Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bad Königshofen (Kreis Rhön-Grabfeld) 
Der jüdische Friedhof      
  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde        
     
Siehe Seite zur Synagoge in Bad Königshofen (interner Link)  
     
     
Zur Geschichte des Friedhofes              
     
Die Toten der jüdischen Gemeinde Königshofen wurden zunächst in Kleinbardorf beigesetzt. 1920/21 wurde ein eigener Friedhof (auf Gemarkung des damals noch selbständigen Ortes Ipthausen) als Begräbnisplatz für die in Königshofen und Umgebung lebenden jüdischen Familien angelegt. Für die Anlage des Friedhofes wurden von der Israelitischen Kultusgemeinde Königshofen auf Veranlassung von Julia (Julie) Kohn Spendengelder gesammelt. Für 3.000 Reichsmark konnte die Gemeinde schließlich an der Eyershäuser Straße vier benachbarte Äcker zur Anlage eines Friedhofes erwerben. 

Die Einweihungszeremonie fand am 23. Januar 1921 (14. Schevat 5681) statt. Dazu begab sich die Gemeinde zunächst zu einem Morgengottesdienst in die Synagoge; später versammelten sich die Mitglieder vor dem Eingang des neuerrichteten Friedhofs. Zunächst wurden Psalmen gebetet, dann begann die Zeremonie mit einer Ansprache des Lehrers der Gemeinde, Julius Herrmann. Darauf folgten ein allgemeines Gebet sowie ein Gebet zum Gedenken an die Verstorbenen der Kultusgemeinde. Noch am selben Tag wurde eine Chewra Kadischa (Wohltätigkeits- und Bruderschaftsverein) gegründet.    
  
Der erste auf dem Friedhof Beigesetzte war der Kaufmann David Friedmann (Geschäft am Marktplatz in Königshofen), der auf seine Kosten eine Mauer hatte errichten lassen (sie kostete 12.000 Mark). Der Friedhof ist mit einem Drahtzaun und einer Hecke eingefriedet. Die letzte Beisetzung soll 1942 gewesen sein. Insgesamt wurde der Friedhof von 1921 bis 1938 mit 43 Gräbern belegt (die in einigen Beiträgen zu lesende Zahl von 150 Gräbern ist nicht richtig).   
   
Der Friedhof wurde 1925 (?), 1933 und 1935 (in diesem Jahr durch eine Einheit des Reichsarbeitsdienstes) geschändet. In der NS-Zeit wurde der Großteil der Grabsteine abgeräumt und zweckentfremdet (zum Beispiel als Treppen im Kurpark. aber auch für das städtische Schwimmbad und bei Baumaßnahmen in Privathäusern). Nur noch 14 Grabstätten sind heute erkennbar vorhanden. Die Friedhofsfläche umfasst 30,22 ar (nach anderen Angaben knapp 29 ar). Die von David Friedmann gespendete Friedhofsmauer wurden in der NS-Zeit gleichfalls abgebrochen und für bauliche Zwecke verwendet.  
     
Bei Kriegsende befanden sich noch einige Grabsteine in der Scheune des Nazi-Kreisleiters, die wieder auf dem Friedhof aufgestellt wurden. Die anderen Steine blieben zunächst verschollen. 1957 waren auf dem Friedhof zwölf Gräber zu erkennen, zehn davon waren unbeschädigt, 46 Grabstätten waren noch auszumachen, davon 21 eingefasst. 1974 wurde links vom Eingangstor durch den Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern und auf Anregung der ehemaligen jüdischen Bürger Königshofens ein Mahnmal zur Erinnerung an die in der NS-Zeit ermordeten Juden von Königshofen und Umgebung aufgestellt. 1993 wurden an einer Treppe in der Nähe der Wandelhalle im Kurpark Schriftzeichen und daraufhin einige Grabsteine geborgen, die hier als Baumaterial für Treppen verwendet worden waren.  1997 wurde ein Teil der in der NS-Zeit abgeräumten Grabsteine zurückgebracht und zu einem Mahnmal zusammengefügt, das durch den damaligen Kreisbaudirektor Fritz Köth entworfen wurde (Gedenkpyramide). Im Kurpark erinnert ein Findling mit der Inschrift: "Der Stein, der aus der Erde ruft - Beim Bau dieser Treppen wurden im Jahr 1938 jüdische Grabsteine aus den Friedhöfen Kleinbardorf und Königshofen/Ipthausen verwendet. Im Jahr 1994 ließ die Stadt Bad Königshofen diese Treppen abbauen. Diese Steine befinden sich nunmehr auf dem Gelände des jüdischen Friedhofs im Stadtteil Ipthausen".       
     
Anmerkung nach dem Presseartikel in der "Main-Post" vom 22.1.2001 (siehe Literatur unten; ohne Verfasserangabe): Im Zentralarchiv für die Geschichte des jüdischen Volkes in Jerusalem befindet sich das "Gedenkbuch des Friedhofes der israelitischen Kultusgemeinde Königshofen i.G." Dieses Buch wurde von den nationalsozialistischen Machthabern gegen Ende des zweiten Weltkrieges konfisziert und in das Staatsarchiv nach Würzburg verbracht. Von dort gelangte es in das Archiv in Jerusalem. Das Gedenkbuch umfasst vier Teile. Der erste Teil enthält eine Reihe von Anordnungen zu der feierlichen Einweihung des Friedhofes. Darin wird unter anderem ein halber Tag Fasten sowie eine Gebühr pro Person festgelegt. Der zweite Teil berichtet über die Satzungen eines neu errichteten Wohltätigkeits- und Bruderschaftsvereins, die zugleich auch die Bestimmungen der Friedhofsordnung enthält. Der dritte Teil enthält eine Liste der Gräber, die nach Todesdatum erstellt ist und darüber hinaus außer den persönlichen Daten auch den genauen Begräbnisplatz angibt. Somit lassen sich heute die vorhandenen Grabplätze, auch wenn sie größtenteils ohne Stein sind, den Personen zuordnen. Darüber hinaus belegt diese Liste die Herkunft der Grabsteine, die im Kurpark als Treppen missbraucht worden waren. Sämtliche Grabsteine stammten vom Königshöfer Friedhof, und nicht, wie damals verschiedentlich vermutet, auch vom Friedhof in Kleinbardorf. Der Friedhof wurde ab Februar 1921 bis September 1938 mit insgesamt dreiundvierzig Gräbern belegt, was verdeutlicht, dass diese neue Begräbnisalternative auch von den Nachbargemeinden (zum Beispiel Trappstadt) sofort angenommen worden war. Die Zahl 43 belegt aber auch, dass beim Abbau der Kurparktreppen, die man dann zu einem Denkmal auf dem Friedhof verwendete, nicht alle ursprünglichen Grabsteine entdeckt worden sind. Schätzungsweise etwa 20 bis 25 Steine und ihre Verwendung sind damit bisher nicht geklärt. Der folgende Bericht, der vierte Teil des Gedenkbuches, 1921 unterzeichnet von dem Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde Verwaltung, Karl Einstädter und von dem Lehrer Julius Herrmann, gibt einen eindrucksvollen Einblick in das damalige Geschehen: "Der Gedanke, einen Friedhof in der Gemeinde Königshofen anzulegen, tauchte immer wieder auf, zumal die Familienzahl sich vergrößerte und der Weg hinauf nach Kleinbardorfs altem, ehrwürdigem Gottesacker immer beschwerlicher wurde. Es blieb jahrelang bei dem Gedanken, da die Personen fehlten, die diese Idee mit der Tat verwirklichten."  
Link zur Website des Zentralarchives für die Geschichte des jüdischen Volkes in Jerusalem: Seite zu Königshofen; eingestellt: pdf-Datei mit den Dokumenten des Zentralarchivs zu Königshofen.  
     

     
     
Aus der Geschichte des Friedhofes    
Die Friedhofschändung 1925  
Hinweis: es liegt noch keine Bestätigung vor, dass es sich um den Friedhof in Königshofen-Ipthausen handelt. Möglicherweise bezieht sich die Pressemitteilung auf den jüdischen Friedhof im elsässischen Königshofen (Koenigshoffen) bei Straßburg

Koenigshofen JuedlibZtg 10041925.jpg (42068 Byte)Artikel in der "Jüdischen liberalen Zeitung" vom 10. April 1925: "Königshofen. Auf dem jüdischen Friedhof in Königshofen wurde eine große Anzahl von Grabsteinen umgeworfen, aus mehreren Grabdenkmälern wurden die Marmorplatten herausgeschlagen und die Trümmer auf dem Friedhof zerstreut. Die Erhebungen sind eingeleitet, bisher wurden die Täten nicht eruiert."
     
Koenigshofen Israelit 30041925.jpg (34089 Byte)Derselbe Bericht erschien in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1925.   

     
     
Die Lage des Friedhofes  
  
     
Der Friedhof liegt heute inmitten eines Wohngebietes von Bad Königshofen (Straße "Am Judenfriedhof)   
     
     
Link zu den Google-Maps  
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)  
    

Größere Kartenansicht 
     
     
Fotos 
(Fotos: Jürgen Hanke, Kronach) 

Der geschändete Friedhof 
(Fotos von 1935) 
Ipthausen Friedhof 150.jpg (212570 Byte) Ipthausen Friedhof 151.jpg (542672 Byte)
  Die Fotos wurden von Kreisheimatpfleger Reinhold Albert, Sulzdorf an der Lederhecke zur Verfügung gestellt. 
1935 wurde der Friedhof durch eine Einheit des Reichsarbeitsdienstes (RAD) geschändet, die damals in der alten Volksschule in Königshofen untergebracht war. Eines Tages zog sie nach dem Frühsport zum Friedhof und warf die Grabsteine um.   
     
  Ipthausen Friedhof 152.jpg (690224 Byte)
  Die in der NS-Zeit vom Friedhof entwendeten und zum Bau einer Treppe missbrauchten Grabsteine wurden im städtischen Bauhof zwischengelagert, 
bevor sie im Friedhof nach einem Entwurf von Kreisbaudirektor i.R. Fritz Küth 1997 zu einem Denkmal zusammengefügt wurden
 (Foto: Kreisheimatpfleger Reinhold Albert, Sulzdorf an der Lederhecke)  
     
     
Ipthausen Friedhof 124.jpg (85296 Byte) Ipthausen Friedhof 120.jpg (85624 Byte) Ipthausen Friedhof 122.jpg (56110 Byte)
Eingangstor  
   
Blick über den Friedhof  
   
Oben Gedenkstein von 1974: "Zur ewigen Erinnerung. 1920-1942. 
Den Toten zur Ehre und Ewigen Erinnerung an die hier bestatteten jüdischen Bürger aus Königshofen und Umgebung und zum Gedenken der in den Vernichtungslagern 1933-1945 grausam hingemordeten. Uns Lebenden zur Mahnung, dem kommenden Geschlechtern zur eindringlichen Lehre. Mögen ihre Seelen eingebunden sein und den Bund des Lebens.
Errichtet im Jahre 1974 vom Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern auf Anregung der ehemaligen jüdischen Bürger von Königshofen im Grabfeld und Umgebung. 
Ipthausen Friedhof 123.jpg (55713 Byte) Ipthausen Friedhof 121.jpg (56654 Byte)
Blick auf den Friedhof mit dem 
Denkmal von 1997  
Denkmal aus 1997 zurückgebrachten 
Grabsteinen bzw. Grabsteinfragmenten  
     
Fotos von 2007
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 29.5.2007)  
   
Koenigshofen Friedhof 151.jpg (95512 Byte) Koenigshofen Friedhof 152.jpg (76584 Byte) Koenigshofen Friedhof 154.jpg (85428 Byte)
Eingangstor mit Hinweistafeln   Hinweistafel: "Judenfriedhof - angelegt 1923.
 Im Besitz der Israelitischen 
Kultusgemeinden in Bayern"  
Blick über den Friedhof  
   
     
Koenigshofen Friedhof 155.jpg (99480 Byte) Koenigshofen Friedhof 157.jpg (109832 Byte) Koenigshofen Friedhof 156.jpg (84769 Byte)
Blick vom Denkmal 
auf den Friedhof  
Hinter dem Denkmal liegen größere 
Fragmente von Grabsteinen  
   
     
  Koenigshofen Friedhof 150.jpg (72986 Byte)   
  Zwischen der Stadt und dem Friedhof 
verläuft der "Judenpfad"
 

     
     
Einzelne Presseberichte zum Friedhof  

Mai 2013: Besuch von Nachkommen von Beigesetzten auf dem Friedhof     
Artikel in der  "Main-Post" (Lokal-Ausgabe Rhön-Grabfeld) vom 9. Mai 2013: "Bad Königshofen. die Erinnerung wachhalten
Arnold Samuels war auf dem jüdischen Friedhof am Grab seiner Großeltern..."     
Link zum Artikel   -  auch eingestellt als pdf-Datei
 

     
      

Links und Literatur  

Links:    

Website der Stadt Bad Königshofen  
 Seite in der Website des Hauses der Bayerischen Geschichte zum jüdischen Friedhof Ipthausen: http://www.hdbg.de/juedische-friedhoefe/friedhoefe/friedhof_ipthausen.php    

Literatur:  

Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. 1988 S. 70-71.
Anita Sperle-Fleig / Gabi Kokott: Jüdische Friedhöfe in Unterfranken. Diplomarbeit Weihenstephan 1986. 
Reinhold Albert: Geschichte der Juden im Grabfeld. Kleineibstadt 1990.  
ders.:  Friedhofsschändung beim Frühsport. In: Main-Post vom 9. Dezember 2014. Link zum Artikel (gebührenpflichtig)   
Artikel in der "Main-Post" vom 22. Januar 2001: "Bis September 1938 mit 43 Gräbern belegt. Heute vor 80 Jahren wurde in Bad Königshofen der jüdische Friedhof eingeweiht..."  Link zum Artikel      
Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in Bad Königshofen. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern. 10. Jahrgang Nr. 68 vom Dezember 1995 S. 17. Beitrag von Michael Trüger online zugänglich  
Isabell Klingert: Der jüdische Friedhof in Bad Königshofen-Ipthausen. In: Heimatjahrbuch Rhön-Grabfeld 2015. 
Rhoen-Grabfeld Friedhoefe Lit.jpg (404509 Byte)Reinhold Albert: Jüdische Friedhöfe im Landkreis Rhön-Grabfeld. Schriftenreihe der Kulturagentur des Landkreises Rhön-Grabfeld Heft 1. 2015.  
Buchvorstellung von Israel Schwierz bei haGalil.com    

   
    

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 08. Januar 2017