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Marktredwitz (Kreis
Wunsiedel)
Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur Geschichte jüdischer Einwohner
In Marktredwitz lebten im 19./20. Jahrhundert einige
jüdische Personen/Familien, ohne dass es zur Bildung einer selbständigen
Gemeinde kam. Die hier lebenden Juden gehörten zur Israelitischen
Kultusgemeinde in Hof.
Ein Zuzug in die Stadt war für jüdische Personen erst nach 1861 möglich. Bei
den Volkszählungen wurden folgende Zahlen jüdischer Einwohner festgestellt:
1871 ein jüdischer Einwohner, 1880 sechs (0,2 % von insgesamt 2.554 Einwohnern), 1890
acht, 1900 15, 1910 Höchstzahl von 21 (0,3 % von 6.635), 1925 13, 1933 13
jüdische Einwohner.
Als Einrichtung hatte die jüdischen Familien vermutlich einen Betsaal
eingerichtet (Angabe nach
Ophir/Wiesemann s. Lit. S. 144). Die Toten wurden im städtischen Friedhof
beigesetzt (dto.).
Nach 1933. Die nationalsozialistische Machtübernahme wirkte sich
sofort auf die wenigen jüdischen Einwohner der Stadt aus. Im März 1933 wurde
ein jüdischer Mann verhaftet und schwer verprügelt. Im Januar 1937 bekamen die
Lehrer vom Bürgermeister, der zugleich NSDAP-Ortsgruppenleiter war, die Anweisung,
die Schüler vor Einkäufen in jüdischen Geschäften zu warnen. Im Februar 1937
wurde der Kaufmann Max Hirschfeld zu einer Geldstrafe von RM 500 verurteilt,
da er ein "arisches" Dienstmädchen beschäftigte. Im November 1937
wurde Ernst Eisemann wegen angeblichen Verstößen gegen die Devisenbestimmungen
verhaftet. Zwischen 1937 und 1939 konnten sechs der jüdischen Einwohner
emigrieren (vier in die USA, je einer in die Tschechoslowakei und nach China).
Einer verzog nach Nürnberg, einer verstarb in Marktredwitz. Am 24. April 1942
drei der vier hier noch lebenden jüdischen Einwohner über Bamberg nach Izbica
(bei Lublin, Polen) deportiert. Ein in sogenannten "privilegierter
Mischehe" lebender jüdischer Einwohner konnte in Marktredwitz
bleiben.
Von den in Marktredwitz geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Alfred Davidsohn (geb. 1913 in Fürth, 1935-1939 in
Marktredwitz, 1943 nach Auschwitz deportiert), Ernst Eisemann (geb. in Ober-Ingelheim
am Rhein 1891, 1943 nach Auschwitz deportiert), Alice Fischer (geb. 1921 in Marktredwitz), Fritz Fischer
(geb. 1876 in Marktredwitz, nach Izbica deportiert), Irma Fischer geb. Röhr
(1886), Emil Rosenbaum (geb. 1910 in Marktredwitz, später in Nürnberg
wohnhaft, von wo aus er 1942 nach Izbica deportiert wurde), Heinz Erich Tuchmann (1911;
zu seiner Lebensgeschichte siehe unten).
Nach 1945 lebten einige jüdische Displaced Persons (DPs, Überlebende
von Konzentrationslagern, Flüchtlinge aus Osteuropa) in der Stadt. In dem
Gebäude Klingerstraße 15 konnten sie einen Betsaal einrichten. Nach dem Wegzug
der DPs Anfang der 1950er-Jahre kam das Gebäude in Privatbesitz (heute Pils-Bar
Ambiente).
Berichte
zur Geschichte jüdischer Einwohner
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Marktredwitz gefunden. |
Berichte zu einzelnen Personen
Über Heinz Erich Tuchmann (1911 - 1944, in Marktredwitz von 1931 bis 1933)
An
das Schicksal von Heinz Erich Tuchmann erinnert seit dem 23. März
2010 ein "Stolperstein" vor dem Haus Walther-Rathenau-Straße
33a in Magdeburg (Foto links, erhalten von Michael Müller).
Heinz Erich Tuchmann ist 1911 in Magdeburg geboren, war als Kaufmann
tätig, emigrierte 1933 nach Jugoslawien, 1941 nach Italien und wurde am
23. März 1944 in einer Vergeltungsaktion der SS in den ardeatinischen
Höhlen bei Rom erschossen. In Marktredwitz lebte Heinz Erich Tuchmann von
März 1931 bis September 1933 und war in dieser Zeit kaufmännischer
Angestellter bei der Spiegelglasfirma (Seligmann Bendit & Söhne,
Fürth und Marktredwitz). Die Frau seines Onkels Philipp Tuchmann
war eine geborene Bendit.
Weitere Informationen siehe eine ausführliche
Biographie von Michael Müller (pdf-Datei)
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 143-144. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 217. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 235.
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