Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Leun und Biskirchen (Stadt Leun, Lahn-Dill-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
In Leun bestand eine jüdische Gemeinde (Filialgemeinde zu Wetzlar) bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, zu der auch die in Biskirchen lebenden jüdischen Familien gehörten. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts war Biskirchen der Hauptort, nachdem aus Leun die meisten jüdischen Familien weggezogen waren. Bei der Einteilung der acht Synagogenbezirke im Kreis Wetzlar zum 1. August 1853 wurde Biskirchen der Hauptort des sechsten Synagogenbezirks. Zur jüdischen Gemeinde in Biskirchen gehörten damals auch die in Daubhausen, Edingen und Greifenstein lebenden jüdischen Personen. Alle Orte waren mit - gemeinsam mit den anderen sieben Synagogenbezirken des Kreises Wetzlar - der Bezirksgemeinde Wetzlar zugeordnet.    

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: in Leun zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch etwa 20 jüdische Personen, 1888 keine jüdischen Einwohner mehr; In Biskirchen 1816 25 jüdische Einwohner, 1823 22, 1875-1880 5 jüdische Familien, 1905 6, 1914 7 Familien.    
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge - zunächst in Leun, dann in Biskirchen (s.u.), eine jüdische Schule und ein Friedhof (in Biskirchen). 
   
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Jacob Jacob (geb. 28.5.1894 in Biskirchen, gef. 14.1.1917).      
   
1933 lebten noch Angehörige der Familien Heymann, Kahn, Manasse und Neter sowie einige weitere Personen in Biskirchen.
In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert.
      
Von den in Biskirchen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945": Helmut Eichenwald (1922), Charlotte (Lotte) Eichenwald geb. Jakob (1892), Kartinka Hammerschlag (), Auguste (Gusta) Heymann (1868),  Isidor Heymann (1905), Jakob Heymann (1909), Julie Jakob geb. Schnork (1884), Albert Jakob (1879), Gertrud Kahn (1919), Leopold Kahn (1886), Irma Manasse geb. Liebmann (1897), Kurt Manasse (1925), Max Manasse (1865), Moritz Manasse (1898), Erich Neter (1913), Hedwig Neter geb. Heymann (1906), Semi Neter (1942), Zilla Neter (1939), Rosa Seligmann geb. Wolf (1905).   
    
Aus Leun, Daubhausen, Edingen und Greifenstein werden in den angegebenen Listen keine Personen genannt.   
  
  
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde       
   
Zwei jüdische Kinder wurden von einem glaubenseifrigen protestantischen Pfarrer als Konvertiten in sein Haus aufgenommen (1859)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. April 1859:  "Bad Homburg, Ende März (1859). Als ein Gegenstück zu der leidigen Mortara-Angelegenheit berichte ich Ihnen etwas verspätet, dass in Leun bei Braunfels (Kreis Wetzlar, Preußen) zwei Judenkinder einer armen eingeschüchterten Wittfrau von einem glaubenseifrigen protestantischen Pfarrer als Konvertiten in sein Haus aufgenommen wurden. Den rastlosen Bemühungen eines zu deren Befreiung gebildeten Komitees, an dessen Spitze Herr Hofagent H. Loew in Braunfels, gelang es, bei der dem Pfarrer vorgesetzten Behörde zu erwirken, dass die Kinder wieder in Freiheit gesetzt wurden. Die Sache ist mir durch eine von oben genanntem Herrn Loew im Spätsommer vorigen Jahres auf hiesigem Platze zur weiteren Unterstützung der beiden Kinder und deren Mutter veranstalteten Kollekte bekannt geworden".     

   
        
Kurze Gemeindebeschreibung von Leun (1936)   

Aus einem Artikel im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom Oktober 1936 S. 30: "Von Braunfels zum Lahnbahnhof (50 Minuten) und über die Lahn nach Leun (20 Minuten). Alte Judengemeinde, schon im 17. Jahrhundert Synagoge, Seit etwa 50 Jahren keine Juden mehr; aber einige Häuser trugen bis vor wenigen Jahren noch hebräische Inschriften, wie 'boruch habbo'. - Entlang der Lahn bis Stockhausen; die Lahn überschreitend (blaues Kreuz) sind wir nach 1 1/2 Stunden in..." 

   
    
      
Zur Geschichte der Synagoge               
    
In Leun soll die vermutlich älteste Synagoge im Solmser Land gestanden haben (mindestens seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts), die von der Juden der weiteren Umgebung besucht wurde (u.a. von Braunfels, bis diese 1697 einen eigenen Betraum einrichteten). Sie wurde Anfang des 19. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit geschlossen und ist nicht erhalten. 

Um den Sitz der Synagoge gab es zwischen den in Leun und Biskirchen lebenden jüdischen Familien Ende des 18. Jahrhunderts Streit (Angaben nach K. Porezag s. Lit.). Am 21. Mai 1799 hatte der Leuner "Judenvorsteher Hirsch Löw und Constorten zu Leun, Tiefenbach und Niederbiel" eine Klageschrift gegen die Biskirchener Juden "Bohnen und Consorten" an den Oberrabbiner in Friedberg gesandt, da in Biskirchen eine eigene Synagoge gebaut werden sollte. Hirsch Löw befürchtete, dass dadurch der Beitrag der Biskirchener Juden zu den Unterhaltskosten der Leuner Synagoge verloren gehen würden. Eine neue Synagoge in Leun sei viel zu teuer, und die Biskirchener Juden hätten doch schon seit über 100 Jahren die Leuner Synagoge mit benutzt. Der Protest von Hirsch Löw nützte nichts. Die Synagoge in Leun wurde vermutlich alsbald aufgegeben. 
  
In Biskirchen gab es seit 1807 eine eigene Synagoge. Aus diesem Grund wurde 1853 Biskirchen auch der Hauptort eines Synagogenbezirkes im Kreis Wetzlar. 
  
Wie lange in der Synagoge in Biskirchen Gottesdienste abgehalten wurden, ist nicht bekannt.       
   
   
Adresse/Standort der Synagoge   Wilhelmstraße 4        
   
   
Fotos:

Es sind noch keine Fotos zur jüdischen Geschichte in Leun und Biskirchen vorhanden; 
über Hinweise oder Zusendungen freut sich der Webmaster der "Alemannia Judaica"
 
     

 
Links und Literatur

Links:  

Website der Stadt Leun    

Literatur:  

Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 88-90 (innerhalb des Abschnittes zu Braunfels) und Bd. II S. 365-380 (innerhalb des Abschnittes zu Wetzlar).   
Keine Abschnitte zu Leun-Biskirchen mit dem Hinweis "um 1900 aufgelöst" - bei Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 und dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994 sowie Neubearbeitung der beiden Bände 2007² 
Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 118.     
Wetzlar Buch 02.jpg (32081 Byte)Karsten Porezag: ...dann müssen die Steine reden! Die Wetzlarer Synagogen, die Mikwe und die jüdischen Friedhöfe in neuerer Zeit. Schriften zur Stadtgeschichte - Sonderausgabe. Hg. von Magistrat der Stadt Wetzlar. 2004. 20072   
Vorwort zum Buch online
    Website von Karsten Porezag   Zu Leun und Biskirchen u.a. S. 38-39.  

n.e.

  

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 25. März 2013