Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Isny (Kreis
Ravensburg)
Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte
in Isny
Mittelalter: In Isny waren möglicherweise im
Mittelalter einige Juden ansässig, wofür eine Nennung der Stadt in der
Reichssteuerliste vom 1. September 1401 sprechen könnte (Quelle: Jüdische
Gotteshäuser und Friedhöfe in Württemberg Stuttgart 1932 S.15). Nach dem
Württembergischen Städtebuch (S. 369; genannt bei Veitshans S. 43) kam es 1349
und 1431 zu Judenverfolgungen in Isny. Alle Angaben für eine jüdische Geschichte
im Mittelalter sind unsicher und wurden immer wieder angezweifelt (vgl. Paul
Sauer Jüdische Gemeinden S. 193, der ein Fragezeichen hinter die Angaben setzt)!
16. Jahrhundert: Im 16. Jahrhundert wurden in Isny einige hebräische
Druckwerke unter dem Lehrer und Pfarrer Paul Fabius (1504-1549; 1527-1535
Schulrektor in Isny, seit 1537 Pfarrer in Isny) verlegt. Hierzu war 1540 bis
1542 der jüdische Wissenschaftler Elias Levita (1469 in Ipsheim - 1549)
in Isny, um bei Fabius unter anderem seinen "Tischbi" (Erklärungen zu schweren
biblischen Wortformen) drucken zu lassen. Elias Levita war bereits längere Zeit
auf der Suche nach einer Druckerei gewesen. Er erfuhr, dass Paul Fabius eine
hebräische Druckerei errichten wollte, mit Hilfe des Handelsherrn Peter Buffler.
Fabius schrieb die Vorrede zu dem genannten Werk "Tischbi". Paul Fabius hatte
als Graecist und Hebraist bereits einen hervorragenden Ruf und war als Kenner
der hebräischen wie der chaldäischen Sprache sehr willkommen. Die Druckwerke,
die bei Paul Fabius zwischen 1540 und 1542 entstanden sich, befinden sich in der
Evangelischen Prädikantenbibliothek St. Nikolai in Isny.
Literatur: Richard Raubenheimer: Paul Fabius aus Bergzabern: sein Leben
und Wirken als Reformator und Gelehrter. Verein für pfälzische
Kirchengeschichte. Grünstadt 1957. Weitere Literaturangaben in nachfolgenden
Artikeln:
Links: Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Fagius
https://de.wikipedia.org/wiki/Elijah_Levita
Artikel in der "Deutschen Biographie" zu Elias Levia:
https://www.deutsche-biographie.de/sfz50852.html
sowie in der "Neuen deutschen Biographie" von Otto Stolberg-Wernigerode Bd.4 S.
744
Artikel über Paul Fagius
Weiterer
Beitrag zu Paul Fagius: Teil 1
https://www.isny-evangelisch.de/historisches/paul-fagius-i/ Teil 2
https://www.isny-evangelisch.de/historisches/paul-fagius-ii/ und Teil
III
https://www.isny-evangelisch.de/historisches/paul-fagius-iii/.
Vgl. auch http://www.richardwolf.de/latein/levita.htm
und
Veit Feger: "Einige Stichworte zum Thema 'Jüdisches, in Oberschwaben und
drüber hinaus'":
http://veit-feger.homepage.t-online.de/juedober.htm
18. Jahrhundert. In Ratsprotokollen werden einzelne auswärtige
jüdische Personen in der Stadt genannt:
- am 23. Januar 1788 findet sich der Eintrag: "...wird ein Jude aus
Illereichen um 3 fl. 30 kr.
gestraft, weil er keinen Hausierzettel hatte..."
- am 1. April 1789 findet sich der Eintrag: "...solle in Zukunft - die
öffentliche vier Jahrmärkte allein ausgenommen - keinem Juden kein Hausierzettel
mehr erteilt werden..."
- am 7. Januar 1722 findet sich der Eintrag: "...wird betr. der
Judensteuer festgestellt, dass sich in allhiesiger Stadt und dero Territorio
keine Juden aufhalten."
19./20. Jahrhundert.
Im 19./20. Jahrhundert lassen sich bei den Volkszählungen einzelne jüdische
Personen in der Stadt feststellen, wobei offen ist, ob es sich um Personen
gehandelt hat, die ortsansässig oder bei der Volkszählung nur zufällig
ortsanwesend waren. Es wurden registriert: erstmals bei der Volkszählung 1867
eine jüdische Person in der Stadt, 1871 keine, 1875 eine, 1880 keine, 1885 eine,
1890 zwei, 1895 und 1900 jeweils eine, 1905 zwei, 1910 sechs jüdische Personen.
1925 und 1933 wurden keine jüdischen Personen in der Stadt registriert.
Unter den nach Isny zugezogenen jüdischen Familien war eine Familie Wolf
aus Buchau (?, vermutlich die 1910 bei der Volkszählung erfassten Personen),
deren Sohn Hermann Wolf 1917 im Ersten Weltkrieg gefallen ist und in Isny in den
Gedenkbüchern zu den Gefallenen des Ersten Weltkrieges steht.
Sein Name steht auch in der Kriegergedächtnisstätte in der 1480 erbauten Kapelle
zwischen der katholischen Pfarrkirche St. Georg und der evangelischen
Pfarrkirche St. Nikolai. Weiteres zu dieser Familie ist nicht bekannt.
Von November 1909 bis Januar 1915 bestand in Isny eine Filiale des Kaufhauses
der Familie Gollowitsch in Leutkirch,
siehe Dokumentation:
Gollowitsch - Schicksal einer Leutkircher Familie im Nationalsozialismus
(online eingestellt).
Über Bürgermeister Hermann Kinkele (1892
Rexingen - 1956 Isny): war Bürgermeister in Rexingen, Eisenharz (Kreis
Ravensburg) und Isny. Konnte mit seiner christlichen und pazifistischen
Einstellung in der NS-Zeit zwei jüdische Frauen retten. Kinkele war seit 1919
Bürgermeister in Rexingen, wo er in
freundschaftlicher Verbundenheit mit den jüdischen Einwohnern der Gemeinde stand
und öffentlich für sie gegen den aufstrebenden Nationalsozialismus eintrat. 1933
wurde er auf Grund seiner Eintretens für Juden als "unerwünschter Beamter"
entlassen und nach Eisenharz strafversetzt. 1943 wurde er wegen Fliegerschäden
nach Düsseldorf versetzt, wo er das Ehepaar Elise und Hans Helmes traf, die er
bereits aus Eisenharz kannte (Elise Hermes war Jüdin). Kinkele vermittelte für
sie und ihren Mann eine Wohnung in einem Bauernhof in Eisenharz. Auch die
jüdische Sopranistin Elisabeth Klepner wurde von Kinkele in eine Unterkunft
vermittelt und überlebte. 1946 bis 1950 war Kinkele Bürgermeister in Isny, wo er
am 5. Dezember 1956 verstarb.
Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Kinkele und
https://www-old.eglofs.de/hermann%20kinkele/Hermann%20Kinkele.html
(mit Fotos)
Berichte aus der
jüdischen Geschichte in Isny
Persönlichkeiten
Elia Levita (1469 in Ipsheim an der Aisch, aufgewachsen in
Neustadt an der Aisch - 1549 in Venedig)
Elia Levita (im jüdischen Sprachgebrauch Elia Bachur oder
Elia Ben Ascher Aschkenasi), geb. 1469 in Ipsheim an der Aisch, gest. 1549:
bedeutender jüdischer Humanist und Sprachwissenschaftler. Elia
Levita war der jüngste von neun Söhnen des Rabbi Ascher Levita. Die Familie des
Rabbiners zog jedoch nach wenigen Jahren (1473?) nach
Neustadt a.d. Aisch, wo
Elia den größten Teil seiner Jugend verbracht. Auf Grund der Ausweisung von
Juden aus Neustadt wanderte Elia Levita nach Italien aus, wo er 1496 in Venedig,
1504 in Padua lebte. Hier wurde er alsbald ein bewunderter und gefragter Lehrer,
auch für christliche Wissenschaftler, die bei ihm das Hebräische erlernten.
Ein enger Kontakt bestand mit dem Tübinger Humanisten Reuchlin. Auch
Melanchthon hat die Werke Levitas gelesen und genutzt. Etwa ab 1504 lebte Levita
in Rom, wo er mit seiner Familie im Haus des Generaloberen des Augustinerordens
und späteren Kardinals Ägidius aufgenommen wurde. 1527 musste Levita auf Grund
der Plünderungen Roms durch die Landsknechte Kaiser Karls V. aus Rom fliehen.
Er verzog wiederum nach Venedig und genoss weiterhin höchstes Ansehen. 1541
reist Elia Levita nach Deutschland, wo er in Isny und Konstanz die Herausgabe
seiner Werke betreute und weitere in Isny vollendete. 1544 kehrte Levita nach
Venedig zurück, wo er 1549 verstarb.
(Abbildung oben: Titelblatt eines Werkes
von Elia Levita) |
|
Elia Levita war bereits im 19. Jahrhundert
Gegenstand wissenschaftlicher Forschungen:
|
Buchbesprechung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom
14. Juli 1889: "'Elia Levita und seine Leistungen als Grammatiker.
Von Dr. J. Levi. Breslau, Schottländer, 1888'. Der von jüdischen
Gelehrten kurz Rabbi Elia Bachur, von christlichen Elia Levita genannte
verdienstvolle Grammatiker, welcher der hebräischen Grammatik die bis
jetzt innegehaltene und in reichem Maße weiter geführte Gestalt gegeben
(geb. in Neustadt a.d. Aisch am 13. Februar 1469), ist Gegenstand der
vorliegenden Arbeit. Der Verfasser lässt sich zuerst über das Leben und
die Schriften Elia's aus, dann über dessen Bedeutung als Lehrer unter den
Juden und unter den Christen, dann über seine Bedeutung als Grammatiker
und über das grammatische System desselben. Hinzugefügt ist die
Einleitung zu Meturgeman, zum ersten Male ediert. Die Monographie
ist mit vielem Fleiße und richtiger Würdigung, sowie in klarer
Darstellung abgefasst. Bekanntlich hat man in neuerer Zeit sich kritisch
über die von Elia Levita ausgegangene Gestaltung der hebräischen
Grammatik tadelnd geäußert und findet sie zu sehr der Grammatik der
klassischen Sprachen angepasst, wodurch dem Charakter der hebräischen
Sprache Gewalt angetan werde. Diese Streitfrage befindet sich jetzt noch
im ersten Stadium und hat man weitere Erfolge abzuwarten." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Januar 1894:
"Neustadt a. A. (nicht: H.) Dieser Tage hielt sich Herr Isidore
Goldblum, Copist an der Bibliothèque Nationale in Paris, dahier auf, um
in den Schriftstücken im hiesigen Rathause Forschungen anzustellen über
den berühmten ... Rabbi Elias Lewita, welcher hier am 8. Februar 1477
geboren und 1509 bei einer von der Regierung von Ansbach veranlassten
Vertreibung der Juden mit seiner Familie auswandern musste. Herrn Goldblum
gelang es, das uralte Stammhaus des Rabbi Elias aufzufinden, woselbst
später ein Nachkomme desselben, der Hofjude Josel Levi, sein erstes
Geschäftshaus errichtet hat. Herr Goldblum schreibt gegenwärtig ein Buch
über die Geschichte des oben genannten Rabbi - seligen Andenkens -
und hat bereits einige Kapitel derselben in den hebräischen
Wochenschriften HaIwri und HaZifira veröffentlicht." |
Beitrag von Rabbiner Dr. Abraham Schweizer in Horb und
"Eine hebräische Druckerei in Isny" bzw. über Elias Levita aus
Neustadt an der Aisch (1929)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Februar 1929:
Zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken |
 |
 |
Fotos / Abbildungen
Das Kaufhaus Gollowitsch in
Isny
(Foto: Stadtarchiv Isny) |
 |
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | vgl. Angaben oben. |

vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|