hoppstädten, gef. 19.12.1917), Isidor Weil (geb. 22.9.1872 in Hoppstädten,
gest. an der Kriegsverletzung 29.12.1919) und Leo Weil (geb. 10.2.1883 in
Hoppstädten, gef. 12.3.1919). Außerdem ist gefallen: Sgt. Eugen Frank (geb.
13.10.1882 in Hoppstädten, vor 1914 in Zell, Mosel wohnhaft, gef.
6.5.1918).
Um 1925, als 85 jüdische Personen zu Synagogengemeinde gehörten (7 %
von insgesamt etwa 1.200 Einwohnern; dazu kamen 12 in den umliegenden Orten)
bildeten den Vorstand der jüdischen Gemeinde die Herren Sigmund Weil,
Simon Stern und Hermann Kronenberger. Dr. Lewin, der damalige Landrabbiner für die
Provinz Birkenfeld war ständiges Mitglied und Vorsitzender des 1831 gegründeten jüdischen
Landesgemeinderates des Freistaates Birkenfeld (als oberster Behörden für
die Verwaltung der jüdischen Kultusangelegenheiten), dem außer ihm damals
angehörten: Sigmund Weil (Hoppstädten), Hermann Sender (Sötern), Gustav
Sender (Bosen), Jakob Löb (Birkenfeld) und Julius Wolff (Oberstein). An jüdischen
Vereinen gab es in Hoppstädten eine Chewrah Kadischa (Ziele: Unterstützung
Hilfsbedürftiger, Bestattungswesen), den Verein Esra, den Israelitischen
Frauenverein, den Verein für jüdische Geschichte und Literatur, den
Synagogenchorverein, den Wanderarmenverein und einen Jugendverein. Rabbiner Dr.
Lewin erteilte den Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen und hatte um
1925 in Hoppstädten 11 Kinder zu unterrichten (1932 13 Kinder). 1930
wurden 80 jüdische Einwohner gezählt (8,6 % von insgesamt etwa 1.200
Einwohnern). 1932
waren die Vorsteher der Synagogengemeinde: Simon Stern (1. Vorsitzender) sowie Albert
Kronenberger und Arthur Levy.
1933 gehörten noch 66 jüdische Personen zur Synagogengemeinde. In den
folgenden Jahren ging durch die zunehmenden Entrechtungen und den
wirtschaftlichen Boykott die Zahl weiter zurück. 1938 war die Zahl auf
45, 1941 auf 20 Personen gesunken. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Synagoge geschändet, vier der jüdischen Männer wurden in das
Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Von den bis 1942 verbliebenen jüdischen
Personen wurden 16 im Juli dieses Jahres deportiert. Eine in sogenannter
"privilegierter Mischehe" lebende Jüdin überlebte die NS-Zeit in
Hoppstädten (gest. 1958 und als letzte auf dem jüdischen Friedhof beigesetzt).
Von den in Hoppstädten geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", überarbeitet und ergänzt
durch Reiner Schmitt): Benno Blumenthal (1922), Elise Blumenthal geb. Weil
(1891), Amalie Braun geb. Stern (1883), Elli Cohn geb. Stern
(1919), Heinrich Eppstein (1877), Willy
Ermann (1897), David Frank (1863), Jakob Frank (1872), Karoline Frank geb. Hirsch
(1873), Sally Frank (1900), Siegfried Frank (1885), Mathilde Gamiel (1881), Dr.
Siegfried Grzymisch (1875, war von 1910-1911 Rabbiner in Hoppstädten), Ottilie Katzenberg geb. Eppstein (1875), Lina
Kleeblatt geb. Kronenberger (1886), Albert Kronenberger (1888), Elise
Kronenberger geb. Isaak (1892), Ernestine Kronenberger (1890), Hugo Kronenberger
(1876), Rosa Leisser (1892), Hedwig Gertrude Lewit geb. Neuberger (1878, Ehefrau
von Julius Lewit, 1901 bis 1905 Rabbiner in Hoppstädten), Artur Levy
(1896), Betty Levy geb. Weil (1893), Hilda Levy (1924), Leo Levy (1923), Rabbiner
Dr. Alex (Alexander) Lewin (1888), Ruth Loewy (1920), Hermine (Mina) Mayer geb. Weil (1890), Karoline Meier
geb. Steinfels (1868), Auguste Schiffmann (1886), Herbert Steinfels (1911), Greta Stern (1917), Gustav Stern
(1882), Liselotte
Stern (1923), Ludwig Stern (1886), Margarete und Greta Stern (1916 und 1917, es
dürfte sich um eine Person handeln), Maria (Marie) Stern
(1862), Mathilde Stern geb. Stern (1880), Moritz Stern (1880), Ruth Stern (1922), Sigmund Stern (1883), Simon
Stern (1870), Sophie Stern geb. Weil (1886), Thekla Stern (1874), Johanna Strauß
geb. Schiffmann (1884), Dorothea Treidel geb. Kronenberger (1882), Bertha Weil
geb. Meier (1856), Sophie Weil (1875).
Anmerkung: die in einigen Listen genannte Elise Eppstein geb. Franken (1849)
ist nach den Recherchen von Rolf M. Mayer (Auskunft vom 8.11.2012) am 26. Juni
1941 in Hoppstädten-Weiersbach noch eines natürlichen Todes
gestorben. Der gleichfalls in einigen Listen genannte Louis Kleeblatt (Ehemann der
Lina geb. Kronenberger) hat (nach Auskunft seines Enkels Samuel Kleeblatt vom
17.11.2016) gleichfalls überlebt und starb in Luxemburg im August 1964, wo er
im dortigen jüdischen Friedhof beigesetzt
wurde.
Zur Geschichte des Betsaal/der Synagoge
Im 18. Jahrhundert war ein Betsaal im Haus der Familie Sender
eingerichtet, den diese zum Gebet und zur Feier der Gottesdienstes für alle
Familien kostenlos
zur Verfügung stellte. Seit etwa 1800 fanden die Gottesdienste im Haus des
Theobald Weil statt. In der hierfür eingerichteten Betstube war ein Toraschrein
aufgestellt.
Anfang des 1830er-Jahre wurde der Bau einer Synagoge geplant, nachdem von der
großherzoglichen Regierung als Sitz der Landessynagoge für das Fürstentum
Birkenfeld Hoppstädten bestimmt worden war. 1833 konnten die Hoppstädter Juden
ein geeignetes Grundstück erwerben. Von der großherzoglichen Regierung kam ein
Zuschuss von 500 Gulden und die Hälfte des Bauholzes. Am 26. August 1836 konnte
die Synagoge feierlich eingeweiht werden. Die zur Einweihung der Synagoge von
Staatsrat Fischer als dem Vorstand der Großherzoglich Oldenburgischen Regierung
des Fürstentums Birkenfeld gehaltene Rede fand viel Beachtung, wurde gedruckt
und noch in einer Literaturschau in der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" vom 16. September 1837 besprochen:
Rede bei der Einweihung der israelitischen Synagoge
zu Hoppstädten. Gesprochen von dem Staatsrat Fischer, als Vorstand der
Großherzoglich Oldenburgischen Regierung des Fürstentums Birkenfeld
(erschienen: Breslau. Friedländer. 15 S. in 8).
Der Geist der Nächstenliebe, dieses edelste Kind der biblischen Offenbarung -
mag man es nun vom Sinai oder von Bethlehem herleiten - arbeitet in unseren
Tagen unaufhaltsam daran, die schroffe Scheidewand, welche religiöser
Fanatismus der Vorzeit zwischen Christen und Juden aufgeführt hat,
niederzureißen, und so die Sünden der Väter an den nachkommenden
Geschlechtern - abzusühnen. Das Werk ist schwer, dies kann nicht geleugnet
werden, und stößt jeden Augenblick hier auf natürliche, dort auf böswillige Hemmnisse;
allein wo die mannigfachsten Interessen, soziale nicht minder als rein humane,
gleich dringend die Vollendung fordern, und wo die verschiedenartigsten
Staatskräfte gleich eifrig dieselbe herbeizuführen bemüht sind, da kann das
endliche Gelingen nicht bezweifelt werden. Am meisten aber verbürgen das
Letztere Erscheinungen, wie sie in der angegebenen Schrift hervortreten. Ein
hochgestellter und hochgeachteter Staatsbeamter, der im Namen seiner Regierung
die Weihe eines neuen Israelitentempels mit wahrhaft väterlicher Teilnahme
vollzieht, und ein Rabbiner, der tief ergriffen vom religiösen Verfall des
Judentums, ohne Menschenscheu die Missstände aufgedeckt und die Notwendigkeit
einer kräftigen Mitwirkung der Regierung zu Israels religiöser Erhebung
nachweist: |
Beide führen von ganz verschiedenen Standpunkten den faktischen
Beweis, dass man das heilsamste Mittel zur vollständigen inneren Verschmelzung
der Juden mit ihren christlichen Mitbürgern, unbeschadet ihrer religiösen
Überzeugung, endlich erkannt habe und mit ernstem Eiger in Anwendung zu bringen
strebe. Die Erfahrungen eines vollen Menschenalters haben es - an Individuen und
an ganzen Gemeinden - als unumstößlich dargetan, dass nur, wo die soziale
Regeneration des Judentums mit der religiösen Hand in Hand geht, der edle Weck
der Regierungen vollständig erreicht werde, dass dagegen, wo der Jude
bürgerlich im 19ten Jahrhundert und religiös im 16ten steht, oder, weil er
dies verschmäht, dem religiösen Bedürfnisse überhaupt entfremdet ist, sich
hinter der äußern sozialen Politur eine Schlaffheit und eine
Gesinnungslosigkeit heranbildet, welche bei ihrem Durchbruche jeden wahrhaft
religiös Gesinnten mit tiefer Betrübnis erfüllen, und früh oder spät die
Regierungen, die in der Religiosität der Staatsglieder die sicherste
Bürgschaft für die Festigkeit aller staatlichen Institutionen erkennen, zu
kräftigem Einschreiten anregen muss.
Herr Staatsrat Fischer spricht zu einer aus Juden und Christen bestehenden
Versammlung im Geiste der Versöhnung und der Liebe, anerkennend, ermunternd,
ermahnend. Er führt den Zuhörern die traurigen Schicksale der Juden in der
langen Nacht des Mittelalters vor, jener Zeit, "wo selbst ein deutscher
Kaiser mit schamloser Verleugnung des ersten Grundsatzes des Staatsverbandes -
Schutz der Personen und des Eigentums, mit einem Federzuge die Christen
von der Erfüllung ihrer Verbindlichkeiten gegen die Juden entband, und an
diesem Raube Teil nahm." "Kann es uns wundern," fährt dann der
ehrwürdige Redner fort, "dass nach solchen Erfahrungen blutdürstiger
Wildheit, unmenschlichen Hasses, räuberischer Gewaltsamkeit und fast
allgemeiner Rechtlosigkeit, auch in dem Herzen des bedrängten Volkes kein
freundliches Gefühl gegen seine Bedränger aufkommen konnte; dass sie wenig
Zutrauen zu einer Religion gewinnen konnten, deren Dienern Menschenliebe,
Gerechtigkeit und Edelmut so fern war; dass sie, die Schwachen, durch List und
Trug wieder zu erringen suchten, was der offene Raub der Stärkern ihnen
entrissen hatte?" - Und zur Religionslehre der Juden sich wendend, sagte er:
"Die Religionslehre der Juden ist keine Geheimlehre. Sie beruht auf den
Schriften des Alten Testaments und späteren Überlieferungen der Rabbiner, d.h.
der jüdischen Religionslehrer. In ihrer richtigen Auslegung enthält sie
Sitten- und Tugendlehren, die nirgends den Gesetzen des Staates und der
Sittlichkeit widerstreiten. Dass aber der Verstand der israelitischen
Glaubensgenossen erhellt, ihr Gemüt gebildet werde, um die Satzungen ihrer
Lehre mit verständigem Geiste und einem für das Rechte und Gute empfänglichen
Herzen aufzufassen, liegt in der Pflicht eines jeden Regenten, dem die
Förderung der höhern Zwecke der Menschheit am Herzen liegt. Nur der religiöse
Mensch kann ein guter Mensch sein. Nur der gute Mensch ein treuer Untertan,
pflichtmäßiger Bürger, liebevolles Familienglied. Darum wundert Euch wohl
nicht, dass unser treuwaltender Landesfürst auch diesen Männern mit edler
Freigebigkeit das Mitte gegeben hat, dem höchsten Bedürfnisse innerer
Erleuchtung des religiösen Sinnes zu entsprechen. Ein würdige Stätte zur
Anbetung Gottes befahl er zu gründen. Verständige, gewissenhafte und in den Lehren des
israelitischen Lehrbegriffs wohl erfahrene Männer gebot er als
Lehrer anstellen." Und diese Lehrer werden, gestärkt und gehoben durch
solche Beweise väterlicher Milde und Sorgfalt, gewiss die Ermahnung des
würdigen Redners ihren Gemeinden einzuschärfen nicht unterlassen: "An
dieser Stätte mögt Ihr lernen die Worte Eurer Weisen, 'dass es besser ist,
wenig besitzen bei fester Gottesfurcht, als großen Schatz mit unruhigem Gewissen'
. Im Leben aber mögt Ihr durch Euren Wandel beweisen, dass Ihr die Achtung und
das Zutrauen verdient, zu welcher sich Eure christlichen Mitbürger aufgefordert
finden. |
Die Synagoge in Hoppstädten blieb über 100 Jahre lang Mittelpunkt des
Lebens der jüdischen Gemeinde in Hoppstädten. Zahlreiche besondere Ereignisse
wurden in ihr festlich begangen wie am 5. Juli 1901 die Einführung des
Landrabbiners Dr. Julius Lewit, worüber in der "Allgemeinen Zeitung
des Judentums" am 2. August 1901 berichtet wurde.
Hoppstädten, 26. Juli (1901). Mit Beginn des Monats
Juli hat der neuernannte Landrabbiner Dr. Julius Lewit aus Berlin sein Amt im
Fürstentum Birkenfeld angetreten. Am 5. Juli (1901) fand auf der
großherzlichen Regierung zu Birkenfeld seine Vereidigung durch den Herrn
Regierungspräsidenten Ahlhorn statt. Hierauf war beim Freitag-Abendgottesdienst
seine feierliche Einführung in der mit Girlanden und Blumen festlich
geschmückten Synagoge zu Hoppstädten. Begleitet von dem Landesgemeinderate,
dessen Mitglieder auch von den auswärtigen Gemeinden des Fürstentums sich
eingefunden hatte, begrüßte der Synagogenchor den ins Gotteshaus eintretenden
Landrabbiner mit den hebräischen Worten des Psalmisten: "Gesegnet, der da
kommt im Namen des Herrn!" Sodann richtete Herr Synagogenvorsteher Elias
Weil herzliche Worte der Begrüßung und der Segenswünsche an Herrn Dr. Lewit,
indem er in längerer, wohlgeformter Rede der Hoffnung Ausdruck gab, dass es
unter Gottes Beistand Herrn Dr. Lewit gelingen möge, in seiner staatlichen
Stellung als Landrabbiner, Regierungsmitglied, Schulinspektor und Lehrer der
Jugend allezeit segensreich zu wirken. In der Antrittspredigt des Herrn Landrabbiners,
die als Thema "Das Wesen der Religion" behandelte, war als höchstes
Gebot unser rechtschaffenes Verhalten gegen die Nebenmenschen hingestellt nach
den Worten des Propheten Micha: "Es ist dir gesagt worden, o Mensch, was
gut ist, und was der Herr von dir fordert: Recht thun, Liebe üben und in Demut
wandeln vor Gott!" Am Schluss der Predigt flehte der Herr Landrabbiner um
den Segen für den Landesherrn, für die Wohlfahrt und den Frieden des
Vaterlandes sowie selbst um den Beistand Gottes, um jederzeit den Pflichten
seines heilige, verantwortungsvollen Amtes gerecht zu werden. Am Abend fand
sodann im Hause des Herrn Vorstehers L. Stern ein Festessen statt, bei dem
mancherlei Toaste, besonders auch auf den Herrn Landrabbiner sowie auf seine
Frau Mutter und Geschwister, die in seiner Heimat weilen, gehalten wurden. Am
nächsten Sabbat hielt Dr. Lewit seine erste Predigt in der Synagogengemeinde zu
Hoppstädten und am 13. Juli in Oberstein. Auch in den übrigen Hauptgemeinden
des Fürstentums Birkenfeld, Sötern und Bosen, wird Dr. Lewit im Laufe des Monats
Juli und August seine ersten Predigten halten. Möge es Dr. Lewit beschieden,
ein segensreiche Tätigkeit in unseren Gemeinden zu entfalten, und möge es auch
ihm selbst in unserer Mitte recht wohl ergehen! |
Von der Architektur her handelte es sich bei der Synagoge um einen
zweigeschossigen Putzbau, der die umliegenden Häuser des Ortes überragte.
Rundbogenfenster und ein romanischer Rundbogenfries prägten das Äußere des
Gebäudes. Der Betsaal hatte eine Frauenempore. Er wurde von einem Kronleuchter
beleuchtet; in der Mitte des Raumes stand das Vorlesepult.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge in
Hoppstädten vollständig zerstört. Der Vorhang im Betsaal wurde in Brand
gesetzt. Nachbarn und der Polizeibeamte Fuhrgen protestierten allerdings gegen
die Inbrandsetzung des Gebäudes. Während des Krieges wurde das Gebäude als
Lager für französische Kriegsgefangene zweckentfremdet. Im August 1942
wurde es von einem Privatmann für 3.000 RM gekauft. Die am 7. August 1942
vorgenommene Schätzung belief sich "vor Kriegsschaden" auf 13.000 RM.
Im Jahr 1950 wurde der Wert des Gebäudes auf 8.000 DM geschätzt. Durch
Gerichtsurteile wurde eine nicht bekannte Ausgleichszahlung festgesetzt, der
Erwerber blieb im Besitz des Eigentums und baute die ehemalige Synagoge zu einem
Wohnhaus mit vier Wohnungen um.
Adresse/Standort der Synagoge: Im Pferch 16
Fotos / Darstellungen:
(Quelle: Landesamt s. Lit. S. 190-191)
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Historische Ortsansicht von
Hoppstädten
mit der Synagoge (vor 1938) |
Die Synagoge in den
1920er-Jahren |
Die ehemalige Synagoge: seit
den
1950er-Jahren ein Wohnhaus
(Aufnahme von 1990) |
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Die ehemalige Synagoge
im Frühjahr 2006
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 20.4.2006) |
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Blick auf Hoppstädten mit der
Synagoge
(Blick vom Weg zum Friedhof) |
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Einzelne
Ansichten des Synagogengebäudes |
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Andernorts entdeckt:
Gedenkinschrift
für Lina Kleeblatt geb. Kronenberger
im jüdischen Friedhof Luxemburg
(Fotos: Samuel Kleeblatt, Dezember 2016) |
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Die in der
Gedenkinschrift auf dem Grabstein für Louis Kleeblatt genannte Lina
Kleeblatt geb. Kronenberger stammte aus Hoppstädten, wo sie am 13.
August 1886 geboren ist. Sie wurde nach der Deportation in Auschwitz
ermordet. Sie war verheiratet mit Louis
Kleeblatt, der am 14. Februar 1884 in Luxemburg geboren ist. Louis und Lina
hatten zwei
Kinder: Nelly (11. Januar 1917 - ermordet 1942 in Auschwitz) und Maurice Leopold (1.
April 1910
in Luxemburg - 11. Juli 2000). Louis Kleeblatt ist am 17. Juli 1964
in Luxemburg gestorben. Sein Grabstein enthält die Gedenkinschrift für
seine Frau und seine Tochter: "À la mémoire de Lina Kleeblatt et
Nelly Kleeblatt déportés en Septembre 1942 - TNZBH [ihre Seelen seien
eingebunden in den Bund des Lebens]". |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Juli 2016:
Schüler machen sich stark für die
Verlegung von "Stolpersteinen" in Birkenfeld und Hoppstädten
|
Artikel in der "Nahe-Zeitung" vom 15. Juli
2016: "Hoppstädten-Weiersbach/Birkenfeld. Stolpersteine in
Birkenfeld und Hoppstädten: Schulen
setzen sich für Projekt zum Gedenken an NS-Opfer ein
In 1100 Orten in Deutschland, darunter auch Idar-Oberstein, und in 19
weiteren europäischen Ländern erinnern die sogenannte Stolpersteine des
Kölner Künstlers Gunter Demnig an die Opfer der NS-Zeit. Nun machen sich das
Gymnasium und die Realschule dafür stark, dass diese Messingtafeln auch in
Birkenfeld und Hoppstädten vor den Wohnhäusern von Menschen jüdischen
Glaubens, die durch den Holocaust ihr Leben verloren haben, verlegt
werden..."
Link zum Artikel (kostenpflichtig) |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 190-191 (mit weiteren Literaturangaben). |
| Axel Redmer: Staatenlos und vogelfrei. Widerstand,
Verweigerung und Verfolgung von Menschen aus dem Bereich der oberen Nahe
1933 bis 1945. 1. Teil. Die Ausgebürgerten. 132 S. Birkenfeld
1993.
|
| Reiner Schmitt: Die jüdischen Einwohner von
Hoppstädten bei Birkenfeld 1692-1958. 137 S. 2001. |
| ders.: Die Landrabbiner in Hoppstädten/Nahe 1832-1938
(Löb Aron Ettlinger, Samson Felsenstein, Elias Grünebaum, Bernhard
Wechsler, David Einhorn, Benedikt Goldmann, Israel Goldschmidt, Jacob Loewy,
Julius Lewit, Sally Baron, Siegfried Grzymisch, Ferdinand Straßburger,
Julius Cohn, Alex Lewin). 114 S. 2011. |
| ders.: Gedenkbuch - Die Opfer der nationalsozialistischen
Judenverfolgung aus den Orten des Birkenfelder Landes 1933-1945 (Abentheuer,
Baumholder, Birkenfeld, Bosen, Gonnesweiler, Grumbach, Hoppstädten,
Hottenbach, Idar-Oberstein, Nahbollenbach, Niedereisenbach, Oberreidenbach,
Offenbach, Rhaunen, Ruthweiler, Sensweiler, Sien, Sötern, Stipshausen,
Thallichtenberg, Weierbach). 332 S. 2011. |
| ders.: Die Synagoge in Hoppstädten/Nahe 1836-1938. 137 S.
2011. |
| ders.:
Das jüdische Schulwesen in Hoppstädten/Nahe 1817-1923. 56 S.
2012. |
|
Hinweis: die oben genannten Beiträge von Reiner Schmitt sind in der
Stadtbibliothek Trier und im Landeshauptarchiv Koblenz zugänglich. Sie sind
nicht im Druck erschienen. Über Fernleihe können die Bücher aus der
Stadtbibliothek Trier ausgeliehen werden. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Hoppstaedten. A Jewish family was present in
1670. The number of Jews rose to 56 in 1808 and a peak of 212 in 1872. The
community had a synagogue consecrated in 1836 and a cemetery. In June 1833, the
Jewish population was 74. By November 1938, 20 had emigrated and 19 had moved to
other German cities. The synagogue was vandalized on Kristallnacht (9-10
November 1938), but the building was not set on fire out of fear of damaging
adjacent buildings. Of the five Jews arrested, four were sent to the Dachau
concentration camp. By May 1939, 23 Jews were left. The last 16 were deported in
1942.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|