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Fassoldshof (Markt
Mainleus, Kreis Kulmbach)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Fassoldshof bestand eine kleine jüdische Gemeinde bis
zu ihrer Auflösung 1881. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18.
Jahrhunderts zurück. Um 1820 bestanden immerhin 12 Matrikelstellen
für jüdische Familien am Ort. Um diese Zeit waren drei Viertel der Häuser des
Ortes in jüdischem Besitz: 1810 werden 15 jüdische Hausbesitzer genannt
(einmal ein ganzes Haus, zweimal 3/4 Haus, fünf Mal ein halbes Haus und sieben
Mal ein Viertel Haus).
Die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder entwickelte sich im 19.
Jahrhundert wie folgt: 1824/28 12 jüdische Familien, 1840 43 jüdische
Einwohner (36,8 % von insgesamt 117 Einwohnern), 1852 27 (23,1 % von 117),
1875 9 (1,1 % von 820 Personen in der Gesamtgemeinde Mainroth), 1900 1 (0,1 %
von insgesamt 835 in der Gesamtgemeinde Mainroth). Die jüdischen Familien
lebten vom Handel mit Schnitt- und Hausierwaren (darunter Porzellan und
Steingut). Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts gab es auch drei jüdische
Handwerker (Korbmacher, Weber, Glaser).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts ein Synagoge (s.u.). Die jüdischen Kinder wurden - nach der
allerdings nicht ganz einheitlichen Quellenlage - bis 1827 von einem eigenen
jüdischen Privatlehrer in Fassoldshof unterrichtet. Seitdem besuchten sie - bis
1839 oder noch danach - die jüdische Schule in Maineck.
1844 soll ein Lehrer Adolf Kohn die jüdischen Kinder von Maineck und
Fassoldshof in Maineck unterrichtet haben. Nach Auflösung der Schule in Maineck
besuchten die sechs- bis neunjährigen jüdischen Schulkinder aus Fassoldshof
die Schule in Mainroth, die Schüler über neun Jahre die Schule in Altenkunstadt.
Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden in Burgkunstadt
beigesetzt.
An jüdischen Gemeindevorstehern ("Judenschultheiße") werden
genannt: Nathan Jacob (1803), Daniel Herrmann (1839), Josef Westheimer (1852).
Die Auflösung der jüdischen Gemeinde setzte bereits um 1850 ein.
1852 waren bereits keine zehn religionsmündigen jüdischen Männer am Ort.
Nachdem das jüdische Gemeindeleben auf Grund der Wegzüge nur noch
eingeschränkt möglich war, war der Anschluss der jüdischen Einwohner
Fassoldshof an eine andere jüdische Gemeinde unumgänglich. Doch wurde erst
1881 von der Regierung der Anschluss an die Gemeinde in Burgkunstadt angeordnet.
1883 war noch Viehhändler Arnold Schmidt mit seiner Familie am Ort. Er verließ
1893 den Ort.
Zur Geschichte der Synagoge
Bis 1802 besuchten die jüdischen Einwohner von Fassoldshof
die Synagoge in Maineck. Seit 1802
planten die Fassoldshofer Juden die Errichtung einer eigenen Synagoge, was
zunächst zu Spannungen zwischen den Mainecker und Fassoldshofer Juden führte.
Mit Hilfe des Rabbiners aus Burgkunstadt konnte man sich einigen. Dabei ging es
vor allem um die Auslösung einer Torarolle aus der Mainecker Synagoge zur
Verwendung in einem Betsaal in Fassoldshof. 1803 lag die Erlaubnis der
Gutsherrschaft der Freiherren von Künßberg-Wernstein zur Einrichtung einer
Synagoge in Fassoldshof vor. 1806 wurde eine Synagogen- und
Gemeindeordnung verabschiedet.
Zunächst war die Synagoge (Betsaal) im Haus des Vorstehers der jüdischen
Gemeinde ("Judenschultheiß") Nathan Jacob eingerichtet. Dazu bezahlte
die jüdische Gemeinde an ihn eine festgesetzte Miete. 1804 wurde das
Haus mit der Nr. 15a von der Judenschaft erworben, das zu einer Synagoge
umgebaut wurde.
Erwähnung der Synagoge 1840
Aus
M. Siebert: Das Königreich Bayern topographisch-statistisch in
lexicographischer und tabellarischer Form dargestellt. München 1840. S.
259: Genannt werden in Fasselshof / Fassoldshof "58 (oder 52?)
Juden mit Synagoge".
. |
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts war es bereits schwer geworden,
regelmäßig Gottesdienste im Fassoldshofer Betsaal abzuhalten, da die Gemeinde
nicht mehr über zehn religionsmündige Männer verfügte. Mindestens seit
1866 wurden überhaupt keine Gottesdienste mehr abgehalten. Danach besuchten
die hier noch lebenden jüdischen Personen die Gottesdienste in Altenkunstadt
beziehungsweise Burgkunstadt.
Das Synagogengebäude wurde von dem Viehhändler Arnold Schmidt als letztem
jüdischem Gemeindeglied am 8. März 1893 für 55 Mark an Dorothea
Heinlein verkauft. Zwar musste sich Schmidt noch einige Jahre mit der
Kultusgemeinde Burgkunstadt auseinandersetzen, da diese der Meinung war, der
beim Verkauf der ehemaligen Synagoge erzielte Preis stehe ihr zu. Doch sprach
das Bezirksamt Lichtenfels 1899 den Betrag dem Viehhändler Schmidt zu, da
dieser mehrere Jahre für die Steuer und die Unterhaltung des Gebäudes
aufgekommen war.
Das Haus, in dem die Synagoge der jüdischen Gemeinde Fassoldshof einst
untergebracht war, ist noch als Wohnhaus erhalten. Auf Grund mehrerer Umbauten
und Renovierungen ist am Gebäude äußerlich nichts mehr von der früheren
Geschichte zu erkennen.
Adresse/Standort der Synagoge: Ringstraße 2
Fotos
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Neuere Fotos werden noch
erstellt;
über Zusendungen freut sich der Webmaster
von Alemannia
Judaica;
Adresse siehe Eingangsseite. |
Das Gebäude der
ehemaligen Synagoge - zum Wohnhaus umgebaut
(Foto aus Guth s. Lit. S. 365). |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Klaus Guth (Hg.) u.a.: Jüdische Landgemeinden in Oberfranken
(1800-1942). Ein historisch-topographisches Handbuch. Bamberg 1988. Zu
Fassoldshof S. 161-164 (mit weiteren Quellenangaben). |
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